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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-07
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Lröactlo» und Lrprdilioa JohauurSgaffe SS. -Prrchüavtrn der Kedsrtio«: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »L- »t, «na,,», „cht 5» »» Rrdin!»,, m-t »trdtadlich, »er str »t« »rchfts»l«e»d« S»ptm«tt>'« Inserate a» ^e» hi« S Uhr Nachmittag«, ««» Scsttage«,'r LH his ,S U?r. 2» de« Filiale« str Ins.-Ännah«« Vita Ule»«, UuiversitStlstraße 21, Lot« Lösche» Kathartnenstraß« 18, p. «,r »t» '/.» vdr. Auflage LS,6V». Äbonnrmentsprris oicrtelj. 4'/^ 4NK. incl. Bringerlohn L Mk.> durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuinmrr 20 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt-sZorniat g-salzt) ohne poslbesörderung l>9 Mk. Mit Posibesetderung -iS L'!I. Inserate Oqeipaltcne Pctitzcile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Pre«»- Verzeichnis. Tabellarischer n. Zisfcrnsatz nach höben» Tarif. Krilamen »ntrr örm Nr>>!ictwn»ftrich die Spaltzcile 5tt Pf. Inserate sind stet« an die t-rprditivn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeouinernn-Io oder dura, Pest. Nachnahme. ckiss. Sonnabend den 7. Juni 1884. 78. Jahrgang. Zur gtjNigtil Veachtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, de« 8 Juni, Vormittags nur bis 1» Uhr geöffnet. LxpoäMoa äv8 I-elprlxer T'axvdlLtte». Amtlicher Theil. Vrkanntmachilns*. Der diesjährige Leipziger Woll««rkt wird am 10. «d 17. Iuat 'aus dem Aletsatzerplmtz« abaehalteu; r« !«« jedoch die Anfuhre unv AuSleguug der Wolle bereit« un 15. Zuni erfolgen. Maschinen und GerLthr, welche Beziehung zur Landwirth- Hast und zur Wollbcarbeituna haben, könne« während de« Vollmarkte« daselbst in der Nähe der Waagebude, soweit ss vorhanden, ausgestellt werden. Mpzig, den 23. Mai ,884. Der Math der Gt«dt Lripilch. Kretschmer. Vr. Gcorgi. * Anmerkung: Da« betreff« der Bestellungen der Plitz« «nter de» «rode» «ollbude in Absatz 2 unserer Bekaanimachimg vom 2llc lsd. Pkt«, über den die«iäarigen Leidiger Wollmarkt Aageordnete erledigt sich, da diese Bude nicht ausgestellt wird. Degen eine« Schlcußcubaues an der Westseite de« Markte-, wobei ein Theil de» für Marktstände bestimmte« Platze« zur Ablagerung von Material gebraucht wird, werde« vom Dte»-tag, den 10. diese» Monat» ad bi« auf Weitere« die Marktstäudr drr Obsthändler auf den Tdo«a»ktr«hhof verlegt. Leipzig, dr« «. Äuni 1884. Der Rath der Stadt Ltt«1«. ^effchn vr. Georgi. dmer. Vekannlmchung. Wegen Legung von Wasserrohre» wird die Aldertstrahe vom Flcßplatz bi« zur Westseite der Zeitzcr Straße und von vrr östlichen Seile drr Zeitzer Straße bi« zur Westseite der Bayerischen Straße ans die Tauer der Arbeiten für den darehgehenden Fahrverkchr gesperrt Leipzig, den 4. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Wegen Herstelliiug einer Schleußt in der Westlichen AahrstraHe deS Markte» von der PekerSstraße di» zur Hainstraße wird die crstgcdachtc Straße vom Montazz den v. diese» Monat» ab aus die Dauer deS SchleußenbaueS für allen «»befugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 4. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leiprtg. vr. Georgi. Wilisch, Ast Bekanntmachung. Die Gerberstraste wirs wegen Legung kez. Umlegung von GaSröhre» von Montag den 9. Juni laufende« Jahre» ab aus ca. 12 Tage für den dnrchgeheade» gsabr- »erkehr gesperrt. Leipzig, den 5. Juni 1884. Der Rath der Stadt Letpzlg. Wrlisch, Vr. Georgi. Ass- Bekanntmachung. Dir Erdarbeitrn am Platze L deS nördlichen B«ba«ungS- plane« sind vergeben und werden die unberücksichtigt ge> bstebenrn Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerte« ent- Leipzig, am SO. Mai l88t. Der Rath der Stadt Leiprtg. Vr. G eorgi. Wilisch, Aff- Bekanntmachung. Wegen Verlegung deS Fahrweges keim Bauplatz« der Lutberkirche wird der vo« nördlichen Fahrwege im Johaaaapark nach der Bt«mar«kstraße gegenüber der Schreberstragc führende, »ur für leichte« Fuhrwerk bestimmte Fahrweg vom Montage dea 0. d. Mt», ad aus die Dauer der Arbeiten für allen anbefngten -ahrverkehr gesperrt. Leipzig, am 5. Juni lk 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Geo r g^ Kretschmer. Vrenntiolsanction. ^ Mittwoch, den I I. Juni er., solle» von Nachmittag 2 Uhr an aus dem Miltelivatrschlage in Abtheisunz 34 de Forstrevier- Connewitz ca. 000 Saasen klein gemachte», harte: Stockhol» «d ca S8 Hansen Abrann» uuter den öffentlich anSbäugendeil Bedingungen und de üblichen Anzahlung an Orl und Stelle meistbietend verkauf werden. Insammenkunft: aus dem Holzschlage in der Tonne witzer Linie oberhalb der Rödelbrücke. Leipzig, am 29 Mai >884 DeS RathS Forst.Depntatio«. «kk-mlm°ll„ttig. äLÄLwL! b. L , am 4. Juni 1884. Ter Se»etntzerattz. Dietrich, Gem.-Vorft. Nichtamtlicher Theil. Die englisch türkische Cooperation im Sudan. Der Niedergang dr- englischen Einflusses iu Nordasrika ist durch krine Thatsacbe bester zu erweise», als durch den Entschluß, der Türkei die Bekämpfung de- Malidi zu über lasten. Der Verfasser de« Artikel- in der „Fortuightty Review" ränmt eS offen ein: England vermag sich i» militairischer Beziehung nicht mit den übrigen europäischen Großmächte» zu messen und muß de-halb darauf verzichten, in Europa eine Rolle zu spielen. Da aber Gladstone große« Gewicht auf die Machtstellung England- in Asien und Afrika legt, so begreift man nicht, weshalb eS nicht zur Aufrechthaltung der selben alle Kräfte austrcngt. Es bleibt also nur die Annahme Übrig, daß England sich der türkischen Truppen im Sudan bedienen will, um von ihnen die Kastanien für England au« dem Feuer holen zu lasten. Dir Sach« könnte aber doch leicht einen andern verlaus nehmen, der England bittere Reue über seine Bereitwilligkeit bringen könnte, von der Hilfe der Türken Gebrauch gemacht zu haben. Die Türken sind im Sudan fast ebenso verhaßt, wie die Engländer und sie werden dort harte Arbeit finden, aber sie haben vor den Engländern den großen vorthcit voraus, daß si« da- mörderische Klima bester zu ertragen vermögen unv daß sie mit der Art der dortigen Kriegführung bester be kannt sind. Gelingt eS den Türken, Khartum zu rntsetzrn und den Mahdi zu schlagen, dann bedeutet da« für die Türkei einen Machtzuwachs, gegen welchen englische Herrschsucht und Hochmuth nicht- auSrechten können. Haben c» die Engländer durch ihre elende Politik im Sudan doch schon dahin gebracht, daß sogar die Egypter da« englische Joch nahezu abgeschüttelt haben. Nubar Pascha hat e« erreicht, daß Clistorv Lloyd Kairo aus Nimmerwiederkehr verlassen hat und daß Baring nicht mehr al« der tonangebende Mann in Kairo angesehen wird. Die englischen BcsatzungStruppen spielen eine be- mitleitenSwerthe Rolle- ihrer eigentlichen Bestimmung, die englische Herrschaft in Egypten zu befestigen, dürfen sie nicht dienen, denn, wenn sie da- thun wollten, so müßten sie längst ausgcbrochen sein, um den bedrängten Garnisonen im Sudan Hilfe zu bringen, statt Vesten müsse» sie sich mit der Statisten- roll« begnügen und sind der Gefahr au-gesetzt, entweder al« nicht vorhanden betrachtet oder gar verhöhnt zu werden. Ist e» nicht ein« Schmach für die englischen Truppen in Kairo, daß sie e» ruhig dulden müssen, wie OSman Digma mit seinen Bevuincnschaaren Cuakim bedroht? Soweit mußte eS e>st kommen, bi» die englische Krieg«, leitnng Befehl gab, 250 Mann Marineinsanteriesten von Port Said »ach Suakim zu führen. Derselbe OSman Digma, der in zwei Schlachten von den englischen Kcrntruppcn bei El Teb und bei TaSmaiiicb geschlagen war, von dem eS hieß, daß er von fast allen seinen Anhängern verlassen sei, wagt beute wit seinen ungeordneten, halbwilden Hausen einen Angriff aus die wichtige Stellung der Engländer am Reihen Meere, aus Suakim. Und die Gefahr, welch« dieser Angriff brachte, muß nicht unbedeutend gewesen sein, sonst wäre der Beseht zur Einschiffung von 250 Marinrinfanteristen nach Suakim gerade jetzt, in der heißesten Jahreszeit, gewiß nicht ertbeilt worden. Die klimatischen Verhältnisse im Sudan sind ja überhaupt der Punct, auf welche» Gladstone immer wieder zurückkommt, auch von der englisch-türkischen Expedition nach Khartum will er nicht eher etwa? wissen, al» nach Ablauf ver heißen Jahres zeit. Die Feinde scheinen sich aber gerade diese Zeit sehr zu Nutze machen zu wollen, denn ganz grundlos scheinen die Nach richten über den Fall Berber- nicht gewesen zu sein, sonst müßten doch schon einige Einzelheiten über den angeblichen Sieg deS Com- mandantrn Von Berber bekannt geworden sein. Der einzige Gewährsmann für die gegenwärtige Lage der Dinge im Sudan ist der Gouverneur von Dongola. welcher darüber ausS Beste unterrichtet zu sein vorgiebt, daß sowohl Berber entsetzt sei, al« daß Gorton de» Kampf gegen die Auf ständischen mit gutem Erfolg« sortsctze. Wir müssen ba- biS ans Weitere« glauben, weil keine Beweise de- GegcnlhcitS vorliegen, aber al- unumstößlich kann deS Telegramm de» Gouverneur- von Dongola vom 2. Juni nicht gelten an» gesichlS der bedrohliche» Anzeichen, welche da« Schweigen Gorkon'S und der Angriff O-ma» Digma'S ans Suakim dar stellen. Anstalten muß eS vor Alle»», daß man von den Dampfern, welche nilanswärtS fuhren, um die User von Auf ständischen zu säubern, nicht- wciter gehört hat. Wen» Ber ber wirklich entsetzt wäre, so würde eS deck da- Nächstliegende gewesen kein, über da- Schicksal der KnntschastSdampser Näheres zu ermitteln. Der ganze Nachrichtendienst im Sudan ist aber gegenwärtig so schlecht erganisirt, daß man wohl Ibiit, alle Meldungen, die nicht absolut verbürgt sind, mit Zweifel »nd Zurückhaltung auszunehmen, dann werden wenigstens fernere Hiobsposten nicht zu große Enttäuschung bringen. Auch die türkische Hilfe wird wieder so langsam und bedächtig betrieben, die Vorverhandlungen über die Beringungen nehmen so viel Zeit in Anspruch, daß sie leicht durch die Ver zögerung überflüssig werden kann. insofern als kaS weitere Vordringen de» Mahdi und die Besetzung aller wichtigen Pnncle durch denselben den Entsatz Khartum», Berber» n. s. w. unmöglich machen. Mag aber auch die türkische Tazwischcn- tnnsl noch so spät kominc». so trifft sie immer »och srüb genug ein, um die englische Macht in Nordasrika a»s Null hcrabzurrücken. ES kann nicht fehle», daß dir Egvpter den Türken als ihren Bc'rciern freudig ziijanchz-n werken. Alte Erinnerungen werken wieder anskauchen an die Zeit, al- noch Arabi die Sache der Egypter gegen die Engländer führt«. Da« geheime Einverständniß, welches zwischen Arabi und Abdnl Hamid herrschte, die Ordensverleihung, deren dieser den egyptischcn Häuptling jür würdig hielt, da- sind für die Engländer so deniüll'igenke Thatsachrn. daß man kaum begreift, daß diese jetzt selbst die Türken zur Bekämpfung de» Mahdi zu Hilfe rufen. Dieselben Englänker, die einst Arabi bei Tel el Kcbir vernichteten, müssen seht die q-Heimen Verbündeten deSehemaligenTokfeinte- al- Kampfgenossen willkommen beißen. Wie wird sich der Scbaltenköiiig EzvptenS, der Kkckivc Tewsik Pascha, freuen, kaß er den Tag erlebte, an welchem die Truppen de» Kbalifen an der Küsse kc» Rotbcn Meeres lande», um Egypten gegen den Mabri zn vertheitigcn! Endlich ist der Sultan in seine bi» kabi» bcssrittenen Rechte al- Oberherr vo» Egvpten wieder eingesetzt, und wer wollte e« ibm verdenken, wen» er die ilnn targebotenc Gelegenheit benutzte, um sein tief gesunkene» Ansehen wieder herzustellen, wenn er die siegreichen Truppen nicht auf Befehl der Eng länder wieder au« Egypten zurückzöge, sondern sich dort dauernd festsetzte, um seine» Vasallen gegen weitere Wechsel- sälle drr Zukunft zu schützen. Tie türkische Dazwischenkunst im Sudan ist die Folge eine- jener verbängnißvollc» politischen Fehler, welche niemals wieder gut zu machen sind. England verliert dadurch auch noch den letzten Rest der Früchte, welche ihm die Zerstörung von Alexandrien und der leichte Sieg bei T«l el Kebir so mühclo» in den Schooß geworfen hatten. Der Eontrast zwischen 1882 und 1884 kann nicht größer sein. 1882 halten die Engländer triumphirenv al» Sirger zu Wasser und zu Lande mit General Wolselcy und Akmiral Seymour ihren Einzug in Kairo unv 1884 rufen sie die Türken, welchen sie einen ihrer besten Vasallen staaten weggenommen hatten, zn Hilfe gegen einen Feind, besten sie sich selbst nicht zu erwehren vermögen! Und trotz- dem giebt der Verfasser de- Artikel- in der .Fortnightty Review" den Rüsten den Rath, Konstantinopel zu besetzen. Oder wäre der nach Konstantinopcl gerichtete Hilferuf Lord Granville'S etwa gar so zu verstehen, daß die Türkei einen Theil ihrer besten Truppen nach Afrika senden soll, um de» Rüsten die Besetzung KonstantinopclS zn erleichtern? Da» wäre doch eine übertrieben spitzfindige Politik, zumal die Rüsten leicht die ihnen kargebotene günstige Gelegenheit zur Annexion der Türkei unbenutzt lasten kvnnten. * Leipzig, 7. Juni 1884. * Di« »Nationalliberalr Eorrespondcnz" schreibt zur Parteitage: .Die Füll« neuer Äesetzcnlwttrfe, mit welcher die ReichSreaicrung wider alle- Erwarten jetzt noch hervorgetreten ist, scheint die .freisinnige" Presse weit weniger ihre» sachlichen Werlhe« oder NnmertyrS wegen, al- unter dem GefichtSpuncte ihrer Wirkung aus da» Verhältnis zwischen der Negierung und der nationalliberalrn Partei zu interesfiren. Man erblickt in der plötzlichen Wendung der RegierungStaklik eine schwere Niederlage der Nationalliberalrn. An sich hat diese Argumentation nicht- UeberraschendeS. Da« ist ja bei unseren „Freunden" von link- stet« so: in ihrem ttnmuth darüber, daß noch immer neben der großen „Freifinnigkeit" eine Partei gesondert aus den liberalen Namen Anspruch zu erheben wagt, muß ihnen jeder politische Vorgang Her- Halt«», um den Nachweis de» unaufhaltsamen Unter- anst» dieser Partei zu führen Aber im vorliegenden Falle at man sich denn doch einer außergrwvhnlichen Verdrehung der Thatsachrn bedienen müssen, um zum Ziele zu kommen. Man thnt so. al» habe die nationalliberale Partei aus dem Berliner Tage vom lS. Mai unter allen Umständen da» positive Zusammenwirken mit der Negierung proclamirt, freilich in der Hoffnung, die letztere werde angesichts von so viel Hingebung den nalionalliberalen Anschauungen rntgegen- koinmen; die Regierung aber habe daraus nur eine um so schroffere Seite bervorgckebrt, und nun bleibe den Nalional- libcralcn nicht» Andere« al» da» candinische Joch. In Wahr heit hat die nationalliberale Partei in Bezug aus ihr Verkältniß zur Regierung am l8. Mai nicht« Andere- erklärt, alS waS sie immer erklärt bat: nämlich die Regierung unterstützen zu wollen überall, wo sie, die Partei, e» mit ibrer gewissenhaften Uebcrzeugung von der Richtigkeit und Zweckmäßigkeit der jekcSmat in Rede stehenden einzelnen Maßregel vereinbaren könne. Gegenüber den neuen Vorschlägen sind die National- liberalen so frei wie nur irgend eine andere Partei. Aber e« ist überhaupt eine grundfalsche Darstellung der Absicht deS nationalliberalen Parteitag- und der Bewegung, an» welcher er hervorgegangen ist, wenn man sie al- rin „sich der Regie rung andictcn" deutet. Man belehrt nn», daß rin dcrarkige- .sich anbietrn" schon angesichts der dermaligrn numerischen Schwäche der nationallioeralen Fracticn im Reichstage ein Fehler gewesen sei, daß die »ationallibcrale Partei kamit Anspruch ans eine active Rolle erhoben habe, welche turch- zusühren sie in ihren heutigen Verhältnissen ganz außer Stande sei. Traut man dieser Partei, traut man Männern, wie Dennigstn. wirklich so wenig realpolitische Einsicht z», daß sie sich diese Belehrung, wenn eS überhaupt nöthig ge wesen wäre, nicht selbst gegeben babcn würden? Nein, gar nickt um die parlamentarische Action de- Augenblick», sondern um die Sammlung für die Zukunft bandelt e» sich bei der nationalliberalen Bewegung in erster Linie. Tie Erkenntniß, daß eine grundsätzliche Feindseligkeit gegen die BiSmarck'scke Politik weder den Interessen unserer constitutionellcn Cut Wicklung, noch der wahren Meinung in jenen breiten Mittel schichten unseres Volke-, in welchen der Liberalismus seinen Sitz hat, entspricht, die Erkenntniß ferner, daß eS eine unab- wciSliche Pflicht de« Liberalismus ist. speciell an den arbeiler- srenndlichen Bestrebungen der Regierung nach Möglichkeit vositiv mitzuwirken — sie bat den E»t>chlnß hervergcrrisen, Alle? daran zu setzen, um im nächsten Reichstage diejenige liberale Partei, welche diese» Anforderungen entspricht, wieder al- einflußreicheren Factor austreten zu lasten. Tic heutige nationalliberale Bewegung zielt aus die bev orstebenden Wahlen. Den AnSgang dieser mutz man abwarten, ehe man die Bewegung und den Parteitag vom t8. Mai al» cinen großen Fehler vernrtbeilen kann. Angenehm ist eS für die nationalliberale Partei sreilich beute eben so wenig wie früher, wenn ihr die entgegenkommende Haltung gegenüber der Regierung durch immer neue unanncbmbarc Vorschläge erschwert wird. Aber daß einige unliebsame Vorlagen ge nügen. den ganzen Aufschwung der »aticnalliberalcn Partei wieder lahm zu legen, — daraus werden unsere .Freunde" vergeben- kosten." * Tie feierliche Grundsteinlegung rum ReichS- tagSgcbäude soll am Montag, den 9. Juni, Mittag» >2 Ubr. nnkcr Tbeilnabme Sr. Majestät de« Kaisers und Ihrer Kaiserlichen Hobelten de» Kronprinzen »nv der Kronprinzessin, scwie de» gesammte» Königliche» Hans-S vor sich geben. Zur Ausnahme der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wird vor dem Grundstein ein Pavillon errichtet, von welchem an- der Blick den Festranin »nd den König». Platz bi- zur Siegessäule hin beherrscht. N» de» Pavillen reihen sich recht» nnd link» ans je zwei Tribünen die Sitze drr amtlich eingeladciie» Damen und Herren, insbesondere de- diplomatischen CrrpS, de- BiindeSrathS, de» Reiche tag», der Neich-bebörken u. s. w. Diesen Tribünen folgen rech!» und links Tribünen sür daS Publicum. Die Ordnung für die Feier ist, wie wir heute au'slihrlich wiederholen, folgende: l) Ilm 11V, Uhr Vo,mittag- versammeln sich die zn der Feier geladenen Perionen. Die Dame» und Herren de» Hose» vcri .mincln sich in dem Kaiserliche» Pavillon. Der Ste>ch»ka:izler, die chcncral- Frldmarschälle, die dazu besohlcae» coinmandirciidea Generale nnd Ritter de« Schwarzen Adler-Orden», die stimmiübre 'ben Bevoll mächtigten zum B>liidc»rath, der Präsident, die B-upeasiveii:«», die Schristsührer und Quästoren de- Reichelaae» treten »eben den Krunbstci», recht« vom Pavillon auS. Die Miiglicber de» Königlich preußischen StaatSministcrium», die ILlics« der Sieichsämter. die Mil- gücdcr der Commission sür die Errichtung de» ReichölagSgedäudeS und die beiden Architekten de» Baue» treten neben den G nudsiein. link» vom Pavillon a»S. Die Mitglieder de» Reichstage» treten an^ den die Baugrube nach den, Üön!g»vlatz hin umschließenden Podest. Die z» der Feier besohlenen Generale und Rcgimenlseommandeure, sowie die Wirklichen Geheimen Räche stellen sich zur Rechten und Linken de» Kaiserlichen Pavillon» dicht vor den Tribünen auf. Tie Geistlichen nehmen zwischen dem Podest der Abgeordneten und der davor belegenen Kanzel ihren Platz. 2) Bei dem Herannahen Sr. Majestät de» Kaller» bläst die Musik eine Fanfare. Sobald Se. Ma,estät den Pavillon durch schritten hat und vor demselben erscheint, nähert sich cer Reich»- kanzler AllerhSchstdemselben und fragt, ob die Feier beginnen soll. Nachdem Se. Majestät den Beseht hierzu rrtheilt, singt der Tvmchoc einen Chor. 3) D-r Reichskanzler bittet Se. Majestät um die Frlaubnlsi, die sür den Grundstein bestimmte Urkunde zu verlesen. Cr verliest die selbe. D>e zur Versenkung in den Grundstein bestimmten Schriften und Münzen, und zwar: l) der Allerhöchste Erlaß „An da» Deutsche Bolk", gegeben im Hiniplqnartier Versailles, den 17. Januar 1871, belressend die Erneuerung der Deutschen Kallcnvürde: 2) die Ber- sassnng de- Deutschen Reiche»; 3i da» Handbuch sür da» Deutsche Reich ans da» Jahr 1884: 4) d!e Baugeschichtc de» Reichstags» gedäude»; 5) Pläne der Stadt Berlin und ihre» Weichbildes; ein vollständiger Satz der Reich-münzen, zusammengcstellt an» Prägungen aller drntscheu Münzstätten, werden, in eine Kapsel verschlossen, auf Allerhöchsten Beiehl in die Vertiefung de» Stein« ges-ntt. Sobald diese Handlang beginnt, fällt die Musik ein. 4) Seine Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kalle, m, Seine Kaiserliche nnd Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin, Ihre Königliche Hoheit die Greßherzogin von Baden, die Prinzen und die Prinzessinnen de» Königliche» Haille» begeben Sich nach der Stelle de» Grund steins. Der Königlich bayerische stimmsührcnde Bevollmächtigte zum Blinde.'rath überreicht unter riner Ansprache Seiner Majestät die Kelle. Leine Majestät wirst von dem bereit geyalieneu Mörtel aus den Stein. Die Meister de» Maurer- and Steiiimetz-Gcwerk« setzen da» Berschlaßstück auf. Der Präsident de» Reichstage» übrr- girbt uatcr einer Ansprache Sr. Majestät den Hammer. Le. Majestät der Kaiser vollzieht die drei Hammerschläge, danach: Ihre Majcstät tue Kaiserin, Ge. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihr« Kaiserliche »nd Königliche Hoheit die Kroa- prinzessin, Ihre Königliche Hoheit die Großberzogin von Baden, die Prinzen und Prinzessinnen de» Königlichen Hause», sodaaa drr Reichskanzler, die General-Feldmarjchälle, die dazu desoblenea cvm- mondlrenden Generale und Ritter de» Schwarzen Adler-Orden», di« stimmsührenden Vevrllmächtigten zum Bundesralh, der Präsident, die Bicepräsidenten, di« Schristsührer und Quästoren de» Rrich»- tage», dir Mitglieder de» Königlich preußische» SiaaiSminisierium», die Chef» der Reich-Lmter, die M'kglieder der Commission sür die Errichtung de» RcichSto-sgebäude« und die beiden Architekten de« Baue». 5) Gesang de« Domchor«. Wclbelpruch de» Ober - Hcfprediger« I>r. Kögel. K) Nachdem der Segen gesprochen ist, werden zwei Verse de« Liede»: „Nun danket alle Gott" von der ganze» Versammlung gesungen. Der Präsident de« Reichstage» bringt da« Hoch aus Se. Majestät den Kaiser an«. Die Musik stimmt „Heil Dir im Siegerkranz" an, welche« von der ganzen Beriammlang ge sungen wird. Schluß der Feier. * Die Bunde»rath«ouSschstsse sllr Handel und Ver kehr, Zölle »nd Verbrauchssteuern und für Rechnungswesen treten am Freitag zusammen, um über drei wichtige Vor lagen, betr. Abänderung deS ZrlltarisS, Novelle znm ReichS- stempelgrsetz und Reform der Zucketbestcneriinq, zu Herathen. Al- Referent für die Strmpelgcsetznovelle snngirt der badische Blinde-bevollmächtigte Freiherr v. Marichall, al» Referent für die Znckcrsteuer-Vorlage der BnnteSbcvollmächt'gte für Sacksen-Weimar, StaatSrath vr. Heerwart. Dem ver nehmen nach ist dem BnnbeSratbe eine Denkschrift, die Novelle zum Stcmpelgesetz betreffend, zngegangen. * Den 28. Mai fand in Konstanz eine Conferenz zwischen Abgeordneten Baden-, Elsaß - Lothringen» und ber Schweiz statt zur Beratbung einer Revision der Fiicherei- Uebcreinkunst zwischen diesen Staaten im Sinne der Resolutionen der Conserenz der B obensce-Nscrstaate» vom Juni l88l E» handelte sich um Maßnahmen zur H-bnng de- Fischstanbc» im Bodensee, namentlich durch zweck mäßige Sckonzeit-n, Erhöhung de« zulässige» MinimalniaßeS gewisser Fischarten sür den Handel und Gewinnung der Fort« pflanznngselemenlc für die künstlichen Brutanssalien. Baden war vertreten durch Ministcnalralh Bnchenberger. Elsaß- Lothringen durch Ministerialrath Netz und die Schweiz durch den Obersorstinspector Coaz. AlS Erperten nabinen an der Derathiing Theil vr. A-ver in Zürich und Oberbürgermeister Schuster in Freiburg i. Br. * Für die ans Bestellung der chinesischen Regierung in Stettin erbauten Panzerschiffe, welche bekanntlich binnen einigen Wochen ihre Uebersahrt nach Lstasien antrctcn sollen, werden, wie wir vernehmen, gegenwärtig in Hamburg die Maschinisten «„gemustert. * Tie Einstellung der Versendung der Wetter prognosen der Hamburger Seewarle bat den Ein druck ans die öffentliche Meinung gemacht, der vorausg,sehen war. vorauSsichllich dürste die Sache im Reichstage zur Sprache kommen, ven allen Seiten kommen Klagen und Beschwerden. Wir beben statt aller a»S dem „Liegnitzcr Stadlblatl" die folgende Miltbeilung bervor: Die Verfügung, durch welche die Milll-ciliing der Wetterberichte der Seeworte vom l. J»n> ab untersagt ist, ist naweallich in land- w'Nhschalillchen Krcssen höchst unanaenebm enw'imde» worden. Man hört von ber Vorbereitung von Petitionen, in denen die Rück nahme jener Maßregel erdeten werden soll. Wenn man bedenkt, daß e» die Landwirihschast in erster Linie war, welche von den Wetterprognosen Vortheil gezogen, Io erscheint da» Bcrlahren der ReichSregirrung noch weniger begreiflich, als es ohnehin schon ist. Eine Reihe von Vi-i-eniien batte »nter Auiwendung nicht unbeträchtlicher Mittel Bio!'NltN»ngS - Stationen angelegt, welche sich aus Grund ber Seewarte'?lerichtc und in sort- lansenber örtlicher Controle verleiben al» nntzbringei d (zum Theil iogar über Erwarten) erwiesen batte». Diese Stationen sind jetzt io gut wie ganz lahm gelegt; einzelne derselben werden sofort gänzlich eingeben: andere dürsten nur noch in der Hoffnung erhalten werden, daß da» Verbot schleunigst rückaii'-gig gemacht wird. Dem großen Pul'l'enm ist da» An-bleiden der lieogewordenen Prognosen, an die e» sich Uberan» schnell gewöhnt hatte, im l ochssen Grade fühlbar. Nur sür Diejenioen. hie ihre innige Freude daran haben, wenn die allgemeine Unznjriedenyeit wächst, sind solche Anordnungen eine Erquickung. Wenn die Admiralität sich darüber vergewissern wollte, ob der ferneren Mitlheilnng der Prognosen Werth beigelegt
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