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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051003021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905100302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905100302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-10
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2^0 -- — r. ki.»r. k,is N<,s»>nic>,il<>nd Mark > komments. Stevbanv führt sein Publikum zur „^lmu mute? Abend-Ansgabe. MMrrIilgMM 9S. Jahrgang. Nr. 594 Dienstag 3. Oktober 190Ü. * Auf Befehl des Zaren sollen die Wahlen zur Reichs- duma beschleunigt werden. (S. Ausland.) * Auf den Präsidenten von Cuba ist eia Attentat versucht worden. (S. Ausland.) * Generaldirektor Balliu ist zum Kaiser nach Rominte« gereist. * In Karlsruhe ist unter den Setzern des sozial ¬ demokratischen Parteiorgan» ein Streik auSgebrochen. (S. Deutsches Reich.) * Die Reichsbank hat den Diskont von 4 auf L Prorent und dea LombardziuSfuß von 5 auf 6 Prozent erhöht. (Vgl. HandelSztg.) BezuflS-Prett i» der Hanptexpeditto« oder deren «»«gab» Ml« abgeholt: vierteljährlich Ü.4H bat täglich ^vetmaliger Zustellung tu« Hau» vierteljährlich 8.—. Durch unser» aus ¬ wärtige!, Ausgabestelle» und durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich ^tz 4.vlh für die übrige, Länder laut ZettungspreiSltst«. Redaktion und Expedition: IohanniSgaff« 8. Telephon Nr. 15L^ Nr. 82^ Nr. 117» Berliner Redaktion».Bureau: Berlin UV 7, Dorvtheenstrah« 82. Del. I. Nr. 9875. Dre-dner Stedakttou».Bureau: DreSdeo-A, Löunentzstr. 9^ L«l.l,Nr.4S82. vsr Aicdtigrie vom rage. * In Ostafrika haben sich neue Truppenbewegungen vollzogen, der - - - - -- - - „Bussard" vor Dar- vom Valu bir Multtlen uns lieiiäg Urteil« ua» Erlebnisse deutscher Offiziere. Machdruck verdotea. Handelszeitung. Ämtsklatt -es Hömgt. Land- und -es Hönigl. Ämtsgenchtes Leipzig, -es Nates un- -es Nolizeiamtes -er 2ta-t Leipzig. fluß auf die Metallarbeiter LU»; r» war deshalb nicht ander» zu erwarten, als daß «S zu einem Generalstreik kam und die versöhnende Hand immer zurückgewiesen wurde. Auf der anderen Seite ist Tatsache, daß die Arbeit- geberschaft ganz Deutschland» hinter den Berliner» stehen wird; Crimmitschau hat ja gezeigt; daß auch die Arbeitgeber sich zu Taten der Abwehr auf raffen können und daß gegenüber der geschloffenen Phalanx der Fabrikiuhaber die Sozialdemokraten macht los sind. So ist da« Ende de» Streik» für die Arbeiter sicher mit einer Niederlage verbunden und die, die deu Streik hervorriefen, haben sich damit wieder al» schlechteArbeiterfreuude erwiesen. Den heutigen Berliner Morgeublättern zufolge sind keine wesentlichen Veränderung«» im Lohnstreit der ElektrizitätSindustrie eiagetretr». Größere Störungen im Slraßenbahnverkehr sowie iu der Beleuchtung sind nicht vorgekommen. Die Haltung der Lu«ständigen ist ruhig. Störungen der Ordnung erfolgten nicht. Die Ardener hielten zahlreiche Versammlungen ab, von denen eine polizeilich aufgelöst wurde, weil He nicht an- gemeldet war. statt. — AuS sammlung von in der Elektrizität-branche beschäftigten de» Volke» hier ein gut Teil mitspricht. „Mit einem Napoleon I oder Friedrich an der Spitze dieses Heere» wäre« die Ruffen l längst au» der Mantschurei heraus! —" Wer will entscheiden, ob vaS richtiger gewesen wäre? Eine Schlappe, auch nur die kleinste, haben Marschall Ohama und General Kodama, den man allgemein al» Macher der ganzen Sache hin stellt, jedenfalls so vermieden. Interessant dürfte au dieser Stelle da- Urteil eine» japanischen Major» sein, dea ich jüngst nach den beiden Führern befragte ; auch er war ein Mit kämpfer der blutigen Tage vor Liaohang, wo er sein Urteil wohl bilden konnte. Er sagte: Kodama ist sehr lebhaft; geht alle» gut, dann ist er der geeignete Mann und ist der reine Marschall Vorwärts; geht» aber ichies, läßt er zu leicht deu Kopf hängen und verliert den Mut. Hier ist dann gerade Marschall Ohama am Platze: gerade wenn die Sache schwierig wird, beißt er sich fest und bringt durch seine Ruhe wieder Vertrauen in die Leute. Neugierig waren wir auf die Aufnahme der SiegeSnach- richt der Flotte bei dem Heere. Ehrlich war da» Urteil so, daß man zwar den Sieg sicher, aber natürlich nicht so un geheuer groß erwartet batte. Nach den langen Monate» der Ruhe seit Mulden (5 Monate) sei ein leichte« Gefühl de» NeidrS nicht zu unterdrücken gewesen. Rivalität zwischen Heer und Mariae machten sich doch bemerkbar. Seeadler" ankert jetzt mit „Thetis" und )ar-eS-Salaam. (S. Deutsches Reich.) I. V. L. Tokio, 25. August. Unser ständiger Herr Mitarbeiter schreibt: „13 Monate im Felde, — dazu «inen mantschurischen Winter! Sie können sich denken, daß unsereins da doch ein mal da» Verlangen hat, wieder nichtunisormierte Menschen zu sprechen und seine derangierten Wäsche- und Kleiderver- hältniffe in Ordnung zu bringen. Ein bischen Zivilisation tut einem doch mal wieder recht wohl." Braunrot im Gesicht, mit den leuchtenden blauen Augen un- alle musternd — aber fröhlich und frisch, wenn auch fast auSgemergelt bis auf die Knochen — so saß er vor uns, der deutsche Offizier, den wir vor 13 Monaten hatten hinauSziehen sehen, um gerade zur Schlacht von Liaohaog noch zurecht zu kommen bei den Japanern. Von den 5 deutschen Offizieren, welche den Feldzug auf japanischer Seile mitgemacht haben, ist Graf WolfSkehl bereits wieder iu die Heimat zurückgekehrt. Er hat die ganze Belagerung von Port Arthur miterlebt und war gerade zur Schlacht von Mukden noch mit General Nogi zurecht gekommen, um auch den nördlichen KriegSjchauplay kennen zu lernen. Von den 4 übrigen Offiziere», von denen zwei bekanntlich dem deutjchen Generalstab angehöre», sind Hauptmann Hoffmann und Major von Stetten (Baier) auf kurzen Urlaub nach Tokio zurückgekommen, beide allerdina» erst nach 13 Monaten Campagne. Major von Etzel ist seit Anfang Mai 1904 auf dem Kriegsschau plätze, und zwar bei General Kuroki (1. Armee), Oberst leutnant von Förster seit Ende Juli v. I., und zwar teils bei General Oku (2. Armee), teils im Hauptquartier Marschall Ohama», mit dem er ziemlich gleichzeitig Tokio verlassen hat. Beide Herren sind ununterbrochen bei voller Gesundheit im Felde gewesen und wollen vorläufig dort auch noch bleiben. Da» Urteil der Herren, die wir in Tokio schon wieder begrüßen durften, lautet einstimmig hervorragend über da» japanische Heer, insbesondere über di« Infanterie. DaS Urteil ist ohne Einschränkung gefällt. ES bezieht sich zunächst auf da» sogenannte Material, d. h. aus die Menschen, die Uniformen tragen. Wenn von 150 000 waffenfähigen Mannschaften jährlich uur 45 000 al« Rekruten eingestellt werden, so braucht man sich nicht zu wundern, daß die Linientruppen im vorigen Jahre uur erst klassiges Material aufwiesen. Aber von denen war nach Mukden nicht viel mehr vorhanden. Es handelte sich kurz nach Mukden einmal darum, die Anordnung de» Gepäck- de- Infanteristen, besonder- den Inhalt de» Tornisters vor zuführen. („Derartige Details wurden in der Länge de» Feldzugs ruhig gezeigt, ganz anders wie im Anfang.*) Dazu wurden ein Dutzend alter Mannschaften au- einer Division ausgesucht, die den Krieg mit allen Schlachten von Anfang bis Ende mitgemacht hatten. Als solche „alten Leute, die nie verwundet, krank oder marschunfähig gewesen seien, wurden sie den fremden Offizieren vorgestellt. Al» man nun aber fragte: „Werden Sie noch viele solche Dutzend herausfinden?", lautete die mit „Hinter den Ohren Kratzen" gegebene Antwort: „Viele gewiß nicht, vielleicht noch 3—4." Und da- au- einer ganzen Division! — Daraus geht hervor, daß die jetzige japanische Anne« zumeist au« Leuten besteht, die uachgeschoben sind, Reservisten und Rekrute». Uad auch diese Leite sind vorzüglich gebaut, kräftig — und wa» di« Hauptsache ist: gleichmäßig kräftig. — Die Ausbildung der Leute war durchaus auf den Krieg berechnet. So kauuten sie keinen Parademarsch, und r« kam gar nicht selten vor, daß um 9 Uhr erst angetrete» und loSmarschiert wurde, wenn 8 Uhr «»gesetzt war. Da» gebt jedem deutschen Soldaten wider da» Gefühl, und doch versagten die Leut« nie im Gefecht. Zudem wurde draußen immer weiter exerziert, auch Besichtigunaeu wurden adgehalteu, wa» ja die laugen Pausen zwischen deu eiazelaen Schlachte» besonder» begünstigten. Die Au»- bilduug der Leute erfolgte zum Teil vor dem Feiud und war um so eindrucksvoller, je höhere Anforderunaeu sie an de» persönlichen Mut und au die schnelle Entschlußfähig keit de» einzelnen Maour« stellte. Für die langsame Arbeit der Führung kann der einzelue Manu nicht«, auch nicht der einzelne Offizier. Welche» die Gründ« für da» langsame VorrÜckeu «ud die lange» Paus« gewesen fi»d, di« jetzt s» viel erörtert werde», dafür läßt sich ei« sichere» Urteil nicht abgeben. Ievensalls hat e» an der Vorsicht der Führer allein »sitzt gelegen t «her dürft« «« »»nehm«, daß der Charakter ?slillrcbe cagerrcba«. Leipzig, 3. Oktober. Zur preußischen Einkommensteuer-Novelle. Die Novelle zum Einkommensteuergesetz wird einem oft von nationalliberaler Seite geäußerten Wunsche Rechnung tragen und die Paragraphen, welch« über da» Verfahren der BeranlagungSkommission gegenüber den Steuerklärungen und über die RechiSmittel handeln, einer Revision unter werfen. Im übrigen sind die Grundzüge der Novelle bereit» vom Finanzminister Freiherrn von Rheiubaben iu diesem Winter vor dem preußischen Landtage dargelegt worden. Eine durchgreifende Aenderung wird der § 16 (Besteuerung der nicht physischen Personen) erfahren. Er lautet jetzt: „Als steuerpflichtiges Einkommen gelten ... die lieber» schüfst, welche al» Aktienzinsen oder Dividenden, gleichviel unter welcher Benennung, unter die Mitglieder verteilt werden uad zwar 1) unter Hinzurechnung der zur Tilgung der Schulden oder de» Geldkapitals, zur Verbesserung oder GeschäftSrrweitrrung, sowie zur Bildung von Reserve fonds — soweit solche nicht bei den Versicherungsgesell schaften zur Rücklage für die Versicherungssummen bestimmt sind — verwendeten Beträge, jedoch 2) nach Abzug von 3>/, Prozent de« eingezahlten Aktienkapitals. An Stell« des letzteren tritt bei eingetragenen Genossenschaften die Summe der riogezahlten Geschäftsanteile der Mitglieder, bei Berggewerkschaften das aus dem Erwerbspreise und de» Kosten der Anlage und Einrichtung bezw. Erweiterung des Bergwerks sich zusammeutetzend« Grundkapital oder, soweit diese Kosten vor dem l. April 1892 ausgewendet sind, nach Wahl der Pflichtigen der zwanzigfache Betrag der ,m Durch schnitt der letzten vier Jahre vor dem Inkrafttreten diese» Gesetze» verteilten Ausbeute." Diese Bestimmungen haben zu vielerlei Rechtsstreitigkeiteu und manchen Unsicherheiten geführt. So ist insbesondere dir Frage bestritten, ob der von einer Aklirngesellschaft oder Kommanditgesellschaft aus Aktien durch Ausgabe neuer Aktien zu einem den Nominalwert übersteigenden Kurse erzielte sogenannte Agiogewinn einen Teil de» steuerpflichtigen Ein kommen» bildet. Da« Reichsgericht hat diese Frage verneint, ebenso da» KammergeriHt. Dagegen bat da» Oberverwal- tuagSgericht in mehrfachen Urteilen sich entgegengesetzt ent schieden, indem e» davon au-ging, daß alle Ueberschüffe, ohne Rücksicht auf ihren Ursprung, steuerpflichtig sind. Die zu erwartende Novelle glaubt dadurch allen Streitig keiten und sich widersprtchenden Urteilt» der Rechtsprechung vorbeugen zu können, da sie lediglich die von den steuer pflichtigen Gesellschaften verteilten Gewinne zur Besteuerung heranzieht. Damit soll die Besteuerung der zur Tilgung von Schulden, zu Verbesserungen und znr Bildung von Rück lagen verwandten Beiträge aufgehoben werden, aber als Aequivalent für diesen Fortfall der Besteuerung auch den Fortfall des Abzuges von 3>/r Prozent des Grundkapitals. Jedenfalls bedeutet diese« Verfahren eine große Vereinfachung. Zur Einkommensteuer sollen künftighin nach den neuen Novellen auch die Gesellschaften mit beschränk:» Haftung herangezogeu werden, jedoch nur dann, wenn deren Grund kapital einen Gesamtbetrag von 100 000 nicht überschreitet. Dienstag finden 25 Versammlungen Bre» lau wird gemeldet: Eia« Ber- Ärdettern nahm einstimmig eine" Resolution au, in "der es heißt: Die Versammlung verpflichtet sich, di« Berliner Berufskollegen in ihrem, ihnen von den Arbeitgeber» aufge- zwungenen Kampfe moralisch und finanziell zu unterstützen. Sie erkennt die Forderungen al« berechtigt an und erklärt, wenn in BreSlau Slreikarbeit zu verfertigen verlangt werde, in jedem einzelnen Betrieb« sofort Stelluag zu nehmen und mit allen zu Gebot« stehende» Mittel» d:es« Zumutung zu- rückweisen zu wolle». Deutsches Keich- Leipzig 3. Oktober. * lleter neue Truppenbewegungen tu Tetttsch-Ofiafrika wird dem „L.-A." au» Dar-eS-Salaam telegraphiert: Von Liudi kommt die Meldung, daß die Wanavni die Gegend am mittleren Rovuma zn beunrubigeu versuchen. Hauptmann Seyfried marschiert auf Maflasfi, um ihnen e»tgeae»zutreien. Au» Iringa wird gemeldet, daß Sergeant Pietsch am 19. September in Kidugala eingetroffe» rst. Erne Anzahl Missionare mit Familien hat sich nach Kidugala in Sicher heit gebracht; andere sind in Lupimbe und Emmaburg ge blieben. Die Missionsstation Madibira ist gesichert. Sultan Merere ist mit seinem Anhang in Nenntengule. An der Westgrenre des Bezirks Iringa ist alles ruhig. Da» Kanonenboot „Seeadler" ist in Dar-eS-Salaam eingetroffe» und ankert dort mit den Schiffe» „Thetis" und „Bussard". " TtttontS Besuch beim Reichskanzler. Gegenüber den verschiedenen Ausdeutungen, die in der Presse des Auslandes der Besuch deS italienischen Minister- bei dem Leiter der deutschen Politik gesunden bat, ist die „Köln. Ztg." in der Lage, eine offiziöse Beurteilung zu geben, die iu folgende Sätze zusammengesaßt wird: Tittoni hat al- Mitglied der Ministerien Giolitti und Forti» sein Amt mit ruhiger, nüchterner Abwägung der realen Wirklichkeit geleitet, sowie seine Darlegungen in der italienischen Kammer durch Tat sachen beglaubigt. Mit dem Grafen GoluchowSki bat er Mittel gefunden, die Verhältnisse Oesterreich-Ungarn» und Italiens zu beiderseitigem Nutzen auSzugestalteu uad er konnte dabei stet« auf d:e freundliche Unterstützung durch die deutsche Diplomatie rechnen, die iu ihm den Man» schätzt, der sich nicht von phantastischen Träume» zu «iaer abenteuer lichen Politik hinreißeu laßt. Die Begegnung i» Baden- Baden hat das gute Einvernehmen zwischen Deutschland und Italien und der beiden Mächte zu dem dritten Mitglied de» Dreibunde», zu Oesterreich-Ungaru, von neuem besiegelt. Sie schafft keine neue Gestaltung der politische» Lage, be kräftigt nur die Anschauungen, die zum Segen der Welt bisher im Dreibund obgewaltet haben. * Plc britische Neutralität tn Südweftasrika wird in der neuesten Nummer der „Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung" beleuchtet. Es wird auf dea Widerspruch hiagewiesen, der darin liegt, daß von Kapstadt au< auf dem Seewege zwar alles Kriegsmaterial ohne jede» Hindernis bezogen werden kann — wofür der Kapkolonie bi» jetzt schon 120 Millionen Mark zugeflosseu sind —, auf dem Land wege dagegen nur Proviant für die ^Zivilbevölkerung bergeschafft werden darf. „Als Samuel Maharero an der Spitze des ganzen Hererovolke» aufständisch wurde uad dabei die Schonung aller Engländer und Buren aubefahl, hätte mau eine solche Politik, wenn auch ftiueSsall» entschuldige», so doch vielleicht au» dem Grundsätze heran»: „Tine Hand wäscht die andere" erklären können. Nachdem aber Hendrik Witboi in die aufständische Bewegung eiugegriffe», jeden weißen Mann, welcher Nationalität er auch sei, für vogelfrei er klärt und außer zahlreichen Deutsche» auch eine große Anzahl britischer Untertanen, Buren und Engländer, Hal ermorden lassen, fehlt un» für dies« Politik jede» Verständnis" Da» Blatt meint, daß die ungeheure wirtschaftlich« Depressiv», unter der da» englische Südafrika seit dem Bureukriege leide, noch ungleich schärfer auftrete» würde, we»u nicht die viele» deutschen Millionen iu» Land käme». Da« wüßte» die Eng länder am Kap sehr Wohl: nennen sie doch den Aufstand in Südwestasrika ein „Gottesgeschenk für unser Laad" (» gocksonck kor our countrzt). So werde um de» augenblicklichen Ge winne» willen die Rücksicht auf dauernde gute Beziehungen zum deutschen Nachbar« blataugesetzt. * Seefische m>tz -ketfchnet. 9» zahlreichen süddeutschen Städte», namentlich in Bayern, find ans Anregung der Magistrate Seefischmärkte in« Lebe» gerufen. Wie wir au» Geestemünde erfahre», hat der Fischversand »ach Bayer» in den letzten Tage» ganz gewaltig zugeaommen. Vertreter der große» Fischrreigesellschastea betone», baß di« Errichtung der Seefischmärkte keine vorübergehend« Erscheinung bleibe, «erd«; wo sie hingekomme», hätten ihnen di« kommunalen Körperschafte» alle mögliche» Erleichterungen gewährt; Lokale ohne Kosten zur Verfügung gestellt, Wasser billig hergegeben "" ' m). Die süddeutsche Bevölkerung welche «rst jetzr »ahrung richtig k«u»s» gelernt hab«, hab« den vöht- Der Arbctiskampf in der ElektrizitätSindustrie. Es wird un» au» Berlin geschrieben: Man soll den Teufel nicht an di« Wand malen; aber nachdem gestern Tausende von Arbeitern der Berliner ElektrizrtätSgesellschast die Arbeit eingestellt haben, um den 33 000 AuSgejperrten der koalierten Gesellschaft (Siemen», Schuckert, Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft) zu helfen, war doch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß wegen mangelnder Stromlieferung die Straßen bahn ihren Betrieb einstellen müsse und wir des elektrischen Licht- entbehren könnten. Diese Möglichkeit ist jetzt, wie wir in später Nachmittagsstunde erfahren, gänzlich ausgeschlossen. Von allen Seiten sind Techniker, Ingenieure zur Hülse geeilt, um di« gewöhnlichste» Arbeiten zu unter nehmen. Sollte das Schlimmste eingetreten sein, so würde man auf militärische Kräfte zurückgegriffea haben; «S ist ganz sicher, daß der Kriegsminister von Einem auf Vorstellungen seine- Küllegeu von Budde technische Kräfte abgeordnet hätte. Daran fehlt eS gerade in Berlin nicht, wir haben hier, abgesehen von deu Garde-Pionieren, drei Eisen bahn-Regimenter, die große Betriebsabteilung der Militär eisenbahn, da» Telegraphenbataillon Nr. 1, da» Lustschiffer bataillon, die Kavallerietelegraphenschule und die Versuchs abteilung der VerkrhrStruppen. 5 bi» 6000 technisch ausgebildete Mannschaften könnte der Inspekteur der VerkrhrStruppen General von Derneburg mit Be quemlichkeit abgeben, so daß also die Straßeu- dahu immer die nötige Kraft an Strom haben wird. Wa» stellen denn nun die Gewerkschaften an Macht dar? Die Gewerkschaft der Metallarbeiter hat jetzt 200 000 Mitglieder, st« hatte Ende 1903 180 135; da» waren aber nur 29,98 Proz. der im Beruf Tätigen. Aber da« ist nicht die Hauptsache; zum Kriegführen gehört in erster Lime Geld und nochmal« Geld; darüber verfügt die Gewerk schaft der Metallarbeiter nicht. Der Kasseubestand betrug Ende 1903 911 635 ^tk, davon waren in der Hauptkaff« 786 022 E« kommen auf de» Kopf der iu der Gewerkschaft Organisierten 5 -A 69 -s. Damit ist nicht« «»zufauge»; gewiß werden bei der bekannte» Opserwilligkeit der Sozialdemokraten etliche Hunderttausend Mark von anderen Gewerkschaften leicht zusammrugebracht, aber diese Summen bleiben uur ein Tropfe» auf de» heißen Stein. Wen» gerade dir Metallarbeiter so zu dem Generalstreik gedrängt haben, fo kommt ein Moment hierbei iu Frage, da» bi» jetzt »och kerne Berücksichtigung gefunden hat. Gerade bei dea Metallarbeiter» spielen di« Anarchisten ein« große Roll«. E« sei darauf hiagewiesen, daß di« Aaarchistenführer Pawlowitsch und Wiesruthal in zahlreichen Metall- arbeiterversammlungen referierte», sie find sogar seit längerer Zeit festangestellte Beamte der Gewerkschaft ae- wordeu. Die Devise, für welch« sie früher kämpften, heißt l ohne Kosten immer „Geueratstreik"; verbissen«, fanatisch« Element« I (Erlangen). a*s »« Lnarchtstenwelt übe» «tue» unheilvolle» Sin-1 di« Fffchoaf llerbm«ktsg de: Mirteiverrine. In Kassel wurde am 30. September unter Teilnahme von etwa 500 Männern und Frauen der Einwohnerschaft Kassel» und unter Beteiligung von etwa 50 Delegierten der Mierervereiue au» allen Teilen Deutschlands der sechste deutsche MietervereinStag eröffnet. Der Vorsitzende Hoß- felder (Leipzig) begrüßte die erschienenen Vertreter der Regierung und der Stadt. Sodann verbreitete sich Oberlehrer Sandrock (Kassel) über die Aufgaben und Ziel« der Mieterver- ein-bewegung. Zur Beseitigung der Wohnungsnot seien folgende vier Gesichtspunkte zu beachten: 1) daß genügende Wohnungen für die verschiedenen Gesellschaftsklassen, entsprechend deren Bedürfnissen, vorhanden seien; 2) daß die Wohnungen deu moderne» hygienischen und sittlichen Anforderungen ent spreche»; 3) vaß der Preis em angemessener sei und 4) daß die Rechte zwischen Vermieter» and Mietern gleichmäßig und «»bemessen verteilt seien. Mit diesen Zielen bewiesen die Mretervereiae, daß sie keine einseitigen, kleinlichen Interessen verfolgten. Die Mitarbeit aller Stände an der großen Auf gabe der Gesundung unserer Wohnung-Verhältnisse sei er forderlich. (Lebhafter Beifall.) Den Hauptpunkt de» ersten SitzungStage» bildete eine Red« von Dr. Fr. Naumann über die Wohnungsnot. Nicht die Qualität der Wohnungen sei da» ausschlaggebende, ondern der Durchschnittspreis, und so beginne mit der Preis- rage auch die Wohnungsfrage. Redner führte dann einige iattstische Zahlen über da- Steigen der Preise an. Io Hamburg betrug die Durchschnittsmiete pro Kopf der Be völkerung 1874 132 1884 146 ^k, 1894 166 1902 173 Man sehe also von 1874 bis 1902 eine Steigerung um 41 -A pro Kopf, wa» recht bedenklich sei, da auch die Kinderköpfe mit in der Zählung einbegriffen seien. In Leipzig betrug der Preis für die Wohnung von drei Zimmern im Durch schnitt 1880 154 1890 162 und 1900 167 Die Hausbesitzer pflegten demgegenüber auf die Steigerung der Lohne, Baumatenalieo usw. zu verweisen. Gewiß, da ist richtig. E» sei uur eigentümlich, daß von dem Teurer werden der Neubauten auch die alten Häuser mitprofitierten. Dan» wende man von jener Seite ein, daß »icht allein die Mieten in die Höhe geklettert seien, sondern daß sich die Preise der allgemeinen Steigerung aller Preise nur angepaßt hatten. Auch dagegen lreße sich nicht» sagen, wenn die gesamte Bevölkerung nur in angemessenen Wohnungen wohnte. Die Statistik zeigt dann weiter eine folgenschwere WohnungSdichtigkeit, deren Einfluß sich in allen Lebenslagen geltend macht. E» fehlt an Platz für die Kinder, was allmählich zu einer sinkende» G«burt»ziff«r führen muß. Die schlechte Luft wirft körperlich und geistig «io, «ine Engherzigkeit de« Charakter» ist die Folge, Sittlich keit und Familienleben leiben Schaden. Alle Prozess« gegen de» Simplizisfimus sind hier weniger wert al- eine gute Bauordnung. — An positiven Vorschlägen sind hier zu neune»: Besteuerung der Liegenschaften »ach gememyn Wert, Ankauf von Terrain- durch die Städte, um Preissteigerung«» zu verhüten, Förderung de» Vorort-Verkehr», de» Genossen schaftswesens. In der Debatte über den mit Beisall auf genommenen Vortrag forderte Dr. Borustein-Leipzig in der Agitation den Zusammenhang voa Wohnung-not, Eruäh- rung-oot uad Alkoholmißbrauch zu verbinden. Am zweiten BerhaadluagStag, den 2. Oktober, wurde Leipzig zum nächstjährigen Tagungsort gewählt. Hierauf deschastigte sich der BerbaudStag mit der WohnungSgesrtz- aebung. Redakteur Hähueke (Steglitz) behandelte die gesetz lichen Maßnahmen iu dea verschiedene» BuadeSstaaten. Ober lehrer Gaudrock (Kassel) besprach dea preußischen Wohnung»- gesetzentwurf. Nachdem zu der Frage noch Redakteur Fischer ^Chemnitz), Rechtsanwalt Trepuu (Hamburg) uad Dr. Laag (Würzburg) gesprochea hatte», wurde einstimmig folgende Resolut»» angenommen: „Wenn auch der von der preußischen StaatSregieruug vorgelegte Wohauag-gesetzeulwurs zu manchen berechtigte» Bedenken Anlaß gibtt und der Ergänzung bedarf lr»«- besondere i» bezug auf eine Erweiterung de» Ent eignung-rechte»), fo erscheint er doch al« eine geeignete Grundlage für eia WohuungSaesetz. Der 6. Ber» dandStaa der deuisch« Mietervereiae richtet an die preu ßische StaatSregieruug und dea Landtag die Bitte, auf dieser Grundlage nunmehr dea Erlaß «ne» Wohnung», aesetze» baldigst herbeizuführea, hält aber gleichzertig eia Eiagreisea der ReichSgese-gebuu- für notwendig. Haavt- träger der WohaungSrefor« Verden oha« Zweifel die Ge- memdeverwaltttnge» sein müsse», daher ist driagend zu for- der», daß da» Usberwiege» der Hau-besitzeriutereffe» i» de» Gemeiadevenvalttlllge» durch eiüe «»«sprechende ueudenutg de» Wahlrecht» beseitigt wird." Der dt-herig« Vorstand werde wiedergewählt uad darauf b«, Verba»»« », -Schlosse» Anzeiqnt'Prets bi« S gef paUe» PetttzeU« fib Pf» FamtVei»» voh»»,,». n»b Stell— Lazttgn fiO Pf. Finanzielle Anzeigen, Sefchäft-anzeigen unter Text oder aa besonderer Stelle nach Tarif. Für da» Erscheinen an bestimmte» Tage« u. Plätze» wird kein» Garantie übernommen. 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