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Dresdner neueste Nachrichten : 26.07.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191107261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19110726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19110726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-07
- Tag1911-07-26
- Monat1911-07
- Jahr1911
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 26.07.1911
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Mittwoch As. Juli 1911. Drxsdner Neuefte Nachrichten s » »san«-Use kolouelseile kostet lsr Dresden nnd oroet älepsp sm- quswätts U ff» für das Ausland Ich si. UMMW 4oPi. Die zweispalttgeßestqmezeuc für resdei M War-mag I Mk» km- suswims Mc Mk. BeiFDiebeks vol»Um und Jahresumsäyen Rat-tm nach Tat-li. Epime- Mührea g If. Insekt-te von ostwärts werden unt gegen Maushkzthung quiqenommexr. Fuk das Erscheinen tm »Hm-nun Tagen und Ilsyes wird leicht summiert Tele pbmäschcsaqube usJliencen unzulässig. Unsre Dust-net M «,:jzwckktistgttziänasmzstäletsii sehn-te ioämtlicheslanoncens M »Im - un u an ne men ne M Oriqinalpresseknnb its-hatten eins ium a Diese Nummer n site-: 11 und u MM « Beim «RM" He EnglquvH YFelnuietiateit Es gibt in ElFquchxand Fiepxatjlp der awqu » England werde in dem Agadirsdandel eine für nd freundliche Haltung einnehmen. Vom ersten Tage normiihie sich die englische Presse, die Franzosen cgen uns aufzuftacheln, sie womöglich in einen mieg kgcn Deutschland hineinzuhetzem In London tauchte ach zuerst der Gedanke auf, die Festigkeit der utente eordiale durch Entsendung britischer und französischer Kriegsschiffe nach Aqadir zu erweisen. jcse Temonstratcon unterblieb dann allerdings aus wohlerwogenen Gründen; sie hätte den Konflikt sofort M die Höhe getrieben. Man darf wohl annehmen, daß dieser Plan von Paris aus abgelehnt worden ist, m für Frankreich steht mehr auf dem Spiele als für ;mland, das fast unangreifbar ist. In dem Bewußt sein dieser bevorzugten Lage, in dem Glauben, daß Primian shall kule the wsves«. füshlt sich Eng- Md sicher und verfolgt seine traditionelle Politik »Hm-, sede Machterweiterung Deutsch andszu hindern, ihm sich überall in den Weg u stellen und besonders die Erwerbung neuer Kolos uicu oder wertvoller Flottenftützpunkte zu hinter treiben- Einen Augenblick lang konnte man glauben, die riiiiche Regierung werde, wenn nicht die Bote-nie sordiale ganz im Stich lassen, so doch dem deutschen qandpunktc gerecht werden. Erklärte sie doch in ihrem offiziösen Blaiie, der »Westminster Gazette«, sie olle nicht französischer sein als Frankreich und nicht inen Auggleich hindern, »der den legitimen hkgeiz Deutschlands heftiedigt«. Undweitet ieß eß: »Es würde unserm eigenen und dein Welt ricden dienen, daß Deutschland eine angemesil ene Befriedigung seiner kulonialen unsche erhielte unddie Idee los würde, daß ngland ihm im Wege stehe-« Un diese Worte durfte man damals Friedens offnungen knüpfen, aber, wie es scheint, mit Unrecht. lle Berichte aus dem Jnfellande stimmen darin crein, daß der Haß gegen den großen maritimen ikommersiellen Nebenbuhlcr neu erwacht ist, daß an uns keine Erweiterung unsrer Kolonien gönni ddaß man bestrebt ist, Frankreich den Rücken zu eisen. In diesem Sinne sprach auch vor einigen gen Ll ovd George, SJner britischen Maiesiät hat-tanzten ein Mann, de en utopifche Friedens chwärmcrcien von seinen Landsleuten - mit Aus ahme der Geistlichkeit · sehr wenig geteilt werden. uch er hat sich dem Einfluß der öffentlichen Meinung icht entziehen kdnnen und eine Rede gehalten, die ist-erkennbar gegen Deutschland gerichtet war. Er eulicherweife hat sie in der Wllhelmsstraße keinen ndruck gemacht. Man weiß dort längst, daß an in London die Politik der BlussM sehr iebt Nach diesem Rezept hat schon Palmerston vor fünfzig Jahren gearbeitet, und Lord Rufsell bat sich während des deutsch-Mnischen Kriege-z bemüht, sein Beispiel nachzuahmen. Freilich ohne Erfolg, denn sein Gegner ließ sich nicht verblüsfen —- n hieß Hiziuarch - Osj MIX 111 dieses Faus- ka Die ieweuk www Note der »Don-. gis-« schanden —- Die Maktqkåfin nun Romena Von Erli- qun , Bat-one mit Pbuoiopbiei« schrieb Friedrich rGrosze 174d7schan seine Schwester, die Markgräsin U Bayrentb, nnd nichts wäre imstande gewesen, eSeele dieser Frau in gleichem Maße zn trösten, edieseö Wort, das in die dumpfe Trübsal ihres clebcng hineinleuchtete wie ein stiller, reiner UUMstrabL Nie bat aber auch eine Schwester so seien- nnd geistesverwandt neben ihrem Bruder ge-» udcn, wie die zarte, bochbegabte Wilhelmine zu» m iunstlicbcnden nnd fldtespielenden Philosvpben n Sanssouci. - Schon in, den Kinder-tagen über ihre Zeit nnd VII Umgebung hinausgewachsen. fanden sich ihre W zu einem Freundschaftsbnnde, den weder die ktncsctzten Wntausbrüche des Vaters, noch die aan und Jntrigen des Berliner Dosed sn lockern vtmochtcik Hier erleben wir das große Beispiel, iß voa allen Freundschasten der Bund zwischen tuder und Schwester der köstlichste nnd voll- WlOUfte ist, daß gemeinsame Eindrücke, geteilte Fieuden und Leiden der Jugendzeit ein Menschen ibsn hindurch wie ein stiller Segen wirken nn mit WCD Hand den schwarzen Schatten wehren, die am Himmel unsres Daseins herausziehen können. Man denke sich auf der einen Seite den ewig loiicrndcn Soldatcnikönig, der stets den Krückstock Um Schlage bereilbielt nnd in seinem Jabzorn nicht it dem Versuch zurückskhreckte, seinen Sohn Fritz M einer Gardinenschnnr erdroiselnx auf der WI- dic geh-schliche, Täusiuuige Wirbeln-me M Gegensatz war zu groß, als da die Blutspu- Mdsschast bier einen Ausgleich bätte zuwege brin fev können; um so inniger aber mußten sich die stzeu der beiden drangsalierten Gesgwisier nähert-. W auch manches was die na maliae Mark- IW von Bat-reach in ibrer malanien nnd ver mekksv Art in ihren Memoiren niedergeschrieben It- an üblen Hosklatsch grenzt, stimmen ihre Schilde- WIU doch mit andern knltnraeschichtlichm .I M i- n- W darin its-sein« - . sinnen-eins du Dresden und Betonen monaflich I II» pro Quart-il 1,80 Akt. frei den-, durch unsre Provinz-Finden monattlch II Pl» pro Dunkel UI Mk. frei Dem-. Mit der Beilage Jst-Meile sei-eile« oder mit der Beilage Orest-er Fliegeude Blätter ie ld Pf. pro Monat mehr. postbezug m Deutschland und den deutschen its-lautem 111-SI- A mi.Jllusil-.Neueste« monatL sc Pf- pro Dust-. M Mk. « B ebne sllustr. Beilage . 69 , « . M . In Welch-ung Insc. A eithsllusir. Angeste« monatLl. Ke. Umonst ON Kr. lass-B ebnesllustr. Vorlage . «1.42 . tss . Iqch wwtuwxxamzwr.mchu 111-. Wien-tose- beschweren können. Es beißt denn auch, daß Bastar. Kraatz gegen lie Klag e erheben wird, wegen Stdss runa des Gottegdienstes einer vom Staate anerkann ten Religionsgemeinschast. Der Schlußabsatz des hierbei eventuell in Betracht kommenden Para-, grapben des Strafgesetzbucheg s§ 167) lautet: Wer in einer Kirche oder an einem au dern zu religiösen Versammlungen bestimmten Ort durch Erregung von Lärm oder Unordnung den Gotteddienst oder einzelne gottesdienitlicbe Verrichtungen einer im Staate bestehenden Reli giondgesellschast vorsätzlich verhindert oder stört wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren be strast. Die gesamte Berliner Presse verurteilt einmütig die Haltung der Ossizierr. Mit nur ein e r Aus nahme, und das ist die «Deutsche Tageszeitung«, die mit Pathos erklärt, daß doch in Deutschland jedem so viel »Freibeit des religiösen Ge sü h l s« zustehen müsse, daß er eine Verletzung des selben auch äußern dürfe. Bisher, namentlich bei der Beurteilung des Falles Jatho, bat das Blatt das Recht ans die .Freibeit des religiösen Gefühls« er heblich niedriger eingeschätzt Und wenn sich sonst jemand erlaubt hätte, aus seinen Freibeitsgefiiblen heraus eine Ordnungs st v r u n g herbeizufüh ren. so hätte es das Revolution genannt . . . .»-,i Mahammcn Ali - Petiieng Schimm, . Von Dr. llngo Grotiien . Der Verfasser- der Petsien wiederholt he reifi hat nnd als bester Kenner der dortigen Verhältnisse bekannt tit, weist dter auf die groszen Kämpfe hin, die sich tn Persien vor bereiten. D. Red. Ueber Nacht hat sich im dstlikhen Wetterwinkel des Orient-s wieder einmal ein Gewitter zufammen gezvgen, das einige heftige Entladungen zur Folge haben dürfte. Der vor zwei Jahren entthronte Schuh Mohammed Ali, den man in behaglicher Ruhe sur Kur in Marienbad wähnte, ist plötzlich an der Nordostecte Perfieng in Gitmüfehtepe aufgetaucht und auf dag etwa 10000 Einwohner zählende Städtchens Asterbad losmarschiert, wo im Augenblicke. da kein Gouverneur über diese Provinz regiert, die Kopf losigkeit noch größer zu fein scheint, als wie in an dern Teilen Persiend. An seiner Seite befindet sich eine Reihe von Elementen, die ihm früher imKamvse gegen die Verfassungsparteien mit Energie und List zur Seite gestanden haben, vor allem fein intelli genter jüngster Bruder Schuah es Saltaneh und Bahadur Dscheng der das Leben mancher persifeher Freiheitskämpfer auf dem Gewissen hat. Die Durl menen, die hier mit ihren Stämmen Jomud und Pilan in einer Anzahl von B—loooo Familien f as sind MOOO Seelen) sitzen, sind fiir die Pläne Mohammed Ali Schahs schon geneigt gemacht. Seit ilängerem hatte die versische Regierung Beweise in den Händen, daß die Agenten des abgesetzten Schahs sich bemühten, bei den Turktnenen und bei andern Tatarenstämmen, die sichs der Kadjarenfamilie Mo hammed Alls stammverwandt fühlten, so auch bei den Schahfewannen im Nordwesten Persieng, für die Wiedereinstellung des Entthronten Stimmung zu machen. Zugleich ruft der jüngere Bruder des Mohammsed Ali- der schon öfter wegen seiner til-an tastifchen Unternehmungen genannte Salar ed Dau leh, den Erschah wieder zum Herrscher aus, nachdem er im westlichen Persien unter den dortigen studen stämmen sich erneut eine Gebieterstellung durch Geld und sein gewinnended Wesen erobert hat. Quer durch ganz Südrußland bis naid Vatu und von dort iiber das Kasvisehe Meer nach sit-asz- · auf fröhlicher Art, und sämtliche zeitgenössischen Ge t schichtsschreiber rühmen ihr lehhastes Wesen und ihre i frühe Selbständigkeit Arvdde»Barine sagt in dem - historischen Novellenzyklus »Frau-essen et kranclos : dames«: »Die Prinzessin Wilhelmine hatte« von : Natur ein fröhliches Gemüt, das der Kummer nie - mals ganz verdüstern konnte. Beim ersten Licht blick gewann ihre Heiterkeit wieder die Oberhand sie war stets voll schalkhaster Einfälle und groß in allerhand Schelmereien.« Kaum sechs Jahre alt, er fuhr sie« ihr Vater wolle sie mit dem fünfzehniiihri gen Markgrafen von Schwedt verlohen. Als sie ent-' deckte, daß der Jüngling ein surchtsamer Hase war machte sie sich öfter den Schen- ihm entsetzliche Angst eingujagem was sie allerdings mit einer empfind lichen Strafe büßen mußte, wenn sie dabei von ihrer Hosmeisterin ertappt wurde- Denn diese Dame, Fräulein Löti mit Namen« faßte ihre Zöglinge nicht mit seidenenbandschnhen an und befolgte des Königs Grundsatz, »den Uebermut der-Jugend zu dampfen-, in gewissenhaftester Weise. Die Markgräfin bat mehr denn einmal ihrer Verwunderung darüber Ausdruck geliehen, dasz sie »no(h heile Knochen« hatte. Ein alter Kupferstich zeigt uns die Markgriisin im Alter von ungefähr dreißig Jahres-. Sie hat den schwärmerischenAusdruck und die etwas« gesuchte Bal tung, in der die Künstler der damaligen Zeit gefühl volle Seelen zu charakterisieren pflegten. Ein blind chen aus dem Schoße« hält ihre Rechte ein ausgeschla genes Buch, die Linie stützt den weniger hübschen als interessanten Kopf, mit den großen, enoas her vortretenden Augen« über denen sich die flache. ge puderte Frisur erhebt. Wir empfinden ein Gefühl des Mitleids, wenn wir den sanften nnd innigkn Blick dieser Frau aus uns weilen lassen« die· sp« liebenswürdig und zugleich unglücklich war. Die Eltern erprobten het dem Spiel um die Verheira tung ihrer Tochter sozusagen gegenseitig ihre Kräfte wåohei die Königin mit heimlicher List und der König mit Pausen und Trompeten zu Werte aing. Bald von dem einen. bald von dem andern mit allen Strafen der Hölle bedroht, salls sie es wagen würde, sich unterzuordnen, wußte sie schließlich keinen an dern Ausweg, als dem Geht-ringen Friedrich von Banreuth unter - schweren innerltchenQnalen die Hand zu reichen. Der Bahrenther war ein euer-iet, Madamka Tllgklzkillmg Größte Verbreitung in Sachsen. Lloyd Georgeö Rede äußerst kühl; iie tut, als ob sene Worte uns gar nichts angingen. Das ist sehr erfreu lich, denn nur aus diese Weise kann man den Briten imponieren; iin entscheidenden Augenblick wagen sie, so man ihnen nur fest und kühn entgegentritt, nicht, die Konsequenzen zu ziehen, wie erst vor zwei Jahren der bosnische Konflikt gezeigt bat. ; Aber all dies darf uns nicht darüber hinweg täuschen, daß in England mehr und mehr die dentfchfeindliche Strömung an Einfluß gewinnt. Man fürchtet uns driiben und man be-» argwöhnt uns· Jeder deutsche Erfolg wird fast als britische Niederlage gewettet. Man glaubt, eine deutsche Ansiedlung in Südmarokko,. eine deutsche Flottenftation in Agadir werde die britifche See-herr schaft, den Seeweg nach Indien bedrohen. So er klärt eö sich denn auch, daß Agadir gestern wieder ein mal Gegenstand einer Antrage im Unter-hause gewesen ist. Unsre Londdner Reduktion drahtet und: O- London, - Zö· Juli. (Priv. -«Tel. der Drebdner Neueften Nachrichten.) Im Unterhaufe erwiderte der Unterstaatgiekretär des Auen-artigen Amts, Mc Kinnon Wood, aus eine Anfragq ob in Anbetracht der guten Lage Agadird dieser Hafen nächstens dem Handel für alle Völker ge öffnet werden konnte, daß die Regierung von der Wichtigkeit Agadirö überzeugt sei und daß sie ihre Ansicht-en den Vertragsmäehten nötigenfalls dringend mitteilen würde. Er teilte weiter mit, daß kein Kriegsschiff nach Agadir gesandt würde, daß dies aber nötigensalls geschehen werde- Man darf wohl annehmen, daß diese Ansrage »be stellte Arbeit« war. um der Regierung Gelegenheit zu geben, von neuem eine Drohung gegen xD eu tschland auszusprechen. Sie wird hoffentlich ebensowenig sruchtcn wie die Lloyd Georgeg, ja, man kann den Worten Mc Kinnon Woods entgegenhalten, daß England in Agadir gar keine Interessen zu vertreten und zu schützen hat, wübrend Deutschland Eben nnd Eigentum vieler. denÆiz Staatsangehöriqer vor Unbi ssbewahren muß."’· s würden die Gngländer wohl sagen, wenn wir ein- Kriegsschiss vor Alexandrien stationieren wollten? Das Recht dazu konnte uns niemand streitig machen, denn Aegypten gehört dem Padischah- der im zer-« störten Stambul thront. i Unzweiselhaft hat sich, wie wir schon gestern dar geldgt haben, die Lage in den letzten Tagen ver-schärft Das geht auch aus folgender Drahtmeldung unsres Londoner Mitarbeiters hervor-: . O- Loudon, 25. Juli. (Priv. - Tel. der Dresdner Neuesten Nachrichten.) Deutschlands Rolle in der Marokkoangelegenheit findet hier scharfe Kritik. Bereits gestern versuchten die »Timeg« nenerdings, einen einschüchternden Ton in einem Leitartikel anzuschlagen. Beute schreibt die ~Morning Post«: »Mit-mais seit den siebziger Jahren ist die internationale Lage so kritisch gi wesen wie in diesem Augenblick.« Das Blatt er klärt sodann, daß England durch dick und dünn mit Frantveich gehen würde. Frankreich wird, wie wir glauben, nicht seht eifrig fein, die angebotene Unterstützung anzunehmen. Die Kanonen von Weh reichen bis auf französisches Ge biet htnübert « daß in dem Hause Friedrich Wilhelmg I. eine ver derbliche Treibhansatmosphäre herrschte. Die neuere Forschung hat denn auch die mancherlei Urteile früherer Epochen korrigiert und in Wilhelmine eine seelisch und geistig hochstehende, wenn nicht gar die geistig bedeutendste Frau des 18. Jahrhunderts er kannt. Vor allem liefern die ,Memoiren der Königlich Preußischen Prinzeß Friederike Sophie Wilhelmine, Markgräsin von Bayreuth«, die im Ver lage von Hermann Burgdorf in Berlin erschienen« sind, einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der’ deutschen Sitten zu Anfang des 18. Jahrhunderts Es wird uns immer klarer, in welche ungeheure Ver wilderung und Barbearei der Dreißigj 'hrige Krieg das aufblühende Deutschland zurückgeworsen hatte. Der Adel war durch Trunksucht und andre Laster degeneriert, dießiirgerschaft stumpf und träge gewor den; kurz: in allenSchichten derßevdlkerung herrschte eine sittliche Berrohung, und als die Wissenschaften wieder aufzuleben begannen, kam eine bruialeSchul suchserei zutage. »Wir hatten das Lachen verlernt-C sagt ein Zeitgenosse. I Als Wilhelm-te am 8.Ju111709 das Licht der Welt erblickte, wurde ihr Erscheinen nicht gerade freudig begrüßt, da man fehnlichst aus einen Prinzen· gebosft hatte. Als eine ihrer frühesten Erinnerungen berichtet sie, daß nachsibres Großvaters Tode plötzlich der Hof und die ganze Hauptstadt Unisorm anlegte. Berkin war auf einmal wie ausgewechselt, und wer sich tebuld des Königs nicht verscherzen wollte, sog Belm nnd Harnisch an: es schien, als sei plötzlich ein. mtlttärischer Geist in alles Voll gefahren. Schon am frühen Morgen stand Friedrich Wilhelm I. auf dem Exerzierplgh vor seinem Palais und kommandierte seine langen Kerls, für die« er ebensoviel Geduld wie Geld verschwendete, um sich dafür dann bei seiner Familie schadlos zu halten. »Es gab den ganzen Tag nichts als Streit und Zwietracht-C berichtet Wil helmine, -,,der König ließ meinen Bruder nnd mich vor Hunger umkommen. DieserFtirst vertrat das Amt eines Vorschnetders. Er bediente alle Welt, nur meinen Bruder und mich nicht, und wenn zu fällig etwas aus meinem Teller blieb, spuckte er dat aui, um uns zu hindern, es zu genießen. Wir leb ten beide nur von Kassce nnd Milch und getrockneten Kirschen, was mir gänzlich den Magen verdarb. Da- NMU und Mcfchöstsstclle» Was- l. Hernspreeben Reduktion Nr. 8802 Erz-edition Nr. 071. Berlin Ur. M Neue Unternde Tambous und MUIAFQ Der französische Botschaftet Cam b o n stattete am « Montag nachmittags dem Staqtziekretär vo n Kiderlen - Wächter einen neuen Besuch ab. Zwischen dem Staatösekvetär und dem Botschafter fand eine längere Unäereeduuq statt Deutsche Erfolge la Agadicn , Unser-n lieben Freunden an der Themfe und der Seine wird es nicht sehr angenehm sein, zu hören, daß wir in Agadir bereits schöne Erfolge zu ver zeichnenthabem Der Draht meldet: -s- Tanqer, 26.Jnli. (Ptiv..-T el.)" In Agadir werden die-Beziehungen zwischen dem deutschen Schiff nnd dem Festlande immer herz lieber. Weit-Ins dem Innern kommen die Gouverneme, mn das deutsche Schiff du besuchen, wo sie liebenswürdig aufgenommen werden. Sie betonen stets, daß ihnen die Deutschen willkommen seien. II Militar gegen Jatho. Wie bereits gemeldet, haben am Sonntag nor mittag in der Charlottenburger Lassentircde einige Mannfchastöabteilungen des Kdnigin - E l i f a - :bethsGardegrenadierregimentd den Gottesdienst auf Anordnung ihrer Offiziere wäh rend der Predigt ded Pastorö Kraatz ver lassen, offenbar weil dieser den Fall Jatho in einem für Jatho günstigen- Stnne besprach. Durch die plötz liche Störung wurde eine Unterbrechung der Predigt von mindestens drei Minuten notwendig. Der Vot ätlsllssegregt degreiflicherweise in Berlin das größte - u e en. Die Textstellen der Predigt, die den Ofsizieren Anlaß zu ihrem Vorgehen gahen, vermag das »B. T.« mitzuteilen. Pastor Kraatz führte aus, daß es eine absolut und einzig richtige Auslegung des Wortes Gottes gar nicht gehen könne. Er begrün dete das folgendermaßen: »Was ist das Wort Gottes? Du bist über diese Frage vielleicht erstauni, nnd doch ist sie begründet Truhen etwa vor hundert Jahren noch, war die Antwort sehr leicht sn geben. Wort Gottes war» die heilige Schrift, alles ohne Ausnahme, was tn ihr stand. Denn die ganze Bibel galt als von Gott inspiriert, d. h. eingegeben. Aber heute hat man diese Anschauung ausgegeben. Sie gilt längst als veraltet. Die Bibel ist für uns nicht mehr ein gött liches Buch in dein Sinne, daß jedes. Wort darin dem Menschen von Gott diktiert wäre, son dern ein Buch, von Menschen verfaßt, freilich von gottbegnadeien und gottbegeisterten Men schen. Aber doch immer von Menschen, die daher nicht nur die großen, edlen, göttlichen Gedanken niederschrieben, die Gott ihnen ins Herz hineingab, sondern auch ihre menschlichen Ansichten und Meinungen. Deshalb unterscheidet man heutzu tage überall zwischen den göttlichen unvergäng lichen Wahrheiten in der Schrift aus der einen Seite, dem eigentlichen Wort Gottes, nnd den menschlich vergänglichen Anschauungen ans der andern Seite.« Eine Verletzung des religiösen Gefühls wird in diesen Worten wirklich schwer zu finden sein. Jeden salls hatten die Ofsiziere kein Recht, falls sie eine andre Meinung als Pastor Kraatz über diese Dinge Hintern eine Störung der übrigen Andachtigen herbeizuführen Sie hätten sicb ia nach dem Gottes dienst mit ihm auseinandersetzen oder sich über ihn h » « ffKH - gegen nahrte ich mich mit Schimpsreden und Beleidi : gungen, denn'ich.wurde alle Tage und vor aller Welt : mit allen nur möglichen Titeln angeredet. Der Zorn : des Königs ging sogar so weit, daß er meinen Bru : der und mich sortjagte und uns verbot, in seiner - Gegenwart anders als beim Essen zu erscheinen. Die « Königin ließ uns heimlich kommen, während der : König ans der Jagd war. Sie hatte Spione von s allen Seiten im Felde, die ihr anzeigten, sobald man ihn von weitem erblickte, damit sie Zeit habe, uns sortzuschicken.« Sie schildert, was für eine Aus-! regung es jedesmal war, wenn der König plötzlich in die Nähe des Zimmcrs kam. Eines Tages trat er gänzlich unvermutet ein. Während Friedrich in einen Schrank flüchtete, gelang es seiner Schwester noch eben, sich unter das Bett zu zwangen, das so niedrig war, daß sie zu ersticken glaubte. Aus dieses Bett legte sich der König nieder und schlies ein, ohne daß die Kinder es wagten, aus ihrem Versteck hervor znkommen oder auch nur sieh zu rühren. So kam es, daß die Furcht vor Schlägen eine ihrer lebhaftesten Jugenderinnerungen blieb. Wilhelmine hatte eine kleine Bibliothec- die in allen Betten, unter allen Tischen versteckt war, denn der König, der alle Wissenschaften verabscheute, wollte durchaus nicht, daß sie sich agiders als mit weiblichen Arbeiten im Haushalt bes listigen sollte. »Wtirde er mich se lesend oder schreibe-nd gesunden haben, so . hätte er mich vielleicht durchaepcitscht.« Die Königin wagte zu alledem kein Wort zu sagen, der König hatte sie zu srlavischem Schweigen erzogen; denn er sagte: »Man muß die Frauen unter der Zuchtrute halten, sonst tanzen sie ihren Männern aus.der Nase herum-« Noch im Alter überlief Friedrich ein Schandergestibl, wenn er daran dachte, wie seinVater - eines Tages den Lehrer, den sogenannten .Verräter« entdeckte, der dem Knaben die lateinische Deklination beibrachte. Aber während der Prinz beständig aus einen Fluchiveriuch sann,. war Wilhelmine mit der Zeit vorsichtig geworden, und handelte .bereits diplo matisch in einem Alter, wd andre Mädchen noch mit Puppen spielen. Sie schreibt: «Ungllickltch«erweise ( habe ich immer zuviel nachgedacht; ich sage unglück licherweise, denn wenn man den Dingen zu sehr aus den Grund gebt, macht man lauter trübe Entdeckun- I gen.«. Und doch war ihr innersies Wesen von Grund i« VII-U « LostolY isss Besian Is B Its-sen kunstv- nM Its-BE ZSLI zauk PM- PLU- Drit. W sit —- tem- Ip- Ihm-.
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