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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190302221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-22
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1903
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Vezug-«Preis t» der Hauptrxprdttton oder deren An-gabe» stell« abgehalt: vierteljährlich 8.—, bei jweinmliger täglicher Zustellung in» Hau» S.7L. Durch di» Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrige« Länder laut Zeitungspreisliste. Nr-aktisn und Expedition: Ivhannt-gaffe 8. Fernsprecher 1LS and ÜLL FUtatpVpdNM-««» Alfred Hahn, Buchhandlg^ UniversttätSstr.S, L. L-sche, Kathariuenstr- Ich p. LäntgSpl. 7. Haupt-Filiale Vresdeu: Strehlen« Straße «. Fernsprecher Ami I Nr. 171S. Haupt-Filiate Serlin: Earl Ouncker, Herzgl. Bahr. Hosduchhandlg., Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4608. Nr, 88. KlWger Jagtblall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die 6 gespaltene Petitzelle 2S H. Reklame» unter dem RedaktionSstrich (SgespaUeu) 75 vor deu Familiennach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren stir Nachweisungen uud Osfertenanuahme LS Lj (excl. Porto). Ertra - Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgrn-AuSgabe, oh»« Postdefördernng SO.—» mit Postbesärdermlg «I 70.—. Atmahuuschluß fiir Ktyeizeu: Ab end-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Ao-gabe: Nachmittag» ä Uhr. Anzeigen sind stet» au dt» Expedttton z» richte». Die Expeditton ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Sonntag den 22. Februar 1903. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 97. Jahrgang. Aus der Woche. Leo dem Dreizehnten wäre zu seinem Jubiläum beinahe die Laune gründlich verdorben worden. Wäre eS »ach seinen lieben Franzose» gegangen, so hätte ihn am 18. Februar der Gedanke niedergedrückt, das Vierteljahr- himhert seine» Pontifikates habe den Stand der allein selig machenden Kirche ganz und garnicht gefördert. Deu Kummer um dje Bedrückung der Kongregationen konnte immerhin noch die Erwägung lindern, daß Bischöfe uud Päpste mehr als einmal die-trotzige Selbständigkeit deS OrdenSwesenS am kigeqeu Leibe gespürt haben. Letzt aber zeigten sich von der unwiderstehlichen Macht de» Staatsgedankens die leitenden Personen der französischen Republik in dem Grade durch drungen, daß sie ohne viel Umstände drei Bischöfe ernannten, ohne die Javestitiyu-bulle Rom- abzuwarten. Und was das Schlimmste ist, diese Kleriker zeigten nicht übel Lust, deu Krnmmstab ohne de» Segen des heiligen Vaters anzuuehmeo. Za, das wäre zum Verzweifeln gewesen, hätte nicht um dieselbe Zeit von Norden her über die Berge ein günstiger Wind frohe Botschaft zum Vatikan getragen. „Wie herrlich ist der Zustand unsres BiSthumS geworden am Ende des abgelaufeneu Jahrhunderts und in unseren Tagen!" So rief bewegten Herzens in Speyer am vorigen Sonntag Bischof Ehrler de» zur Papstfeier Versammelten zu. Dem Worte hätte er für den ganzen deutschen Machtbereich der katholi schen Kirche Geltung geben können. Denn dem Papste und seiuer soclosia willtans Freude zu bereiten, scheint augenblick lich einmal wieder die Signatur amtlicher deutscher Politik zu sein. Wa» will Sachsen» und Braunschweigs Wider stand gegen die Zerstückelung deS Jesuitengesetzes sagen, wenn der deutsche Reichskanzler das Votum der preußischen Stimmen der Oeffentlichkeit gegenüber für die entgegengesetzte Richtung festlegt! WaS sollen über den Enthusiasmus, mit welchem dem Papste da» Berliner halbamtliche Organ ausdrücklich auch namens der uichtkatholischeu Bevölkerung „Anerkennung und Bewunderung* ausspricht, die deutschen Protestanten denken, die er mehr als einmal mit seinem Fluche bedacht bat! Wenn ihnen das zu Gesichte kommt, werden in Rom der Herr Bischof Kor um au» Trier und Kardinal RamPolla sich ins Fäustchen lachen über die braven Deutschen, deren Respekt vor dem Priestertum auch dann nicht wankt, wenn eö in die Rechte des Staate« hinübergreift. Wie gering muß Herr Korum von preußischer Staatsgewalt denken, wenn er wagen darf, von der Kanzel herunter den Eltern die Ent sendung ihrer Kinder in eine vom Staate geleitete Schule verbieten und ihnen für den Fall des Zuwiderhandelns mit kirchlichen Strafe» drohen zu lassen. Selbst die „Kreuzztg.*, die für Regungen des Ultramontanismu» gewöhnlich so fein fühlige» Verständnis hat, hat sich ja über diesen Schritt KorumS entrüstet. Der preußische Kultusminister aber braucht noch immer einige Tage Zett, um in den geliebten Akten und nach Verhandlung mit den beteiligten Ressorts eine Antwort auf di« natiooalliberal, Frage zu finden, wie er über deu Streich denkt. Sie sind wirklich nicht impulsiv, die heutigen Staatsmänner! Dem ganzen nicht-ultramontanen Volke drängt sich spontan die Antwort auf solche offenbare Herausforderung auf, Herr Studt aber muß acht Tage laug die Akten studieren. Wenn im Reiche und in Preußen so kraft- und saftlos empfunden und gehandelt wird, was kann mau da viel von Bayern erwarten, wo die Macht de« KlerikaliSmus über HülfSkräfte verfügt, die in unmittelbarster Nähe de» Thrones ihren Platz haben. Am 1. Februar waren dreißig Jahre vergangen, seitdem der junge König Ludwig II. von Bayern sich nicht nur weigerte, eine gegen das liberale Ministerium sich richtende Adresse de« ReichSrateS anzunehmen, sondern auch dem Prinzen Luitpold und seinen Söhnen, die zu den Unterzeichnern gehörten, sagen ließ, er dispensiere sie bis aus weiteres vom Besuche de« königlichen Hofe«. Seitdem ist vieles anders geworden. Die Ent lastung deS Ministerpräsidenten Graf Crailsheim ist nicht» mehr uud nicht» weniger als der uuverhüllte Triumph de» mit partikularistischen Tendenzen ver quickten Ultramontanismu« über di« Staats-Autorität. Der ganze Hergang läßt nur diese Austastung zu. Der frühere Kultusminister v. Landmann hatte zum Wohl gefallen de» Zentrums in den Machtbereich des Würzburger Universitätssenates eingegriffeo. Die unliebsamen Konsequenzen diese» Schritte» veranlaßten den Grasen Crailsheim, Herrn v. Laodmann „auSzuschiffeu.* Um ihn dafür zu be strafen, strich die ultramontane Mehrheit de» Abgeordneten hauses einen großen Posten de» Kunstetat-. Darüber sprach in der Swinemünder Depesche dem Regenten der Kaiser seine Entrüstung au». Jetzt kannte die Wut der Scha edler, Or- terer, Heim und Konsorten keine Greuze mehr. Gegen die .preußischen Lakaien* in der Familie de» Regenten, vor allem aber gegen das Berliner Befehle» unterwürfig ge horchende Ministerium Crailsheim wurde alles ausgeboleo, was der blau-weißen Fahne vor der schwarz-weiß-roten den Vorzug giebt. Priester und Presse schürten das Feuer. Im Reichstag erklärte auf Schaedlers Frage der Reichskanzler, Priuz-Regent Luitpold habe das Telegramm des Kaisers sehr freundlich ausgenommen. An dem Tage, da im Januar der Münchner Zentrums-Parteitag eröffnet wurde, ließ Graf Crailsheim bekannt werden, dem Grafen Bülow sei im Auftrage deS Regenten der Dank für jene Rede ausgesprochen worden. Nieder mit Crailsheim! — war die Antwort auf diese „Provokation*. Freiherr von PodewilS, der als „kommender Mann* dem Kabinett schon angehörte, scheint gefürchtet zu haben, auch seiner Lauf bahn möchte diese Feindschaft gefährlich werden. Dem Zentrum nicht zu mißfallen hatte er sich ja schon dadurch bestrebt gezeigt, daß er alsbald nach Ueberuahme deS Kultus ministeriums die Gegnerschaft gegen die Simultanschule zu erkennen gegeben hatte. Dem Regenten aber werden Ver wandte und Vertraute eingeredel haben, eS sei die Stimme des Volkes, die aus dem Munde von Heim und Schaedler spreche; seine Volkstümlichkeit stehe schon wieder auf dem Spiele. Hatten sie doch schon drohend geäußert, wenn er sich nicht von Crailsheim trenne, würden sie ihm das Regieren verleiden. So haben sie ihm den Crailsheim verleidet. Der Liberalismus verliert in ihm keinen Gesinnungsgenossen. Der Urheber deS Plazet von 1890 gehört nicht zu denen, die den Kampf gegen den UltramontaniSmus zu fördern geeignet scheinen können. Ob PodewilS oder Crailsheim, — da» wird für diesen Kampf nicht viel Unterschied machen. Aber der Augenblick, in welchem Crailsheim fallen mußte, gibt dem Ereignis den Charakter einer Katastrophe, eines ultramontauen Triumphes sondergleichen. Au dieser Stelle ist vor kurzem darüber geklagt worden, daß Graf Bülow so gar nichts thue, für den künftige» ReichStagS-Wahlkampf eine Parole au-zugebe», die den tat kräftigen nationalen Elementen durch den Nebel der Partei zwistigkeiten Leitmotiv sein könnte. Für alle diejenigen Bundesstaaten und preußischen Provinzen, in denen der Ultra- montanismus über größeren Heerbann verfügt, scheint sich eine solche Parole gerade durch die hier beleuchteten Ereignisse von selbst zu ergeben. Am besten aber wäre eS, man wartete nicht auf Berlin — man könnte sonst lange warten. Deutsches Reich. Berlin, 21. Fsbruar. (Sonder - Umsatz steuern.) Der Zweck der Sonder-Unffatzsteuern ist nicht fiskalisch, sondern sozialpolitisch. In derRegel sollen gewisse Gewerbearten durch ihre Einführung eingeschränkt und eingedämmt werden. In einer im Verlag von I. Gutten- tag-Berlin erschienenen Broschüre unterzieht Johannes Wernicke die Sonder-Umsatzsteuer einer scharfen Kritik. Er geht wohl zu weit, wenn er zu dem Ergebnis kommt, die genannten Steuern verstießen gegen die obersten Rechtsprinzipien und Grundlagen des modernen Staates, die Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz und die Allgemeinheit, Gerechtigkeit, Gleichmäßigkeit usw. in der Besteuerung. Richtiger mag es vielleicht sein, daß sie gegen den Geist und die Bestimmungen der Gewerbeord nung 88 1 «ttd 7b verstoßen, in denen der Grundsatz der Gewerbefreiheit proklamiert ist und als besondere Ab gaben von dem Gewerbe nur noch die Gewerbesteuern zu gelassen sind. Dem Verfasser gereicht es, wie er in einem Nachtrag hervorhebt, zur freudigen Genugtuung, daß der Senatspräsident des preußischen Oberverwaltungsgerichts, Fuisttng, in seinem erst nach Drucklegung der Broschüre erschienenen 4. Ban- der direkten Steuern bezüglich der Verurteilung der Sonderstcuern ganz mit ihm überein stimmt. Tatsächlich schreibt auch Fuisting, Steuern, mittels deren eine Erwerbstätigkeit verhindert, also das Gegen teil ihres Zweckes erreicht werden solle, litten an einem inneren Widerspruch und erschienen als Mißbrauch des Besteuerungsrechts. Die Umsahsteuerforderungen gegen Warenhäuser usw. bildeten nur die erste Stufe. Es würde die Unterdrückung aller übrigen Großbetriebe — auch in der Landwirtschaft — folgen müssen. Das sei aber eine „schiefe Ebene", auf der kein Halt mehr sei bis zu voll ständiger Zersplitterung ober zur Erreichung des sozial politischen Ideals. * Berlin, 2l. Februar. (Zur Kranken-Versiche^ rungS-Novelle.) Die Begründung deS dem Reichs tage zugegangenen Gesetzentwurfes, betreffend weitere Ab änderungen deS Kranken - DersicherungS - Gesetzes besagt im allgemeinen Teil: Mannigfache Fragen, welche den weiteren Ausbau der Kranken versicherung und ihrer Beziehungen zur gesamten Versicherung«. Gesetzgebung brtreffen, beschäftigen zur Zeit weite Kreise. . . Da« Ergebnis der Erörterungen ist hinsichtlich eine» Teile« dieser Bestimmungen nicht abgeschlossen. Demgemäß können manche in Bezug auf die Reform der Kraoken-Bersicherung qe- äußerten Wünsche noch nicht al» reif, weder zur Ersüllung noch zu« Ablehnung, bezeichnet werden. Es bleibt vielmehr die Auf gabe, au der Klärung solcher Fragen weiterzuarbeiten, bis ibre Erledigung auf dem Wege der Gesetzgebung ohne Bedenken er- folgen kann. Dagegen ist bereit» jetzt bezüglich der im Entwürfe behandelten Vorschriften die Notwendigkeit einer alsbaldigen weiteren Abänderung de« schon durch da» Gesetz vom SO. Juni 1900 abgräuderten Kranken-BrrsicherungSgesetze- in dn Fassung vom lO. April 1892 unverkennbar. Au» Anlaß der Verhand lungen »brr den Entwurf de» Invaliden-versich«rung«ges»tzrS vom IS. Juli 1899 ist eingehend erörtert worden, in welcher Weise am zweckmäßigsten die zeitliche Verbindung der Kranken- mit der Jnvaliden-Versicherung herzustellen sei. Eine nähere Prüfung hat ergeben, daß die im Entwurf bezeichneten Mehr- leistungen der Kaffen zwar eine Abänderung der die Beitrags- Höchstsätze regelnden Vorschriften des Kranken - Versicherungs- gejetzes bedingen, daß aber die tatsächlich etwa erforderliche Erhöhung der Beträge sich in mäßigen Grenzen hält, und deshalb eine grundsätzliche Abänderung der bestehenden Organisationen nicht rechtfertigt. Durch die vorgeschlagene Erhöhung der Höchst sätze dürfte die Gefahr, daß die Leistungsfähigkeit vieler Kaffen in Frage gestellt werden könnte, und diese somit der Schließung unterliegen würden, beseitigt sein. Die großen Kassen erheben bis zu den Höchstsätzen Beiträge. Besonderer Erörterung bedarf das Verhältnis der Krankenkassen zu den Berufsgenossen- schäften. Die Berechtigung der Berufsgenossenschaften, schon vor dem Beginn ihrer gesetzlichen Verpflichtung das Heilverfahren zn übernehmen, bleibt bestehen. Zu der durch die Vorlage bezweckten Bekämpfung der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten erscheint die Kranken-Versicherung in hohem Grade berufen. Außer den bereits behandelten Vorschriften (Ausdehnung der Krankensürsorge von 13 auf 26 Wochen, Erstattung der Wöchnerinnen - Unterstützung von 4 auf 6 Wochen, Gleichstellung Geschlechtskranker mit den übrige» Kranken hinsichtlich der ihnen zu gewährenden Leistungen) enthält der Entwurf nur noch dringend erforderliche Bestimmungen, um Unzuträglichkeiten bei der Anwendung des Kranken-Versicherungs- gesetzes zu befestigen. * Berlin, 21. Februar. („8 ouvsvir 6 s 1870".) In militärischen Kreisen Frankreichs forscht man nach Offi zieren, die unter Kaiser Napoleon III. im französischen Heere und dann während des Krieges 1870/71 im deutschen Heere gedient haben sollen. Die „France Militaire" bezeichnet den einen als den „Kapitän Milson", der 1870 im Generalstabe des Prinzen Friedrich Karl ge wesen sei. Das Blatt erzählt weiter, es habe von sieben Offizieren Briefe erhalten, die sämtlich bezeugen, den Kapitän Milson im französischen Heere gekannt zu haben. Danach wäre dieser Milson 1859 als Fremdenoffizier in die Fremdenlegion eingetreten, in Mexiko verwundet und mit einem Orden bedacht, später als Leutnant der aus der Fremdentruppe gebildeten leichten Retterei zugeteilt worden. 1867 ging Milson aus Urlaub nach Europa und »„kehrte nicht wieder nach Mexiko zurück. Er machte den Eindruck eines richtigen militärischen Abenteurers, eines mittelalterlichen Landsknechtreiters. Er war sorglos, von ungewöhnlicher Tapferkeit, vollendet als Offizier der Vorhut. Wenn man ihn nach dem Grunde seines Ein trittes in die Fremdenlegion fragte, gab er Zerwürfnisse mtt Vorgesetzten an. Er hinterließ ein gutes Andenken, obwohl es an Schulden nicht fehlte, die aber nach und nach bezahlt wurden. Man glaubte, daß er Berichte nach Preußen geschickt und dafür Sold empfangen habe. Bet der Kapitulation von Metz 1870 wollen ihn verschiedene Offiziere wiedererkannt haben. Er sei Dragoner-Ritt- meister, zugeteilt dem Stabe des Prinzen Friedrich Karl, gewesen. Er habe verschiedene »einer früheren Kameraden von Mexiko her ausgesucht und ihnen seinen Dienst an geboten; so dem Oberstleutnant Hubert de la Hayrie und dem Oberst Sauffier, die aber dafür gedankt hätten. Nach dem Kriege habe Milson bei dem Stabe des deutschen Be satzungsheeres in Nancy gestanden, und dort habe er zu allgemeiner Verwunderung das ihm in Mexiko verliehene Kreuz der Ehrenlegion getragen." Soweit die „France Militaire" über den Kapitän Milson. Ebenso forscht das Blatt nach einem anderen deutschen Offizier, v. d. B u r g, der gleichfalls in Mexiko im französischen Heere gedient, sich als ein sehr tüchtiger Offizier bewährt und 1870 als Oberstleutnant dem Stabe des Generals v. Manteuffel angehört habe. Die Verwunderung des französischen Blattes über diese beiden Offiziere ist nicht recht zu be greifen. Daß Offiziere auch Dienste in fremden Heeren suchen, und daß sie dann in das Heer ihres Vaterlandes zurückkehren, das kommt wohl in allen Vaterländern vor. DaS deutsche Heer hat stets in seinen Reihen fremde Offi ziere gehabt, welche da Nützliches lernen wollen und auch wirklich lernen. Ebenso haben immer deutsche Offiziere auch in fremden Heeren gedient. Was es mit dem angeb lichen Kapitän Milson auf sich hat, haben wir nicht er gründen können, wir finden seinen Namen in den uns zu Gebote stehenden Ranglisten nicht. Der von der „France Militaire" gesuchte v. d. Burg aber ist kein Geringerer als der ehemalige Gouverneur von Straßburg und spätere kommandierende (tzencral des II. Armeekorps, General der Infanterie v. d. Burg, der etwa vor zehn Jahren den Abschied genommen hat und, so viel wir wissen, noch im otnun eum ciipmitato lebt. General v. d. Burg, ein ungewöhnlich tüchtiger und kenntnis reicher Offizier, der auf eine außerordentlich interessante Laufbahn zurückschante, hatte in der Tat in Mexiko mit gemacht — freilich nicht etwa heimlicherweise, sondern ganz offiziell, mit richtigem Urlaub — und sich dort das Offizierkreuz der Ehrenlegion verdient. Es freut nnS in der „France Militaire" zu lesen, daß er sich auch im fran zösischen Heere als „ein sehr tüchtiger Offizier" bewährt hat! Im deutschen zählte er, wie gesagt, zu der ersten Reihe der allerbesten! (Straßb. Post.) G Berlin, 2l. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen gestern nachmittag einen Spaziergang. An der Abendtafel nahmen der Kronprinz und der Herzog von Koburg teil. — Heute morgen machten der Kaiser und di« Kaiserin mit dem Kron- Prinzen eine Promenade im Tiergarten Der Kaiser be suchte später den Reichskanzler und hörte im kgl. Schloß von 10 Uhr ab die Vorträge de» Staatssekretärs des ReichS- marineamtS und des Chefs des MarinekabmetlS. Nachmittag« wird der Kaiser im Apollosaal daS Kriegsspiel besprechen. D vcrltn, 21. Februar. (Telegramm.) Da« LtaatSmtntsterium hielt heute ein« Sitzung ab. 8. Berit», 21. Februar. (Privattelegramm.) Die .Nat.-Ztg.* schreibt im Anschluß an die Nachricht, daß der Regierungspräsident von Tepper-LaSki i» Köslin seine Ent lastung nachgesucht habe: E» scheint, daß »och mehrfach Berän-erungen in Präsidenten- und andere» „politische»»" BerwaltungS-Aemtern bevorstehen. Nach der Art, wie die Neubesetzung erfolgt, wird man einigermaßen die Stellung ver Regierung zu der jüngsten Gestaltung der agrar- konservativen Agitation beurteil«« können. ö. Berlin, 21. Februar. (Privattelegramm.) Ja der Budget-Kommission de» preußischen Abgeord- netenhauseS hat eine Mehrheit gestern die von der Regie- rung verlangte neue AnterftaatSsekretir-Ttelle im Mtt»t- sterium der öffentlichen Arbeiten adgelehnt. Wie die „Nat.- Ztg.* dazu hört, trat dabei und in den Erörterungen über eine mögliche anderweite Organisation deS Bau- und namentlich dcS Wafferbauwesen» deutlich di« Absicht der Konservativen und Klerikalen hervor, di« Wafserbauverwal- tung mit dem landwirtschaftlichen Ministerin» zu vereinigen. Dies ist bekanntlich ein schon seit längerer Zeit bestehender Plan der Agrarier, der bezweckt, die Jurtiative in der Kanalbaufrage in dasjenige Reffort zu verlegen, auf welches das Agrarirrtum immer den größten Einfluß üben zu können hofft. (-) Berlin, 2l. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger* veröffentlicht die Verleidung des Großkreuze- de» Roten Adler-Orden- mit Eichenlaub an den Kaiser lichen Botschafter in Petersburg Grafen v. Alven»lefie«, des GroßkrenzeS deS Roten Adler-Orden» an den würt- tembergischen General der Infanterie, Frhr. v. Bilfinger, de» Roten Adler-OrdenS 1. Klaffe mit Eichenlaub au den preußischen Gesandten beim päpstlichen Stuhl, Frhrn. v. Anten- Han, des Kronen-OrdenS 2. Klaffe mit dem Stern an den Professor der Universität München, Frhr. ». Hert- ling, deS Kronen-OrdenS 2. Klaffe au den Direltor der KultuSministerial-Abteilung für dir gelehrten und Realschulen v. Rapp zu Stuttgart und deu HauSmarschall Frhrn. P. Lntzn zu Dessau. L. Berlin, 21. Februar. (Privattelegramm.) Die Anarchisten Röhr und Steinbacher find in der Nacht zum Dienstag von Beamten der politischen Polizei verhaftet worden. Im Anschluß au diese Verhaftung fanden bei ver schiedenen Berliner Anarchisten Haussuchungen statt. Während Steinbacher wieder entlaffen worden ist, wird Röhr in Haft behalten. (Rat.-Ztg.) — Zum bayerischen Miuisterwechfel nimmt im Gegensätze zu den ihm politisch nahestehenden Blättern der tonservalive „ReichSboke" folgende Stellung ein: Crailsheim hat in Bayern vor dem skrupellosen Treiben seiner klerikalen Gegner eher und plötzlicher di« Waffen ge streckt, als selbst politische Pessimisten erwarteten. Daß er eS bei seiner vornehmen Natur früher oder später satt haben würde, als chinesische Mauer alle großen und kleinen ver gifteten Kugeln der ultramontauen Boxer aufzasangen, war voran»-- zusehen, und die klerikale Luft, welche unter dem neuesten v. Bülowschen Regime im Reiche weht, war gewiß nicht geeignet, seine politische Situation in Bayern zu stärken. — Gegen die Aeußerungen de« Abg. Stoecker über einen angeblichen Meineid Bebel« erläßt dieser im „Vorwärts" eine Erklärung, in der er mitteilt, daß auf Grund Nor- mann-Schumannscher Denunziationen der Oberstaatsanwalt Drescher eS für angemessen gehalten habe, in Bezuq auf Bebel dem Verlangen deS geflüchteten Polizei- Agenten nachzukommen uud eine Vernehmung eintreten zu lassen. Das Endresultat war, daß der Oberstaatsanwalt Bebel in Kenntnis setzte, daß zu einer Wetterführung der Untersuchung wegen Meineids keine Veranlassung vorliege, er aber auf Grund des von Bebel beigebrachlen Beweis materials die Untersuchung wegen Majestätsbeleidiguug gegen Normann-Schumann eingeleitet habe. „Diese Untersuchung schwebt bis heute, weil Normann-Schumann e« für gut fand, Deutschland fern zu bleiben unv nur heimlich ab und zu bierhcr nach Berlin zurückkehrt. So erst im Oktober vorigen Jahres." — Die Nachricht, daß vom Reiche sechzehn Millionen Wahlcouverts für die nächsten ReichStag-wahlen bestellt worden seien, wird als unrichtig bezeichnet. Die Be schaffung dieser Umschläge sei ledigltch Sache der Einzel staaten. — Reichstagskandidaturen. Der Braunschwei ger Kartellkandidat, Kreisdirektor Langerfeldt, nahm definitiv die Reichstagskandidatur trotz der nunmehr ablehnenden Haltung der Freisinnigen an. — Für den Wahl kreis Breslau-(Land)-Neum arkt hat der Bund der Landwirte den bisherigen Abgeordneten Gras Limburg- Stirum als ReichStagskandivaten wieder ausgestellt. T Köln, 2l. Februar. (Telegramm.) Das päpst liche Breve, mit welchem der Weibbischof Fischer zum Erzbischof vonKöln präkonisicrl wird, ist, der „Kölnischen Volkszeitung" zufolge, gestern abend hier eingetroffen. Die Jnthionisation findet voraussichtlich am 19. März statt, wenn bis dabin die staatlich vorgeschriebene Eidesleistung bat er folgen können. (-) larmstadt, 2l. Februar. (Telegramm.) Einer Meldung der „Darmst. Zta.* aus Bombay zufolge ist der Großherzog von Hessen yeut« von dort nach Suez gereist. * München, 21. Februar. Zur Ministerlrise erinnern die „M. N. N.* an eine generelle Entscheidung ke- Regenten, die er 1890 bei der Ernennung de» Frei- Herrn v. Crailsheim zum Ministerpräsidenten getroffen, daß nämlich der Vorsitz im StaatSminlsterium fortan „von dem jeweiligen Minister d«S Königlichen Haut«» und des Aeußern gesübrt werd«*, wie das auch früher immer der Fall gewesen war. Danach wäre also, da diese generelle Verfügung noch als zu Recht bestehend anerkannt werden muß, Frhr. v. PodewilS zugleich als Vorsitzender im Mi nisterrat (Ministerpräsident). Aufsällig ist, daß bisher noch in keiner Verlautbarung aus di« „Ministerpräsidentschaft* Bezug genommen worden ist. Jedenfalls bedürfte eS einer besonderen Verfügung des Regenten, wenn das Minister präsidium einem der anderen Minister übertragen werden sollte.
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