Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.05.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100519028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910051902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100519
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910051902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-05
- Tag1910-05-19
- Monat1910-05
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ivtesr» Statt wird de» Ltsern von Dresden und Umgebung a» Loge vorher bereit» als Ubena-Mrgade »»gebellt, während e» cne Posi-Lbonnenien am Morgen t» einer Gcjamiausgabe erhalten. 54. Jahrgmrg. ^ 136. Be,u,»»eßhhr i-I-rttllahrt I>Ir Dr«e> »n »«> »»glich »,„,». ,!>>!>>»»,-lmr-aun»»» «oni», und Llo»l»,e» nur einmal i L b0 lckt, »!>rch»u»nx>r»,»N-un- mas>«nare ».»it Mt. AN »lnmchiger 6u- »nllun, durch die P«N IlNlnrnilüeftellgel«,. r>e dr» SNrrn l>«, reetden u Uingedun, am Tag« ««eher ll>» «rfteUN» Ndrnd-Au«- gaben «rhatten bl» a»4- e-aellaen «»jlaher mit d,r Morg«»-Sl»4gob» jglamme» ju^eftelll. »>!ichr»u»nur Mildeul» l>ch«r Quallen»,igad« i.rretd. Rachr'I ,u- tals,-. — Unoerlangie Vanujtruil« werden nicht ausbewahrl. Donnerstag, 19. Mai 1919. Tclcgramm-Ndressc: Nachrichten TreSven. 185G Druck und Verlag von kiepsch L Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrcche 58 10. Fernsprecher: 11. ros« rtrot Nnzetge«-Tarif Snnahtne von Lnkün« digungei» dir. nachm, ll Uhr. Lonntagt nur Mmienstroße Nt von N d,4 ' Uhr T»e einspaltige Grund^eue ica. 8 Silben) 2L -i-' . Familien-Nachrichlr.i ous Dresden 20 v' G^challS StN/icigen auf der Privatstlle .^eils ZO Ps.; die iweifpaU'ge Zeile a.Tei.U->te SO L — An Nurmi erir nach Sonu u -ciertage» die eulspaititzL Älund^ zeile .^OPs . auf Privat feile tVPf., Familien» Nachrichten a. DreLocn dieLiundjeile2-Pi.— Auswärtige Auftrag - nnr gegen Dorau-v.' «ahluna. — Arber» Be, legdlat! kosteL 10 Pf. Vrss<)tzn-A. / /sug.sÄiknsckerf^söf>Nß) LN- ?lÄULnscli^nZS7 ^ /^oöLk-NL ÄllWM.^'u^kL J-chnr». Aufrugbsov^ ALrr7 oiNgo ^Lefev. Prinz Johann Georg reiste heute nach Lon don. um im Aufträge des Königs der Beisetzung bci- ,,»wohnen. Die fortgeschrittene Einwohnerzahl Dres dens betrug am t. Avril 1010: 5,50 000. Als Nachfolger (5 u r f ch m a n n s an der Univer sität Leipzig ist Geh. Rat Prof. Dr. v. Krchl ans- ersehen. In Berlin starb heute der Historien- und Gcnre- maler Franz S l a r b i n a. Tie Bilanz Ungarns ist für IM!) um 72 216153 Kronen u n g tt n st i g e r als für IM8. In Petersburg macht sich die Cholera schon wieder bemerkbar. Neueste DiMmMmgen vom 18. Mai. Die TrancrscierlichkeUcn in London. London. iPriv. Tel.) -Heute morgen 6 llbr öffnete sich die W c st m i n st er - Hal s von neuem. Gestern abend , ll Uhr fnbr >1 ö n i g A l s o n s von 2 vanic » bei der Wcstminstcr-Hall vor Obwohl die Halle für das Publikum schon um l(> Uhr oeichtosic» worden war, uin- drangten doch dichte Mafien das Tor, durch das die Polizei Alsvns XIII. den Weg bahnen muhte. Der nnige König Hand lange vor dem Kntasall still, dann ging er um den Sarg herum und musterte die Kränze und Blninen- siiiete. Zehn Minuten nach N Uhr erst verlieh er die -Halte. Bltssingen. Der Deutsche Kaiser ist heute vormittag kurz nach 10 Uhr hier eingctrosfe» und hat sich »ofort an Bord der „Hohenzollcrn" begeben, die »m 1t Uhr in Lee ging. Wien. Erzherzog Franz Ferdinand ist beute nach London abgereist, um den Kaiser bei der Leichenfeier zu vertrete». Bom Halleyschen Kometen. Berlin. tPriv.-Tel.l Die Treptower Stern warte wird während der ganze» Nacht geöffnet sei». Die elektrischen Straßenbahnen verkehre» bis 1 Uhr früh. Uni U) Uhr abends wird Direktor Dr. Archenhold einen Vor- trag halten über die Erscheinungen beim Durchgang der Erde durch den Schweis. Nach dem Bortrag finden die Be obachtungen der Begleiterscheinungen statt. Es wird ein kleiner Fesselballon steigen, der die Eiettrizität heruntcr- teitet, um die potentielle Energie der Lust zu menen. Der Komet wird nicht zu sehen sein. Er erscheint erst am 20. oder 21. Mai am Abcndhimmcl. An der Berliner Königlichen Sternwarte am Enckeplatz sind keine besonderen Porbercitungen zur Beobachtung des Kometen gelrossen worden. Das Gebäude der Sternwarte liegt ziemlich tief, so daß der Ausblick über die -Häuser »ach dem Rande des Horizonts, auf dem der Komet erscheinen soll, nahezu unmöglich ist. Es ist kaum anzunchme», daß von dem Vorbeigang des Kometen vor der Svnnenschcibe etwas zu scheu sein wird, den zunächst sind die Wettcrans sichten trübe und selbst, wenn Helles Wetter ist, wird man nur mit guten Fernrohre» einen schwachen Schatten vor der Lonncnschetbc vorüberhnschcn sehen. Bermntlich wird bei schönem Wetter der Nacht Himmel eine hellere Fa hling answcisen als sonst. In Parts wurde gestern an der Akademie der Wist'enschasten der Berich! des Direltors des Obiervatoriumv van Marseille »erlesen. Proscstor Borelli in Marseille Hai den Schweis des K o in e l e n gemessen und gesunden, dast er eine Länge non 21,60 «Krad besitzt. Das gleiche bestätigt der spanische Astronom Eszagun. Er stellt seit, daß die Länge de» Schweifes die Eniscrilnng zwilchen Erde und Komet um ein Bedeutendes übersteigt und dast daher mit Sicherheit anzuvchmen ist, das; die Erde durch den letzten Teil des Koinctenichweises durchziehen wird. Einzelne Gelehrte aber geben der An sicht Anedriici, dast dieser Durchzug der Erde durch de» Schweif noch nicht mit Sicherheit anzunchmen sei. Es tonnten Erscheinungen eintrete», die ein Borbeigebcn des Kometen mit sich bringen, ohne dast der Schweis mit der Erde in Berührung lammt. Profestvr Bigozrdan vom Pariser Observatorium crllärte, es sei lächerlich, sich nor dem Kometen zu fürchten, noch lächerlicher, gerade heute nach! Befürchtungen zu hegen. Für die Erde bestelle teiiier lei Geiaht, die Pariser köii'iten ruhig schlafen. Die Astrv nomen in Paris würden den Kometen nicht wahr»ehmen, den» er befinde sich »iel zu nahe a» der Lonne: erst in drei bis ! Tagen werden die Beobachtungen wieder ansge nomine» werden können. Paris. iPriv. Tel.» Trotz beruhigender .'.eitnngs- r.rtikcl slöstt der .Halle»'che Komet der hiesigen Be viilieruug g roste '! n g st ein. ü)nnze isrnvven von »'lau bigen beabsichtige», die Nacht in den Kirchen zu verbringen. Ptoscssor Ltarbina s. Berlin. lPriv. Tel.! Der Historien- und Elcnrc- malcr Professor Franz Lkarbina ist heute vormittag in seiner Wohnung im Alter von bl fahren gestorben. Er war seit etwa 8 Togen an einem Nierenleiden ertrankt, das il»i unerwartet rasch hniwegrasfte. Professor Skar- bina, der Fungrsellc war, wurde am 24. Februar 184!) z» Berlin geboren, Er besuchte in den Mer Falnen die Aka demie. Ter Verein Berliner Künstler, dem Sknrbina seit Fahren angchört, hat noch keine endgültige» Be stimnulngcn bezüglich der Tranerfeier getroffen, da der erste Vorsitzende Professor Rudolf Schnltc-Fmhof verreist ist. Der Verein Berliner Künstler dürfte sich korporativ an der Beerdigung Slarbinas beteiligen. Ungarns Finanzabschluß. Budapest. Dem S t a a t s k a s s c n a u S w c i s c zu folge ist die Bilanz des Fahres l9M um 72'216-1.1:1 Kronen ungünstiger als die des Fahres lR>8. Die Bilanz ist un günstig beeinflusst worden, weil die Ausgaben einzelner Ministerien bedeutend gestiegen sind, weil infolge der ver worrenen äußeren Lage die gemeinsamen Ausgaben wie auch die Ausgaben für die Landwehr bedeutende Summen beansprilcht haben, und schließlich, weil die Betriebsaus gaben für die Ltaatsbahncn um 25 Millionen Kronen höher waren. Nuwettcrnachrichtcu. Plauen. Der 28jührigc Ltistinaschincnbesitzer Kurt Poller aus Ellcfcld und seine Frau wurde», als sie gestern zwischen Albertsbcrg und Earvlagrün. unter einem Baume Schutz vor einem Gewitter suchten, durch Blitzschlag getötet. - . Görli tz. lPriv.-Tel.) Durch einen Blitzschlag in die Tclegraphenleilniig wurde ein P v st a s s i st c n t am Morseapparat betäubt. Er liegt schwer erkrankt darnieder. A r n s b e r g. t Priv. Tel.) Ein heftiges Un wetter wütete im ganze» Lanerlaiide. Starke Gewitter, verbunden mit wolienbruchartigem stiegen und Hagei schlag, richte'en graste Verwüstungen in den Gärten an Fablreiche Blitzschläge werde» gemeldet. Fn einem Hstcl in Arsbcrg drangen Waiicr und Schlammmassen vvn der hochgelegenen Svcster Landstraße bis in das zweite Ltociwrrl ei». Auch das Münstcrlaud hatte unter dem starke» Unwetter zu leide». Paris. Durch einen Blitzschlag entstand in der Francnableiltnig des Frrenbanses Bailenl eine Feuers b r » n st, die einen großen Trii des Gebäudes einäscherte. Die Rettung der Kranken war mit erheblichen Schwierig teiie» verbunden, da sich viele von ihnen unter Betten versteckt hatten. Berlin. Bei»! Baden an verbotenen Stellen sind gestern drei junge Leute e r t r n n l e n , zwei im Müggel see, ivo sie ;n weit hiiiansgeichivomnien waren. Bei Schivaneinvei der ertrank ein Ansstügler, der in erhitztem ?,nitai!de ins Wäger gegangen war. Alle drei stammen aus Berlin. Paris. T» einer der Staatsbahndircktoren cs ab- lehntc, eine Abordnung des Lunditats der Eisenbahner zu empfangen, die mit ihm über dir Bemessung der Woh- inmgsgclöer verhgndeln wollten, nahm der Exckutivaus- schnst des E iienba h nersnndikats einen Antrag an, in dem ziemlich unverblümt mit dem Streit gedroht wird, falls die Vcrlretcr der Staatsbatzn bei ihrer Weigerung verharren sollte», mit dem Lundikat in Verhandlungen cinzulrcte». Paris. Das llebci ein kommen wegen der Ueber- uallmc der neuen ö p r.o z c n ti g c n m a r o k Lan i s ch e n Staatsanleihe von 1l)I l?kl>M Francs — 81810440 Mart nominni ist heute vvn dem in Paris anwesenden marokkanischen Finanzministcr El Mokri einerseits und dem Delegierte» der Staatsbank von Marokko anderseits unterzeichnet morden. Die Anleihe ist siche raestellt durch die freien Ucberschüssc der Zollcinnahmen, dem zu er wartenden Ertrage des neugcschasfcnen Tabakmonopols und einige andere für ihren Dienst überwiesene Steuer« und Einnahmen. Buenos Aires. Tie deutschen Kreuzer „Emden" und „Bremen", der österreichische Kreuzer „Kaiser Karl VI." und der holländische Kreuzer „Utrecht" sind aus Anlaß der Z c n t c u a r s c i c r hier cingctrosscn. Ter japanische Kreuzer „Ftoma" bleibt wegen seines Tiefganges im Hasen von Baliia Bianca und wird zur internationalen Truppenschau am 2ö. Mai 200 Mann seiner Besatzung ent senden. vettlicktt luxi Zäcdrkcder. Dresden, 18. Mai —* Anläßlich des bevorstehenden Geburtstages Seiner Majestät des Königs wird die Oberhofmcisterin am Königlichen Hose, Frau v. d. G a b c l c n tz - L i n s i n g c n , Montag, de» 28. Mai, nachmittags von 3 bis ö Uhr, in Hunrt »na AkrenrcbaN. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hostheatcr, Tic Posse mit Gesang „Ä h r i tz - P v, r i tz" von H. Willen und L. Fustinus, Musik von Gustav Michaelis, die Sonn tag, den '22. Mai. mit neuer kosiümlichcr Ausstattung in Szene geht, ist wie folgt besetzt: Peter Lictzow: Herr Mch- ncrt, Piepcnberg: Herr Müller, Rui.: Herr Fischer, Eulalia: Frl. Diacouo. Lhendclindc: Frau Körner, Ulrike: Frau Salbach, Emil Thülecke: Frl. Verden, Ebert: Herr Stifter, Frau Loltmann: Frl. v. Schlettingcn, Lusanna: Frl. Klein, Klobig: Herr Nenmann, Schwesei- mann: Herr Beyer, Naukc: Herr Wicrtb, Fritz: Herr Hufs, Nase: Fr?. Scheudlcr, Börner: Herr Aubclskn, Iettchcn: Frl. Siegcrt, Nettchen: Frl. Leder. s* Der Nachfolger Eurschmanns. Wie verlautet, ist es als sicher anzuschen, daß auf den Lehrstuhl des verstorbenen Geh. Rats Professors Dr. Eurschmaiin i» Leipzig Herr Geh. Nat Professor Dr. mccl. «t tli. c.» phil. v. Krchl, der zur zeit als ordentlicher Professor für innere Medizi» an der Universität Heidelberg »nd als Direktor der medizinischen Klinik tätig ist, berufen wird. Krehl ist 40 Jahre alt, ge lwrcncr Leipziger, ein Lohn des Orientalisten und früheren Direktors der Universitätsbibliothek. s* lieber die Operativ« an Joseph Saiuz. Zu einem leichten Hämorrhoidalleiden, an dem Kainz seit 1'b Jah ren laboriert, gesellte sich in letzter Zelt eine Darmpolypen- bildimg. Boe ungefähr zehn Tagen erachtete der behan delnde Arzt des Künstlers, Proscsfvr Dr. v. Norden, die Entfernung dieses Tarmpolyven für notwendig. Der Künstler begab sich Montag nachmittag In das Sanatorium Loci», wo am Dienstag vormittag Primarius Dr. Schnitz ler unter Assistenz des Hoftheatcrarztcs Dr. von Brenncr- burg die Operation nornabm. Infolge des hohen Sitzes des Darmpolnpen war die Operation sehr schwierig. Kainz lag '2'" Stunden in der Narkose. Er hatte beträchtlichen Blutverlust, die Operation gelang aber vollkommen. Nach dem Kain» aus der Narkose erwacht war, sagte er z» seiner Umgebung: „Ihr habt mich sehr gemartert." Er erholte sich aber rasch »nd konnte einen vier Selten lange» Brief seiner Gattin, die sich tn Wilbelmdhöbe befindet, selbst lesen. Kainz hatte während de« gestrigen Tage» heftige Schmer zen, die abend» so schlimm wurden, bah ihm der Arzt eine Morphiuminjektion geben mußte. Er mar aber fieberfrei und schlief um 8?2 Uhr abends ein. Er wird, sobald die Krankheit einen normalen Berlauf nimmt, Ende Juni noch ein- oder zweimal im Bnrgtheater aiiftretcn. i* Gehcimrat Tschudi in München wurde zum Mitglied -cs Vcrwaltungsrates des Germanischen Museums ernannt. i* Richard Strauß' Mutter Josepbinc geborene Pschorr, Witwe des Kammermusikers Pros. Franz Strauß, ist 7:1 Jahre alt zu München in Gegenwart ihres Sohnes ge- storben. ß* In Weimar verstarb die frühere Spielgefährtin von Goethe s Enkelkindern, Frau Hardtmuth, im Alter vvn 80 Jahren an Schlaganfall. °f* In den nächste» Tagen wird in dem bekannten Berlage von Wilhelm Bacnsch, Dresden, ein Buch erscheinen, das in allen politischen Kreisen des Deutschen Reiches wie auch in Oesterreich-Ungarn Aufscbcn erregen dürfte. Es ist dies der dritte Baud des Memoirenwerkes „Erinnerungen aus «einem Leben" von dem ehemaligen Sächsischen Minister Freiherrn v. Friesen, dessen beide ersten Bände bereits im Jahre 1880 erschienen sind »nd damals eine heftige Polemik hervorriefcn. Auch der dritte Band dieses ungemein interessant geschriebenen Werkes dürste z» lebhaften Erörterungen Anlaß gebe», aber die Beiten, von denen der Bersasser berichtet, gehören der Geschichte an, und die Männer, von denen er erzählt- sind wohl schon alle gestorben, so daß kein versüuUchcr Streit mehr den Wert dieser Dokumente beeinträchtigen kann. Ter Verfasser will keine Geschichte schreiben, aber die Aufzeichnungen des vorliegenden Bandes umfassen eine Jett, die für uns Deutsche den Höhepunkt unserer Geschichte bedeuten, die Jahre vom Ende de» deutschen Bruderkrieges an bi» Mitte der siebziger Jahre, die Zeit des Norddeutschen Bundes bis znm Beginn des neuen Deutschen Reiches, an dessen Aufban auch der Bersastcr sein Teil beigctra,en hat. So sind seine «uszcich- nungen wertvolle Ergänzungen zur deutschen Jcitgeschichte, und tn ihnen spiegeln sich die Syipfindnngc» und Strö mungen lener großen Epoche wieder, die um so Inter- rssanter sind, als der Verfasser als leitender Minister Sachsen» einen tiefen Einblick in die Vorgeschichte der Relchbgrttndun- getan hat. I« groben und ganzen bat man sich bisher gescheut, die diplomatische Arbeit ienec Jahre ans Tageslicht zu ziehe», und das aus guten Gründen. Heute aber, nach vierzig Jahren, nachdem das Deutsche Reich für ewige Zeiten festgefügt erscheint, ist cs für die Beurteilung der damaligen Verhältnisse mm dem größte» Interesse, auch diese Seite der ReichSgrün- dnng näher zu beleuchten. Manches wird uns verständ licher erscheinen, wen» mir den dritten Band dieser Er innerungen gelesen haben: vor allem aber wird Bis marcks unsterbliches Verdienst beim Lesen dieses Werkes um so größer erscheinen, wenn man die geschäftige K u l i s s c n a > b e i t der Rcichsgegncr während all dieser Jahre bis zur Kaiserproklamatirm be trachtet. Hochinteressant ist die Schilderung über die diplomatische Vorgeschichte dieser Proklamation, die schließ lich doch eine gewisse Verstimmung in manchen deutschen Fürstenhäuser» hervorricf. Hier werden Details bekannr, die bisher doch noch verborgen geblieben sind. Dazwischen drängt sich eine Fülle versönlichcr Erinnerungen, ein gehende Schilderungen sächsischer Ereignisse, die aber in ihrer Bezugnahme ans die Gesamtheit des Reiches für Angehörige aller Bundesstaaten von dem größten Inter esse sein dürste». Speziell die Bestrebungen Friesens nm eine Aendernng des Artikels 78 de, Reichsverfasjung, der be kanntlich die M c h r h c i t s v c r h ä l t n i s sc im Bun des rat betrifft, werden beute besondere Ansmcrksamkeit verdienen, die Stellung Bismarcks zu den „zur» sin^ulc,- rnm" und die nnitarische» Strömungen jener Epoche, alles Dinge, die durch die Frage der Lchissahrtsabgaben wieder in de» Mittelpunkt des Interesses gerückt sind. Man bekommt ein ainchaulichcs Bild von den ungeheuren Schwierigkeiten, die beim Ausbau der Reichsvrrsassiing wohl geeignet waren, mancherlei Mißstimmung in den Bundesstaaten zu erregen. Es ist auch bicr die alles über ragende Größe Bismarcks, die dieser Schwierigkeiten schließlich doch Herr wnrde, »nd es ist ein beredtes Zeug nis von dem beispiellosen 'Vertrauen, das dieser Einzigr bei allen deutschen Stämmen »nd Regierungen geuoß, daß man schließlich auch mancherlei Schädigungen seinetwegen stillschweigend ertrug. So bietet jedes Kapitel diese» neuen Bandes eine Fundgrube bistorisch politischer Nisten- schaft. viel wertvolle» Material über Bismarck. Kaiser Wilbelml. König Jokann, Beust. Bavern, so daß die Herausgab« diese» Werke» i» »er
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite