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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-11
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1889
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Srseb-Int töqlich früh 6'/, Uhr. Ak-arlion und Lrprditiio Iohaanesgaffe 8. Lprrchkundkn drr Nrdarlion: vormittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. O tu tt»-Ni»,»-» «t»,«t»n»Iki V>»r»ieri»t« »acht Ach » > It»»»ct>°u »Udi »rrtu>»l»ch. Na nah»» »er sür dt» «i»sts»lge»d« Nummer »eftimmten Iilerate o» Woche,iiageu »t» S Uhr Nachmittag», au Louu- un» Arsttagrusrüh dlS'/,V Uhr. Zn örn /ilialen sür Zns.-Ännahmr: Lila illem«, Uaiversttät-ftraß« 1. Lonts Lösche, Knthariaeuftr. 23 Part, und König-Platz 7, Mir bi» '/,3 Uhr. lnzeiger. 28s. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Freitag dm 11. October 1889. AbonnementHprel» vierteljährlich 4»/» Mk. inet. Bringeclohn 5 Mk., durch die Post de,,ge, 8 Mk. Jede einzelne Nummer 80 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «hn» Postbesörderuag 60 Mk. «tt Poftbesördernug 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grübere Schriften laut aus. Prei-verj»lchaiß. Tabellarischer n.Zifserusatz nach höherm Tarif. Nertamen »ater dem Nedactiou-strich die »gespult. Zeile 50 Ps„ vor de» F a m i l i e n a a ch r > ch t e» die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. Iaserair siad stet» au die Expedition za sende». — Rabatt wird »ichl gegeben. Zahlung prnennweriunlo oder durch Post, aachuahme. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. PtkanntmaihMg. Da» am 24. April l. I. allhier verstorbene Fräulein Marie Pauline Haenel bat drr diesigen Biener'schen Bundenanstalt ein Vermächtniß von 30VV Mark letzt willig auLgcsetzt. Indem wir die» hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen. rufen wir in Vertretung der genannten Anstalt der Verstorbenen unfern aufrichtigsten Hank in die Ewig' keil nach. Leipzig, den 7. October 1889. Vtkannlmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentliche» Kenntniß, daß wir der Firma Lcüsels »L Llark hier Genehmigung zur AuSsüh- rung eine» abgeäuderten Klär- und DeSinsectionS-SystemS sür Abortanlagen ertbeilt haben. Leipzig, den 8. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Wstisch, l d. 6351/1502. Der Rath der Stadt Leipzig. Ieorgi. Wlrlyc Vr. Ge gen. I». 6465. vr. Georg». Aff- Pekaiinlmailliliig, die 4lnn,eldu»q hier zuziehender und zum Besuche drr aUgemetnrii Fortbildungsschule verpfiichteter jluaben betreffend. Hier znziebende Knabe», welche Ostern 1887 oder später au» der Volksschule entlassen und daher noch sortbildungS- schulpflichtig sine, sind spälest-n» binnen acht Tagen nach dem Zuzu c bei de», bei,essenden Director ,hreS Bezirks anzumeldc». Nichtaiinieldn.ig vder verspätete Anmeldung sortbstdung«- schulpstichtiger Knaben wird an den Ellern bez. Erziehern, Lebrherren, Dienstberrschaften und Arbeitgebern derselben mit Geldstrafe b,S zu 30 .«l, welche im Falle der Nichterlegung nach tztz. 28 und 29 de» Reichsstrasgeseybuche» in Haft um- zuwanoeln ist, geahndet. Gleiche Strafe verwirken wegen Unterlassung der An. Meldung, oder w g?» verspäteter Anmeldung, oder wegen Hinter ziehung der Schulpflicht auch die säumigen Schüler selbst. Leipzig, am 8. October 1849. Dcr Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Lehnert. Mlunilmachmig. Die Liste derjenigen hiesigen Einwohner» welche zu dem Amle eines Schossen oder Geichworenc» gesetzlich befähigt sind, wild vom I I. bis mit IL. ds. MtS. Wochentag» von 8—12 Uhr Vormittag« unv von 3—6 Uhr Nachmittag», außerdem oder auch Sonntag, den 13. o». Mt»., von 10—12 Ubr Vormittags im Meldeamt« de» hiesigen Polizei, amte», Abiheiinng I. Reich-straße 3, zu Jedermann» Einsicht ösjei.llich ausliegcn. Gegen die Nichtigkeit und Vollständigkeit dieser Liste, Wobei die nachstehend abgedruckten gesetzlichen Bestimmungen maßgebend sink, kann innerhalb einer Woche, vom Tage der Auslegung an, also bi» mit Freitag, des l8. d». Mvnal», eniwecer bei uu» schriftlich oder in der oben» bez-ichneten Geschäftsstelle mündlich zu Protokoll Einspruch erhoben werden. Leipzig, den 8. October 1889. Der Rath der Stadt Dr. Georgi. 'Elauß, GrrlchtSverfaffungSgrsetz vo« 27. Aanuar 1877. 8- 31- Da» Amt eines Schöffen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutsche» versehen werden. 8 32. Unfähig z» dem Amte eines Schöffen sind: 1) Personen, welche die Befähigung in Folge strasgerlchtllcher Beiurlheiluiig verloren haben: 2) P ririi >!, gegen welche das Hauptverfabren wegen eine- Ber- b,ch,ns oder Verged-ns erössnct ist. daS die Aberkennung der biirg,rischen Enreurechl« vder der Fähigkeit zur Bekleidung össeniluver Acmter zur Folge haben kann; 3) Per onen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Beriügmig über ihr Vermögen beschränkt sind. tz. 33. Zu dem Amte e,nes Sckiöff n sollen nicht berufen werden: 1) Pe sollen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste das diiigi st- Lebkiiojabr noch nicht vollendet haben; 2) Perionen, welche zur Zeit dcr Auistillung der Urliste den Wohnsitz in ter Gemeinde noch mchl zwei volle Jahre haben 3) Person n. welche für sich oder ihre Familie Armcu-Unter, stütz»».» aus ösfenllicheu Mittel« empsangcn oder in de» drei letzten Iah en, von Ausstellung der Urliste zurückgerechnet, empfangen baden; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu d m Amte nicht geeignet siad; b) Dienstboten. tz. 34. Zu dem Amte eines Schöffen sollen ferner nicht berufen werden 1) M'Nister, 2) Miigli der der Senate der freien Hansastädte, 3) Reichsbcainte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können, 4) Staatsb amle, welche auf Grund der Laadesgesetze jederzeit einslweillg in den Ruhestand versetzt werden lönuen, 5) richterliche Beamte und Beamte drr SiaalSauwalijchast, 6) genchluilbe und polizeiliche Bollstreckungsbeamle, 7) Relig onsdiener, 8) Volksswullihrer. S) dem aciivei, Heere oder der activen Marine ougehörende Pliliiriirpeis.'nen. Die Lautes,,csetze können außer den vorbezeichneten Beamten höhere Berwaltu» isdcamte bezeichnen, welche zu dem Amte eines Schöffen nicht beruseu werden sollen. 8- 84- Das Amt eines Geschworenen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen verjcden werden. 8 8S Tie Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich als Ur- liste iür die Au wähl der Geschworenen. Die Vorschriften der 88. 32 bis 35 über die Berufung zum Echönenamte finden auch aus das Geichworeuenamt Anwendnug. « e s e t». Bestimmungen zur Aussührung veS Gerichtsverfassung-gesetzes vom 27. Januar 1877 re eurhaltead, vom 1. März 1879. r 24. Zn dem Amte eine« Schöffen und Geschworenen sollen uichi de» rufen werden: 1) Die Ablheiluagsvorstäude und Vortragenden Rätb« in den Ministerien, 2) der Präsident des L-nde-coististorium», 3) der Generaldirektor der Staalsbahaeu, 4) d e Kreis- und AmiShauptlente, 5) die Vorstände der Sicherheit-Polizeibehörden der Städte, > welche von dcr Zuständigkeit der Aintshauptmannschastku aus» g«>»mmea fiud. Vekannlmachung. Für den Neubau der städtischen G-werbeschul« an der Grafst» und Wäcküerstraße zu Leipzig sollen 1) die Daebdeeker-Arbeitei», 2) « Klempner» » und 3) - Anlage der BUtzablettnng vergeben werden. Die Unterlagen find in unserem Baubureau in der Grassi- und Wächterstraße gegen Zahlung von 1 zu entnehmen und bi» zum l8. October ds». I». Nachmittag» 5 Ubr in unserem Bauamte, Hockbauverwaltung, Natbhau», 2. Ober» aeschotz. Zimmer Nr. 5, versiegelt und mit entsprechender Aufschrift versehen wieder ab,„geben. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung ämmtlicher Gebote bebalten wir u»S vor. Leipzig, den 6. October 1889 ld 492l Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. Ve1.anu1machnng. Die Leichenfrau des achten Leichenschaubezirks, Frau bmma Stetefeld, bat hier angezeigt, daß sie vom 1. diese» MonalS an Berliner Straße Nr. 44, II., wohne, waS hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, den 7. October 1889. Der Rats der Stadt Leipzig. Vlll. 2646. 1)r. Georgi. Nstdt. Ausschreibung für den Neubau em s Lchulgebäiidcs mit Turnhalle und Nebenanlagen nr Liiidenau-Leipzig. E» sollen zunächst 1) die Anführung der Lisen-Lonsiriiciion»- und Schmiede» arbeiten, 2) die Zimmerarbeiten vergeh:» werden und ii Lopialgebühren eniweder rein Bureau der Archii straße 1 (links vom neuen »urigen und Bedingungen l!ie Gebote sind bis znui 19. October o., Muiags'12 Uhr an obenqenannler Stelle portofrei eiuznreichen. Der Sch ilvoisland behält sich die Auswalst unter den Bewerber» oder di» Slblehnung summllicher Angeboic vor. Lindenau-L.ivzig, am II. October 1889. heit der Bulgaren eine tiefe Abneigung gegen Rußland empfindet. In Bulgarien ist man beute entschlossen, jeder Wiederherstellung des russischen Einflusses mit voller Kraft entgegen zu treten und die mangelnde Anerkennung des Prinzen Ferdinand von Eoburg al» Fürst von Bulgarien durch die Verkündigung der IlnabhängigkeitSerklärung zu ersetzen. In diesem Stadium befindet sich diejenige Angelegenheit, aus deren für Rußland günstige Lösung Kaiser Alexander III stelS den größten Werth gelegt hat. Wenige Wochen nach der ReickStagSsitzung vom 6. Februar 1883 ist Kaiser Wilhelm 1. gestorben, nicht ohne »och in seinem mündlichen Vermächtniß an seinen Enkel und Nach folger, den darnalige» Prinzen Wilhelm, die Aiifccchthaltuiig sreundschastlichcr Beziehungen zu Rußland als politischen Glaubensartikel zu erklären. Die Thronrede zur Eröffnung seS Reichstages am 26. Juni 1888 giebt davon Kunde, in welche», Sinne Kaiser Wilhelm II. die Worte seines sterben den kaiserlichen Großvater» ausgefaßl und ihnen Folge gegeben bat, und die bald daran sich schließende Mccrfahrt nach Peter» bos hat gezeigt, mit welchem Eifer Kaiser Wilbelm II. sreund» schailliche Beziehungen zum russischen Hofe und zum russischen Volke zu Pflegen bemtihr war. Kaiser Alexander III. gab zu er kennen, daß er diese» Bemühungen volles Verständn'ß entgege»- bringe, und als beredte? Zeugniß dafür hat er in KraSnoe Selo in Gegenwart der russischen Generalität und der Ossiciere des Lagers ein Hoch ans Kaiser Wilhelm und die deutsche Armee auSg,bracht. Damals bestand das beste Einvernehmen »ich! nur zwischen den beiden Kaiserhösen, sondern auch zwischen oen beiden Mächten. Aber die begeisterte Stimmung, welcher Vieser Trinkspruch entsprungen war, wich bald einer ruhigere», in welcher der unerfüllte Wunsch nach dem herrschende» Ein fluß aus der Balkaiihalbinsel sich wieder gebieterisch geltend machte und sür die Erfüllung desselben an Deulschlanv Anforderungen gestellt wurden, denen nach Lage der Ver hältnisse nicht entsprochen werden konnle. Die Enttäuschung, welche diesen vergeblichen und auch sür die Zukunft aussichtslosen Bemühungen s'olgte, wurde der Anlaß zu dem Toast de- Kaiser« Alexander aus d-n Fürsten von Montenegro, welchen er am 30 Mai seinen einzigen aufrichtigen unv treuen Freund nannle unv damit einen Grad von Aufsehen erregte, welches heute noch fortwirkt. Daß man diesem Toast eine größere Bedeutung beigelegt hat, als er vielleicht verdient, mag zugegcben werden, aber e« fehlt an der Keniilniß von Thalsachen, welche dazu diene» könnten, den r'chtice'' Makislab an den Toait ru leaeu. Daß ante PckaimtrllachiUlg. Es wird demnächst die hiesige Llrasjeiiivarterstelle frei. Mit dersrlven ist ein Jahrcsgeba» von 900 verbunden. Bewerber um dieie Stelle, die nachw islich Nenn!» sse im Straßen bau haben und im Stande sin), ArbeNs- und Loutrolbücher zu sübreu, wollen ihre Gesuche iimer Briiügung ihrer eiwaiuen Zeug. Nisse bis zum 17. Oktober d. 2-, Mittags 12 Ubr NN Gemeinde- aml. Obergeschoß, einreiwen. Lindeinni, am 9. Ocwbcr 1889. Der Gcmemdc-Rath. Oueck. Zur Anwesenheit des Zaren in üerlin. Der Reichskanzler ist Mittwoch Abend in Berlin ein. getroffen, also unzweifelhaft »nt Rücksicht aus die bevorstehende Ankunft deS Kaisers von Rußland in der Hauptstadt des deutschen Reiches. Die Reise» de« Kaisers Alexander sind wegen der ihm von nihilistischer Seite drohenden Gefahre» stet» mit dem Schleier de« Geheimnisse- bedeckt, man weiß niemals Tag und Stunde der 'Abfahrt vorher. eS wird auch säst immer zweiselhasl gelassen, ob er den See- oder La»t- iveg wählen wirb. Auch ter Reichskanzler liebt eS, über seine Reisen von Varzin oder FrlekrichSruh nach Berlin Schweigen ,u beobachten, aber wohl hauptsächlich auS dem Grunde, ui» lästigen Ansammlungen des Publicums zu entgehen, vielleicht auch, um der Presse keinen Anlaß zu zwecklose» Erörterungen zu geben, welche höchsten- dazu dienen könnten, seine Kreise zu stören. Die letzte persönliche Begegnung des Reichskanzlers mit dem Zaren fand am 18. November 1887 statt, zu jener kritischen Zeit, als Verleumder das Ohr deS Kaisers Alexander gesunden batten, um ihm Mißtrauen gegen die Aufrichtigkeit der deutsche» Politik einzuflößen. E» Handelle sich um die erfundenen Briese, welche Prinz Ferdinand von Coburg an den deutschen Botschafter i» Wien, Prinzen Neuß, und an die Gräfin von Flandern gerichtet baden sollte. Es gelang den persönlichen Bemühungen deS Fürsten BiSmarck, den Argwohn des Kaiser« Alexander zu zerstreuen unk ihn da von zu überzeuge», daß die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der dcut'che» Poliiik über jeden Zweifel erhaben sei. Bei rem Festmabl zu Ehren deS Kaisers Alexander trank dieser dem Reichskanzler zn, als öffentliches Zeichen deS wied-r- bergestellten guten Einvernehmens mit demselben. Diese Aussöhnung hat aber nicht verhindern können, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland doch viel a» Wärme und Herzlichkeit zu wünschen übrig ließen, sonst würde die Veröffentlichung deS deutsch-österreichischen Bünd- nißvertragcs nicht am 3. Februar 1888 erfolgt sei», mid der Inhalt der denkwürdigen Rede, welche der NeichSkaii;>cr am 6. Februar 1888 im Reichstage gehalten bat. würde ander» gelautet haben. Daß diese Bezielningen nicht bester waren, lag aber nicht an dcr deutschen Politik, sondern daran, daß Rußland sich nicht entschließen konnte, aus L>eb- lingSpläne Verzicht zu leisten, deren Durchführung ohne Friedensstörung nicht möglich erscheint. An der nach Lage der Sache zu rechtfertigenden Freundlichkeit gegen Rußland bat es auch dir Rede deS Fürsten vom 6 Februar 1888 nickt fehlen lasten, eS wurde darin ausdrücklich herrorgeboden, daß zur Zeit de- Berliner CongresseS Vom Jahre 1873 und auch später die Meinung vorherrschte, daß Rußland in Bulgarien einen maßgebeiiten Einfluß auszuüben berechligl sei. Taß in dieser Meinung im Lause der Ze t eine Aeilderung ein- aetreten ist, daran ist allein die verkehrte Politik Rußland- Schuld, welche eS dahin gebracht hat, daß die große Mehr- andere Deutung zu. Die deutsche Politik hat ihre Hauptaufgabe wie schon seit langer Zeit so auch ganz besonders noch in neuester Zeit darin erblickt, die Bürgschaften sür die Erballung VeS Frieden» zu vermebren, und i» diesem Strebe» ist es ihr ge lungen. auch mit England in nähere Beziehungen zu treten. Welcher Art die während de» Aufenthalts Kaiser Wilhelm'» auf der Insel Wight getroffenen Abmachungen sink, wissen nur die Eingeweihte», aber auS der Haltung der Presse wie aus den Eilläiungen der leitenden Staatsmänner läßt fick entnehmen, daß nicht bloS Worte in Osborne gewechselt worden sind, sondern daß ganz bestimmte Handlungen vor liegen, welche die Haltung Englands beim Eintritt ge wisser Ereignisse bedingen. Die Begrüßung deS englischen Canalgeschivaders in Kiel durch den deutschen Kaiser in seiner Eigenschaft als Ehrenadiniral der englische» Flolte ist ein so außergewöhnlicher Vorgang, daß er nur durch ein vorhandenes Büiidnißverhältnig zwischen Deutschland und England seine vollständige Erklärung finden würde. Tie Armeen des Dreibundes im Bunde mit dcr englischen Seemacht stellen allerdings eine so Achtung ge bietende Macht dar, daß auch eu> wohlgerüsteler und mächtiger Feind gewiß Bedenke» tragen wird, einen so sest begründete» und so wvbl verlhcidigken Frieden zu stören. Der Wunsch erschent ebenso ber-ctiligt al? den Inkeresien Europas ent sprechend, daß dcr Besuch Kaiser Alexander'« in Berlin dazu beitrage» möge, die Neberzeugung zu befestige», daß ei» Fricvcnsbruch nickt nur ein Frevel an dcr Menschheit, sondern auch eine Thorheit sein würde. Leipzig, 11. Ortober. * Ter BundeSrath hält heute eine Plenarsitzung ab. Ten hauptsächlichsten Geg nstand der Tagesordnung bildet dem Vernehmen »ach mündliche Berichterstattung bezio. Be schliißsaffling über eine qanze Reihe EwzelclatS des Reichs- hausballSetalS für I890/9l. * Die Mitlheilungen dcr .Nationalzeitung" über die vom Fürsten Bismarck jüngst in FriedrichSruh zu Be suchern aus industriellen Kreisen gelhane Aeußerung über d-e europäische Lage und England werde» diesem Blatte von kompetenter Seite bestätigt. Der Sinn der Aeußerung war, wie bereit» hervorgehoben wurde: „Der Friede könne zur Zeit als gesichert betrachtet werten, und dazu habe besonder- Da-, waS während deS Besuches deS Kaisers in England aescheb-n ist, beigetragen." Für die Aeußerung des Fürsten BiSinarck mitbestimmend waren jedenfalls auch die aus die Verstärkung ber englischen Kriegsmarine abzielenten Beschlüsse deS englische» Parlaments, durchweiche dieselbe wieder in den Stand gesetzt wird, der Machtstellung Englands den geeigneten Nachdruck zu geben. So wird neben der friedlichen Tripelallianz gerade durch die erhöhte Machtstellung Großbritanniens eine weitere Bürg ichasl des europäischen Frieden» geschaffen. * Ter Reichskanzler Fürst v. BiSmarck und die Fra» Fürstin v BiSmarck beabsichtigen dem Vernehmen nach nur kurze Zeit in Berlin zu verweilen unv alSvann nach FriedrichSruh zurückzukehren. * Die Commission zur Vorbereitung der Stellungnabme deS königlich preußischen LandeS.Oekonomtecolle gium» über de» Entwurf de« Bürgerlichen Gesetz- buch« vom Standpunkte der beimischen Landwirthschast be findet sich in eifriger Berathung dcr Materie Die Dauer der Verhandlungen, bei denen die namhaftesten Theoretiker und Praktiker die Referate übernommen haben, dürste 14 Tage überschreiten. In den Kreise» der Betbeiligten scheint man der Meinung zuzuneiaen, daß die Fortlaffung auch rer privat- rechtlichen Seite de» Wasserrechts auS dem Bürgerlichen Gesetzbuch? eine vom Standpunkte der landwirthschastlichen Interessen außerordentlich bedauerliche Lücke de» Werke- be deutet, welche, unbeschadet der Ordnung dcr Materie vom öffentlich-rechtlichen Slandpuncle durch die LandcSgcsetzgebung, die NeichSges tzgrbung auSzusülle» nicht säumen sollte. * Für den Rücktritt Stöcker'» an» dem politischen Leben bat da» conservative „Schlesische Morgenblalt" eine neue Erklärung. Darnach habe der Kaiser seinerzeit den Oberkirch cnrath ausgesorvert, dafür zu sorgen, daß Herr Hoiprediger Stöcker nicht mehr politisch austrcle. Ter Oier- kirckenralb sei in Verlegenheit gewesen, wie daS zu bew »k- stelligen, und habe um die Allerhöchste Erlaubniß gcbelcn. de» Hosprediger Slöcker von dem kaiserlichen Willen in Kennt nis; 1 tze» zu dürfen. Dieselbe sei ertheilt worden, und Herr Slöcker habe seine Bereitwilligkeit kundgegebcn, von seinem Amte urückzulrelen. DaS sei jedoch nicht 'angenommen, vielmehr eien Verhandlungen zwischen dem Ches deS CivilcabinelS de» Kaisers und Herr» Slöcker geführt worden, die zu dem bekannten Abschluß geführt hätten, nach welchem dieser aus die politische Agitation in Berlin, die sogenannte „Berliner Bewegung", verzichtet. Der Bicegespan Curaj » >» IN Curaj griff in der BerwaltnngSauS- chuß-Sitzung des Veröcer ComikatS zu Essek die gesetz widrige Forstverwattung de» Bischof» Skoßmaier von Diakovar a». Der Ausschuß beschloß soda»» unter dem Boisitz des ObergespanS Pejaczevic. die Fornverwallnng de» B schoss von Diakovar unter behördliche Segiiestration zu iellen. — lieber den Angriff VeS Vwegespaii Euraj ans die gesetzwidrige Forstverwallung VeS Bisckoss Stroßinayer i» Diakovar verichtet noch der .P-'ster Lloyd": „Der P cegesvan Curai »lachte sensationelle Enthüllungen über die An, wie der Bischof im Lause der Jahre sich gesetzwidrig um viele Millionen bereicherte. Stoßmaler habe 40 Iabrc hindurch die Eichcnbeständc SlavomenS, welche früher einen Urwald bildeten, gänzlich devasllrt. Die Eichenbestände des Diakovarcr BiSthumS hätten 30 000 Joch umfaßt. Sloßmaier habe ebne Einwilligung der Behörde ganze Complere auSgerodci, abge triebene Waldtbcile seien nicht ausgesvrstct und die Conlrole ber Behörden vereitelt worden. Sloßmaier wird beschuldigt, >4 000 fl., welche sür AussorstungSzwecke bestimmt waren, diesem Zwecke nicht zugesührt zu haben. Dcr Ausschuß be- chloß, da« Kirchengut Diakovar unter behördliche Seguestralion zu stellen." * Der neuernannte Statthalter von Nieder-Oester reich Gras Erich Kiel mannsegg entstammt einer prote- Iintischen hannoverschen Familie. Er wurde am 13. F b-uar 1847 geboren und »st ein Sohn de» vormaligen bannoverschcn StaatSmiiiistcrS Grafen Eduard KielmannSegg. Er war mehrere Jahre im politischen Dienste in Nieder-Oesterreich als BerirkSbauptniaiin in SeckShauS und Babe» tbattg. Vor seiner Berufung ins Ministerium des Innern, wo G>as Kiel- mannSegg als Ministerialrath mit dem Titel eines Sectivnö- chesS sungirte. bekleidete er die Stelle eines Negicr»i,gSralIeS bei der Bukowinaer Landesregierung. * Nach den osficiellcn Meldungen der türkischen Blätter .Sabach" und .Tank" wird Se. Maj-stät der Kaiser, wie der .Post" geschrieben wirs, lestiiiiint am November in Konstantinopel erwartet. Die genannlcit Zeitungen knüpfen daran die Bemerkung, dieser Besuch deS deutschen Kaisers in der türkischen Hauptstadt sei ein ecla- »anter Beweis dafür, wie sebr sich in letzter Zeit die sreunr- schafllichen Beziehungen zwischen dem deutschen Re ch und der Pforte gefestigt hätten. Wie weiter aus A l h e» gemeldet wird, w>rd die Kaiserin Friedrich mit der Prinzessin Sophie nach den neuesten Bestimmungen an d-ms-Iben Tage wie Kaiser Wilhelm, also am 26., nicht schon am 25. October in Alben einlressen. Wie der englische Ge sandte der griechischen Negierung jetzt ossicicll rnitgetveitt bat. wird der Prinz von WalcS mit seiner Gemahlin »ud d in Prinzen Albert V>clor am 17. d. M. ans der '/sacht Osborne" in Athen einlrefse». DaS englische Miltelmeer» geschwabcr, welche» auS sieben Kriegsschiffen besteht, wird dem Prinzen bi» Aegina entgegengesahren. Während die '/) cht „O-borne" im PiraeuS vor Anker geht, wird raö übrige eng lische Geschwader bei Salamis ankern. An ber Parade, welche in Alhen vor dem deutschen Kaiser abgchiltcn wird, werde» sich auch 600 Matrosen Von bell griechischen Krieg 'cd freu belheiligen. — Bemerkt sei noch, daß die beiden präch'vvllen erwähnten Teppiche, welche dem kronprinzlicke» Paare von der griechischen Colonie in Smyrna alS HochzeilS- geschenk Verehrt werden, letzthin in Smyrna ausgestellt waren und die allgemeinste Bewunderung erregte». IlebrigenS wurde ein solcher Teppich, in <fanz gleicher AuSsübrnng, nicht blö dem Kaiser von Oesterreich, sondern auch den, Papst Leo XIII. zu seinem Jubiläum verehrt. — Nach der .Pol>tisch-n Corrc- spondenz" sind über die Vertretung deS Kaisers Fron; Josef bei den Hochzeit-feierlichkeiten bis zur Stunde ent scheidende Beschlüsse noch nicht gefaßt. * Wie aus Paris gemeldet wird, hat der französische Ministerrath beschlossen, die neue Kammer sür den ll. No vember einzubcruscn Man wird nicht behauple» können, daß der Tag deS Zusammentritts zu lange binauSg'schoben sei, denn auch im Jahre 1885. wo die Wahlen »» October stattgesuuden halten, erfolgte die Einberufung dcr Ka'iini''rll sür den 10. November, und im Iabre 1881 erfolgte die Er öffnung der'elben fast erst zwei Monate nach den Wahlen, a»i 28. October. * Die ehrenvolle Begrüßung, die der Kaiser dem eng lischen Canolgeschwaver bei seinem Emir« sse» i i Kiel bat zu Theil werden lasten, ist, wie Vvrhcrzuscbeii Iv r. in England nicht ohne tiefen Eindruck aeblieben. Ti: „Vossische Zeitung" empfängt die nachstehende Melkung: * London, 9. October. Der Reise de- Kaisers nach Kiel zur Bealüßuni der britischen Fl olle wird l i e e ne bähe lolili'lc t'ediittuni b lgemess-n. Die ..Morin»g.Pos," fch en-i: Der Wunsch des Kaiser-, sich nochmals in Verbmvini Mil dcr Marine de- BnieiireicheS zu letz n, ist ein ang-n-hmer B'w - von dcr seil de-Kister-Besuch in L-borne i» Kraft befi-idlichen en glil.ch ilenischen Annäherung; die Rebe de? Kaiser- nach Kiel muß Engländer wie Deulsche daran erinnern, daß be-de Rationen absolut keine Ursache zu Streitigkeiten haben. Sem Eriche nen als brnischer Admiral an den Gesinden de- Vaterlandes dem ist. daß Deutschland England ebenso, wie Ö sterreich oder Fial en völlig sreon!schosst,ch gesinnt Ist, Der Besuch, den der Kaiser der en'li'üi.n Flotte abslattel. kennreichnet eine besriedigende P riode in d- Be» Ziehungen zweier großer und engverbündetrr Staaten. Die ,T m: " bezeichnet da- vom Kaiser der britischen Flotte gezolkle Compliment al- ein ungewöhnliches. Zwar sei er Admiral clstcr Flott , aber dirse Rücksicht zerstöre oder schmälere nicht wesentlich dir B,.-einm,g ciucc Kaiserreise »ach Kiel zu dem ausdrücklichen Zweck, die engli-che Flagge zu begrüßen. Diese Bedeutung werde erhöht durch den II,». stand, daß die Gelegenheit, die Reise einem Doppelzweck dienen zu
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