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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100915021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910091502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100915
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910091502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-09
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Dies«» vl«tt wird de« Leser« ,«« Dretde« u«d Umg«»u«g ,« L«,« o°rh» berrii» al» Udena-Mrgadr zo»«ft«>t, wahren» es die Vost-rlbonnente« a« Margen in einer vesamtan-gad« erhalten. 54. Jahrgang. Z 255. vringSgetttr »xnelidtzr! «iir »r««- X» de, ,a«itch ,«e,. ma>,,erZdlr»»n«I»» Sonn- und M»»lä»»» mir einmal» L bü Rk, N>rch»»»warN,«K»n>- miistdnare r,»o wk. «» <>um»U,«r gu> si<IIu„s> durch »I« Uoli gM.»ohn«Beiiell>«Id>. Di« den Leiern den Drchd-n u Umgedun, «n r»,« »ori,«r »u- gettellien ildend-»««- gaden erhalte» di« »u»- warugen vepeher mit »er Morgen »»«nab« ,,jaminen »ugeftelll Hochdruck nur milde»!- l,a»r Quellenaugote t.r,«»d «achr.'j gu. »Hs»,. — Unoerlongie M-nuilriple werde« nichl »uidewohrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Licpsch L Rcichardt in Dresden. Sauplgescbästsstelle: TNarieiistrasic 58 10. Donnerstag, 15. September 1910. Fernsprecher: 11. 2»»« . :r«0,. Elnietgen-Tarif Snnahme »»n Lnkun- dtgun-ien b»4 uaLm A Uhr. Eonnlaa» nur Mariknslraßk N8 voi« N bi< ' ,l Uhr Di? «»«Ipaltist, «rundete ,i0. « Lltbeu, 25 P, , Aamilien-srachncdicu au« Dresden 20 P» MelchafiS Nnirigen au! der Pnvatjeile . j d«e jwenpoll'g? )ieilea.rexUel,e60P- — Nummern »lack» Sonn u.steierraftr», d»e etiijpallige idrunv teile 26Ps .al-fPilvai- leur t0Ps.. Fnmilie,'- Nachriclueu a Ire-kr'" dicGnlNdseileL.'rPi— SuSwörtige Äufttage nur gege»l voraurbe zahlung. — Hede- «e> legblatt kostet 10 Ps. kM selimelie Ilimlsi' Icnoeknnkiläsnäe, voklsiekmnelrk-ncl« ,,k!niulnir,n" von Iloinr. dlo.vrn Uc-äirinril- rrieS iltrv mit ptiospiioisauron d'nln'snl7.011. I,e>»c>rlr»» „rtllt. Uvl I lvlUUv ze-n/tlin!» ve»'ni ,I»nt mul knrväkn» Kol Nrüiionkr., Illnal. iirankkoii, Nninnkc-n ilc-e l-iifinoxo, 8n!»vä>1»<>- üUütÄnilon. In silomb. l'I. ä 2 dl. I». z»»oi8. Versanei nael, s»»-v»i,2». lÄm-sMIielie Aüv erNgo ^esev. Tie Malergr Hilfen in Dresden habe» aus Anordnung ihrer Führer in einigen Mnlrrgcschäftei, die Arbeit eingestellt. Auf der Brüsseler Weltausstellung wurden von 3V57 deutschen Ausstellern 526 durch Verleihung großer Preise ausgezeichnet. Der wegen sittlicher Verfehlungen in Untersuchungs haft befindliche Rektor Bock in Berlin wurde zur Beobachtung in die I r r e n st a t i 0 n der Berliner Charite eingeliefert. Zur Abhilfe der Fleisch not hat der Gemeinde- rat zu Wien beschlossen, die Regierung aiisznsvrdern, die Einfuhr argentinische» Fleisches zu gestatten. Im (Gebiete von Mehedints «Ungarns sind durch .Hochwasser 2:! Mensche» » ui g e I v m in e n. In Portugal sind zwischen den Republikanern »nd der Regierung Verhniidluiigcn wegen eines friedlichen Abkommens z n r E r halt n n g der T u n n st i e ein geleitet worden. Die Ktcwer Intendantenrenision stellte fest, daß die dortigen Intendanten im Verlause von 5 Jahren 17 Millionen Schmiergelder erhalten haben. Neuerte vrahtmelüungen vom ll. September Preisvertcilung auf der Brüsfcler Weltausstellung. Berlin. lPrtv.-Tcl.s t^egenüber anderweitigen Nach richten über die P r c i s v c r t e i l n 11 g der B r ü I s c l c r Weltausstellung wird berichtet, daß ans 6657 Aus steller, welche die deutsche Abteilung iiinfaßt, 526 große Preise verteilt sind. Es ist mithin über 16 Prozent der Aussteller mit der höchsten Auszeichnung bedacht wor den. Außerdem wird sich die Zahl der großen Preise aber noch steigern durch die nachträglich von der obersten Juni zu fällende Entscheidung. Zum Dcutschcu Iuriftentag Danzig. iPriv.-Tcl.i Der Vorsitzende des Iurislen- iages Geh. Rat Professor Brunner erklärte heute: „Alle Abteilungen unterbreiten »ns ihre Beschlüsse nur zur Kenntnisnahme, nicht zur Beschlußfassung. Aber gegen den Beschluß der dritten Abteilung ist von einer größeren Anzahl »on Mitgliedern beantragt, die Todesstrafe zur selbständigen Erörterung und Entscheidung im Plenum zu bringen. Ich trage Bedenken gegen die geichüfts- ordnungsmäßige Zulassung dieses Antrages und glaube nicht, daß man aus dem Gesamtbeschluß ctncn einzelnen Punkt herausgrcisen wird, um ihn zur Erörterung vor das Plenum zu bringen. Es kann immer nur der ganze Be schluß der Abteilung dem Plenum zur erneuten Beratung unterbreitet werden. Selbst die Abteilung wäre nicht be rechtigt, auch nur die Todesstrafe zur Beratung vorzulegcn. sonder» hatte uns ihr ganzes Thema: „Tie Gesamlstrasmitlcl im neuenVorciiiwurse" überweisen müsse». Was der Ab teilung nicht zuiteht, kann auch den 27 Antragsteller» nicht erlaubt werden. Ter Vorsitzende stellte schließlich den An tragsteliern anheim, den AnIrag dahin abzuändern, daß der ganze Beschluß der Abteilung zur Erörterung im Plcn >l m gestellt werden soll. Cholera M a r i e » b li r g. lPriv.-Tcl.l I» dem Iiolierhausc! des hiesigen evangelischen Kranlenhanses befinden sich s drei Kinder, drei Männer und eine Iran, die on Eho-s lcra ertrankt sind. 8b Personen, die dasselbe >>aus be wohnt habe», in dem die an Eholera Verstorbenen lebten, sind in das leerstehende Gebäude der alten Gasanstalt zu einer sünstägigen Quarantäne eingcliesert worden. Tie Wohnungen wurden desinfiziert. Die Schulen in Kalt- hos sind geschlossen. Sämtliche ertränkte Personen stam men aus dem Vororte Kalthos; in Maricnüurg selbst ist kein Krankheitsfall vvrgclvmmen. Bei den vier verstvibe ne» Personen ist <7In>Iani sesigesielli worden. Oesterreich »»nd Itatien Berlin. lPriv.-Tel.s Das russische Kadetteubiatt „Riettch" ineldei, Gras A e h 1 c n t h a l werde sich dem nächst nach Rom begeben, und zwar als Enttchiildigung dafür, daß Kaiser Franz Joseph nicht persönlich König Viktor Emannel einen Besuch abgestattet habe. An hiesiger nittcrrichtcter Stelle wird diese Annahme als zweifellos irrtümlich bezeichnet, denn es siehe fest, daß Gra» Aehren- thal San Giulianos Besuch in Salzburg und Ischl durch einen Gegenbesuch in einer Stadt in Norditaiicn erwidern werde. -Oierbei dürste die Erwägung maßgebend gewesen sein, daß auch San Giulianos Besuch nicht in der Haupt stadt der Monarchie erfolgte. Zur rlagc in Portugal. Lissabon Zwischen den Republikanern und der Regierung sind Verhandlungen wegen eines friedlichen Ab- tvmmens zur Erhaltung der D u n a st i e cingeleitet ivorden. Die Negierung gesteht die Aushebung der Klöster und den Verfassungseid der Offiziere zu. Josef Kainz. Wien. Im Befinden von Josef Kainz scheint im Laufe der 'Nacht eine überraschende Besserung ctngctrctcn zu sein. Der Künstler verbrachte eine größten teils jchmcrzsrcic Nacht und fand kräftigende» Schlaf. Ehctragödic. Lemberg. In Zarkowiee an der galizischcn Grenze überraschte der Buchhalter Podolka seine Kran mit seinem E h e f. Er s ch 0 ß b e i d e n i e d e r und tötete sich dann selbst. Lieben Arbeiter verschüttet. London. In de» Steinbrüchen von Hunterssield bei Glasgow stürztc eine T n n n e l d c ck c ein. Lieben Arbeiter wurden von den Steinmasicn begraben. Mit vieler Mühe gelang cs endlich, drei herauszubringcn, von denen einer bald darauf starb. Die Rettung der übrigen verschütteten vier Arbeiter ist » nmögli ch. 17 Millionen Bestechungsgcldcr. Pctcrsbn r g. lPriv.-Tel.s Die Kicwcr Inten- d a n t c n r c v i s i 0 n stellte fest, daß die dortigen Inten-> danten im 'Verlause »wn Jahren Schmiergelder erhalten haben. Milli 0 ne n V r e s i a n. Nach einer Meldung aus G l 0 g a n steigt die Oder rasch. Die hohen Userdämmc sind bereits überflutet. Mehrere Straßen stehen unter Wasser. Kassel. iPriv.-Tcll Der Brauereivertrctci Ric ci e l l von der hessischen Aktienbranerci, wurde wegen Bei nntreuiing von »billig Marl in einem Zeitraum von zwei Jahren von der hiesigen Strastamnier zu 2'4 Jahren Ge sängnis v c r 11 r t c i l t. T c: i ch e n. lPriv.-Tel.s Infolge der Eholera fälle in Sachsen ordnete die Regierung an, das; das Bahnperional der in Teilchen und Vodenbach ankommen den Züge jede verdächtige Erkrantnng im Zuge sofort an- zumelden hat. Paris. lPriv. Tel.! Präsident F a t l ir e s trisil beute in Grand Villiers ans dem Mnnvvergelände ein, ivo er mit dem brasilinnifchei, Marscha» Hermes da Fon seea zuiamineitt!isst, der ebenfalls den srniizösische» Manövern bciwohni. Paris. Dem „Echo de Paris" wird ans Tnnis ge meldet, daß an Bvrd des von den Antillen ziirürtkehrcnden Kreuzers „F 1 i a » 1" I l n M a 11 n crtrankl sind, und zwar Mann an Mumps »nd <»> Mann infolge des ibenni'ses verdorbener Konserven. Iin Marineminißerinm ist eine dementsprechende 8iachr>cht noch nicht eingegangen. Paris. Der „Malin" veröffentlicht eine Erklärung mehrerer Lokomotivführer der verßaatiichten Westbah nen, in der die Betriebsleitung für die in den lebten Wochen vorgctommenen Katastrophen ver antwortlich gemacht wird, ba sie eine größere Fahr geschwindigkeit angeordnct Hobe, ohne Rücksicht aus das Gewicht der Wagen und die Widerstandsfähigkeit der Gleise z» nehmen. Ferner werden in der Erklärung sechs Punkte der Bahnlinie Ehcrbourg-Paris bezeichnet, wo das Gleis sich in io schlechtem Zustande befinde, daß bei de» vvrgeschriebcnen Fahrgeschwindigkeiten täglich eine Katastrophe zu befürchten sei. Pari s. Die K v h l e n o e r l a d e r von Havre, deren Ansstand einen Monat gedauert und Anlaß zu ver- 'chiedencn Gewalttätigkeiten gegen Arbeitswillige gegeben hat, haben beschlossen, die Arbeit z» den früheren Be dingungen w jeder ,1 nsznnch m e ». Petersburg. «Priv.-Tel.s In Lcbastopol wur den unter dem Verdacht der Spionage ein Iapa ner, ein Russe und zwei russische Dame» verhaftei. Alle vier hatten ans einem kleinen Boote die ans der dor tigen große» Reede liegende» Kriegsschisse umkreist. K 0 n ft a n t i n o p c l. Das ökumenische P atri- aichal hat, da cs zur Verhinderung der für morgen ge planten Nationalversammlung von Trnppen besetzt worden ist, an die Pforte eine Note gerichtet, in der gegen die ungerechtfertigten Maßirahmen Verwahrung eingelegi wird. Der Kultusminister lehnte es ab, die Abgesandten des Patriarchats zu empfangen, »nd ließ ihm wiederholen, daß die Regierung entschlossen sei, die Versammlung zu verhindern. Vom Patriarchat ist indessen eine Hinaus schiebung der Nationalversammlung bisher nicht beschlossen ivorden. B » cn 0 s Airc s. Die Negierung hat dem Kongrcsie einen Gesetzentwurf unterbreitet, wonach als Münzern siunzt unll MrremclM. Mitteilungen aus dem Bureau der Köuigl. Hof- theatcr. Im Qpcrnhause werden Donnerstag, den lä. September, Qssenbnchs ,,-H 0 ssmanns Erzählun gen" mit Herrn Seinbach in der Titeipartie ausgesührt. Die übrige Besetzung der Hauvtpartien ist die folgende: Niklaus: Frau Bender-Schäscr. Qinmpia: Frl. Kcldorser, Giulietto: Frl. Siems. Antonia: Frl. Lcebc izum ersten Males, Eoppelius, Tapcriutto, Mirakel: Herr Plaschkc lzum ersten Piales. — Im L ch a n s p i c l h a u s wird Frei tag, den 16. September, Gutzkows Trauerspiel „U r i c l Ae oft a". das seit 1897 nicht wieder gegeben ivorden ist, in »euer Einstudierung ansgcfllhrt. Das Werk hat be kanntlich an der Dresdner Hosbühnc am 16. Dezember 1816 seine Uraufführung erlebt. Wie Gntztoiv am II. De zember l816 an seine Frau schrieb, brachte die mit größter Spannung erwartete Premiere eine» glänzenden Erfolg. „Nach dem 2. Akt ein Orkan von Beifall, Emil Dcvricnt, die Baiser und ich gerufen. Das volle -Haus >var fana- iißcrt." Die neue Einstildicrung des „Uricl Acosta" schließt ßch an die Neueinstudierungen der Gutzloivschen Lustspiele „Zopf und Schwert" und „Der Königslentnaiit" an. Mit der Aufführung dieser drei uvlkstümlichsten Werke des Dichters soll im März 1NII des hundertjährigen Geburts tages Gutzkows, der dem Dresdner Hostheater vom 'No vember 1816 bis Mai 1816 als Dramaturg angrhürte, ge dacht werden. In der Neueinstudierung am Freitag wird Herr Wiecke zum ersten Male die Titelrolle spielen. Die übrige Besetzung ist die folgende: Manasse Vgndcrstraatc»: Herr Wahlbcrg. Judith: Frl. Trcßnitz, Ben Iochai: Herr Felben, Silva: Herr Müller, Rabbi bcn Akiba: Herr Fischer, Esther: Frl. Ulrich, Rüben: Herr Kehm, Joel: Herr Beyer, Baruch Spinoza: Frl. Beiden. Lantos: -Herr Lewinsky. is* SSuigl. Schauspielhaus. Als erste Tat der neuen 'Spielzeit brachte gestern das König!. Schauspielhaus Moliercs „Misanthrop", eine Dichtung, die Ludwig Fulda in den Fluß glatter imanchinol allzu glatter und spielerisch berührender) Bcrse gegossen hat, und als Knrio sttät den einst hochbcrühnitcn Schwank „Advokat Pate l in" von Brurys und Palaprat in der Bearbeitung von Wilhelm Wolters-. Möllere ist bekanntlich sehr schwer «u spielen, es bedarf eines besonderen Stils, wenn das eigentümliche Fluidum, dos alle Bühnenwerke des Dich lcrö ansströmcn, dem Hvrerkreis vermittelt werden soll. Man spielt hier das Stück in einem Zug herunter, das Fallen des Vorhanges war im Grunde weiter nichts als ein Gedankenstrich. Die Hast, das oft übermäßig beschleu nigie Tempo störte die tragische Linie, die für dieses tief gründige Eliarakterdrania bestimmend ist. Im „Misan throp" enthüllt der Dichter nicht allein die Schmerzen seiner Seele, auch den ganzen Abscheu, den er der Lüge, der -Heuchelei, dem leere» oberflächlichen gesellschaftlichen Treiben entgegenbringt. Alcest ist darum eine so eminent tragische Natur, weil er sich nie zu Konzessionen verstehen lann und sich mit der Berechtigung seiner Menschenver- achtnng von der Welt zurückzieht. Die Empfindung aber, die das Walten eines tragischen Verhängnisses in einem groß angelegten Menschen vermitteln sollte, stellte sich nicht immer ein. Paul Wiecke wird sicher einmal als Alcest erschüttern können, wenn er das Island, das den Eharakter umschließt, strasscr gezogen haben wird. Er hatte Angcn blicke, nainentlich im 1. Akt in der großen Szene mit Ecli- mcne, die durch die Gewalt großer, aus Tiefen geschöpfter Ausdrucksinittel ergriffe», aber in den Momenten, in denen Alcest gegen das hohle GcscllschaftStreiben mit seiner üblen Meüisance eifert, entbehrten Zorn und Wut jener Unter- tönc von Schmerz, die für sein Fühlen bestimmend sind. Paul Wiecke gab ihn vorwiegend als starken Eholcriker, scharflinig in der Zeichnung, doch ohne dunkle, tiefe Schat ten. Aber wie trefflich immer ein flottes Tempo für das Wesen der großen Gesellschaft als charakteristisches Moment gelten mag, die tragische Gestalt des Schauspiels sollte nicht davon berührt werden. Selbst der etwa mit dem In halte des Schauspiels Unucrtrciutr müßte schon in de» Eingangsszenen spüren, daß sich in Alrest das Drama ncrkörpert. Charlotte Bastä bringt für Rollen, wie die Eelimcnc, alles mit. virtuose Beherrschung der Sprache und sichere Meisterung der ganzen Ausgabe, medisante Plauderkunst und jene lächelnde Anmut, die die starke Leidenschaft des Mannes Alcest begreiflich er scheinen lassen. Sie spielte Moliörc vorzüglich »nd sprach Fulda mit Geschmack — es war die abgeschlissenstc Leistung des Abends. Ida Müller-Bardou suchte mit der Arsinoö den Tup einer alternden, geschminkten, bigotten Kokette zu schassen, cs gelang ihr, zu interessieren, wenn auch die Schärfe und das Gift, das Charlotte Bastss Ccli-, mene mit so viel Grazie versandte, fehlten. Ihre Waffen waren nicht scharf genug geschlissen »nd die Behandlung der Bcrse erschien ein wenig sonderbar. Rudolph Wein man» und Albert K c h 1» statteten die Brr chrcr Eelimcnes mit einer gehörigen Dosis Albernheit und Geckerei aus, Adolf Mülle r charakterisierte den belei digten Dichter Oront ergötzlich. Paul Felde» und Alice Verden liehen dem iynipathischen Liebespaare Philint und Eliante Ton und Charakter cinsochcr, schlichter Herzlichkeit. — Voltaire soll den von den Verfassern schon mittelalterlich stilisierten Schwank „Advokat Pate l in", in dem der Advokat den Kaufmann betrugt, der Schäfer aber Kaufmann, Advokaten, Richter an Rassinc ment übcrtrisft, für besonders köstlich und ergötzlich und wertvoller als Maliers Chnrakterlnstivicle gehalten haben. Diese Ansicht des geistreiche» Philosophen kann man schwer begreifen. -Heute besitzt der Schwank allenfalls noch historisches und theatergcschichtliches Interesse, a» sich ist er dünn »nd arm an eigentlich komischen Situationen. Man scheidet von diesem Schwant, wie von dem Erzähler einer wenig humorvollen, dafür aber sehr langen Anekdote: ha, ha ha, habe nie jo gelacht. Ilm das altsraüzösische Werl, das z» seiner Zeit so viel Fröhlichkeit hervorgebrachi haben toll, für das Publikum von heute mundgerecht zu machen, gab man cs als Hanswurstiade in, Stil eines KasprrletheatrrS. ES wirkte in dieser Ausmachung wie eine Gipssache, die man durch irgendeine Tinktur in ,^:chte Bronze" verwandelt hat. Tgs Bühnenbild mit de» ge malten Lpielschachtelhäuscrn und Bäumen batte wohl ciwas sehr Drolliges, und vermittelte Stimmung. Aber diese Stimmung konnte nicht gehalten werden, obwohl Hanns Fischer tdcr auch noch die gewiß nicht leichie Regie führte! als Patrlin, »nd namentlich Frl. Verden als Magd Eolcttc alles taten, um durch charakteristisches Holzpuppenwesrn zwerchfellerschütternd z» wirken. Es waren aber keine Holzpuppe», ebenso wenig als Gipic Bronzen sind. HanS Wahlbcrg, H c r m a n O B r y c r. Rudolph Wcinmann. Willi G 11 nz, Auguste Diac 0 » 0 und Lotte Klein hatten sich so echt als müg lich im Sinne deS Kasperletheaters zurecht gemacht und suchten auch durch beabsichtigte Monotonie im Sprechen die Heiterkeit hervorzulvckcn. die der primitive Schwank an sich trotz der geschickten Bearbeitung durch Wilhelm Wolters kaum hätte erziclen können. d»
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