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Sächsische Dorfzeitung : 20.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187202207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18720220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18720220
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-20
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 20.02.1872
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Nr. 15. 20. Jebluar 1872. Sächsische DocheitmA Neustadt- Dresden, in der Expedi tion, kl. Meißn. Gaffe Rr. S, § zu haben. Preist vierteljährlich 15 Ngr. Zu beziehen durch alle kais Poß- Änstalten. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jeden Dienstag «nd Freitag früh. Inseratenpreis: Für dm Raum einer gespaltenen Zeile Ngr. Unter „Eingesandt" 3 Ngr. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Herrmann Müller in Dresden. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die jüngsten Reden des Fürsten Bismarck haben nachträglich noch einen Federnkrieg in den preußischen offiziösen Blättern aufgerufen, den wir nicht uner wähnt lassen wollen. Pie „Kreuzzeitung begann den Reigen, indem fie die konservative Partei warnte, die Politik des deutschen Reichskanzlers, die sich gegen Kirche und Christenthum richte, ferner zu unterstützen. Darauf antwortete die „Nordd. Allg. Ztg.": „Man kann sich über ein so dreistes Urtheil nicht wun dern, wenn man sieht, wie die „Kreuzzeitung" nicht einmal die Begriffe „konfessionell" und „christlich" zu unterscheiden weiß, und den Ministerpräsidenten zu verdächtigen sucht. Sie schiebt ihm wider besseres Wissen die Insinuation unter, daß er das „christliche Bekenntniß" anfeinde, wenn er die einfache Wahrheit auSspncht, daß ein Staat nicht „konfessionell" sein könne, in welchem (nach der Feststellung von 1867) neben 15, fast 16 Millionen Evangelischen etwa 8 Millionen Katholiken und nock einige andere Konfessionen (mit ungefähr 4 Million Angehöriger) die Beachtung durch die Staatsgewalt beanspruchen. Es ist eine dreiste Fälschung, wenn man der Regierung, weil sie den gleich berechtigten Ansprüchen verschiedener Konfessionen gegenüber, die die unmögliche Aufgabe, allen konfessionellen Anforderungen ge recht zu werden, nicht erfüllt, den christlichen Charakter bestreiten will. Diese Fälschung, da sie bei urtheilsfähigen Menschen keinen Anklang finden kann, hat nur die Adresse an die weniger unter richteten und deshalb weniger urtheilsfähigen Massen, und in sofern eine unleugbar revolutionäre Tendenz, ver treten durch die „Kreuzzeitung". Es ist eine lehrreiche Erscheinung, dieses mtt erheblichen Opfern der persönlichen An hänger preußischen Königthums begründete und verbreitete Blatt heut zu Lage im Verein mit römischer und polnischer Propaganda als Mitkämpfer der „Germania", der bäurischen Rheinbundpreffe, der Welfen und der Polen zu er blicken." Nun mag wohl jedenfalls der Grund, weshalb die „Kreuzztg." so bitterböse auf den Reichskanzler ist, weniger in dessen Reden beim Schulaufsichtsgesetze, als vielmehr in dem Um stande liegen, daß die Junker des Lavirens nun satt sind und da- Kokettiren Bismarcks mit den verhaßten Fortschrittlern lange genug ertragen haben. Sie werfen deshalb die Maske der privile- girten König-treue von sich. Eine falsche Scham hielt sie noch einige Zeit ab, sich mit den Anhängern der Unfehlbarkeit und den Feinden des deutschen Staates zu verbinden; denn sie moch ten hoffen, daß Bismarck nur den bairischen Ultramontanen gegenüber im Reichstage streng auftreten, in Preußen selbst ihre Herrschaft aber belassen werde. Mit dem Sturze MühlerS gingen ihnen die Augen auf und deshalb verbanden sie sich so fort mit der klerikalen und nationalen reichsfeindlichen Opposition. Offenbar täuschten sie sich über die Haltung und den Plan Bis marck-. Durch die Unterstützung, welche er im Reichstage dem Minister v. Lutz gegenüber den bairischen Ultramontanen geliehen hat", wurde auch seine Stellung in Preußen bestimmt. Die bairische ultramontane Opposition ist zugleich die partikularistische; in den Ultramontanen wirft Bismarck also den PartikulariSmuS nieder. Er kann nicht im deutschen Reichstage ein Anderer fein, Viwmddreißigster -ahr-arg. I. Quartal. als im preußischen Abgeordnetenhause und umgekehrt. DaS Schicksal der preußischen Junker und Mucker war entschieden, als Bismarck im neuen Reichslande durch Einführung konfessions loser Schulen den Staat von der Kirche zu emanzipirm begann. Seine jetzige Haltung ist nur die Konsequenz seine- Austreten- gegen die Ultramontanen im großen deutschen Reiche. So wie die bairische Kammer die Aufgabe hat, Baiern von der Klerisei zu emanzipiren, so muß eS auch Preußen, so muß eS jeder Pro- s vinzialstaat machen. Die große konservative Partei aber — was thut fie? Sie scheut sich nicht, mit den Jesuiten und U^ra- montanen zu stimmen. Mit Recht sagt die „Nat. - Ztg//am Schlüsse eines längeren Artikels über diese Partei: Der märkische Ritter könnte wohl aus Gegenden von kirchlich gemischter Be» völkerung etwas lernen. Aber weit gefehlt! Er macht im Ge gentheil jenen Glaubensgenossen Vorwürfe, welchen bei dem An blick des jesuitischen Treibens bange geworden ist. Indem er für die Jesuiten stimmt, bejammert er allenfalls, daß die Jesuiten nicht anders sind, als sie sind, und eS thut ihm ordentlich leid, daß sie sich am Ende durch Maßlosigkeit beschädigen werden. Die StaatSregierung fordert ihn auf, ihr gegen die Jesuiten bei zustehen; und er bringt eS höchstens zu einem Bedauern über die Fehler der schwarzen Brüder! Diese- Verhalten der konser vativen Partei ist nicht anders, als wenn Moltke, statt bei Se dan anzugreifen und zu schlagen, dort einen Bortrag über die ungerechte Kriegserklärung und überhaupt über den französischen Uebermuth gehalten hätte. Es wird aber der Staat nicht mehr lange mit einem Herrenhause auskommen können, welche- von Konservativen dieser Art beherrscht wird. Nach der „Kreuz- zeitung" ist eS eine Schande für eine Partei, auf äußere Um stände, d. h. auf Staatsbedürfnisse Rücksicht zu nehmen; der wahre Parteimann kennt nur sich selbst und höchstens noch seinen Vetter. Die konservative Partei hat sich nun zwar in den letzten Jahren von Innen heraus entwickelt, indem die freikonservative auS ihr hervorgegangen und sich von ihr abgesondert hat, aber das Herrenhaus ist gerade der Sitz der starrsten Unbeweglichkeit geblieben. Der Staat ist jetzt so groß und hat mit dem ganzen Deutschland ein und dieselbe Regierung gemein: wie sollte e- möglich sein, in Preußen einen gesetzgebenden Körper in den Händen der Ritterschaft der Mark Brandenburg zu lassen? Etwas Anderes ist das Herrenhaus im Wesentlichen nicht: eS enthält die außer dem Staatsdienst stehenden Ritter der Mark Brandenburg und deren Freunde aus Pommern und anderen Gegenden So wird es aber nicht bleiben können; eine jede Körperschaft mit gesetzgebender Gewalt muß die Staatsentwicke lung fördern helfen und ein Abbild des -amen Volke- sein. Der Gesundheitszustand deS Kaiser- Wilhelm, welcher in den letzten Lagen durch eine leichte Erkältung getrübt war, hat sich wieder so «eit gebessert, daß er in keiner Weise zu Befürch tungen Anlaß giebt. ES ist ein leichter Grippeanfall, «elck^r den Kaiser zwar nöthigte, bei der unfreundlichen Wittwung der letztverflossenen Lage das Zimmer zu hüten, aber in seinem Ver lauf vollkommen normal ist. — Das preußische Abgeordnetenhaus beschäftigt sich gegen wärtig mit der Reform der OberrechnungSkammer. Das Her-, renhaus wird, wie man au- Berlin neuerdings berichtet, kaum is
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