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Dresdner Journal : 02.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188402027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-02
- Monat1884-02
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- Dresdner Journal : 02.02.1884
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M 28. Sonnabend, den 2. Februar. vt»r ii» L«^d«! ^Ltlrlick: .... 18 ^jLUrUol»: 4 Ll»rk LV kL Liv»«tv« dluwwvr»: io kL Lv—rkvlb ä«, 6«ut»oU«n Lviotr«, tritt kost- ooä 8towp«I,o,«U»^ tu»,». lo»«r»t«opr«l»«: kür ckva Louw «ioor ^k,p»It«o«u kstittoils tv kf. vutor „Liuzsioucit" 6!« 2«il» SV kf. 8« I'odoUeo- uvä 2iir«r»»»t« LV H Dres-mrHourml. 1884. In»«r»1«>o»aoat>mo lelprlxi kV. t »,»>u»-!».vii^r 6<>» Oreiänvr 6onn>»l»; N«odurU >«rli»-V>,u >«—l >r—I»v rr»vttvrt ». » : <S kuylsr, 8«rU>»-Vt«» Lw»durU rr«oktvr1 ». ». »»»-d«»: »erUv: Lremvil L Le^ott«,' 8r««I»»: /. LlonArn', Äoreau <F>nit ^abat/>-, rr^oltur» ». N.: L. ^arA^ivkv linr-kkouaiunx; S»rUt«: V. L»»»»^«r: 0. Klünter, k^t, 8«rU» rnwklvrt ». ».- tt»UU»rr: z-aui* <0 Oa, LEdwA: ^»6. Stein«-. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. krsokein»» r Dt-IicU wit Xusnoliw« 6«r 8ono- unit k»-ivrt»A» Ft)öu6» fgr 6v» koljsSLäva ll«r,o«Uederr Nvuiol Lipeäition 6s, Drs,6oer ^ouruot», Lviugsritro»« Ho. LV. Amtlicher Theil. N-lkti». Dretden, 31. Janu«r, Abend-8 Uhr. Der Schar lach ähnliche Ausschlag hat sich bei Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg etwa- verändert. Puls 100, kräftig, etwas doppesschlägig. Temperatur vor dem Bade 40,v, nach dem Bade 38^. Die De lirien und übrigen nervösen Erscheinungen dauern fort. Hals- und Brustorgane normal. Pros Wagner Vr. Fiedler. l)r. Jacobi. Anlleli«. DreSden, I. Februar, früh ^8 Uhr. Ihre Kö nigliche Hoheit Frau Prinzessin Georg haben die vergangene Nacht etwa- ruhiger verbracht und gegen Morgen eine Viertelstunde geschlafen. Temperatur 40,«. Puls 98. Zustand im Uebrigen wie gestern Ur. Fiedler. vr. Jacobi. Nullet in. Dresden, I. Februar, l2Uhr. Die hohe Patientin bat nach einem lauwarmen Bade früh 8 Uhr kurze Zeit geschlafen. Bald nachher traten zwar wieder Delirien ein, doch waren Ihre Königl. Hoheit zeit weilig einige Augenblicke bei klarem Bewußtsein. Seit N Uhr wieder Schlaf. Temperatur 39,1, Puls lOO. Der Hautausschlag hat sich nicht weiter entwickelt. vr. Fiedler. Dresden, 3l. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist den Oberlehrern am Königlichen Gym nasium in Chemnitz, l'r.pdil. Wilhelm August Eduard Johnson und vr. pdil. Anton Moritz Pfalz, sowie dem Oberlehrer am Gymnasium zu Bautzen, vr. pdil. Julius Adolf Bernhard, der Titel „Professor' ver liehen worden. Se. Majestät der König haben den Vorständen der beiden Genossenschaften für die Elster-Regulirung bei Wahren und bei GohliS Geheimen Kammerrath, Haupt mann a. D. Freiherrn von FuchS-Nordhof auf Möckern und Stadtrath Mechter in Leipzig da- Ritterkreuz I. Classe deS AlbrechtSorden- Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Rachrichte». Wien, Donnerstag, 31. Januar, Abends. (Tel.d.Boh.) DaS Wiener ObellandeSgericht hat die Durchführung der Untersuchung und deS Pro- ceffeS wegen der Ermordung deS Polizeiconcipiffeu Hlubek und deS DetectiveS Blöch in KloridSdorf, welche eigentlich dem Korneuburger KrriSgerichte zustaud, dem Wieuer Laude-gericht« in Strafsachen übertragen. Henle NachtS find mehrere alS sociatistische Agitatoren bekannte Arbeiterführer iu ihren Woh nungen in Favoriten und KünfhauS verhaftet mor den. Man erblickt darin eine der ersten ans Grund deS Ausnahmezustandes ergriffenen Maß regeln. Infolge der Ausnahmebestimmungen dürf ten demnächst mehrere Hundert Ausweisungen er folgen. Die Gendarmerie soll eine erhebliche L»r- ßärkuag erfahren. . Wien, Donnerstag, 31. Januar, NachtS. (W. T.B.) In der heute Abend» stattgehabten Sitzung deS Abgeordnetenhauses wurde die Berathung deS Herbst'schen Antrages auf Aufhebung der Lyra- chenverordnung für Böhmen vad Mühren (vgl. die „TageSgeschichte") fortgesetzt. Der Justizminister vr. Prazak suchte den Nach weis zu liefern, daß die Gprachenverordnung den bestehen den Gesetzen entspreche; schon als Stremayer Minister gewesen, sei constatirt worden, daß in Böhmen Ein gaben in beiden Sprachen angenommen, resp. in der stressenden Sprache angenommen und in der betreffen den Sprache erledigt worden seien. Aeltere Beamte, die des Böhmischen nicht mächtig seic i, würden des halb aber keineswegs zurückgesetzt. Eine Zweitheilung Böhmens könne die Regierung nicht acceptiren; die selbe würde nur ein Agitationsmittel sein, um den Unfrieden im Lande aufrecht zu erhalten. Nachdem noch die Adgg. Kusy, Weeber uud Hevera daS Wort genommen, wurde dir Debatte geschloffen; zu Grneralrednern wurden Herbst uud Trojan gewühlt. Der Antrag deS Abg. NittrrS v. Schönerer üher die Verordnung, betreffend die Ausnahme- maßregeln für Wien und Umgegend (vgl. die Rubrik „Zeitung-schau"), morgen alS ersten Berathung»- gegenständ zu verhandeln, wurde abgrlehnt. Die Sitzung schloß erst k11 Uhr. Paris, Donnerstag, 31. Januar, AbendS. (W. T. B.) Der Alterspräsident deS SeuatS, Gauthier de Rumilly, ist gestorben. Zum Zeichen der Trauer hob der Senat seine heutige Sitzung wieder auf. Iu der Depujirtrnkammer fuhr der Minister- Präsident Ferry in seiner am DievStag unter brochenen Rede über die wirthschaftliche Krifi» »nd deren Lösung fort. Der Ministerpräsident Ferry erklärte, de Lösung der wirthschaftlichen Krisis sei nicht sowohl Sache der Regierung, al» vielmehr Sache der Indivi duen. Den gegenwärtigen Schwierigkeiten gegenüber beständen die wahren Reformen in der Freiheit der Initiative und in der individuellen Vorsorge. Der Staat solle zwar helfen, er solle sich aber nicht an die Stelle der Privatinitiative stellen; der Staat müsse also die Ungleichheiten beseitigen, die auf der Arbeiter klasse lasteten, er müsse die Arbeiterklasse sich frei b«- rathen lassen über den Lohn, er müsse ihr zu dem Ende gestatten, in Versammlungen zusammenzutreten und Syndikate zu bilden unter jedweder Form. Sin Theil dieses Programms der socialen Vorsorge sei bereit- zur Anwendung gelangt und werde ohne Schwäche, aber auch ohne Lärm, durch diejenigen Ver treter der Nation weiter verfolgt werden, die nicht blos nach äußerer Popularität haschten. (Wiederholter Beifall.) Die Sitzung wurde hierauf suSpendirt. Rack Wiederaufnahme der Sitzung sprach fick Clemenceau für die Nothwendigkeit einer Inter vention des StaateS in den wirthschaftlichen Ange legenheiten aus. Die sociale Frage werde bei den bevorstehenden Wahlen von Wichtigkeit sein; der Staat müsse interveniren, nicht um einen wirthschaftlichen Despotismus herzustellen, sondern um den bestehenden Despotismus zn bekämpfen Der Staat müsse den Schwachen gegen den Starken schützen, er müsse die Abgabenlast besser vertheilen und auf eine Verringe rung der Ausgaben hinwirken. Clemenceau wünscht die Verzehrungssteuer durch die Einkommensteuer er setzt zu sehen und schließt: Die Zeit für Worte ist vorüber, die Stunde zum Handeln ist gekommen; Re- iormen können nur durch ein Zusammengehen aller republikanischen Parteien verwirklicht werden. Die Wtiteiberathung wurde auf nächsten Sonn abend vertagt. Der Staattrath hat sich gegen da- Projekt der Erthrilung einer Concesfion für die Gesammt- Helt der Pariser Eiseubahueu, welch« daS Eisen- bahnurtz der Hauptstadt bilden, ausgesprochen; rin derartiges Unternehmen liege im allgemeinen Interesse und könne nicht der Gegenstand einer Concesfion an eine Stadtgemeinde sein Der „TempS" nennt Lessep- al» Candidaten für die durch den Tod Henri Martin'» erledigte Stelle eine» Mitglied» der Akademie. DaS Gerücht von einem abermaligen, aber er folglosen Angriff der französischen Truppen auf Bae-Ninh ist, der „Agenee HavaS", zufolge unbe gründet. Paris, Freitag, 1. Februar. (Tel. d.DreSdn. Journ.*) Durch eine heftige KeurrLbruost sind gtstern iu der Cit6 Joly, nahe dem Pdre Lachaise gegen 100 Familien obdachlos geworden; mehrere Kinder werden vermißt. Beim Empfange der bonapartistischeu Delegir- tiv erklärte der Prinz Napoleon, der Augenblick sei gekommen, eine gesetzliche und andauernde Agitation in» Leden zu rufen. ES wurde be schlossen, eine große bonapartistische Versammlung am 17. d. MtS. im CircuS zu veranstalten Der Graf v. Pari- kehrt von Spanien direkt nach Pari» zurück und degiebt sich al»dann nach Lanne». Nom, Donnerstag, 31. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der Drputirtenkammrr wurde heute vom ArbeitSminister Genala erklärt, die Acnde- ruvgev, welche die Negierung an dem Barcarin»'- schrn Eiseubahngesetzentwurfe vorgenommen habe, Hütten den Zweck, denselben zu vervollständig»» und den den Betrieb der Bahnen übernehmenden Gesellschaften den Bau neuer Linien aufzuerlegru. Die Vertrüge mit den Gesellschaften seien noch n cht unterzeichnet. Madrid, Donnerstag, 31. Januar, Abrud». (W.T.B.) Wie e» heißt, wäre die Vornahme der neuen Drputirteuwahleu für den 20. April, dir Vornahme der Senat-Wahlen für den 27. April und der Zusammentritt der Corte» für den 20. Mai iu Aussicht genommen. St. Petersburg, Freitag, 1. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ?) Wir hirrhrr gemeldet wird, veröffentlichten Loudouer Blätter em Telegramm au» Charkow, daß die Nihilisten dort «inen Gen- darmrrieoffizier ermordeten, die dortige Polizei eine geheime nihilistische Druckerei entdeckte und Documeute aufgefundeu habe, welche eine Ver schwörung gegen da» Leben der kaiserlichen Fa milie zur Herbeiführung «ine» allgemeinen Bauern- aufstande» in Klriurußlanb offeubartrn. Diese Meldungen erweisen sich nach Mittheilungen von kompetenter Stelle mit der einzigen Ausnahme der Entdeckung einer geheimen Druckerei alS voll- ständig au» der Luft gegriffen. Niemand ist iu Charkow ermordet und keine Verschwörung daselbst eutdeckt worden. Konstantinopel, DonnerStaq, 31. Januar, Abend». (W. T. B.) Der englische Botschafter, Lord Dufferin, wurde heute vom Sultan in beson derer Audienz empfangen. *) Nachdruck verboten. D. Red Dresden, l. Februar. Wie wir in vor. Nummer telegraphisch meldeten, veröffentlichte die gestrige amtliche „Wiener Zeitung" zwei Verordnungen des österreichischen Gesammt- ministeriums, welche durch die socialistischen Umtriebe in Wien und Umgebung nothwendig gewordene Au-nahmemaßregeln verfügen. Dieselben stützen sich auf da- bereit- neulich an dieser Stelle erwähnte Gesetz vom 5. Mai 1869, dessen Hauptbestimmungen folgende sind: Im Falle eine» Kriege», sowie wenn der Ausbruch kriegr- riicher Unternehmungen unmittelbar bevorsteht, dann un Falle innerer Unruhen, sowie wenn in ausgedehnter Weise hochver rätberische, oder lonst die Verfassung bedrohende, oder die per sönliche Sicherheit gesührdende Umtriebe sich offenbaren, können zeitweilig und örtlich nach Maßgabe de« gegenwärtigen Besetze- Au»nahmeverordnungen zur Handhabung der Polizei- und Strasqewalt mit verbindender Kraft erlassen werden Diese Austtuhmeversügnngen sind, sofern in dem gegenwärtigen Be setze nichts Andere» bestimmt ist, nur aus Grund eine» Be schlusse» de» Besammtministerium» nach eingehakter Benehmigung de» Kaiser» zulässig. Durch die erste Verordnung des Gesammtministe- riumS vom 30. Januar werden für den Gerichtshof - sprenget von Wien, Korneuburg und Wiener-Neustadt die Staatsgrundgesetzartikel 8 «persönliche Freiheit», 9 ^Hausrecht), lO (Briefgeheimniß), 12 (Versammlungs recht und Vereinsrecht), l3 ^Preßfreiheit) suspendirt. Personen, welche die öffentliche Ordnung gefährden, können durch die Sicherheitsbehörde aus dem Bezirke der Suspension oder aus einem Orte dieses Bezirkt« ausgewiesen werden, sofern sie nicht an eben diesem Orte oder in eben diesem Bezirke zuständig sind; fer ner können Personen, welche an einem Orte dieses Bezirks zuständig sind, durch die Sicherheitsbehörde angewiesen w rden, ohne behördliche Bewilligung diesen Ort nicht zu verlassen. Die Verwahrungshaft bei Verhaftungen ohne richterlichen Befehl wird von 48 Stunden auf 8 Tage erweitert. Die Polizei kann Haussuchungen ohne richterlichen Befehl vornehmen. Briefe, welche verdächtig erscheinen, um den Umtrieben zu dienen, welche die gesellschaftliche Ordnung und die öffentliche Sicherheit gefährden, können ohne richter lichen Befehl beschlagnahmt und eröffnet werden. DaS Versammlungs- und Vereinsrecht wlrd wesentlich einge schränkt. Vereine dürfen nicht mehr gebildet werden. Die Behörde kann Versammlung»!» derselben einstellen und die Fortsetzung von deren Thätigkeit von besonde- ren Bedingungen abhängig machen. Volksversamm lungen, welche nicht auf geladene Gäste beschränkt sind, dürfen nicht mehr stattfinden. Versammlungen zu Wahlbesprechungen, öffentliche Belustigungen und Auf züge bedürfen der Bewilligung der politischen Behörde. Druckschriften, welche die öffentliche Sicherheit und die gesellschaftliche Ordnung gefährden, dürfen sofort unter drückt werden. Bezüglich der Bestrafung für die Uedcr- tretung 4>er erlassenen Verordnungen finden die strenge ren Bestimmungen des tz 9 des Gesetzes vom 5. Mai 1869 Anwendung. Durch die zweite Verordnung des Gesammtministeriums werden für den Umfang des Gerichtshofsprengels Wien-Korneuburg die Geschwore nengerichte aufgehoben für Preßverbrechen und Preß vergehen, welche nicht Gegenstand einer Privatklage sind, für Hochverrat.!), Störung der öffentlichen Ruhe, Aufstand, Aufruhr, öffentliche Gewaltthätigkeit, Ver fälschung öffentlicher Creditpapiere, Münzfälschung, Religionsstörung, Mord und Todtschlag, ausgenommen Kindermord, schwere körperliche Beschädigung, Brand legung, Diebstahl, Raub, Verleumdung, Verbrechern geleisteten Vorschub, Herabwürdigung von Verfügungen der Behörden, Aufreizung zu Feindseligkeiten. Die Suspendirung der Geschworenengerichte ist bis zum Schlüsse dieses Jahres angeordnet. Diese beiden Verordnungen wurden bereits in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses eingebracht. Es geschah dies durch zwei Zuschriften des Ministerprä sidenten Grafen Taasfe. Im ersten Schreiben wird die Suspendirung der oben genannten Artikel des Staatsgrundgesehes, unter Vorbehalt näherer Darlegung der Gründe, in folgender Weise motivirt: Die Regierung sah sich zur Erlassung dieser AuSnahme- versügungen verpflichtet, msolge der notorisch im Verlause der Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, 3l. Januar, wurde Gluck'« Oper „Armide" gegeben und bot einen wahrhaften Genuß. Wer möchte nicht gern über die entzückenden und ergreifenden Schönheiten derselben ihre Schwächen vergessen, die theil» der Zeit, »Heils der Einseitigkeit Gluck's entstammen, die doch zugleich die besondere Kraft seines Genie- war: Der Finalsatz des ersten Actes, das BeschwörungSduett, Rinaldo's Eintritt in den arcadischen Hain, die Scene mit den Furien des Hasse« und mit der Erscheinung Lucinde'S — dies würde genügen, Gluck's Namen un vergeßlich zu machen, so lange Schönheit, einfache Wahrheit und dramatische Gewalt m der Tonkunst noch erkannt, die Wirkung dc» Geistes noch dem ma teriellen Effect voraezogen wird. Die Aufführung unter Leitung des Hrm Kapellmeister- Schuch war eine vorzügliche, und feiten des Orchester- und Chore», al» der einzelnen Partien. Bor Allem ausgezeichnet ist Frl. Malten'- Leistung in Gesang und Spiel in der dramatisch so schwierigen Gestaltung der Armide, und Hrn. Riese - GesangSaussührung des Rinaldo. Weitern hervorragenden Antheil am Gelingen der Vorstellung nahmen Frau Schuch als reizender Dä mon Lucinde. Frau Schöller, welche die ihr wenig passende Partie der Furie deS Hasset sehr lobenswert!; au-fübrte, die Herren Bulh und Erl (Ubald und dänischer Ritter), die Fräulein Reuther und Nanitz in den langweiligen Bertrautenrollen, Hr. Fischer (Hidraot); auch Hr. Kruis befriedigte als Artemidor. Nur die Najade war völlig ungenügend besetzt, und hierfür sei, da da- gefüllte Hau» und der außerordent lich lebhafte Beifall den Geschmack de» Publicum» für die» Meisterwerk unzweifelhaft und erfreulich er weisen und zu baldiger Wiederholung desselben auf fordern, eine Aenderung erbeten. Sollte sich Frl. Beihl dafür nicht befähigt zeigen, so würde gewiß Frl. Reuther diese Partie noch mit übernehmen. Solche Auskunft »st jedenfalls der Gefahr vorzuziehen, durch zwei Scenen die Vorzüglichkeit dieser Gesammtdar- stellung empfindlich zu beeinträchtigen. C. B. Die Wandlung de» Herzen». Rvvrlle von H. S. Waldemar. (Fortsetzung.) „Woran denkst Du, Werner?" fragte Ika. „Ich dachte an Deine gnädige Frau", sagte er, durch die Stimme seiner Braut zur Gegenwart zu- rückgerusen. „Glaubst Du, daß Rothen sich Aussicht machen darf auf ihre Hand? Absichten darauf traue ich ihm zu." „Helene ist ihm sehr gewogen", erwiderte Ika, ohne ihren Verlobten anzusehen. „So, meinst Du?" fragte er nachdenklich, „aber, wenn Du darüber sprechen darfst, Ika, wie steht es «gentlich mit ihren Vermögensverhältnissen? denn ich glaube fast, daß dies bei meinem Freunde den Aus schlag geben wird und muß. Du darfst ihm daraus keinen Vorwurf machen, Ika, er hat schon in der Kindheit den ganzen Druck beschränkter Verhältnisse kennen gelernt, eS ist nur natürlich, wenn er jetzt daraus hervorzukommen strebt." „Nun, er weiß auch gewiß von dem Testamente des verstorbenen Obersten, das seiner Tochter nur eine verhäl:nißmäßig kleine Summe auSsetzt, während Helene den größten Theil des bedeutenden Vermögens ohne Einschränkung geerbt hat. Herr v. Genzburg hat seine zweite Frau so grenzenlos geliebt." „Was sie in derselben Weise erwiderte?" fragte Werner. „Ich weiß es nicht, Helene ist sehr verschlossen." „Aber stammt denn das Vermögen nicht von der ersten Frau her? Ich vermuthe es." „Doch nicht, die erste Frau brachte ihm nur so viel mit, wie jetzt Vally geerbt hat, man sagt, er habe sich damals in seiner Erwartung getäuscht ge sehen. Der jetzige Reichthum stammt vielmehr von einer Erbschaft, die er erst nach dem Tode der ersten Frau antrat." „Die jetzige Frau v. Genzburg war gänzlich mittel los?" fragte Linoegg weiter. „Helene war ganz arm", bestätigte Ika, „sie hatte eine Stelle al- Gesellschafterin in dem Hause seiner inzwischen verstorbenen Schwester inne, als er sie kennen lernte." ,So, hat sie keine Aeliern mehr?" „Weder Aeltcrn, noch sonst nahe Verwandte. Frau Karsten, b i welcher ich sie kennen lernte, ist eine Art Tante von »hr, ich glaube, sie ist früher oft in War- lingeu gewesen. Karsten- lieben sie sehr. Sonderbar, daß Du sie nie dort gesehen hast!" „Ich glaube, ich habe dort öfter ihren Namen nennen hören. Helene Harder, nicht wahr?" Seit Jahren hatte er den Namen nicht genannt. Ika hörte es nicht, wie schwer es ihm jetzt wurde, ihn auszusprechen. VIII. Der Frühling zog in« Land, und cs wollte Manche bedünken, als sei er nie zuvor so schön, so lieblich er schienen. Er küßte mit warmen Lippen die alte Erde, daß sie wieder grün wurde in neuer Jugend, er hauchte auf die Knospen der Bäume und Sträucher, bis sie sich öffneten, er legte seine »nilde Hand auf die Herzen der Menschen, und da» Eis darin schmolz, die harte Rinde brach, und wo eins ein dumpfes, unbestimmtes Gefühl in sich barg, das wurde sich urplötzlich bewußt, daß e» die Liebe war, die sich ihn» offenbarte. Und es fühlte auch zugleich, daß es unmöglich war, dagegen anzu kämpfen, es war dem uralten Zauber verfallen, fei eS zum Heil, sei eS zum Leid. Der Frühling zog auch in den Garten vor dem Thore, »»nd das Gesträuch grünte um das alte Som merhaus in der Ecke. Es blühte und duftete der Flieder, und des Abends schlugen die Nachtigallen — ring» um den kleinen Raum, in welchem beim Schnee gestöber Alexander die kleine blonde Ika geküßt hatte. Herr v. Rothen kam nach wie vor in das Hau» der Frau v. Genzburg, und kein Mensch außer halb desselben ahnte auch nur, daß ihm bei der schö nen Frau dasselbe Schicksal geworden, wie so manche;:» Bewerber vor ihm Er war dort stets ein gern ge sehener Gast, gern gesehen von jedem der weiblichcn Bewohner desselben, selbst auf die sonst so zurückhal tende Frau Rösener blied sein einnehmendes Wesen nicht ohne Wirkung Aber auch sie sah es wohl, daß er nicht um der armen Vally willen so oft kam, daß
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