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Dresdner Journal : 15.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188411155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-15
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 15.11.1884
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VS68. L d»noe»«nt»pr«l»: N»ieL« i dkbrliol»; .... 18 K»r^. ^)U»rllot»: 4 K»rk 5V kk. LivL«to« Klumusri»: 10 kk A»—rv«Id d«, deotteboo kteicb«» tritt kost- und Ltowpelsuscll»? lÜLva. »70«. 80 000 M 88.10 <o — «pr». virtter: lo»or»te»pr«l«oi ^Lr dvo kLuw eivt>r 8«sptUt«llvo ?«titteil« 80 kL vutor „Lu»8««aodt" di« 2«ils 50 kk. öoi ^»d«1Ieo- und 2i§srv»ittr 50 Hri«ed»li>sa i LL^Uol» mit Au«vLtiiQS dar 8oiw- und k«i«rt»^» Absuds kür dsu kol^sudeu ki^. Somabend, den 18. November. 1884. lus«ri»tsouuu»t»utv «tu»«itrt,r /<>. Lrandstetter, OowmisstouLr des Drssdosr douru»t»; Ssmdurx L,rlt» Visa - ».«ipiizl»»«! Srsslsa rr»ak1vrr ». H : //»„««udei» koAlrr,' Lsrltu -Visu S»i»dar^ kru^-I-sipiix ^r»n>lkurt ». I«. Itüoodsll: Äud. )»>««,- Ssrlta: /-nalid^danl:/ Lrsmso: D Hc/dotte,- Lr«,i»u - L. » Lureau <Ln>d Aadat)»),' kr»ollk»rt ». H : A,'. darAer'sebv buebbnudlun^; OvrUt»: <0. MÄter; N»nuov«r: 6. §c/>ü«»ler, k»ri, SsrUn - krsnilkurt ». vl «tottxsrt: Daube O'o., Sswdurx^ Ad. Lte«'t«r Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ller»nvx«d«rr Nüoi«^ Lrpkdition de» Dresdner douruul», Dre«d«n, /.«'u^er,«rnx»e klo SO. n. Max ioßbrrg r Hau» katters- !a»»er»- clmann it Frl. i Leip» ne mit '. Pr°s. it Frl. ibe mit Eisen- t Frl. »ötzschrl riedrich Tochter 1 Wols 17 I)- », geb. i Min- indrock, Sertrud Fricke uhsrost. bedeckt. Mtz. el» hl- deckt. obig« «Ave ÄmUicher Ldeil. Verordnung, betreffens die Einberufung des Reichstags. Wir Wilhelm von Gottes Gnaden Deut scher Kaiser, Kö.ng von Preußen rc. re. rc. ver ordnen auf Grund des Artikels 12 der Verfassung, im Namen des Reichs, was folgt: Der Reichstag wird berufen, am 2V. Novem ber dieses JadreS in Berlin zusammenzutreten, und beauftragen. Wir den Reichskanzler mit den zu diesem Zweck nöthigen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Hüchsteigenhändigen Unter schrift und beigedrncktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den II. November 1884. (l-. 8.) gez. Wilhelm. ggez. v. BiSmarck. Bekanntmachung, eme Anleihe der Stadt Lößnitz betr. Die Ministerien de» Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrathe zu Lößnitz unter Zustimmung der dasigen Stadtverordneten beschlossenen Ausgabe von, auf den Inhaber lautenden, feiten des letzteren unkündbaren Schuldscheinen im Betrage von je 20«) Mark —. zum Zwecke der Aufnahme einer mit vier vom Hundert jährlich zu verzinsenden städti schen Anleihe von Einhundert und fünfzigtausend Mark —. nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und bez. Til gungsplanes die nach 8 1040 des Bürgerlichen Gesetz buches erforderliche Genehmigung ertheilt, was andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, den 5. November 1884. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. von Nostitz-Wallwitz. von Könneritz. Münckner. MijüimLlicher Cheil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Freitag, 14. November, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Stanley ist hier rin- getroffen und wirb als technischer Beirath der amerikanischen Vertretung der westafrikanischen Coufereuz beiwohnen. Buda Pest, Donnerstag, 13. November, Abends. (Corr.-Bur.) In der heutigen Plenar sitzung der ungarischen Delegation erklärte in Betreff deS Antrages des Ausschusses, die Negierung zur nachträglichen Verrechnung der für die Befestigungsarbeiten in Boö- men und der Herzegowina präliminirten nicht verwendet«»» 3 000000 Gulden zu ermächtigen, der Del. Sulagyi, er könne diesem Begehren nicht zustimmeu, weil er schon in der ursprünglichen Votirung eine Ueberschreitung der Competrnz der Delegationen erblickt habe. Der Referent Hegedüs aiebt zu bedenke», daß die Entscheidung über die Verwendung der fraglichen Summe in die Com- prtrnz derjenigen Körperschaft fallen müsse, welche zur ursprünglichen Votirung für comprtent be- fundrn wurde. Pari«, Donnerstag, 13. November, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer bat heute den ersten Artikel der Vorlage über die Abgaben von Wein mit 256 gegen 211 Stimmen abgelehnt; die ganze Vorlage ist damit gefallen. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte".) Die Brrathung des Budgets in der Kammer beginnt morgen. London, Donnerstag, 13. November, Nacht«. (Tel. d DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der UnterstaatSsecretär des Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, auf eine An frage, der Negierung sei keinerlei Bestätigung deS Gerüchte« zugegangrn, baß der General Gordon von den Aufständischen niedergemacht worden sei. Das Einzige, was darüber vorliege, sr» eine Mitthri- lung deS französischen ConsulS an den englischen Genrralconsul Baring, wonach brr französische Consul gestern über Massowa unb Suakiu er fahren haben wolle, daß Khartum gefallen unb der General Gordon uiedergemacht worden sei. Diese Mitthrilung scheine aber nur eine Wieder holung der schon früher verbreitet gewesenen be züglichen Gerüchte zu sein. Im weitern Verlaufe der Sitzung verlas der Staatsfrcretär des Kriege», Marquis v. Hartingtcn die (unter „Tagesgeschichte" mitgelheilten) in Kairo eingetroffenen Depeschen de» Mudire von Dongola über den General Gor don und fügte hinzu, die beiden letzten Briefe des Letztem batikten auSKHartum vom24.und26. August und besagten, cr sei noch auf 5 Monate verproviantirt und beabsichtige, den Oberste», Stewart mit dem französischen und dem britischen Consul zum Ent- satze von Dongola nach der Zerstörung von Berber zu entsenden. Somit sei Slewart nebst Gmosseu wahrscheinlich ermordet worden. Ler SlaatS- secretür des Kriege«, Marquis v. Hartlngton, be antragte den NachtragScredit für die Niterpedition und erklärte dabei, der General Wolseley werde, wenn irgend möglich, eine rruppenabtheilung durch die Wüst« von Debbth nach Khartum srnden. Der Hauptzweck der Expedition sei, den General Gor- von zu entsetz«». Der General Wolseley sei aber durch nichts verhindert, in Khartum Schritte zu unteruehmen, um dort e»ue geregelte Negierung zurückzulaffrn. D-e Kosten der Expedition wür den, wie er glaube, den geforderten Credit nicht erheblich übersteigrn. Der Credit wurde hierauf mit 13 gegen 17 Stimmen angenommen. AuS Dongola meldet „Neuter's Office": Ein heute hier angtkommmer Deserteur vou der Armee des Mahdi in Berber bcrichtet, die Einwohner von Berber seicn gegen den Gouverneur von Berber fe»ndl»ch gesinnt, würden auch durch den Dampfer des Generals Gordon stark beunruhigt und wür- dtl» sich bei der Ankunft englischer Truppen sofort unterwerfen. Lebensmittel und Munition seien knapp in Berber. New-Uork, Freitag, 14. November. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die officiellen Berichte über die Wahlmännerwahlen liegen jetzt aus 53 Graf schaften des StaateS New-Aork vor. Die Zählung der Stimme,» in den einzelnen Grafschaften schreitet nur langsam vor. In New-Aork und ankeren Grafschaften sind verschiedene Zrrthumer eneb ckt worden. Die Majorität für Cleveland dürfte jetzt 1000 Stimmen betragen. Dresden, 14. November. Es wurde bereits wiederholt an dieser Stelle, zu letzt in Nr. 261 unsers Blattes, auf den Aufschwung der Fabrikation halbwollener und gemischter Waaren- fabrikate in Deutschland und den diesen» Aufschwünge entsprechenden Rückgang der französischen Seiden kunstweberei aufmerksam gemacht Um diesen Rück gang aufzuhalten, haben die Lyoner Seidenweber an die französische Regierung ein Gesuch um temporäre Zulassung ausländische» Baumwollgarne gerichtet. Wie aber bereits betont wurde, flehen einer solchen Maßregel ernste Bedenken gegenüber. Was dem Eine»» Recht, das ist dem Andern billig. Wie die Seidenweber, so verlangen die Tüllweber ebenfalls die Zulassung der ausländischen Garne; auch andere In dustrien bedürfen dieselben, und diesen könnte man gle»chfalls Das nicht versagen, »vas man den Lyoner Seidenwebern zugestchen würde. Mit großer Ent schiedenheit haben daher neuerdings die Baumwollen spinner des französische»» Nordens gegen die er wähnten Anträge der Lnoner Seidenweber Verwah rung eingelegt. Die Besitzer der Seidenindustrien schwiegen ihrerseits hierzu nicht still und veröffent lichten eine Kundgebung, welche sür alle bei der Textil industrie betheiligten Länder, insbesondere aber sür unser deutsches Vaterland von höchsten» Interesse ist. Aus den Mlttheilungen über eine, vor 14 Tagen zu Grenoble, der Hauptstadt des 105 Quadratmellen großen Departements der Jstzre ^Ober-Dauphins), abgehaltene Versammlung ergiebt sich, daß die obschwebende Streitfrage nicht nur Lyon, sondern den gejammten Südosten Frankreichs angeht, und daß die Entscheidung derselben auch für die deutsche Industrie von capitaler Wichtigkeit sein wird. Die Lyoner Seidenindustrie hat es nicht nur mit dieser Stadt und deren Umgebungen, sondern auch mit sämmtlichen benachbarten Departements zu thun. Sie umfaßt die Thätigkeit von nicht weniger, als 500000 Arbeitern, die an 100000 Handwebstühlen ».von denen 25000 auf die Stadt Lyon kommen) und an 250««0 mechanischen Webstühlen beschäftigt sind; zu ihnen kom men ebenso viele »nit Vorbereitungsarbeitei» beschäftigte Leute (prspurutsurs) und eine Viertelmillion Vertre ter von verwandten Industrien. Der Gesammtumsatz dieser Gewerbe wird auf 1 Milliarde, der Werth der Production der Weber auf 400 Millionen jähr lich angeschlagen; die Hauptarbeit wird aber nicht in den Städten und Fabriken, sondern auf dem flachen Lande und in den Häusern, und zwar von Leuten gethan, die nebenbei Landwirthschaft treiben und so eingerich tet sind, daß sie diese doppelte Thatigkei» nicht wohl entbehren können. Da Lyon der Mittelpunkt und die Capitalquelle des gesammten Geschäftes bildet und innerhalb dieser Stadt die Production von halbseide nen Stoffen die maßgebende Rolle spielt, ist das Wohl und Wehe der Landschaften der Jssre durch die Zu kunft Lyons mitbedmgt. Der dortige Bedarf an Baumwollgarnen repräientirt eine Summe von min destens 32 Millionen jährlich, an denen die nordsran- zösische Baumwollspinnerei indessen nur mit 8 bis 10 Millionen betheiligt ist. Die beschränkte Leistungs fähigkeit ihrer einheimischen Spinnereien führen die Franzosen auf die falsche Sicherheit und mangelnde Strebsamkeit dieser von der Zollgesetzgebung allzu günstig behandelten Industrie zurück; den elsässischen und englischen Gespinnsten sei nur ein einziges Haus im Vogesendepartement, die Firma Claude, ebenbürtig — alle übrigen Fabriken lieferten sür hohe Preise mittelmäßige Waare. Nachdem die Halbje»denindustrie Lyons binnen kaum 7 Jahren (1877 bis 1884) ihre Production mehr, als verfünffacht hat (,1877: 32 Millionen, 1883: 170 Millionen), ist dieselbe von der Baumwollindustrie des Auslaudes vollständig ab hängig geworden. Allein aus dem Elsaß werden sür 12 bis 13 Millionen Baumwollgarne eingeführt, und diese Quantitäten würden noch ungleich größer sein, wenn der Einfuhr nicht die hohen, bisher nur rück- sichllich der höheren Sorten zeitweilig erlassenen Zölle gegenüber ständen. Da in Deutschland die elsässischen Garne zollfrei sind, die englischen gegen geringe Zoll- abgaden eingeführt werden, kann es wohlfeiler produ- ciren und Frankreich mehr und mehr aus dem Felde schlagen. Vergebens hat man in Lyon die Löhne herabgesetzt, vergebens Einschränkungen und Verbesser ungen aller Art eintreten lassen — die deutsche Hald- seidenweberei producirt unter so viel günstigeren Be dingungen, daß sie die Mehrzahl der Bestellungen an sich zieht und daß Lyon vom Ruin bedroht ist. In dem einen Departement Jjere sind den Webern im vorigen Jahre statt des sonstigen Durchschnittsbetrages von 15 Millionen nur 8 Millionen an Arbeitslöhnen gezahlt worden — die Zahl der in diesem Departement arbeitenden Webstühle beträgt aber nur den zwölften Theil der Gesammtheü. „Die aus diesen Thatsachen von der Grenobler Versammlung gezogenen Schluß folgerungen ergeben sich von selbst", schreibt der „Ham burgische Correspondent" in seiner neuesten Num mer. „Unter Verweisung des Grundsatzes der Export prämien hat man die temporäre zollfreie Zulassung der ausländischen Garne aller Sorten verlangt und dadurch den französischen Baumwolljpinnern direct den Krieg erklärt. Es handelt sich um einen Gegensatz der Interessen, der »n Deutschland ein Abbild findet. Im Elsaß wird die temporäre Beseitigung der französischen Garnzölle ebenso lebhaft gewünscht, wie in Crefeld ge fürchtet. Bereits vor einigen Wochen haben die Industri ellen dieser letztem Stadt über Abwehrmaßregeln gegen die drohende Gefahr einer Entfesselung der Lyoner Con- currenz Berathung gepflogen und Besorgnisse vor der Zukunst geäußert. Erjüllen dieselben sich, so wird dre Frage der temporären zollfreien Zulassung englischer Gejpinnste aller Wahrscheinlichkeit nach in Deutschland auf die Tagesordnung gesetzt werden." Frankreichs Finanzmänner und Volkswirthe wer den in allen Fällen m Zukunft ernste Ausgaben zu lösen haben. Der Rückgang der sranzösijcheu Seiden industrie ist ein übles Zeichen in einer Zeit, in wel cher, wie »n der Gegenwart, die öffentliche Schuld eine wahrhaft unheimliche Höhe erreicht hat (1318 222 266 Frcs.) und durch kriegerische Expeditionen fortdauernd vermehrt wird. Während die Finanzverlegenheiten der Republik wachsen, kommen die Klagen über das Ver siegen der eigentlichen Quelle des Nationalreichthums, über den Rückgang der französischen Industrie. Mitten in den Freuden eines Bankeis hat vor Kurzem Jules Ferry auf einzelne der Ursachen hingewiesen, welche den Rückgang des französischen Kunstgewerbes veran lassen, während andererseits in Frankreich und Eng land in neuester Zeit wiederholt Kundgebungen er folgten, welche der deutschen Industrie zu hohem Ruhme gereichen. Für Deutschland müssen diese Er scheinungen eine Anregung sein, unbeirrt auf dem be tretenen Wege auszuharren und seine industrielle Pro duction, unter Verbindung des Schönen nut dem Nützlichen und Soliden, zu iinmer größerer Vollkom menheit emporzuheben. Lagesgeschlchtt. Dresden, 14.November. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 31. Stück des Jahres 1884 heute hier ein getroffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1571) Bekanntmachung vom 10. November d. I., den Verkehr mit Erzeugnissen und Geräthschaften des Weinbaues in den deutsch-luxemburgischen Grenzbeziiken betreffend. * Berlin, 13. November. Der französische Bot schafter, Baron v. Courcel, der vorgestern aus Pans hier eiugetroffen ist, hatte, wie die „Nat.-Ztg." ver nimmt, bereits heute eine längere Unterredung mit dem Fürsten Bismarck. Die allgemeine Aufmerksam keit wird sich in hervorragender Weise jedenfalls aus die Haltung Frankreichs in der Congoconserenz richten. Der Eröffnungssitzung wird Fürst Bismarck präsidiren Feuilleton. Aedigirt von Otto Banck. K. Hoftheatrr. — Neustadt. — Am 13. November: „Adelaide", Genrebild von Hugo Müller. — „Die Sirene", Lustspiel in 4 Acten von Mosenthal. (Neu einstudirt. Frau Johanna Buska als Gast.) In dem ersten Stücke von sentimentaler Breite war Hr. Swoboda mit anerkennenswerthem Fleiße bestrebt, der Rolle des großen Tondichters gerecht zu werden, so weit ihm dies seine Statur und ein scharfes in der Erregung leicht hochnasal werdendes Organ der in der Wirklichkeit respektablen Erscheinung und der mächtigen Stimme Beethoven'S gegenüber gestattete. Die Mosenthal'sche „Sirene" gehört zu den schwäch sten Dramen dieses Schriftstellers. Der Inhalt zeigt, wie ein ehrgeiziges Ehepaar durch seine Familienver bindungen einen jungen, angeblich talentvollen Mann von übrigens unklarer öffentlicher und staatlicher Stellung zum Minister heraufprotegirt, um ihn vor- thellhast, wenn auch gegen den Wunsch seiner Tochter, zum Schwiegersohn machen zu können. Seine Ge sinnungstüchtigkeit weicht jedoch dieser gewaltsamen Begünstigung aus, um so mehr, da er sich in eine Gesellschafterin verliebt, die er schließlich heirathen wird, um fern in Amerika die Besserung des ver kommenen Vaterlandes abzuwarten. Wie ich schon früher betont habe, fehlt diesem Hinter- und Untergründe des Stückes vor Allein der Halt eines sittlichen Ernstes. Schlimmer noch ist's, daß dieser überreife Eggenburg sich in die Arme eines Mädchens wirft, die zwar als sehr jung, hübsch und graziös, aber zugleich als übermüthig in ihrer Leicht lebigkeit und als oberflächlich in jeder Weise, nur nicht im Lachen, geschildert wird Ihr einziges Verdienst, noch unschuldig und tugendhaft zu sein, kann nur den verliebtesten Thoren für solche Mängel entschädigen. Die Tante Toni hat recht, diesem tändelnden Kinde, das zum wirklichen Leben nichts zu taugen scheint, das Theater zu empfehlen, um dort die jetzt üblichen Backfische zu spielen. Frau Buska führte diese Elise Jung mit vielen recht sinnig angewendeten Details aus. S»e zeigte dabei Routine und gute schauspiele rische Neigung, die Stimmungen und Launen d«s Augen blicks zu erfassen. Aber es ist nicht leicht, fortwährend in allen erforderlichen Nüancen »nit so anmuthigem Silber ton zu lachen, daß der Zauber dieser lockenden Klänge den Namen Sirene rechtfertigt. Nur allzugern schleicht sich hier der Zwang mit seiner abkühlenden Prosa ein und zeigt um so empfindlicher das Leere und Arme der Dichtung. Frau Raabe vermochte dieselbe trotz ihrer großen Reize einer naturalistischen Darstellung nicht aufrecht zu er halten. Sehr dankenswerth wurde das Stück von Frau Bayer als Präsidentin unterstützt. O. B. Freda. Novelle von E Eameron. AuS dem Englischen von August Frenzel. (Fortsetzung.) Capitel XIX. Ein feindlicher Angriff. Mein Vater war gestorben! Er war eine Stunde vor meiner Rückkehr gestorben. Es war gekommen, wie ich befürchtet hatte. Er war des Morgens aufgestandeu und hatte mein Billet auf seinem Tische gefunden. Tante Selina, deren Zimmer neben dem seinen lag, war durch einen plötz lichen Schlag, als ob Jemand zu Boden falle, erschreckt worden. Sie war in das Zimmer meines Vaters ge eilt und hatte ihn bewußtlos auf dem Boden liegend gesunden —, auf dem Tische geöffnet mein Billet. Umsonst versicherte mich der Doctor, daß schon seit Monaten die Disposition zu einem Schlaganfalle bei meinem Vater vorhanden gewesen sei, und wie er seit lange schon gewußt, daß ein solcher Anfall ihn wahrscheinlich hinwegraffen werde. Ich nahm alle diese Versicherungen als wohlmeinende Versuche, mich in meiner Verzweiflung zu trösten und auszurichten. Sie konnten mich aber nicht trösten. Vor mir selber war ich Schuld an meines Vaters Tod und ich fühlte, daß ich mich nie würde davon freisprechen können. Eine Woche war verganden und die Qualen mei ner Selbstvorwürfe und meines Kummers hatten sich etwas gelegt. Das Leichenbegängniß war vorüber und das Leben forderte wieder sein Recht. Da» kleine Capital, welches mein Vater besessen, hatte er als Lebensrente für sich angelegt, wahrscheinlich weil er mich durch meine Heirath mit Mr. Curtis dauernd und reich versorgt glaubte; und so war zu meinem Unterhalt absolut nichts übrig. Seine Bücher und das alte, verfallene Mobiliar bildeten die ganze Hin terlassenschaft. Eines Morgens saßen Tante Selina und ich tröst- los im Eßzimmer beisammen. „Daß Mr. Curtis noch nicht da war, um nach Dir zu sehen, Freda", bemerkte meine Tante. „Ich denke, daß er heule sicher kommt." Auch ich fand sein Ausbleiben seltsam; denn zu meines Vaters Leichenbegängniß war er gekommen und sicher konnte er von dem Inhalte meines Briefes und von meiner Absicht, die Verlobung aufzugeben, Nicht wissen. „Ich wünsche auch, er würde kommen," antwortete ich, „ich werde Daniel mit einem Billet nach Edding- ton schicken." „Ja, thue da- Kind." Ich schrieb ein Billet worin ich ihn nur bat, zu kommen, um mit mir zu sprechen, zog die Schelle und schickte eS fort. „Tante, ich möchte ihn» sagen, daß eS in meiner Absicht liegt, die Verlobung aufzugeben," sagte ich, als der Diener uns verlassen hatte. Tante Selina drehte sich bestürzt nach mir um. „Freda, Du wirst doch nicht eine so unerhörte Thörin sein?" rief sie voll Schrecken aus." „Wieso Tante?" „Dn wirst doch nicht einen so wahnsinnigen Streich
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