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Feierabend : 18.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190904186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19090418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19090418
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-18
- Monat1909-04
- Jahr1909
- Titel
- Feierabend : 18.04.1909
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Nntrrhaltungs-Krilasr der Sachs. Boltszcitung N ilv Sonntag den 18. April «vor, Herieilsllümpse. Roman von M. Gräfin v. Bünau. ^ortsegiing. Nachdruck verboten. Freda war froh, als der Winter vorbei war. aber der Frühling mit seiner milden Licht, den hoffnungsfrohen knospen niarterte sie noch viel wehr. Jeder Tag war ein Gedenkstein, ein schmerzliches Erinnern an ein verlorenes Glück. Tie Generalin versuchte Freda mit Reiseplüncn zu trösten, sie wollten zusammen nach der Schweiz oder au die Nordsee gehen, der sparsam verbrachte Winter erlaubte diese Ausgabe. Aber ein heftig auftretendes Leberleiden Tante Jnlianes vereitelte auch diese Hoffnung. Der Arzt wünschte, daß sie sobald wie möglich nach Karlsbad ginge, und Fräulein v. Röden verlangte die Begleitung und Pflege von Schwester und Nichte. „Das halte ich nicht ans," versicherte Freda. „Lieber gehe ich als Gouvernante nach England und gebe deutschen Unterricht!" „Unsinn!" knurrte Tante Juliane. „Tas geben deine Mutter und ich nie zu. Willst du durchaus etwas ansangen, könnte man ja versuchen, dich als Hofdame irgendwo nnterznbringen. In Z., wo mein Vetter Röden Hofmarschall ist, wird für die junge Erbprinzen eine Hof dame gesucht. Ich könnte ja einmal hinschreiben. Mein Vetter isr zwar nicht mehr im Tiensl, hat aber immer nocb Einfluß." Freda lachte. „Ich, Hofdame? Was hat man denn als solche eigentlich zu tun? Muß man alle Sonnabende die Krone mit einem Lederlappen blank reiben oder die Windeln der kleinen Prinzen waschen?" „Rede keinen Blödsinn, Freda." Tante Inliane ver zog den Mund zu einem grimmigen Lächeln. „Es wäre die beste Erziehung für dich, wenn du Hofdame werden könntest. Ich schreibe gleich an Röden. Am besten wäre es, ich legte eine Photographie bei. Hast du ein gutes Bild von Freda, Melanie?" Frau von Nordeck ging an ihren Schreibtisch und zog eine Photographie ans einem Nahmen. Mit mütterlichem Ttolze reichte sie das Blatt der Schwester. Es war ein reizendes Bild. Freda im weißen Ballkleid, von den Tchnltern glitt ein eleganter, pelzbesetzter Umhang halb herunter, das entzückende Gesicht lächelte den Beschauer mit übermütiger Schelmerei an. Tante Juliane aber ivieS es kopfschüttelnd zurück. „Nein, das geht nicht, das sieht viel zu anspruchsvoll aus. Eine Hofdame darf nicht zu hübsch sein." Sie kramte in dem Photographienkasten und fand end lich ein kleines Bild von Freda in tiefer Trauerkleidung. Das.Köpfchen war etwas zur Seite geneigt, um den Mund lag ein schmerzlicher Zug — rührend sanft und bescheiden das Ganze. „So — das geht eher. Sie bekommen zwar einen etwas falschen Begriff von Freda nach der Photographie, aber das schadet nichts." Tante Juliane war Feuer und Flamme für ihren Plan. Sie sah sich schon als Gründerin eines neuen Glückes ihrer Nichte und verfaßte sogleich einen sehr diplomatischen Brief an ihren Vetter Röden. „Wenn du die Hofdamenstelle bekommst, Freda, schenke ick' dir deine .Kleiderausstattung, das Feinste kannst du dir bestellen," versprach sie. „Tantchen, das gib schriftlich!" lachte Freda. Sie riß ein Blatt ans ihrem Notizbuch, und Fräu lein Juliane unterschrieb wirklich den Schein. Freda wurde bald wieder ernst. „Wie töricht sind wir überbaupt, daran zu denken! Wie viele werden sich melden! Wie käme man dazu, gerade mich zu wählen?" „.Kind, ich bin hoffnungsvoll," versicherte Frau v. Nor deck. „Ich habe das Gefühl: nun wendet sich unser Geschick zum Guten." — Tie Ereignisse sollten der Mutter recht geben. Ueber- raschend schnell traf eine Antwort aus Z. ein. Herr v. Röden schrieb, wie sehr das Bild gefallen habe. Auch daß Fräulein v. Nordeck eine gute Reiterin und Tennis spielerin sei, passe vorzüglich. Sie möge sich sofort offiziell um die Hofdamcnstelle bewerben; sie würde sie zweifellos erhalten. Tie notwendigen Formalitäten erledigten sich rasch. Sebr bald lief ein Schreiben der Oberhofmeisterin Erzellenz Laroche ein, das Freda zur Hofdame der Erbprinzeß von Z. ernannte und den Tag ihres Kommens auf den 15. Juni anfetzte. Tie Zeit bis dahin verging im Fluge. Tante Juliane wollte offenbar init der von ihr empfohlenen Nichte Ehre einlegen. Ohne mit der Wimper zu. zucken, ließ sie Freda die versprochenen Toiletten bestellen; ja sic suchte aus ihren Vorräten sogar einige recht wertvolle Brillantnadeln hervor und ließ sic neu fassen. Tante und Mutter brachten Freda zur Bahn, als die Tllinde des Abschiedes kam. Frau v. Nordeck vermied jedes wehmütige Wort, sie trug den Trennungsschmerz still für sich. Um keinen Preis wollte sie Fredas Fassung erschüttern, das geliebte Kind brauchte ja so nölig Ruhe und Selbst beherrschung für die neuen fremden Verhältnisse, denen sie entgegenging. „Freda, vergiß auch nicht, der Erzellenz Laroche die Hand zu küssen," schrie Tante Juliane noch, als sich der Zug schon in Bewegung setzte. Tas junge Mädchen winkte mit der Hand. Sie trat erst vom Fenster zurück, nachdem der Zug die Bahnhofshalle verlassen hatte und die liebe Gestalt der Mutter ihren Blicken entschwunden war. Je weiter die Tnnstatmosphäre Berlins hinter ihr blieb, um so freier und leichter wurde ihr ums Herz. Felder. Wiesen, Kiefernwaldnngen glitten im Fluge an ihr vorüber. Nach einigen Stunden rascher Fahrt wurde die Gegend bübscher. Schöne Laubwälder ringsum, lieber die großen Seen flogen Schwärme wilder Enten hin, die iintergebende Sonne spiegelte sich in dem klaren Wasser, das Schilf schwankte in dem kühlen Abendwinde. Das erste, was sie von der Residenz Z. zu Gesicht be kam, war das hochgelegene, im Barockstil erbaute Tchloß des erbprinzlichen Paares. Tas alte Residenzschloß des regierenden Herzogs lag tiefer, in der Stadt selbst, nur die runde Kuppel ragte ans den breitästigen Kastanien hervor. Ter Zug hielt. Freda sprang aus dem Wagen, dessen Tür der Schaffner höflich aufriß. Mit leichtem Kopfneigen
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