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Dresdner Nachrichten : 20.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-20
- Monat1877-07
- Jahr1877
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- Dresdner Nachrichten : 20.07.1877
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Rk. 201 ««»»»«t» »>«ri«li»»r» NLK'W'^LV »u,l«„ 32000 »l»l. Air dl« AückiaL« «in^» landlrr vianuicriri« >«ch« sich die »«»«cito» alch« »«»dt»dttch. ->>lkratr«-A«n,»me «ul. »«ri»: ch«al«n»»tu un» « «->«» ln Hamdurg, vcr. «». wi«n, Letvp^ valrl. *rr»lau, Ürinksurt a. M,. — «u». M»N» In «rrlt». «kiptta. Wien, H»»dur^ »ranffurt ». M., Miin. che«. — Lau»« ch »«, »n granNuN «. M. — U». B»Ia» In «hrmnltz.— «»'»», r»ore«, «»iilr» ch 0v. In Part». Freitag, den 20. Jiilti Tageblatt für Politik Börsenbericht und Kremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ikitpsch öc Rtlchar-t in Dresden. Verantw. Redakteur: Fr. Goedsche in Dresden N,»»t« »rrdn> r>»rU» »r^, ,» »>»»».» Uh, »n»e«»m»le». S»n»l»»« »>« MM«,» 12 Uiir. I» »euftit«: grohr »»!!->« ^se übitN-qw.LUtzr. — Dki »i-um «mrr «I«. >»clltL,n Prliltcllr t«I>«» »> iigse. »l!i,'I»n»r U, »itle 30 PIge. Ilnc a>oe»ini« >I>r L«I »achllia,,,«Leiche!»«» »il 2u>'ra'.« wtid »Ich» s« i e b r n. «utwäeiigr »nnonc«»- iiuinäge von un» und«« lantttiii ziin»» und Per« I,„i» inje.ceen wir nur ,e,en !i>rü»um«ran»,» rt«!,lu», durch Br,«I« marken «der PofteiNjah- lung. ilcht Silben lolien l!i Psae. Inierale iitr dl« Monia,«. Nummer oder nach einem Jeillai» dir Peiineil, ro B,„. XXII. Jahrgang. Für das Feuilleton: lttl»rt»u»i»i». Mitrrtacteur: Ltr. Liut» illtvrvz. Dressen, 1877. Politisches. Selbst die zähesten Türkensreunde beginnen an der Möglichleit einer Rettung der Türkei zu verzweifeln. General Klapka, einer der eifrigsten Parteigänger der Pforte, hat sich dahin ausgesprochen: „Da« er taS militärische Loos der Türkei in Europa kür besiegelt halte. Der Balkan sei. Dank der beispiellosen Trägheit der türkischen Führer, so gut wie verloren, die denkbar beste, natürliche Schranke ohne Schwertstreich den Müssen In die Hände gefalle». E ine grobe Schlacht zu lleiern, seien die Türken nicht mehr im Stande, da daö endlich beschlossene Eingehen auf Klapka'S Plan, zwei selbstständige Eorpö zu bilden nun nicht mehr auögciührt werte» könne, denn Oöma» Pascha, der in Widdi», Risch und Lompalanka höchstens R',000, allerdings gute Soldaten habe, sei hier festgenagelt und könne durch eine starke russische Division mit entsprechender Artillerie tn Schach gehalten werden; zwischen Wlddin und Rustschuk sei beute kein türkischer Soldat mehr, der noch irgendwie freie Bewegung habe. Sulciman komme zu spät, wenn das Schicksal bereits entschieden und vielleicht schon Friede gemacht sein würde. Rur ibre Maffenehre könnte die Türkei noch retten, wenn sie ihre Truppen iin Festunao-Viereck zusammenzöge und den den Balkan zu gewinnen suchenden Russen eine offene Schlacht anböte; aber auch zu diesem Entschlüsse werde sich daö „alte Weib Slbdul Kerl»»" schwerlich auiraffcn." Die Lage besagten „alten Weibes" hat sich allerdings durch die (Kapitulation von Nikopoli unendlich verschlimmert. Durch Ein nahme dieser Donau-Festung haben sich die Russen am Donau-Ufer eine Operationsbasis geschaffen, die sie weit nach Westen ausdehnen können. Nichts mehr von der engen Sackgasse, in der sie bis dahin eingekeilt standen! Por Nikopolis fließt die Donau, unzertheilt in mehrere Arme, in einem einzigen Bette, auch sind die beiderseitigen Ufer fest und bei jedem Wasserstande trocken, so daß dort ein ver mehrter Brückenschlag zur Verbindung der russischen Heeressäulen mit ihrem Hinterlande besondere Borthcile sichert. Die beiden in diesem so wichtigen Nikopoli gefangenen Pascha's Achmed und Hassan werden von der „N. Fr. Pr." offen beschuldigt, durch russische Rubel gekauft zu sein. Zunächst hätten sie das nächtliche Vorüberfahren des zum Brückenschläge erforderlichen Parkes von etwa 260 Pontons und Flößen von Simnitza bis Sistowo nicht durch Artilleriefeuer gehindert und damit die beste Gelegenheit versäumt, den einzigen russischen Brücken-Park zu zer stören. Sodann hätten sie eine noch unversehrte Festung bedingungs los übergeben. Das Alles habe der „rollende russische Rubel" be wirkt. R!ag sein! Aller Orten zeigt sich die Verräther-Niecherei nach Verlusten im Kriege. Jedenfalls ist die Besetzung Nikopolis aus oben angegebenem Grunde augenblicklich wichtiger für die Russen, als die wagehalsige Balkan-Promenade ihres Generals Gtkrko. Die selbe ist. wie heute, im vollen Gegensätze zu dem bisher Berichteten, vom Balkan geschrieben wird, keineswegs auf dem gangbaren und von den Türkei: recht wohl vertheidigtcn Schipkapasse erfolgt, viel mehr auf einem nur den Schleichhändlern bekannten Saumpfad, welcher zwischen dem Travna- und dem Elena-Passe lieg: und von dem östlich von Drenowa gelegenen Städtchen Kalifar an dein in die Iantra mündenden KalifarSka-Bache entlang unterhalb der Drenska Planina über den Kamm des Gebirges führt. Das Corps des toll kühnen General Gurko befindet sich somit jenseits des Balkan in ziemlich mißlicher Lage. Es kann, ohne weitere Nachschübe, leicht zwischen zwei Feuer genommen und statt die 15 und -^Meilen ent fernten Hauptstädte Adrianopel und Constantinopel zu erreichen, von der Uebermacht zerquetscht werden. Vor Kurzem tagte in Berlin eine auch von Sachsen beschickte Commission zur Vorberathung einer Militairstrafprozeßordnung für das deutsche Heer. Dieselbe hat sich dahin geeinigt, daß der beson dere Militairgcrichtsstand auch in Zukunft für alle gemeinen Ver gehen und Verbrechen der Militairpcrsoncn bestehen bleiben soll. Es spricht zwar mancherlei dafür, daß die Militairgcrichte im Frieden nur für die Beurtheilung j^r Dienstvergehen der Militairpersonen zuständig sein sollen So wenig wir die Rechtsgleichheit der unter den Waffen stehenden Staatsangehörigen mit den übrigen Bürgern aufgeben möchten, so wenig verkennen wir, was für die intacte Aufrechterhaltung der Armee sich anführen läßt. Es wohnt innere Wahrheit Dem bei, was in der betreffenden Commission angeführt wurde und dahin ging: „Daß in der willigen Unterordnung unter die militairischen Oberen und in dem korporativen Geiste vor Allein die Stärke und Zuverlässigkeit der Armee gestiebt und gefunden werden könne. Deswegen müsse es die Militairverwaltung für tbrc Pflicht erachten, alle mit der allgemeinen Institution verein- barten Einrichtungen aufrecht zu erhalten, welche dazu dienen, die Autorität der militairischen »Armee zu heben und in dem Soldaten bas Gefühl der Zugehörigkeit zu der »Armee zu stär ken. -Zu diesen Einrichtungen gehört aber besonders der beson dere Gerichtsstand der Militairpcrsoncn in dein gegenwärtig bestehenden Umfange alS ordentlicher Gerichtsstand tn Straf sache». Hier erscheine die Strafverfolgung aiö ein Ausfluß der Eommanbcgcwalt, über die Frage der Schuld ober Unschuld deö Soldaten urthellen seine Vorgesetzten und seine Kameraden. DaS Gericht, welche- Gewalt über den Soldaten habe, sei selbst eine HeereSinstitution und finde überall In der Armee die bereitwilligste Unterstützung. well eö stets mit Rücksicht auf die militairischen Verhältnisse arbeite. ES sei dadurch vollstän dig In den Stand gesetzt, eine schnelle Justiz zu üben, wie sie im Interesse der DiSciplin bei dem engen Zusammenleben der Soldaten und in Rücksicht auf die militairlschcAusbildung von so großer Bedeutung sei." Einmal bei Disciplinfragcn, kommen wir noch mit einem Worte auf die Dühring'sche Angelegenheit und die hierdurch hervor gerufene deutsche Studentenbewegung zurück. Seitdem die Berliner Sozialdemokraten den von dieser Partä bis dahin gekreuzigten blin den Gelehrten auf einmal zu vergöttern begannen, hat sich in der deutschen Studentenschaft ein bemerkenSwerther Rückschlag kundge geben. Die Verbrüderung von Student und Sozialdemokrat macht umsoweniger Fortschritte, als sich aus den vom Minister Falk herausgcgebenen Aktenstücken zur Beurtheilung der ganzen Frage jetzt erst ergiebt, daß Dühring in seiner Kritik deö deutschen Univer sitätswesens entschieden zu weit gegangen ist. Er schüttete offenbar das Kind mit dem Bade aus, als er ohne jede'Einschränkung be hauptete, daß alle deutschen Universitäten nur Stätten sind, wo die Korruption herrscht, wo bei Besetzung der Lehrerstellen gar nicht auf Wissenschaft, sondern auf Vaterschaft gesehen wird, wo unter den Professoren der Nepotismus, unter den Dozenten die Heuchelei und auch bereits unter den Studirendm ein Kriecherthum und Schleicherthum gepflegt wird, um unter der Maske der Wissenschaft lichkeit Aufpasserdienste und mit mönchischer Verschlagenheit dem gesinnungslosen Treiben Vorschub zu leisten. Dieses Stabbrechen über Universitäten, Professoren und Studenten zusammen machte Dühring gerade zum Liebling der Sozialdemokraten, denen man gar keinen größeren Dienst erweisen kann, als wenn inan alles Be stehende für faul, verrottet, verloddert und zum Umsturz reif schil dert. Gewiß, die deutschen Universitäten haben ihre großen Ge brechen, sie sind reformbedürftig, eine Anzahl Professoren sind keineswegs Hohepriester im Tempeldienste der Wissenschaft, mancher Student sucht seine Stärke im Servilismus — aber der Kern der deutschen Hochschulen ist golden, unversehrt, die große Mehrzahl der Professoren sind Ehrenmänner und um die Menschheit wohlverdiente, hochdenkende Gelehrte, die Studentenschaft im Ganzen repräscntirt die Blüthe der Nation, Gesundheit und Unabhängigkeit. Das über sah Dühring, als er, schwer geschädigt durch die Mißgunst einiger College», das gesammte deutsche Universitätswesen zu den Todtcn warf. Warum aber schied er nicht selbst aus einem Institut aus, wenn dieses wirklich so faul ist? Es war Ehrensache für ihn, frei willig den Staub von den Füßen zu schütteln und nicht zu warten, bis ihn der Pedell ersuchte, die Thüre zur Universitätsaula von außen zu schließen. Locale» mid Sächsisches. — I. M. die Königin hat per höheren weibliche» Fach- und Gewerbeschule in Leipzig 2 Freistellen sür arme talentvolle Mädchen vrrwllllgt. — Das könlgl. Ministerium deö Innern bat dem Tuchmacher Johann Gottlleb Ochme ln Zwickau in »Anerkennung seiner langjährigen und treuen Arbeit in der Tuchiabrik der Gebrüder Nitzschc und Söbne ein Geldgeschenk zufließcn lasse».— — Dem Fräulein »Auguste de Wilde in Dresden, der Schwester deö durch seine großen Legate im segensreichen An denken stehende» Wohlthätcrö, ist der Sidonicnordcn verlieben worben. - — Oelfentli che Sitzung der Stadtverordneten den 18. Juli. Mltanwescnv sind die Herren Oberbürgermeister Or. Stüvel und Stadtralb Grabowsky. Ein sauer-süßes Einla dungsschreiben deö Vorstandes derBogenschützengilde, betreffs deö bieöiährigen Vogelschießens, wird vom Vorsitzenden wörtlich ge geben. Eö ist nur menschlich, daß sich die Herren Bogenschützen der Mißachtung gegenüber, welche ihr Vogelschießen bei den Stadtverordneten genießt, nicht eben sympathisch berührt fühlen und die Einladung aiö eine kühle Form, oder, wie sie cs hübsch auSdrücken, aiö „eine unabweisbare Pslich t" betrachten, die sic geschäftlich erledigen. Zu dem vom 18. bis 20. »August in Dreötcn tagenden Journalisten-Congrcß räumt daö Collegium aui besonderes »Ansuchen seinen Saal tür die Sitzungen ein. Herr Bürgermstr. Lutwig-Wois in Großenhain hat sich, wie wir bereits gestern sagten, um die noch nnbrsetztc hiesige elfte RathSstelle be worben; inglelchcn haben sich die Herren Bürgermeister Oehl- schlägct in Hainichen und Etadtrath Müller I. in Chemnitz an- gemeldct. Die Seiten des Stadtrathö ohne vorherige »Anträge bei den Stadtverordneten bewirkte Ernennung des Stadtbau- directorö Friedrich zum Stadlbaurath hat, wie wir in diesen Tagen schon mitlhciltcn, böses Blut im Collegium gemacht; man sieht sich übergangen und in der That scheint cö auch, aiö hätte der Stadtralb wohl den Stadtverordneten vorher ein Wort gönnen können, da er, wie hier die Dinge liegen, der Zustimmung ja un bedingt versichert sein konnte. Der RathS- und VcrwaltungS- ausschuß hat die Sache geprüft und sein Gutachten gebt dahin, baß. weil der Stadtralb nun einmal die Ernennung veröffentlicht hatte vor Gehör der Stadtverordneten, in diesem Falle von einer Beschlußfassung darüber abseben zu wollen, ob die »Verleihung einer mit der etatmäßigen Dienststelle nicht verbnndcnen Dlerrst- bezeichnung und Uebcrtragung einzelner lediglich mit dem Stadt ratböamtc verbundener Functionen und Beingnisse an städtische Beamte dem Stabtratbe ohne diesseitige Zustimmung zuliebe und die Majorität der Ausschüsse schlägt im klebrige» vor, die von dem Stadtralb gcwüiijchlc Zulassung deö Stadlbanratbö Friedrich zn den dicöiciiigen Bcrathungcn mit Rücksicht ans die Bestimm ungen in 8 7>'» der r cvid. Städtcordnung abzu > ehnen, sich aber vvrzuvehalten, in geeignet erscheinenden Fällen die Zuziehung deö Stadtbauratl'ö Friedrich sowie deö Obcrlngcnieurö Manck zu den Sitzungen deö Plenums und der Ausschüsse zu vcranlnssen. ES sei gleich hier bemerkt, baß dieser Majorität-Vorschlag schließ lich Annahme findet. Oberbürgermeister 1)>. Stübei nimmt Gelegenheit, daö Geschehene zu verlheidigen und bezeichnet diese selbstständig bewirkte Ernennung alS ein dem Stadtrath zustchcnvcö und oit geübtes Recht und bctontals Motiv die ^Iweckmäßigkctt; übrigens solle Stadkbanraib Friedrich nicht alö Levutlricr deö Rathcö bei dcn Stadtvcrordneien-Bcratbungcn erscheinen, sondern nur alS erster städtischer Techniker gehört werden. Viccvorst. Jordan will die Thalsache unbckritelt lassen, meint aber, die Ernennung müßte einen erhöhtercn Werth gehabt habe», wenn die Stadtverordneten von vornbercin mit zugestimmt hätten. AlS entschiedenster Gegner tritt aber St.-V. Schöne aus. Aus seiner wieder ziemlich ungenirken Rede sowohl, wie auch aus der nur leise murrenden Resignation vcS Netercnten, Vicevorst. Adv. Lehmann, gegenüber der vollzogenen Thatsachc erhellt, daß eo tn der vorhcrgcgangenc» geheimen Sitzung wohl sehr lebhaft zuae- gangen sein mag. St.-V. Schöne meint, der Fall sei eigentlich dazu angcthan, deö PrincipS wegen Protest zu erbeben. Wenn man sich, wie er den Referenten verstanden habe, dann beruhigen müsse, sobald der Stadtralb Etwaö, wozu er allein nicht berechtigt sei, veröffentlicht habe. Io könne der Stadtrath ja dann alles Mögliche verfügen und brauchte eö. um die Zustimm ung zu erzwingen, nur schnell zu veröffentlichen. DaS brauchten sich die Stadtverordneten aber nicht gefallen zu lassen. Die Sache scheine ihm auch ganz ander» zu liegen, als sie dargeslellt werde. Weil man stadträtblichrr Seit- nach mancherlei Andeutungen hätte annebmrn können, daß bei der vevorstchrnoen StabtratbS- wabl endlich einmal ein Techniker anstatt wie immer ein Jurist gewählt werde, bade man dagegen einen Riegel verschieben wollen! Nach solchen Aenßerungcn ward die allgemeine Stimmung be greiflicherweise eine etwaö lebhafte. Viccvorst. Lehmann tritt dem St.-V. Schöne etwaö erregt entgegen und wirft Ihm vor: er habe daö Votum der »Ausschüsse nicht gelesen und dem Referat nicht zugehört, er spreche in ganz allgemeinen Redensarten, er wolle in solcher Weise nicht sousahren, denn wenn eö sich b!os darum bandle, „schroffe Worte" zu gebrauchen, so überlasse er gern dcm Vorredner daö Feld; woiaui St.-V. Schöne dem Referenten räth, vorsichtiger in seinen »Acußcrungcn zu sein und er sich überhaupt derartige Ecnsure» verbieten müsse. Die Scene wäre wohl noch lcbhaltcr geworden, doch cin rechtzeitig ange brachter Schli.ßantrag macht: der Debatte ein Ente und so legte sich den:: der Sturm der Meinungen. Ein Wincstoß abcr traf doch noch hinterher den Viccvorst. Lehman». Er hatte »och ein Referat abzustattc», welches jedoch erst am Ende der Tagesordnung figurirte und bat »»>,, dasselbe gleich ansügen zu dürfe»; eine oit geübte und nie beanstandete Praxis. Jetzt erhob St.-V. Schöne Protest: eö möge gav- hübsch sür den Referenten sein, möglichst schnell fertig z i werden, er bestehe abcr dagegen auf Aufrecht- crhaitnng der Reihenfolge der Referate. Unter solchem Umrande blieb dem Viccvorstclcr nur übrig, avzutrcten. Die ferneren, noch vom Collegium verhaudcltcn Gegenstände betrafen — wie die in gestriger Rümmer ersichtliche Zagcöordnung zeigt - verschiedene »nS in gestriger R.limmcr erwähnten 'neue» Sammcischleuße zwischen der Augusti.S- und Maricnbrücke aus dcm rechte» Elb- »ier mit Mark bewilligt wirb. Hinsichtlich der Fortsüh- rung der Blumcnstcaße bis zur Blasewitzcr Flurgrcnze erklärte man sich damit einverstanden, daß die im Regulative vom 30. Oktober 1871 scstgcstellie Fortsetzung der großen Zlcgcl- straße ohne Verändcruiig dcr Richtung biö zum Zusammenstoß mit einer von der zukünftige» »Brück: beim Waldschlößche» hcrauikommeiidcn Fürttciiwcgsirccke fortgesetzt, von der östlichen Fluchtlinie der letzteren uv abcr geradlinig nach der Emser »Allee angelegt ivcrde und dann die Blnmcnstraße unter Wicderauf- hebuna der cittgcgcnstcheiikcii Beschlüsse des Jahres 1876 ohne Veränderung ihrer dermaligcn Lage in einer noch zu bestimmen den Ferne in die Hochuserstraße eingeführt werden möge. »Auch ward eine Summe von 50,000 Mk. zur Erbauung einer Gana- schieuße in der Blnmcnstraße auf der Strecke von dem Treff punkte der letzteren mit der großen Ziegclsiraßc bis zum Tatz- berge bewilligt und sür bauliche Herstellungen im Kreuzschul gebäude alö BcrcchnnngSgeld 18,207 Pik. genehmigt. Haupt sächlich handelt cs sich um Errichtung eines neuen Schüler- privets, hinsichtlich dessen spccicllcr »Anlage, ob mit Erdciosct oder dichter Secrctgruhc dcm Stadtrathc besondere Erwägung empfohlen wird. — Mit Erstaunen hat man in Berlin und in Dresden einen »Artikel der in Dresden herauögeg ebenen „Sozial-Evrresp." ge lesen, welcher Berlin als cin Eldorado von Billigkeit in Bezug auf LebcnSmittclpreise und Wohnungömicthen schilderte. Nament lich war auch gesagt worden, daß dort die Micthe», Fleisch und Gemüse billiger seien alS in anderen Großstädten z. B. in Dres den. Die spcciclicii Preisangaben dieses »Artikels werden nun In den Berliner Blättern nnfS schlagendste widerlegt, so daß man sich fragen muß. wie eine Zeitung wie die „Soz.-Eorresp." sich solch' einen großen Baren hat ansbindcn lassen? Ein Berliner Blatt schreibt, daß der »Artikel nur verlaßt worden sein könne, „um nnS Berliner Hausfrauen zu verhöhnen", und fährt dann fort: „Die alte und allgemein verbreitete »Ansicht, daß Berlin nach Petersburg die thcucrste Stadt ist, muß ich leider alö vollkom men begründet anerkenne»." So in Berlin. Wir aber in Dres den fragen: sollte nicht cin in Dresden erscheinendes Blatt, ehe eö Dresden in so leichtfertiger und völlig unbegründeter Weise alS thcuer verschreit, bei Fleischern und den Loscvwitzer Geinütc- weibern aus dem Markte sich nach den wahren Preisen er kundigen? — Ein römischer, fataler Druckfehler Ist in der Dienötagö- Nummcr unseres Blattes vorgciommcn. Bei Gelegenheit der Klage, daß der Bl u men stra ß e n - A u Sba u sich so entsetz lich langwierig dahinschlcppt und auch die Dürcrstraße nicht fertig werden wolle, gedachten wir — wie schon öfter — rühmend einer »Ausnahme im städtischen Bauwesen, die sich durch Lebhaftig keit anözelchne und nannten alö solche den Brückenbau und den Ausbau der adjacireiidcu Straßen durch Herr» M anck. Staunt doch Jedermann wie diese »Bauten flott vom Flecke gehen. Der Setzer hat abcr nicht »Ausnahme, sondern Aunahme gesetzt und da dieser Fehler falsch verstanden worden ist, so berichtigen wir ihn nachträglich. Wollte Gott, eö ginge Manches in Dresden so rasch vorwärts, wie der dritte »Brückenbau. — Beim Bau der Albert-Brücke hat man seit einigen Tage» mit der Fundirung jener Steintrcppe begonnen, welche vom Fuße dev rechten Elbuscr-PseilcrS, also vom Siidendc deö Neustäbter Brückciiplatzeö hinaus zur Brücke führen soll. In un gefähr drei Wochen hofft man, nach Ausstellung der Gerüste, mit dem Wölben selbst beginnen zn können. »Vielleicht um dieselbe Zeit schon wird ma» am mittelsten oder dem sogenannten Strom- Hauptpicilkr mit den »Ausbauten so weit fertig sein, daß auf der stromauf zn gelegenen Stirnseite daö vor mehreren Wochen schon abgeliescrtc imd von der Marmorwnarcii-Fabrik der Herren Dcmontc u. Pcrini aus der Wölfnitzstraße hier auö dcm schönsten rararischen Mariner angrfcrtigtc Stadtwappc» Dresdens, auf der stromab zu befindlichen Stirnfläche tcö Pfeilers aber das'Rcliei- bild unseres Königs »Albert clngcinaucrt werden kann, welches tn Earara leibst angcfcriigt worden ist und bereits hier eingetroi- scn sein soll. — Dieses Jahr scheint der alte Volksglaube, daß. wenn cS am Sicbcnschlätcrtage regnet, eö kann 7x7 Tage hintereinander, wenn auch nur Etwaö jeden Tag, regnet, neue Nahrung zu er halten. »Am Siebenschläscrtage entlud sich ein hettigcö Gewitter und rS ist noch lein Tag vergangen, an dem cS nicht wenigstens Etwaö gesprüht hätte. Dieses Jahr ist ungemein gewitterrcich, daö Laub behält infolge dessen sein saftiges Grün ungewöhnlich lange und die Kartoffeln gcrathcn vortrefflich, sie setzen immer stattlicher an. DaS Gleiche gilt von den Gurke», dem Gnrtc»- aeinüse und dcm »Baumobst. Daö massenhafte »Abfallen der Früchte bat nachgelassen, Kirschen. Birnen, »Aprikosen, Aepfcl u. s. w. erhalten mehr Fleisch. — Wenn Damen unbefugter Weise ihr Schoßhünd eben tn den Eisenvahnwaggon mttnehmc». sollten sie auch Nachsicht mit der Cigarre Ihrer Reisegefährte» haben, wie nachstehende Geschichte lehrt. Eine Dame und ci» Herr sitzen allein in einem Eisenbahn-Conpö. Der Dame Ist cö geglückt, einen prächtigen kleinen Hnnd, der ledoch stark nach Moschus duttet, in den Wa gestatten, eine Cigarre annuünden? Dieser Moschuögeruch ist für mich entsetzlich!" »Aber die Dame erklärt in den schärfsten Ausdrücken höchster Entrüstung, daß sie ihrem Reiieaeiäbrten nie
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