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Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 07.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id185994292X-187610077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id185994292X-18761007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-185994292X-18761007
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAnzeiger für Zwönitz und Umgebung
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-07
- Monat1876-10
- Jahr1876
- Titel
- Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 07.10.1876
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AMIM Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 51. Soomdtnd, -kn 7. Oktober 1876 1. Jahrg Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal u nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonncmentspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prsennmoranäo. für Zwönitz und^lmgegend Vichmarkt in Zwönitz den 10. Oetober 1876. Stättegeld wird nicht erhoben. Tagesgeschichte. — Die Möglichkeit, die „Orientkrisiö" auch nur annähernd zu überblicken, wird durch eine Menge Telegramme, namentlich türkischer und türkenfreundlicher, eher noch erschwert als erleichtert. Die „N. A. Z." bezeichnet dieselben weniger an und für sich, als vielmehr durch ihre Folgen wichtig und bespricht außerdem namentlich die Gegen» Vorschläge der Pforte in Bezug auf Reformen in ihrem ganzen Reiche und ihre Erbietung zur Waffenruhe, aber nicht zu einem Waffenstill stände. Das ministerielle Blatt springt, was nicht unbemerkt bleiben wird, ziemlich unsympathisch mit den osmanischen Kundgebungen um, indem es unter Anderem sagt: „Es wäre eitel, hinter diesen türkischen Gegenvorschlägen mehr als Wiokelzieherci zu suchen. Die Pforte will den Mächten, welche ihr gegenüber zum ersten Male „im Princip" einig waren, Zeit geben, sich wieder zu entzweien, und er hofft von dem „Reformentwurf für das" türkische Reich" die Wirkung jenes Knochens, den ein von einer Schaar Hunde Gehetzter unter seine Verfolger wirft. In Konstantinopel glaubt wohl Niemand daran, daß ein solcher Entwurf, der der christlichen Bevölkerung der drei Provinzen eine Vertretung durch 9 Stimmen in mehr als hundert Köpfe zählenden „Nationalrath" in Aussicht stellt, Gegenstand einer ernsthaften Erörterung sein oder gar die Basis für weitere Berhand- lungen abgeben könnte. Beispielsweise hat Bosnien 850,425 christ liche und 480,596 muhamedanische Einwohner (nach den Angaben von 1874) und soll durch 3 (schreibe: drei) christliche und drei muha- medanische Abgeordnete vertreten werden. Den 850,060 Christen wird die nämliche Vertretung zugestandcu wie den 480Mtt Muhame- danern! Im Donauvilahet (Bulgarien) lebten — allerdings vor den türkischen Metzeleien — 1,167,282 Christen neben 819,276 Muhame» dauern und jede Kategorie soll durch 4 Stimmen in der „National versammlung" vertreten sein, einer Kammer, von deren künftigen Rechten übervem noch gar nichts verlautet. Mit diesem Entwurf würde weiter nichts gewonnen sein, als daß sie jetzt willkürliche Herr schaft der Minorität über die Majorität in scheinbar gesetzliche Formen gekleidet wird. — Ob die Pforte wirklich in ihrer o ficiellen Antwort die von den Mächten aufgestellten Vorschläge als nutzlos und zwecklos bezeichnen wird, dürfte abzuwarten sein. Die letzten 40 Jahre der türkischen Geschichte haben zur Genüge bewiesen, daß die Türken ein Urtheil über das, was der christlichen Bevölkerung ihres Landes nützlich oder zweckdienlich ist, durchaus nicht haben und es daher schon wohl oder übel den europäischen Mächten überlassen müssen, die Existenzbedingungen jener Bevölkerungen festzusetzen. Nachdem die officielle Entscheidung der Pforte zur amtlichen Mittheilung gelangt sein wird, ist es an den Regierungen, zu derselben Stellung zu nehmen. In erster Linie wird die Frage nach den Garantien für diese neuen türkischen Versprechungen zu erledigen sein. Wir enthalten uns jeder Voraussagung über die zu erwartenden Entschließungen, glauben uns jedoch der in Wien und Paris vorherrschenden Auffassung anschließen zu sollen, wonach die Situation eine unmittelbare Gefahr für den Frieden, d. h. für den Frieden unter den christlichen Mächten (!) nicht in sich schließt." Das Wiener „Fremdenblatt" schreibt in dieser Beziehung: „Wir haben keinen Anstand genommen, die Situation als sehr ernst zu bezeichnen, wir vermögen aber keine acute Gefahr in ihr zu erblicken. So lange die Mächte einig sind, ist kein Grund zur Besorgniß vorhanden. Eö wäre wahrhaftig demüthigend für das Europa deS neunzehnten Jahrhunderts, wenn cs nicht im Stande sein sollte, seinen festen Willen im Orient geltend zu machen, auch ohne Anwendung von Zwangsmaßregeln. Freilich — das hat schon Graf Derby gesagt — will die Pforte in ihr Verderben rennen und Selbst» mord begehen, kann sie Niemand, auch Oesterreich nicht, daran ver hindern." Dabei wird ferner die Frage der Neformfähigkeit der Türkei aus sich selbstheraus von vielen Seiten in verneinendem Sinne beantwortet und zwar nicht nur dort, wo man dem Schauplatz der orientalischen Ereignisse fern steht, sondern gerade auch von solchen Persönlichkeiten, deren Erfahrungen aus der unmittelbaren Beobachtung der Menschen und Verhältnisse deS ottomanischen Reiches geschöpft sind. Aus Albanien ist dem Pariser „TcmpS" erst kürzlich eine Correspondenz zugegangen, deren Verfasser nicht umhin kann, zu ge stehen, daß der Racenhochmuth und die Einbildung von der Ueber- legenheit des Islam, wie er im Herzen der muselmännischen Bevöl kerung lebt, nur dem Drucke überlegener Gewalt weichen werde. Aehnlich lautet das Urtheil aller Kenner der orientalischen Verhält nisse. An dieser Starrheit der Anschauungen, welche in religiösem Fanatismus ihren Ursprung hat, dürften selbst die wohlwollendsten Absichten des Sultans wirkungslos zurückprallen, selbst wenn er nicht den ganz direkten Widerstand des alltürkischen Elements zu besorgen hätte. Letztere Besorgniß ist aber keineswegs eine unbegründete und wie der Constantinopeler Correspondent des „Moniteur universel" nach Paris berichtet, hegt der Generalissimus der Nordarmee, Abdul Kerim Pascha, sehr ernstliche Bedenken wegen der eventuellen Haltung des Heeres, das auf Fortsetzung der Feindseligkeiten dringe. -ES gilt dem genannten Correspondenten für bestimmt, daß sich Fanatiker finden, welche das Heer zur Insubordination, zum Aufstande und zu Gewalt- lhätigkeit reizen, und so den ernstlichen Anlauf zu Reformen durch Herbeiführung der Säbclherrschaft lähmen wollen. Unter solchen Umständen herrscht natürlich in den europäischen Bevölkerungskreisen ConstantinopelS lebhafte Beunruhigung, welche durch die Feier des Glaubenseifer anregenden Namazaufesteö (Fastenmond) noch gesteigert wird, weil die ohnehin erregte Stimmung des muselmännischen Pöbels in Folge der Predigten und des nächtlicherweile in Uebermaß genossenen Raki und Mastic eine geradezu- exaltirte geworden ist. Daß eine neuerdings erlassene Ordonnanz des Sultans, welche übrigens nur eine schon von Murad getroffene Maßregel nachahmt, die Einrichtung eines ZeituugsbureauS im Palais Dolmabagdlche befiehlt, dessen Aufgabe es sein wird, die angesehendsten Blätter des Auslandes zu lesen und daraus Auszüge für seine Person zu machen, wobei den Wiener („Neue Freie Presse"?) und Pester Blättern besondere Auf merksamkeit geschenkt werden soll, ist ein schlechter Trost. Berlin, 2. Octyber. Im Reichskanzleramte ist, der „Post" zufolge, eine allgemeine Sküzze des projectirten ReichSpatentgesetzeS entworfen worden, welche di^Grundlage der gegenwärtig stattfindenden Verständigungenzwischen dek'preußischen Regierung und den übrigen Bundeslegierungen über die Grundzüge des auSzuarbeitende» Patent- gesetzes bildet. Die ausführlichen Protokolle der Berathungen der Neichsenquötecommissionen für daS Patentwesen sind nunmehr gedruckt und werden im Laufe dieser Tage den Mitgliedern der Enquvtecommission, sowie den Bundesregierungen zugehen. Es dürsten demnach schon in der nächsten Woche von den Regierungen bestimmte Meinungsäußerungen über die ihnen zur vorläufigen Ver ständigung zugestellten Materialien, betreffend daS Patentwesen, erfolgt sein, so daß daS ReichSkchnzlerantt sodann die Ausarbeitung des eigent lichen Gesetzentwurfs beginnen kann. Vor Ende Oktober wird dem zufolge der Gesetzentwurf nicht an den BundcSrath gelangen und von diesem erledigt werden. Ob auch die Vorlage in den Reichstag während seiner nächsten Session vorgebracht werden wird, läßt sich mit Rücksicht auf die Dauer der Berathungen der Justizreformgesetze nicht vorher bestimmen. — Von officiöser Seite wird geschrieben: Der dem BundeSrathe zugegangene Entwurf von Normen für die Construction und Aus rüstung der Eisenbahnen Deutschlands ist, wie man hört, taö Werk
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