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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050823019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905082301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905082301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-23
- Monat1905-08
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VezugS-Vret- A tz« -«»pwMdttto» «d« d«« A»«-ab*» pell« ,d,»h»lv vterteljährttch ^1> b»t zwilnmUg« täglich« Z,still»»» in» Ha»s » 8.7Ü. D»rch di» P»st bezog« für Deutfch- l«rd a. Oesterreich oterteljährlich ^S LLkh fÄ di» übrig« Lärrda lmrt ZeittragSpretSltst». Lies« No»«e» ksfiel «t «L« Bahnhof« »nL I II Z>» »et d« Zeitnugt-Verkäufer» Z-V »etzettt«, m» Erpetzttt«« 1ÜI F»r»tvr«ch«r LLS 8ohan»t»gasi» A H«U»t»KU»at» DrrS»«v Mari«straßi SS (Fernsprecha »ml I Nr. 171ttz^ VerNm kMklD»»ck«r, Her«lLayrHofbmhLa»hktzG Lützowstraßr iO Derusprrcher Amt VI Rr. -SOV. Morgen-Ausgabe. MMerIagMaL Handelszeitung. Amtsvlall -es ÄSnlgt. Land- ««) -es HSnlgt. Amtsgerichkes Leipzig, des Aales ««- des Aolizeiamtes der Stadt Leipfig. Anzeigen-Preis die Sgespaltene Petit-eile 2S Familie«- und Stellen-Anzeigen 20 Ftnauziell» »»zeig«. Geschäftsanzetg« aaler Text ob« « »«soader« Stell» »och Torts. Di» «gespaltnr» Rrklamezril» 70^. «naaHmelchlutz für Unzei^m Ab,»d-An«gab«i ovrmtttagS lv llh«. M»rg«»-M»Sgab« oachmMag» 4 lltzr. klazetgru find Net» »» vteLxpebttton z» richten. Extra-Veil»,e» in,» mu »er Morgea- AuSgab«) »ach besonderer Verrinbarnog. Die OxpeorN»» gl voch«taa» »aunterbroch« geöffnet von früh 8 bi» obeod» 7 Uhr. Druck imd vertag von O. Patz in Leipzig «Inh. vr. B„ R. Sr W. Kltnkbardtt HerauSgeherr Vv. Victor Kltnkhartzt. Nr. ^27. Mittwoch 23. August l905. 99. Jahrgang. Var MÄtigrte vom läge. * Di« Thüringer Stadtgemeinden haben wegen der enormen Fleischverteuerung bei ihren Vertretern im Bundesrat und beim Reichskanzler aus telegraphischem Wege Beschwerde erhoben. Die Fleischprerse sind ru Thü- ringen bi» zu 40 Prozent gestiegen. * Da» Hofmarschallamt de» Prinzen Heinrich von Preußen teilt mit, daß die Meldung von einer beabsichtigte» Reise de» Prinzen nach Amerika völlig unbegründet sei. * Da» deutsche Schulschiff „Charlotte" beabsichtigt, der Stadt Mogador in Marokko im Laufe der nächsten Woche einen Besuch abzustatte». * Nach «iner Meldung der „N. Fr. Pr." wird die österreichische Regierung, wenn nicht in letzter Stunde eine Besserung in der ungarischen Krise rintritt, keine end- ailtiaeu Handelsverträge abschließen, sondern sämt liche Verträge provisorisch aus ein Jahr verläugeru. * Der nächste französische Miuisterrat ist auf Donner-rag vormittag angesetzt; er wird sich mit den marokkanischen Angelegenheiten und vielleicht auch mit der Einberufung der Kammern beschäftigen. Rouvier ist gestern nach Pari» gereist. * Der Erzbischof von Sevilla hat eine Sammlung zu Gunsten der notleidenden ländlichen Bevölkerung in di« Weg« geleitet. * Der norwegische Storthiug hat die Regierung er mächtigt, Schweden daS Ergebnis der Volksabstimmung mitzuteilea und es zu ersuchen, in die Aushebung der Reichsakte zu willigen sowie auf dem Wege der Verhand lungen bei der friedlichen Erledigung der die Union be treffenden Fragen mitzuwirken. Ferner ermächtigte der Storlhing mit 104 gegen 11 Stimmen die Regierung, Delegierte zu ernennen, die Norwegen bei den Verhand lungen mit Schweden vertreten sollen. * Aus Portsmouth wird gemeldet, daß die auf heute nachmittag anberaumte Sitzung der Friedenskonferenz aus morgen srüh 9»/» Uhr verschoben worven ist. Als Grund wird angegeben, daß die Protokolle durch die Sekretäre noch mcht feriiggestellt seien. Reuters Bureau will dagegen wissen, daß Witte noch entgültige Znstrultionen aus Petersburg abwarten wolle. Vie Unruhen in veutrch vriattika. Unsere afrikanischen Schutzgebiete sind für uns rechte Schmerzenskinder. Noch ist der nunmehr schon zwei Jahre währende Aufstand in Deutjch-Südwesv- afrrka nicht niedergeschlagen, da kommen aus Ostafrika trübe Nachrichten, daß auch dort Unruhen ausgebrochen sind, die auch bereits blutige Opfer gefordert haben. Soweit die bis jetzt vorliegenden, nicht gerade reich, lichen Meldungen erkennen lassen, handelt es sich um zwei Hauptherde der Gärungen, von denen der eine zwischen dem Rufiji-Fluß und den Matumdi. und Kitschi-Bergen, der andere etwas weiter südlich, zwischen Kilwa und Liwale, liegt. Die Namen werden unsern Lesern noch aus dem in voriger Woche ge brachten Leitartikel über den Bau einer ostafrikamschen Südbahn im Gedächtnis sein, sind auch, zum Teil wenigstens, auf der heute beigcgcbenen Kartenskizze verzeichnet. Daß es ini ostafrikanischen Schutzgebiet gärte, wurde schon vor Monaten in der Presse erwähnt, und gleich, zeitig wurde davor gewarnt, daß die Verwaltung sich überrumpeln lasse, wie es in Südwestafrika geschehen war. Bis in die neueste Zeit hinein verstummten diese Meldungen nicht ganz. Die weißen Väter in Trier, eine der in jenem Gebiet arbeitenden Mijsionsgesell- schaften, hatten noch vor einigen Wochen wieder ernst stimmende Nachrichten erhalten, aber amtlich wurden die Gerüchte, daß sich Unruhen vorbereiteten, für unbe gründet erklärt, und als vor etwa acht Lagen wieder Meldungen ähnlichen Charakters nach Europa gesanglen, wurde mitgeteilt. eS handle sich um örtliche Unruhen, die mehr auf den Uebermut, als auf eigentliche Zeind- ieligkeit dec Eingeborenen gegen die Europäer zurückzu- führen seien. Gouverneur Graf Goetzen gab in seinem Telegramm zu verstehen, daß die farbige Bevölkerung den guten Ausfall der Ernte wohl mit mehr Bier ge feiert habe, als sie hätte vertragen können. Nach den neueren Nachrichten scheint aber diese anS Humoristische streifende Auffassung keineswegs haltbar zu fein. Der Gouverneur, der anfangs wohl geglaubt bat, mit der farbigen Schutztruppe und dem Landungs korps des Kreuzers „Bussard" die Ruhe Wiederberstellen zu können, hat Verstärkungen beantragt. Infolgedessen sind die Kreuzer „Seeadler" aus der Südsee und „ThetiS" von der ostasiatischen Station nach Ostafrika beordert worden und ferner 150 Mann Mgrinc-Jnfan. terie mit neun Maschinengewehren mobil gemacht worden. Sie sollen unter Befehl des Hauptmanns von Schlichting vom I. Seebataillon sofort abgehen, und zwar über Triest, um möglichst rasch ihr Ziel zu erreichen. Ob diese Zahl von Mannschaften genügen wird, um den Aufstand, denn von einem solchen kann map bereit sprechen, endgültig niederzuschlagen, muß die Zeit lehren. Einstweilen können und wollen wir es hoffen. Tollten aber wider Erwarten in der nächsten Zeit schon erneute Verstärkungen nötig werden, so wird eS Sache der Regierung sein, energisch durchzugreifen. Da- „System der kleinen Pakete", dessen Anwendung im südwestlichen Schutzgebiete mit den schwierigen Lan- dungSverhältnissen in Swakopmund verteidigt worden ist, dürfte hier nicht zu rechtfertigen sein. Lieber von Anfang an gründlich verfahren, als auS falscher Svar- samkeit sich gezwungen sehen, nachher das Doppelte und Dreifach« an Menschen und Geld zu opfern, wenn fetzt schon von Seiten der äußersten Linken erneut verlangt wird, die Regierung solle den Reichstag einberufen, so ist das einfach kleinlich, die Ausgaben für die 150 Mann, die jetzt nach Ostafrika abgehen, sind doch notwendige Ausgaben, die kein Abgeordneter, dem es mit seiner Aufgabe als Volksvertreter ernst ist, verweigern wird, und es liegt auch in der Natur der Sache, daß sie so schnell, wie irgend möglich, geleistet Werder denn imso eher können sie den erwarteten Erfolg herbeiführen. Sollten allerdings größere Truppensendpngen ziötig werden, so sollte die Regierung nicht zögern, die Volks vertretung schleunigst einzuberufen, ihr einen Nach- lragsetat vorlegen und für etwa außeretatmäßig ge leistete Ausgaben Indemnität erbitten, spürst Bülow hat noch in den letzten Tagen wieder erklären lassen, die Regierung wolle das Budgetrecht des Reichstages aufs peinlichste beachten, und zudem ist wohl der Wunsch all gemein, daß sich Negierung und Volksvertretung ein mal gründlich über die kolonialpolitischen Ereignisse der letzten Monate aussprechen. Zu wünschen wäre aller dings auch, daß man bei dieser Gelegenheit im Reichs tage etwas weniger krauses Zeug und weniger aben teuerliche Ansichten aufgetischt bekäme, als dies im letzten Winter von manchen Abgeordneten geschehen ist. Um noch einmal kurz auf den Schauplatz der ostafri- 'anischen Unruhen hinzuweisen, mag daran erinnert ein, daß in der Gegend westlich von Kilwa über Liwale nach Songea Unruhen von jeher an der Tagesordnung gewesen sind. Namentlich sind es die Mawudji-Berge unweit der Küste (westlich von Kilwa), deren Bewohner als unruhige Geister bekannt sind. 1894 war es der Häuptling Hassan bin Omari, der sich nach Besitz ergreifung der Kolonie durch die Deutschen im Jahre 1889 grollend in jene Berge zurückzog und von hier aus den Bezirk Kilwa jahrelang beunruhigte. Da in jenen Jahren die Schutztruppe zur Unterwerfuna der Wahehe icnötigt wurde, konnte gegen den Uebermut des Hassan bin Oinari lange Zeit seitens des Gouvernements nichts unternommen werden, bis schließlich diesem der Kamm derartig schwoll, daß er am 7. September 1894 Kilwa mit etwa 2000 Mann überfiel. Der Ueberfall wurde ndessen unter großen Verlusten für die Aufständischen zuriickgeschlagcn. Hassan bin Omari zog sich wieder in )ie Mavudji-Bcrge zurück und wurde hier ein Jahr Väter von der deutschen Schutztruppe aufgehoben und in Kilwa hingcrichtet. Daß der Gouverneur Graf Goetzen gemeldet bat, er beabsichtige, eine starke Kompagnie in Kilwa zu bilden und diese gemeinsam mit der Station Songea auf Liwale vorgehen zu lassen, beweist, daß das Zentrum der Unruhen diesmal etwas weiter westlich liegt. DaS ist insofern günstig, als die Bewohner der dort gelegenen Landschaft Tonde eine ziemlich indolente und im ganzen friedfertige Gesellschaft sind, die sich an den KriegSzügen der Wangoni und anderer Stämme nach der Küste früher nie beteiligt haben. Eine den „B. N. N." auS kolonialen Kreisen zugehende Zuschrift charakterisiert sie folgendermaßen: „Die Wagindo sind durchaus keine großen freunde der Arbeit. Deshalb verdingen sie sich nie als Träger, noch weniger melden sie sich bei den wenigen im Bezirk ansässigen Europäern. Hunger haben sie darum noch nie gelitten. Der Boden liefert reichlich Mais, Bataten und selbst Reis. Vieh gibt eS bei den Waaindo nicht mehr, weder Kleinvieh, noch Großvieh. Die starken Herden von früher sind den Räubern aus der Nachbar schaft, den Wangoni, in die Hände gefallen und längst verzehrt. Heute werden noch Hühner und Tauben in beschränkter Anzahl gehalten. So macht Tonde heute im ganzen den Eindruck eines auSgesogenen Lande-, und die Bevölkerung muß al» scheu und furchtsam auch dem Europäer gegenüber bezeichnet werden, alle- eine Zolge der früheren Wangoni-Krieg-züge. Die Waaindo haben ihre veAreuten Gehöfte inmitten dichter Waldvarzellen angelegt, wo sie im stalle der Gefahr Schlupfwinkel finden." Erscheinen aber von vornherein deutsche Truvvcn m genügender Anzahl, so ist gleichwohl eine baldige Niederwerfung der Unruhen zu erhoffen, zumal die Meldung, daß auch im nördlichen Lar - es - Salaam- Gebiet Feindseligkeiten ansgebrochen seien, sich erfreu licherweise nicht bestätigt. . . Ueber die Ursachen der Unruhen sind noch keine be stimmten Angaben zu uns gedrungen, alle Vermutungen sind daher einstweilen müßig.. Vr. v. Telegraphisch wird hierzu noch gemeldet' * Berlin, 22. August. Ein Telegramm aus Lindi vom 22. August meldet: Der Kreuzer „Bussar d" hat in Lindi den Oberleutnant zur See Wernecke nut einem Detachement von 12 Mann und mit einem Maschinengewehr zurückgelasien. Der Kreuzer ist heute früh nach Mikindani gegangen und hat dort ein Detache ment, bestehend aus einem Maschinisten und 8 Mann nebst einem Maschinengewehr, zurückgelassen. Heute abend geht der „Bussard" nach Kilwa-Kiwinse. Im Be zirke Lindi und in Mikindani sind bisher keinerlei Un ruhen ausgebrochen. Der nach Deutsch-Ostafrika bestimmte Kreuzer „S e e- adler" geht heute von ?)ap nach Singapore ab, der Kreuzer „ThetiS", gleichfalls nach Deutsch-Ostafrika bestimmt, traf heute in Tsingtau ein. ver rurrirrb-sapanlrrbe Krieg. Abbruch? Au» Portsmouth werden die folgenden Aeußerungen des Herrn v. Witte telegraphiert: „Die gegenwärtige Situation erscheint mir sehr gespannt, und ich glaube nicht an die Möglichkeit deS Friedens. Die japanischen Be dingungen sind für Rußland demütigend. Die Japaner ver suchen, glaube ich, die Verhandlungen in di« Länge zu ziehen. Sie kommen mir Aenderungen im Text des Protokolls, die eine Neubearbeitung der Manuskripte erheischen. Ich kann vor morgen nicht sagen, daß jede Hoffnung geschwunden sei; aber die Aus sicht aus Frieden scheint mir so gering, daß ich sie gleich Null betrachte" Witte dementierte ferner, daß er außer seinen ur sprünglichen neue Instruktionen aus Petersburg empfangen und daß Roosevelt den Rückkauf von Sachalin angeregt habe. Der Minister ist immer noch überzeugt, daß der Frieden in Rußlands Interesse läge, ja für das Reich ab>olut nötig sei, wie es immer seine Ansicht war. Aber die Starrköpfigkeit der Japaner zwinge zur Fortsetzung des Kriege«. Der Zar selbst habe ihm LinjewitschS Telegramm mit der Bitte um Fortführung des Kampfe» zusenden lassen. — Dem „B. T." wird aus New Dork gemeldet: KanekoS heutige Konferenz mit Roosevelt beweist unwiderleglich den Fortgang der Kompromißverhandlungen. Wahrend der letzten drei Tage wurden bereits vier Höllen maschinen von unbekannter Hand verschiedenen Persönlich keiten zugestellt, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten. Ein Drohbrief an den Herausgeber der „American Hebrew" läßt auf einen sehr verworrenen Geisteszustand der anarchistischen Absender schließen. veulsches Zeicb. Lettzit-, 22. August. * „Atzes »irtz nertzö»". DaS Organ de« gewerkschaft lichen Zimmererverbande» „Der Zimmerer" schreibt in einer Betrachtung über den Kölner GewerkschastStongreß und di« Parteipress«: „Es ist eine offenkundige Tatsache, die sozial demokratische Parteiswir können, ohne Widerspruch in den Kreisen unserer Kameraden zu finden, auch dreist sagen: unsere Partei) befindet sich seit langer Zett in eiuer unangenehmen Situation, vie in der nächsten Zeit »och schlimmer zu werden droht. Ihre wichtigsten theoretischen Lehrsatz« haben sich al« unhaltbar bezw. zweifelhaft herauSgistellt. Die „VerrlenvungStheorie" hat aufgegeben werden müssen, die „Zusammrnbruchsiheorie" kann nickt aufrecht erhalte» werde», di« „Krifentheorie" ist sehr zweifelhaft geworden, au» so steht «» auch mit der Auffassung der chronisch«» Ueberprod»klio»' und anderen Lehrsätzen. Jedenfalls findet alles das in der wirtschaftlichen Entwickelung der letzten Jahrzehnte keine aus reichende Stühe. In den Arbeitermasscn ist zwar noch ein verhältnismäßig starker Glaube an diese Lehrsätze vorhanden, aber m den Kreisen der Parteiführer nicht und jedenfalls nicht in der politischen Arbeiterpresse. Dadurch schon kommt die Partei in die Lage eines schwankenden Schiffes, und der Parteigenossen bemäcbtigt sich annähernd dasselbe Gefühl, wie man es bei den Passagieren eines schwankenden Schiffes wahrnehmen kann. Alles wird nervös." Berlin, 22. August. * Gitttzerufun«, des Reichstag»? Die „Nat. Ztg " schreibt: Aufs neue ertönt in der süddeutschen Zentrumspresse kate gorisch der Rus: der Reichstag muß sofort einberufen werden! Man sollte doch meinen, daß auch der „Bayer. Kurier" allmäblich eingeseheu hätte, wie die Verhältnisse augen blicklich liegen. Wegen Süvwestafrika den Reichstag ein zuberufen, liegt kein Anlaß vor, da eine EtatSüberschreüung nackgewiesenermaßen nicht stattgefunden hat und auch vor läufig nicht in Aussicht steht. Was Ostajrila anlangt, so wird naturgemäß zur Bekämpfung des Ausstandes zunächst auf da- MarineexpeditionSkorp s zurückgegriffen, wozu eine Zu stimmung de« Reichstag« nicht erforderlich ist. Sollte für Ostafrika eine EtatSüberschreitung notwendig werden, so ist der Reichskanzler nicht nur selbst der Ansicht, daß dann zu vor eiue Einberufung des Reichstag« notwendig sei, sondern er hat auch alle ibm untergeordneten Beamten strengsten« angewiesen, alle« zu vermeiden, wa« irgendwie die Rechte deS Reichstag« verletzen könnte. * Tabaksteuer-Erhöhung? Der „Kölnischen Volkszeitung" wird von gut unterrichteter Seite „bestätigt", daß dem Reichstage al« Kern der Finauzreform nicht die Erb schaftssteuer, sondern «ne „recht gesalzene" Tabaksteuer vorgelegt werden soll, die auf einen Mehr ertrag von 50 bis 60 Millionen Mark jährlich zugeschnitten sei. Dazu wird der „Dlsch. TgSztg." mitgeteilt, baß die „Seite" der „Kölnischen Volkszeitung" in diesem Falle nicht gut unterrichtet ist. WaS dem Reichstag al« Kern der Finanz reform unterbreitet werden soll, steht überhaupt noch nicht fest, da der BunbeSrat sich mit der Frage noch nicht besaßt hat. Sollte man, was zu bezweifeln aller Grund vorhanden ist, aus eine Tabalsteuererhöhung kommen, so würde das Beiwort „recht gesalzen" schwerlich auf sie passen. DaS Blatt spricht sich am Schluß auch uoch deshalb gegen eine Erhöhung der Tabaksteuer aus, weil sie nicht erreichbar und sehr bedenklich sei. * Teutfch-fchwetzifche Handelsbeziehungen. Die Reichs regierung hat nunmehr auch die Vorarbeiten für einen Handelsvertrag mit Schweden ausgenommen. Im Auftrag der ReichSregicrung wendet sich der Deutsch« HandelS- tag an die Handelskammer und kaufmännischen Korporationen mit der Aufforderung, so schnell wie möglich Wünsche hin sichtlich de« schwedischen Zolltarifs rc. zu äußern. (Zwischen dem Deutschen Reich und Schweden besteht nach BundeS- ratSbeschluß vom 20. Februar 1885 die gegenseitige Meist begünstigung, jedoch noch kein Tarifvertrag.) — Die Verhandlungen über die Forderungen der Berliner Epe- ditionSarbeiter beschäftigte" am Montag abend eine stark besuchte Versammlung der Rollkutscher, Mitfahrer und Boden arbeiter im Speditionsgewerbe. Die Annahme der bisher gemachten Zugeständnisse erklärte die Versammlung für un möglich. Sie erwartet aber, daß die Arbeitgeber noch zu writergehendem Entgegenkommen bereit sein werden. Die endgültige Enlscheioung soll am kommenden Sonntag getroffen werden. Die Arbeitgeber haben bereit« in den bisherigen Verhandlungen betaut, daß sie weitergehende Zugesländnisje nicht machen könnten. Sollte kein Einverständnis erzielt werben, jo wird die Arbeit am Montag, 28. August, niedergelegt werden. — In SchorbuS bei Leuthen lBezirk Frankfurt a. O.) ist der Rittergutsbesitzer Ernst v. Werdeck nach schwerem Leiden im 56. Lebensjahre gestorben. Ter Verblichene bat als Mitglied der konservalivrn Partei den Kreis Kottbus-Svremberg von 1893 bis 1898 im Reichstage und von 1888—1903 im preußischen Ab geordnetenhause vertreten. — Personalien. Der „ReichSonz." meldet: Der Königliche Gesandte in München, Wirklicher Geheimer Rat Gras von Pours- talss hat sich nach Berlin begeben, um zeitweilig die Vertretung des beurlaubten Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes zu über nehmen. Während der Dauer seiner Abwesenheit von München werden die Geschäfte der Geiandtichaft vom dem etatsmäßigen Selrelär, Legationsrat Freiherrn von Werthern geführt. — Der Direktor beim Rechnungshöfe des MäenXonstLeplemder nehmen alle Postanstalten, Briefträger, Annahmestellen und die unterzeichnete ----- Expedition Bestellungen auf das Leipziger Isgedlatt - — schon jetzt entgegen. - Der Abonnementspreis beträgt pro Monat: Für tekpzig frei Haus Alk. 1.25 „ A«»«>Art» durch die Post bezogen „ 1 5K Lar VertedrÄved El!"' Anfang «-»»«V Oktober ne« u. wird («ur.buchf anen Abonnent-, winterausgabe 1905/00 kostenlos zugestellt. kpstlltliNt litt kchriM sWblrtttt.
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