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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100924021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910092402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100924
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-09
- Tag1910-09-24
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Ans dem Magdeburger Parteitag erging sich Liebknecht tn scharfen Angriffen gegen de» Zarcnbcsiich in Nauheim. Die seit Anfang Juli im Anssrand befindlichen 1899 ?lrbciter der vier größten B l c i st t s t s a b r i l c n in Nürnberg werden die Arbeit wieder attsnehwen. steuerte vrahtmeltlungen vom 23. September. Natianallibcraliswuo und Freisinnige rsioltspartci im Rheinland. Köln. sPriv.-Tel.i Z» den widei iprechcndcn Mel düngen über eine vertrauliche Beratung des Vorstandes der n a t i o n a l l i b e r a l e n P artei d e s 9) >, e i 11 i a n - des tu Sachen eines Wahlbündnisses mit der freisinnige» Volk spartet wird ans sehr guter Quelle mitgcteilt, daß bei den Beratungen die gr u n d sätzliche Bereitwilligkeit ausgesprochen wurde, in Verhandlungen durch eine aus Berireter» beider Par icteii noch zu bildende Kommission einziitreten, falls sich diese Verhandlungen auf alle Neichstagsivahlkreiie der Aheinprovinz erstrecken. Tic Entscheidung über diese For dcrung liegt zurzeit in der Hand der fortschrittlichen Volts bartet. Zur Werftarbeiter-Bewegung. Berlin. tPriv.-Tel.) Die vom Verbände Deutscher Mctalliiidiistriellcn beschlossene A u s s v e r r n n g v o n ""999 Arbeitern dürfte nicht zur Ausführung ge langen, da beide Parteien das Bedürfnis haben, die Diffe renzen zwischen den Seeschisfswersiin und den Werftarbei tern durch einen Vergleich ans der Welt zu hassen, Eine Konferenz zwischen dem Verbände der Mctallindnstiiellen und dem Deutschen Metallarbeiternerbande ist angeregt. Die Konferenz soll bereits am Montag zniammcntreten. Potsdam. Der Kaiser ist heute mittag l'.L Uhr im Sondcrznge auf der Station Wildpark eingetrossen. .'.um Einpsange hatten sich die Kaiserin, Prinzessin 'Viktoria Luise, die Kronprinzessin und Prinz Angnsi 'Wilhelm nebsl Gemahlin eingesuiidcii. Der Kaiser und die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luise begaben sich nach dem Neuen Palais. 'Berlin. lPriv.-Tel.) Die Kriminalpolizei ist einer C i u b recherbande aus der Spur, die seit dem Februar d. I. Pelze und Scideiiivnren von etwa 189 999 Mark er beutete. Einige Mitglieder der Bande sind bereits hintei Schloß und Niegel. Des Führers ist man noch nicht hab haft geworden- Auch der Hgiipthchler ist nvrlänsig kommen. Berlin. Der Einbrecher Lieb hat über Tiebscahl beim Bankier Mvslcr nunmehr ein volles ständnis abgelegt, so daß cs möglich war, alle gestohlenen ent- den Ge, iKegeiisiöndo, bis aus einen Betrog von 399 Mart, bcrvei- znici.asse». llebci den Ansenthalt des Mitschuldige» Berndt verweigert er jede Auskunft. >> vhann > st al. Die i n g m aschi n e des Auia- iilers Dorne r isl heute früh durch Heuer ver nichtet worden. B r esla n. W.ilirend ein großer Teil der Einwohncr- schast des Qrics K c n i u bei Dswiemm in einer Nachbar stadt den Markt besuchte, brannten 3>i gestillte Scheunen und mehrere tB-hande nieder. Ein Feuerwehrmann und ein Besitzer stürzten durch das Dach einer Scheune und verbrannten. Viel Vieh ist in den flammen nm- getommen. Paris. Wie verlautet, beabsichtigt ein der geeinig ten loziaiistiichcn Partei angehörendcr Deputierter, den Minister der vssentlichen Arbeiten über die E n i t a i I n n g des S n n d i t a t s s c k r c l ä r s Nenanlt z» inter pelliercn. Madrid. 2säl>rend einrs Ltiertampfes in Barajas stürzte eine Tribüne ein. Eine Person wurde ge tötet und vier verletzt. Ein Stier verwundete ein junges Maochcn, das i» die Arena gefallen war, tötete einen Tvrero und verletzte mehrere. London. tPriv.-Tcl.s Aus Elcvetand in Qhio wird telegraphiert, dast einer der hervorragendsten Kanslente von Detroit, der M n l t i m i l l i o n ä r Notes, sich gestern in einer <>> e f ä n g n i ö z e l 1 e erhängt hat, nachdem er wegen schwerer Verwundung einer Miisis Singer ans Elrveland verhaftet worden war. «Mücke; »na §scd;i;che;. Dresden, 23. September. —* Leine Majestät der König traf heute vormittag nach einem Niit in der Heide im Nesidcnzschlvst'e ein nno empfing liier die Herren Stantsminister und den König!. Kabiuettsietretär, ferner die Hvfdepartcmentschefs zu Vor trägen. Hieraus kehrte der Monarch nach Pillnitz zurück, ivv um 2 Uhr die Königliche Mittagstafel nattfand. - Nachmittags begab sich der König zu mehrtägigem ,^agd- niiseiithalt in der Sächsischen Schweiz nach dem Zcnghanse. —» Der neue Präsident der Staatsciscnbahuen. lieber den zum Nachfolger des scheidende» Präsidenten der König liche» Eieneraldireltion der Sächsischen Ltaatsbahncn be rufenen Herrn istcheimen Vanrat Professor Dr. Ulbricht tonnen wir folgendes Mitteilen: Er ist l!ZM in Dresden geboren, studierte hier am damaligen Politechnikiim die .ingenienrivissenschastell und betrat, nachdem er in Hinsicht ans eine spätere Dozentcntätigkeit in ^cna seine Dvltor Prüfung abgelegt hatte, im Herbst ltt7ii die praktische .sn- genieurlausbahn. Nach mehrjähriger Beschäftigung im Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau und nach Ab legung der höheren technischen Staatsprüfung trat er am l. .sannar 137ö in den Dienst der sächsischen StaatSbahncn, wo ihm zunächst die vertretungsweise Vernvaltiing der In- geiiienrabteilniig .jwickan und der Umbau des Bahnhvfs stieichenbach i. V. oblagen. lM wurde er zur Leitung des Eisenbahn-Telegraphenwesens nach Dresden berufen und widmete sich nun besonders dem Sichernngswcscn, das ihm wertvolle Förderungen verdankt, und der sich immer stärker entwickelnden Eisenbahn-Elektrotechnik. l8!12 wurde ihm das Amt eines Ncgicrungs - Kommissars für elektrische Bahnen mi! übertragen, dem er 17 5ahre uorgcstandeu bat. 'Am l. .Uniiiar I8!i8 trat er in die Königliche iNeneral direllivn der Ltaatsbaiineii ein, der ei vier .salne an gehörte. 'Am i. .sannar INN2 wurde er Vortragender Nat im Königlichen ,zina»zniii>isteri>i»i, znnächst snr clettro technische, später auch für niaschinentechnische Eisenbahn angetegeiihcile». 'ZUs ztominisinr seiner stiegierniig hat ei an verschiedenen wichtigen 'Angelegenheiten für das deutsche Eiienb. hnwesen keilgenomnien, und zwar an derBearbeiinng der deutschen Eisenlmhn-Ban und -'Betriebsordnung, des Signalbnches und der deutschen .Hihrdicnst Vorschriften ^ serner an den Berattiiigen über die früher geplante deutsche Betriebsmittelgemeinschasl, svivie an der Schaffung des null in Kraft getretenen Ltaatsbahnwagcnverbandcs. Neben seiner hanplamtlichen Tätigkeit wirkte er seit >883 ! als Dozent snr EisenbahnsignaUvesen und Telegraphie an ! der Technischen Hochschule. Leit l8!>7 mar er Mitglied des ^ staatlichen Qberprüsnngsamtcs. Der technischen Praxis hat ! er nach verschiedenen Nichtnngcn wertvolle Anregungen ! gegeben. 'Von ihm stammt u. a. das Snstem der Block- ^ zlnstiininnngstontatte, ferner das neue deutsche Vorsignal, ! der KvhlcbUtzablcitcr nnd das in der Elektrotechnik viel angewcndcte Kngelphoioineier. Bahlreichc Studienreisen j machten ihn mit den Eisenbahnverhältniisen anderer Staa- l ten bekannt. 189:! mar er »Uiror in der elektrotechnischen ! Abteilung der LöellanssteUnng in Ehicago, von 1899 an ! NUtglied der Ltndiengesellschast für elektrische Schnell i bahnen, 1899 und 1897 Borsißender des Sächsischen Inge nieur- und ArchitcUenvercins, 1992 bis 1994 'Vorsitzender des 'Beistandes deutscher Elektrotechniker. 1998 wurde er zum a. v. Mitglied der Prcnstischen 'Akademie des Bau- weiens »nd vor turzem von der Technischen Hochschule zu Dresden beim Scheiden aus seiner Lehrtätigkeit zum Dr.'.sngenienr ehrenhalber ernannt. Bum >- Qttober d.I. ist ihm das Amt des Präsidenten der König!. Kenernl- direktion der Sächsischen Staaiseisenbahncn übertragen. Eine in weiten Kreisen des hiesigen Kansmanns- standes bekannte Persöniichleii, Hcir Lvniö Nosen- >thal, Lenior-Ehes der alten «betreidrsirrna Samuel Rvsenthal, ist heute früh gestorben. 2,'eben seiner Be- rnfsbedentting — Herr Nvscnthal war stellvertretrndei Borstand der Dresdner Produktenbörse - war der Ver storbenc, namentlich bei den hiesigen Militärverei»en, sehr beliebt nnd angesehen. Er hatte die Feldzüge 1879/71 im 2. preußischen tstardedragolierregiment ntttgemacht, dort sich am Todesritt von Mars-la-Tonr beteiligt und war durch das Eisernr Kreuz ausgezeichnet worden. Auch hatte ihm vor einigen fahren Te. Majestät der König das Nitter- lrcuz l. Klasse vom Albrechtsorden verliehen. —Eine große sächsische Handwcrksansstellung soll, wie bereits t»rz mitgeieilt, im Jahre 1914 im städtischen Ansstellnngspalaste zu Dresden stattfinden. Ais Ver anstalicr zeichnet der ^uniiiigsansschiiß zu Dresden, der 42 Innnngen mit 7133 Mitgliedern nnd Meistern, 14 927 Gesellen und 3999 Lehrlingen vertritt. Man betrachtet es als höchste Veit, daß das sächsische Handwerk wieder einmal mit einer selbständigen großen Ausstellung ans den Plan tritt und der großen Qesfeiitlichteit zeigt, wie es sich in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelt hat, und was es im gegenwärtigen Moment zu leisten imstande ist. Die letzte sächsische Handiverlsaiisstelliing fand mit bestem Gelinge» 1899 in Dresden statt. Als grundlegender Gedanke für die Anlage der geplanten Ausstellung ist das Prinzip aus H«n;t uncl W;;en;cbatt. s-* König!. Schauspielhaus. Das nicraktigc Schauspiel ..Der alte Pavillon" von Gustav Wie d ist gar lein echter Wied. Man gelangt zu der Annahme, daß der dänische Humorist sich über die Leute lustig macht, ohne daß sic es merken sollen. Humor und Gemüt wachsen aus cincin Zweig, aber das Gemüt des Humoristen ist meist mit einer Dosis leichter, liebenswürdiger Sclbstironic verseßt, und daran mangect cs Wied in diesem „ernsten" Bühncnwerk. von dem es heißt, daß ihm der Autor niit besonderer Zärt lichkeit zugetan wäre. Dadurch stellt sich eine Verniandt- schast mit der leider längst verstorbenen Marlitt heraus, die man zwischen dem scharfen Spötter und seinen Humo risten des snngen Dänemark und dem jubelnden Stolz aller Backsischlesekränzchcn von ehedem nicht vermuten sollte Rarlitt und dazu eine Tüte Eremcpralines war einmal das Höchste für ein heranwachsendes, wahllos lesendes Mägdelein. — Der „alte Pavillon", ein Titel, der ent schieden etwas Suggestives bat, ist im Leben des Gärtners ans dem Gute der Iägcrrneisterin so etwas wie die „ver hängnisvolle Gabel". In ihm hat er einmal einen glühen den Liebessommer mit seiner 'Brotherrin, der Iägermeiste- rin, verlebt, dein die Dame ein entzückendes Kind, „kleine Sonne" genannt, verdankte. Der Gärtner aber muß dem Leben der Beiden fernbleibcn, leidet infolgedessen jahrelang die größten Scelengualen nnd versäuft an den Stu fen zum Pavillon mit seinem Spezi, dem Wald hüter Anders, seinen Schmerz in massenhaftem Alkohol. Die Wirkungen des Alkohols bis z»m heu lenden Elend werden so lies dem Publikum ->6 oevlc,, demonstriert, daß die zweite Hälfte des ersten Aktes im Auf trag eines Antialkohvlikervcrciiis geschrieben sein könnte. Der Gärtner möchte gern Anteil am Leben der Glücklichen haben, aber er fängt es aus die verkehrteste Weise an und die resolute, forsche Iägermeistrriii will den Gärtner kurz entschlossen noch Amerika befördern, als die „kleine Sonne" seine Bezeichnung, die wie ein fortwährend verabreichtes Triichtbonbon wirkt) sich verlobt hat. Zuvor aber lädt sie ihren alten Schah noch einmal zi: Kuchen und Wein aufs Schloß ein, vermutlich, damit er das für ihn verschlossene und verlorene Paradies nochmals gründlich sicht und mit doppelt schwerem Herzen abrcist. Aber er reist gar nicht aö, der alte Pavillon erweist sich wieder als „verhängnis volle Gabel", indem sich der Gärtner in ihm erschießt, nicht ohne bevor cbzuschlicßcn. „Draußen aber rauscht das lachende Leben vorüber," wie der Zeuilletvnisl sagt. Warum Wied diesen durchaus novellistischen Stoff, dessen dramati scher Einschlag — die Liebescpisvde zwischen Iägermcisterin und Gärtner — in der Vorgeschichte liegt, auf die Bühne bringen mußte, ist durchaus nicht cinzuschen. Man verarztet doch auch keine Skorm-Novclle zu einem Theaterstück. Das Befremdendste ist. daß Wied mit den Requisiten ältester Nührtvmüdicn arbeitet und technisch von einer beinahe rührenden Naivetät ist. Jeder einiger maßen Theater!undige sicht die Dinge schon nach der sehr breiten Eingangsszene deutlich voraus und wird denn auch nicht enttäuscht. Die Ereignisse wickeln sich alle so roman haft ab, wie man es nicht ohne einige Aengstc bcfükchtet. Als in der Eingangsszene von der „Erbpistvle" die Rede ist, sagt jeder aha, und besorgte Damen fürchteten jeden Moment den Schuß, der im lehten Akt lvsgcht. — Es ist auch vou Vorzügen dieses Schauspiels z» reden, die wahrschein lich für die Annahme bestimmend waren. Da ist das Milien des großen Mutes auf nordischem Boden, vom Hauch der Echtheit umgeben, da sind ein paar köstliche Gestalten unver kennbar WicdschcrPrägnng nnd ein paar reizende Bemerkun gen, die beweisen, daß -er Humorist und Satiriker nicht tot ist, sondern bloß schläft. Iamos sind die Szenen, in denen sich Gärtner und Waldhüter beim Glase „anSsprcchen" und den Alkohol abschwören.' hier ist cs dem Humoristen scheinbar doch recht schwer gefallen, „ernster Dramatiker" z» bleiben. Der Dialog ist besonders tu den I-amilienszenen von einer merkwürdigen Dünne und zeitweiligen Geqiiätthcit — hier nnd da etwas Inniges, ein zarter Laut, der aber doch nicht nachhaltig genug war, um für die öden Strecken zu ent schädigen. Nun begab es sich aber, dätz das Schauspiel einen regelrechten Publikumcrfolg hatte, cs ist wohl daher zu cr- erklären, daß die Seele des Publikums sentimentalen soge nannten Gefühlswerten rasch zugänglich ist, und daß diese Gefühlswerte in einer geradezu entzückenden Weise von de» Darstellern wiedergegeben wurden. Es wurde mit jo nicl Liebe gespielt, daß dem Zuhörer an manchen Stellen das Herz warm wurde, wo der Dichter dir Temperatur nicht erzielen lonntc. Der Gärtner, eine durch die Mischung von Träneiisettgkcit, Berzweis ttliigssiiff und Vaterschmerz recht gefährliche Nolle wurde von Hans Wahlbcrg prächtig gegeben, er bot einen geschlossenen, einheitlichen Charakter und hob die. namentlich im leßtcn Alt beiindlichcii Goldlviner mil seinem künstlerischen Sinn heraus. Hanns I i s che r machte aus dem Waldhüter Anders eine etwas andere Iigur, als Wied sich gedacht haben mag, aber cS war doch bis in das kleinste Detail sein ansgearbeitcte echte Men schendarstclliingskiinsi. Alexander W i e r t I> hatte als Annettens Verlobter nur fröhlich, sonnig und frisch zu sein, was rr betanntlich kann. Alfred Mener siel in der kleinen Nolle des Verwalters angenehm ans. Die Inger Meisterin, das resolut stark empfindende und schneidig ha» delnde Weib mit der ungemein kräftigen Vitalität wurde von Clara Salbach in so blühender Irische, so urgesund gegeben, daß man stellenweise fast dem Stück um dieser Iran willen gut wurde. Die holde Blume eines ungemein liebenswürdigen Talents entfaltete sich in der Annette der reizenden Marie Lichten egg. Louise I-i r l e gab als boshafte Chartssc eine Probe ibres hier längst nicht ge nügend ansgeniißten Charntterisierungsvrrmögens. Eine neue, recht niedliche Erscheinung war das Dienstmädchen von Phtln To im in. Herrn L e w i n g e r s Regie war die stimmungsvolle Ausführung zu danken, die das Publi tum nach den Aktschlüssen zu freundlichem Beifall ver anlaßte. Qb der Premiercnersolg einem Stück, das des dramatischen Nervs völlig entbehrt, treu bleibe» wird, ist abziiwarten. H a r > w i g. Richard Strauß und der „Roseukavalier". In einem an den Herausgeber der „AUgem Mnsil Zkg." gerichteten Brief äußert sich endlich Richard Strauß selber zu den Aufsührungsbedingullgcn seiner neuesten Qper. Nachdem er erst ausführlich ans die betannttich ja beseitig ten Mißverständnisse zu sprechen lonimt, änßeil er sich über die Bedingungen wie folgt: Ich muß voransschickcn, dgß die iu der Preise verleitete Nachricht, ich hätte allen Bühnen gegenüber die t-kii'aiitie fordcrungen für „Salome" und „Elektra" als Vertrags bedinguirg ausgestellt, dem wahren Sachverhalt nicht ent spricht. Selbstverständlich Izat mein Pcrlegrr bei de» Ver-
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