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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-14
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Le-aclioa und Lrpedttion IohanneSgaffe 33. Sprechstunden drr IleSarlion: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. tztiv» NU«,»d» rii>,et,ndtrr «acht fick »k «k»»ck„ «t»r »rrdultlich. ««»»tz»« der skr Ute niihftf«l,e»»e R»««er hefttmmte« Ä«ser«»e «» S«che»ta,»n »i» 5 Uhr Rachmttta,», au »»«n. un» Keftta,en srütz »t«/,» Uhr. 3n den Filialen fiir 3ns.-Annahme: Ltta Klemm, UnlversiiätSstraßc 21, Lauts Lösche, Kaiharinenstraße 18, p. nur bl» '/.S Uhr. riWM TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 227. Donnerstag ven 14. August 1884. Auslage 18,««O. Ädonnementspreis oirrtelj. 4'/, incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) »HU« Postbesördernng 39 Mt. «tt PostbesSrderung 48 Mt. Inserate Saespaltene Petitzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut uufrrrm VrrtS- vrrzeichnlß. Tabevartfchrr ». gtffernfatz »ach höh«« Daris. Lectamea »»ter dem ilrdarttan,strich dt« SpaltzrU« bO Pf. I»srratr find stet« an die Elriprdttt«» zu seudrn. — Rabatt wird nicht gegebr». Zahlung zirnauumernnclo oder durch Post- »achnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtlmniltmaihuilg. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 17. April ar. bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß. daß behus« Reiniaung des Flußbettes der PletFeninühl« graben vom L«. August bt- IS. September «w. abgeschlagen wird. Die Adjacentcn werden zugleich aufgesordert, innerhalb dieser Zeit etwa sich nötbig erweisende Reparaturen, sowie Uferbauten, zu deren Herstellung sie verpflichtet sind, aussühren zu lassen. Leipzig, am 2S. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. EichonuS. StwSlbk-vermiethung. Das an den in EoncurS verfallenen Herrn Kaufmann Otto Küntzel vermicthet gewesene sogen. Bühnengewölbe Nr. K unter den» Rathhanse am Markte soll so fort oder spater anderweit vermirthrt werden. Näheres RalhhcmS l. Etage, Zimmer Nr. 17. woselbst auch die Vermietbungsbedingungen und da- Inventarium deS Gewölbe- eingesehen werden können. Leipzig, den 8. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Cerutti. Bekanntmachung. Die Herstellung der Scl'lcuße» 111. Ciasse in den Straßen auf der östlichen und nördlichen Seite deö Platze- L de- nörd lichen Bebauungsplanes soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ralhhaus, II. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingefehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Tchlrusteu aus Platz lk" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 27. lauseudeu Monat- Nachmittag- S Uhr einzurcichen. Leipzig, am 11. August 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Die zum Bau eines neuen Schulgebäudes allhier benöthigten Tteinmeliarbeiten sollen im Slibmsssionewege vergeben werden. Kostenanschläge, zu denen Blanquctts gegen Erstattung der Copialien aus hiesiger RalhSexprdition entnommen werden können, sind längstens bis 21. VsS. Mt«. verschlossen und mit der Ausschrift: „Schulban betr." versehen, anher einzureichen. Zwenkau, den 13. August 1884. Der Tchnlvorftand. Ahnert, Bürgermeister. 8it2iinF äes üröllieken L62irk8- vereinZ äer 8taät l-eipsiA Douaernt»«, ckoo 14. Xuxunt Xbeoä» g vbr, Im 8»mlo Ser Lrsten SNrr«r»vk»le. Duxesoräuunx: 1) vis «len üi«ij»i>rix«n Xsrrtstazx ds- «:b»flssren<ien VexenstLaü« (8»uqllnxw-LrnIlbruux, Xranlesneamen. Xsrrtsvrdnuns; rql. Xerrtl. Vereiundlutt Xr. 147, 3uU). Lek. äer vaterroickneke. — 2) vslsxirten-IVichl rum Xerrteknq. — 3) Bericht äe» 8t»n<les»u»«:kusse« über «inen von Xpotdelcern os-leUlen Xurrnx, Lecept-konuulnr« betr. (keksreot vr. L. X. Sloinnuer.) vr. klon». Nichtamtlicher Thetl. Das yechisch-magyarische Mn-niß. * De« geflügelte Wort »Oesterreich ist da« Land der Un wahrscheinlichkeiten" hat neuerdings Bestätigung gefunden, nur muß es jetzt nicht mehr Oesterreich, sondern nach offi- cieller Le-arl „Oesterreich-Ungarn" heißen. Im Lause der jüngsten Tage hat sich daS Unglaubliche vollzogen: ein Büut- niß zwischen Slawen und Magyaren, dessen Spitze selbst verständlich gegen das Deutschthum gerichtet ist. DaS schien bisher auö leicht begreiflichen, in die Augen springende» historisch-politischen Gründen eine Unmöglichkeit, aber dennoch hat die czechische Politik, der es stet- in erster Linie um die (Schwächung, ja Ausrottung de- DeutschthumS in Oesterreich zu thun ist, lene Verbrüderung zu Stande gebracht. Diese wird freilich seitens der russischen Panslawisten und Südslawen wenig Anklang finden, aber seil die Czechen in Oesterreich lhatsächlich zu Einfluß und Macht gelangt, sprechen sie nur »och wenig von der großen slawischen Frage, mit der sie seiner Zeit gegen die Deutschen so viel demonstrirt haben und di? sie bekanntlich auch nach Moskau geführt hat. DaS politische Streben der Czechen ist vielmehr gegen wärtig aus die nationale Eroberung CiSleithanienS gerichtet, dir auch. Dank der entgegenkommenden Politik deS Grasen Taaffe, schon große Fortschritte gemacht bat, Fortschritte, die noch keineswegs abgeschlossen sein dürsten. Dieser Umschwung in der politischen Agitation der Czechen hat sie auch dem MagyariSmuS nabe gebracht, vo» dem sonst kein anderer Slawe etwas wissen will. Bezeichnend ist. daß diese anti- slawische Schwenkung der Czechen schon seit längerer Zeit im Lager der eigentlichen Großslawen geahnt wurde und dort gegen die nationalen Prager Politiker sehr verstimmend gewirkt hat. So sehr auch Rieger und die übrigen Ezecken- fübrer seiner Zeit in Moskau gelegentlich der ethnographischen Ausstellung als „slawische Brüder"' begrüßt und gefeiert worden, so hat diese czechensreundliche Stimmung im Kreise der russischen Panslawisten doch schon längst einer wesentlich anderen Anschauung Platz gemacht. Zumal ist eS LaS Organ Katkow'S, die „Mo-kow-kija Wjebomosti", welche» schon längere Zeit mit de» Czechen aus sehr gespanntem Fuße steht. Erst »»längst hat da- genannte Moskauer Blatt einen längeren Artikel gebracht, der geradezu in dem Hinweise gipfelte, daß da- Slawenthum vo» der nur »im kleinen Kreise sich drehenden, egoistischen czechischen Be wegung" nicht» zu erwarten habe. „Die Lösung der großen slawischen Frage", hieß e« weiter, „könne sich unmöglich mit dem untergeordneten Localpatrioti-mu« der Czechen beschäftigen, welche durch ihre Vermischung mit den Deutschen da« eigentlich slawische Gepräge eingeblißt haben, waS sie noch unschwer auf allerlei Abwege führen kann, welche die übrigen Slawen nie und nimmermehr einschlagen dürfen." — Diese Worte scheinen geradezu ein Hinweis, daß die Czechen vielleicht gar noch im Stande seien, für ihre »localpatriolischen" Zwecke ein Bündniß mit den Magyaren, den Erzfeinden de« übrigen Slawenthum«, einzugehen. Nachdem sich nun diese- wirtlich vollzogen hat, o kann man jedenfalls erwarten, daß e- mit der ohnedies chon wankend gewesenen Czechensreundlichkeit im panslawisti- chen Lager nun gänzlich vorüber sein wird. Dieser Um- chwung wird natürlich nicht verfehlen in den leitenden Kreisen der inneren österreichischen Politik große Befriedigung zu er wecken. deren Neigung für die Slawen zumal die Absicht verfolgt, diese durch die weitgehendsten Zugeständnisse den Wirkungen der russisch - panslawistischcn Propaganda zu ent ziehen. AuS den Aeußerungen der ungarischen Presse geht aber auch bereits hervor, daß daS neueste czeckischmagyarische Bündniß vor Allem gegen eine elwaige Wiederkehr des dculschcn Einflusses in Oesterreich und Ungarn gerichtet sein müsse. „Dieser Einfluß", rust „Pesli Naplo" auS, „darf unter keinerlei Form jemals wiederkehren, weshalb die Ungarn ohne Bedenken den Czechen die Hände reichen können, weil auch diese zu den erklärtesten Gegnern deS unfruchtbaren deutschen Absolutismus zählen, welcher durch die blutigsten Gewallthalen die freiheitliche Ent wickelung Ungarn» und BöbmenS verhindern wollte." — Ankere ungarische Blätter behaupten wieder, e» gebe gar keine keutschliberale Partei in Oesterreich, sondern nur deutsche Absolutisten. welche mit den abscheulichen Systemen Metter- nich'S und Bach'S regieren wollen. Die Deutschen seien über haupt vom Hause auS ein Volk, welches niemals den Werth der politischen Freiheit begriffen und sür diese in der Welt geschichte nickt das Geringste geleistet habe; die ganze Ge schichte der Deutschen triefe nur von dem Blute fremder Völker, die sie unterjocht haben oder unterjochen wollten. Das nun mit den Czechen geschlossene Bündniß giebt jetzt der ungarischen Presse auch Veranlassung, den »uralten Frei- hcitSbestrebniigrn" und der »ruhmvollen Geschichte" des czecklsche» Voile« Weihrauch zu streuen; ru diesem Zwecke wird sogar auf die Reformation zurückgegrissen. So belehrt »EzyrtSrtüS" seine Leser, daß der erste religiöse Reformator, der sich gegen die Au«sckreitungrn de« Papstthum« gewendet habe, nicht Luther, sondern Huß, rin Ezeche. gewesen sei» den aber die „dentscken Pfaffen" verbrannt haben. Luther sei nur von der weltbewegenden Idee de« czechisch-rrligiösen Vor kämpfer« Huß inspirirt worden, und nun sonne sich da« protestantische Deutschland in seiner religiöse« Freiheit, di« gar nicht deutschen, sondern ezechischen Ursprünge« sei. — In dieser Weise geht e« in den ungarischen Blättern noch lange fort, deren Au«lassungen natürlich mit großem Behagen von der halbosficivsen Prager „Politik", dem „Pokrot" und den übrigen czechischen Organen wiedergegeden werden. Mit welchem Interesse man gegenwärtig in Prag di« magyarischen Preßssimmen verfolgt, geht schon au« dem Umstande hervor, daß. wie man un« von dort schreibt, i« den Redartionen der „Politik" und de« „Pokrok" je ein neuer, der magyarischen Sprache kundiger Redakteur angestellt worden ist, welcher nur die Uebeisetzmigen an« den Prster Blättern zu be sorgen hat. Die deutschen Kreise Oesterreich« dürfen natürlich nickt verfehlen, zu diesem czechisch-magyarischen Bündnisse Stellung zu nehmen, welche« al« eine abermalige Bedrohung de» ohnehin schon bedenklich erschütterten DeutschthumS in dem alten Kaiserstaatr aufzufassen ist. Leipzig, 14. August 1884. * Die Angabe de« päpstlichen „Ossrrvatore Ro mano", daß der interimistische Geschäftsträger Preußen« bei der Curie den Bericht dr» „Hamburger Eorrespondenten" über eine Unterredung mit Herrn v. Schlözer für »völlig unrichtig" erklärt Hab«, genügt der ..Kreuzzeitung", um dir ganz«, ihr höchst unbequeme Angelegenheit al« beseitigt zu betrachten. Ter versuch, die Aulhentieität j«,^ Berichts ausrecht zu erhalte«, sei mißglückt, erklärt da« conservalive Blatt, welchr« offenbar sehr leicht zn befriedigen ist. Da« Dementi de» ,F>ffrrvatore" läßt indessen immer noch Zweifeln Raum, ob e« sich nur auf di« Form drr berichteten Unterredung oder auf deren Inhalt bezieht, bezw. inwieweit dieser Inhalt incorrect wiedergegeben ist. Diese Zweifel werden durchaus bestärkt durch da» beredt« Schweigen, in welche- sich die RcgierungSorgane trotz aller entschiedenen Aufforderungen der konservativen und klerikalen Presse, den Bericht de« Hamburger Blatte« zu dementiren, bis zu dieser Stunde hüllen. Wer sich einigermaßen auf die politische Wetterkunde versteht, der wird auch in dem neuer lichen Tone der ossicivsen und der klerikalen Presse die Anzeichen einer vorhandenen oder sich entwickelnden Spannung nicht verkennen. Unsere» Erachten» wäre e« voreilig, lediglich a»S der Notiz de» päpstlichen Blatte« bestimmte Schlüsse aus die Lage der kirchenpolitifchen Verhandlungen zwischen Berlin und Rom herzuleiten. * Wir haben schon öfter Gelegenheit gehabt, da« „Neue A-B-E-Buch sür freisinnige Wähler" und die al» Anhang zu demselben erschienene Darstellung der ,Reichs tag« sesfion 1884" zu erwähnen. Diese autoritativen Agitationsschriften der deutschsreisinnigen Partei sind eine fass unerschöpfliche Fundgrube sür Denjenigen, der sich über die Methode belehren will, Thatsache« unter eine ein seitige «nd entstellende Beleuchtung zu setzen und sie sür da« Partei-Interesse verwerthbar »u machen. Wir möchten nicht unterlassen, auch aus di« dieser Schriften durchaus würdige unv sinnreich« Art und Weise aufmerksam zu machen, in welcher die dentschsreisinuige Partei sie verbreitet. Im Ricktersschen »Reich-freund" finden wir regelmäßig fol- aende Anzeige: „Leichter Verdienst! Zwei Mark sind leicht zu verdiene u. Man sammelt unv zwar besonder« bei deu Lesern de« Reich»- sreunve» Bestellungen auf die soeben sür die ReichStagSwablrn erschienene Broschüre: »Die Reich»tag«session 1884" und läßt sich für da» Exemplar den Emzelprei« von einer Mark be zahlen. Sobald man je fünf Bestellungen erhalten bat. senket man brieflich unter Beifügung von drei Mart in Briefmarken eine Bestellung aus diese fünf Exemplare u. s. w. Der Briessckreiber händigt al«dann di« fünf Exemplare an die Besteller au» und hat von den erhaltenen fünf Mark wei Mark brutto oder nach Abzug de« Briefporto« und Be stellgeldes für da» Bücherpacket netto l Mark 85 Pf. verdient. — Fünf Mark sind in derselben Weise ebenso leicht zu verdienen, wenn eS gelingt, fünf Bestellungen auf da» Neue A.-B -C.-Buch einschließliH der neuen brigebeftetrn Broschüre zu erhalten u. s. w." Wir hoffen un« den Dank der deutsch, freisinnigen Partei zu verdienen, wenn wir weiteren Kreisen die Mittheilung zugänglich macken, daß durch die Unter stützung ihrer politischen Interessen zwei, bezw. süns Mark leicht zu verdienen sind. * Die »Kölnische Zeitung" lenkt nun selbst in Bezug aus die von ihre tmpsohlene Wablvolitik ein. indem sie ihre Anschauung Uber den bevorstehenden Wahlkamps noch einmal ganz kurz zusammensaßt". Der in Rede stehende Artikel de« rheinischen nationallidrralen Blatte« lautet, wie folgt: Vor einiger Zeit veröffentlichte» wir an dieser Stell« »» den bevorstehenden Wahlen zwei Artikel, di« seitdem in der Presse Gegen stand vieler Erörterungen geworden sind. Bon mehreren Leuen ist unserem damals eniwickelten Programm der Vorwurf der Unbestim»»- heit gemacht worden, eben well wir eine Mittelstellung einnehmen. lieber die oft sehr widersprechenden AuSsiihrungen der einzelnen Blätter ln eine regelrechte Polemik rinzutreten, ist un« unmöglich, da wir zur Beleuchtung oller mehrere Bänd« schreiben müßten; wir glauben aber, daß wir di« tm Einzelne» gewünschten Anfragen damit am besten beantworte», wenn wir unsere Anschauung über den bevorstehenden Wahlkampf »och einmal t» «anz kurzen Züge» zusammcnfasscn. Die nationalliberale Partei ist eine Mlttrlpartri, die stet« unter vollster Betonung de« nationalen Moment« sich aus di« gemüßigten Strömungen im Bolle stützen muß, wenn ander« sie eln« Mittel- Partei bleiben will. Wenn sie daher au« nationalen Gründen Polen, Welfen, Protestler und Socialdemokraten aus da« Ent- schiedenste bekämpft und auch da« Lentrum au« jeder Möglichkeit eine« Zusammengehen- bei deu Wahlen auSschließt, »eil diese Partei kein« politische, souder» — noch dazu vom Ausland ob- hängige — religiöse ist —, so muß sie andererseits al« Mittel- Partei sich gleichmäßig gegen alle extremen Richtungen wenden, mögen diese nun nach recht« oder nach link» gehr». Rach diesen ÄestchtSpuncien ergiebt sich mit großer Einfachheit da« auznnehmende Wahlprogramm: neben den Natioaalliberalen besteht »ur «och eine Miiielpartei, dir Freiconservativen, mit denen wir in allen sür un- berecheubareu Fällen «in« Verständigung oder ein Wahldüuduiß abzu- schießen haben. Mit den Freiconservativen zusammen erlange» wir die breit» Grundlage, auf der eine, oder richtiger gesagt, zwei große Vitttelpariete» aafgebaut werden können. S« dleidt nunmehr blo« aoch übrig, »usere Stellung zu de« Parteien zu betrachte», die »ach recht« »ud liuk« die Flügel de« Reichstage« bilden: die Dentschconservativrn und die Freisinnigen. Wir verheblen un- nicht, daß hier große Schwierigkeiten vorhanden sind, «nd daß hier ein auf alle Fälle paffende«, imperative» Pro gramm nicht anfzastellen ist, wohl aber allgemeine Gesichtspunkte, die wobl für die meiste» Einzelfälle zutreffend sei» «erde». Früher standen nur bekanntlich zu den Link-liberalen l» «eit näheren und ireundschaitlichern Beziehungen, all zu den Deutscheonservatwen; seitdem ist, nicht bei un«, wohl aber bei den LiukSliberalen eine tiefgreifende Acndernna vorgegangen. Früher waren sie eine Schwester partei der Nationol-Liberalen. jetzt haben sie all Partei durch ihren Uebergang zum Fortschritt daS Taseltuch zwischen ihnen und u»S zerschnitten. Ihre Haltung In verschiedenen der wichtigsten Fragen, tzeereSgesetzgebung, socialpolitische Ausgaben, Lolonialangelegeuheiten dabrn die entstandene Kluft vergrößert. So sind wir denn aller- dina» aus deu Staudpuact augclangt, daß wir jetzt den Deutsch, conservativen tmmerhln mit verhällnißmtßig größerer Symoathie entqegenkommen ol< früher. Di« „Kreuzzeitnng" möge sich darüber nicht entrüsten; den» wir betrachten, um ganz offen zu sein, die Deutschconservativeu ebenso als ein Uebel wie die Freisinnigen; fragt sich nur, welche» von beiden da» kleiner« ist. Hier kommen wir nun aus den Punct, der zu den meiste» An griffen gegen uns Anlaß gegeben hat. Die Deutschconservativen sagen: „Wenn Ihr mit un» gehen wollt, müßt Ihr grundsätzlich »nd ausnahmslos die Freisinnigen bekämpfen", und die Freisinnigen kehre» diesen Satz um. Beiden Forderuuge» können und wollen wir un« nicht »nkerwersen. Durch die gegebenen Verhältnisse ist es bedingt, daß nn« meist in den Wahlen die Freisinuigen entgegenstehen werden, abgesehen von den Fällen, wo da« Eentrum in Frage kommt. Mit oder ohne Hilf« vo» recht« werden wir versuchen, die Sitze zu- rückzueroberu, di« un« durch Freisinnige escamotirt sind, welche aus nationalliberaleu Namen gewählt worden. Wo wir den Aressinnigen also allein oder in erster Linie entgegenstehen, ist unsere Stellung eine entschieden gegnerische; wir wissen, daß auch die Freisinnigen un« gegenüber nicht ander« bandeln werde», und verlangen es auch nicht besser. Stehe» aber Freisinuig» und Lonservativr gegen ein ander, so werde» wir zu untersuche» habe», welcher von den beiden Eaudidatrn dem Mittelpunkt«, all den wir die Rational-Liberalen betrachte», zunächst steht. Gehört der „Freisinnige" zu den gemäßig- tere» Mitgliedern seiner Partei, während der Deulscheoisservatwe al« entsiüiedener Reaktionär bekannt Ist, so werden wir nicht daran denken können, dem letzteren Tandidaten "zum Sieg« zu verhelfen, von dem wir i» fast allen und den wichtigste» Fragen nur Anfeindung z» gewärtige» habe». Steht dgaegen einem gemäßigten Conser vativen ein Bertretrr de« äußersten linken Flügel« vom weiland Fortschritt gegenüder, s» »erde» wir »»« sür den erste«» entscheiden. Di« >hemetilche Möglichkeit, daß »« Freisinniger und eia Lonser- valiver zur Wahl stede». «eiche beide matdemai ich genau da« gleiche EntsernungSverhältniß z»m Mitielpunci« habe», brauchen wir wohl nicht zu »erücksichtigen. Wenn zwei anscheiueud gleich große Sol- date» in die Front zu stellen waren, hat man »vch immer einen Unterschied ansgesunden. um die richtige Einreihung durchznsühren. wir müssen hier auf unserem Dtandvuucie brbarre», duß iu alle» solchen Fragen von Fall zu Fall nach den Persöulichkriten zu ent- scheiden fein wird. Im Allgemeinen ist e« dringend wünschea«wrrth, daß im ersten Vahlgange, wenn irgend möglich, in allen Wahlkreise» ein nationalliberaler Londidat aufgestellt werde, wo e« den örtlichen Verhältnisse» entspricht unter Heranziehung und Betheiliguug der Freiconservativen. abgesehen natürlich von den Wahlkreisen, wo dir Bewerbung nur zwischen Nntionclliberalen und Freiconservativen statlfiadet. Für di« v»rau«sichil,ch in großer Zahl nöthig werdende» Stichwahlen werden ebenfalls die oben knrz gezeichnete« Partei- bezikbuugen maßgebend sein müssen. Wir soffen zum Schluß »nierr Stellung kurz in folgender Weise zusammen. 1) unbedingte Gegnerjchast gegen Polen. Welfen. Pro- testier, Socialdemokraten, Lentrum; 2) unbedingte» Zusammengehen mit den Freiconservativen gegen alle andern Parteien, soweit e« fick nicht um einen möglichst zu vermeidenden Kamps zwischen diesen und Nationalli-rraleii handelt; 3) bei Wahlkampf zwiiciw» Deulsch- conservativen und Freisinnigen Prüfn»g der genauer» politischen Stellung der einzelnen Landidaien. * DaSOrqanderhannoverschenNgtionalliberalen. die „Nalionglliberalen Blätter" sehen in den Aeußerungen der .Kölnischen Zeitung" in ihren früheren Artikeln zu den Wahlen nur eine allgemeine Directive, die nicht immer sür die Wirklichkeit deS Einzelfälle» passe. .In der Provinz Hannover scheint die Neigung wesentlich vorzuherrschen, daß neben den Welfen die deutschfreifinnigen Usur patoren am schärfsten zu bekämpfen sind, wenigsten» in den ersten wahlaängrn. Der radikale Liberalismus er scheint ebenso gefährlich wie der reactionatr« Con- servati«mu«, ja in den Lugen vieler noch gefährlicher al« dieser." * In Ausführung de« mehrerwähnten kaiserlichen Erlasses in Bezug aus diejenigen Theilnehmrr an dem Kriege von l570/71, welche in Folge erlittener innerer Dienst- beschädiquna invalide geworden, wegen Ablauf der gesetzlichen Präklusivfrist aber zur Geltendmachung von LersorgungS- ansprüchen nicht berechtigt sind, erläßt der commanvirrnve General de« S. Armeecorp», von Pape, solgendr Bekannt machung: In Folge vorstehenden Allerhöchsten Erlasse« findet l» diesem ähre sür deu Bezirk de« Reserve-Landwehr-Reglment« (Berlin) 3S durch da- Landwehr-BezirkS-Lommando zu Berlin eine außerterminliche Tuperrevisioa täglich von 9—12 Uhr Vormittag« im Bureau Kaiser Franz-Grenadier-Platz Nr. 12, Zimmer Nr. 11. statt. Theilnehmer an dem Feldzug» 1870/71, welche glauben: 1) durch ein» im Feldzage 1870)71 erlittene Krankheit ihre Erwerbs- sähigkeit eingebüß« zu haben, resp. In derselben beschränkt zu sein, 2) den Nachweis belbrtngen zu können, daß da« vorhandene Leiden im ursächliche» Zusammenhang mit der im Feldzüge 1870/71 er- littenen DienstbkichSdigung sich befindet, haben ihre Gesuche um Unterstützung ausschließlich bei dem oben bezeichnet«» Landwehr- BezirkS-Lommando bezw. dem Bezirk»scldwebel ihre» Aufenthalt«- ortc« iobald al« thunlich »nter Einsendung oder Vorzeigung ihrer Militairvapiere schristlich oder mündlich anzubriagen. Derartige Gesuche können aber »ur in dem Falle Gegenstand näherer Prüfung werde», und event. Berücksichtigung finden, wenn die Bittsteller einen vorwurs-sreien Lebenswandel uachzuweisen vermögen und der Unter stützung wirklich bedürftig sind. Vom nächsten Jahre ab findet diese Art von Prüfungen gleichzeitig mit dem Ober-Ersatz-Geschäst statt. Der commandirende General de« 3. Armeecorp«. gez. v. Pape. * Die .Kieler Zeitung", da< hervorraaendste Blatt Schle«wig-Holste»nS, setertr am 1t.d. dir Großjihrig- keitS-Erklärung de« Herzog» Ernst GÜntyrr von SchleSwig-Holstrin in folgende» Weise: „Diescr Tag wird in weiten Kreisen SchlrSwla-Holstrl»« warme Theilnaymc finden. Wenn auch seit der Wiederaufrichtuug dcS Deutschen Reich« auf nationaler und versassungSmäßiaer Grund lage die Leiten vorüber sind, in welchen die Hoffnung aus nationale Wiedrrgebnrt und staatlich« Selbstständigkeit SchleSwig- Holstem» an di« Erbrechte de« angestammten Herzog« gr- laüpst worden, so find damit nicht dir Symvathte» sür die heimisch« Fürstensamili« erlosch»». Et»« d«r schwrrstr» Opsrr in der nationalen Erhebung Schleswig-Holstein« »«» 1848 war do-ienig« de» Fürstenhauses infol« Einziehung srttwr reichen» schönen Besitz«ngr« in Mitte« de« La»«« »nd me daran geknüpfte Verbannung, die dorch et»« dmrernde Rückkehr t» dt« Heimath »och nicht gelöst worden ist. E« wird «a« von den vchleSwi^Holstrixr» nicht vergessen werden, »nd »och weniger Do«, wo« sie dem Fürste,Hanse für die Erhaltung deutsche« Wesen« »nd deutscher RrichSangeySrtgkett der- danken durch seine unbeugsame Wahrung der verfassung-mäßigen Rechte SchleSwig-Holstetn« gegen dänisch« Vergewaltigung nndiateriwttonal, Abmachungen. Namentlich an dem heutigen Ehrentag« dl jungrnFüesten- söhne« werden die Gck>le«wig.H,Istei»er sich beste» dankdor eri»»rrn. Die« geschieht mit unverbrüchlicher Tr»»« grge» Kaiser »nd Reich »nd die vrrsassungSmäßigen Zustände, an denen wir sestholten, und mit dem Wunsche, daß e« den: jungen Herzoge gefallen möge, demnächst in die alte Heimatd zurückzukehren, nntrr »n« »» wohne« «nd mit dem Vorzug seiner fürstlichen Stellung und einflußreicher Vrzieh»»gen in erster Reihe sür die wahrhafte Wohlfahrt und da« dauernde Glück Schle«wig<Holstein« mitzuwirken." * Die Redaktion der „Politischen Wochenschrift" versendet ein au« Gera, den 10. August, datirte« „Extra blatt". in welchem sie bezüglich der auf Briessragment« ge stützten, gegen den Reich«tag«abaeordneten Nickert gerichteten Angriffe erklärt: „Iu Sachen Rlcker» besteht jetzt leider kein Zweiset mehr, daß di« von un« sür absolut zuverILisig gehalten« Person, die un« die unter dem Titel „Da« entlarvte Lhamäleon" veröffentlichten Bries- fragmenie zugeland» hat. unser Vertrauen ln einer ganz unquali- ficierbaren Weise getäuscht hat." Hieran knüpt die Redaction der „Politischen Wochen schrift" ein» länger« Au»einandersetzuna, die einerseits auf eine Entschuldigung ihrer selbst, andererseits aus den versuch hinauSlänst, dir „psychologisch« Echtheit" jener Briefsragmente wahrscheinlich zu machen. * Unter dem 9. d. MtS. bringt die »Danriger Zeitung" weiter die Mittbeilung: „Da sich hrrauSacstcllt hat, daß die in letzter Zeit hier aus privatem Wege verbreitete .Politische Wochenschrift" (Herausgeber Hugo R-diger in Gera) die Fortsetzung eine» verootrnrn socialdemokratischen Blatte« ist. so ist die Polizeibebvrde gegen dasselbe, sowie gegen dessen Verbreiter eingefchrilten und hat die Be schlagnahme de» Blatte« auf Grund dr« SocialistenaesetzcS verfügt." « * » * Der vielbesprochene Erlaß de« Kaiser« von Oester- reich, nach weichem die Statu te» der drei älteren Ritter orden de« Kaiserstaates derart abgeändert werden, daß mit der Verleihung eine Stande-erhöhung nicht mehr ver bunden ist, erregt unausgesetzt die .betheiligten Gemüther". Von ven verschiedensten Seiten gelangen Anfragen an die Blätter, welche Hosrechte den künftigen Ordensrittern ver bleiben. nachdem da» Recht auf StandeSerhöbung ihnen entzogen worden ist. Die Orden«statuten präcisiren diese Rechte, die vor Allem in dem Tragen der OrdenS-Drcoration, eine« eigenen OrdenSklride« und m den Gnadenbezeigungen seiten« de« Kaiser« bestehen. Dann führ«» die Statuten aoch folgende Rechte an, und zwar für den Stephan- Orden: „Danrit aber der Orden nicht allein mit den nvthigen Vorzügen versehen, sondern auch sämmtlich« Ritter unsere besondere Zuneigung desto vollkommener erfahren mögen, so bewilligen wir allergnädigst, daß dieselben, im Falle sie bei un« Auoirnz suchen, solche, ohne sich bei dem Oberstkämmerer anmrlden zu dürfen, und zwar, wenn wir in der Burg sind, im Retirozimmer. in Schvnbruun aber in dem Spiezelzimmer zu erhalten die Gnade genießen solle». Den Klein-Errutzen soll e« bei OrdrnSfesien und da sie bei unserer Ankunft »nd Abreise zum Handkuß zuaelaflrn werden, in die geheime Rath«-Stube. wohin den Sroß-Ereutzen «nd Eommanbeuren je und allezeit zu kommen erlaubt «st. der freie Eintritt gestattet werden. Ueberdir« gestatten wir den Klein-Ereutzen zu mehrerer Bestätigung unserer für dieselben hegenden Gnade, nickt nur bei Hoffesten und Ormnnri Xpp»rt«msnt». sondern auch bei den Spiel- und kleinen Apparte ment« zu erscheinen. Ferner gestatten wir, dab, wcnn in unserem al« Großmeister Namen Dekrete an die Grcs-Eceutz« erfolgen, sie darin zu desto Mehrer Bezeigung unsere Gnade mit der Be nennung .unsere EontuiS" (cognntl uontri) benannt werden sollen. An dem Orden-feste werden die Groß-Creutze mit un» zur Tafel zn sitzen die Gnade genießen, die Eommaa-
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