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Dresdner Nachrichten : 10.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187102108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-10
- Monat1871-02
- Jahr1871
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- Dresdner Nachrichten : 10.02.1871
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Erscheint: «glich ftllh 7 Uhr. Inserate »erden angenommen: bis Abends 6. TonntaaSr dis Mittags 12 Uhr Marienftratze »»; in Neustadt: Bnchdruckerei »«, Ioh. PS hier, »r. Fkiostergasse ki. Anzeigen iu dies. Blatte eine erfolgreiche Verbreitung. «»flauer Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ikiepsch ör Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: InIlllS Neichardt Abonnement: vierteljährlich 20Nge. bei unentgeldlicherLi»^ serung in'S Hau» Durch die Lönigl Post dierieljahrl 22> rR-r. Einzelne Nummer» 1 Ngr Inseratenpreise: Für des Raum et«» gespaltene» AM»: 1 Ngr. Unter dt« ZeUr 2 R-r. Nr 41. S ech szehiltcr Jahrgang. Dresden. lo. Februar. — Wegen Ablebens I. Kais. H., der Frau Lcopoldine, Prinzessin von Sachsen-Eoburg-Gotha, Herzogin zu Sachsen, gebornen Prinzessin von Brasilien, wird am Königlichen Hose eine Trauer auf eine Woche angelegt. — Dav Finanz Ministerium veröffentlicht die Ausführungs- Verordnung deö Bundesgesetzeü vom 13. Mai 1870 wegen Be teitigung der Doppelbcstcuerung. — Oessentltche Sitzung der Stadtverordneten am 8. Februar. Der Stadtratb bat die Frage in Erwägung gc zogen, ob die seit 1838 in Friedrichstadt jährlich zwei Mal ab- gevaltcuen Roh- und Viehmärkte auch ferner fortbcstcben sollen, und sich dafür entschieden, tah dieselben zwar auch in Zukunft :avaehalten werden sollen, aber nicht in Friedrichstadt, wildern «am dem Grundstücke Kammerdieners in Antonstadt. Er erbittet hierzu die Zustimmung des Kollegiums. — Be! Gelegenheit der Prüfung der Frage wegen Neubau eines Gemcintcsck'ulgeväli- VeS in der Pirnaisck-en Borstadt bat sich der Stadtratb erinnert, daß nach einem trüberen Uebercinkommen zwischen den städtischen Kollegien von Fall zu Fall die Frage erörtert werden soll, ob in die Schulgebäude Dircctorialwohnungcn einzubauen seien. Im vorliegenden Falle hat sich der Stadtratb für diese (sin »rauung entschieden. — Vor (Antritt in die Tagesordnung er greift Stadtv. vr. Wigard daö Wort, um zu erklären, dah sein unentschuldigteS Auhendlciben bei der außerordentlichen Sitzung, wo die Adresse an den Kaiser bcratben worden sei, durch die Elgenthümlichkeit seines Berufes sich erkläre; er wolle jetzt nur constatiren, daß er an der Abstimmung über jene Adresse keinen Theii habe. — Nachdem die Vorschläge der Wabldeputation hin- sichtlich der zu den Schulprütungen abzuorduende» Mitglieder Genehmigung gefunden haben, reicrirt Stadtv. Käuffer über die Antwort deö Stadtratbs aus den diesseitigen Antrag wegen schleuniger Räumung der im Bereich der zu erwartenden Hvch- flutb gelegenen Gruben. Diese Antwort lautet dabin. daß die fragliche Maßregel den betreffenden Grundbesitzern zwar em pfohlen werden, von Zwang aber keine Rede sein könne. Alö Grunde sübrt der Stadtratb an: Die Zabl der Grundstücke, die von der Hochflut!) betroffen werden können, beträgt je nach der Größe derselben 3-500; dagegen sind zur Wegschaffung deö Grubeninbaltö nur zwei Unternehmer eonccssionirt, die in 2-l Stunden, vorausgesetzt, daß der Frost überhaupt die Räumung gestattet, etwa 30 Gruben räumen können, im Ganzen also 10 bis 14 Tage brauchen würden. Die Maßregel sei also unaus führbar. Sie sei aber auch nicht notbwcndig; denn abgesehen davon, daß noch nie eine ähnliche Vorschrift erlassen worden sei und man doch noch keine Klagen in dieser Richtung vernommen habe, sei nicht sowohl die Stichträumnng der Gruben an der Brunncnvcrdcrbung schuld, sondern die (Abc bringe selbst eine Menge Unrath herbei, der das Brunnenwasser untauglich mache. Deshalb bestehe jetzt schon die Vorschrift, daß nach jeder lieber schwcmmung die davon betroffenen Brunne» gereinigt, bcz. des- inflcirt werden müssen und, ehe dies nicht geschehen sei. nicht benutzt werden dürfen. Der Stadtrath hofft, das Kollegium werde bei dieser Mitthcilung Beruhigung fass«-». DerDcvista tion ist nach (sage der Sache Nichts übrig geblieben, als dicicn Antrag zu stellen; zugleich aber möchte sic dem Stadtratb die Frage zur Erwägung anbcimgegcben wissen, ob nicht die Zahl der conccssionirten Grubcnräumcr zu vermehren sei. Stadtv. vr. Rothe tritt einigen Ausführungen deö StadtratbS entgegen. Daß nie Klage geiührt worden sei über die Unterlassung der Grubenräumung, habe seinen Grund darin, daß die Leute den schlechten Zustand ihrer Brunnen gar nicht gekannt hätten; biö der Stadtrath selbst nachgewicsen habe, wie schlecht nach ictcr Hochfluth die Brunnen seien. Außerdem constatirt er, daß er selbst bei der Untersuchung von Brunnen Spuren nicht sowohl von Elbwasser alö von Grubeninhalt vorgciunden habe. Der Deputationsantrag wird einstimmig angenommen. Die stadt- räthliche Vorlage über Bildung von Fabriktistrictcn war vor vier Woche» zur nochmaligen Bcratbung an die Veriaffungs und Finanzkcputatiou zurückvcrwicscn worden. Bei dieser noch maligen Bcrathung bat mau gesunden, daß die Vorlage weniger die gewerblichen, alö die ästhetischen und gesuntbeitSpoliztilichen Interessen berücksichtige; namentlich sei verstoßen worden gegen den Grundsatz, daß die Beuutzung der großen Verkehrswege, Eisenbahnen und Elbe, der Industrie offen bleibe. Unter Am dern wird angeführt die Blumenstraßc. wo jetzt viele Fabriken stehen: nach dem Vorschläge des Stadtratbs soll diese Straße fabrikfrci gehalten, cs sollen also nicht nur keine neuen gewcrb lichen Etablissements dort angelegt, sondern auch die bereits bestehenden nicht wesentlich erneuert werden. Die D putativ nen beantragen daher Ablehnung der Vorlage, namentlich auch in Betreff des Verbotes wesentlicher Erneuerung bereits besteh, ender Etablissements; der Stadtratb soll ersucht werden, eine andere Begrenzung der sabrikfreien Districte unter größerer Be rücksichtigung der gewerblichen Interessen vorzuicbiagen, unk auch die Handels- und Gewerbekammer zu einer gutachtlichen Auslassung in der Sache aiiimwrterii. Stadtv. Zeltler erklärt sich gegen den letzteren Vorschlag, weil die Angelegenheit eine, rein städtische sei und in derHandcls-und Gewerbekammer auch Nichttrcödncr sich befinden, die Sache auch dadurch verzögert würde. Nachdem jedoch Stadtv. Jordan und der Referent, Stadtv. Schanz, seine Gründe widerlegt haben. befthließt das Eollegium den Dcputationöanlrägen gemäß. Ser Vergolder Stcinwald auf der großen Dberiecrgaffe will sein Haus um bauen und soll in Folge denen 48 H.natratellen seints Grund stückö, welche jenseits der Straßenare liegen, au die Eommun abtrctcu. Dem Vorschläge des Stadtratbs gemäß bewilligt daö Eollegium hierfür eine Entschädigung von 210 Thlr. unter der Bedingung, die Rückerstattung der Summe von dem gegenüber liegenden Adjaccnten im Bebauungöfalie vorzubelallen. Schon 1869 hatte daö Eollegium verschiedene Verkebrserleich terungen an der Maricnbrückc beantragt, und zwar hantelte cs sich um die Herstellung von zwei Treppenaufgängen vom Elb guai nach der Brücke, dev einen auf der Altstädte», des ander» auf der Ncustädtcr Seite; außerdem sollte der Stadtratb aut die Herstellung einer directcn Verbindung zwischen der Marien brücke und dem Leipziger Platze bimvlrkcn. Bezüglich der Heiden Aufgänge Ist ein bcaiedigendes Resultat erzielt worden. Mitredacteur: Theodor Drodisch. Daö Finanzministerium bat gegen die Anlagen Nichts cinzuwen den. vorausgesetzt, saß die Stadt die Kosten tragt, und nachdem auch speciclle Kostenanschläge vorgelcgt worden sind, genehmigt daö Eollegium beute die Herstellung deö Neustädter Brückenaus- gangS; bezüglich des Altstädtcr ersucht cs den Stadtratb, mit der Korporation der Kauimannschast in Verbindung zu treten und dieselbe zu einem entsprechenden Beitrage auszuiordcrn. Andcrö verhält cS sich mit dem Fußwege nach dein Leipziger Platze. Aucv hier bat zwar daö Finanzministerium seine Geneigthcit erklärt, Areal ahzutreten; da der Fußweg unter Benuizung dieses Areals jedoch nur 2'/-- Ellen breit werden wurde, so hak der Stadtratb auch die Besitzer der zunächstgclegcncn Grund, stücke um Abtretung von Areal ersucht; diese haben jedoch er klärt, darauf nicht cingchen zu können, »veil ihre Grundstücke dadurch zu sehr entwerthct würden. Unter diesen Verhältnissen will der Stadtratb von einer weiteren Verfolgung der Angele genheit abseben. Auf Antrag der Flnanzdeputation entschließt sich heute daö Collegium, diesem Beschlüsse zur Zeit zwar nicht cntgcgcnzutreten; ersucht aber de» Stadtratb, die Angelegenheit nicht definitiv fallen zu lassen, vielmehr nochmalige Verhand lungen »nit dem Finanzministerium darüber anzuknüpsen, ob nicht durch eine Veränderung der Gleisanlage eine Verbreite rung des gewünschten Verbindungswegs zu ermöglichen sei. — Dag Eollegium verschrcitel hieraus zu einer geheimen Sitzung. — Wie groß der Bedarf an Brenrnnaterial für die Dresdner Lazaretbe ist, bciveist das Rcserve-Lazaretb Nr. 1. das täglich allein 30 Tonnen Braunkohlen braucht. — Kanin batte der Himmel einige Stunden Athen» geholt »ind ein Paar lächelnde Sonnenblickc gezeigt, so überraschte-er uns plötzlich «in der Stacht pom Mittwoch zum Donncrotagc »nieder mit einer im Windwirdcl niedersallenden Sckmccmciige. Alö der Krcuzthürmer so etwa gegen 4 Ubr seinen lustigen Nundgang ui» sein brummendes Glockcnorgaii gemacht, wurde er ebenso wie seine unterhalb noch lebendigen Mitbürger mit einer Mitraillcuscnsalve von Schnccflockci» begrüßt, zu der der beißende Wind die schrille Flöte spielte. Der stille Wanderer durch die »lorgcnstundigcn Straßen konnte beobachten, wie die an s Fenster schwebenden Gesichter der erwachter» Schläier sich pcriodiich verlängerten und verkürzten, je nachdem da draußen die guccksilbcrdrückcndcn 0 Grad Kälte die Fensterscheiben »nit immer neuen Eisblninen und Blättern schmückten. Daö Her; der Holz- und Kohlenhändler jauchzt allerdings in lautem Halleluiah den sich ihnen nähernden Käufern entgegen; denn »nit jeder Handvoll Schnee von oben »rächst der Werth des Brennmaterials von unten, und mancher Kürschner berechnet bereits, bei welchem Kunstschlosser er sich den neuen ciicr- ncn Geldschrank ausiuchcn soll. Droschkenpscrdc und Zug hunde sind bereits an die alte lange Dual gewöhnt, und dein alte» Mütterchen, das neben ihren» Tolkcwitzcr Hundcgcspann oder dem Gittcneeer Kohlcinvägelchen einhertrippelt, bieten die clbkal'nartige» Lkderstieikln gegen den cindringendcn Schnee keine Garantie inehr. Langsam schwanken die Omiiibuffc unk Postwagen dahin, gleich der Arche Noah, oft an einem künft Uch entgegentretenden Gebirge strauchelnd, nicht achtend des Schütteins und Rüttelns der Insassen, deren Lockenköpft, Pe rücken, El'ignons und lcovoliiisirtc Scheitel sich oit treffen, wie die Himmelsbahnen der durch daö Weltall kreuzenden Kometen. Eine Fahrt nach Dippoldiswalde verlangt schon die Vorbcrei tuiigcn einer Reise in das Innere von Island; denn hier, wo die Chaussee »ort und fort gewaltige Sprünge macht und nament lich hinter Niedcrhäslich, so zu sagen, sieb selbst überschlägt, tritt das Dante'sehc: „Laß Alles hinter Dir" :c. in grellster Weise den» Passagier entgegen. Zu allein diesen Ungemach gesellen sieb nun die Sehneeweben ans den Eisenbahnen, von denen »vir gewiß viel hören und die »n Personen- und Güterverkehr viel Störungen Hervorrufen werden. Tröffen »vir »ms »nit der bal digen Aussicht am das Ente des bösen Winters und streuen wir wcnigffcns den futterarmen Vögeln einige Nabrung vor das Fenster. - Die alte bekannte, unter Angermami's Leitung bewäbrte Reffauration zum Neuffädtcr Raibskcller kommt nächstens auf's Neue zur Verpachtung durch Zuschlag für den Meistbietenden. HoffciffUeh wird der alte Inbaver sein Regiment behalten. Wir hatten am Mittwoch Abend ains Reue Gelegen heit, die wieder in Dresden erschienene» „Norddelffschen Eonplet Sänger", die ibren nen angeiionniienei» Namen „Deutsche Reichssänger" bald »nieder, um „affe Irrungen zu berinciten", abgelegt babc», in Brauns Hotel vor einer zahlreichen Gesell schaft z» hören. Wenn Herr Dircctor Strack zinnein ganz neae Kräfte uns vor'ül'lt, so hat er dadurch sein Arrangement nur interessanter gemacht: denn »vir finden in de» Herren Bncbinann, Brückner, Spitzerer, Bartbo!d und Hanke nickff kffos gute Gesangs kümtler, sondern auch darunter vortreffliche Komiker, die mit ziin kcnkemWitz das Publikum clcctrisircn. Diefbeiden Couplets der Herren SPitzeder und Hanke vom „Schaden kbnn" und „vom bairischen Bierschwärmer" erntete»» den lautesten Bestall. Die Quartetts sind durch vortreffliche Stimmen vertreten und mackste daö Bärner'schc Lied: „Am klier hin und wieder", einen träumerisch schönen Eindruck. Das Publikum nutet hier ein harmloses, aber genußreiches Vergnügen, da alle Cvarlakanerie beseitigt ist. Unter Mitwirkung des Harten Virtuosen Hern» Schubert eoneertwie abwechselnd die Belimann icbe Capelle in vollster Anerkennung. Q c i»e i» t l i eb e Gerl ch tSsi tz u n g am 6 und 7. Fe - vrnar. Vier jugendliche und ein älcerer Veibeecher sieben beule bor Gericht. Drr Bergarbeiter Friedrich Edmund Richter ans Nicterbäslich, der Ziegeldecker Friedrich Clemens Bödme anö BertdelSdorü der Handarbeiter Friedrich WübAm Borinann aus Klingcnberg, der Schuhmacher Herrma:m Qtto Fricdeinann ans Limbaeli bei Frclbcrg, und der Cigarren»! bester Carl Heinrich Götze aus Neuistiiiptsch, wrhnent i» Dresden, sind deö ausge zeichneten Diebstahls, beziebcntlieb des vollendeten Diebstabls- vcrsuchü angcklagt. Drei ebenfalls dabei Bcweiligtc, Hauschild aus Nicterbäslich, Ernst Otto Wal wer aus? »nid Llndemanu aus? sind inzwischen lWells am dem ArvcitShauös gestorben. 36 Fälle liegen vor. Die meisten fallen in die Jahre 1867 und 68, nur einige auf >870. Der Hervorragendste >» Tdateu, dabei der Kleinste an Körpergröße, ist der Angeklagte Richter: er uistcrbiclt »ngcsähr ein Iabr lang seinen LcbcnSuntcrbalt an ^rcitt>st^0^ebrua»^87L^ Nahrung und Kleidern nur von seiner Diebcöbeute; er führte! ein uinherziebentco Leben und verband sich bald mit dem Einen! oder Andern der Mitschuldigen, war auch bisweilen freigebig; »nit dem auf so schnelle »Mise unredlich erworbenen Gute. Auch ist inzwischen in Meißen eine Hauptverbandlung wider Richter, »vo er wegen i2 begangener Diebstähle, darunter einer mit dem hohen Wcrtböbetrage des Diebstahlöobjectco von 123 Thalern, zu 4',- Jahren Znchwauo verurtheilt wurde, »reiche Strafe er ain Mai 1870 angetreten hat. Vordern, im Januar 1870, verschaffte er fick' seine ihm schon genommene Freiheit wieder durch AilSDrcchkn anö dein hiesigen Gciängniß. »vorauf er jedoch nach einigen ragen bei Verübung deö dritten Diebstahls wieder fcstgcnomnien wurde. Die verübten Diebstähle sind fast alle gleichartiger Natur. Beim nächtlichen Umherziehen von einem Dorfe zun» andern wurde vom Diebe oder vo» den Dieben wahr- genommcn, „wo Etwas zu machen sei"; oder auch kehrten die Mi'issiggänger am Tage in dieser oder jener Schenke oder im Gasthose ein, »nachten sich dabei mit den Räumlichkeiten bekannt und wiederbolten in der daraus folgenden Nacht nach der ihnen eiaenen AN ibre Einkebr. Meistens gelangten die Diebe mit telst Einsteigens durchs Fenster nach vorhergegangcncin Ein drücken einer Fenstorsckieibe in die Wohnungen der betreffenden Landbewohner. Aui Entivendung von Lebensmitteln, Kleidungs stücken und Geld hatten cs die nächtlichen Wanderer zumeist abgesehen, letzteres haben sie indek wenig auöflndig machen kön nen. Richter ist geständig, in der Nacht vom 6. zum 7. Decem- ber »867 einen EinbruchSdiebstabl auf oben angegebene Weise beim Gaftbofsbesiper Gras in Obernaundorf verübt zu haben. Der Angeklagte giebt au. er bade dies mit dem älteren Ange klagten Borinann (Familienvaters gemeinschaftlich gewan; der selbe leugnet. Gcstoblen wurde: baar 3 Ngr.. 200 Stück Cigarren, 3 Kistchen Zündhölzchen und ein Paar Stiefel, 2 Schürzen, 2 Hemden, l Halstuch, 2 Ellen Leinwand, 1 Tischtuch, Brod» Birnen. Zucker und Käse; im GesammtwerWcvon über O THlrn. Ta der Verletzte dieü jedoch heute nicht nochmals bestätigen kann «beim Namensaufruf der vorgeladenen 25 Zeugen stellt sich heraus, daß er fehlt, — er ist vor 14 Tagen gestorben), so wird, da der Angeklagte R. angiebt, die Sachen seien nur 4 Tbaler wertb gewesen, zu Gunsten desselben diese nied rige Taxe angenonnncn. Eli Tage darauf brachen geständiger maßen Richter und Bormann auf dieselbe Weise beim Bäcker Jakobi in Possendori ein, nur mit dem Unterschiede, daß daS Fenster nicht eingedrückt, sondern ein Loch hinein mittelst eines brennenden Wachslichtes gebrannt wurde iwas ter Vertheidiger Richters für »reuiger strafbar als elfteres angesehen wissen will). Nur 5 Ngr. baar und für l Thlr. Pfefferkuchen und Zucker- zeug fanden die Diebe vor. Sie zogen trotz der Süßigkeiten ein saures Gesicht und hofften aus bessere Ausbeute in den Poffendoncr Werken, wohin sic noch diciclbc Nacht gingen, allein sic hatten sich gründlich getäuscht. Wo sie suchten, da »rar nichts, und das Fcnstcrzcrbrcchcn, daS Einstcigcn und daS ungeschickte Zerstören eines Secretairverschlussco führte für sie nicht, wie der inzwischen verstorbene Zeuge Bcrg'actor G. aus Gittcrsee auSgeiagt bat, den gehofften Erfolg herbei. Trotzdem ließen die Uuerinüdlichcn fick» nickst abhaltcn, in derselben Stacht noch einen Versuch zu mache». Fort ging'S in das angrenzende Dort Hänichen zum Gutsbesitzer Zicklcr, in dessen Wohngebäude sic cinbrachcn und außer dem Fenster auch innen noch einen Thürhakcii zcrhrachcn. um aus einer Stube in die andere zu gelangen. Verscben »nit i Paar guten Beinkleider», 1 guten Weste, i Hemde und l'Tblr. baar. zusammen an Wertb 8'/» Thlr,, nahmen sie ungestört ihren Rückweg. Nicht so günstig verlief der folgende Fall. Zu den beiden Dicbögcnossen hatte sich noch ein dritter, der inzwischen verstorbene Hauschild, gesellt. I» der Naclst vom 27. zum 28. Dceemdcr 1867 begaben sie sich gcmcinschaitlich zum WirtbschastSbcsitzer Noack inNellbanncwitz. bei welchem Haiischild vorder gedroschen hatte. Auch da drangen die Diebe durch s Fenster in die Wohnung ein, allein sie muß ten schnell durch dasselbe die Fluckst ergreifen. Bormann hatte sich dabei eine blutige Stirn geholt; den mitgebrachten Sack hatte ein Balimast im Garten aufgesange»»: nur Hauichild hatte vom Fcnsterbrct eiligst l Stück Weihnachtsstollen, I wollene Haube, l Schcerc und l Nälstmcn, an Gesammtwcrtb l Thlr., mit fortgcnommcu. Noack vcnoigtc die Diebe, konnte jedoch keinen der Flüchtigen cinbolen. - In» Frübjabr >868 krochen Stichler und Hauichild einmal Nachts zur Abwechslung durch ein in der Holzwand desindlicheS Loch, um aus der Scheune des Gastho'Sbcsitzers Köpplcr Stroh zu entwenden. Auck» da hatte Hauichild gedroschen und wohnte nebenan. Sie stahlen I I Schütten, machten !> vollwichtige «a 6 Ngr.) daraus und vcrfalsttei» dieselben für die Hälfte des Preises an den Fleischer Hciniich in Dcnbcn. — Stoch einen Embiuchsdiebstal'l begingen Richter und Borinann gemeinschaftlich in der Stackst vom 29. z»»m 30. März desselben Iabrcs. Sic entwendeten dein» Guts bciitzer Köpplcr in Oöernalliidon mcbrcrc alte Kleidungsstücke. I Tischtuch, I Korb, Brod. Kaffee und baar I Ngr., an Ge- samnitwcitb bemabc 2 Tbl». Daraus beging Borinann noch antcrweite Diebstäble, wofür er vom H-rbst 1868 an vis zum Avril !869 eine Arbeilsbausslraicvon 6 Monaten und 2 Wochen vervüßt bat. Vordem, IMI, ist er wegen gleichen Verbrechens, weiches er sieben I.stwc vorder, >8.', ». begangen bat. mit 5V-' Monaten Gei.ingn»; bestraft worden. Die folgenden drei Ein bruchsticbst.st'le beging Richter allein. In der Stackst vom ist. zum 2<>. Apnil stal'I er dein Eonsnmvcrcin in Stlederbäs- lich, nach seiner i R.'s Angabe, 7 Stück, dagegen nach deö Zen gen Geschäfts»!« rer Wirtbgcn Ansiagc 12 stpiündigc Brodc, sodann 20 Dicwrblodchen und 2 Säcke. — In der folgenden Stacht stieg der Dieb turck'das von ibm zurückgeschobeiieSchiebe- ienster bei H. Winkler in Stieterbäslich ein ii»d stabl für5 Ngr. Brod, Kartoffeln und Fett und l dem Dicnsiknccht Bär gehö rige alte Jacke. - Ans dieselbe Weift gelangte Stichler 14 Tage später in die Wohnung des Bödme in Hänichen, welchem er l Rock, l Jacke lind 2 Handtücher, an Werth 5'C> Thlr,, stahl. (Schluß folgt.) Bourognc vor Belfort), 8. Febr. (Offic.): Die in Felsen er bauten detachirten Forts Haute Perche und Basic Perchc »vur den heute ^Mittwoch l genommen, wozu die Laufgräben in Fel sen gesprengt werden mußten und bei dem jetzigen Thauwetter
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