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Dresdner Nachrichten : 02.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187609021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-02
- Monat1876-09
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 02.09.1876
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»n»el. Kümmern l0VlI>«e «un,„ 30000 «r»l. Alle dt» kllckgad« «tn,,» sandter Manuscrtdte ««cht ItH die «ed»c»t»» »t4t «rdtndltch. 4»1«r«ten>>nnal>me «ul» wilrtl: L»»»«o»t»l» und V»»I»r tn Hamdur», «er» lin, vlltii, »!ct»»t,, «»stl, Krell»», gronnukt «. M. — >»L »««»» In v-rU», Lkip,I», wie«, Hamdur», kinkfurt a. vt-, Mlln» je». — 0»,»« » L«. tn rantsurt ». M. — re. »i,t tn «demultz. — II»- ,l»Ltt», »u»I»r H 0» tn Pnrt». Tageblatt für Uokitik, Unterhaltung, Heschästsverkehr, Aörfenkericht und Kremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Ncichardt in Dresden. Verantw. Redacteur: Frit-r. Goe-sche in Dresden. Unter»»» »erde, «»»<»» »iraie I» an»»no«m«n »«» «».»Udr. e,nn,»,d »t»VMta,»»»Ul>r. I, »eul»,»»: »rot» »tolle«- >»tte ö dt» Staihm. L Ud«. — Der Raum einer kin- »»«Utaen Petit,rite tollet » Pfae. Stnoetandt dt» Aetle »U Pf,«. Eine «arautte ttir d«» »ltch,>«»,,,« itrieb«,» n»n der Jnterate >»trd nicht gegeben. lulwärtige «nnoncen- Uutträg« »0» un» unbe» kannten ktirmen undPer» tonen tujertren wir nur gegen Pränumerande» Höhlung «nrch Brtej- marten oder Postetniub» tun». klcht «kUden loll-n lL Plge. Jnicrole tbr die Montag» - Nuniin-r »der nach einem gelang» »te Pelltjeile M Pi,,. Rr.246. Kinunvzwanzigster Jahrgang. Mttredacteur: vr. Li»»» Für das Feuilleton: n«rtMt»»u . Dresden. Sonnabend, 2: September1876. Politisches. Sech» Jahre sind verflossen seit jenem zweiten September, an welchem ein Heer von 80,000 Mann vor der deutschen Armee die Waffen streckte, an welche», Kaiser Napoleon sich als Gefangener der Großmuth des deutschen Siegers überlieferte. Dem großen Entscheidungskampf bei Sedan am I. September 1870, welchen die siegreichen Gefechte von Beaugency, Beaumont und Nouart vorbereitet hatten, folgten am 2. September die große Capitulation, die diesen Tag zu einem Tage unverwelklichen Ruh mes für das von den hcldenmüthigen Kronprinzen von Preußen und Sachsen commandirte deutscheHcer nnd insbesondere sürdievondem siegreichen Prinzen Georg geführte sächsische Armee gemacht hat. Folgte dem ruhmreichen Tag auch noch mancher blutige Kampf, am Tage von Sedan erlag doch das zweite französische Kaiserreich, wie das erste bei Belle Alliance, und das deutsche Kaiserreich, das Napoleon I. durch Gründung des Rheinbundes zu Grunde gerichtet, erstand als Phönix wieder aus der Asche. Nicht mit rau schender Festfreude, nicht mit dem jubelnden Ucbermuth des Siegers, nein nut dem Gefühl frommer Dankbarkeit erinnern wir uns heute deshalb des Tages von Sedan, an welchem die Vorsehung für Deutschland und Sachsen so Großes gethan hat und wenden uns zu den neuesten Ereignissen der jetzigen Zeit. Das längst erwartete Ereigniß der Absetzung des Sultans Murad ist nun am 31. August eingetreten und der türkische Ministerrath hat nun den Bruder Murad's, Abdul Hamid, als Sultan proclamirt. Die Verhältnisse am Bosporus ivarcn durch die unheilbare Krankheit Murad's fast unerträglich geivorden und das Auskunstsmittel der Einsetzung einer Regentschaft war nach dem Wortlaut des osmanischcn Gesetzes unmöglich. Schon seit Wochen drang deshalb der begabteste der türkischen Minister, Midhat Pascha, auf den nun vollzogenen Thronwechsel, da das Reich in der bedrängten Lage eines Herrschers bedürfe, aber immer wußte die Mutterliebe der Sultanin Valide das ihrem kranken Liebling Murad drohende Unheil abzuwenden. Ihre treuen Bundesgenossen waren dabei der Großvczier Mehemed Nudschi Pascha, welcher bei einem AHkONNlök'hsi'l seiner» gv» vcvlicvon Freund, der englische Botschafter Sir Elliot, welcher durch die Ab setzung des von ihm so lebhaft unterstützten Sultans Murad alles Ansehen in der diplomatischen Welt verliert. Aber in jedem Ministerrathe wiederholte Midhat Pascha seine Gründe, und die religiösen Elemente des CabinetS stützten seinen Standpunkt mit Stellen aus dem Koran, welcher keinen geisteskranken Herrscher auf dem Throne duldet. Der Scheck ul Islam war sehr willfährig, die Fetwas auszufertigen, welche dem gläubigen Prinzen Abdul Hamid den Weg zum Throne bahnen, und trotz der aufrichtigen Liebe zu seinem Bruder Murad war Abdul Hamid bereit, den Thron anzu-- nehmen, nachdem seine frommen Freunde ihm die Nothwendigkeit aus religiösen Gründen dargethan hatten. Auf den geldgierigen Abdul Aziz folgte der wollüstige Murad, auf diesen folgt der frömmelnde Abdul Hamid; unwillkürlich mahnen diese drei Sprößlinge Osman's an die gespenstigen Begleiter des apokalyp tischen Reiters, der vernichtend hinwegjagt über das in den letzten Zügen liegende türkische Reich! Abdul Hamid ist am 22. September 1842 geboren und, wie alle türkischen Prinzen, unter stiller mißtrauischer Aufsicht aus gewachsen. Der mangelhafte Unterricht, welchen er empfing, fruch tete bei ihm noch weniger als bei seinem begabteren Bruder Murad, dafür offenbarte sich an ihm, trotz der geringen Aussichten eines nachgeborenen türkischen Prinzen, ein unbeugsamer Stolz und eine gefährliche Herrschsucht. Seine Umgebung mußte sich ihm stets mit knechtischer Unterwerfung nahen, wenn sie ihn nicht bis zu einer Leidenschaft reizen wollte, welche ihn oft selbst zu körperlichen Miß handlungen hinrih. Mit besonderer Vorliebe widmete er sich der Landwirthschaft und erschöpfte sich dabei in den sinnlosesten Ver suchen, welche ebenso wie sein Hang zu Luxusbauten sein Vermögen arg in Anspruch nahmen. Die Partei der Alttürken fand an ihm einen treuen Anhänger und erbaute sich an der Frömmigkeit des Prinzen, welcher sich täglich zwei Stunden aus den, Koran verlesen ließ, mit besonderer Vorliebe jene Stellen, welche von der Herr schaft des Islams über die Welt sprechen. Im September beginnt der Ramadan, der neunte Monat des türkischen Mondjahres, ein Fasten-Monat voller religiöser Ccre- monien, der im fröhlichen Beiramfest, dem muselmännischen Oster fest, einen heiteren Abschluß findet. Bei diesem Ramadanfest ist das türkische Volk an die Mitwirkung seines Herrschers gewöhnt, und da der sterbenskrankeMurad schon seitMonaten keine Moschee mehr besu chen kann,drangen die geistlichenMitgliedcrdes türkischen Cabinets auf die Thronbesteigung ÄbdulHamid's, welcher ihnen völlig ergeben ist. Trotz seiner fanatischen Gläubigkeit wird Abdul Hamid sich einen, Friedensschluß nicht ernstlich widersetzen,s da er des Friedens bedarf, um sich gegen die Palast-Jntriguen der Mutter MuradS und der Anhänger Jzzeddin's, des Sohnes des Abdul Aziz, zu erwehren. Außerdem ist man in Constantinopel arg enttäuscht, keine Fort schritte des Heeres seit den Erfolgen am Timok zu vernehmen. Der hin- und herwogcnde Kampf in, Morawagebiet, die entscheidungs losen Kämpfe um Alexinatz beweisen, daß es mit der Promenade nach Belgrad, von der man schon fabelte, Nichts ist. Der außer ordentliche englische Commissar im türkischen Hauptquartier, General Campbell, schildert die Stimmung im türkischen Heere als eine trostlose und den Mangel an Proviant als besorgnißerregend. Bei den geringen Lebensansprüchen der türkischen Soldaten wirft dieser Umstand ein sehr schlechtes Licht auf die Verwaltung und muß auf einen englischen Officier, welcher an den verhältniß- mäßigen Comfort europäischer Heere gewöhnt ist, einen tiefen Ein druck machen. Das verwüstete Land umher bietet Nichts mehr und Eisenbahnen, um Proviant heran zu schaffen, sind nicht vorhanden. Das türkische Heer hat hinter sich die Wüste, vor sich die gefährlichen, serbischen Engpässe und die stark befestigten Redouten auf den Höhen von Alexinatz und Deligrad. Die russischen Officiere in der serbischen Ar,nee, dexen Zahl die Times auf 500 schätzt, sind gerade in der Befestigungskunst am tüchtigsten. Die Nachrichten von dem türkischen Heer haben nicht verfehlt, die kriegerische Stimmung der Pforte herabzustimmen und der den Christen früher so abgeneigte Abdul Hamid hat sich zu dem österreichischen Botschafter Graf Zichy bereits freundlich und friedlich geäußert. Der Umschwung in Con stantinopel ist bedeutend und der vorsichtige Midhat Pascha zieht es vor, sich mit der Stelle eines StaatSrathS-Präsidenten zu begnügen und sein gefährliches Portefeuille dem alten Nuffcnfreund Mahomed Pascha abzutreten. Damit ist die Nolle des englischen Botschafters Sir Elliot ausgcspielt, welcher nicht mehr auf seinen Posten zurück kehrt, wofür General Jgnatieff wieder als russischer Botschafter in Thätigkeit tritt. Die Türkei bedarf deS Friedens und Serbien wird trotz seines kriegerischen Anscheins die ihm gebotenen günstigen Bedingungen gern annehmen, wenn ihm von Petersburg aus dazu das Zeichen gegeben wird. Mit dem erneuten Einfluß Rußlands in Constan- tinopcl und dem Rückzug Englands wird der Frieden wahrscheinlich. Die bitteren Wahrheiten, welche der konservative Junker Mock dem niederländischen Thronfolger bei Gelegenheit des 40jährigen Gründungsfestes des Metallkreuzes sagte, finden in der ganzen holländischen Presse Widerhall. Verstimmt sieht das gutregierte Holland in dem cigenthümlichcn Lebenswandel des Prinzen von Oranien eine schlimme Zukunft vor sich. Statt seinem Vaterlande als Muster vorzuleuchten und die Zukunft seiner Dynastie durch eine standesgemäße Heirath zu begründen, amüsirt sich der nieder ländische Prinz auf den Boulevards von Paris in ähnlicher Weise wie früher Prinz Murad in Pera, der Vorstadt Constantinopels. Gut wäre es, wenn die Worte Mock's zu chm dringen und auf ihn Eindruck machen möchten: „Wir sind kein asiatisches oder afrika nisches Volk, das seinen Fürsten blind vergöttert. Ein stolzes und freies Volk wägt die Handlungen seiner Fürsten nach ihrem wahren Werth und bestimmt nach ihnen seine Neigung!" Locales au» SSchMeS. — Se. Maj. der König hat am 31. August der Allgemeinen deutschen Crcditanstalt in Leipzig einen Besuch abgestattet und sich Tags darauf nach Borna begeben. — 'S. K. H. Prinz Georg, welcher in Ottcrwisch Quar tier genommen, hat am 30. August dem bei Grimma stattgestm- dencn Manöver belgcwolmt. In seinem Gefolge besauten sich der Kricgsniinister unt viele höhere, an demselben Morgen von Leipzig angelangte Offiziere. Die Division setzte am genannten Tage ihre» Tagö vorher begonnenen Vormarsch gegen Westen fort und sammelte siel, dazu mit der Avantgarde westlich, mit dem Groö südlich Grethen in de» Spitzbergen. Der Feind war bci Pomsen in Stellung gegangen. Nach Beendigung der Hebung fand der Vorbeimarsch vor dem Prinzen statt. Am :ri. August hatten die Truppen Rasttag. — Bei den Verhandlungen In dem in Salzburg abgehalte- ncn deutschen Juristen tage pcranlaßte dlc Frage: „Soll im Falle der Freisprechung l odcr der Nichterhcbnng der Anklage) snr die Untersuchung»hast eine Entschädigung gewährt werten?', eine längere Diskussion. Diese Frage ist allerdings von ziem licher Bedeutung und wir thcilcn daher im allgemeinen In teresse den solgcnden Antrag mit, weicher mit großer Mehrheit angenommen wurde: ,Jm Falle der Freisprechung oder Zurück ziehung der Anklage ist für die Untersuchungshaft an gemessene Entschädigung zu leisten. eö sei denn, daß der An geklagte durch sein Verschulden während dcö Verfahrens die Un- tersuchnngsl'ait oder dlc Verlängerung derselben verursacht hat." Hätte eine solche Bestimmung schon jetzt Geltung, so würde dem Bankier Grnmpclt wegen seiner erlittenen säst ^monatlichen Un tersuchungshaft nach seiner vor einigen Tagen erfolgten Frei sprechung nach Befinden ein recht erkleckliches Cümmchcn auszu- zahlen sein. — Die vom sozialistischen Kongreß ausgestellten offiziellen Ncichökagö-Wahlklcise, d. h. diejenigen, i» welchen die Sozial demokratie einen Sieg sür möglich hält, welche demnach auch von der EcntraUeitung mit Geld- und Rednerkräiten unterstützt wer den sollen, sind folgende: DreSden-Altsladt: Bebel; Freiberg- Hainichen: Frltzsche. Berlin; Leipzig-Landkreis: Demmler, Scbwerin; Borna-Pegau: Geiser, Leipzig; Limbach-MIttwcida: Vahlteich, Cbemnitz; Chemnitz-Stadt: Most, Berlin; Glauchau- Meerane: Bebel-, Zwickau-Erimmltsci'au: Motteler. Leipzig; Stollberg.-Schneeberg: Liebknecht; Zschopau-Marienberg: Wic- mcr, Ebemnitz; Rcichenbachl.Volgti.: Auer, Hamburg; 3 Kreise in Braunschwcig: Bracke. Braunschwcig; Lübeck: .Hartmann, -Hamburg; Reichenvach-Neurode: Aug. Kappeli, Berlin; Nürn berg: Grilienbcrger, Nürnberg; Ossenbach-Diebnrg: Liebknecht; Kassel-Melsungen: Frlck, Breme»; Barmen-Elberfeld: Hasscl- mann, Berlin; Eßlingen: Motteler, Leipzig; Forst-Sorau: Otto Kappest, Berlin; 0. Kr. Berlin: .Hasenclever. Hamburg; 4. Kr. Berlin: Fritzsche, Berlin; Hanau: Frohme, Frankfurt; Solingen: Rlttinghauscn. Köln; Altenburg: Stolle. Erimmitscl,au; Sach sen-Meiningen: Grilienbcrger, Nürnberg; Schleswig: Heinzel, Kiel; Ditmarschen: Walter, Altona; Kiel: Oldenburg, Hamburg; Altona-Wandöbeck: Hascnclever, Hamburg; Scgeburg-Neustadt: Reimer, Berlin; Ealbe-AscherSlebcn: Hurlemanii; I. Kr. Ham burg: Hartmann, Hamburg; Hamburg-Landgebict: Breul, Ham burg; Lennep-Mettmann: Audori, Hamburg. Den liberalen Parteien der betreffenden Wahlkreise kann nicht dringend genug empfohlen werde», sich nicht zu einer Unterschätzung rer sozial demokratischen Slgitation verleiten zu lassen, ihr vielmehr mit der gleichen Rübrigkelt und Energie entgegenzutrete». - lieber den nächsten Weg von Leipzig nach Dresden können wir unfern Lesern ein bübschcS Histörchen mittheilen. Den Leipzigern paßte es bekanntlich nicht gut in das umfang, reiche Fest-Programm am 5. d. M.. daß Se. Mal. Kaiser Wil helm eine Stunde später in Leipzig eintrcffen wollte. alS man ursprünglich calculirt hatte. Man wollte die Seiten der Stadt auszuwrnbenden 100,000 Mark für den Kalicrempsang möglichst effectvoll auönühen - und nun drohte die späte Ankunstöstunde mit Beeinträchtigung der Empfangsfeierlichkeit. Da muß Rath werben. Eine Deputation dampft mit srischcr weißer Wäsche, gut auögcbügcltem Frack und ednpermx einguos nach — Berlin, um an höchster Stelle um Abänderung der kaiserlichen Ankunft in Leipzig zu petittonlren. Aber ach - die Deputation unserer Schwesterstadt batte die Rechnung ohne den Wirth gemacht: DaS Berliner kaiserliche Oberhosmarichallamt bedeutete sie mit schmerzlichem Erstaunen, daß der Besuch Cr. Mal. dcS deutsche» Kaisers nicht ausdrücklich der Stabt Leipzig gelte, sondern daß Se. Majestät zu militärischen Hebungen daö Nachbarland seines Freundes nnd Bruders, dcS Königs von Sachsen, betrete. — Wen» freilich dieser hohe Verbündete Sr. Majestät des Kaisers letzteren um eine Veränderung der Reiscdiöposition ersuche, liege die Sache anders; aber so ließe sich nichlS machen und man be dauere, man wünsche, man u. s. w. Und nachdem sich die Vertreter der Leipziger Bürgerschaft darob lange bestürzt an gesehen. schlängelten sie sich nach dem Aökanischen Platz, wo ein Elsenbahnhos liegt, daran geschrieben steht: „Nach Dresden". Und sie nahmen Billets und inhren nach DrcSdc» tirren wir nicht, Hauptstadt des Königreichs Sachsen) und hier — wurde ihr fataler Umweg lächelnd ignorirt und ihre Sorge ob der ver geblichen DecorationS-, Jllumlnations- und Feuerwcrkökosten mit königlicher Liebenswürdigkeit beschwichtigt. Das war also der nächste Weg von Leipzig nach Dresden! — Vor nun mehr alö Jabreöirist wurde, da man mit den Erbe» der Häuser 12 und Ik» btr Amalienslraße sich wegen Ab bruchs nicht einigen konnte, zumal der Besitz ein fidelcommissari- schcr ist, daS Hauö Elbberg Nr. 1 abgebrochen und so am Aus gang der Zenghansstraße ein freier Platz geschaffen, welcher dazu dienen sollte, um einen Zugang zu einer neuen Straße zu ge winnen, welche durch Abbruch, wenn wir nicht irre», deS Hause« Sir. 22 und 23 dcS Elbbcrgs in Verbindung mit der Stein- und kleinen Zicgelstraße biS zur Rietschelsttaße gebracht werden sollte. So schön und zweckentsprechend dieses Project ist. zumal diese Straße blrect zur neuen lAlbcrts-)Brücke führen würbe, umsomehr ist eö zu verwundern, daß, trotzdem man snr den Ankauf dctz weg- gxbrochcnen Hauscö mit besonderer Bewilligung der Stadtverord neten eine bedeutende Summe Geldes aus der Stadtkasic ausge» geben hat, von dem Durchbruch gar keine Rede mehr ist, und der freie Platz nur eine zwar günstig gelegene, aber äußerst kost spielige Droschkenstatlon geworden ist. Besser wäre cö dann frei lich gewesen, wenn man die AnkaufSsumme erspart, und den ent schiede» unschönen Häuscrcompier der obenbezeichnetcn Häuser 12 und 13 der Amalienstraße zum Theil weggerisscn, nnd nach den bereits unterlegt gewesenen Plänen verschönert hätte. Man möchte wirklich in die abgeschmackte Redensart einstimmcn, daß so Etwas nur i» Dresden Vorkommen könne. — Wie der Lanbtagsauöschuß zur Verwaltung der Staats schulden bekannt macht, soll die öffentliche AuSkoosung der Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Laudhausc, 1. Etage, stattfinben und die Auszahlung der am I. Oktober b. I. fälligen Kapitalien der in dem Termine Ostern und brz. Neulahr 1870 auögelooftcn Stciatöpapicre und der durch Bekanntmachung vom 4. Februar 1876 gekündigten, noch im Umlauf befindlichen, ingleichen der am 30. September bcz. 1. Oktober d. I. fälligen Zinsen der Staatöcinleihcn und Priorltätöschulden am 15. S e p- te »1 ber d. I. beginnen. — Heute bleiben die sämmtlichen städtischen Expeditio nen -v-7 in Anbetracht des deutschen Nationalfestes — geschloffen! — Der Thätcr des am vorigen Dienstag Nachmittag an dem Uhrmachcrgchilfen Schröer in Leipzig verübten Raubmordes, ist am 31. vor. Mts. in Weimar in der Person des 21jährigen Bäckergesellen Hermann Bernhard Störl aus Berka a. I. ermittelt und verhaftet worden. Derselbe hatte eine der geraubten Uhren in Zeitz verpfändet, was sofort von der dortigen Polizei er mittelt wurde, nachdem die gedruckte Bekanntmachung des Leipziger Polizei-Amtes über das verübte Verbrechen dahin gelangt war. Man gab in Folge dessen von Zeitz aus den Polizeibehörden der- >enigen Orte sofort Nachricht, die in der von dem Verpfänder der Uhr eingeschlagenen Richtung lagen. Diese Maßregel hatte seine Verhaftung in Weimar zur Folge und wurden in seinem Besitze nicht nur der Zeitzcr Pfandschein über die dort versetzte Uhr, sondern auch die übrigen sechs geraubten Uhren gesunden. Gestern sind zwei Leipziger Criminal-Polizeibeamte nach Weimar entsandt worden, um den Verbrecher zu übernehmen. — Ein königl. Kutscher Namens Zeißig ist vorgestern Abend in der 0. Stunde in der Pillnitzer Straße schwer verun glückt, indem er, mit zwei geschirrten Pferden, vermuthlich von Pillnitz hcrcinkommend, durch das Scheuwerden der Thiere in der Gegend des Posta,nts Nr. 10 vom Sattelpferde abgeworfen und von den durchgehenden Thieren bis an die Ecke der Amalienstraße geschleift worden ist. Der Verunglückte soll starke Kopfverletzungen davon getragen haben und wurde nach geschehenem Unfall durch einen Wohlfahrtsbeamten in seine Wohnung geschafft. — Ein Verein streng orthboxcr protestantischer Geistlicher bat sich mit einer Petition an die demnächst zuiammentretende Landcöshnode gewandt, welche die strikte Anwendung der alt- iuthcrischen» bckenntnißmäßigcn Lehrzucht wider „die Jrr- lebrer der liberalen Richtung unter der sächs. Geistlichkeit" ver langt. Pastor vr. Sülze i» Neustadt-DreSden wird in der Petition als der Dreisteste und Gefährlichste bezeichnet; er wird wobt in der Synode, der er selbst alö Mitglied angchört, aus diese Anfeindung antwortete Die diesmalige Lantesiynote bürste eine höchst interessante werben, da ihr die Aufgabe zufällt, zu entscheiden, ob in Zukunst in der sächs. Landeskirche nach der alten Satzung von vor mehreren hundert Jahren, oder nach einer neuen, den, Bildungsgrade unserer Zeit entsprechenden gewirkt werben soll. — Der 3. September bringt uns eine Mondfinsternis bei der jedoch nur der dritte Theil der MondcSscheibe nach und nach in den Erdschatten tritt. Die Zeit des Vollmondes ist an diesem Tage Abendö 10 Uhr 3 Min., der Eintritt des Mondes in den Erdschatten erfolgt um 0 Uhr 5 Min., der Austritt um 10 Uhr 19 Min. Vom 17. auf den 18. September, nach Leip ziger Zeit von Abendö 8 Uhr biS ttüb '-»2 Uhr ist eine totale Sonnenfinsternis,, welche im Stillen Ocean, im südlichen Eiömerr und in einem Tbellc Australiens zu sehen sei» wirb. — Ein hiesiger Restaurateur in der Pirnalichen Vorstadt ist, oder war vielmehr Besitzer eines schönenHundeS. eine- sogenannten „Boxer". Vorgestern fanden sich zwei Herren ein, die das Thier kaufen wollten, da ihnen aber erklärt ward, baß eS nicht verkäuflich sei, sichtlich mißmuthig abaingen und der Hund — der muß wohl mit abaegangen worden sein, denn seiidcm hat hn sein Herr nicht wieder erblickt. Die beiden Kauflustigen scheine» somit doch „gekauft" zu haben, nur - recht billig! ^ 77 2tti, gestrigen Nachmittage ereignete sich unweit der an der AugustuSbrückc stehenden Sodawasscrbude nach berTcrrasscn- treppe zu ein tragt-komischer Vorfall. Ein Fuhrmann
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