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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.05.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050506021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905050602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-06
- Monat1905-05
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vezugS-PretS 1» d« Hauptexpeditton oder da« Ausgabe- stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrige» Länder laut Zettuag-prei-liste. Diese Nummer tostet auf allen Bahnhöfen nud III I bet den ZestungS-Bertäusern I * - «edattton nutz Expedttton: 1L3 Fernsprecher 222 JohauatSgasse S. Hau-t-Ailtale DreSdea: Marienstratze 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin r TarlDuucker, Herzal-BayrHofbuchhaudlg, Lützowstraße 10 (Fernsprecher Aart VI Nr. 4608). Nr. 229. Abend-Ausgabe. c lpr iger TaMatt Handelszeitung. Amtsblatt des Äönigk. Land- und des Kiinigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipjig. Tonnabend den 6. Mai 1905. An zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2ü Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschäftsaazeigen unter Text oder au blonderer Stelle nach Tarif. Die -gespaltene Reklamezrtlr 75^. Aunahmefchlutz für Anzeige». Abend-Au-gabe: oormMags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: aachmMag- - Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Ezftra-Beilageu (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von stich 8 bi« abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. vr. v, R. L W. »ltnkhardU Herausgeber: vr. Victor Klinkhardt. SS. Jahrgang. Var lllicbtigrtr vom rage. * stoischen der Gräfin Montianoso und dem sächsischenHof kam es zu einem neuen Vertrag. (Siebe Deutsches Reich.) * Im Königsberger Hochverratspro- zeß hat das Reichsgericht beide Revisionen verworfen. (S. Deutsches Reich.) * Die Nvtis'idcMoirs - Urkunden des deutsch- schweizerischen Handelsvertrags sind heute in Bern ausgetauscht wovden. * Der Gesundheitszustand des Erzherzogs Josef hat sich nach einer Meldung aus Fiume ver schlimmert. * In Moskau sind mehrere Politiker ver haftet wovden. (Siehe di« Krisis in Rußland.) * Der Khedive wird sich im nächsten Monat von Kairo nach London deck eben, um dec Lochzeit im Hause Connanght beizuwohnen. Vie Kriegslage in ZUcstverlattika. Die Kriegslage in Südwestafrika hat sich mittlerweile so gestaltet, daß man von fünf verschiedenen Operationsgebieten sprechen kann. Das Hauptfeld liegt augenblicklich in Nassab, wo Major v. Estorfs kommandiert. Seine Tätigkeit saßt die „Dtsch. Kol.-Ztg." wie folgt zusammen: Das Detachement Meiner (1-, 4., 7. Komp. 2. Regmts., 7. Batterie und 3 Geschütze der 5. Batterie) war im Anfang April in der Linie GochaS-AubaS versammelt und zum Vor marsch nach Süden bereit. In Haruchas (1b km südlich GochaS) traf den Hauptmann Manger des ebenerwähnten Detachements die Nachricht eines Buschmanns, daß Hendrik Wilbooi an einer „Vley", einem Teich südwestlich der Wasserstelle Kowise-Kolk, also zwischen Elephantenfluß und Nofsob, lagere. Sosort wurde mit 273 Reitern und 2 Geschützen ausgebrochen und am 7. April die Nachhut Hendrik Witbois östlich der Vlev eingehost. Es entspann sich ein Gefecht, mdem unsererseits 1 Offizier und 3 Reiter fielen und 3 Reiter verwundet wurden. Weiter gefolgt konnte den Hottentotten nicht werden, da die Abteilung fast 90 km in wasserloser Steppe zurückgelegt hatte, und die Reit- und Zugtiere gänzlich ermattet waren. Der Marsch wurde noch dadurch erschwert, daß zahlreiche Sandbünen überwunden werden mußten, und die enormen Strapazen der Kriegssübrung in diesen Gegenden kenn zeichnen sich durch den Umstand, daß der zurückkehrenden Truppe vom Auobfluß her Wasser entgegengefahren werden mußte! Am 8. April, also einen Tag nach dem Gefecht an der Bley, erreichte Major von Estorfs einen Punkt etwa 45 km südöstlich von Kowise-Kolk am Nofsob, wo er wegen Wasser mangels umkehren mußte. Er war damit bis dicht an Geiab heran, ohne jedoch auf den Gegner getroffen zu sein. Auch am Kleinen Nofsob wurde vom Feinde nichts bemerkt. Die letzte amtliche Meldung aus Gibeon vom 28. April besagte, daß Major von Estorfs am 18. in GochaS ein getroffen sei und nunmehr mit 6'/, Kompagnien, 16 Geschützen und 4 Maschinengewehren am Auob stehe. Awadaob bleibt besetzt. Den Gegner unter Hendrik Witbooi vermutet der Major zwischen dem Elephantenfluß und dem Großen Nofsob, und zwar in der Gegend südlich des 25. Breitengrades. Das Vordringen in diese östlichen Steppengebiete erscheint aber des Wassermangels und der Sanddünen wegen so schwierig, daß ein Versuch hierzu für aussichtslos gehalten wird. Diese Tatsache ist um so bemerkenswerter, als wir uns im Schutz gebiet in den letzten Tagen der Regenzeit (Januar — Anfang Mai) befinden. Es muß daher in diesen Gegenden „schlecht" geregnet haben, was die Kriegführung natürlicherweise un günstig beeinflussen wird. Allerdings kann man annehmen, daß auch die Hottentotten unter diesen Verhältnissen leiden werden, wenn auch ihre überlegene LandeskenntuiS die Sach lage für sie in vieler Hinsicht günstiger gestalten wird. In den Distrikten Gibeon, Grootfontein und Bethanien ist die Lage ebenfalls noch unsicher. Nicht ohne Absicht batte Dendrit Witboi sich einst diesen Ort als Stammsitz erwählt. Ihn batte nicht allein die günstige Lage des Platzes am Großen Fisckfluß, sein Wasserreichtum und die Nähe guter Weiden dazu bewogen, als vielmehr auch das wilde Berggelände, das sich weithin nach allen Seiten aus dehnt und, zahllose Verstecke und Schlupfwinkel bietend, im Westen in die Hochlandschaften des Nananib-Platcaus und in die Felsengebirge von Zarris und Grootfontein übergeht. In diesem Gelände haben denn auch Scharmützel, Plänke leien und Ueberfälle nicht aufgehört, und leider fordert, wie die Ereignisse gelehrt haben, gerade dieser Kleinkrieg, in dem die Hottentotten Meister sind, unverhältnismäßig hohe Opfer. Wenn die Haltung der Feldschuhträaer und ihres Kapitäns Hans Hendrik noch vor wenigen Monaten schwan kend war, so haben sie in der Zwischenzeit gründlich be wiesen, daß sie Feinde, und zwar gefährliche Feinde der Deutschen sind. Nicht allein, daß sie im März den Leutnant von Rbeinbaben, der von Major von Lengerke mit einem Teil der 3. Ersatzkompagnie von Koes zur Besetzung von Hasuur entsandt worden war, mehrfach, wenn auch erfolglos angegriffen, wobei sie einige Tote und 150 Stück Großvieh verloren, sie haben auch zweifellos an Hendrik Witboi sowohl wie an Morenga und Morris Hilfskräfte gestellt. Wahrscheinlich stehen sie heut unter den direkten Befehl oder Einfluß Hendriks, der nach Major von EstvlffS Ver mutung mit seiner Hauptmacht höchstens 100 km nordöstlich von Koes, dem ehemaligen Hauptort der Feldschuhträger, sitzen kann. Die Wasserstelle Hasuur ist eine der wichtigsten auf dem Wege nach dem südlichen Rietfontein und nach der Ostgrenze. Wahrend die Meldungen aus englischer Quelle sonst recht selten etwas Günstiges zu berichten wußten, hatten sie bezüglich der Lage im Karas-GebirgSdistrikt etwas vorzugreifen sich gestattet. Bereits im Anfang April meldete die englische Grenzpolizei, daß Morris gefallen, Morenga entflohen und ihre Banden zerstreut seien. Das hat sich leider nicht bestätigt, vielmehr haben in neuester Zeit wieder verlustreiche Kämpfe sich in den von allen Seiten umstellten Karasbergen abgespielt Wie am 1. Mai gemeldet wurde, hat Morenga in der Nacht vom 24. zum 25. April das Karasgebirge verlassen und, seine Leute teilend, sich zugleich nach östlicher und west licher Richtung geflüchtet. Das würde zunächst darauf hin deuten, daß es ihm nach Verlust des Hauptteils seines Viehs nicht mehr möglich ist, sich die nötige Nahrung zu verschaffen. Vielleicht — dieser Fall darf aber als unwahrscheinlicher gelten — gebricht es ihm auch an Munition. Major von Kamptz befindet sich bereits auf der Verfolgung der Rebellen. Die bei Groß-Heusis geschlagene, aber immerhin noch starke Hererobanbe unter Andreas zieht sich aus dem Komashochlande und dem Kuisib-Gebiet weiter südlich der Gegend von HornkranS und dem Naukluft-Gebirge zu. An scheinend erstrebt Andreas die Vereinigung mit den Hotten totten, was ihm aber nur schwer gelingen dürfte, denn 2>/r Kompagnien und die Bastardabteilung sind gegen ihn beordert und folgen ihm teils, teils suchen sie ihm den Weg nach Süden zu verlegen. — Eine andere, ebenfalls aus dem Komasbochland kommende Hererobanbe hat die Eisenbahn zwischen Windhuk und Oka- bandja gekreuzt und sich nach Nordosten gewandt. Die in Otjihangwe stationierte 5. Komp. 1. Regts. verfolgt sie mit starken Offizierpatrouillen aus Windhuk und Okahaudja. Major von der Heyde, der auf seiner bereits erwähnten Erkundung von Gobabis aus das nördliche Rietfontein er reichte, stellt fest, daß die östlichen Grenzgebiete der südlichen Omaheke vom Feinde frei seien. Weiter nördlich dürfte das vielleicht nicht der Fall sein. Generalleutnant von Trotha befand sich in den letzten Tagen des April in Gibeon. * Der Au»br«ch de» Witbsi-Aufftande». In die ersten Tage nach Ausbruch des Witboi-Aufstandes, in Len Oktober v. 2-, führen Ta g e b u ch b lci t t e r eines in Deutfchsüdwestafrita Dienst tuenden Unteroffiziers zuruck, die der „Norddd. Allg. Ztg." zur Verfügung gestellt werden. Sie nehmen noch heute das Interesse in Anspruch, denn sie gehen ein anschauliches Bild von der Gefährlichkeit der Lage, in welche durch den überraschend erfolgenden Abfall Hendrik Witbois die kleinen Milltärstattonen im Hottentottengebiet gerieten. Der Tagebuchschreiber befand sich beim Ausbruch Les Aufstandes mit zwei Kameraden auf der Helio - araphenstation Falkenhorst, nördlich von Gibeon. Tie Umgebung der Station wird in folgender Weise geschildert: Der Heliographenberg liegt 3 bis 4 Kilometer von der Station entfernt. Das Gebäude selbst war nicht zur Verteidigung bestimmt. Das dicht bewaldete Revier liegt an nähernd 30 Meter weit. Die Berge steigen direkt in die Höhe, ihre Kronen 300 bis 800 Meter weit entfernt. Dies geringe Gesichtsfeld ist außerdem durch kleine Reviere und Mulden noch mehr beschränkt. Der Unteroffizier schreibt: „Wir wurden schon Wochen vorher verschiedentlich ge warnt, daß ein Durchbruch der Herero zu erwarten stände oder ein Ueberfall der Witbois. Viermal hatten wir uns bereits unnötig verschanzt, kein Feind kam, und so glaubten wir diesmal nicht an Las Gerücht, daß die Hottentotten uns überfallen würden. Außer meiner Person war noch Unter offizier G. und Gefreiter W. als Besatzung der Station. 3. Oktober. Ein Schreiben erhalten, daß die Hotten totten ausständig jein sollen. Sämtliche eingeborene Weiber, Kinder und Vieh haben Gibeon verlassen, nur waffenfähige Männer sind zurückgeblieben. Die Zivilbevölkerung mächtig aufgeregt. Hauptmann von Burcksdorf vor Sonnenunter gang unbewaffnet in Begleitung von 14 Hottentotten nach Rielmont geritten, wurde aber bereits in Marienthal er schossen. Die Besatzung von Gibeon ist nur 1 Feldwebel, 2 Unteroffiziere und 1 Gefreiter stark. 4. Oktober. Unsere drei L-lationseingeborenen sind über Nacht weggelaufen. Von Gibeon gingen die Kriegsdepeschen nach Keetmonshoop und Windhuk durch, daß Feindseligkeiten zu erwarten ständen, um Verstärkung gebeten würde und mit Hilfe der weißen Ansiedler die Station verschanzt sei. 6. Oktober. Ich blieb heute zur Deckung der Station Falkenhorst unten, während die anderen beiden nach dem Signalberg ritten. Sobald sie dort die Apparate ausgestellt halten, wurden sie von 10 bis 15 Hottentotten auf etwa 10 Schritt im Schnellfeuer beschossen. W. stürzte sofortt von einem Schuß im Schenkel getroffen. D. erwiderte das Feuer mit gutem Erfolg. Auf allen Vieren kriechend suchte nun W. die Pferde zu erreichen, die, durch das Schießen unruhig ge worden, etwa 50 Nieter den Berg herabgegangen waren. Der kleine Unteroffizier D half nun dem baumlangen W. "-r, sein Pferd. Unter fortwährendem feindlichen Feuer tagten sie zur Station zurück. Ich hatte mich unterdessen, durch das fortwährende Schießen beunruhigt, auf den Weg nach oben begeben, wurde gleich hinter dem Hause von einem unsichtbaren Schützen, der sich im Gebüsch des Reviers ver steckt hielt, beschossen, und zwar sehr heftig. In demselben Augenblick sah ich meine Kameraden vom Berge herunter auf mich zureiten. Ich riet ihnen zu, das Revier sei besetzt, sie sollten so rasch wie möglich kommen. W., ohne Hut und Rock, ganz mit Blut besudelt das Gewehr umgehängt, schwankte hin und her im Sattel. Es war ein grausiger Anblick. D., das Gewehr schußbereit, ritt neben ihm. Glücklich langten sie bei der Station an. Ich hob W. vom Pferde und führte ihn ins Gebäude, während wir fortwährend, aber ohne Erfolg, be schossen wurden. Ich wagte mich nochmals heraus, holte Wasser und verband W., so gut es ging, während D nach außen sicherte. Tür und Fenster verstopften wir mit Säcken von Hafer, Mehl und Reis ufw. Um 8 Uhr stellten die Feinde das Feuer ein. Wir hoffen, in fünf Tagen entsetzt zu werden. Im Hause ist eine fast unerträgliche Hitze, wir leben in völliger Dunkelheit, 3 junge Hunde sind unsere Wache. 7. Oktober. Die Nacht verlief ohne Störung. Am Nach mittag zeigten sich 5 Hottentotten, mit denen wir mehrere Schüsse wechselten, die sie eiligst in die Flucht trieben. Wir konnten dann wieder Wasser holen, ohne belästigt zu werden. 9. Oktober. Eine sehr unruhige Nacht, fortwährend schlugen die Hunde an. Das gestern gesehene Wachtfeuer wurde wieder beobachtet. Einen Koffern, der sich unserem Gebäude näherte, erschoß ich. Am Nachmittag holten wir wieder Wasser und trugen den erschossenen Koffern abwärts in «in Revier, um den Verwesungsgeruch nicht direkt unter unseren Fenstern zu haben. 14. Oktober. Die Nächte waren abwechselnd, oft schlugen die Hunde fortwährend an, dann wieder war es ruhig. Heute versuchten wir mit Licht in einem kleinen Tops zu kochen. 15. Oktober. Zehn Tage sind wir bei betäubender Hitze im Dunkeln hier verbarrikadiert und noch immer keine Aus sicht auf Ersatz. Der Himmel ist heute grau, alles steht trost los da. 16. Oktober. Wieder grauer Himmel. Die Hunde schlugen gegen Morgen oft an. Um 10 Uhr zeigten sich Koffern, einer hatte sich bis aus 4 Meter herangeschlichen. D.s Schuß ver scheuchte ihn. Wir versuchen mit Rum zu kochen. 17. Oktober. Um 10 Uhr kam Ersatz von Gibeon, der uns bereits für tot hielt und deshalb Spaten und Hacken mit brachte zum Begraben. Die Patrouille war 1 Offizier und 18 Mann stark. In Begleitung von 10 Monn ritten D. und ich nach Gibeon, wo wir Totgeglaubten und bereits Tot gemeldeten mit großer Freude empfangen wurden. Eine Karre mit 6 Mann Bedeckung holte gegen Abend den schwer verwundeten W. ab. In Gibeon ist alles verschanzt, Hendriks Haus in die Luft gesprengt. Anwesend sind etwa 300 Menschen, darunter 200 Weiber und Kinder. Von Ver- stundeten ist nur der Farmer Schnstrr hier, der 3 Schuß hatte und barfuß, nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, sich nach Gibeon rettete, das nicht beschossen wurde." veutrcblsnch knglanck «nck frankreich. Drohungen -e» Admiral» Fitzgerald. Daß der Artikel des britischen Admirals Fitzgerald, der den Krieg gegen das Deutsche Reich predigt, auch in England auf Widerspruch stößt, beweist die folgende Auslastung, die der „Star" an leitender Stelle bringt, und die auch im „B. T." als Gabe des „Morningleader" figurieren: „Der Artikel des Admirals Penrose Fitzgerald ist nichts als ein klangloses Echo der törichten Rede, die Herr Arthur Lee über die Reorganisation unserer Geschwader gehalten hat. Wir Engländer glauben nicht, daß Deutschland darauf bedacht ist, unsere Existenz zu bedrohen oder zu untergraben. Wir glauben nicht, daß ein Krieg mit Deutschland unvermeid lich ist. Wir empfehlen der deutschen Presse, dem Beispiel der englischen Presse zu folgen und die Expektorationen des Aduu- rals Fitzgerald zu belächeln. Wenn die deutsche Presse ihn so genau kennen würde, wie wir, würde sie ihn nicht ernst nehmen. Wie die ,<Voss.Ztg." sagt, ist sowohl für Deutschland als für England Platz an der Sonne. Das Deutsche Reich hat auch das Recht, sich eine Flotte zu bauen, so groß, wie es sie be zahlen kann. Warum sollen wir die Machtentwickelung Deutschlands als größere Bedrohung empfinden, als Deutsch land unsere Machtenfaltung. Auf beiden Seiten wird zu viel in Preßtreibereien gemacht. Wir sind nicht geneigt, uns den nächtlichen Schlaf durch Hirngespinnste mckff deutschen In trigen in Marokko und sonst wo vertreiben zu lassen. Die beiden Nationen sollten miteinander in Frieden leben, und sie werden es tun, wenn die Radaupresse und die Radaupolittker sie in Ruhe lassen." — Der Admiral Sir Cyprian Bridge sprach sich zu einem Vertreter des „Evening Standard" über Admiral FitzgeraldS Artikel in der „Deutschen Revue" folgendermaßen aus: Gewisse Zeitungen in Deutschland benutzen jede Gelegenheit, um für die Ver mehrung der Flotte zu agitieren. Die jüngste Neuver teilung der britischen Flotte habe in Deutschland sehr starre Aeußerungen hervorgerufen. Die Deutschen glauben, sie hätten ein Recht, England vorzu- schreiben, wie es seine Flotte zu arrangieren habe. Die englische Presse habe stets die Absicht zurückgewiesen, Deutsch land wegen der Vermehrungen seiner Flotte Vorwürfe zu machen. Sir Cyprian glaubt nicht; daß Deutsch land zu fürchten sei; allein dürfte es noch lange Jahre schwerlich England zur See gefährlich werden. Die Zunahme der deutschen Handelsmarine überliefere Deutsch land heute der Gnade einer großen Seemacht wie England be deutend mehr als je zuvor. Es könne jedoch ein schweres Ge wicht gegen England in die Wagschale Wersen, falls Eng land mit einer anderen Macht Krieg führe. Schon deshalb sollte England auf alle Eventuali täten gerüstet sein. Von FitzgeraldS Aufsatz in der „Deutschen Revue" wird dem „Temps" eine Zusammen fassung gedrahtet, die alle Aeußerungen FitzgeraldS der „Voss. Ztg." zuschreibt und deren Widerlegung unterschlägt. Diese falsche Darstellung läuft durch die ganze Pariser Presse. — Für die Leistung der „Deutschen Revue" selbst findet ÄrafReventlow in der „Tägl. Rundschau" treffende, scharfe Worte. Er nennt es ganz unbegreiflich und sehr be dauerlich, „wenn eine deutsche Zeitschrift den Ausführungen eines englischen Admirals Raum gibt, welche Beschimpfungen Deutschlands enthalten", und schreibt: „Unter dem mann haften Titel „Eine deutsche Antwort auf einen englischen Feuilleton. 34, Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf Hirfchberg-Jura. Nachdruck verbot«». Verwundert blickte Klara auf und sah betroffen in sein Gesicht, in dem die Heiterkeit der letzten Wochen jetzt vollständig wieder von einem schmerzlichen Ekel ver drängt war. Er glaubte ihren fragenden Augen eine Erklärung schuldig zu sein und schob ihr die Karte hin. Es war die Einladung zu Flora Mähnerts Hochzeit. Ewald versuchte nicht zu ergründen, ob diese Ein ladung eine Form der Höflichkeit oder nicht vielmehr ein Ausdruck von Bosheit war. Aber er war ent schlossen, sie nicht zu befolgen. Die Erinnerung an die Vergangenheit erfüllte ihn mit Scham und Ekel. Klara aber deutete seine Erregung anders. Noch einmal wallte der alte eifersüchtige Groll in ihr auf, zitternd legte sie die Karte, die sie neugierig ausgenommen hatte, wieder hin, und fragte kurz und hart: „Es ist Ihnen immer noch sehr leid, -atz das Fräu lein nun einen anderen genommen hat?" Nicht, um sich gegen den bitteren Vorwurf, der in diesen Worten lag, zu verteidigen, sondern aus einem feineren Bedürfnis seines Herzens antwortete Ewald: „Liebes Fräulein Klara, glauben Sie im Ernst, daß ich noch imstande bin, auf jene Dame eifersüchtig zu sein, oder jemanden um ihre Mitgift zu beneiden? Schlimm genug, daß ich einmal nahe daran war, mich selbst zu der Jagd auf diese Mitgift zu erniedrigen. Ich komme mir jetzt recht verächtlich vor. Ich habe mir selbst viel abzubitten. Und Ihnen auch, Fräulein Klara!" Ihr stockte in seliger Beklemmung der Atem. „Sie mir?" flüsterte sie, kaum hörbar. «Nein, nein." Er faßte ihre Hand und sagte langsam: „Warum ist es nicht mehr, wie früher, als wir des Sonntags zusammen spazieren gingen und jeden Morgen den Weg ins Geschäft gemeinsam machten!" Schweigend blickte er auf ihre Hand. Dann blickten sie sich schweigend ins Auge, und plötzlich war ihnen so frei und selig zu Mute, als wären ihnen alle Sünden vergeben. Diesen Morgen gingen sie wieder gemein sam ins Geschäft, und da die Fabrik meck-anischer Musikwerke auch in der Nordvorstadt lag, so trennte sich Ewald erst an der Türe der Firma Wachlitzky von seiner Begleiterin, und sie halten unterwegs Zeit genug gehabt, um für den Sonntag wieder einen Spazier gang nach Connewitz zu verabreden. Im Laufe der Woche änderte sich diese Verabredung; aus dem Spaziergang sollte eine Gondelfahrt werden. Halb fünf Uhr haften sie versprochen, sich einander auf dem Schleußiger Wege zu treffen, wo die Dergnügungs- marine der Pleiße vor Anker liegt. Aber punkt vier Uhr bereits begegneten sie einander dort. Sie waren nicht die einzigen, die an dem schönen Maiensonntag auf den Gedanken gekommen waren, eine Fahrt auf der Pleiße zu machen. Die Landungsplätze waren von fröhlichem Lärm erfüllt, und die Bootsver leiher hatten zu tun, um die verschiedenen gleichzeitigen Wünsche rasch und ruhig zu befriedigen. Dort kreischte eine Dame laut auf, weil das Boot beim Einsteigen ins Schwanken geriet. Entsetzt und ungeschickt sprang sie wieder heraus und wäre beinahe ins Wasser gefallen. Ihre Begleiter waren trotz allen Sträubens genötigt, einen großen, schweren Kahn zu mieten, der ihrer Dame die Beruhigung größerer Sicherheit, ihnen selbst aber die dreifache Mühe der Fortbewegung brachte. Einer anderen Gesellschaft wieder war keines der Boote elegant und sauber genug, um zu der Pracht ihrer Sonntagsgewänder im richtigen Verhältnis zu stehen. Viele waren auch ohne langes Wählen mit der Gondel zufrieden, die ihnen der Schiffer anwies. Nur ein Jüngling mit bereits deutlich erkennbarem Schnurrbart, der sich, wie Ewald, in Begleitung einer Dame befand, musterte mit kritischer Unentschlossenheit schon zum zweiten Male die gesamte Flotte. Hier tadelte er die zu leichte, dort die zu sckstvere Bauart einer Gondel; die eine war ihm zu rund, die andere zu schmal; kurz, er zeigte eine so gewaltige Kennerschaft, daß sein männ liches Gebaren jedem guten Mädchen unter achtzehn Jahren unwiderstehlich imponieren mußte. Sein gutes Mädchen war aber höchstens sechzehn Jahre alt, und so lieb und blond, daß sie vor Bewunderung ihres Ritters fast zerschmolz. Mit diesem Erfolg zufrieden, unter ließ er die weitere Kritik der durchweg ungenügenden Boote und sagte zu dem Verleiher: „Geben Sie mir das erste beste. Aber keins mit festgemachten Rudern!" Sein Ehrgeiz duldete es nicht, anders zu fahren, als mit Gabelrudern und Auslegegestellen, und er wurde nach Wunsch bedient. Ewald und Klara gingen an den ersten Boots- Plätzen vorüber. Sie hatte ihn gebeten, erst bei einem der letzten zu mieten, weil sie ungern unter Brücken hinweg fuhr. Dicht hinter der hohen Pfahlbrücke fiel ihnen ein schmales, nur für zwei Personen berechnetes Boot ins Auge, das sie sofort zu nehmen entschlossen waren. Als Klara einstieg, zog und drückte der Ver leiher den Bord der Gondel fest an das Holz der An lände, so daß das Fahrzeug unter Klaras leichtem Tritt nur lvenig schwankte, und nur, wo sich Holz am Holze scheuerte, ein leises Knirschen zu hören tvar. Es ivar selbstverständlich, daß Etvald die Ruder ergriff und Klara sich ans Steuer setzte. „Sie wissen dock) Bescheid mit dem Steuern?" fragte Ewald. „Aber natürlich. Ich bin doch schon oft mit meinem Bruder gefahren! Rechts ausweichen und links über holen. In diesen beiden Geboten hanget das ganze Gesetz. Vertrauen Sie sich ruhig mginer Führung an. Und nun mit Volldampf voraus, wie der Kaiser sagt. Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser!" Ewald legte sich mit Kraft in die Ruder, und bald hatten sie den schweren Kohn mit der ängstlichen Dame überholt, der eben an ihrem Abfahrtsplatz vorüber gefahren war, und befanden sich schon an der Seite Les
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