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Der Grenzbote : 25.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189801256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18980125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18980125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-25
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Titel
- Der Grenzbote : 25.01.1898
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Der Grrnzbote — Inserate von hier und aus dem Verbreitungs bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit 15 Psg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstsolgenden Tag erbeten. Reklamen die Zeile 20 Psg. Der Grcnzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. 25 Psg. Bestellungen werden M der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. LUM mi> Anzeiger für Adorf imd das obere Vogtland Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyev in Adorf. .W 19.Dienstag, den 25. Januar 1898. 63. Iahrg. OrffenMche gemeinschaftliche Sitzung des Stadtraths nnd der Stadtverordneten Dienstag, den Äs». Januar L898, abends 8 Uhr. Ttadtkassenhanshaltplan Pro 1898. Gedenktage für 1898. Zum 25jährigen Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. Nachdr. verb. 25. Januar: 1 858. Vermählung des Kronprinzen Fried rich Wilhelm, nachmaliger Kaiser Friedrich III. mit der Prinzessin Viktoria von England. Politische Rundschau. * Im Reichstage wurde am Sonnabend die Berathung des Etats des Reichsamtes des In nern fortgesetzt. Graf Posadowsky vertheidigte die Thätigkeit der Gewerbeaufsichtsbeamten gegen die vorgestrigen Angriffe des sozialistischen Ab geordneten Wurm. Der Sozialdemokrat Legien polemisirte gegen die christlichen Bergarbeiter vereine, die schuld daran seien, daß der Arbeiter nicht vorwärts komme. Er beklagte ferner die mangelhafte Kontrole des Bauwesens. Graf Posadowsky nahm die Baugewerksgenossenschaf- ten in Schutz und stellte weitere Maßnahmen nach Abschluß der angestellten Enqueten in Aus sicht. Werner (Antisemit) verlangte Unterstützung des Handwerks, Beschränkung der Zuchthaus arbeit. Der Normalsarbeitstag sei für dieLand- wirthschaft unmöglich. Er verlangte die Siche rung des Koalitionsrechtes der Arbeiter, aber Beschränkung der Auswüchse desselben. P8us (Sozialdemokrat) schilderte die Zustände im Zie geleifabrik, worauf Graf Posadowsky den Red ner ersuchte, dergleichen Beschwerden schriftlich einzubringen, dann werde er für Abhilfe sorgen. Abgeordneter v. Kardorff tadelte, daß die sozial demokratischen Konsumvereine in Sachsen über mäßige Arbeitszeit hätten, worauf Peus konsta- tirte, daß gerade die sozialdemokratische Presse diese Verhältnisse scharf getadelt habe. Nachdem der Titel „Gehalt des Staatssekretärs" bewilligt war, wurden zwei Resolutionen über die Be triebe mit Wind und unregelmäßiger Wasserkraft und über die Beschäftigung verheiratheter Frauen in Fabriken nach den Vorschlägen des Centrums angenommen und daraus die Verhandlungen auf Montag Nachmittag vertagt. Berlin. Unter jüdisch-freisinniger Leitung hat sich in Berlin ein Bund der Handels- und Gewerbetreibenden gebildet, der ein Gegenstück zu dem Bunde der Landwirthe werden soll. Der neue Bund wird die Gesammtinteressen von Handel, Gewerbe und Industrie vertreten. Nach den weiteren Darlegungen scheint es, als ob der neue Bund für die Beseitigung der Gewerbe reformgesetze agitiren wolle, besonders gegen das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbe werbes, gegen das Gesetz betreffend das Detail reisen, gegen das Margarinegesetz, gegen die Verschärfung der Sonntagsruhe rc. — In der Bucht von Kiaotschau sind von den deutschen Kriegsschiffen verschiedene Vermes sungen vorgenommen worden, und es liegen, wie verlautet, mehrere Berichte vor, welche darüber aber auseinandergehen, an welcher Stelle man sich dort am besten festsetzcn könne. An den maß gebenden Stellen wird nun darüber berathen, für welchen dieser Vorschläge man sich entscheiden soll. Zunächst handelt es sich um Herstellung eines Handelshafens; dabei ist indessen nicht die Ver wendung von Reichsmitteln in's Auge gefaßt, sondern es besteht der Plan, Gesellschaften zu bil den, .welche die einzelnen Bauten übernehmen. Wie es heißt, ist schon eine Gesellschaft entstanden, welche Docks bauen will. Andere Privatgesell schaften sollen ihrem Abschlusse nahe sein. Da neben bleibt für das Reich noch genug zu thun übrig, denn es muß in der Bucht auch noch ein Hafen für Kriegsschiffe eingerichtet werden; außer dem sollen am Eingänge neue Befestigungen an gelegt werden. Prag, 22. Ian. Im Landtag beantwor tete der Statthalter die gestrige deutsche Inter pellation über das Verbot des Farbentragens. Die jüngsten Exzesse hätten das Verbot noth wendig gemacht, welches ein allgemeines sei und sowohl die tschechische Trikolore als die deutschen Farben betreffe. Lärm entstand, als der Statt halter erwähnte, die Polizei wäre seinerzeit vom deutschen Mädchenlyceum aus mit Steinen be worfen worden. Das Verbot liege auch im In teresse der deutschen Studenten. Der Statthalter wünsche, die deutschen Hochschulen mögen blühen, er werde dies nach Kräften fördern. (Stürmische Zwischenrufe auf deutscher Seite.) Der Abge ordnete Wolf schreit: „Ein Statthalter, der sich vor dem Pöbel fürchtet, verdient nicht diese Stelle." Unter großem Lärm geht das Haus zur Tagesordnung über. — Aus Prag haben die deutschen Abgeord neten an den in Budapest weilenden Minister präsidenten Frhrn. v. Gautsch ein Telegramm gerichtet, in welchem sie eine sofortige Zurücknahme des Verbots, Vereinsabzeichen zu tragen, fordern, da dieses gesetzwidrige Verbot die Erbitterung der Deutschen Böhmens aufs Äußerste treiben und die Abgeordneten zwingen müßte, die äußersten Konsequenzen zu ziehen. Die deutschen Abge ordneten haben ihre Parteigenossen in den anderen Landtagen von ihrem Schritte verständigt. Prag, 22. Januar. Heute hat hier ein deutscher Akademikertag stattgefunden, an welchem sich 1200 deutsche Studenten betheiligten. Es wurde beschlossen, die Vorlesungen zu meiden, so lange das Verbot des Farbentragens aufrecht erhalten bleibe. Wien, 22. Jan. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Prag: Der Senat der deutschen Uni versität theilte dem Unterrichtsminister mit, daß er in der Gesammtheit resignire. Die Ursache ist, daß die Zusagen nicht gehalten worden, welche die Regierung über den Schutz der deut schen Studenten und die Gestattung des Farben tragens gemacht hatte. Paris, 22. Jan. Ministerpräsident Möline fährt fort: Die Ehre der Generäle ist über alle Angriffe erhaben. (Lärm auf der äußersten Linken). Brisson beschwört die Kammer, wo die Stadt durch Straßenkundgebungen beunruhigt sei, das Beispiel der Ruhe und Mäßigung zu geben. Moline fortfahrend: Wir wollten uns nicht die Ungesetzlichkeit zu Schulden kommen lassen, eine Revision des Prozesses herbeizuführen. Der Skandal würde auf Diejenigen zurückfallen, die denselben erregten. Was die Straßenunruhen betrifft, so werden wir denselben schon ein Ende machen und die Ruhe wieder herzustellen wissen. Redner tadelt die sozialischen Blätter, deren An griffe, sowie deren Appell an die Revolution. (Tumult auf der äußersten Linken.) Moline schließt: Das Land muß wissen, daß die Kammer das Kabinet unterstützt. (Lebhafter Beifall.) Cavaignac erwidert, indem er sagt: Der morali sche Zweck, den er verabfolgt habe, sei erreicht, und er ziehe deshalb seine Interpellation zurück. Jaurös nimmt die Interpellation wieder auf. Er protestirt gegen den Versuch, die Debatte auf die Sozialisten abzulenken, und beschuldigt die konservative Regierung, auf den Weg de* Reaktion zu treiben und eine allgemeine Ver wirrung vorzubereiten. (Lärm rechts.) In den gegen Zola ergriffenen unvollständigen Maßregeln liege ein Blendwerk. (Beifall auf der äußersten Linken.) Bernis (kons.) wirft Jaurös vor, der Anwalt des Dreyfus-Syndikats zu sein. Jaurös ruft mit Donnerstimme zu Bernis gewendet: Sie sind ein Elender und Feigling! Bernis will die Bank verlassen und auf Jaurös los stürzen, seine Freunde suchen ihn festzuhalten. Ein Sozialist stürzt kreideweiß durch den Saal auf Bernis los. Andere Sozialisten folgen. Während im Saal und auf den Tribünen Alles aufgesprungen ist, entsteht vor den Bänken der Rechten eine Schlägerei. Bernis, ein Süd franzose, Hochroth vor Zorn, haut auf die an dringenden Sozialisten ein. Die ganze Gruppe wälzt sich hinaus. Jaurös steht noch immer auf der Tribüne. Diejenigen seiner Freunde, die noch im Saal sind, applaudiren ihm. Plötz lich sieht man den Grafen Bernis in den Saal stürzen, pfeilschnell springt er die Stufen der Tribüne hinauf. Jaurös steht gerade so, daß er ihm den Rücken zuwendet und spricht zu einigen ! Freunden hinunter. In diesem Augenblick versetzt ihm Graf Bernis von hinten eine Ohrfeige. Jaurös taumelt, faßt sich sofort und will seinem feigen Angreifer an den Kragen. Graf Bernis ist aber schon wieder die Stufen hinunter. Etwa zwanzig Deputirte wollen sich auf ihn werfen, aber seine Parteigenossen umringen ihn schützend. Dieser Akt gemeiner Feigheit versetzt den ganzen Saal einen Augenblick lang in Erstarrung. Brisson nimmt den Hut und verläßt mit den Sekretären den Saal. In den Couloirs herrscht unter den sozialistischen Deputirten und Journa listen eine Fieberstimmung. Sie schwören, Graf Bernis die Knochen zu zerbrechen. Der blonde hünenhafte Journalist Turot ruft: „Ich schlage ihn nieder, wo ich ihn treffe, im Theater, auf der Straße ganz egal. Wir lassen Jaurös nicht antasten. Bei dem Verlassen des Saales war Graf Bernis schwarz von Tinte. Der Sozialist Deville habe ihm, so hieß es, ein ein Tintenfaß an den Kopf geworfen. Dem Sozialisten Clovis Hugues wurde ein Finger zerquetscht. Nach der Sitzung sandte Jaurös seine Freunde Millerand und Viviani zu dem Grafen Bernis, welche diesem erklären mußten, Iaurös werde der Be leidigung nicht die übliche Folge (Herausforderung zum Duell) geben, da Graf Bernis sich wie ein Fleischerknecht betragen habe. Der Sitzung hatten auch der frühere österreichische Minister präsident Graf Vadeni (der hier vielleicht interes sante Parallelen zwischen der österreichischen und französischen Abgeordnetenkammer ziehen konnte. Die Red.) und der italienische Romancier Gabriel d'Annunzio beigewohnt. Nachträglich wird erzählt, daß, während sich unten die Deputirten prügelten, auch einige Tribünenbesucher einander in die Haare geriethen. So prügelten sich zwei Jour nalisten. Noch heiterer ist, daß auf der Tribüne» wo die Familien der Deputirten sitzen, zwei Gattinnen von Deputirten in Streit geriethen. Die eine hatte gerufen: „Hoch Jaurös!", worauf ihr die andere den Hut vom Kopfe schlug und ihr ihren falschen Zopf abriß. * Die „Aurore" veröffentlicht ein offenes Schrei ben Zola's an den Kriegsminister, in dem der Dichter dagegen protestirt, daß der Prozeß ledig lich aus die das Kriegsgericht betreffenden Punkte beschränt werde. Zola wiederholt öffentlich die
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