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Dresdner Nachrichten : 16.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187603160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-16
- Monat1876-03
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 16.03.1876
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V?. .'NW.« «»Ueastrab- >». «d»»- lemenUpr-i» »„rlehidr. lj,viarl SV ««gk.due^ dl» Pos« , Mark rs Mge. E>Nt«l. N,„n>uern lOPfg». »usl,,e 2V0OV»l»k. Sü» »I, «Mgade «luge, Kn»g»>MmiIcri»t« ««cht fich di» Rkdaclt«» »tcht »erblndltq. Jnkernten-Annndme ai,I> »Srtl: S»»»»o«t«i» «»O »«»>»» I» Hamburg. «er. «n. Wien, vasrl, vrclla», tzrauksurt a. M. — Lu». «<>»»« in Brrlt», Leidtta. Wien, Hamburg, graulsutt a, M., MUn» chen. — v»al>« « 0». in Frankfurt a M, — p«. Val»» in ildemnih. — »»- F»a,l»iltt», »ulttar t O. in Bari». Tageblatt für Politik, Unterhaltung ».Geschäftsverkehr Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch ör Neichar-t in Dresden. Verantw. Nedacteur: Fkiedr. Goedsche in Dresden SnferaU »,rd,n Marl»»» «irade >» angenam«»» »l» Ld. L Udi. S-nnuA dt» Mittag» »2 Ndr. I» , »rautladt: arctze »loster- ,^>0e Ldi» Üia^m-« Ult». — Der Raum ein» »in- fdaltiaen «»»,»«>,« lastet >L Pf«-. ittilgrlaudt »i« Zeile »l» PIge «ine Utaranli« >itr da» «ilchsttagig» «richei. »en der Inserate wird nicht gegeden. «utwilrltge «nnance«» AustrSge van un» u»de» kannten Firmen und Per sonen inserircn wir nur «egen Pränumerando» Kadi na« durch «rt!i- luarkc» »der Posteintah» lutt». Acht Stiden kosten Ik> Pfoe. Inserate sitr »te Mont««» - Nummer »»cr nach einem Festlog. »t« PeUIteilc A> Psg«. Kr. 76. Cinundzwanzigster Jahrgang. Mitrrbacleur: vr. Ln»U Für daü Feuilleton: l»i»«tvß« Dresden, Donnerstag, 16: Mürz 1876, Politische». Nur durch Schaden wird man klug. Bei Hochwasser erhalten wir nicht eher aus der Elbe eine bessere Ueberfahrt, als die mittelst der Nußschalen, bis einige Menschen ertrunken sind, darunter womöglich ein Geheimer Nath. Nicht eher verläßt man das System oberirdischer Telcgraphenleitungen, als bis nicht ein Sturmwind die Telegraphenstangen zu Tausenden umgcworfcn hat.*) Endlich wird man wohl nun zu dem System unterirdischer Leitungen über gehen, die man vor WittcrungSeinflüssen isoliren kann und die das gleichzeitige Telcgraphircn von 3 bis 4 Depeschen auf einem und demselben Drahte gestatten und damit eine außcrordenllich gestei gerte Leistungsmöglichkeit gewähren. Auch bei dem entsetzlichen Bergrutsche zu Eaub hat die Trägheit und Rücksichtslosigkeit der Menschen einen guten Theil der Schuld. Im preußischen Abgeord- „etenhause wollte gestern ein nassauischer Abgeordneter das Unglück zur Sprache bringen. Alle Welt hat es nämlich vorausgesehen. Wiederholt schickte die Bürgerschaft Hilferufe nach Berlin an Regie rung und Landtag. Endlich übergab der letzte Landtag die Petition um Schutz gegen den gefürchteten Bergsturz der Negierung zur Be rücksichtigung, und diese hat in den jetzigen Etat als erste Rate 40,000 Mark eingestellt. Trotzdem ist man einig darin, daß die preußische Negierung ihre Schuldigkeit nicht gethan hat. Da sie selbst dem Landtage sagt, „daß die Gebirgsmasse bei Eaub in Folge starker Regengüsse sich plötzlich von dem steilen Hange lösen und der Tiefe zueilen werde", so hatte sie die Schutzmaßrcgeln zeitiger er greifen und für die Etatüberschreitung nachträgliche Genehmigung cinholen sollen. Bei einem Militairinteresse hätte es die Regierung sicher nicht an der nöthigcn Energie fehlen lassen. Bor wenig Tagen untersuchten Bergbeamte die Gefahr und — fanden sie sogar weni ger drohend als sonst. Am Tage vor dein Unglück traten aber be denkliche Anzeichen hervor: die Brunnen verstechten, wahrscheinlich durch Bcrschiebung der Felsspalten, welche ihnen früher die Quellen zuführten; die Thüren und Fenster der nahe dem Berge gelegenen Häuser wollten sich nicht recht mehr schließen; cS knisterte unheim lich Auch der preußische Landtag hätte sich im vorigen Jahre der Stadt Eaub besser annehmen sollen. Er fand aber nicht Zeit zu einem einzigen Worte der Befürwortung dcü Gesuches aus Eaub. Dieser Fall ist recht lehrreich für Sachsen betreffs des Ncichseisei.- bahuprojeeteö. Jetzt finden einzelne Gegenden in der Kammer alle mal ausgedehntes Gehör wegen ihrer Interessen. Hat ein so be schäftigter Herr wie der preußische Landtag nicht einmal eine Miilute Zeit für eine so dringende Sache wie die ariS Eaub, wie wurde der noch viel mehr beschäftigte Reichstag auch nur Zeit und Lust haben, die Stimmen sächsischer Gegenden zu vernehmen? Endlich zeigt sich darin einige Besserung dcS öffentlichen Lebens in Deutschland, daß mehrere preußische Blätter cmfaugcn, sich von dem in Berlin ausgegebenen Losungsworte in der Eiscnbahn- srage zu emancipiren. Diese enthüllt sich immer mehr nicht als eine Frage der Wohlfahrt dcS deutschen Volkes, sondern als eine so genannte „Bismarcksrage". Die überhaupt stets blichst anständig cedigirtc „Schlesische Zeitung" macht kein Hehl daraus, daß man auch in Preußen das Verletzende heraussühlt, das cs hat, wenn die preußische Regierung über eine solche Lebensfrage sich nicht in ver trauliche Verhandlungen mit den „verbündeten" Negierungen ein- äcß. Eben so ivcnig findet der bekannte hoffärtige Sergcantenstyl, >n welchem alle Gegner des EisenbahnprojectcS zu „Reichsfeinden" gestempelt werden, so viel Anllang, als die Neptilicnpresse hoffte. Ja, in Preußen fangt man cs an zu verstehen, daß die Mittelstaaten recht gute Gründe haben können, die Rcichsschuld, an der sie mit zu tragen haben, nicht durch Anlauf der preußischen Bahnen zu vergrößern. Bismarck aber, der zu seinem Erstaunen erkennt, wie unpopulär seinen Namen dieses sein jüngstes Kind zu machen im Begriff steht, lenkt etwas ein. Angeblich soll die Ober- aussichtsbehörde über die sämmtlichen Reichseisenbahnen etwas weniger schwarz-weiß angeputzt werden. Die beiden Staatsgefangenen, weiche die österreichische Rege- cung gemacht hat, Ertl von Krehlau undLjubobratitsch, beschäftigen dort die allgemeine Aufmerksamkeit. Der unpatriotische Jägervber- leutnant, welcher fremden Negierungen wichtige StaatSpapiere ver kaufte, langte mit seinen Dienstbezügen für sein verschwenderisches Leben nicht zu; seine Geliebte, die Gräfin Strachwitz, gehört zu jener leichten Infanterie, die über weibliche Tugend originelle Begriffe hat, und wurde vor einigen Jahren von einem k. k. Rittmeister Graf Strachwitz.geheirathet, dem sie vorgeschwindelt hatte, sie sei die natürliche Tochter des Kaiser Ferdinand. Der russischen Negierung ist natürlich die Entdeckung äußerst fatal, daß sie trotz aller Freund- schaftshcuchelei für Oesterreich dessen Offiziere zur Enthüllung von Staatsgeheimnissen kaufte. Der andere Staatsgefangene Oester reichs, der Jnsurgentenchef Ljubobratitsch, wurde, als ihn, seine hol ländische Amazone und sonstige Begleitung eine Compagnie Solda ten und GcnSdarmen in's Innere transportirten, von der slavischen Bevölkerung Oesterreichs mit vielen Sympathicen empfangen. Die Dorfbewohner kommen ihm stundenweit entgegen, begrüßen ihn mit Flaggen, Böllerschüssen und endlosen enthusiastischen Zivios! Er behauptet, gar nicht die österreichische Grenze überschritten zu haben, sondern infolge eines Fehlers der Landkarte des österreichischen Offi ziers auf türkischem Gebiete umzingelt und von dort nach österreichi schem Gebiete sortgeschleppt zu sein. Aergerlich muß es allerdings sein, wenn man als angehender Freiheitskämpfer, den die Volkssage soeben zu umschimmern begonnen hat, nun von Gensdarmcn pro saisch von Gefängnis; zu Gefängniß geschleppt wird. Dem österrei chischen Reichskanzler Grafen Andrassy konnte allerdings nichts Angenehmeres passiren, als die Verhaftung des JnsurgentenhauptS. Sie Hilst sicher den Ausstand zähmen. England, das Mutterland europäischer Freiheit, tritt in seinen Colonien oft als Despot auf. Speciell die von dem echtdeutschen Stamme der Friesen bewohnte Insel Helgoland wird geradezu ver- fassungSloS regiert. Der englische Gouverneur hat sich mit einer Art Aristokratie (dem allen Badegästen bekannten Dr. Ascher und einigen Hoteliers) umgeben und schaltet über das Eigenthum und die Steuern der Helgoländer uneingeschränkt. Die Helgoländer haben auf Schule, Hafeneinrichtungen und dergl. keinen Einfluß. Diese Zustande sind geradezu eine Schmach für England und wenn die englische Negierung es ablehnte, dem Parlamente über die Hel goländer Verfassung ehrlich Rede zu stehen, so zeigt sich darin nur das schlechte Gewissen der stolzen Briten. Helgoland wird zeitig ge- nua nock, zu Deutschland kommen. Geschieht soeben, zunächst aus der Strecke Berlin-Halle Locale- und Sächsisches. — Dem Bezirksfeldwebel Weller des Landwehr-Bataillons Leipzig ist das allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Se. Maj. der König nahm gestern Nachmittag persönlich Kenntniß von den großen Verwüstungen, die im Großen Garten durch den letzten Orkan angerichtet sind. Garten-Direktor Bouchet ist eifrig beschäftigt, die Baumricsen, soweit sie die Wege sperren, zu entfernen. Möchte doch eine Vereinigung zwischen Fiskus und der Gemeinde Dresden zustande kommen, welche dem k. Großen Garten billig Wasserleitungvwasscr zuführt, damit nicht in heißen Sommern die Baumwurzcln vertrocknen und in den Friih- jahrSstürmen die Bäume selbst massenhaft entwurzelt werden! — Die 2. Kammer beginnt ihre heutige Sitzung ausnahms weise schon Morgens 9 Uhr, da später die Finanzdeputation sehr in Anspruch genommen ist. Man vermuthet wohl nicht ohne Grund, daß der Finanzminister der Deputation Mittheilungen über den Ankauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn durch den Staat und etwaige sonstige Offerten von bedrängten Privateiscnbahnen machen und die Stinnnnng der Deputation kennen lernen will. — Wir hatten Gelegenheit, das Modell der zwei neuen Dampfboote zu sehen, welche die sächsisch-böhmische Dampfschifs- fahrtsgescllschaft in Prag erbauen läßt und welche im Mai die Fahrten zwischen Dresden und Loschwitz eröffnen sollen. Ein solches Dampfboot ist 35 Meter lang, besitzt rechts und links einen Glas salon, sowie an jeden Glassalon sich ein zweiter offener Platz mr- schließt, der jedoch auch überdeckt ist, um vor Regen geschützt zu sein. Das Verdeck in der Mitte, worunter die Maschine, ist hoch und ge währt dein Besucher eine schöne Umsicht. Das Ganze sicht höchst gefällig aus und wirb unseren Elbstrom zieren. Die Fahrt ist eine schnellere, als mit den größeren Dampfschiffen, und können 200 Menschen bequem Platz finden. — Besondere Freude herrschte gestern in den Räumen der Direktion, wo das 25jährige Amtsfest des um sichtigen Herrn Direktors Hönack gefeiert wurde. Möge er noch lange der Gesellschaft erhalten bleiben. — In Folge der langandauerndcn Hochfluth sind über haupt 169 Wohn-Parteien, davon in unserer Altstadt 5 und in der Pirnaischen Vorstadt 84 schwer betroffen worden. Es fordert des halb der „Bezirks-Verein" der Letzteren auf, Gaben darzubringen, welche unter dem Beistand der Armcnpflegcr und der WohlfahrtS polizci unter den Hilfsbedürftigen zur Vertheilung zu bringen sind Zu Einsammlung der Beiträge haben sich die in dem Jnseratentheile unseres Blattes unter dem bezüglichen Hilferufe genannten Herren und Firmen erboten. Auch wir sind gern hierzu erbötig. — Auch hier scheinen die Behörden ihr Auge auf gewisse Vor gänge bei Gründungen geworfen zu haben. Man erzählte sich gestern von der Verhaftung eines Herrn, der bei einem auswärtigen Bergwerks-Unternehmen betheiligt war und dessen' nach Wien ge reister Genosse ebenfalls scharf beobachtet werde. — Nach einer uns zu Theil gewordenen Einladung soll am 18. März, Nachmittags 4 Uhr, auf der hiesigen Vogelwiese, an der Blasewitzer Straße, unter Leitung der Feuerwehr-Direction eine Löschprobe mit dem neuen Dick'schen Extincteur vorgcnommen werden. — In der Ostra aller, hier, wurde bekanntlich im Laufe des vorigen Jahres ein Telegraphenkabcl in den Anlagen gelegt. Die Bedenken, welche man damals dagegen aussprach, haben sich denn auch bewahrheitet, denn man ist eben im Begriffe, das Kabel wieder herauszuheben, und auf den Fußsteig zu verlegen, da die Anlagen mit Bäumen bepflanzt werden sollen. Wir meinen, daß man dies vorm Jahre hätte wissen können; der Wühlerei ist ja bei uns ohnehin kein Ende. Das große Wasierloch auf der Allee ist nun endlich zugestopft, so daß von heute an die dort Anwohnenden wieder zu frischen, Wasser gelangen. — Ein junger, hier in Arbeit stehender Ge werbsge Hilfe brauchte einige Groschen Kleingeld und beschloß deshalb, seine Uhr nebst Kette im Werthe von ungefähr 27 Thlrn. zu versetzen. Er machte sich vorgestern Nachmittag auf den Weg, um einen Pfand leiher aufzusuchcn und traf unterwegs mit einem ihm fremden jun gen Manne zusammen, den er nach der Wohnung eines solchen frug. Derselbe war sofort bereit, ihm ein Pfand-Institut nachzuwcisen und führte ihn nach der Bürgerwiese, wo er in einem Hause sich Uhr und Kette von Jenem geben ließ und mit dem Ersuchen, zu warten, bis er wiederkämc, die Treppen Hinaufstieg. Der Eigcn- thümer der Uhr wartete und wartete, der Fremde kam aber nicht wieder und blieb verschw unden. Derselbe hatte auf einem an deren Wege mit der Uhr und Kette das Haus wieder verlassen. - Landtag. (Schluß.) In der 2. Kammer berichtete am Dienstag Abg. v. Bolle Namens der Commission über eine Pe tition teö De st». Stceaer in Olbernb'U tvormalö Bürger meister in Zwönitz) um Wiederzulallung zur Akvocatur, die «bm 1874. nachdem er wegen Betrugs in Höbe von K) Ngr. 2 Psg. zu 50 Tblr. Strafe verurtbeilt gewesen, entzogen worben war. Die Deputation erkennt zwar die Entschließung deS Justizmini steriums kür vollständig gerechtfertigt an» glaubte aber, die Peti tion nicht ganz aus sich beruhen lassen zu sollen, weil sie es sür eine zu barte Strafe ansab, wenn die Folgen deü gedachten Ver gebens dem Petenten seine Lebenszeit blnburch in einer keinen Erwerb außerordentlich beeinträchtigenden Weise sich fühlbar machen sollten. Sie beantragt daher: die Petition der Negierung zur Kenntnißnahme zu übergebe». Gegen diesen Vorschlag er beben sich mit tieiem sittlichen Ernste Secrctär Or. Gensel und Abg. Richter-Tharandt. Von Mitleid »>id Rücksicht dürie in Fällen, wie der vorliegende, keine Rede sein. Die Advocaten- Kammcrn übten leider nicht immer die nöthige Strenge gegen manche Stanceögenosscn, und darunter leide dao öffentliche Wohl. Im Interesse der Ebrenhaitigleit tcd Advolatcnstandcü dcö Pc- tcnten selbst, beantrage Elfterer die Petition 1),-.Berger ö aus sich beruhen zu lassen. Nachdem Commissar Geh. JuMzrcnh Hedrich unter dem Bestall dcö Hauses im Name» der Negierung die Er klärung abgegeben hatte, daß diese nicht daran denke, jemals einen Advokaten, der dcö össciitiicben Vertrauens sich unwürdig gemacht und criminell bestrast worden, wieder zu immatriculircn. blicö die Deputation der. Rückzug und machte den Gensct'schen Antrag zu dem ihrigen. Dieser sand denn auch einstimmige An nahme. Hierauf überwieS man wieder (Referent v Bosiel die Petition von Arbeitern in den Wcrlstäiten der Staats- bahnen wegen Errichtung einer Arbeiter-Invaliden- und Wttt- wen-Kasse der Regierung zurKenntnißnahmc. Der Wunsch dieser Arbeiter wird befriedigt werden, denn nach Mittheilung der Regierungs-Commission ist kaS betreffende Statut bereits iertig und wird nach Publikation dcS einschiagcndcn RcichSgcsetzcö in Kraft treten. Endlich beschloß die Kammer, eine Petition deö OrtdrlchtcrS Müller in BerthelSdorf und Gen., die Salarirung der Ortögeri chtöper s oncn betreffend, aus sich beruhen zu lassen, da bei der bevorstehenden Rcichögcsctzgcbung über die Or ganisation der Justizbehörden jetzt die luigünsligsteZeit wäre, mit einer Reform der Taxe für diese Gerichtöpcrsone» voreugeben. deren Tbäiigkcit sehr beschränkt werden würde. An Tbcilnahme sür daö bisherige trübe Geschick dieser Personen, die man immer und immer wieder hlnauöschicbe, fehlte es nicht, zumal Abg. Skeboth sie alü „Nachtreter deö WachmcistcrS", die zu ihre« Dienstleistungen „besohlen" würden, schilderte. — Landtag. Die 2 Kr. lehnte gestern den Entwurf zur Ausführung dcö Neichsgesetzcs über den Unterstützungs- wohnsitz mit 4ll gegen 2i) Stimmen ab, ermächtigte aber die Regierung, „die nach 8 deö Rciclögesctzcs über den Unter- stübungöwohnsitz maßgebenden Tariie »ach Gehör der Krciscius- schnsse aiiizustellcn und den Krciöbauptmaimschastcn die selbst ständige Entschließung über Anerkennung einzelner Personen alS Landarmer und über Gewährung oder Ablehnung von Ersatz ansprüchen zu übertragen." Der Schwerpunkt des Entwurfs lag in den K8 5—10, nach denen an Stelle deö jetzt von dem ganzen Lande gebildeten und vom Ministerium des Innern ver tretenen einen Landarmcnverbandeö vier Landarmcn- verbände, entsprechend den vier Krcishanptmannschastcn. in Aus sicht genommen werken. Dieselben sollen ihre Vertretung und Verwaltung in besonderen, auö je drei Personen gebildeten Be hörde» finden und außer de» ihnen naturgemäß zukommendcn Vestignisscn der Anerkennung oder Nichtanerkennung gewisser Ansprüche der OrtSarmenverbänte, bcrechkigt sein, Anstalten zur Versorgung hiisöbedürstigcr Armen zu begründet, und zu verwalten oder die Versorgung der Hiliöbedürstigcn je nach Um stände» de» Ortsarmenpc,bänden zu überweisen, zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse aber die Mittel durch Ausschreibung und Ein- bcbnng von Steuern zu beschallen, welche aus die zugehörigen auitShanptmannschasUichcn Bezirke und große» Städte nach deren Einwohnerzahl vcrtheilt werde» sollen. Bei gewissen Vcrwal- tungssragcn sind diese Behörden an die Zustimmung der Krcis- auöschüsse gebunden. DaS Reicrat führte Abg. B ö hnis ch. der die Debatte mit einem längeren Vorträge einlcltcle. Abg. Nt a st: Wenn neue Gesetze vvrgclegt werken, so erwarte man, daß sie nicht etwas Anderes, sondern eiwaS Besseres enthalten. Das scl aber mit dem vorliegende» Entwurf nicht der Fall. Man hätte doch erst weitete Erfahrungen bezüglich der VcrwaltnngS- orgemisationSgcictze abwartcn solle». FürdasBundcöhcimatöamt alS einzige zweite Instanz liege durchaus keine Nothwendigkcit stör, man solle doch hier die praktische sächsische Eigenthümlichkrit behalten und nicht Alles „ach Berlin tragen. «Bestall.) Die Er findung eines neue» „Strafparagraphen" durch die Deputation: „Wer alö Vorstand oder alö Vertreter eines OrtöarmenpcrbantcS die dem Letzteren nach H 28 dcö RrichsgesetzcS obliegende Ver pflichtung zur vorläufigen Unterstützung vernachlässigt oder ver letzt. ist soweit nicht strafgesetzliche Bestimmungen Anwendung zu leiden haben, durch die Aufsichtsbehörde mit Gcidstrase vou 10 biö zu 150 Mark zu belegen. Hat die Vernachlässigung oder Verletzung jener Verpflichtung zur Folge gehabt, daß ein anderer an sich nicht verpflichteter Armenverband die vorläufige Unter stützung deö Hilfsbedürftigen zu übernehmen batte, so ist auf Geldstrafe von 20 bis zu :;oo Mark zu erkennen" — habe ihn überrascht. Wenn die Kammer diesen Antrag annehmc. möge man nur auch ein Zwangögcsctz für Annahme von Gemeinde ämtern erlassen (Lebhaftes Bravo), sonst werde es Noth haben, solche zu erhalte». (Bestall.) Abg. von Könne ritz: Man habe noch kein klares Bild davon, welche Ansprüche die Ar- menversorgung an den Landarmen-Verband mache» werde; hätte» sich dieselben koch 1875 gegen das Vorjahr verdoppelt. Abg. Walter hat bezüglich dcö Gesetzes ebenso keine Eile: eö dränge unS nichts. DaS Buiidesbcimathsamt alS alleinige zweite Instanz i» HcimcitbSangelegcnbeiteii möge er nicht. Wo eS nicht der Vortheil dcS ganzen Reichs fordere, wollten wir hübsch bei u»S bleiben und nicht nach Berlin geben. Vicepräs. Streit: Sachsen sei nicht groß genug, um eine Zersplitterung der Kralle in vier Landeöarmcnbczirkc zu rechticrtigcn; ein Verband ge nüge. Für eine Ausdehnung der Selbstverwaltung nach den, NcgicrungSentwillfe danke er. Man wolle dadurch die Lasten von dem Staate nur auf die Gemeinden und Bezirke wälzen. Von der erweiterten Compctcnz des BunbeShelmathSamtS fürchte er keine Gefahr. Er wahre stets, was te», Staate gehöre, ener gisch; waS aber de», Reiche gehöre, gebe er ihm. Man habe im Voraus gewußt, baß die Kammer den „Strasparagrapben" nicht annchinc; die Deputation habe nur eine wunde Stelle in der Handhabung des UnterstützungswohngksetzeS durch manche Ge- meindebeamte berühren wolle», welche, allen Grundsätzen der Menschenliebe entgegen, aus den nichtigsten Gründen Unter- stützungölasten auf ankere Gemeinden abzuwälzen suchten. Staateminister v. Nost i tz-Wallwitz betonte Mast acgenüber, daß die Regierung zur Vorlage des Entwurfs durch ständischen Antrag gedrängt worden sei. Seit 1871 VIS 1875 sei der Auf wand sür die Armenpflege von 6000 auf 120/KX) Mk. gestiegen. Wenn wir, waö er wünsche, ein rationelles Svstem der Erhebung der tirecten Steuern, die Einkommensteuer, hätte» und die Bc- zirkSsteuern alS Zuschlag zu denselben erbeben wurden, werde der Widerwille gegen Brzirkösteuern schwinden. Noch sprachen Do Biedermann und p. Hausen: ferner st o n K ön »cri tz. der ebenfalls die Armenpflege nicht ReichSsacbe werden lallen will, und Rclerciit B ö b n i s ch. der geltend machte, daß Sächselst sein HobeitSrecht über daSHeimathsrechtdurch taSIlnterstützungs wobnaesetz schon verloren habe.
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