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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 09.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188011094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18801109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18801109
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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^ 133. Wochenblatt schopa« Md Amgegend. Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Flöha, sowie für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Zschopau. ^ ^ vorher ausgegeben und versendet. BierteljahrSpreiS 1 M. excl. Botengebühren und Postspesen. 48. Jahrgang. Dienstag den 9. November. Inserate von 3 Zeilen an die gespaltene Zeile 8 Pf. Annahme derselben längstens bis Mittag 12 Uhr des dem Tage des Erscheinens jedesmal vorhergehenden Tages. Bekanntmachung, die diesjährige Volkszählung betr. Am 1. Decembcr a. c. hat die allgemeine Volkszählung im deutschen Reiche stattzufinden und soll dieselbe in jedem Orte in abgegrenzten Bezirken (Zählbezirken) unter Leitung der Ortsbehörden mit Beihülfe freiwilliger Zähler vorgenommcn werden. Wir fordern deshalb hiermit alle Diejenigen, welche sich dem Zählgeschäft in dem hiesigen Stadtbezirk mit unterziehen und die Function eines Zählers übernehmen wollen, auf, sich längstens am 10. November a e. auf dem Rathhause zu melden. Zschopau, am 1. November 1880. Der Stadtrath. Walde. Rschr. Bekanntmachung. Freitag den 12. November 1880, Nachm. 3 Uhr soll in der Meyer'schen Restauration zu Dittmannsdorf ein Regulator und ein franz. Billard mit Zubehör an die Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Zschopau, am 8. November 1880. Der Gerichtsvollzieher bei dem Königlichen Amtsgericht daselbst. Hering. Jahrmarkt ln Zschopau den 15. und 16. November 1880. Schuh den Säuglingen. Man schreibt der „Soc.-Corr.": Unverstand, Vergnügungssucht, Schlafsucht und — das soll nicht geleugnet werden — zuweilen auch Verzweiflung über das unablässige Geschrei mancher Kleinen, öfter wohl auch dringende Arbeiten, lassen die stillenden Mütter und Ammen auf Mittel sinnen, ihre Kinder und Pfleglinge in einen möglichst langen und tiefen Schlaf versinken zu lassen. Ob das Schütteln uno Rütteln der kleinen Wesen auf den Armen oder in der Wiege — das bekannteste und verbreitetste Beruhigungsmittel — nicht auch seine bedenklichen Seiten hat, das mag hier dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist es das Naheliegendste, das Natürlichste. Völlig unnatürlich aber ist ein in den niederen Volksschichten leider sehr bekanntes Betäubungs mittel. Eine Mutter theilt es der andern mit, sobald die Rede aus einen unruhigen Säugling kommt, und so mag^das Mittel um sich gegriffen haben, viel schlimmer als es die Aerztc ahnen. Dutzend Male ist es schon einer mir nahestehenden Mutter augerathen worden, und immer von Frauen aus dem Volke. Sie versichern stets dabei, daß es unschädlich sei; aber diese Versicherung kann nicht aus dem Herzen kommen, das sagt schon der Flüsterton, in welchen, diese Rathschläge stets ertheilt werden. Das Mittel ist der Kümmel, der Doppel kümmel. Der Erfolg soll nach Versicherung ein ganz unfehlbarer und außerordentlicher sein. Nach einigen Gläschen, welche die stillende Mutter zu sich nimmt, sollen die Kleinen durch die ganze Nacht und halbe Tage lang im festesten Schlummer liegen, bis sie der Hunger aufwcckt. Die Nahrung selbst sollen sie begierig nehmen trotz des Alkohol gehaltes, und natürlich versinken sie sofort wieder in ihre Betäubung zurück. Ob dieser todtähnliche Schlaf nicht öfter den Anfang eines noch längeren, eines ewigen Schlafes bildet? — Wer mag es wissen. Die Vermuthung liegt nahe. Ohne Ein fluß kann dieser gewaltsame Sturm auf die zarten Gehirnnerven der Säuglinge unmöglich bleiben. Fast noch näher liegt die Vermuthung, daß so mancher Säugling mit dieser diabolischen Nahrung den Keim zur Branntwcinpest cinsaugt. „Er hat es mit der Muttermilch eingesogen." Das ist ja ein bekanntes Volkswort, welches angewendet wird, wenn von einem ererbten Hang die Rede ist. Aber nicht nur die armen kleine» Wesen er scheinen gefährdet, auch die Mütter sind von den unseligsten Folgen bedroht. Mir selbst sind zwei trunksüchtige Frauen bekannt, deren unheilbare Leidenschaft an der Wiege begonnen, da sie ihre Kleinen eiuschläfern wollten. Die eine davon ge hört den besseren Ständen an und ist Mutter einer zahlreichen Familie. Sämmtliche Kinder sind zwar geistig geweckt, aber ohne körperliche Lebenskraft; die Haut ist mißfarbig, wie mau sie sonst nur bei Schwerkranken zu sehen bekommt. Eine Ausnahme bildet nur der älteste Sohn, der unter der unseligen Leidenschaft seiner Mutter nicht zu dulden hatte. Wie oft mögen nicht Aerzte an die Wiege von derart ernährten und betäubten Kindern gerufen werden! Sic würden nicht rathlos dabei stehen, wenn sie in diesen Fällen wüßten, daß der Quell der Krankheit des Säuglings die — Branntwein flasche ist. Der Arzt erfährt es Wohl kaum, viel leicht wissen es die Mütter und Ammen selbst nicht, was die Schuld trägt. Die schädliche Wir kung ist ja keine unmittelbare. Das Gefährlichste ist, daß das Mittel als ein ungefährliches betrachtet wird. Der Doppelkümmel gehört nach einem Volksausdruck zu den sogenannten „Weiberschnäpscn". Mit dieser Bezeichnung will man seine Harmlosigkeit darthun. Ich kenne seinen Alkoholgehalt nicht, ich habe aber schon die schwersten Räusche davon entstehen sehen, und das spricht gewiß nicht für die geringschätzige Meinung, die der männliche Theil des Volkes dafür an den Tag legt. Meine Absicht war es nur, den Uebelstand, der zuweilen selbst von Hebammen gutgeheißen wird, zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Sicher ist aiizunehmen, daß die meisten Mütter sich mit Ab scheu von dem Mittel abwenden, sobald sie über die Folgen Aufklärung erhalten. Vermischtes. * Tharacteristische Aeußerungen de« Kaisers. Bei der Treibjagd auf Hirsche wurde dem Kaiser, dem ein besonderer Sitz mit einem bequemen Lehnstuhl bereitet war, ein aus- fallend starker Zwölfender zugetrieben. Der Kaiser gab seinen Schuß daraus ab und traf den Hirsch so, daß dieser noch einige fünfzig Schritt weit davonlies und dann im Walde ungesehen zusammenbrach. Als später, nach Be endigung der Jagd, der tobte Hirsch dem Kaiser als von ihm geschossen gezeigt wurde, wandte er sich mit seinem wohlwollenden Lächeln an den Oberjägermeister und fragte: „Also diesen Hirsch soll ich selbst wirklich geschossen haben, lieber Oberjägermcister?" „Gewiß, Ew. Majestät!" lautete die Antwort. „Nun, ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Im vorigen Herbst war ich im Harz auf der^Hirschjagd, und die Leute waren auch dort wie überall äußerst freund lich und liebenswürdig gegen mich. Nach beendeter Jagd wurden mir 23 starke Hirsche als von mir geschossen vor gelegt. „Habe ich auch die wirklich alle geschossen?" fragte ich den Oberförster, welcher die Jagd dirigirt hatte, und er bejahte mir dies wiederholt. „Nun, das ist merkwürdig, ich habe zufällig die von mir gethanen Schüsse gezählt, und es waren nur 16, und doch soll ich damit 23 Hirsch? getödtet haben," mußte ich ihm lachend antworten. „Der gute Mann machte aber jetzt ein gar verlegenes Gesicht." * Laut der dem preußischen Abgeordnetenhaus- von dem Finanzminister übersandten Uebersicht sind die Höchstbe- steuerten des gesammten preußischen Staats im Regierungs bezirk Wiesbaden ansässig, wozu, da ihrer nur zwei sind, ohne Zweifel zwei Freiherren Rothschild in Frankfurt a. M. gehören; sie zahlen die Einkommensteuer von einem bis auf 2 460000 bez. 2 400 000 Mark geschätzten Jahres einkommen. Ihnen folgt ein Insasse des Regierungsbezirks Düsseldorf, also wohl Geh. Commerzienrath Krupp, der gleich den beiden andern eine Stufe höher veranlagt worden ist und von einem bis ans 2 040 000 Mark geschätzten Jahreseinkommen die Steuer mit 59 400 Mark zahlt. In Berlin ist ein Bewohner von 32 400 Mark Jahressteuer auf 45000 Mark erhöht worden, was eine Jahresein nahme von 1'/, Millionen Mark voranssetzt. Zu einem Jahreseinkommen von mehr als 168000 Mark sind in ganz Preußen 149 eingeschätzt, wovon 64 in Berlin, 20 im Bezirk Breslau, 12 im Bezirk Köln, 7 im Bezirk Wiesbaden u. s. w. * Mord und Selbstmord. In die größte Aufregung wurden die Bewohner der Brunnenstraße in Berlin am Donnerstag durch einen Mord und Selbstmord versetzt. In dem Hause Nr. 91 daselbst im vierten Stock wohnte seit mehreren Wochen die 32 Jahre alte Wittwc Salfeld mit ihrer 13jährigen Tochter und ihrem 8jährigen Sohne. Gegen dieselhe war, da sie durch leichten Lebenswandel den andern Miethern fortgesetzt zum Aergcrniß gereichte, vom Administrator des Hauses Nöhlke die Exmissionsklage angestrengt worden. Am 4. November früh nun gegen 9 Udr begab sich der beauftragte Gerichtsvollzieher zu der ic. Salfeld, um dieselbe aus der Wohnung zu bringen, fand jedoch die Corridorthür verschlossen und wurde die selbe ihm auch nicht nach mehrmaligem Klopfen geöffnet. Als er um 1 Uhr wieder kam und ihm die Wohnung trotz wiederholten Klingeln« und der festen Versicherungen der nebenan wohnenden Vicewirthin Thiel, daß die Sal- seld zu Hause sein müsse, nicht geöffnet wurde, ließ er die Thür durch einen herbcigerusenen Schlosser öffnen. Dieser machte zwar da« Schloß aus, die Thür selbst mußte aber, da sie von innen durch allerhand Mobilien verbarrikadirt
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