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Dresdner Journal : 25.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-25
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1879
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0». 0». b«. U.G. ». » ». » obj. 0bz. 0 b» d». » »8 b.u.». 0 b.u.». «b ». ». 0». » ». du.», so», b». »o«. Freitag, den 25. Juli. L87N. FLUrlieU: . . 18 jt jLdrllcd: 4 Iturd bO kk. lv kk L»n»rv»Id üeiod« tritt kort- ooä 8t»mp«lru»ckl»8 bioru. l»»»r»t«»prel»er ^ür «Iva kuruu «oor bv»?uIt«o«Q kstitrsil« rg Pf. Vater „Lio^eeuoät" äie 2«I« 80 kk. Dres-nerHonmal. rr»eil«tue»r Vl^IieN mit ävivLdw» «ler 8<mo- iwä keisrtuze itdeuU» für äeu 1»^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. tv„«r»ttn»ao»kine »»«Wirt«» l-iipitz: H ^ra»<i«tetter, vommirriooLr 6er Dreräosr ^ouroulr; Lewdar» - B«rlt» Vi»» l^ipriß Brrei - Brreiru Brrnttui t ». H : Laa««»tr>n L kc>A/er, Berit» Vie»-S»md»rx kr»^-I,»tprix Brratkart ». H tlünct»«»: H/orre, Berit»' A. ^orriict, /nra/< <ierrckan-t, Lrewe»: L. Lc^iott«,' Breri»»: F. LtanAen » 8ür«»u; vkemeit»: ». k^At! Bre»ilt»rt ». «.: F ^aeAe^oke u. v. 7/errmann- ecdv öuot>t>»l>6Iiio^; aorlit»: c? A/Mer, S»»»or»r: <7. krri» Berlin - krrnilturt ». H. 8t»tt^»rt: Daud« L Vt-.,' Sewdarx: F Lle^liAen, ^Ici Äeiner. Heruu<,8«der: NSviel. Lipeäitivn 6«» l)ree<joer ^ourv»i«, I>re«6en, 2vw8er»tr«E Xo. LV. Nichtamtlicher -heil. Ueierttch«. Tele-raphisch« Nachrichten. Tage-geschichte. (Berlin. Breslau. München. Pari- Basel Rom. London. Konstantinopel. New-Dort. Rio-de-Janeiro.) Zur Orientfragt. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. vretduer Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Wurzen.) Gerichtsverhandlungen. (Mittweida.) Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. rageskalender. Inserate. Telegraphische Witterung-bericktr. Börsenuackrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 24. Juli, Mittags. (Tel d. DreSdn. Journ.) Das soeben erschienene „Reichs-Gesetzblatt" publicirt daS Gesetz, betreffend den Zolltarif und die Tabaksteuer. Die neue Zoll erhebung tritt sofort ein für Eisen, Hopfen, In strumente, Lichte, Materialwaareu (mit Ausnahme der Mühlenfabritate), Kette, Petroleum, Thiere und thierische Produkte, sowie für Vieh; anfangs Oc- tober für Getreide und Holz; am 1. Juli 188V für Flachs uud Spinnstoffe (mit Ausnahme von Baumwolle); zum Neujahr 188V für alle übrigen TarifgegeastLude, einschliesslich der Mühleufabrikate. Dortmund, Donnerstag, 24. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Westfälische Zeitung" mel det, das gestern Nachmittag 6 Uhr auf der Zeche Reu-Iserlohu bei Marten durch schlagende Wetter 1 Arbeiter getödtet, sowie 8 Arbeiter und 1 Be amter theils schwer, theils leicht verwundet worden find. Versailles, Mittwoch, 28. Juli, Abends. lW. T. B.) Die Kammer hat heute mehrere Artikel des Budgets des Kiuanzmiuisteriums an- genommen. Brüssel, Mittwoch, 23. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Repräsentantevkammer hat heute den Gesetzentwurf, betreffend die Convertirung der 4kprocevtigru Anleihe in eine 4 procentige, ein stimmig angenommen; 2 Deputirte hatten sich der Abstimmung enthalten. Haag, Mittwoch, 28. Juli, Abends. (W T. B.) Wie verlautet, sollen der frühere Minister der Colonien van de Putte und Cremers es ab gelehnt haben, eia neues Cabiuet zu bilden. London, Mittwoch, 23. Juli, Nachmittag-. (W. T. B.) Ein der Regierung aus der Cap- stadt vom 6. d. M. via St. Vincent zugegange- nrs Telegramm des General- Chelmsford meldet, das er, da der König Cetewayo die ihm gestellten Bedingungen nicht angenommen, vielmehr den eng lischen Truppen feindlich begegnet sei, am 3. d. seinen Vormarsch fortgesetzt, die ZuluS angegriffen und vollständig geschlagen habe. Die Verluste der Zulus seien sehr große; die Stadt Mundi sei von ihm eingenommen und zerstört worden. London, Mittwoch, 23. Juli, Abends. (W. T. B.) Eine weitere Depesche des Generals ChelmSford meldet, daß er am 4. d. M. Morgen den Kluß Umvolosi mit 4O6V Mann europäischer Truppen, 11VV Eingeborenen und 8 Geschützen überschritten hätte. Dir Truppen rückten vor und wurden von mehreren Seiten von ungefähr 2V OVO Zulu- angegriffen. Der Kampf währte 2 Stun den. Dann zogen sich die ZuluS zurück, verfolgt von der englischen Cavallerie, welche sie in völlige Auflösung brachte. ES heißt, daß König Cete wayo selbst commandirt habe. Die ZuluS haben 1000 Mann verloren. Die Engländer haben 10 Todte und 53 verwundete. Nachdem Ulundi und alle benachbarten KraalS verbrannt worden waren, kehrte General ChelmSford noch an demselben Tage in daS Lager zurück. Da General Wolseley bei Port-Durnford nicht landen konnte, so ist er nach Durban zurück gekehrt. Derselbe meldet vom 8. d., er habe die unterwegs befindlichen Lerstärkuttarn angrhalten, da er den Krieg als beendet betrachte. Man solle ihm keine Mannschaften und keine Munition mehr schicken und ihm angeben, welches Regiment er zuerst nach England zurückschicken solle. Er glaube, er werde am 16. d. M. eine Unterredung mit Cetewayo haben behuf- Keststellung der Frieden-- bedingungru. Bukarest, Mittwoch, 23. Juli, Abend». (W. T. B.) In beiden Kammern erfolgte heute dir Mitthrilung von der Neubildung dtS Cabinet-, und wurde daS Programm deS neuen Ministeriums verlesen. DaS Programm besagt, daß nur ein, wie das gegenwärtige gebildetes Fusionsministerium der schwie rigen Situation des Landes begegnen könne. Das Cabinet sei entschlossen, den, Rumänien durch den Ber liner Vertrag auserlegten Verpflichtungen nachzukom men, jedoch auch die ökonomischen und socialen In teressen der Nation zu wahren. Die Regierung glaube, sowohl dem Verlangen der europäischen Diplomatie, als auch den legitimen Besorgnissen deS Landes gerecht zu werden, wenn sie neben der Anerkennung deS Prin- cip» der Gleichheit der Religionsbekenntnisse und der Freiheit aller Culten bei der Revision des theilweise die inneren Interessen Rumäniens berührenden Art. 7 eine Lösung zulasse, welche auf dem Princip indivi dueller Naturalisation und specieller Beschränkungen zur Erlangung von Grundeigenthum beruhe. Diese Erklärungen würden alsbald zur That werden. Sodann gelangte ein Decret deS Kürsten Karl zur Verlesung, durch welches die Kammern auf 1 Monat vertagt werden. In dem Decret wird hervorgehoben, daß die Vertagung der Session nothwendig sei, damit sich die Senatoren und die Deputirtrn von Neuem mit ihren Wählern in Verbindung setzen könnten und damit auch die Re gierung mit den auswärtigen Mächten in Unter handlung treten könne, um eine Lösung herbeizu- führen, welche Europa befriedige, ohne die LrbrnS- interrffeu de- Lande- zu gefährde«. New-York, Mittwoch, 23. Juli. (W. T B.) ALlle von Erkrankungen am gelben Kirber sind letzt auch an anderen Punkten der vereinigten Staaten eingetreten; 2 Fälle find in LouiSvillr, 1 in Hoboken bei au- Memphi- geflüchteten Per sonen vorgekommen. In Brooklyn ist eine Person, welche von Havana dorthin gekommen war, am gelben Fieber erkrankt. Außerdem befinden sich mehrere am gelben Fieber erkrankte Personen auf Schiffen, welche au- den Antillen hier angekommen find. Diese Schiffe müssen sich gegenwärtig den angeordnetev O.uarantänemaßregeln unterwerfen. Tagesgeschichte. * Berlin, 23. Juli. Wie aus Gastein telegraphisch gemeldet wird, hat Se. Majestät der Kaiser nach einer guten Nacht heute das erste Bad genommen und so dann in bestem Wohlsein bei schönem Wetter eine Promenade auf dem Kaiserwege gemacht. — Der „N.-Z " zufolge gedenkt Se. kömgl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl morgen eine Reise nach Skandinavien anzutreten. — Der „N. Pr. Ztg." schreibt man: Wenn der Vorschlag auf Verlängerung der Etats- und Legislaturperiode im Reichstage dem Bundesrathe auch erst unmittelbar vor einer längeren Vertagung zugegangen ist, so wird doch die Zwischenzeit nicht verfließen, ohne daß zur Lösung dieser wichtigen Frage ein weiterer praktischer Schritt geschieht. Im preußischen Finanzministerium ist man nämlich damit beschäftigt, probeweise einen 2 jährigen Etat auszustellen. Die Frage, welche hierbei zunächst in Betracht kommt, ist die, den Rechten der Volksvertretung nicht zu nahe zu treten. Sodann soll der praktische Versuch darüber Klarheit verschaffen, ob es angemessen sei, den 2jährigen Etat als einen einzigen dergestalt aufzustellen, daß man einfach die Zahlen verdoppelt, oder denselben als 2 getrennte Ganze »u zerlegen. Der Versuch dürste dem BundeSrathe bei seinen späteren Berathungen als Unterlage dienen. — Die Conferenzen, welche in voriger Woche im Mi nisterium des Innern mit Bezug auf die an der preußischen Provinzialverwaltung vorzunehmenden Aenderungen abgehalten worden sind, haben am Sonnabend ihr Ende gesunden. Laut der „Poft" wurden zwei Gesichtspunkte vornehmlich hier ins Auge gefaßt, einerseits die Umbildung der staatlichen Pro vinzverwaltungsbehörden und andererseits eine Revision deS Competenzgesetzes. Bekanntlich hatte der frühere Minister des Innern, Graf Friedrich zu Eulenburg, mit der Provinzialordnung zugleich einen Gesetzentwurf beim Landtage eingebracht, welcher die Einrichtung der Bezirksregierungen dahin abändern wollte, daß das Collegialverhältniß der Mitglieder derselben aufgehoben werde und an Stelle des Collegiums die einzelnen Mitglieder mit ihrer Entscheidung und Verantwortlich keit treten sollten. Der bezügliche Entwurf kam jedoch damals im Landtage nicht zur Annahme; die Pro- vinzialordnung wurde eingeführt, und neben den Selbst- Verwaltungsorganen fungirten die Regierungen in alter Weise fort. Dies führte zu den zahlreichsten Unzu träglichkeiten. Insbesondere zeigte sich, daß die Grenze zwischen der Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte und der Verwaltungsgerichte nicht bestimmt gezogen war. Nach dieser Richtung hin soll nunmehr Abhilfe geschafft werden; aus diesem Grunde hat auch der Präsident des Oberverwaltungsgerichts, PersiuS, an den Verhandlungen im Ministerium des Innern Theil genommen. — In Bezug auf die Beurkundung des Personenstan des und die Eheschließungen haben, wie wir der „N. A. Z." entnehmen, die Minister der Justiz und deS Innern neuerdings die Bestimmungen getroffen, daß mit Rücksicht auf die am l. October eintretende anderwoite Organisation der Gerichte, ») als Gericht erster Instanz, wenn wegen Ablehnung der Vornahme einer Amtshandlung der Standesbeamten Beschwerde geführt wird, oder wenn die Berichtigung einer Ein tragung erfolgen soll (88 1l, 66 deS Reichsgesetzes), das Landgericht, in dessen Bezirk der Standesbeamte seinen Amtssitz hat, zuständig ist, b) als Gericht erster Instanz, welches die Nebenregister auszubewahren hat (8 14 Abs. 2 des Reichsgesetzes), im Bezirk des Ober landesgerichts zu Köln das Landgericht, in den übrigen Theilen der Monarchie daS Amtsgericht, innerhalb dessen der Standesamtsbezirk liegt, wenn aber der letz tere mehreren Gerichtsbezirken angehört, dasjenige Ge richt, welches der Justizminister in Uebereinstimmung mit dem Minister des Innern bezeichnet, zuständig ist, und daß c) die zu a und b den Landgerichten zuge wiesenen Angelegenheiten von den Civilkammern erle digt werden. — Der „Reichsanz." meldet heute die Ernennung des früheren Directors im Reichskanzler amt, vr. Michaelis, zum Vorsitzenden der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds. BrrSlau, 23. Juli. Die „Kattowitzer Ztg." be richtet: Jenseits der Grenze, in dem nahen Celasz, kam es am Sonnabend bei der Löhnung der Berg leute von den Graf Renard'schen Gruben zu einer sehr ernstlichen Revolte. Die Arbeiter, speciell die Häuer, waren mit dem Lohne nicht zufrieden, da nach ihrer Ansicht die Schlepper mehr verdient hatten, als sie. Dieselben rotteten sich vor der Behausung deS Ober steigers Jürgas zusammen, schlugen denselben halbtodt und schleiften ihn am Barte durchs Fenster; dem Förster Sallarz, auch Deutscher, in Diensten des Gra fen Renard, welcher dem JürgaS Hilse leisten wollte, wurde ein Finger aus der Hand gerissen, ein Backen knochen zerschlagen und von einem Arme daS Fleisch fast abgerissen. Die Tumultuanten sind größtentheilS durch die schlechte Conjunctur brodlos gewordene ober schlesische Bergleute. An dem Aufkommen der beiden schwerverletzten Beamten wird gezweifelt. München, 23. Juli. (N. C.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten leitete der Referent Crämer die Generaldebatte über das Eisen bahngesetz ein. Abg. v. Schlör ist gegen den Regie rungsvorschlag und gegen den Ausschußantrag und motivirt seinen Antrag, nur Linien von allgemeiner staatlicher Wichtigkeit zu genehmigen, übrigens die Regierung aufzufordern, einen neuen Entwurf vorzu- lcgen, vorher aber die Fragen wegen Vereinfachung der Verwaltung, des Abrechnungs- und Kastenwesens, der Ersparnisse im Betriebe zu prüfen. Der neue Entwurf folle auf Grundlage der Betheiligung der Kreise, Districte und sonstigen Interessenten beruhen. Der Minister v. Pfretzschner bezeichnet Letzteres als unmöglich. Wenn die Kammer nicht nach dem vor liegenden Entwürfe das Bahnnetz feststelle, so sei die Regierung außer Stande, eine neue Vorlage zu machen. Generaldirector Hocheder erklärt, das Elsenbahndeficit, dessen Betrag in der laufenden Finanzperiode auf jährlich 2800000 M. veranschlagt sei, habe sich gegen die erste Annahme gemindert. Für die nächste Periode berechnet Redner das Deficit auf 5H Millionen. Hocheder bekämpft v. Schlör's Kritik an der Organi sation der Verwaltung. Hierauf wird die Sitzung vertagt. Morgen Etat deS Verwaltungshofes, Con- vertirungsgesetz und Fortsetzung der Generaldiscussion über das Eisenbahngesetz, wozu 20 Anträge vorliegen. — Das Gemeindecollegium nahm nach lebhafter mehrstündiger Debatte den Antrag v. Schultes auf Aufhebung der bestehenden Zwangsbezirkc für Simul tanschulen mit 32 gegen 23 Stimmen an. 7»? Pari-, 22. Juli. Im Senat interpellirte heute Numa Baragnon den Justizminister über die Umgestaltung des Staatsraths, durch welche nach seiner Behauptung diese hohe Körperschaft in den Augen der Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Alle- thut, diesem Bedürfnisse zu genügen, die Mittel der gewerblichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bildung zu steigern und zu befestigen und alle Hinder nisse wegzuräumen, welche dem gesteigerten Streben nach Bildung in den Weg treten? — Und trotzdem kann sich ein aufmerksamer Beobachter unserer Zu stände die Gefahren nicht verbergen, welche mit einer erhöhten Bildung in Verbindung stehen, denn es mischen sich bei allen Bemühungen, die Cultur zu fördern, ich will nicht sagen unlautere, aber gewiß manche unge sunde und unnatürliche Elemente in jene Kreise, in deren Hände theilweise die Verbreitung der Bildung gelegt fft. Dir Prüfung der Mittel, durch welche diese Bildung gehoben werden soll, und die Untersuchung, ob diese Bedürfnisse berechtigt oder nicht, in der Na- tur der Dinge liegen oder künstlich erzeugt sind, wird nicht immer mit jener Unbefangenheit durchgeführt, die wünschenSwerth ist. Denn e» ist Thatsache, daß trotz der gesteigerten Mittel, welche zur Erhöhung der Bil dung verwendet werden, e» einen großen Kreis von unbefriedigten oder nicht genügend zu befriedigenden Interessenten girdt, und daß, theilweise infolge einer ungleichmäßigen Bertheilung der BildungSmittel, e» eine Zahl von sogenannten geschulten und gebildeten Elementen giebt, welche in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft keine nützliche Verwendung finden. ES ist zur Genüge bekannt, daß die Zahl der Landidaten m Hähern geistigen Carrieren m allzustarker Weise zugenommen hat, wäbrend im Bürgerstandc fortwährend über den Mangel geschulter Arbeitskräfte geklagt wird» In Bettest der Unterrichtsmittel wird von EitelS- berger ein Mangel im Material beklagt, der überall fühlbar ist und nicht an kleinern Lehrinstituten in zu Die Leipziger Kunstgewerbrau-stellung. Wenn man da» moderne Handwerk und dazu ge hörig die Vorbildung de» Arbeiter», die geistige und technisch« Anleitung solcher Kreise in» Auge faßt, die mit dem Handwerk zusammenhängen, in dasselbe hin- eintteten oder sich al» Arbeiter in der Fabrik, und zwar keine»weg» blo» al» Diener der Maschine, be- thätigen wollen, so sieht man mit Freuden, wa» unsere Gegenwart in dieser Beziehung an Fortbildung»- und Unterricht»anstalten, gewerblichen Schulen, Zeichen- schulen u. dergl. geleistet hat, wird sich aber auch nicht verhehlen, daß auf diesem Felde noch mancher gute Schritt zu thun ist. Sehr beachten«werth Kat sich kürUich in Bezug aus diese Fragen der kundige EitelSverger au»ge- sprocben, indem er einen Blick auf die Gesammtresul- tate der Heranbildung wirst, besonder» in Bezug auf da» Zeichnen, die Grundlage aller technischen Hantie rungen und kunstgewerblichen Thätigkeit. Da» Raison - «ement de» erwähnten Sachkenner» beruht im Nach folgenden: Richt» kennzeichnet unsere Zeit mehr, al» der Bil- dungSttieb; er ist in allen Ständen, bei allen Ge schlechtern zu finden, er ist beim Landmanne eben so lebendig, al» bei dem Kleinbürger und dem Reichen. Seinem Einflüsse, nachdem er einmal in Bewegung gekommen ist, kann sich Niemand entziehen. Und wer möchte auch unsere Zeit deswegen tadeln, daß man ausgezeichneter Art ausgeglichen werden kann, wie das beispielsweise in der Leitung der größeren kunstgewerb lichen Lehranstalten m Dresden und Leipzig geschieht. Er sagt sehr richtig: ES lassen sich bei dem nicht ganz genügenden Stande deS Lehrapparates noch immer französische Vorlagen werke nicht ganz entbehren, so w'e sich der Einfluß der herrschenden Kunstanschauungen nicht immer ab weisen läßt. Aber bedauerlich bleibt dies immer, denn die französischen Vorlagen greifen häufig störend in den methodischen Gang des Unterrichtes ein und ver wirren die Köpfe deS Arbeiterstandes, der eben in seinen Kunstanschauungen durch den Zeichenunterricht gefestigt werden soll, und die Zeichnungen nach Vorlagen der deutschen Renaissance sind, da die deutsche Renaissance auf den Schultern der italienischen ruht, nur für jenen Zeichner und Handwerker erfolgreich zu benützen, wel cher überhaupt in den Grundelementen der Renaissance wohl bewandert ist, sonst erzeugt sie schwulstige Orna mente, überladene Formen und die Neigung, gedanken- und principienlo» zu arbeiten. Man kann nur er schrecken, wenn man Vorlagen au» der „Gewerbehalle", au» Hirth'S sonst trefflichem „Formenfchatze" in den Händen von Tischlergehilsen und Gesellen in gewerb lichen Fortbildungsschulen erblickt, welche nicht einmal in den Elementen der Säulenordnung bewandert sind. ES ist ja gar nicht möglich, daß Vorlagen ähnlicher Art verstanden werden. Noch bedauerlicher ist, wenn man in diesen Schulen schon an da« Lomponiren geht. Man sollte solche Aufgaben, bei denen rin Zögling in elementaren Entwürfen seiner Phantasie und seiner EcfindungSaabe Lust zu machen strebt, gar nicht Com- positionSaufgaben nennen, wenn man erwägt, wie schwer es ist, Kompositionen zu entwerfen, und wie selten ein Lehrer und Meister geistig kräftig genug ist, um componircn zu können, denn die Aufgabe des ge schultesten Arbeiterstandes ist in erster Linie, eine be stimmt begrenzte Aufgabe tüchtig und verständig auS- zusühren, das eigentliche Entwerfen und noch mehr das eigentliche Erfinden steht ihm ferner; am wenigsten kann es Ausgabe in gewerblichen Fortbildungsschulen sein, Anleitung zum Entwerfen zu geben und compli- cirte Schmuckkästchen im „mexicanifchen und gothischen" Stile dem Publicum vorzuführen. ES ist wahr, daß der Stand unserer Gehilfen und Arbeiter oft die sehr bedenkliche Neigung hat, den Pe gasus zu besteigen und einen Flug in das Reich der Phantasie zu unternehmen — aber gewiß hat Niemand Ursache, diese Neigung der modernen Menschen, mehr zu scheinen, als sie sind, noch durch Schulen zu unter stützen — und es liegt darin eine große Gefahr, vor der nicht genug gewarnt werden kann. Fortbildungsschulen, Baugewerkschulen und Anstal ten ähnlicher Art sind einzig und allein bestimmt, den „Arbeiterstand" zu schulen. Der Unterricht muß so ertheilt werden, daß bei den Besuchern desselben die Liebe und Lust erweckt wi'd, im Handwerke zu bleiben; eS muß der Ehrgeiz geweckt werden, einst durch eine gute Arbeit den Stand zu ehren, dem sie angehören werden. Die Baugewerkschulen hoben keine Architekten und Banmeistrr, die Fortbildungsschulen keine Künst ler und Zeichner für kunstgewerbe »u erziehen. Nicht» würde unzweckmäßiger, ich möchte sagen, gewissenloser sein, al» in diesen Kreisen künstlerische Aspirationen wachzurufen und diese Anstalten zu technischen und künstlerischen oder kunstgewerblichen Fachschulen hinauf-
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