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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071023019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907102301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907102301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-23
- Monat1907-10
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Morgen-Ausgabe 8. BezugS-Preit Anzeigen Preis npügcr Lagä'Iall und Handelszeitung Amtsvlaü -es Rates und -es Nolizeiamtes -er Lladt Leipzig Nr. 28 i Mittwoch 23. Oktober 1907 > 10.45. kost. leovoitü 270,— M^WW irreki» 7 6530000 orjadrcs 5-60000 r» «!»<1 2» SN, 1117.45 ^707.- * Die sächsische Zweite Kammer verhandelte gestern über die Errichtung eines Amtsgerichtes in Kötzschenbroda ss. Ber.), heute wird sie sich mit der Interpellation über dieLeipziger Eingcmeindungsfrage beschäftigen. 101. Jahrgang * Fürst Wilhelm zu Wied, der frühere Präsident des Preußi schen Herrenhauses, ist heute nachmittag in Neuwied gestorben. * Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde die Verstaatlichung des Kohlenbaues angeregt. (S. Ausl.) * Das Befinden des Kaisers FranzJosef wurde gestern als minder günstig bezeichnet. lS. Ausl, und Letzte Dep.) iufe für i WOlc- iii üius- mabcnft e Icglc «kun^cn iweclnkl ulenvcn tsungcn. schwach -V Lenl rnkanqs »ebltchcn c Woche >cr und MaiS c 53'!«. ! in Er- Wochcn- >nd gut? cn per if diese r, kam Fest'fl- uf Vie wurden. !luswe>s er deren iedriger. die an ngS lest wochcn- und die der bet tbtcag« 25 bis iwpen- 5.42-u. lullrtev alz und eil dem >en die Cems, isuhrcn NNfuaal r 5.75 Januar ai 6.15 >6,35) eise am ulenden s Uäufe Preisen. 17 000. orihern . Iran 12.75. ntheazN 123-!-- sarrelS.) . Saison 58 545 17 059 14 457 40 529 7 636 4 771 1478 nrrrdam Das wichtigste von, Tage. * Nach einer von unserem Londoner Korrespondenten übermittelten Meldung der „Pall Mall Gazette" wird, wie in Hcfkreisen und im Auswärtigen Amt verlautet, Fürst Bülow den Kaiser nicht nach England begleiten. anderer Nachricht >as um für 196.90 202,— 127^75 113 20 162.30 201 — 182,50 ?0k,t. * Der Grobherzog von Toskana ist schwer er krankt. * Heute findet in Berlin der Prozeß Moltke-Harden statt. lS. Dtschs. R) -<uu>r -Mal« verlt». Lari Dunckl , Herzogs. Bayr. Hofbuch. Handlung, Lühowstrahe 10. «elephon VI, «r. 4603). Leben der beiden Kronenträger überdauert hat, ist ein Kapitel für sich. König Eduard und die Herren Herausgeber mögen verzeihen, wenn wir die Vermutung aussprechen, daß aus der Fülle des Materials mit Fleiß und Bedacht das herausgesucht worden ist, was gerade als Beweis der Selbständigkeit der Königin dienen kann. Trotzdem kann man sich, wie gesagt, dem Eindruck nicht entziehen, daß im allgemeinen die Klugheit und Energie Viktorias ständige Kontrolle an den Ratschlägen Leopolds übten und das unverdunkelte englische Interesse den Ausschlag geben ließen. Ob aber auch in jedem Einzelfalle? Das möchten wir bezweifeln und dem sicheren nationalen Instinkt des englischen Volkes recht geben, das den belgischen Einfluß sehr übel vermerkte. Der König hatte sich um alles und jedes bekümmert während der Minder jährigkeit der Prinzessin. Er hatte der Königin den Gemahl ausgesucht und diesen durch seinen ungewöhnlich intelligenten und taktvollen Freund Baron Stockmar für den Beruf des Prinz-Gemahls vorbilden lassen. Und er fuhr fort, die Königin direkt durch Briefe zu beraten und indirekt durch Baron Stockmar beraten zu lasten, als die Königin schon Gattin und Mutter war. Er prägt der Prinzessin ein, daß sie mutig und auf- richtig zu sein hat, unterläßt aber auch nicht, zu bemerken, wie wichtig es für sie sei, nicht in den Verdacht der Gleichgültigkeit gegen die Staatskirche zu kommen. Und dann ergab sich aus diesem, dem äußeren Anschein nach so idealen Verhältnis zwischen Onkel und Nichte schließ lich doch nichts anderes, als daß der König der Belgier dem englischen Volke lange Jahre in Baron Stockmar, seinem Vertrauten und dem der Königin wie ihres Gemahls, den heimlichen Premierminister oktroyierte. Baron Stockmar, dessen Persönlichkeit und Wirken aus dem Werke doch wohl nicht in voller Klarheit zu erkennen sind, mag eine überragende Kraft und ein Muster von persönlicher Uneigennützigkeit gewesen sein. Trotzdem bewahre uns der Himmel vor ähnlichen Zu ständen. Man lese das Memorandum von Baron Stockmar (Band I, S. 320), und besonders die folgende Note des Barons dazu: „Das be deutet. wie ich es lese: die Königin überliefert mir durch ihren Brief wechsel mit mir Peel, und da denke ich, ich lasse ihn unangefochten, bis Zeit und außergewöhnliche Umstände — besonders aber der Vorteil, der mir aus meinem geheimen Briefwechsel mit der Königin entsteht — mich instand setzen, ihm in aller Sicherheit den Dolch in den Rücken zu stoßen". Ist es nötig, dem ein Wort hinzuzufügen? Es dünkt uns auch ein Beweis dafür, daß nirgends der Boden für das Giftgewächs Kamarilla günstiger ist als am Hofe einer regierenden Königin. Tenn wenn sich selbst diese resolute Frau Viktoria nicht von der Schädlichkeit und Unhaltbarkeit, ja von der Verfastungswidrigkeit solchen heimlichen Rotgebertums überzeugen konnte, ko ist ein Schluß auf die Möglichkeiten bei einer minderen Intelligenz und Tatkraft nicht schwer zu ziehen. Ein Zeitungsartikel bietet einen viel zu engen Nahmen, um mehr als andeutungsweise auf dies ungeheure politische und kulturelle Material einzügehen. - Man wird beim Lesen des Werkes in den Geist der ersten viktorianischen Epoche, die mit dem Tode des Prinz-Gemahls, 1861, ihren Abschluß findet, eingeführt, erhält fast auf jeder Seite neue lehrreiche Aufschlüsse über historische Begebenheiten, höfische Familien geschichten, über Diplomatenkünste und unglaublich vieles andere. Wie bezeichnend ist die Bemerkung des Prinz-Gemahls, der zum erstenmal mit der Eisenbahn gefahren war; der Herr Zugführer möge das nächste Mal nicht so schnell fahren? Und dann diese Lektion des schlauen Leopolds in der Benutzung der schwarzen Kabinetts. Der König der Belgier schreibt: „Wir werden noch immer von Preußen mit diesen Festungen geplagt; um nun der preußischen Negierung manches be kanntzugeben, was wir nicht gern amtlich tun möchten, schreibt der Minister unserm Manne in Berlin eine Depesche und verschickt sie mit der Post. Wir sind sicher, daß die Preußen sie lesen, und daß sie auf diese Weise erfahren, was wir sie gerne hören lasten wollen." Der König schreibt weiter, er teile ihr diesen Trick mit, damit sie sich gegen ihn schützen könne, wenn Politiker versuchen sollten, sie auf die Weise zu beeinflussen. So schlägt man den schwarzen Kabinetts ein Schnippchen. Ja. der König Leopold war ein gar schlauer Herr, der gelegentlich auch nicht verfehlte, sein Licht recht deutlich auf den Scheffel zu stellen. 1856 schreibt er an die Königin: „Sie können Dinge aller Art . . . bekommen, aber Sie können weder mit himmlischer, noch mit irdischer Macht einen neuen Onkel bekommen, der sein! Wort 25 Jahre ge halten hat." . . . Bemerkenswert will uns auch der Freimut scheinen, mit dem die Minister der Königin schreiben. So sagt Viscount Mel bourne in einem Briefe des Jahres 1842 in Bezug auf Portugal: „Es ist eine sehr verdrießliche Sache für eine römisch-katholische Regierung, mit dem Papst auf gespanntem Fuße zu stehen. Er ist noch immer ein sehr garstiger Kunde." Lord Melbourne kann froh sein, daß dies Diktum erst nach seinem Tode in Rom bekannt wird. Auch niedliche Proben von Bemühungen, sich bei der Königin in gutem Andenken zu halten, finden sich in den Bänden. 1856 schreibt der englische Geschäftsträger in Ruß land, Earl Granville, aus Moskau an die Königin einen langen fach- lichen Brief, dem er folgendes Schwänzchen anhängt: „Lord Granville bittet, Ihrer Königlichen Hoheit (der Prinzeß Royal) anzuraten, wenn sie sich auswärts aufhält, sich kein russisches Mädchen zu mieten. Lady Wodehouse fand, daß die ihre den Inhalt einer Büchse von ihrem Toilettentisch aß: es war Rizinuspomade für das Haar." Lord Gran ville wußte, was er tat. Auch einige literarische Bemerkungen finden sich in den Bänden; die seltsamsten sind Wohl jene, die Lord Melbourne 1842 in einen Brief einflocht: „Es scheint Lord Melbourne, als ob die Deutschen Goethe im allgemeinen Schiller vorziehen, ein Urteil, das ibn überrascht, obwohl er sich bewußt ist, daß er kein Recht hat, einem Volke, von dessen Sprache er kein Wort versteht, die Beurteilung ihrer laber Herr Konteradmiral!) eigenen Schriftsteller vorzuschrciben. Aber Schiller scheint ihm ganz Wahrheit, Klarheit, Natur und Schönheit zu sein; der andere hauptsächlich Mystizismus, Dunkelheit und Unverständ- lichkeit." Armer Goethe! Man beachte übrigens den Umstand, daß die Engländer, die das große I für ich erfunden haben, in ihren Schreiben an die Königin von sich stets als von einer dritten Person sprechen. Der Kostbarkeiten ans den verschiedensten Gebieten deS menschlichen Intellekts jener Zeit sind ungemein viele. Man muß die Bände selbst studieren, um den vollen Nutzen von ihnen zu haben. Auch den Sozial demokraten und anderen Verehrern republikanischer Einrichtungen wäre zu empfehlen, sie zu lesen, um sich von der ehrlichen Arbeit zu über- zeugen, die ein Souverän leisten kann. Schade ist nur eins, daß die Sammlung mit dem Jahre 1861 abschließt. Die für uns interessanteste Epoche, von 1866 bis 1871 und die noch spätere Zeit, bleibt leider dunkel. Aber das soll uns nicht hindern, für das Gebotene dankbar zu sein. 117.36 240.35 95.70 19,20 117.46 254,- Viktorianisehes. Die zweibändige dicke Sammlung „Königin Viktorias Briefwechsel und Tagebuchblätter", aus der wir schon in voriger Woche einige Proben mitteilten, ist „auf Veranlassung des Königs Eduard VII. herausgegeben und mit Einleitung, geschichtlichen Ueberblicken und An merkungen von A. C. Benson und Lord Esher" versehen worden. Ins Deutsche übersetzt hat das Werk der Konteradmiral z. D. M. Plüdde- mann. Der deutsche Verleger ist der König!. Sächs. Hofbuchhändler Karl Sicgismund in Berlin. Di« Ausstattung lDruck, Papier, Por träts) ist vornehm. Aber, aber! Herr Plüddemann hat ja einen guten Ruf als See offizier und technischer Schriftsteller. Aber wie kommt er nur zum Uebersetzen so diffiziler Texte? Wahrscheinlich auf Grund guter Kennt nisse in der englischen Sprache. Dabei ist aber wohl übersehen worden, daß der Ucbersetzer auch ein Künstler in derjenigen Sprache zu sein hat, in die übersetzt werden soll. Und darin hapert es leider bei Herrn Plüddemann in unverzeihlicher Weise. Die Sache ist so arg, und der Fehler sind so viele, daß bei der Lektüre der fast vierzchnhundert Seiten das Bedauern über die ununterbrochene Schnitzerserie nicht auf hören will. Diese bemängelten Schönheitsfehler müssen wohl stören, können aber an dem Eindruck der Bewunderung des ganzen riesenhaften Materials nichts ändern. Unser Kompliment zuvor dem königlichen Veranlasser der Herausgabe des Werkes. Neben den Motiven der Verehrung für seine Mutter, mit der er sich nicht immer ä'uooorck gefühlt haben soll, haben wohl auch dynastische Gründ« bei dem Unternehmen mitgesprochen. Aber es ist festzustellen, daß die Herausgeber bei ihrer gewaltigen Arbeit sich wenigstens nicht von byzantinischen Verpflichtungen beengt gefühlt haben können. Schon die Einleitung ist ein Beweis dafür. Die Herren A. C. Benson und Lord Esher reden nicht von der Anhänglichkeit der Engländer an die Monarchie schlechthin, sondern an die „konstitutionelle Monarchie". Und sie danken dem Könige dafür, gestattet zu haben, „daß die Innenseite dieses edlen Lebens sder Königin Viktoria) und seines Verlaufes dem Volke deutlicher enthüllt werde, besten Anhänglichkeit an ieine alten Freiheiten untrennbar mit seiner Treue zum Throne ver knüpft ist". Das muß geradezu vorbildlich genannt werden und ehrt den König, der diese Fassung doch gebilligt haben muß, nicht minder als die Herausgeber, die diese stolzen, würdigen Worte fanden. Die Sammlung von viktorianischen Dokumenten regt unwillkürlich eine Betrachtung darüber an, ob die Hausgesetze der meisten, und aller deutschen Fürstenhäuser gut daran tun, die Töchter von der Thronfolge auszuschließen. Die Geschichte, diese alt« Lehrmeisterin, versagt in diesem Punkte so ziemlich, denn die Zahl der weiblichen Regenten ist nicht groß genug, um sichere Schlüsse aus den Durchschnitt zu gestatten. Für die Zulassung spricht der unverhältnismäßig hohe Prozentsatz von überaus tüchtigen, hochbegabten regierenden Königinnen. Die jung fräuliche Elisabeth, Katharina von Rußland, Maria Theresia, Viktoria ragen hoch über den Durchschnitt der männlichen Gekrönten hinaus. Und doch scheinen uns gerade diese Briefe und Tagebuchblätter der Königin Viktoria schlagende Beweise zu enthalten, daß die allgemeine Zulassung der weiblichen Deszendenten zum Thron großen Bedenken begegnen muß. Denn bei aller Zartheit der Form spricht doch aus den Briefen schon des Kindes Viktoria eine solche Entschiedenheit des Geistes, ein solches Objektivierungsvermögen, wie man sie nur selten bei Frauen trifft. In den Schreiben werden spezifisch männliche Qualitäten offen- dar. Ganz gewiß wird es noch unzählige Frauen von ähnlicher Klar- heit des Wollens geben, und unsere modernen Erziehungsgrundsän werden ihre Zahl vermehren. Aber im Verhältnis zur großen Maste müssen sie verschwinden. Welches Mädchen von fünfzehn Jahren würde, wie Viktoria, an ihren väterlichen Freund und Onkel, Leopold, den König der Belgier, schreiben: „Ich bin Ihnen, lieber Onkel, sehr verbunden für den Auszug über die Königin Anna, muß Sie aber bitten, da Sie mir etwas gesandt haben, was angibt, wie eine Königin nicht »ein sollte, daß Sie mir auch etwas darüber schicken, wie ein« Königin sei» sollte"? Dieser „sehr geschickte, scharf«, klein« Brief", wie ihn Leopold in seiner Antwort zensiert, ist ein typisches Beispiel für die selbständige Geistesrichtung der späteren Königin, di« trotz aller Ver- ehrung für ihren unermüdlichen, klugen und Weitblickenden Onkel und Mentor sich doch dem Anschein nach ihre Unabhängigkeit zu wahren gewußt hat, sich gelegentlich auch nicht scheute, d«m Könige der Belgier etwas abzuschlagen. Dem Anschein nach. Aber die- Verhältnis zu dem klugen Könige auS dem Stamm« der begabten Koburger, das alle Wandlungen im für den . Nr. 2 inmarkl der 73. do. Säcke») ). 5,30. do. do. i 122»/.. i 122», > 25.12 44550 oolcdolm rtxtisoi» Lol>»o- Kr Inserate au» Leipzig und Umgebung di« S gespalten, Pelltzeile 25 Ps., ssnanziell- «nzeigen 30 Ps., Reklamen I M. ,- von aulwtrt, 30 Ps., Reklamen 1.20 M. oom Ausland 50Ps., ftnanz. Anzeigen75Ps. Reklamen 1.50 M. Inserate v. vehbrden im amtlichen Lei! 40 Ps «eilagegebübr 5 M. p. lausend exkl. Post- gebühr. MeschäsUanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn. Fefterteille Austrüge können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestcmmten lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Luguftutplatz 8 bei sämtlichen Filialen u. allen Annonce»- Expeditionen de« In- und Aurlande«. für Leipzig and Vorort« durch nns«re lrtger «ich Spediteure in» Hau« gebracht: Aufgabe ä (nur morgen«) vierteljährlich 3 M monatlich 1 vr. Ausgabe lt (morgen« und abend«) viertel jährlich 4.50 M.. monatlich 1.50 M. Durch die Bog bezogen (2 «al täglich) innerhalb Deutschlan und der deutschen Kolonien vierteliährl 5,25 M., monatlich 1,75 M -u«schl. Po bestellgeld «ür Oesterreich 9 K 66 Ungarn 8 L vierteljährlich Lbonnement-Annabme. Augustubplatz 8 bei unseren lräaern, Filialen, Spediteur«» und Annahmestellen, «wie Postämtern und Briefträgern. Die einzeln« Rümmer lostet IV Pfg. Redaktion und «rPedUt»»: Johannitgasse 8. lelephon Rr. 14SS2 Nr. I4S8d, Nr. I4SS4. vrrltner Redaktion« Bureau: Berlin kiV^. 7 Prinz Loui« fferdinaud- Strahe 1. lelephon I, Nr. S275. Berlin, 22. Oktober. Die „National-Zeitung" berichtet: Die zu ständigen Stellen des Reiches und der Einzelstaaten beschäftigen sich seit längerer Zeit mit der Angelegenheit eines Branntweinmonopols. Die daraus erwachsenden Vorschläge gehen zunächst an den Reichskanzler, der zu entscheiden hat, ob und in welchem Sinne beim Bundesrat ein Entwurf für die etwa dem Reichstage zu machende Vorlage einaebracht werden soll. Bisher ist eine derartige Entscheidung des Reichskanzlers noch nicht getroffen. — Die „Vossische Zeitung-' sagt: Der Reichskanzler hat in leinen zahlreichen Unterredungen mit Parlamentariern über das Zpiritusmonopol nicht verhandelt. — Ter „Börsen-Eourier" meldet: In maßgebenden Kreisen der Produktenbörse wurde die Meldung über die Einbringung einer Spiritusmonopolvorlage in der nächsten Reichs tagssession als unzutreffend angesehen. .! 114-!, . 241-1- / W 58,771- »oni !—ü. e. .25 L Deutscher Reich. Leipzig, 23. Oktober. * Ter Kaiser' und der Tcutsche Arbeiterkongrctz In der gestrigen Sitzung des Deutschen Arbeiterkongresses konnte der Vorsitzende BebrenS folgendes Telegramm des Kaisers mitteilen: „Ich ersucke den Vorstand, dem Zweiten Deutschen Arbeitcrkongreß für den AuSrruck treuer An- bänglichkeft und nationaler Gesinnung Meinen wärmsten Dank auSzu- iprechen. Ich freue Mick, daß auf dem Kongreß eine solche ansebnliche Zahl patriotisch fühlender deutscher Arbeiter verireien ist. Ick wünsche den Verhandlungen deS Kongresses guten Erfolg zum Segen der Arbeiter schaft wie des gesamten Vaterlandes. Wilhelm I. R." Der Vorsitzende brachte hierauf auf den Kaiser ein dreifaches Hoch aus. * TernburgS Rückkehr. Der Dampfer „Prinzregent" mit dem Staatssekretär Dernburg an Bord ist auf der Heimreise Montag abend in Aden eingetroffen und hat gestern die Reise nach Neapel fortgesetzt. * Moltk« voutr» Harven. Zu dem beute stattfindenden Prozeß Kuno Moltte gegen Maximilian Harden hört der „L.-A.", daß eine Vertagung nicht beabsichtigt wird. Sie würde vielleicht in Frage kommen, wenn von den Zeugen, die der Beklagte hat laden lasten, die für die Durchführung veS Prorestes unerläßlichen fehlen sollten. Jeden falls drängt vie Partei deS Beklagten rur Verhandlung. Die frühere Gattin des Grafen Kuno Moltke, jetzige Frau von Elbe, wird üluei icnS bestimmt als Zeugin auftreten ; sie ist zu diesem Zweck bereits in Berlin eiugetroffen * Die Berufs- nnd Betriebszählung in Preußen. Die vorläufigen Ergebnisse der am 12. Juni dieles Jahres voigcrommenen Berufs- und Betriebszählung für Preußen werden nunmehr in der „Statistischen Korrespondenz" veröffentlicht. Die Bcvölkerungsziffer zeigt mit 37 982 660 eine Zunahme von 689 336 Köpfen seit der Volkszählung von 1905; das sind 1,85 v. H. in rund 114 Jahren oder etwa 1,23 im Jahres- durchschnitt. Der Jahreszuwachs betrug im Durchschnitte von 1900 bis 1905 1F8 v. H. Hiernach hätte sich die Zunahme der Bevölkerung in den letzten 114 Jahren etwas verlangsamt. Das ist möglich, darf aber noch nicht als erwiesen gelten. Es ist sogar zu vermuten, daß die Verlang. Gin SpiritusinonopoL? Schon einmal haben wir darauf hingewiesen, daß in Regierungs kreisen daran gedacht werde, zur Abstellung der Fmanznot des Reiches ein Spiritusmonopol einzusühren. Die Nachricht ist jetzt vom „B. T." von neuem verbreitet, von der „D. T." aber zum mindesten in dem Sinne dementiert worden, daß für diesen Winter eine solche Vorlage noch nicht zu erwarten sei. Nach noch anderer Nachric aber liegt der Gesetzentwurf schon dem Reichskanzler zi Prüfung vor. Wie dem nun aber auch sein möge — m Spiritusmonopol wäre noch lange nicht die schlechteste Form, i das Reich mehr Geld auszubringen. Es ist daher begreiflich, daß es in wachsendem Maße die Ausmerksamkeit der Finanzpolitiker auf sich zieht. Jede Steuer ist ein Uebel, auch das Spiritusmonopol. Jede Steuer hat nicht nur den Nachteil, daß sie Geld aus dem Beutel der Steuerzahler in den des Staates überleitet, sondern auch, daß sie die Erwerbsverhält nisse einer Anzahl Geschäftszweige stört. Es fragt sich, ob das Spirr- tusmonopol das in so hohem Maße tut, wie andere Steuerarren. Die Staatskontrolle über ihre Erzeugnisse besteht schon jetzt. Nur können sic es jetzt, nachdem sie die Steuer bezahlt haben, in dem freien Handel verkaufen, während in Zukunft die Staatsregie der einzige Käiffer sein soll. Der Staat schlägt seinen Gewinn hinzu und gibt die Ware alsdann in den freien Verkehr. Allerdings hat dann der Brenner nur einen einzigen Käufer. Aber das ist schon jetzt der Fall. Die Spirituszentrale hat mit verschwindenden Ausnahmen die ganze Industrie zusammengefaßt. In dem sich die Brenner in der Zentrale freiwillig vereinigten, machten sie dem Staat das Bett; dieser braucht sich nur hineinzulegen. Es ist aber noch gar nicht ausgemacht, ob das den Brennern nicht qanz willkommen ist. Allerdings hat 1886 der Reichstag mit Einschluß der agrarischen Parteien den damaligen Bismarckschen Entwurf mit allen gegen drei Stimmen abgelehnt. Doch das geschah erst, als die Konservativen stark geschwankt hatten und als v. Kardorff noch einen vergeblichen Versuch gemacht hatte, die Vorlage durch einen Antrag, sic an eine Kommission zu verweisen, zu retten. Schon aus der bloßen Tat sache, daß Fürst Bismarck den Gesetzentwurf eingebracht hatte, wird man entnehmen, daß er nicht bestimmt war, der für die Landwirtschaft Ostelbiens so wichtigen Brennereiindustrie zu schaden. In der Tat ist ja leicht zu sehen, daß bei dem Urteil über das Monopol vor allem maß gebend ist, welchen Preis der Staat den Brennern zahlen wird. Ist er unzureichend, so kann er einen geradezu vernichtenden Druck auf die Brenner ausüben, ähnlich wie Herr Rockefeller auf die Produzenten von rohem Petroleum in Pennsylvanien. Das wird das Deutsche Reich gegen eine mit der Landwirtschaft so eng verflochtene Industrie niemals aus üben. Weit eher ist das Entgegengesetzte zu befürchten, nämlich daß das Reich einen viel zu hohen Preis zahlt, um auf diese Weife den Brennern eine Liebesgabe in anderer Form zuzuführen. Das dürfte den Frei- sinnigen und Sozialdemokraten ein Grund sein, um das Monopol zu be kämpfen. Das Richtige in der Preisbestimmung zu treffen, wird sehr schwierig sein. Der Verbrauch an Trinkbranntwein pro Kopf der Bevölkerung ist glücklicherweise zurückgeganaen. 1892/93 betrug er noch 4,5 Liter reinen Alkohols: 1905/06 nur noch 3,8 Liter. Der Äesamtverbrauch an inlän- dischem Erzeugnis zum Trinken beträgt 2 262 000 Hektoliter, an aus ländischem 27 100 Hektoliter. Von dem inländischen wurden 143,7 Mil lionen Mark Steuer erhoben, vom ausländischen 5,8 Millionen Mark Zoll. Der inländische zahlte demnach Pro Hektoliter reinen Alkohols 64 -E Steuer. Das macht, da der Trinkbranntwein nur zum dritten Teil aus reinem Alkohol besteht, auf das Liter Trinkbranntwcin nur 2114 Pfennige, auf die gewöhnliche Flasche Schnaps nur 17 Pfennige! Es wird wohl kein Mensch behaupten, baß diese Steuer nicht ohne er heblichen Schaden für den Volkswohlstand noch erhöht werden könnte; die allgemeine Wohlfahrt würde noch beträchtlich gewinnen. Würde die Steuer auf 30 Pfennige pro Liter Trinkbranntwein oder 90 .11 pro Hektoliter reinen Alkohol gesetzt, so brächte das eine Mebreinnahme von 60 Millionen. Und dabei bliebe, wohlgemerkt, die Liebesgabe für die Brenner in ihrem ietziqen vollen Umfange noch bestehen. Ein Mono pol, das bei einer Belastung des Trinkkonsums mit 30 Pfennigen pro Liter Trinkbranntwein 205 Millionen Mark Reinertrag brächte, hatte noch Raum für 55—60 Millionen Mark, die in irgend einer Form den Brennern zufließen könnten. 127,75 113,20 ivsvd. 196LO 203.40 112 90
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