Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 20.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187103201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-20
- Monat1871-03
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.03.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tageblatt für Nütechiltimg Md Geschästsvc'lehr. Druck und Sl-enthum der Herausgeber: Lltpsch ^ Relchardt. — Verantwortlicher Nedacteur: ÄUllUS Ntlchar-t. Pariö, 18. Mär», Nachmittags. Berganaene Nacht lieh die Regierung In Montmartre Stellun gen durch Linientruppen besehen, welche conftirtlo» Kanonen In Mebr»ahl entfernten und » Personen verhaiteten. Echtere wurden beute Morgen vonNa- tionalgardcn Bataillonen aus Bellevillc befreit. Linientruppen ließe» aus Voikowuiiich die Entfer nung von Knov gegenPloiumartre ausgepfianzter MInaillcusen zu. Aus Piontmarlrc oaternisirten Linicntruppci, init 'Aationalgartc. Aus Platz Pigalle ei» Jägcrlciitnant von, Bolte gctödtet, darauf best« ceileui- OlimeniVi'üsse, wobei incbrcre Bcrwundete. LiniciNruppcn vecUsie» ibre Stellung, fratcmiftr- len inil dein Bolle, ivclches 2 Mitrailleusen weg- »ah»>. Biele 'Aatioaalgarden sieben, mit dem Ge wehrt,» be» sieb Lust ma-hent nach stNoutmarttt, rui'cnd l (s lebe die Republik i Nr. 7». L-ihs;eh,iterZal,rgangl MWWWi»W»NWUtr . a Mitredaeteur: Theodor Drobisch. Dresden. At. Lltärz. - Fast jeder der lctztvergangcnen Sonntage zeichnete sich durch eine Festlichkeit, durch eine patriotische Demonstration auö. So auch der gestrige, der somit seinen Namen Lätarc In würdiger Weise jührte; denn an ibm kehrte der »weite königliche Prinz von Sachse», Prinz Georg, nag) langmonatlicher Abwesen heit von den sür das Vaterland so rubmrcichcn Schlachtfeldern zurück. Auch bei dieser (ssclegciihcit gab sich die allgemeine An hänglichkeit an dav sächsische Königshaus kund, Inden, Behörde und Bürgerschaft dem Wiedcrkchrenden immerhin die Zeichen deö freundlichsten Willkommens zu Thcil werden ließ. Die öffentlichen Gebäude batten geflaggt und auch vvn vielcn Priv.it Häusern prangten die bunte» Tricolorc», während die heitersic Märzsonne aus die Residenz grüßend bernicterschien. Selbst der Abend zeichnete sich durch icstlichc Erleuchtung der öffentlichen Plätze und deö Rathhauses aus. Schon zeitig batte sich auch um den Böhmischen Bahnbos eine sonntägliche Menge versam melt und ,var auch eine Abthctlinig Infanterie zur 'Absperrung der Situation aunnarschirt. 'Nack' II Uhr Bormittagö fuhr S e. Majestät der König mittelst Ertrazugeö im königlicl'en Salon- »vagen bis Tharandt entgegen. während die Frau Prinzessin (Yeorg bereits am Sonnabend Abend ihren Gemahl in Hof cin- aeholt. Der Perron deö Böhmischen Babnboseö war mit den Büsten deö königlichen -Hauses, mit Guirlandcn und irischen Gewächsen dccorirt. 'Außer den höheren Militärs, einem zahl reich vertretenen Osticiercorpö, den Ministern und höchste» Re- gierungobcamtcn .»e. hatte sich auch eine Deputation des Dresdner RatbS und der Stadtverordneten, aus 12 Mitgliedern bestehend, auf dem Perron zum Empfang der hohen -Herrschaften cingc- tunten. Alö um l Uhr 2.'» Minuten der Zug aut dem Bahn- Hose anlangte, verliesien die Hobe»-Herrschaften den Salonwagen. Se. Majestät der König verabschiedete siel) altzbald und fuhr nach dem königlichen Palaiö. während Prinz Georg aus dem Perron von den Anwesenden herzl ch begrübt wurde. Nach einer kurzen Ansprache deö -Herrn Oberbürgermeister Psotcn- hauer, welche den tapferen, ruhmreichen Führer des 12. Armee korps im Namen der Stadt begrüßte, crwicdertc Sc. königliche Hoheit, das, er sich selbst kein Verdienst »„schreiben könne, er habe nur srlne Pflicht ersüllt, eö habe sich auch In diesem Feld zuge wieder die Pflichttreue seiner braven Sachsen bewährt re. Im Königlichen Empfangszimmer deö Bahnhoicö überreichte eine Anzahl Damen dem Prinzlichen Paare eine Menge der reizendsten Bouguctö, die später in der Equipage eine reiche und duftige Decoratlon bildeten. AIS das hohe Paar vom Bahnhose auö durch die zu beiden Seiten ausgestellte dichte Menge mit den prinzlichen Kindern iuhr, wurde eö durch Zu rufe und Wehe» der Tücher freudig willkommen geheißen. Selbst vom Balkon deö Bahnhofsgebäudes, wie auö den gegen überliegenden -Hausern und den Omnibussen gaben sich Grüße kund. Die königliche Equipage lenkte alöbald vom Bahnhosö- platze rechtö nach der Bcuslstraffe ab und fuhr dem Palais aus der Langcgasse zu. Schnell batte sich a»ch die Menge vcrtheilt. Die militärischen Verdienste des Prinzen Georg alö Eomman- deur deö gcsannntcn 12. Armeccorpö sollen aber auch noch durch ein äußeres Zeichen der bildenden Künste eine schöne Ancrkcn- nnng, da Se. Könlgl. Hoheit zugleich Kurator der Königlichen Akademie der bildenden Künste ist. dadurch finden, daß Ibm als bleibende Erinnerung an die glorreiche KriegSzcit von Seiten der dankbaren Heimathttabt eine in Silber gegossene „Germa nia" und zwar die von -hcnzc verfertigte und zur Zeit noch arsi dem Altmartt imponirende. wem, auch selbstverständlich om»i- »ürttur» gewidmet werden soll. Behufs der Anfertigung haben die dazu bestimmten Künstler bereits 'Auftrag erhalten. — Gestern Morgen trafen ln zwei Ertrazügcn die Bat terien Löben und Haberland von der FestungSartillerte auv Frankreich und zivar auö dem südlichen Elsaß mit der Lclpzlg- Dreödncr Eisenbahn hier ein, um, wie man hört, in Strießen und Blaicwip, sowie in der Gegend von Moritzburg vorläufig Standq>artin-e zu nehmen. Auch Nachmittags kehrte die säch fische Batterie Krntzsch mittelst Ertrazugeö vom Schlachtieldc in die Helmath Dresden wieder. Mannschaiten und Pferde machten Ihrem äußeren Aussehen nach einen frischen, erfreust chrn Eindruck. Eine der am Morgen clngerückten Batterien wurde vom Commandanten er», hnt, nicht mit -hocken, Bün deln oder gar SchnapSNaschen durch die Stadt zu inarschlrcn. „daö würde lächerlich auoscbcn". Dieser Mahnung wurde auch strenge Folge gegeben. — -heute, Montag früh, sollen, wie wir hören, 8 Ertrazüge mit französischen Kriegsgefangenen von Dresden nach Frank reich abgehen. In den folgenden Tagen sollen ebenfalls meh rere Tralnö mit Gcsangcne» abgehc» und dürste somit inner halb 8 Tagen keine französische Uniform mehr in unserer Stadt sich zeigen. — Eö tollen oder wollen, wie eö beißt, sämmtliche Com- muncn Dcutsclflaudö ans Ihre Kosten einen Kaiicrmmstei an- sertigen und den, Kaiser und König Wilhelm alö Geschenk überreichen lassen. — Am 7. März entwickelte sich in dem Saale zum „Co losseum" in Neustadt ein frenndstch-patrlvtischeö Bild, daö In materieller Hinsicht schon viel deö Schönen bot. in geistiger ei nen noch herrlichere» Eindruck machte. Eine Dame auö Neu- siadt-Dreödcn, die schon im Jahre 18<i6 sich bei dem Empfange und der Bewlrthung Hel,„kehrender sächsischer Truppen thäilg bewiesen und eö sich auch diesmal nicht entgehen lassen ,rollte, den diesigen verwundet gewesene» und nun wieder genesenen vaterländischen Kriegern einen Festtag zn bereiten, batst, »n terstützt von anderen dankbaren -verzeih am genannten Tage in dem erwähnten Saale Nachmittags 4 Uh, eine große Festtafel für die milttalrlschcn Ncconvaleöecnst». :r:tl> an der Zahl, arran- glrt und die Räumlichkeit mit grünen Bäumen, Sicgcökränzcn und den Büsten deö Kaisers und deö sächsischen Königshauses herrlich dccoUrt. Mappen und Fahnen bildeten eine sinnige Garnlrung. Fünf lange Tastln ,raren mit :llt6 Couvertö be legt, jedes der letzteren ,var mit einem Kranz auö Tanncnrelö. den Immortellen schmückstn, geziert. Für le zwei Mann war eine Flasche Wein binaeftellt, Gcsck'ciike deö Ktn.mzmlnistertnmo, und aus jedem Weinglas lag ein Päckchen Etaarrcn, an deren rmentgrltllcher «ewclyrung sich namentlich die Herren Favri- Montsq. M. «iirz 1871. kanten Günther, Collenbusch und Schmidt bethelligt hatten. Die in der Stäbe habilitirenden Gärtner batten sür reichen Bl» me,ischmuck der Tafel gesorgt, und ließ daö Dresdner Knaben muslkchor seine krischen Melodien ertönen. Mlt den vor Ivncn liegenden Kränze» schmückten sich die iröblichci, Krieger daö Haupt, daö alte Lied vom „gewundenen Jung- scrnkranz" aiistiinmend. 'Auö der vortreffliche» Küche der Frau Gubrinüllcr stärkten sich nun die sröbltchen Estlste mit Suppe, hottelcttS mit Compot, Pökelschweinvbratcn mit Klößen und Zubehör, sclbstgcbackcncn, K„cl)c», sogenannter Eierschecke und alö reiche Zugabe hatte auch Herr Eonditor Trepp 7«x> der sclnstei, Piannciiklichcn gespendet, die mit ihrem Duft den Saal würzten und aus einem Seltcntisch i» kolossaler Phramidc ausgestapclt waren. In verschiedenen Pansen erklänge» die Hochs aut den Koster, daö königlich sächsische Haus „nt die vaterländischen Krieger, während sinnige Lieder bincingurobe» wurden. Großer Jubel brach auö. alö der im Kriege selb,, ver wundete Herr Oberst Funke im Saale erschien und sich ein gehend mit den wackeren Kriegern unterhielt. Nachdem ihm ein beredter Soldat, der schon mehrere Trink- sprüche auögcbracht, einen Toast gewidmet, ließ auch der Angc- rctcte die Kameradschaft lebe». Auch der Frau Kronprinzessin, die so treue Sorge für die Verwundeten ,»,b Kranken gezeigt, wurde gedacht und Alles, was „Krücken und Stöcke" hatte, erhob sich iür daö dreifach stürmische Hoch. Kaffee mit de» erwähnte» Pfannkuchen machst den Schluß des materiellen Genusses und nachdem auch noch ei» Komiker die Lachmutzkeln gehörig in Be wegung gesetzt batte, nahte das Ente des Urlaubs. Mit dank erfülltem Herzen verließen die Soldaten dcn Fcstsaal, der ihnen so viel Liebe geboten. — In der „N. Fr. Pr." lesen wir Folgendes über die Mißhandlung eines Sachse» in Pariö: Der Johanniter- Ritter Herr von Lüttichau ixittc sich, nicht auö Neugierde, son dern in Bcrlliögcschä'tcn kurz vor dcm Einmärsche der Deut schen In Bcglestnng Mr. Sallc'ü a„ö St. Dcniö »aai Paris begeben, woselbst er schon cilimal während dcö Waffenstillstan des l» ähnlichen Angelegenheiten thätig gewesen war. Dies mal wollte eö daö Unglück, daß die Patrioten von Bellevillc und Monlmartrc iciner habhaft wurden. Sie batten eben Bar rikaden zu bauen begonnen. Sobald sie den Wagen, in wel chem Air. Satte und der deutsche Johanniter saßen, erblickten, legten sie ans die Pferde Beschlag, um de« Wagen sowrl als Barrikade mit zu verwenden. Beide Herren mußten auöstclgcn, und es begann ohne Weiteres ein Verhör. Air. Salle, welcher in Sk. DcuiS in aufopferndster Welse seit Langem Verwundete und Kranke verpflegt batte, entging nur durch das Estsichrci ten einiger Besonnener den Mißhandlungen, mit welchen man Ihn bedrohte. Herr von Lüttichau hatte kaum aut die an Ihn gerichteten Fragen zur Antwort gegeben, daß er l» Angelegen heit der internationalen Krankenpflege nach Paris gekommen sei, wobei cr seine Nationalität nicht verleugnest, alö er von seinem Begleiter gewaltsam getrennt und der schmählichste,» Behandlung prcisgegcbcn wurde. Seine stattliche Erscheinung und sein militai,sicher 'Bart waren de» Patrioten genügende Beweise, daß cr ei» verkappter plcußischcr Offizier sei, unk ob- schon cr feine Uniform, auch nicht die Halb Uniform der Jo hanniter trug, und obscho» Mr. Salle gleich Anfangs sür ,hn 'Bürgschaft angevotc» halte, war die wstdc Menge doch durch keine Vcrsichcrungc» „nd 'Bcrufungc» zu beschwichtigen, und die Einen verlangte», daß cr an die nächste Laterne gehängt, dic'Andcrcn. daß er auf de, Steile süsilirt ivcrde, während „och 'Andere ihn am liebsten sofort in die Seine geworfen hatten. Ein hinzugekomiucner Offizier vermochte dem Bedrängten kei nen Beistand zu leisten, und alS cs endlich wenigstens gelungen war. die auf sofortige Erccution Dringende» zu überstimmen, ließ die Menge sich o nicht »chincn, ihr Opfer aus de», Wege »ach dem Verwahrsam, wo cs untergcbracht werten sollte, un ablässig zu beschimpfen und dann, nachdem man eö von der Gasse in ein Hanö geschleift hatte, auch »och nach seiner Wie de,auölieicruug zu schreie»; die letztere wurde lwn t-cn draußen Tobenden endlich durchgesctzt, „nd kaum war Herr von Lütti chau wieder aus der Straße, alö ihn, der Säbel eines Natio- iialgardistcn eine» nur halb parirtcn Hieb versetzte, der zwischen dem rechten Auge und der Schläfe trat, ohne glücklicherweise tics cinzutringcn und de» davon Betroffenen seiner Besinnung zu berauben. Unter solchen Gewaltthätigkcistn einerseits, von anderen Nationalgardistcn wieder auch nach Möglichkeit be schützt und sortwährend zwischen Tod „nd Leben schwebend, ge langte Herr von Lüttichau endlich zu einem Maire, der hinrei chend verständig war, ihn sofort, zur Beschwichtigung der Pa triotcn, hinter Schloß „nd Riegel zu brliPen. Nacizdem ihm daun die Möglichstst verschafft worden war. sich zu legitimste» „nd den Beistand eines einflußreiche» Freundes brieflich in An spruch zu nehmen, und nachdem dic Volköhaulcn den verhaßten Prusstcn endlich über neuen Aufregungen vergessen batten, wurde Herr von Lüttichau »ach mancher Stunde qualvoller Unsicherln-it ans möglichst „nbcmcrttc Weise in Freiheit gesetzt. — Dic Svcialdcmckrate» Bcbcl, Liebknecht und Hcppncr werden voraussichtlich n» April vor die LclpzigcrGcschworericn treten. Sic sind, wie ihr Vertbeidiger. Rechtsanwalt Frrvtag in Leipzig mltthcllt. keineswegs wcgni Landcövcriath oder Vor bereitung zu demselben i» Untersuchung und die Geschichte tim einer beabsichtigte» Revolution. die während des Kriegs bei einem etwaigen Siege der französisch,» Loire Armee anübrcchen sollte, stellt sich als cinc Lüge hcranö. Dic Anklage richtet sich lediglich aus Vorbereitung zu», Hochverrat!,. DirAgitalion der Heiren soll aus Errichtung eines Volksstaatö, d. h. eine. Rep» bist, gerichtet gewesen sei», die nur mittelst Gewalt herzustellen nmre. Daö Verhalten Bevelv und Liebknechts während dcö letzten Kriegs ist weder Gegenstand der Anttagc noch der Un- tcrsuchlmg und kommt nicht einmal nebensächlich in 'Betracht. Der Untersuchungsrichter bat die Untersuchung mit möglichster Befehlcunigmig gciührt, eö »nißte aber eine ungeheure Masse von Zeitungen, Papieren undSchciilitückcn durchlescn »verte»; auch erschwerte Vie Eomiminstatloii ml! Braunschweig, wo dic Fäden der Agitation zusammcnlleien, sehr einen rassizcn Gang. daß auch dic Staatsanwaltschaft, welcl)c ebensowenig wie der Untersnchungölichtc, dic Untersuchung von, Partcistandpuntt aus behandelt, kein Bedenke» gegen die Entlassung BebelS aus de, Halt haben wird. Daö letztere Zcugniß cbrt jedenfalls die strenge Gewissenbastizkeit und Unparteilichkeit der sächsischen Justiz. Soweit das Resultat de, am Sonnabend stattgehabten Reichstagöwabl sich bcransgcstellt, hat Herr Pros. Ur. Wigard dic Majorität der Wähler für sich „nd zwar über stOOO Stim men mehr, als Herr Advocat 1)r. A. Stein >. - Ein sehr gefährliches Sprcngmaterial. cinc Erfindung neuester Zeit, dic dercito schon vielfach und mit vielem Unglück begleitete Ervlosionc» mit sich gciührt, langte Im Lause voriger Woche in umcrcr Statt an. ES ist dies das iür Sprengarbei ten jetzt bestimmte Dynamit, eine Mischung auö 25 Procent Nitro-Givecri» und 75 Proccnt Kiciclcrdc, dic in einer Ouantt- tät von 5<> Eciitnern, in 07 Kisten verpackt, am de», Wege vom Nbein her und nach Oesterreich bestimmt, hier eintraf und in der vorsichtigsten Weise durch Herrn Feuerlöschdirector Ritz mittels Geschirres nach der Zschcitnitzcr L.Minze kiriglrt wurde. So viel wir höre», war die gefährliche Ladung be, der Auf gabe nisist als solche dcclarirt worden: die hiesige Firma Schcff- lcr und Sieg jedoch, an »vrlche die Sendung vorerst avlsirt war. vcranlaßte die sofortige Declaration kcriclbcn an betreffender Stelle. Die Unterlassung dieser Meldung hatte eine Strafe von ca. 50,000 THaler» nach sich gezogen. Vorgestern fuhr ein breiter Eiscnbahiirollwagen durch die wie iinmci verbarrikatirtc Schrcibergassc und verfing sich a» einem großen mit Leinsamen gestillten Fasse, was der Be sitzer, statt in seine Niederlage, aus die Straße gelegt hatte. Natürlicherweise wurde daö Faß zertrümmert und der Inhalt strömte aus die Erde. Der Beschädigte wollte den Kutscher zur Zahlung anhallcn, was aber von diese», avgelchnt wurde. — Oelsen tliche Gerichtssitzung am 18. März. Zu einem hiesigen Handelsmann kommt ei» fremder Mensch, der einen gestohlene,, Pelz zu verkaufen wünscht; der Handels mann macht davon 'Anzeige und eö gelingt der Polizei, dem Manne aut die Spur zu kommen; der Verdacht aber, den Petz gcstohlen zu haben, lenkte sich bald aus den Handarbeiter Andreas Kubitz auö Königöwartba. der bereits dreimal wegen Diebstahl mit Gefängnis, „»d'ArdeiiSbauö bestraft worden,var. Kubiy gestand auch zu, daß cr den betreffenden, einem gewissen Sattler in Strehlen gehörigen Pelz ans einer unverschlossenen Kiste genommen, die m einer Budeiiniederlagc auf der Schösser gasse gestaute». Vom GerichtSamt im 'Bezirksgericht wurde cr gemäß 8 242 des hierin strengeren Bundeö-Strasgesetzbuches zu einem Jahr Zuchthaus verurtveilk. Zwei seiner Eomplicen, ein gewisser 'Napoleon Kauli und rin Aleiander Loßnitzcr, über deren 2hcilncl'n,erschall a» den, Verbrechen wir nicht berichten können, da sic keinen Einspruch eingeiegt, erhielten wegen Hehlerei mehrere Woctxn Gelängniß zuertannt. Staatsanwalt - Stell vertreter Assessor Richter beantragte Bestätigung deö erstrichter lichen Bescheids; der Gerichtshof weist darauf den Einspruch zurück. Eö war dies übrigens dic erste ElnspruchSverhanblung, wobei allein taö Bnr.dcö-Strafgesetzbuch in Auwei,bring kam. — Eine» sehr fettigen Diebstahl haben am 15. Januar d. Z. zwei Jünglinge Karl Alerantcr Jakob und Gustav 'Adolph Völker begangen. Sie annectirten nämlich ans einer Hauöfiur am Sec cinc Kiste mitPfund Talg, wovon Jakob einen großen Tbcil verlauste. Dafür erhielten sic denn auch ihr Fett vom hiesigen Bczirks-GcrlchtSanrt: Völker wurde zu 2 Monaten Gefängnis, verurtveilt. Jakob dagegen, der, trotzdem, daß er noch nicht 18 Jahre ist, bereits achtmal bestraft wurde, zu 1 Jahr o Monate. Letzterer legte Einspruch ein und überließ eö heute die Staatsanwaltschaft dem Ermessen deö Gerichtshofes, ob nicht die Strafe aus ein Jahr hcrabzusttzen sei. Daö Bezirks gericht erkannte aus Bestätigung dcö ersten Bescheids. — Uclier eine Dame von sehr dunkler Vergangenheit, Christiane Lisertc Ditttieh. wurde beute zum achtenmalc daö Urthell ge sprochen. Mil Zuchthaus, Arbeitshaus und Gcsängnih war sie schon lange vertraut und in dem größten Thcil unseres engeren Vaterlandes hat sie Spure» ihrer Dicbestlxitigkeit hintcrlaffcn; der Personalbogen wicö Bestrafungen vor de» Gerichten von Zschopau, Meißen, Freivcra, Oschat, und Mittwcika auf. Auch Dresden und Umgegend sollten ihre Bekanntschaft machen. Drei Anklagen wegen Diebstahl und Unterschlagung liegen ge gen dic Dittrich vor. Zuerst ist sic beschuldigt und auch ge ständig. im Deren,der vor. I. einer gewissen Erstirtb. welche .. .... ^ tarirte blaue Schürze gcstohlen zu dann ferner einer Frau, Wittwe Hitler, einen Ha«b- >Ü. sie besuchte, cinc «„f baden; ' korb und einen Hausschlüssel. Sic batte sich bei der Hiller einige Tage aiifgchaitcn und war am Morgen dcö 2. Ionuor aus ihrer Wohnung iortgegangen, angeblich um sich bei der Polizei anzumcldcn; aber weder vom Roh noch vom Reiter hat dic Hiller seit jenem Tage Etivaö wieder gesehen. Der dritte Fall ist der bedeutendste; dic Geschichte spielt im Dörfchen Haidenan, wo sich die Dietrich bei de», Gutsbesitzer Riemer alö Magd verdingte. Drauigcld erhielt „nd eine Nacht blieb. Am andern Tage ließ sic Riemer »ach der Stadt fahren, damit sie sich ihr Dienstbuch und ihre Sachen hole; da eö empfindlich ka>t war, gab ibr dic giitinütbige Fra» Riemer ein Kopftuch und von ihrer Mitmagd Flcmining borgte sich dic Dittrich eine wollene Jacke und ein Paar Strüinpsc. Dlc Viclbestrasie war noch nicht lange iort, als dic Flcmming zu ibrcm Schrecken b.mcrtt. daß ihr aus ihrer Lade ein Portemonnaie mit lONgr.. ein Kopiüich. ein Unterroct, cinc Jacke und ei» Handkörbchcn fehlten. Wegen aller dieser Vergehen „nd ln Berücksichtigung der vielmalige» 'Borhestrasungc» wurde dic Dittrich von, Bezirks gerichts»»,t zu l Jahre :! Mona, Zuchthaus verurtheilt; daö war ibr zu viel, sic appeliirtc und beute fand der Verhandlungs termin statt. Assessor Richter hielt diele Strafe der Dittrich ,'ür eine vollständig dem Vergehen angemessene und hob noch hervor, daß dic Straiauvi»css,»ig Im vorliegenden Falle eine schwicrkae iei, da es sich um einen Fall, der unter daö revidirte säch sische und um zwei, die unter daö Strafgesetzbuch beö Nord deutschen Bundes sielen. Der erste Bescheid wurde bestätigt.— Bei der verwittwcten Todtenvetttneksterln Frau Charlotte Chri stiane CckMdorn führte sich ein junger, hübscher Mann ein, der sich ..Sent" nannte und ein vermögender Kansmann aut ! ' . 1 «w > s l !' st MeirefteS releirim« <m
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite