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Dresdner Nachrichten : 16.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187107163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-16
- Monat1871-07
- Jahr1871
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- Dresdner Nachrichten : 16.07.1871
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«AL?«. Ivftrale Mi»«» «ngenovnmiu bis Abend- a» E. S-untagÄr «s Mittag- 12 UV, Marinst» atze L«, t» Rc»ß«t>t: B»chd r» ckrret M» A.». PLßl.r. «r. »lostergasses. t» dies. Blatt« W»«» «t»k »rjolgrrtch« Bubttitaag. >»ftage» " Lpeinplare. Tageblatt für Uaterhallsug «ad GeschästSvcrichr. Lr»s «» «gvihu» da Ha«LgL«: Lirpsch » Neichardt.- v««a«rLSa SlltiLr vrtchardt Suf««l1<k-rchst: Wk b«n R«mn «tm» <rsp»tt«»» Z«Ü«> 1 ««r. vsttr »U ZOtt S Ls» Rr.107 Sechszehnter Jahrgang. Dresden. 16. Juli, — Se. Mal. der König bat anläßlich dcö nach glücklich be endigtcm Kriege stattstndendcn EinzuaS der vom Kricaöschau platze zurückgekchrten vaterländischen Truppen fcrnerwcit einen Gnadcnact beschlossen, und zwar dabin, das, nicht allein alle wegen Dicnstbergchmigcn gegen Militärpcrsoncn reckstskraitig erkannten oder im Diseiplinarwcge amerlegtcn und noch nicht oder nicht vollständig verbüßte» Arreststraicii, daiem mit'dicsen Dicnstvergchungcn keine gemeinen Vergelten Zusammentreffen, nicht weiter vollstreckt werden, dieselben vieimebr erlassen sein sollen, sondern außerdem auch noel' einer nanibastcn "Anzahl rase Aiitredacteur: Theodor Dromsch. von zu FcstungSstrasc anstatt detinirten Sträflingen Erlaß, vcrurtbeiiten nnd teSbalb in der Militär- bez. "Abmindcrung ibrcr noch übrige» Strafe bnidrcichst zu Tbcil werde. — v'ln die festlichen Tage des Einzuges unserer Armee reiht sich morgen den >7. und Dienstag de» ix. Juli das seit mehr als einem Jahrzehend alö Volksfest beliebt gewordene und von «ah und Fern zahlreich besuchte Vogelschießen a»s dem Fcldichlößchen. Wie wir verncbmcn, werde» an beiden Tagen die Eoucerte von der Tabelle dcö Herrn Mugsdirector Trcnklcr auSgesührt und soll am Abende des ersten Tages eine Illnmi Nation dcö ganzen Etablissements und am Abende des zweiten rin solennes Feuerwerk stattstndcn. — Bor dem Strafgerichte in Heidelberg wird ein vormali ger königl. sächsischer Offizier. Naincnö Aodcmer, der siel, dort zuletzt ausgebaltcn zu haben scheint, wegen Ehebruchs steckbrici »ich verfolgt und um seine Verhaltung ersucht. — Der vormals in Dresden aufhältliche Schuhmacherund spätere Redakteur dcö „Erimmitzschaucr Bürger und Bauern freundcS" Julius Bahltcich wurde am >2. d. M. in einer in Zwickau abgehaitcnen Einspruchövcrhandlung wegen Beleidig ung deS Bungevoberbauvtes zu 4 Monaten Festungöhait ver- urtheilt, gegen weiches Erkenntniß SlichtigkettSbeschwerde cinge- wcndet worden ist. — Der Soldat, der am Tage dcö feierlichen Truppencin. zugeS an der Dampsfäbre verunglückte, ist vorgestern Abend in der 7ten Stunde an derselben Stelle ausgcfundcn und aus der Eibe gezogen worden. Die Aufhebung erfolgte Seiten der Militärbehörde. — Eine nicht gering« Ueberrasebung wurde gestern Vor mittag den Bewohnern dcö Hauses Fcrdinandstraße Nr. 12 be reitet. In der Hauöfiur genannten Grundstücks ist nämlich zur gedachten Zeit, aus einem vor einer Saalthür befindlichen Strohdcckel, ein etwa 4 - K Monate altcö Kind männlichen Geschlechts, in Lumpen gehüllt, auSgcsetzt ausgcsunden worden. Da die unnatürliche Mnttcr des hilflosen Wesens biö setzt nicht ermittelt werte» konnte, so hat sieb eine in dem genannte» -Hause wohnende Familie des Kindes in uneigennützigster Webe angenommen. — Am lctztvergangcnen Freitag Vormittag sind am der Verbindungsbahn am Viaduet drei Waggons entgleist, wodurch mehrere Ellen eisernes Geländer zertrümmert worden sind. Weiteres Unglück ist glücklicher Weise durch diesen Unfall nicht Krbcigefübrt worden. — Der Prinzipal eines großen Schneidergeschättv amNcn- markt hat in humaner Weise den ganzen Ertrag für Vcnnictbung seiner Fenster beim Einzuge, in die Krankenkasse seiner Arbeiter stießen lassen. — Am Donnerstag Abend versammelte sich zablreick^S ubllkum vor dem Hause Scbössergassc 21, wo die erste Etage uminirt, mit Gulriandcn geschmückt, hell erleuchtet war und Klänge der lange vermißten Mllitairmnsik ertönte». Der Handelöwissenschastliche Verein, welcher die erste Etage dieses -vauscö bewohnt, feierte die Rückkehr seiner mit in den Krieg Wen Frankreich gezogenen Mitglieder bei einem splendiden Souper, an dem auch ans den Kreisen der hiesigen Gclehrten- weit in Folge ergangener Einladung Mehrere Tbcil »ahmen. DaS Festmahl, dein eine kurze Rede des Vorsitzenden des Ver ein- voranging, wurde durch zahlreiche Toaste gewürzt und vertief in einer Weise, die zu den besten Erwartungen für eine neue Epoche der Blütln: des Handclowissenschaiilichen Vereins berechtigt. Der Verein hat in stimm neuen tioeaic ein Teic cabinct, Billard und Spielzimmer. — Einen in seiner Art und Weise seltenen Besuch sab liniere Residenz vom Montag bis Mittwoch; wir meinen dlc icidmäßig unter Eommando des Tcutiiant Siegel hierher bciehligt gewe sene Untervlflzicrschule zu Klein-Struppen, welche proaramm gemäß an der Königl. Tribüne beim Einzug der Tnlppeu Auf stellung genommen hatte. Daü cracte Exerzieren, der Tact der jungen pcutc erregte I» militärischen Kreisen trendige Znstim mung und von einigen Bataillonen rückkebrcntcr Truppen er schollen „Bravoö." Sc. Majestät ritt bei Anlunit in der Neu stadt die Front der Unteroifizierschuic sichtlich erfreut und leut selig grüßend ab. —Bel der Ankunft der Unteroistzicrschnlc am Montag vor dem Pirnaische» Schlage erkranste leider einer der iungen Pente, in Folge des Sonnenbrandes, wobei der in Struppen commandirtc pazarethgebilfe Noak mit Umsicht unk Takt die nöthige Unterbringung des Krauten im Militärlazarctl, veranlaßt, ans welchem Letzterer zwei Tage darauf gebellt entlassen wurde. — In der Nacht zum >4. Juli wurde auf einem Neubau in der Oppcllstraße ein Diebstahl von Kleidungsstücken verübt, die den dort beschäftigten Arbeitern gebürte». Auch Blascwitz ist nicht frei von Dieben oder wird wenigstens von solchen aui gesucht. Einen, dort cingnartlert gewesenen Eabalcric Offizier ist In diesen Tagen aus der im Hofe deS tNrsthauieS gelegene» EInguartierungSstilbe ein scehSläustger Revolver, der den Name» „Ewald" kingrabirt gebabt, spurlos entwendet worden. — Der Personenzug dir. 24 bat gestern hinter Potschappcl aus Zauckcrodacr Ucbcrgang ein zwcispännigcö Geschirr über fahren, welches die geschlossene UebergaiigSbarriörc durchbrochen hatte. Außer Dcicct an ber Maschine, Tödtung des einen und Verletzung des andern Vierdes gesellst kein Unglück. — Am 12. erschoß sich bci peipzig im Roscnthale ein Mann von ungefähr 40 Jahren, her, wie nachher ermittelt wurde. :r Tage lang in einem dasigcn Gasthoic logirt und sich als Be amter W. Joachims au- Plan in da- Fremdenbuch eingetra gen batte Sonntag, 16. Juli 1871. - Meteorologische Rotizen und Wcttcrp r o- pbczeiung. Aus zu Dresden notirtcn Beobachtungen er gehen sich folgende imitiere Temperaturen des Monats Juli i» den Jahre» 1828 bis 1^67: 1828 I8B.» 1820 1821 1822 1^22 >824 >827 l 1827 1828 182'.» 1840 1841 16'. Gr. 16' L 16 16 12'/.' !4'/« 18-,. 16"/« I'."« I »"/« 15,'. 16'.. I7'/-> 15,'« R.i 18-12 !l842 jI844 1845» !>846 18 U 1848 1810 18.70 185,1 K.2 >872 185,4 185,5, 15?/« 15,'/« 12'.« 17' , 17'-,. 16',. 16'r 15» 18 >6'/; 15,'.2 I5,'tt Gr. R. >856 - - >185,7 - - I I858 - >185,0 - !1860 - .1861 - 1862 - 1862 - 18171 - ! 1865, - 1866 - 1867 14'/. Gr. R. 16 - - 15» - - ,8 - - 14 - - 16 - - 15»',. - - 14'/« - - 14?« - - 18'-. - - 14 . - - 14'. - . In diesem Zeiträume waren die wärmsten Juli-Tage in den Jahren I8j.', 120'« Gr. R.» und l"65, i20"/> Gr. R.s, die kältesten Juli-Tage in den Jahren 1825, (6',« Gr. R.z, 1822 i 6'8 Gr. R.s und 1827 17 Gr. R.i Im Jahre 1827 wurd-c diese niedrige Temperatur dcö einen Tagcö durch eine größere Anzahl sehr warmer Tage ausgeglichen und die mittlere Mo- natStcmperatur erhöhte sieb auf U'?/.Gr. R.. also noch um 1 Gr. über die ans obigen Zahlen folgende allgemeine mittlere Tem peratur deö Monats Juli. — In dieser Woche wird in den ersten Tage» eine starke puttströmuiig entstehen und der Himmel wird zeitweilig durch Gewitterwolken getrübt sein; in der zweiten Hälfte der Woche wird klarer Himmel vorherrschen. Ilaromc-triu». — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend hat sich ein bei der Schics. Bahn bcschäitigtcr Bahnhoisarbcitcr in sei ner Wohnung in der Alaunstraße erhängt. Der Mann war verheirathct und scheint an Tieffinn gelitten zu haben. — In der Weißeritzstraßc bat inan am Donnerstag Abend einen 2 bis 4 Jabre alten Knaben gesunden, dessen Angcbörige biö gestern Nachmittag noch nickst ermittelt waren und den man deshalb in daö städtisch« Findelhauö gebracht hat. — Wenn wir post tootum noch mit der Besprechung ein zelner Episoden auö der vergangenen Festzcit Vorgehen, so be ginnen wir vorläufig mit einer trübseligen, die sich des Abends spät geltend machte. Illach 10 Uhr Raclstö bewegten sich näm lich noch Soldaten mit Sack und Pack aut den Straßen, die Quartier t-ergcbc»ö suchten, da ihre tcsignirtcn Quart,ergebet' den ganzen Tag nicht In ihren Wohnungen zu treffen und letz tere fest verschlossen waren. Es blieb daher den ermüdeten Krieger» nichts Anderes übrig, als biö zu dem Abcndsestc auf der Sängcrwicse sich irgendwo ein vorläufiges Unterkommen zu suchen, dann ans den Fcstplatz zu gehen und später wieder ihre Q.uarticrgchcr zu attaguire», waö de» meisten nicht einmal in der Nacht gelang so daß sich Mitleidige der Soldaten amiah- men und sic bei sieb untcrbrachten, so gut eö ging. ES ist dicö gerade kein lobenöwertbeö Benehmen; denn wer da weiß, daß er Einguarticrung erhält, der kann ncnigstciiö eine Person zu Hause lassen, die den Kommenden cmpiängt und ausnimmt, da Petzlcrcr in Folge der TageSstrapazcn wenigstens so diel ver langen kann, daß er sich reinige» darf, um gestärkt tcmAbcnt- fcst beiwohnen zu können. Uebrigcnü sah man im Fcstzuge ver schiedene EEiraktcrc ziehe». Manche Soldaten waren irisch und inmttcr, wenn Ihnen auch der dicke Schweiß über das gebräunte Antlitz lief. Viele stimmtcu in den Jubel laut mit ein und schwenkten die Eclme, d e Schwerter »nd die Gewehre - Viele jedoch waren '>br müde und namentlich kaut man taS bei der Infanterie, tu' per dem Einznge mehrere Stunde» arn der ganz schattenlosen Wieuerstraße mitten aut dem Fahrdamm und im Straßengraben gcscsscn unk gelegen mit dem beißen Sonnen traute ganz und gar auSgcsetzt waren. Tic wenigen Bicrver- kam'Sstellen reichten nickst ans, m» Regimenter zu stärken. Dazu kam, daß daö Bier selbst so warm nvir, daß cs nur noch mehr Durst erregte. Besser hatte es die Kavallerie, die mit ihren Pferden in den schattigen Parkgängcn deö Großen Gartens lagerte nnd bessere improbiiirte Restaurationen hatte. — Waö das Dekorative der Häuser betrifft, so gab cö aller dings noch manches Hans, daö auch gar nichts dafür gethan, Diese kahlen Stellen wurden Icdoch von dem Schwall der ge stimmten Festgewäntcr vollständig erdrückt, — Die einzelnen Tribünen machten sehr verschiedene Geschäfte, da am manchen die Hitze eine wahrhaft böllemnäßige und cs kam» darauf anszuhaiten war. Viele, die ihren Platz bezahlt batten, ver ließen den Brcterballon und mischten sich unter taS Publi kum, das im kühlen Schatten mitunter den Zug eben so gut sah, als in stammender Höbe. — Störungen der Qrtmmg ka men mir sehr wenige vor. Wir wissen nur von einem Dunst mann, der dem Pvnchgcsctz vcnallcn war und bedeutend durch geprügelt wurde, weil er beabsichtigte, die Näder eines Hand wagens abzudreben, auf dem Schaulustige postirt wäre", Die selben wären somit aui eine schicke Ebene gcratbcn und dem Rutschspstem Versalien. Da er aut seinem Vorsatz bebarric und waffcnsest sogar ausfällig wurde, so erfolgte seine sofortige Be strasmig, die tim bcrubigte. Im Uevrigcn habe» specnlativc Dicnstmänner vielen Verdienst gebabt: manche standen sich aus etwa 15, Tbaicr, indem sic improbisirtc Balkons errichteten, die oft wundersamc Gestattung batten unk in Form von Bier fässern, Handwagen, Droschkengerüsieii. Hübner-, Maier-, Feucr- lind Tapczicrleitern, ja in Bietern bestanden, die in lustiger Höhe zwischen den Bannigsten schwebten. Die höchsten Dächer waren besetzt, selbst daS weibliche Geschlecht Ving an Schorn steinen nnd Wcttcrhähnen, bratend und schwitzend. Vcrkainö- gcschältc Industrieller waren i» Restaurationen mngcwantelt. So batte der EolffcurKroß auf der paiidhauSstraße ans seinem pariümirten padcn eine Nöthiiitzcr Bierballc nebst Proseenium sabrtcirt, die stark sregucntlrt war. Wandernde saure Gurken zogen mit ihren Verkäufern durch die Bl enge und sorgten brü kcrlich für noch größeien Durst Derer, dcncn schon beim ersten Biß in das saure Grün das Wasser im Munde zusammenlief. — Interessant war die Situation aus der Höbe der Terraffen. treppe, wo mitten auö dem Menschen»,eer die neu nnliormirtc Kapelle des Königlichen Belvedere. Herr Marsthncr m Gala uniform an der Spitze, hcrvortrat, die leden neuen Trupven- tbeil und jede Fabne mit Pauken und Trompeten empfing. Schon am Eingänge der Pragerstraße batte dieselbe die Trup- pc» musikalisch empfangen. — Der durch keinen Unfall getrübte, wabrkait großartige Einzug unserer Truppen hat in allen Thrllcn der Bevölkerung mächtige Eindrücke hlntcriasscn. Die Socialdemokratie macht ihrem Acrgcr hierüber in Verunglimpfungen puit, welche sich sowohl gegen daS Fest, als einzelne daran bcthciligte Persön lichkeiten wenden und zu deren Organ sich der „Volksbote" bergiedt. Der Bode» für »veitcre Wühlereien erscheint daher nach den mächtigen Eindrücken dcö Volkö- und Soidatensestcs vor der Hand den Socialtcmokraten hier nicht sehr günstig. Sie haben beschlossen, den Partcicongreß, der auf gestern nach Dresden znsamniciibeiufcn war, aus vier Wochen anS „lokalen Gründen" zu vertagen. Nach vier Wochen steht die Bevölke rung natürlich nicht mehr unter so irischen Eindrücken wie jetzt. Wenn die Dresdner E ominnnisten übrigens darauf Hoffnung haben sollten, daß die sächsiickxm Soldaten mit großen Swnpathicn sür die in Blut und Schande niitergcgangcnc Pariser Commune zurückgekoinmen sein sollten, so haben sie die Rechnung ohne de» Wirth gemacht. Abgesehen von dem sittlichen Ekel, der unsere braven Soldaten ergriffen hat. wissen sie recht gut, daß der wahnwitzige Kampf, de» die Eommune begann, unsere Soldaten »lonalclcing von der Heimkcbr in daS Vaterland ab- grbcrlteii hat. — Rcpcrtoir dcvKönigl. Hoftheaterö. Sonn tag: Taiinhäuscr. — Montag: Brunhiid. Brunhilb: Frl Ziegler, vom Königl. Hoff und Nationaltheater ln München а. G. — Dienstag: Don Juan. — Mittwoch: Der Damcnkrieg Gräfin Autroval: Frl. Ziegler, a. G. Tanzdivcrtisscment. — Donnerstag: Martha. - Freitag: Stille Wasser sind tief Tanzdivcrtisscment. — Sonnabend: Roben der Teufel. N. e Helene: Frl. Zink, vorn Königl. Hof- und Nationaltheater in München, a. G. — Rock'litz, 12. Juli. Gestern rückten unsere braven Krieger, 2 Schwadronen deö 18. Ulanen-Regimcntö in die lest lich geschmückte Stabt ein. Heute wurden dieselben mit der Erkatzschwadron im großen ReithauL gespeist. Nachdem das K«st- cfscn vorbei war und jeder eine Flasche Wein getrunken hatte, geht ein Ulan heraus und vergißt dein, Hercintreten die Mütze ahzunchincn, worauf ihm von der Hand eines Vorgesetzten eine solche Ohrfeige applicirt wurde, daß ibm der Backen und daS Auge anichwoll und Blut aus dein Ohr kam. Der Ulan riß hieraus seine im Feldzüge verdiente -Medaille vom Rock und warf sie zu Boden in der wohl cntschuldharcn Aufregung, welche in Folge der schweren Dcmüthigung über Ihn kommen mußte. — In Ocdcraii hat sich ein ziemlich erhebliches Unglück zugetragen, von dem wir nachträglich Folgendes mittheilcn. Während eines schweren Gewitters, bei welchem die heiligsten Schläge nnniittcthar de» Blitzen folgten, brach bei einen, gro ßen Bail eine anscheinend im besten Zustande befindliche, sehr hohe Pcitcr plötzlich zusammen, aus welcher Arbeiter saßen nnd standen. die Ziegelsteine hinanttangten. Von den 5, oder 7 heruntcracsiürztcn Männern waren mehrere der Art verletzt, daß sie hinweggetragen werden mußten, der Eine sogar so be deutend . daß er wobi kaum wieder arbeitsfähig werten dürste. — Ociientliche Schwurgerichtöiitzung ani 8. Juli. Gleichwie man nach dem glücklich beendeten Kriegt gebührend anerkannt hat, daß aus Turnern tüchtige Soldaten werte», demzufolge der Turnunterricht mehr und mehr ln dev Vordergrund gestellt werten soll, um tapfere Krieger von Ju gend an zu bilden, ebenso weist unö die heutige Beweisauf. nabme daraus hin, daß es wknschcnSwerth und nöthig sei, dir Mädchen zu Kindcrpstegcrinncn, zukünftigen Müttern zu er- zicbcn. Es kann sonst, wie der vorliegende Falt zeigt, im-Hand- innwendcii <in Verbindung mit späteren Verwicklungen rväh- re»t der Untersuchung) dazu kommen, daß eine junge uner- sabriie Mutter, wie die nock' nickst Istjährige Angeklagte Ernc ikinc Rötbig a»S Neu - EderLdach, unter die schwere Anklage des „MortcS" gestellt ivcrdcii muff, welches Verbrechen mit Todesstrafe belegt ist. Schriftliche und mündliche Zeugnisse be kunden, daff die Angeklagte keinen bösen Ebarakter hat. icdoch von Kindl8it an ohne Uebcrlegung zu handeln pflegte. Am б. Februar d. I.. einem unfreundlichen windigen Wintertage, wozu noch Regen- und Sehneewettcr kam, mit einer Tempera tur von 2 Erat Wärme, war die Rötbig mit ihrem am 20. Ja nuar gebornen Kinde ans dem Heimwege von Dresden aus dem E-ntb!»duiigsinsIitatc nach dem vom Bahni-oie Eölln - Meißen 2 Stunde» entfernten Tone Nimtitz begriffen, woselbst sie dav Kind in Ziehe geben wollte. Sie hatte vorher in dem in dor tiger Nabe gelegenen Tone Großkagen beim Gutsbesitzer Geiß Icr über 2 Jabre in Diensten gestanden und mit dem dasigen Dienstkneckst Wittig ein unerlaubtes MbcsVcrhältniß gehabt.- Tektercr überbrackstc ihr am Tage vor der Heimreise die für daS Kind nötbigsten Belieben und die Kindcrwäschc nach hier; beite batten ihr Kind lieb, wie auö dein von der Direktion deS EntbindungSinstitutS ausgestellten Zeugniß zu ersehen ist. Hätte die junge Mutter gewußt, daß es keineswegs so leicht ist. in solcher Jahreszeit mit einem so kleinen zarten lebenden Wesen, nur dürftig und '.lnzurcichcrit vor Kalte, Wind und Wetter geschürt, eine so strapaziöse Reise, dabei selbst nock, nicht völlig wieder gekrä'tigt und seit Jabrcn mit Epilepsie behaftet, und »och dazu ganz allein zu untcriikhincn, io würde sie weit vor sichtiger zu Werke gegangen und cö würde ihr der Schreck und Schmerz erspart geblieben sein, ihr Kind unterwegs tm Trag korbe, welchen sic aui einer Cchiieciiialier absctzte, am ganzen Tcibe ganz starr und daö kleine Gesickstchcn mit gewornem Wasser bedeckt, porzunnden. Sie würde auch die Güte der HauSmaniissrau aus dem Bahnhöfe Eölin - Meißen, Zeugin Schulze, welche sic wegen dcö schlechten WcttcrS auö Mitleid über Nackst dcbaltc» wollte, gewiß in Anspruch genommen l aben. Daö Kind, ein 7 Pld. schweres Knäbicin, war mit einem Hemkchen. einem kattunen Jübchcn und einem gehäkel ten Häubchen bekleidet, — die Sachen liegen auf dem GerichtS- tiick c vor. -- das Wickelbettckoen war ein kleines, mit ein paar Stecknadeln zugeskecktes. ein Bcttchen darunter, eins darüber gedeckt, daS war Alle-, und ein nickst dickes Umschla-e ruch. welches als Decke über den Tragkorb diente. Den k t II ' s
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