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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040331023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904033102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040331
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904033102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-31
- Monat1904-03
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Die!«« »UM «trd de« Leier« von Dresden "— «« Lage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellt. wahrend es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Lejamt»n1gabe erhalten. berugrgkdM: L' deutscher »r.', iouorar- Nituiat: werdea r»I«,ra««.»dr»tt«: »»choich«,, »,«»»««. 18LH V«vlag von Ktepsrh L Neiehardt. /snresgen^aM. >nn«bi«k von Slnründiaiinieil bi» naltmiiNn»S » Uln Tom>- uni, gki.-rla»» nur Manniiuo^ .« vo» ti btt '/,N1br. Dir !lpaIt>t>cwr»„L »rilc <NI. r Ltircn» L> lim.. A». Imidmuimk» au! txrPnvaiier« 3«ll- « Pta.: die rlvaiti«« Zeile aut Leu teite so Pt,.. alt Liiiaeilmdl Zeile « PI,. In Nummer» »mH L»im- >i»t>-etert««-» l tvallrar Ärundreil so l!t,.. aut PrivatteN- « Pta.. rtval«i«c Zeile aut Dertteile und al« ümaeiandteoPt». Au««!irli,cAils. trüge nur argen P»ra«»oc»at,luna. Bcleadijitler werden mit to Plg. bereLnet. SernIvrrtka«I»l«8: «»< L Str. U mrd «r. rov«.^ km«!««!' VvrlllekvIullL» Lll8la11 von (Mo küttusr, UI» ßtß - Neueste Drahtberichte. Hostiachrichten. Leidztger Aerzteflreik. Gerichtsoerhandlniiaen. Kal. Konservalorinm. I 41 » a-R» Volr«»!. «Ganthos und die Mensch»,", Dresdner Dichtciabend, Lilrrariickicr Bcrem. s e»L» «e-"4r» Neueste Drahtmeldunqen vom 30. März. Der russisch-japanisch« «rj/g. Petersburg. General Kuropatkin telegraphierte an den iser folgende Meldung de- Generals Mischischcnko vom 29.: ch ErzDlungen von Einwohnern der Stadt Tschöngdschu >en die Japaner in dem Gefecht, das sich am 23 d. M. der Stadt ereignete, über 100 Tote gehabt, und 100 Der- Mundete wurden durch 500 koreanische Träger nach Andschu er bracht. Auch an Pferden hätten die Japaner große Verluste. Der bei Tschöngdschu verwundete russische StabSkapuän Stepanow ist leinen Wunden erlegen. Petersburg. De« in Wladiwostok erscheinende „Wosta- tichny Westnik" meldet unterm 29. d. Mts., daß aus Tschifu «»«gegangenen N-chrichten zufolge der koreanische Prinz Pak. der mit den Japanern sympathisiert, wegen der strengen Beaufsichtigung der Japaner im Küstengebiet und in der Man- bschurei einige Koreaner dorthin als Spione und Kundschafter ab- gesandt habe. Die Aufsicht über die Koreaner wurde daher ver- Toki». Der Bericht deS Admirals Togo erwähnt rvnLchst die Art und Weist, in der sich die vier am 27. d. M. entsandten Dampfer zur Sperrung von Port Arthur dem Ein- gange de- Hafens näherten, wie sie von den Russen versenkt oder von der Besatzung zum Sinken gebracht wurden. Sodann heisst es in dem Bericht weiter,.es sei bedauerlich, dag infolge «ine» gewissen Zwischenraumes, der zwischen zwei Dampfern ge blieben sei. die Sperrung nicht vollständig sei. Die Verluste sind ' Agende: Kommandant Hirost u»o drei Unteroffiziere tot, ein utnaat tätlich verletzt, ein Leutnant, ein Ingenieur und sechs teroffiziere und Seeleute leicht verwundet. Alle Leute, die die anderen Besatzungen bildeten, wurden von unseren Booten aus genommen. Der Kommandant Hirose und der zweite Maschinist Gugino, die bei der Aktion ihren Tod fanden, gaben Be weist von bewunderungswürdigem Heldcnmute. Unsere Torpedoboot-Flottille tat ihr Bestes, um die Sperr dampfer zu schützen und ihren Besatzungen unter dem heftigen feindlichen Heuer Hilfe zu bringen. Zwei Torpedoboot läger gingen u. a. bis ungefähr eine Seemeile an die Hafen- einfahrt heran, trafen dort auf einen feindlichen Torpcdoboot- i-— —t-'-gten ihm beträchtlichen Schaden zu. ne havariere Irl- Sr zog Ikch infolge- „ sahen, als sie den Hafen verließen, unterhalb deS Goldnen Berges ein feindliches Fahrzeug liegen, das vollkommen aefcchtsiinfähig zu sein schien. Ungeachtet des sehr heftigen feindlichen Feuers erlitt die Flottille keine einzige Havarie. Tokio. Der amtliche Bericht über den Znsa m incnstoß zwischen japanischen und russischen Truppen in Korea lautet: Am 28. März vormittags 11 Uhr kam eine Abteilung japanische Kavallerie und Infanterie in Berührung mit 600 Mann russischer Kavallerie, welche Tschöngdfchn beseht hatten. Es gelang^ die russischen Truppen aus ihren Stellungen zu werfen und die Stadt zu besetzen. Japairischerseits sind gefallen ein Offizier und 1 Ge- meine, verwundet 2 Offiziere und 10 Gemeine. Man schätzt die russischen Verluste auf dieselbe Höhe. Wladiwostok. In der Paisiet-Bai erfolgte jüngst von der Merstelte her eine heftige Explosion, deren Ulsache niemand erklären konnte. Zwei Tage darauf trieben die Fluten einen toten Walfilch von großen Dimensionen in die Bucht, der offenbar auf eine Mine gestoßen war, die dadurch explodierte. Ga 8 ta. Die „Hohcnzollern" mit dem Dcutschcn Kaiser an Bord ist heute morgen in See gegangen. Hamburg. Der Kriegsministcr traf heute morgen zur In spizierung des nach Südwestafrikn abgehenden Truppcntrans - vortes hier ein. Zur Verabschiedung waren bei. der Ein schiffung noch erschienen vom Senat der Bürgermeister Dr. Monckeberg und der Senator Dr. v. Melle, außerdem der Kom mandeur des 9. Armeekorps, Generalleutnant v. Bock und Poiach. und viele andere Offiziere. Der Dampfer „Markgras" mit 500 Pferden geht heute nachmittag, die ,,E»trcrios" mit 700 Pferden heute nacht nach Deutsch-Südwestafrika. Frankfurt a. M- Sämtliche Mitglieder der Vereinigung Frankfurter Fruchtmark», sowohi die Importeure, wie die HandelS- mi'ihlen an den Plätzen in Franksurt a. M.> Kreuznach. Darm stadt. Offenbach, N>cd«Ial>«steln, Jriedberg. Gieße» uiw. haben sich durch Uiiterichrist verpjlichlct, vom 1. April d. I. ab bei Au- käuien von GcNeidc ans Südrnßland, der Türkei und den Donan- ländetn nur noch ausschließlich de» dentsch-ntederlä irdi schen Getretdevertrag anzmvrnden. Havre. Der Dampfer.Helvelia" der Hnmburg-Amerlkii- Linie ist mit Maj.cvinehavarie hier eingeschlevpt worden. dessen zurück. Unsere Leute 1 OerMcheS,md Sächsische«. Dresden. 20. März. —* Se. Majestät der König empslng heute mittag die Dc- partementschefS der Königlichen Hofstaaten zu Vorträgen und er teilte dem Generalleutnant z. T. v. Carlowitz Audienz. —* Se. König!. Hoheit Prinz JohännGcorg ist gestern abend von Stuttgart hier wieder cingetrossen. —* Im Aufträge desKönigsGeorgs wohnte der König!. Kämmerer v. Schimpfs heute vormittag 11 Uhr in Frauenharn der Beisetzung der am Sonnabend verstorbenen ehemaligen Ober- hofmeisterrn der Königin-Witwe, Frau v. Gl obig, bei und legte am Sarge der Verewigten euren Kran» nieder. In Vertretung der Königin-Witwe war der Oberchofmeistro v. Malortie erschienen und legte gleichfalls einen Kranz-nieder. —* In mehreren Provrnzic^blättern ist von einer schweren Erkrankung des Prinzen Friedrich Christian berichtet worden. Nach von uns eingczogcncn sicheren Nachrichten ist der Prinz zwei-Tage leicht erkältet gewesen mrd hat deshalb an einer Familientafel im königlichen Schlosse nicht teiloenommen. Er ist Dienstag schon wieder in der freien Luit gewesen. Die ver breiteten Nachrichten über eine schwere Erkrankung erweisen sich somit als Erfindung. —* Der Königliche Hofwirtschciftssekretär E. Heinrich Walther erhielt den Albrcchtssrdcn 2. Klasse. —* Am 1. April d. I. tritt ei» neuer deutscher Eisenbahn-Personen- und Gepäcktarif, Teck I und Nachtrag X zum Personen- und Gepäcktarife der König!. Sächf. Staatseistnbahnen, Teil II, in Kraft, welch letzterer zum Preise von 5 Pfg. für das Stück käuflich zu haben ist. Der Nach trag enthält a. folgende wichtige Neuerungen: 1. Die Be stimmung hinsichtlich des Antritts der Reise wird dahm ergänzt, daß mit einfachen Fahrkarten und Rückfahrkarten in ge wöhnlicher l.Karten-j Form die Reise außer am Tage der Ab stempelung auch am folgenden Tage angctreten werden kann: für den Beginn der Geltungsdauer ist der Tag der Abstempelung maßgebend. Die Neuerung gilt sowohl für den sächsischen Binnenverkehr, a!S auch für die direkten innerdeutschen Verkehre. Es können jedoch die am 31. März d. I. und früher gelösten Rück fahrkarten des sächsischen Binnenverkehrs noch auf Grund der jetzigen Tarifbestimmiing auch am 1. April und später zum beliebigen Antritt der Reise innerhalb der Geltungsdauer benutzt werden. 2. Hunde, die als Begleiter von Reisenden auf Hunde- fabrkartcn befördert werden, können unter bestimmten Voraus setzungen (Einschließung in genügend sicheren Behältern, wie Körbe. Käfige usw.f auch beim Packmeistcr der Personen- und Schnellzüge zur Beförderung in den Gepäck- und Güterwagen aufqegeven werden. — Die Vorschriften über die Verladung von Fahrzeugen und Maschinen mit Rädern auf offenen Wagen (Teil I, Anlage 13 j sind dahin abgcändert worden, daß zur Ver meidung von Beschädigungen der Eiscnbahnwagcnoöden die Räder der Fahrzeuge durch Unterschlagen von Kreuzhölzern sest- zustcllen sind, die, um Verschiebungen auszuschließen, an den Böden der Eisenbahnwagen mit Drahtstiften von genügender Länge und Dicke oder mit ähnlichen, die Wagenbödcn nicht be schädigenden Mitteln zu befestigen sind. — Die Fahrpreisermäßi gung für Schulfahrten wird, dies sec zur Vermeidung etwaiger Zweifel mitgeteilt, auch dann gewährt, wenn sich Schüler meh rerer Schulen au dem Ausflüge beteiligen. Es genügt dann, daß der Vorstand nur einer Schule den Antrag auf Fahr preisermäßigung stellt. —* Am 1. Nvrli treten auf den deutschen Menbahnen ein heitliche Bestimmungen über die Beförderung von Expreßgut in Kraft. Nach denselben werde» Gegen- stände, die sich zur Beiachernng im Packwagen eigne», mit einzel nen Ansnahiiien zur Beorderung als Expreßgut von und »ach solchen Stationen angen,'mmen, die für den Gevälkveikehr ein gerichtet sind, soweit <Ae> ickirachtiätze bestehen. Das Expreßgut wird bis r»iii 1. Juiisi aucGepäckichem, von da an aus Eisenbaini- Paketadresse abgeserti-ck iEiue Sendung kau» a»K fünf Stücken bestelle», jedes Stück in mit einer genauen, dentlichen und dauer haft besestigten Adresse /ersehen sein. Wenn die Sendung ohne Ainiieidung bis zur Abholung ans dem Bahnhöfe lagern toll, ninsi die Adresse die Be,eichm«ils „Bahnhvslageriid" trage». Expreßgut ist bei den Gepäckabsertigniigsstellcii zu den für die Annahme vv» Gepäck bestimmten Zeiten auszuaebkii. Der Gepäckschein begleitet die Sendung. Für das Expreßgut wird dir Gepäckstück»» min destens für 30 Kilogramm erhoben; bei Beförderung in Bersoneu- zügen werden »ijudcstens 50 Mg., bei verlangter Äewrder»ug in Schnellzügen, auch nur Nleckenweise. »iiudeftens 1 Mk. erhoben. Die Besöiderung erfolgt mit den Zügen für de» Perionenverkehr. Die Eisenbahn behält sich vor. bei Zügen, die bekannt gegeben werden, die Besörveruna von Expreßgut zu beschränken oder aus- zuschließe». Der Emv änger ist be>echtigt, nach Ankunst des Zuges, mit dem die Besöiderung des GnteS zu gescheben hat, am Bestimmungsorte die sofortige Auslieferung nach Ablauf der zur ordnungsmäßigen Ausladung und Ausgabe ersorderlicheu Zeit bei der Gepäckabsertiaungsstelle zu verlangen. Im übrigen wird der Empjäilgrr der Sendung, dasrrn sie nicht „Babnhoslagernd" ge stellt ist. innerhalb der sür Eilgüter festgesetzten Fristen benachrich tigt. Die Auslieferung der Sendung selbst «folgt nur gegen Quittung. —* Die den Handelsaewerbetreibenden Bewohnern der Bor - stadt Gruna bei der am 1. Juli 1901 erfolgten Einverleibung des genannten Vorortes in den Stadtbezirk Dresden auf die Dauer von 3 Jahre» nachgelassene Vergünstigung, an Sonri ll nd Festtagen (mit gewissen Ausnahmen) in der Zeit von ll Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags den Kleinhandel mit Gebra n chsgegen ständen aller Art auSüben zu dürfen, fällt am 1. Avril d. I. nach Ablauf der dreijährigen Frist weg. Es gelten daher vom 1. Avril ab in den Vorstädten Alt- und Neiigruna »nr die mittels der Bekanntmachungen vom l2. April 1901, 17. Oktober 1901 und 14. Mai 1902 in bezug aus die Ausübung des HandelSaeweibes an Sonn- und Festtagen für daS ganze Stadtgebiet getroffene» Vorschriiten. — Nach wochenlanger angestrengter Arbeit sind die beim Grnndgraben sür die zweit« Hälfte des P o st -E r Weiterung?- Neubaues an der Marienstraßen-Front aufaedeckten, aus Dresdens Festlingszeit stammenden Maucrreste abgetragen wor den. Zur Zeit ist man ans das eifrigste damit beschäftigt, eine ! über 1 Meter starke Betonschicht hcrzustellen, auf der die Grund- i mauern des mächtigen Gebäudes zur Aufführung gelangen. Um j bei dem unsicheren, durch den früher an dieser Stelle befindlichen Sec und ehemaligen Wallgraben beeinflußten Baugründe etwaige ^ Senkungen zu vermeiden, wurde, ähnlich wie bei dem schon fertig- ! gestellten Teile, ein starker Eisenträger-Rost in den Beton ein- ^ gebettet. Mit der Herstellung dieser Bctonplatte wird gleich zeitig der Zweck verfolgt, eine entsprechende Abdichtung gegen das Eindringen von Grundwasscr in die Kcllcrräume zu erzielen. Das Allsfinden der teilweise über 3 Meter Stärke aufweilenden Mauern, die sich nach beiden Seiten hin fortsetzen, gestattet einen interessanten Rückblick aus vergangene Zeiten, als Dres dens Entwicklung durch den engen Gürtel der von den Kurfürsten Moritz und August angelegten Festungswerke arg gehemmt war. Diese zu Anfang des vorigen Jahrhunderts endlich glück lich abgeivorscnc steinerne Rüstung, die seit ihrem Entstehen wenig Veränderungen erlitten hatte, wies in der Altstadt ins gesamt sieben Bast.oncn auf. Auf besonderen Befehl König August II. erhielten sie im Jahre 1721 als neue Bezeichnungen die Namen: Venus, Mars, Jupiter, Merkur, Saturnus, Luna und Sol. Außen mit behauenen Steinen bekleidet, innen aus Horzcln bestehende Gnßmauer, waren die Bastionen untereinander mit Wällen l„Conrtincn"1 verbunden, denen man noch Erd schanzen s„Eavaliere"> ailjsehte, Tie. in Rede stehenden Maner- teile gehörten min einst der Satnrnus-Bastion vor dem „Wilischen Tore" an. Sic erhob sich ungefähr aus der Stelle des 1830—1832 errichteten Postgebäudes am Postplatz, das dann in den neunziger Jahren als Telegraphen- und Fernsprechamt reichere Fassaden und die beiden Telephon-Turmbauten erhielt. Vollständig abgebrochen wurde die Bastion Saturn erst in den Jahren 1819 und 1820, so daß hieraus die Anlage des vorderen Mtnst und Wissenschaft. König!. Conservatorinm. Eine Aufführung im Conservatoriums-Saale, zusammcngestellt aus Opernszenen, beschloß gestern die Ostcr-Prüfungsausführungen des Instituts. Zunächst war es Glucks „Orpheus , der den praktischen Bühnen- versuchcn diente. Frl. Wünsche HKlasse Iran Aucr-Hcrbcckj, die sich kürzlich im Konzertsaal bereits sehr zufriedenstellend be währte, versuchte sich in der Titelrolle des Werkes mit einigen Arien und im Duett mit Eurydike. Auch in dieser, für eine angehende Sängerin sehr schwierigen und heiklen Aufgabe, be- stand Frl. Wünsche ehrenvoll. Die Mittel, über die sie verfügt, ein Mezzosopran mit einigen Aittöncn im tiefen Register, er schienen gestern, von Befangenheit vielleicht einigermaßen beein flußt, nicht sehr hervorragend, flackernd in der Kantilene und nicht sonderlich trag- und leistungsfähig, auch einigermaßen irritiert durch Lisyellaute, scheinbar hcrvorgerufen durch nicht sorgfältig beobachtete Mundstellung, die die Tongebung noch zu stark durch die Zähne geben läßt. Das Beste war jedenfalls die Arie „Ich habe sie verloren", die gute Ausfassung, Vortrags talent und musikalische Intelligenz erkennen ließ. Jedenfalls sind die Studien der fungen Dame noch nicht als abgeschlossen zu betrachten, so daß ein bestimmteres Urteil über Frl. Wunsches Befähigung zur Zeit nicht abgegeben werden kann. Besser und präziser ließ sich dagegen Frl. Wilop (Klasse Frl. v. Kotzebuej m Szenen aus Kreutzers „Nachtlager" beurteilen. Die Stimme klingt frisch, rein im Timbre, in der Höhe noch etwas scharf, sie »st biegsam und modulationSfähig und scheint für Soubretten partien und jugendlich dramatische Rollen, wie die der Gabriele, out geeignet. Der Vortrag verriet die ausgezeichnete Schule ihrer Gelanasmcisterin, auch aus allein übrigen (Darstellung, Gestik und Mimikj sprachen Talent und Fleiß. Gut bewahrten sich mit Irl. Wilop die Herren Hürlemann und Fricke, als ehemalig« Schüler der Klasse Mann. Für die Ausführung ver schiedener Szenen aus Verdis ^Aida" und Gounods „Margarethe", als Amneris und Aida sehr bemerkenswertes Spieltalcnt für tra gische Rollen. Gesanglich hielt sich Frl. Wünsche auf gleichem Niveau, wie als Orpheus, wogegen Frl. Müllers Organ für die starken Akzente einer Aida gegenwärtig noch nicht ausreicht. Herr Hürlemann sang den Radamös mit gefälligen, sympathischen Mitteln, indes ist seine äußere Erscheinung sur die Bühne wohl nicht ganz vorteilhaft geeignet: auch seine Darstellung bedarf noch lehr der Entwicklumz. Einen guten, künstlerisch bereits sorg fältig geschlossenen Eindruck machte der dritte Akt der „Mar garethe". Am erfolgreichsten bestand Frl. Ulrich (früher Klaffe Frl. Sieverts in der Titelrolle: sie war anmutig und liebenswürdig ,m Spiel, trefflich im musikalischen Part. Herr Hürlemann lFaustj sang die Eavatine sehr befriedigend: Frl. Wünsche lMartbel, Frl. Wilop lTiebcls, Herr Fricke (Mephistos ver vollständigten ein sicheres, zuverlässiges Ensemble. Die szenische Leitung hatte, wie bei den theatralischen Ausführungen der An stalt üblich, Herr Gustav Starcke, die Begleitung am Klavier Herr Bercht. H. 8t. -f* „Ganthos «nd die Mensckiin" nennt sich ein Drama, das gestern Abend Herr Odenegtsseur Lewinger im Bülett- saale des Königl. Schauspielhauses einem kleine» Kreise geladener Kritiker und Kuiislsreiinde aus dem Manuskript vorlas. Das Werk, das leider von der Generaldirektion der König!. Hos- thratrl mit dem Vermerk „Zur Aufführung nicht geeignet" zmück- gelegt werden mußte, verdient diese ungewohnte Auszeichnung und die lebhafte Teilnahme, die sonst dir Kritik der Tagespresse nur anfgrsüdrten Bühnenarbeiten znznwenden nötig bat. Der Dichter — denn um eine» solche» handelt eS sich —heißt Wilhelm Steiner- Osteu. ist 1864 in Poien als Sohn eines Altphilologen geboren, hat an verschiedenen dentichen Hochichulen Philosophie und Natur wisse,Mast stndiert. um schließlich Assistent an der König!. Tech nischen Hochschule zu Berlin zu werden, bi- ihn ein He,zleiden twang, seine Stellung anszugeben und noch dem Süden zu gehe», wo er. durch und durch eine künstlerisch veranlagte Natur, seine Begabung als Scknisistrller entdeckte Die dionysische Mäichenkomvvie .Gantbos und die Menichin" ist nicht lein Elftiingsweik; da>» ist eS zu irrtig in der äußeren Form und zu sicher im inneren Aus bau. Die Fabel bringt im Gewände eines wunderlichen Märchen- spielS, dessen Schauplatz ein Hain des Dionysos ist. einen spannen de» Konflikt geschickt ziim Vortrag Der junae Satyr Ganthos verliebt sich in eine wunderschöne Christin Anthylla. der zu Liede er ein Mensch we>dc» will, da er sic sonst in Wähler Liebe nicht besitzen kann. Che ihm die Menschwerdung gelingt, m»ß ec. gleichsam als Buße, eine Sühnekapellc dem Cbiistentnm errichten, was »hm auch glücklich gelingt. Unterdessen hat seine Geliebte Anthylla. dlilch die Flöte des Pnns in eine Art von Hypnose versetzt, an einem Fest des Dionysos teilgenommen und sich im Rausche orgiastischer Lust dem Herrlichen hingegeben. zur Freude Porne's, der fiühcren Ge liebten des Ganthos. die sich a» dein Ungetreuen rächen will. Porne teilt Ganthos den Fehltritt feiner Geliebten mit. während er gerade dabei ist, den Schlußstein mit dem Kren» seiner Sühne- kavelle zu krönen. Anfangs will der Satyr mtt der Menichen- scynsucht im Herzen nicht an die UnOene Anthyllas glauben, doch eisähit er bald ans ihiem eigenen Munde die Bmätigung der Worte Porne's, da die Geliebte bei dem ersten Klang der Flöte PanS wieder in einen tchlafähnllchen Zustand verfällt und dem Ge liebten das Geheimnis der dionysische» Nacht selbst verrät. Ganthos sieht sich um (ein Lebensglück betrage», fordert die Mänaden und Satyrn ans. die Sühnelapelle zu sturmen, woran sie unter aller hand Züchen und Wundern durch die betende Anthylla verhindert werden. Ganthos kehrt reumütig in die Arme seiner Porne zurück »nd wird wieder ein Satyr an pur saue, während Anthylla in religiös« Verzückung vor dem Mnltergoltesbild zu Boden sinkt. Das Werk, dessen öffentliche Vorsühunig. ganz abgesehen von der stark erotischen Färbniig einiger Szenen, natürlich nicht möglich (ft, wogegen seine Darstellung durch irgend eine literarische Gesellschaft nicht ausgeschlossen ist. enthätt bei aller Unklarheit seiner Absichten so diele poetische Schönheiten, daß sich fein Autor mit ihm allein zur völligen Genüge als Dicht« legitimiert. Schade, daß er nicht aus die Bedürfnisse und Ansprüche der Bühne, von der herab allein es nun einmal heurzutaae möglich ist. aus die große Masse des Publikums zu wirken, so vielRücksicht genommen hat, um sich mit ihm den herßumworbenen Boden der wrltbedeutenden Bretter zu erobern, zumal er ohne Frage auch über ein starke», impulsives dramatisches Talent verfügt, von dem man sicher bei der nötig«' Selbstzucht »nd Selbstkritik noch manche schöne Frucht «tvarten
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