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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920913027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-13
- Monat1892-09
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Ten Parteibesehl, gleichviel ob er von der Breslauer Provinzial oder von der Centralleitung der CentrumSparlei erging, hat der niedere Klerus gerade in jenem Theile von Schlesien wiederholt für nichts geachtet. Namentlich haben aus den Zuspruch ihrer örtlichen Führer hin die ultramontanen Wähler im Jahre 1888 bei den LandtagSwahlen in großer Zahl den Deutschfreisinnigcn ihre Unterstützung zu Theil werden lassen, wiewohl dies von der Parteileitung damals durchaus nicht empfohlen war. Sie hätten dasselbe wohl auch jetzt gethan, wenn der Parteibefchl nicht von einer höheren kirchlichen Instanz nachdrückliche Bekräftigung gefunden hätte. Der niedere Klerus hat sich daraufhin löblich unterworfen und so rückt daS Centrum in der That ge schloffen in seine neuen Stellungen ein, und schließt sich aufs Engste mit der conservativen Partei zusammen. Daß inner halb dieser Partei noch Auseinandersetzungen darüber im Gange sind, ob die gemäßigte, nach der Mitte hin zur Ver ständigung und Fühlungnahme geneigte Richtung grundsätz lich verlassen werden soll oder nicht, — scheint bei der CenlrumSlcitung kein Bedenken mcbr zu verursachen. Man lebt dort offenbar der sicheren Erwartung, daß jene ge mäßigt - conservative Richtung demnächst ihre Rolle aus- zespielt haben wird und greift dieser Entwickelung der Dinge in einer Art und Weise voraus, die den Gipfel der Unvor sichtigkeit bedeuten müßte, wenn das Ende der erwähnten Auseinandersetzungen innerhalb der conservativen Partei nicht bereits abzusehen wäre. Welche Bürgschaften das Centrum dafür besitzt, daß die gemäßigt-conservative Richtung zur Bedeutung«- und Einflußlosigkcit gebracht wird, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls müssen solche Bürgschaften ge geben sein, denn eS ist den Nachfolgern Windthorst'S in der Leitung deS CentrumS nicht zuzutrauen, daß sie incko un widerruflicher Art und Weise deu Bund mit der Rechten vollzögen und an ihrem Tbeile zuerst die aus diesem Bunde erwachsenden Pflichten erfüllten, wenn in der Rechnung noch irgend ein unsicherer Factor stände. Damit ist denn ein so bedeutsamer Wandel in den partei politischen Beziehungen gekennzeichnet, wie er im neuen Reiche noch nicht erlebt wurde; denn selbst in den Jahren 1878 bis l88l war eS nicht zu einem derart festen Bunde der Rechten mit dem Centrum gekommen. Damals hatte die conservative Partei wenigstens in ihrer Stellung zur Reichs Politik nickt alle Brücken nach der Mitte hin abgebrochen, während sie jetzt gerade bei Reichstagswahlen zuerst daS verpflichtende Vcrhältniß zum UltramontanismuS eiugeht. Sie wird dieFolgc- rung nicht zurückweiscn wollen, daß eS sich um ein verpflichten des Vcrhältniß handelt; in ihren Organen bat sie, in voller Uebercinstimmung mit der nationalliberalcn Auffassung, dieselbe Auffassung oft genug vertreten, wenn die deutsch-freisinnigen Candidaten „bedingungslos" von ultramontanen Wähler schaften unterstützt wurden. Nur dasMaß der Verpflichtungen kann noch in Frage sieben. Doch mag eS für'S Erste eng oder weit gedacht sein, sicherlich hätten die nationalen Inter essen keine positive Forderung mehr, die liberalen Interessen geradezu eine Gefährdung^ zu gewärtigen, wenn auf dem Reichs- und aus dem Slaatswagen die Ultramontanen künftig als die Rosselenkcr mit zugklaffen würden. Und baß cS der UltramontanismuS meisterlich versteht, denjenigen mehr und mehr zu umgarnen, der ihm sreundnachbarlich zur Seite tritt und ihn schließlich vollkommen zu beherrschen, ist ein Erfahrungssatz der Geschichte. Die conservative Partei Lj Frriilletoir. Das höchste Gut. Roman von A. von Gersdorsf. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) »Einen Moment habe noch die Güte, liebe Luise", sagte er, „unser Sohn ist, wie Du richtig sagst, fast mündig. Wir haben vermieden — hm — wenigstens möglichst vermieden, ihn in diese unerledigte Angelegenheit bineinzuzieben, und er bat sich auch bis jetzt von einer staunenswcrthen Gleichgiltig keit dagegen gezeigt." „Was willst Du eigentlich sagen?" „Nur, daß wir unfern Sohn doch am Ende vielleicht selbst aussordern könnten, seine Ansicht abzugcben." Der Gedanke war nickt zu verwerfen. „Wie Du befiehlst!" sagte sie ergeben und kebrte zu dem Gatten zurück, „den Gott ihr nun einmal besohlen", unter wegs die Klingel ziehend. Ermler erschien. „Der junge Graf möchte in den Salon kommen " Nach einer ziemlich langen Weile, die beide Gatten in grollendem Schweigen verbrachten, erschien der „Persönliche" wieder. Aber er sah seltsam aus, und seine Meldung war etwas unzusammenhängend. »Der junge Herr Graf ist — ich kann ihn nickt —" „Um Gotte« Barmherzigkeit willen, was ist geschehen?!" schrie die Gräfin. „Ist verreist! Sie sagte eS mir eben, aber — aber sie sollte eS nicht sagen vor dem Diener, d. b. die Emma." Die Zofe selbst drängte jetzt mit Hast in den Salon, den »Persönlichen" beinabe rn Kalle bringend. „Herr Graf, gnädigste Frau Gräfin, ich kann nicht« dafür, die gräflichen Herrschaften können mir glauben." .Reden Sie. Person!" donnerte der Graf, der seine halb wird ihn an sich selbst erproben müssen. Wie sic geläutert und gewitzigt auS dieser Probe am letzten Ende hervoracht, ist eine Frage, die sie mit sich selbst c»iözumachen hat. Nicht minder bedeutsam ist die offensichtliche Schwenkung deS CentrumS für die deutschfreisinnige Partei. Deren Ver- bältniß zum Centrum war namentlich entscheidend für den Ausfall der ReickStagSwahlen von 1890. Eine erbcbliche Anzahl vonMandatcn verdankt sie selbst der ultramontanen Unterstützung; das Centrum dagegen hätte zum mindesten in Baden nickt derart sich verstärken können, wenn dieDeutschsreisiiinige» nicht überall den Nationalliberalcn als den allerschlimnistcn Gegner be kämpft hätte». Jetzt, nach dem Vorgang in Niedcrschlesien ist die deutschfreisinnige Partei in der Zwangslage, dort, wo sie bisher vom UltramontanismuS unterstützt wurde, sich gegen dessen Angriff zu behaupten. Dafür sind ihre Ver pflichtungen gelöst, anderwärts den Angriff des CentrumS insbesondere auf die nationalliberalcn Stellungen zu unter stützen oder doch durch Nebenbewegnnge» zu begünstige». Es ist somit der deutschfreisinnigcn Partei durchaus er möglicht, ihrerseits wieder auf den tiefen und grundsätzlichen Gegensatz des bürgerlichen Liberalismus zu den ullramontan- particularistischcn Strebungen sich zu besinnen? Tie Zukunft muß lehren, wie weit die tcutschsrcisiiuiige Partei von dieser Möglichkeit Gebrauch macken will. Jedenfalls dürfte sie durch keine taktischen Rücksichten mehr an der klaren Erkennt nis) behindert sei», daß aller NcaclionSgcsahr, soweit dieselbe ernster Natur ist, immer der ultramontan-particularistische Stempel ausgeprägt ist, daß also die wirksa me Bekämpfung einer solchen Gefahr die entschiedenste Frontstellung gerade auch gegen daS Centrum voraussetzt. Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. September. Der Uebermuth der ultramontanen Presse kennt keine Grenzen. Man thut, als wäre die heutige parlamen tarische Machtstellung dcö CentrumS eine unadänderliche NeichSinstitulion, als sei das Centrum, untcrsti'ltzt von Con scrvativen, Polen und Welfen, in der Lage, der Negierung die Bedingungen vorrusckrcibcii. Die nnangenchme Er innerung an die Katastrophe des VolksschulgeseycS liegt den ultramontauen Wortführern zwar noch sehr in den Gliedern, aber sie kalten die Situation für hinreichend verändert, »in eine ähnliche Ueberraschnng nicht mehr befürchten zu müssen. Daß die mühevolle Arbeit, an welche die Edelsten de« Cen- trnmö den Schweiß dieses heißen Sommers gesetzt haben, nämlich die Nationailibcralen als Feinde deS Kaisers zu deiiiin- ciren, von dem gewünschte» Erfolge gewesen sei, wird man im ultramoutanen Lager selbst nicht glauben; aber man bosit, daß die Regierung sich mit der Einbringung de« neue» MilitairgesetzeS in eine Zwangslage versetzen werde, in welcher sie einer Befriedigung der Wünsche des CcntrumS nicht länger würde answeicken können. Um diese Zwangs lage gehörig vorzubercitcn, wird jetzt in der klerikalen Presse mit Vorliebe über die »umerischc Schwäche der national liberalen Fractioi: des Reichstags gehöhnt. „Was kannst Tu, armer Teufel, bieten?" ist die stehende Redensart, mit welcher man sich die Regierung von den National- liberalen abwcndcn läßt. Nun ist ja zweifellos, daß die Nationalliberalcn, wenn die angestrebtc klerikal konservative Coalitio», verstärkt durch polnische Hilf« truppen, wirklich zu Stanke komnit, derselbe» im gegen wärtigen Reichstage eine andere Mehrheit entgcgenzuskcllcn nicht im Stande sind. Aber cö ist doch nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß die „armen Teufel von National- liberalen" bei der Wabl vom 20. Februar 1890, unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen, I 177 807 Stimmen zu verzeichnen gehabt, und daß Nationallibcrale, Frei sinnige und Reichöpartei zusammen an jenem Tage 2 820 036, das Centruin »nd die Conservativen unter Hin ohnmächtige Frau in den Armen hielt. Eine ganz unnötbigc Aufforderung an Emma, da sie bereits viel zu viel redete. „Der junge Herr Graf" — ein Thränenstroin und kam» verständliche Laute — „sind allerdings abgcrcist beute früh um 7 Uhr in einer Droschke mit dem kleinen Handkoffer vom gnädigen Herrn Grasen, und ich, ick traf ihn auf der Treppe »nd sollte nichts sagen vor dem Diener, weil — damit — daß — daß kein Lärm würde, und der junge Herr Gras kämen bald wieder." „Kämen bald wieder!" stöhnte der alte Herr, seine Luise aus den Armen lassend, ui» sich den Kcpf zu kalten. „Du mußt ihm nack, Ludwig! Unser Kind, ich weiß nicht, was ich denken soll, oh, halte mich, mir wird so schwach." „9a, daS glaub ick! Mir auch. Ermanne Dich, meine gute Luise. Wobin soll ich ihm denn nach?" „Mein Gott! Welch' unnütze Fragen I Aus den Bahn hof, aufs Poiizeibureau!" „WaS^ fällt Dir ein? Uns und ihn bloßstctten vor der ganzen Stadt? Wenn Tu nur ein Körnchen gesunden Menschenverstand hättest, würdest Du Dir sage», daß ein erwachsener Mensch erstens nicht mit einem Handkoffer ins Jenseits reisen wird." „Wohl Dir, daß Du scherzen kannst." „Emma, Sie können gehen; eS ist gut, Ermler. Wenn ich Sie brauche, werde ich klingeln", wandte sich der Gras an seine Untergebenen. „Wenn ich mir erlauben dürfte, zr bemerken, Herr Graf, so könnte ich vielleicht ganz unter der Hand die Erkundigungen einzichen, welche " bauchte der „Persönliche" respcctvell. „Jawohl, Ermler", rief die Gräfin aufspringend, „eilen Sie auf den Bahnhof, wo die Frühzüge abgcbcn, ich — ich bin ja auch überzeugt, daß «S sich nur »m einen Scherz, eine Ueberraschnng Handel», aber eS würde mir und wohl auch dem Grasen lieb sein, orientirt zu werden, Ermler." „Sehr wohl, Frau Gräfin!" Welch' eia Tag war da»! Di« Gatten saßen oft Hand in Hand, stärkten und trösteten sich gegenseitig und entbrannten oft in bcißer Fehde. Am gefährlichsten und ergötzlichsten wurde dieselbe, wenn der Gras von „Deinem Sohne" sprach, al« Zurechnung sämmtlicher Polen und Welfen nur 2 5,96 661 Stimme» gezählt haben. Wenn man an maßgebender Stelle diese Tkatsachcn erwägt, so könnte doch am Ende der Gedanke auftauche», ob, wen» denn einmal Concessionen gemacht werden müssen, dieselben gerade an den UltramoiNaniSmuö zu machen seien. Es siebt doch nicht in den Sternen ge- ckricben, daß daS Centrum sich aus die Dauer einer Re gierung gegenüber scheu wird, welche mit seiner Machtstellung wie mit einem »inüberwintlicbcn Factor rechnet. Wie, wenn sich ein Staatsmann fände, der, Angesichts der überspannten Forderungen deS UltramontanismuS, im Gegensätze zum Centn»» oder auch zu einer klerital-conservativen Coalition an da« Volk appellirtc? Wäre ein solcher Appell Angesichts der oben angegebenen Ziffern so aussichtslos? Unsere Auffassung, daß die HöslichkeitSknndgcbunzen zwischen Italien und Frankreich bei der ColumbuSseier in Genua trotz ibrer geflissentlichen Lebhaftigkeit keine wesent liche Veränderung in der politischen Stellung der beiten Länder zu einander hcrbeiführen werde», wird auch von anderen Blättern gelkeilt. Sv schreibt die „Neue Freie Presse": „Tic demonstrative Höflichkeit, die man in Genua cinaudcr er weist, verhüllt einen Interessen - Gegensatz, der durch ccre- nionicllc Artigkeiten nicht zu beseitigen ist; die Rivalität im Mittelmeere, daS Andenken an die tunesische Episode bleiben bestehen, uud uni zu erkennen, daß die Temperatur der italienische» Empsindungen gegenüber den Franzosen trotz der schönen Worte eine sehr gemäßigte ist, braucht man nur zu vergleiche», was König Humbert den sraiizösischc» und was er den riiniänischen Sendbote» erwidert hat. Jenen sagte er. die Freundschaft Frankreichs sei den Italienern lhcucr und entspreche deren lebhafter Sympathie für Frank reich; in der Anrede au die Rnmäncn betonte er den gemein same» Ursprung und die brüderliche Freundschaft. Als Schwesicrnalionen betrachten sich auch das französische uud das italienische Voll und die Partei der italienischen Fran- zoscnsreunte aeecntuirt die Gcmcinsamkcil des romani schen Ursprunges; aber König Humbert bat bei aller Wärme dcö Ausdruckes die iutiffercntcrcn Wendungen gewählt, und dies ist nickt gleichgiltig sür die Abschätzung der Tragweite, welche dem Empjange der Franzosen i» Genna bcizumesseu ist." In Uebcreinstimmung damit bcsindct sich eine Mcktheckiiiig, welche der „Allgcm. Ztg." au« Wien zugehr. Danach haben die Nachrichten über den Empfang der österreichischen Schisse in Genua in Wien in hohem Grade befriedigt. Es wird insbesondere den Trinlsprüchen, die anläßlich der Uebcrreichung der Orden an Bord dcö Panzerschiffes „Rudolf" auSgetanscht worden, eine gewisse Bedeutung beigemesic»; denn diese Kundgebniigeii werde» wohl geeignet sein, den Eifer französischer Blätter zu dämpfen, mit welchem diese aus dem französisch italienischen Flotten Rendezvous in Genua Capital zu schlagen suchen, als Kälte ihre Spcciilatiou ans eine Loslösung Italiens von der Tripelallianz irgendwelche Aussicht auf Er folg. Allgemeinen Tadel findet die ärmliche Weise, in welcher das deutsche Reich bei den Festlichkeiten in Genua vcr treten war, und wir können nicht sage», daß der Tadel un begründet ist. Wenn vor Kurzem bei der Insel Rügen eine deutsche Flotte von 36 Kriegsschiffen nianövriren konnte, so müßte cs »ach linscrm Dafürhalten möglich gewesen sein, mehr als eine einzige Krcuzercorvette zu den« Stelldichein der europäischen und aincritanischcn Flotten nach Genua z» entsenden. Tic „Voss. Ztg.", also ei» der jetzigen Regierung keineswegs abgeneigtes Organ, macht zu dieser Angelegenheit folgende bitteren Beinerlungen: „Die Franzosen habe» leider nicht Unrecht, wenn sic spötteln, daß das eine dcutlche Schiss „Prinzeß Wilhelm" kanin beachtet werde, daß cs verschwinde vor den stolzen Lchissskolosie» der übrigen Staaten, daß es an der Seite eines griechischen Schisses ei» bescheidenes Dasein sichre. Das ist übel angebrachte Sparsam, keit. DaS deutsche Neich bcdars keiner besonders prunkvollen Be» tonniig seines politischen Ansehens, Deutschland ist groß geworden ohne lächerliche» Prunk »ild LuxuS; Ehrensache jedoch in eS, auS linstichhaltigen Gründen nickst zurück zu stehen, wie es uns in Genua — das kan» nicht geleugnet werden — beschiedcn war. Einige Tonnen Kohlen mehr, eine kieine Storung im Schulplan der Marine — wären keine zu große» Lpscr gewesen, um die Ehrung TculschlandS sür EoiumbuS, die Huldigung sür den treuen Bundes genossen würdiger zu gestalten." Der Herausgeber der „Corr. de l'Est" bat während seines kürzlichcn AuscnlkatlcS in Pbilippopel Gelegenheit gehabt, sowohl die Ansichten des Fürsten Ferdinand als auch die seiner hervorragendsten Minister über die derzeitige Lage Bulgarien« kennen zu lernen. Ein in der genannten Cor- rcsponten; zur Pnblicaiion gelangter Artikel berichtet in aus führlicher und zusaiiiiiiensaffcnrcr Weise über die Aeußcruiigcn der genannten Staatsmänner. Insbesondere baden sieb die selben gegen zweierleiGerückle zu verwahren gesucht, die i» letzter Zeit verbreitet worden sind. Dieselben betreffen die angeblich von de» Bulgaren beabsichtigte Unabhängigkeit« Erklärung und deren Bestrebe», sich mit Rußland zu versöhnen. Beide Gerückte sind »»wahr und nur zu dem Zwecke verbreitet, um Bulgarien und die Türkei zu veruneinigen und das Fürsteiilkiiin bei den befreundeten Mächten zu diScreditiren. WaS Bulgarien erstrebe, sei lediglich die Anerkennung deS legal gewählten Fürsten durch den Sultan, der nachgerade sein früheres Mißtrauen gegen die Bulgaren ausgegeben und ciiigeseben bat, daß das Fürstcnlbum auf der Balkan- Halbinsel ei» coiiscrrativcö Element der Ordnung und des Friedens sei, das dem vttomanischen Reiche eines TagcS noch große Dienste leiste» könne. Diese Politik wird von Bulgarien stets eingcbaltcn werden; dafür bürgt Fürst Ferdinand, der in seiner Rede gelegentlich der Eröffnung der Ausstellung von Pbilippopel sc», Wort als Souverain und als ehrlicher Man» dafür verpfändete, daß Bulgarien seine kluge und loyale Politik auch in Zukunft sorlsetzcn und nie mals ein Verhalten ausgcbcn werde, das ibin die Snmpatbicn »nd das Vertraue» der befreundeten Mächte verschafft hat. Was die angeblichen Vcllcitätcn dcö Fürsten Ferdinand bezüglich einer Versöhnung mit Rugland anlangt, so bat derselbe den Herausgeber der „Corr. de l'Cst" geradezu auto- risirt, den diesbezüglichen Bebauptungen dcö „Figaro"-Corrc- spondcnten ein formelles Dcmeiiti cntgegenznsetzc». Der Fürst hätte niemals gesagt, daß er der „ergebenste Freund Ruß lands" sein würde, wenn dieses nur die Unabhängigkeit Bulgariens achten wolle. Sowohl der Fürst als auch seine Minister sind im Gcgeiilbeile von der Ucberzeugung durch drungen, daß eine Versöhnung mit Rußland linmöglich ist. Nickt nur die ösfeiillichc Meinung, sondern auch die Armee, deren Osficiere sich durch die russischen Osficicre i» ihren Stellungen bedroht sehen, ist gegen Rußland. Hierin, sowie i» allen übrigen Fragen sind Volk und Heer in Bulgarien in voller Uebcrcillstiuimung. In Deutschland wird man gegenwärtig gut thun, den wichtige» Vorgängen, die sich in Afrika vorbcreiten und abspiclen, volle Ausmcrksaiiikeit zu schenken. Cs gebt daselbst VcinerkeiiSwertbcs vor. Cngland wird jetzt mit aller Macht und Eile die Gebiete zu besetzen suche», welche ihm aus Grund dcö niil Deutschland abgeschlossenen Vortrages zngebörcn »nd von der Küste bis zum Albcrlsce und oberen Rilc reichen. Von zwei Seilen der drei» ibm Gefahr. Man weiß, daß der llellc nicht mir die Fortsetzung des Ubangi und die »ach dem cgyptlschcii Sudan führende Straße ist. Am Nelle ist seit einem Jahre die von dem Eongostaale ausgerüstete starke mili- tairischc Expedition unter dem Befehle des EapitainS Van Kcrckkoven tbätig, um das Land von den Arabern zu säubern und dem Eongostaat einen Weg nach dem Albcrlsce z» bahnen. Es verlautet aber auch, daß der nach dem Tscbadscc marschirendc Herr von Brazza daS Gebiet des Albcrlsccü wenigstens zum Theil sür Frank habe er durchaus keinen Tbcil daran gehabt, und die Gräfin dies billiger Weise übel nabm. Nachdem sich Ermler einige Stunden lang »»tcr der Hand crkiindigl hatte (der Treffliche hat sich in mehreren Nestau rantS ausgezeichnet amüsirt), meldete er dem gräfliche» Paare, daß der junge Herr Graf auf eine Rückfahrkarte »ach Berlin gereist sei. Die Angst schwand, und in bekannter Weise wurde nun die große Frage erörtert, was das verwöhnte, verzärtelte Muttersöhnchen, das man bisher »ie von der Hand gelassen, eigentlich allein in Berlin wolle. Sck'on am andern Abend rollte in geiiilithlichcm Tempo eine Droschke in den Hos der drei Hänscr. Die Gräfin stürzte vom Tbcetisch fort ans Fenster, goß dabei das zum Glück »ick't mehr kochcnkc Wasser des Tdcc- kessels ibreni gute» Ludwig über die Hände, und von den verschiedenartigste» Ausrufen empfange», trat wirklich unk lebendig Karl Angult i» den Salon, llm eine illnstrirte Ronianpbrase der „Fliegenden Blätter" zu gebrauchen: „Schön, blond, kühl wie immer!" „Meine tbeure Mutier, lasse mir vor allen Dingen etwas serviren. Ich vergehe vor Hunger »nd verschmachte vor Durst." Einstweilen verbalf sich der ruhige Jüngling zu einem Glase schweren Portweins, des spcciellen FrühstückSgelränkS seines BaterS, und nahm am Tbcetisch Play ES war wirklich ein Bild und eigentlich lein humoristisches — wenigsten- stand die Tragik dicht genug daneben, wie der Mann mit dem weißen Haar und die schöne, alternde Frau diesen Knaben, dies ibr höchstes Gut umgaben und ibm zu trugen, was er wünschte, sür ib» kiesen und klingelten, ihn mit zärtlichen Fragen dabei bestürmend, immer in halber Sorge, ihn nicht zu kränken, untereinander scharse Worte tauschend, in der hohen Erregung, ihr Geliebtes wieder zu haben. „Wo, geliebtes Kind, warst Du?" „In Berlin bei Professoren der Mcdicin." „Um Gottes Willen — ohne Deine Eltern, allein! Warum?" „Allerdings allein und ohne meine Eltern. Ich bin ein erwachsener Mensch und batte keine große Lust, mich in Hotels und bei den Aerzten lächerlich machen zu lassen! Ihr battet daS recht anständige Geld bekommen und Tag und Nackt kamen die llnsinliiastcn Ideen zur Welt, was Ibr mir dafür kanscn könntet. Wenn'« möglich ist, Gesundheit dachte ick, link' reiste »ach Berlin, um ohne Furcht und Zagen Autoritäten zu Rathe zu zicben." Die Gräfin drückte die Hand ibreS Gatten. „Welch' ein Sohn! So mutbig, so selbstständigl Unsere höckile Freude! Gott sei Lob »nd Dank sür ibn!" Der Gras zog gewohnheitsmäßig die Hände seiner Frau an die Lippe». „Und die Acrztc — waö sagen sic?" sagte er athcmloS. „Sie sagten, daß ich deckbar sei und Ofticier werden könnte! Bei den Gardcdragoiicrn — das vornehmste Re giment, das ich kenne! — Nur müßte ich ein oder zwei Fahre ruhig und gehorsam in einer Berliner Klinik zu» bringen." Wortlos, athcmloS, mit gefalteten Händen saßen die Eltern. „Heilbar!" — „Officicr!" flüsterten sie endlich. „Und ganz allein bat er das z» Wege gebracht!" „Gott sei gepriesen für unser Glück!" . * * Das wastcrsprudclnde metallische Ungetbüm auf dem Hose der drei Häuser sah scbr dumm ans, denn cS stand mit offene», Munke da, ebne ersichtlichen Grüne. Dir Schnee lag dickt »nd weiß »nd cS war sebr still Ta>z sür Tag Der Winter war gekommen und seine Herrschaft war diesmal streng. Bei den Palla« Rotbcntburms waren die Fenster verhängt »nd die gräflichen Herrschaften waren aus Jahr unk Tag — hieß cö — nach Berlin gezogen, um den Grasen Karl August in einer Aiistalt Gesundheit suchen zu lasten, ebe man ib» in die Fähnrickpresse brachte. Der junge Gras batte durchaus allein geben wollen, war aber begreiflicher Weise mit tiefer kübnen Idee nickt durckgekrungen. Sogar der sonst nicht gerate »nvernünstige Vater batte zu seiner Luise gesagt, das dürfe nie und nimmer geschehen; in der gesabrcnreiche» Großstadt müsse der „junge Mensch" über wacht werden. Eine Klinik sei kein Gefänglich. — So jvgea
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