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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190906199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090619
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-19
- Monat1909-06
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Die dieser Tage von dem Vertreter des Syndikats, Hauptmann Weiß, an den Reichskanzler gerichtete Beschwerde ist nun freilich nicht ganz frei von Nebertreibungen. Es scheint uns auch, als ob die von der Neaicruna angeordneten militärischen und maritimen Maß nahmen wirklich nicht als eine gegen die Bevölkerung von Lüderitzbucht im allgemeinen gerichtete Demonstration aufgefaßt werden darf. Man muß diesen Irrtum aber der begreiflichen Aufregung der Südwest afrikaner zu gute halten. Wenn aber im weiteren dem Staatssekretär Begünstigung des heimischen Großkapitals vorgeworfen wird, so läßt sich nicht ver kennen, daß in dieser Hinsicht der Schein gegen ihn ist. Eine Begünstigung liegt zweifellos vor, wenn sie auch nicht bewußt zu sein braucht. Tie Unbekümmertheit Dernburgs in dieser Richtung ist wirk lich unbegreiflich. Gerade weil er aus den Kreisen des Großkapitals bervorgegangen ist, hätte er doppelt vorsichtig in seinen Maßnahmen sein und ängstlich den Schein wahren müssen. Ein schnelles Zufällen war nach Bekanntwerden der Tiamantfundc selbstverständlich notwendig, aber es hätte zunächst nur in der Form einer Notstandsverordnung ge schehen dürfen. Dann mußte nach sorgfältiger Prüfung der rechtlichen Grundlagen und eingehender Inbetrachtziehung auch der Im ponderabilien die Angelegenheit mit dem Landesrat als der Vertretung der Gesamtbevölkcrung durchbcraten werden. Gerade die Im ponderabilien, das Rechtsempfinden der Bevölkerung und die drüben herrschenden Anschauungen über gewisse Ansprüche großer Landgesell» schäften dursten um so weniger außer acht gelassen werden, als dem freien Ermessen der Verwaltung gerade in letzterer Beziehung durch die tatsächlichen Verhältnisse ein erheblicher Spielraum gelassen ist. Dern- burg hat dafür durch seine autokratischen Verfügungen sehr viel Ver ständnis gezeigt, — leider in verkehrtem Sinne. Da die teilweise in der Lust hängenden „Rechte" von Landgescllschaftcn bei der Klärung der Rechtslage eine Nolle spielten, so hätte zum mindesten die vor einigen Jahren aus Parlamentariern gebildete Landkommission cinberufcn werden müssen. Denn schließlich ist diese Kommission nicht zur Be lustigungen geschaffen, und wenn sie jetzt, wo die „Rechte" der in Betracht kommenden Landgesellschasten plötzlich doppelt interessant und wertvoll geworden sind, nicht einmal gehört wird, so ist auch l'e eine Kulisse. Nun ist die leidige Sache in ein dem Staatssekretär sicher un erwünschtes Stadium getreten und sie wird ihren Gang nehmen, denn der Reichstag wird sich sicher und mit Recht lebhaft dafür interessieren. Die Klärung der Rechtslage wird nicht Ausbleiben, denn die Beschwerden der Südwestafrikaner müssen ernsthaft geprüft werden. Aber mag die endliche Entscheidung ausfallen, wie sie will, das Neichskolonialamt wird dadurch nicht entlastet. Dernburg hat in ver schiedenen Fällen, nicht nur hinsichtlich Südwestafrikas, in diesem Fall aber in besonders krasser Weise, gezeigt, daß er die nationalen Gesichts punkte nicht immer genügend beachtet. Er könnte diesen Mangel einiger maßen durch Beobachtung größter Vorsicht bei allen wichtigen Ent scheidungen, namentlich aber auch durch Berücksichtigung der öffent lichen Meinung ausgleichen. Ein straffes Regiment, Energie und Entschlußfähigkeit sind gewiß nötig bei der Verwaltung der Ko lonien, aber sie dürfen nicht in autokratische Allüren ausarten. Die neuliche Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschast hat Dern burg gezeigt, was die öffentliche Meinung, soweit sie über koloniale Dinge nachdenkt, will: Zufriedene Kolonien, in denen jeder zu seinem Recht kommt. Kaiser und Zar. Die Entrevue in den Lchäreu. Soweit sich das Ergebnis der jüngsten Begegnung zwischen dem deutschen und dem russischen Kaiser in den Schären bis jetzt übersehen läßt, ist die politische Bedeutung der Entrevue nicht mehr zu bestreiten. Die Verstimmung, die Rußland wegen des Ausganges der Orientkrisis gegen Deutschland beseelte, dürfte durch die Zweikaiser-Zusammenknnft doch ziemlich wieder behoben worden sein. Denn in Petersburg mehren sich heute die deutschfreundlichen Stimmen. Und besonders waren es dann auch die herzlichen Trinksprüche der beiden Monarchen, aus denen es deutlich hervorklang, daß das persönliche Verhältnis der beiden Kaiser zu einander durch die oft besprochenen politischen EHeignisse durchaus keine Trübung erfahren hat. Daß wichtige politische Angelegenheiten bei der Kaiserbcgegnnng zur Sprache gekommen sind, geht ferner zunächst auch aus offiziösen Mitteilungen des „L.-A." hervor, der zu der Entrevue erfährt, daß der Hauptpunkt der Verhandlungen die Regelung verschiedener Balkan- Probleme bildete. Ebenso soll die polnische Fr'age erörtert worden sein. Obwohl es feststebt, daß der Besuch Kaiser Wilhelms nicht nachteilig auf die russisch-englische Entente einwirken soll, hat Ruß land, wie in Petersburg verlautet, doch die Versicherung abgegeben, daß die Spitze dieser Entente sich niemals gegen Deutschland richten wird. Dagegen dürften die letzten österreichisch-russischen Diffe renzen, das diplomatische Duell Achrenthak-Iswolski, Wohl kaum wäh rend der Unterredung zwischen den beiden Kaisern erwähnt worden sein. Die Ordensverleihungen. Reval, 18. Juni. sTelegramm.) Staatssekretär v. Schoen hatte von 5 Uhr ab eine längere Unterredung mit dem Mi nisterpräsidenten Stolypin und dem Min ister des Auswärtigen Iswolski an Bord des „Standart". Kaiser Wilhelm verlieh dem Ministerpräsidenten Stolypin den Ver dienstorden der preußischen Krone und dem Minister Iswolski die Brillanten zum Großkreuz des Roten Adlerordens. Ferner erhielten das Großkreuz des Roten Adlerordcns der Ehrendienst bei Kaiser Wil helm und Generaladjutant Baron v. Meyendorff: den Roten Adler- orden erster Klasse Marineminister Wojcwodski, Generaladjutant Nieloff und der Generalgouverneur von Finnland Bocckmann; die Brillanten zum Kronenorden erster Klasse Generalmajor » la suito Tatlscheffund Generalmajor Massolosf; den Kronenorden erster Klasse die Admirale v. Tschagine und Graf Heyden, Palast- kommandant Dedjnlin, Oberzeremonienmeister Graf Hcndrikow und Generalleutnant Schema nn. Reval, 18. Juni. sTelegramm.) Um 1 Uhr war gestern Frühstück auf dem ^Standort". Der Kaiser verweilte auf dem „Stanoart" bis 5 Uhr 30 Min. nachmittags und nahm dort auch den Tee. Der Kaiser von Rußland hat den Grafen Eulenburg und den General obersten v. Plessen durch Ueberreichung kostbarer Geschenke aus gezeichnet und folgende Orden verliehen: die Brillanten zum St.-Alexander-Newsky-Orden dem Staatssekretär Frhrn. v. Schoen und dem Generaladjutanten v. Scholl, den St.-Llnnen-Orden erster Klasse dem Chef des Marinckabinetts Vizeadmiral v. Müller und I dem Chef des Geheimen Zivilkabinetts Exzellenz v. Valentini, len I St.-Stanislaus-Orden erster Klasse dem Vertreter des Chefs des Mitt- I tärkabinetts General ü la suito v. Oerben. Die Triuksprüche. Reval, 18. Juni. sTelegramm.) Die gestrige Abendtafel fand wiederum an Bord des „Standart" statt. Während der Tafel brachte der Kaiser von Rußland folgenden Trinkfpruch aus: „Ich freue mich. Eure Majestät in unserer Mitte begrüßen zu können und Eure Majestät willkommen zu heißen in Erwiderung der Gastfreundschaft, die mir vor zwei Jahren in Swinemünde dargeboten wurde und die zu meinen wertvollsten Erinnerungen zählt. Ich nehme diese glückliche Gelegenheit wahr, um Eurer Majestät zu ver sichern, daß ich den aufrichtigen und unveränderten Wunsch hege, die traditionellen Beziehungen herzlicher Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens dauernd zu erhalten, die unsere beiden Häuser stets ver bunden haben und die zu pflegen nicht bloß als ein Unterpfand der guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern, sondern auch des allgemeinen Friedens ich lebhaft wünsche. Ich erhebe mein Glas und trinke von ganzem Herzen aus die Gesundheit und das Glück Eurer Majestät, auf die Gesundheit Ihrer Majestät der Kaiserin, auf das Wohlergehen der kaiserlichen Familie und auf die Wohlfahrt des Deutschen Reiches." Kaiser Wilhelm erwiderte alsdann auf den Toast d z Zaren: „Die so liebenswürdigen Worte, welche Eure Majestät an mich soeben richteten, haben mich lebhaft gerührt, und ich Lanke Eurer Maje- stät dafür und spreche zugleich meine tiefe Dankbarkeit Eurer Majestät der Kaiserin für den so herzlichen Empfang aus, welcher mir aufs neue wieder an Bord des „Staudart" bereitet worden ist. Gleich Eurer Majestät sehe ich mit Freuden in diesem Empfang eine neue und wertvolle Bestätigung der engen und aufrichtigen Freundschaft, welche unsere Person und unsere Häuser verbindet. Ich sehe darin zu gleicher Zeit eine neue Bestätigung der traditionellen Besieh,innen herzlicher Freundschaft nnd des Vertrauens, die den vielseitigen Inter- essen und den durchaus friedlichen Gesinnungen unserer Länder gleichermaßen entsprechend zwischen unseren Regierungen bestehen. Ich trinke auf das Wohl Eurer Majestät, Ihrer Maje^-i der Kaiserin und der ganzen kaiserlichen Familie und ebenso auf das Gedeihen des Russischen Reiches in den Bahnen, welche die hohe Weisheit Eurer Majestät ihm vorgezeichnet hat." Die Stimmung in Petersburg. Petersburg, 18. Juni. sTelearamm.) Die ersten Nachrichten über den Verlauf Ker Entrevue sind erst heute früh hier einzerrofsen. Daher Ueaen noch keine Kommentare der Kaiserreden vor, sondern nur ein zelne Preß stimmen über die allgemeine Bedeutung der Entrevue. In der „Petersburg. Wjedomosti" schreit» Fürst Ucktomski: Die gesamte russische Opposition verfolgt zähne- knirschend die Entrevue, indessen blinder Deutschenhaß kann nur den Feinden des Vaterlandes dienen. Ein künstliches Anfachen des Hasses gegei. die Deutschen, die uns unter den arischen Völkern am nächsten verwandt sind, geht von denen aus, die Rußlands Untergang als Welt macht wünschen. Das führende Oktobristenblatt „Golos Prardi", das stets für ein gutes Einvernehmen mit Deutschland c,ntritt, sagt in seinem Leitartikel: Solange sich Rußland von dem letzten Kriege und der Revolution noch nicht erholt habe, sei zwar ein Bündnis mit Deutschland nickt vorteilhaft, wohl aber erne Entente eordiale, die auf lange Zeit den Frieden sichern könne. In dieser Hoffnung, schließt das Blatt, rufen wir ans aufrichtigem Herzen dem mächtigen Gast unseres Monarchen ein russisches Willkommen zu. O Vir» seltsames Intermezzo. (Beschießung eines englischen Dampfers durch ein russisches Torpedoboot! Bei der Kaiser-Entrevue ereignete sich auch ein sonderbarer Zwischenfall, indem ein russisches Torpedoboot, das den Wachtdienst ver sah, im Hafen von Friedrichsham ans den englischen Dampfer „Wood burn" scharfe Schüsse abseuerte. Neber den Vorfall, der indessen Wohl kaum ernstlichere Folgen nach sich ziehen dürfte, liegen folgende Mit teilungen vor: Stockholm, 18. Juni. sTelegramm.) Dem „Svenska Telegram Bhran" wird aus Hclsiugfors telegraphiert: Als am Mittwoch, vormittag der englische Lastdampfer „Woodburn", Kapitän Robertson, Pitkapaasivigen passierte, begegnete er dem kaiserlich-russi- schen Geschwader. Dieses gab zuerst einen blinden und dann zwei scharfe Schüsse ab, die die Dampfkessel des Schiffes zerstörten und einem Maschinisten ein Bein zerschmetterten. Der Dampfer hatte einen Lotsen an Bord und richtigen Kurs. Nach Ausbesserung des Schadens ging das Schiss nm 1 Uhr nachmittags nach England weiter. Der ver wundete Maschinist wurde ins Krankenhaus nach Wiborg gebracht. Helsingsors, 18. Juni- sTelegramm.) Ueber den Zwischenfall mit dem englischen Lastdampser „Woodburn" wird noch folgendes bekannt: Am Mittwochabend wurde das mit Bauholz nach England gehende Schiff im Fahrwasser des russischen Kaisergeschwaders wegen Verletzung der erlassenen Bestimmungen durch Signal aufgcfordert, stehen zu bleiben. Als das Signal nicht befolgt wurde, gab das russische Wacht- schiff sTorpedoboot) drei blinde und dann vier scharfe Schüsse ab. London, 18. Juni. sTelegramm.) Bei der Beschießung eines eng- lischen Dampfers durch ein russisches Wachtschiff im Hafen von Friedrichsham wurde nach den hier einaetroffcnen Nachrichten ein Heizer getötet und das Schiff erheblich beschädigt. Einzel heiten liegen noch nicht vor, indessen nimmt man an, daß der eng lische Dampfer sich der Kaiserjacht „Standart" allzu- sehr genähert hat. London, 18. Juni. sTelegramm.j Tie Beschießung des englischen Frochtdampsers „Woodburn" durch ein russisches Torpedoboot in den finnischen Gewässern wird von dem größten Teil der Blätter nur ge- meldet, aber nicht besprochen. Die englisch; Regierung erklärt über den Vorfall keine Nachricht zu Haven. Man fragt sich aber, wenn die Nervosität der Russen schon in den finnischen Ge wässern so groß ist, was dann erst geschehen werde, wenn sie in das von Schiffen wimmelnde Mitt-lmeer kommen. Ein Spezialkorrespondent des „Standard" berichtet, daß zur Vorsicht die deutsche und russische Kaiserjacht mit der neuen Uuterseeglockc ausgerüstet sind, die jedes sich nähernde Schiff anmeldet. * Die übrigen Zareuvifiten lKeiscr Franz Josef — König Viktor Emanuel — Präsident Fallttzres.) Wien, 18. Juni. sTelegramm.) In hiesigen unterrichteten Kreisen wird die Meldung von einer im Hochsommer bevorstehenden Begeg- nungKaiserFranz Josefs mit dem Zaren nicht in Abrede gestellt, aber auch nicht bestätigt. Es zirkulieren Ge rüchte, wonach die Zusammenkunft für Ende August bevorsteht. Als lw Anzeigen-PreiS ripMcr Tageblatt Handelszeitung Amtsblatt des Nates nnd des Polizeiamtes der Ltadt Leipzig 103. Jahrgang Nr. 168 Sonnabend 19. Juni 1909. e «NI. llaiä. IL 18.28 L wtigo keotig. .75 .10 2(144 8110 8SM S4.S7S üvtor. 85.20 L 215 80 L 81.05 e. 80.75 L L ^L IS. ld. a. a. L e. s. SWS. Z L L 80.75 L 81.10 L * Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, wird das jung türkische Regiment von einem allgemeinen Albanesenauf stand, der rrnmitelbar bevorständc, bedroht. sS. Ausl.) tltio.Votlsch^ * Wie dem Reuterschen Bureau aus Canea gemeldet wird, ist dort eine amtliche Proklamation bekanntgegeben worden, in der die Bevölkerung aufgefordert wird, Ruhe zu bewahren und das Vertraue» zu den Schutzmächten zu habe«, daß die Kretafrage gelöst werde. sS. Ausl.) »1- * Nach einer Meldung aus Belgrad ist zwischen der ser bischen Negierung und einer Pariser Finanzgruppc angeblich eine Einigung über den Abschluß einer Anleihe oon 150 Millionen zustandegekommen. Haupt »Filiale Berlin: Carl Duncker, Herzogi. Bayr. Hösbach- Handlung, Lützowstraße 10. (Telephon VI, Nr. »603). Haupt-Filiale Dre-dru: keestratze 4,1 (Telephon 46211. * Kaiser Wilhelm und der Zar wechselten bei der Entrevue in den finnischen Schären herzliche Trink sprüche miteinander. Kurz nach der Ankunft des deutschen Ge- schwaders fand eine Zusammenkunft der Minister Stolypin nnd Iswolski mit dem Staatssekretär v. Schoen statt, die von langer Dauer war. lS. d. bes. Art.) * Mit den Festlichkeiten und der P r e i § v e r t e i I u n g in München am Donnerstag ist die diesjährige Prinz-Heinrich - Fahrt Opel. IL IS. 14Z.75L SZ.-L 410.- L 157.50». 110.-L Der Landsleuten scheint in Permanenz erklärt zu sein. Und wenn nicht die Gouverneure von Kamerun und Togo vernünftige Leute wären, die mit der weißen Bevölkerung im Frieden zu leben verstehen und damit zeigen, daß es auch anders geht, ko könnten einem die Kolonien nachgerade ganz hübsch systematisch verleidet werden. In Ostafrika Streit, in Südwest afrika Streit, in Neuguinea und auf Samoa nicht minder. Es ist ein bißchen viel auf einmal, was uns da Herr Dernburg zumutet. Mit Verlaub, uns wäre im Augenblick, wo wir zu Hause genug Zank und Streit haben, etwas weniger Ein- und Ausfuhr und etwas mehr fröh liches Arbeiten und Eintracht in den Kolonien lieber Wir würden uns über eine Kolonialverwaltung freuen, die es verstünde, getragen von dem Vertrauen der kolonialen Bevölkerung, eine Aera stetiger rationeller Arbeit in den Kolonien einzuleiten. Aber das Vertrauen zwischen Kolonialverwaltung und den Ansiedlern draußen läßt jetzt leider alles zu wünschen übrig. Ist dies ein Wunder, wenn man sich das Vorgehen Dernburgs in der leidigen Diamantenangelegenheit vergegenwärtigt? Auch wenn er formell im Recht wäre, was immerhin zu bezweifeln ist, so enthält doch sein Vor gehen eine solche Fülle von Rücksichtslosigkeiten, die von der südwest afrikanischen. Bevölkerung schlechterdings nicht stillschweigend hingenom men werden können. Man kann es den Leuten wirklich nicht verdenken, wenn sie auf eine Selbstverwaltung verzichten, die wesentlich im Steuerbezahlen bestehen soll. Man muß den Südwest afrikanern zwar raten, es bei der letzten Demonstration bewenden zu lassen und Selbstverwaltung und Diamantenverordnung als zwei ge- trennte Dinge zu behandeln. Gerade die Selbstverwaltung befähigt sie, wenn sie sich erst in diese eingelebt haben, gegen autokratische Maß nahmen der Kolonialverwaltung mit einiger Aussicht auf Erfolg an zukämpfen. Die jetzige Selbstverwaltung ist ein Anfang, aus dem sich sicher bald ein Ganzes entwickeln wird. Und schließlich beweist es nichts gegen die Brauchbarkeit dieser Verwaltung, wenn das Kolonialamt sich nicht allzuviel um sie kümmert. Nach der Selbstverwaltungsordnung ist der neugebildete Landesrat beschließendes Organ in allen ihm vom Reichskanzler sNeichskolonialamt) zur Beschlußfassung überwiesenen An- gelegenheiten. Das ist nun zwar eine recht dehnbare Bestimmung. Aber wenn Dernburg die Diamantenangelegenbeit nicht für gexlgnet hielt zur Beschlußfassung durch den Landesrat, so war es u. E. doch das Gegebene, diesen in beratendem Sinne in Aktion treten zu lassen. Wenn er in einer so tief einschneidenden Frage nicht einmal den LandeSrat anbören will, so ist dieser entschieden eine Kulisse. Und die Südwestafrikaner haben ganz recht, wenn sie die Regelung der Diamantenangelegenbeit über ihre Köpfe, ja sogar über die Köpfe der Behörden in der Kolonie hinweg als unnatürlich empfinden und dementsprechende Schritte ein geleitet haben. Der erste Schritt war die Gründung des Lüderitzbuchter Diaman tensyndikats, das auf die Gefahr hin, den Strafbestimmungen der Diamantenverordnung zu verfallen, die amtliche Diamantenregie ignorie- reu will. Es ist nun allerdings nicht zu verkennen, daß dieser Gewalt- schritt recht gewagt ist. Anderseits kalkulieren die Südwestafrikaner nicht mit Unrecht, daß sie auf diesem Wege, nachdem alle anderen Mittel versagt haben, eine schleunige RevisiM der Angelegenheit erzwingen werden. * Bei der Fortsetzung der Reichstagsdebatte über die Finanz reform ergriff am Freitag auch der sächsische Finanzminister Dr. v. Rüger das Wort, um die Erbanfallstcuer zu emp- fehlen. Im Namen der freisinnigen Fraktionsgemeinschaft sprach der Mg. Tr. Wiemer. (S. Reichstagsbericht.) s. s. beendet worden. Sieger ist der Kommerzienrat Wilhelm sS. d. bes. Art.) LIK.IOü. ü. Ktt-rveftafvikanisches. Streit zwischen Kolonialverwaltung und unseren kolonialen s. s. a. L u ixuiip-ir Das wichtigste. * Justiz rat Dr. Ludolf Colbitz, der Direktor der Leip ziger Jmmobiliengesellschaft, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. (S. Lpzg. Ang.) * Ein neuer Raubanfall ist aus Leipzig zu melden. Dort schlug ein 20—24 Jahre alter Unbekannter die Schnittwaren händlerin Witwe Leibnitz nieder und raubte die Ladenkasse. Die Ueberfallene erlitt einen schweren Sckiädelbruch. 300 .tl Belohnung für Ermittlung des Täters sind ausgesetzt. lS. Lpzg. Ang.) für Inserat« <u>« Leipzig und Umgebung dl« 6aeip»Iten« Prtitzeilr 25 finanziell« Anzeigen 30 H, Reklamen 1 von auiwSrt» 30 H, Reklamen 1.20 vom Ausland SOH, finanz. Anzeige» 75H Reklamen 1.50 Inserate v. Behörden >m amtliche» Teil 40H- Brilagegebühr 5 p. Tausend exkl. Post gebühr. Geschäsisan,eigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tari Fr st erteilte Aufträge sinnen nicht zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AngustuSplatz 8, do sämtlichen Filialen u. allen «nnoncru- rxpeditionen de» In- und «»«lande». Ü. Li L L L L l. L I S. a. t e: bSl Ls L 157. v. S8. i i./r. «. i./s. , i./s., ». . >S)l>i»m» DezugS-PreiS ür Leipzig und «ororte durch uusrre Träger and Spediteure in» Hau» gebracht: Vt» 4z monatl., F.7V ^tz vierteljährl. Bei unsern Filialen u. Annahmestellen abgeholt: TL H monatl., L.L5 vierteljährl. Durch die Poft: innerhalb Deutschland» und der deutsche» Kolonien vierteljährl. tt.tztz utz, monatl. US» ^tz auSschl. Postbestellacld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Luremburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rutzland, Schwede», Schwei, u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« «eschästlstelle de» Blatte« erhältlich. Da» Leipziger Dageblatt erscheint wöchent lich 7 mal und ,war morgen«. Abonnement-Annahme, Augnftutplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteur,» und Annahmestellen, sowie Postämter» und Briefträger». Di« einzelne Nummer kostet 10 H. Redaktion und Geschäftsstelle: Johannitgasse 8. Fernsprecher: 14KSL 14693. 14694. d«ofir»e LiSotltt. 2Z00L 14UL 5tzs s. ML ML 2850 S. M
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