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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.05.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270506027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270506
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927050602
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- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-05
- Tag1927-05-06
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Neuer polnischer Terror in Sberschlesien. Gewaltmatznahmen gegen deutsche Wahlkandidaten und Lehrkräfte. Moskauer Drohungen gegen den Völkerbund. — Erössnung -es achten Reichssronlsvl-alenlages. — Kommunislische Ausschreilungen. Derhaskung und Kündigung deutscher Oberschlesier. Kattowitz.8. Mai. Wie aus Radzionkau gemeldet wird. Ist dort gestern abend aus Veranlassung der politischen Polizei der Spitzenkandidat der Dcntschkatbolischcn Volkspartei. Kon» sumverwalter Ianoschkc» ohne Angabe von Gründen verhastct worden. Diese Verhaftung bringt man in Zusam menhang mit der am nächsten Sonntag in Radzionka« statt- sindenden Nachwahl sitr die als ungültig erklärte »ommunal- ivahl. In Bobrownik wurde ein Kandidat der deutsche« Liste siir die am kommende« Sonntag stattsindcnde» Nachwahlen gezwungen, sosort seine Kandidatur nieder zu legen, da er sonst seine Stellung verlieren würde. An Zhwallowitz wurde sämtlichen Kandidaten der deutschen Liste, die aus der Donncrsmarck-Grnbe beschäftigt sind, am L. Mai gekündigt, ebenso denjenigen Arbeitern, die ihre Kinder in die deutsche Mindcrhcitsschule schicken. Weitere Kündigungen deutscher Lehrkräfte in Kattowih. Kattowitz, 6. Mai- Bon der Dchnlabteilung der Woje wodschaft wurde heute in Kattowitz zwei reichsdeutschen Studicuräten und einem Studienrat mit polnischer Staats angehörigkeit an der Oberrealschule und drei weiteren deutschen Lehrkräften an dem Minderhettölyzeum zum Schlaf, des Schuljahrs, also zum Juni, gekündigt. An der Oberrcalschule kommen damit die drei letzten akademisch vorgebildcten deutschen Lehrkräfte zur Entlassung. Eine Delegation der deutschen Elterubeiräte ist beim Wojcivvdeu vorstellig geworden mit der Frage, ob er als Ersatz für die deutschen Lehrkräfte über gleichaualtftzierte Lehrkräfte verfüge. Der Wojewode bejahte diese Frage, sagte allerdings, das, er erst in den nächsten Tagen eine ge naue Antwort erteilen könne. Polnische Mililärbasis in Danzig? Berlin, 6. Mai. Nachdem von amtlicher polnischer Seite bisher immer das Bestehen einer grösseren polnischen Militär stärke, die über die Zahl von 88 Militärpersonen nach einer ausnahmsweise« Genehmigung für das polnische Munitions lager ans der Westcrplatte hinausgcht, abgelengnet worden ist, wird heute, wie die „Deutsche Tageszeitung" aus Danzig meldet, bekannt, das, Polen insgeheim Danzig doch zu einer Militärbasiö ansgebaut habe. Zuverlässig werde berichtet, dass durch eine neuerliche polnische Verordnung die Stelle eines polnischen Garnisonkommandantcn in Danzig eingerichtet worden sei, bei der sich alle polnischen Militärpersoncn nach ihrem Eintreffen zu melden lzaben. Rücktritt des Pvsener Woiwode«? (Durch Funkspruch.j Warschau, 5. Mai. In Posen sind Gerüchte verbreitet, das, der dortige Woiwode, Gras Bninskt, zurückzutrctcn be absichtige, weil es ihm trotz eines an die Bevölkerung ge richteten Ausrufes nicht gelungen sei, anlässlich des National feiertages einen einheitlichen Festumzug zu organisieren. Die nationaldcmokratischcn und nationalistischen Verbände mar schierten nämlich getrennt von den Pilsndski-Schützcn. Man rechnet mit der Möglichkeit, dass als Nachfolger Bninskis, ebenso wie cs in Pommerellcn geschehen ist, ein Militär bestellt wird. sW. T. B.) Polnische llnlerdriickungswul. Aus welchem Anlass das deutsche Generalkonsulat in Satto» witz festlich slaggte. — Die Sehnsucht nach den „««erlösten Brüdern". — Der für Polen bedeutungslose Völkerbund. —« Ein «euer Schlag gegen die deutsche Minderheit in Ost» Oberschlesicn. lVon unserem ostoberschlesischcn Mitarbeiter.) Sönigshütte, S. Mat. Nach alljährlich zweimonatiger Vorbereitungsarbcit wird in Polen jeweils der !i. Mai, der Nationalfeiertag, festlich begangen, der in Oberschlesien jedoch weniger dem Andenken an die erste polnische Verfassung geweiht ist, sondern weit mehr dem Beginn des dritten polnischen Auf. st an des vor jetzt sechs Jahren. Für das Deutschtum ver- bindet sich alljährlich mit diesem polnischen Feste die Trauer um die vielen Deutschen, die damals ihr Leben lassen mussten, und die Erinnerung an jene noch viel zahlreicheren Deut schen, die in den Maitagcn vor sechs Jahren zum Krüppel geschlagen wurden. Um so lebhafter musste eS in den Nethen der Deutschen befremden, dass das deutsche General, konsulat in Kattowitz zu Ehre» dieses blutigen ErinnerungS. tageü geflaggt hatte. Dabei ist sattsam bekannt, dass diese Feier in Oberschlcsien nicht etwa abgchalten wird, um dem Volke den Wortlaut oder den Geist jener alten Verfassung aus dem Ende des l8. Jahrhunderts ins Gedächtnis zu rufen, sondern um die Heldentaten jener Männer zu preisen^ die deutsche Männer mordeten, deutsche Frauen und Kinder mißhandelten. Das war alle Jahre so, und warum hätte es in diesem Jahre anders sein sollen? Auch an diesem 3. Mat wurde in feierlichen Ansprachen der 60llvoll „uner» lösten Brüder" gedacht, die unter deutscher Herrschaft „schmachten". Alle die bekannten Redewendungen, deren tieferer Sinn die Eroberung des dcutschgcbliebcnen Teiles von Oberschlcsien ist und nur sein kann, kehrten wieder. Betont wurde, dass die Deutschen mit ihren Rufen nach einer Revision der deutschen Ostgrcnzcn „immer frecher würden". Zum Schluß wurde wieder einmal feierlich beschworen, daß die polnischen Fahnen keinen Schritt aus Ost-Oberschlcsien weichen würden und man jeden Tropfen Blut für die Erhaltung Ober, schlcsicns cinsetzcn wolle. Dann spielten die Kapellen die berüchtigte Rota mit dem Hetzschlagcr, dass der Deutsche jetzt dem Polen nicht mehr ins Gesicht spucken dürfet Und baz« flatterten lustig und festlich erregt die Fahnen ans dem Ge» bände des dentschen Generalkonsulats... Die Bedeutung aller dieser und ähnlicher Ansprachen wäre weniger gross, wenn sic ans dem Munde von un bekannten Grössen kämen. Sic wurden aber auch in diesem Jahre von den höchsten Beamten der Woiwodschaft gehalten, die sich dabei auch über ihren weiteren Kurs in allen kultu rellen Fragen der Minderheit ausliesscn. Selbst der Woiwode persönlich betonte, das, der Nationalfeiertag für Ost-Oberschlesien seine grosse Bedeutung erst durch die Er. inncrung au den Ausstand bekommen habe. Angesichts der kulturellen Rechte der deutschen Minderheit musste auch ein weiterer Satz seiner Rede eigenartig anmuten: „Die pol. Nische Kultur müsse durch das Interesse für die pol. Nische Schule, für das polnische Buch und die pol ^ nifchc Sprache gefördert werden, um zu zeigen, dass die Schlesier Söhne des grossen polnischen Volkes l!) sind." Wie weit cs damit, abgesehen von der polnischen Untcrdrückungswut, bestellt ist, wird der nächste Sonntag zeigen, an dem in Ost-Oberschlcsien überall dort kommunale Wahlen vorgenommen werden sollen, wo die am 14. Novem. bcr v. I. getätigten Wahlen für ungültig erklärt worden waren. Inzwischen tobt sich die UnterdrückungSpvlitik weiter ans. Es ist auch jetzt noch nicht möglich, dem Willen des Völkerbundes Gehör zu verschaffen. Erst in der vorigen Woche wurde ein Arbeiter ins Gefängnis geworfen, weil sein Kind die deutsche Schule besuchte und er die deshalb ver- hängte Geldstrafe nicht entrichtet hatte, immer im Vertrauen darauf, das, der vor zwei Monaten gefasste Beschluss des Völkerbundes doch irgendwie einmal auch in Polen prak tischen Ausdruck finden müsse. Erst heute berichten deutsche Zeitungen, dass in einer anderen deutschen Familie di« Nähmaschine gepfändet wurde für diese Geldstrafe. Der Genfer Märzbeschlnss soll offenbar niemals zur Durch» führnng kommen. Aber damit ist das Leiden des Deutschtums Polens, baS nach dem unseligen Genfer Kompromiss verschärft einsetzte, durchaus nicht beendet. In diesen Tagen erst ist, wie bereits berichtet wurde, ein neuer Schlag gegen die kulturellen Rechte der deutschen Minderheit geführt worden. An dem deutschen Gymnasium in Königshüttc wie an der dortigen Oberreal» schule wurden die d e u t s ch g e s i n n t e » Stndienräte gekündigt, womit die Wetterführung der höheren deutsche« Schulen in Sönigshütte überhaupt in Frage gestellt ist. Bisher wurden in erster Linie diejenigen Lehrkräfte der Volks- und Mittelschulen entlassen, die einer zu. weitgehenden deutschfreundlichen Gesinnung verdächtig waren, mit dem Erfolge, dass jetzt auch der Unterricht an diese« Schulen kein normaler ist, und dass er aus dem gleiche« Grunde vorwiegend von weibliche« LrLktra erteW> Nichk Slaalsaussichl. sondern Kartellierung. Der Dawes-Kommissar Robinson in Gens. Gens, 6. Mat. Der Vertreter der amerikanischen Bank- welt Henry Robinson. Mitglied des. Dawcs-Komitecs. ent warf in langen Ausführungen ein Bild der in den Ver einigten Staaten eingeführtcn Nationaltsativn, die aller dings nur angesichts der durch grossen Reichtum an Roh stoffen bevorzugten wirtschaftlichen Lage seines Landes zum erfolgreichen Wirtschaftssystem werden konnte, und nahm zu den wirtschaftlichen Problemen Europas Stellung. Die amerikanische Auffassung zu Lösungsvcrsuchen durch Kartel lierung umschrieb Robinson wie folgt: Die Kartellierung bildet vielleicht eine Periode, in der die teilweise Niedcr- legnng der Zollschranken i» Europa möglich sein könnte, oder erlauben würde, die Industrien in eine günstigere Lage zu versetzen. Wird die Kartellierung nicht in zweckmässige Bahnen ge leitet, so kann sic auf jenes falsche Gleis kommen, ans das gewisse amerikanische Trusts in der Richtung auf Monopoli sierung und übertriebene Ausbeutung geraten waren. Ameri kas Abneigung gegen die Teilnahme des Staates an In dustrie- und Handelsuntcrnehmungen würde sehr wahrschein lich unsere Haltung in bezug ans jede Organisation beein flussen, in der sich eine Beteiligung und Kontrolle zeigen würde, die seitens des Staates über Industrie und Handel ansgeübt werden könnte. Im Verlaufe der Sitzung teilte der Präsident mit, dass allen Delegierten daran gelegen sei» müsse, die allgemeine Aussprache morgen abzuschltessen und die drei Hanptaus- schnssc für Industrie, Landwirtschaft und Handel am Mon tag ihre Arbeiten beginnen zn lassen. Er forderte die ein zelnen Delegierten auf, sich je nach ihrem Hauptintcrcssc in die Listen für die einzelnen Ausschüsse etnzutragen. Der schwedische Delegierte Riedbcck, erster Direktor der Skandinavischen Kreditanstalt, stellte in den Mittelpunkt seiner Rede die Bedeutung der Mcistbcgünstigungsklausel, alle Ver- suche zur Beilegung der Weltwirtschaftskrise sollten aus die Mcistbcgünstigungsklausel aufgcbaut sein. Die wirtschaftliche Gleichberechtigung aller Länder und die Stabilisierung der Zölle, die durch langfristige Handelsverträge gewährleistet werden müssten, sowie der Verzicht aus Zollkriege müsse die eigentliche Grnndlagc für die Handelsfreiheit bilden, die un bedingt wicdcrbergestellt werden müsste. Als letzter Redner betonte der Vorsitzende des Berwaltungsraics des inter nationalen Arbeitsamts. Fontatne. dass wirtschaftlicher und sozialer Friede Hand in Hand gegen, und befürwortete zu ihrer Erreichung die teilweise N ie de r le g u ng der Zvllmauern. Russische Forderungen an den Völkerbund. Moskau, ki. Mat. Nach einer Meldung der Telegraphen, agcntur der Sowjetunion haben die Mitteilungen, die die Sowjctregierung von ihrer Delegation auf der Weltwirt- schastskonferenz über die Polizeimas,nahmen gegenüber der Delegation erhalten hat. in Regiernngökreisen E n t r ll st u n g und Empörung hcrvorgcrusen. Die Sowjetregierung be auftragt in Beantwortung einer Anfrage des Vorsitzenden der Delegation. Ossinski. letzteren, nachstehende Forderungen a« de« völkerbmtd »« richte« ^. . . .. . , 1. sich mit dem Vorsitzenden der Gowictdclegation über vernünftige Methoden znm Schntzc der Dele gation nnd über die Aufhebung sämtlicher erniedrigenden und die Freiheit der Delegation einschränkenden Polizci- massnahmen zu verständigen; s. der Sowfctdclegation völlige Gleichstellung mit den anderen Delegationen in bezug aus Arbeit. Ver kehr usw. zn sichern; 8. der Sowsetdelcgation die gleiche Teilnahme an den Debatten der Konferenz wie den anderen Delegationen zu sichern. Die letzte Forderung ist auf die Befürchtung zurück zusührcn, dass die Soivjcidelegation auch im Bcrlaufe der Tätigkeit der Konferenz selbst in eine besondere Lage versetzt werden könnte. Die Regierung fordert die Delegation aus, nnverzüglich Genf zu verlassen, falls diese Bedingungen nicht erfüllt werden. Zugleich beabsichtigt die Sowjetrcgierung nochmals die Frage ihrer Teilnahme an den vom Völkerbund einberusene» und insbesondere auf schweizerischem Gebiete organisierten Konferenzen nachznprüfe n. Schweizer Stimmen gegen die Sowjet union. Basel, 6. Mal. Ter Dagesanzcigcr für die Stadt und de» Kanton Zürich warnt in einem Artikel den Vundesrat davor, mit der russischen Delegation irgendeine weitere An näherung zwischen Russland und der Schweiz zn vereinbaren und schreibt u. a.: „Völkerbundmächtc haben bet der Bei legung des .Konfliktes ihre Hand im Spiel aebabt und dürften möglicherweise geneigt sei», weiterhin im Sinne normaler Verhältnisse zwischen der Schweiz und Russland tätig zu sein. Um so notwendiger ist cS, dem Bundcsrat deutlich vor Augen zu führen, das, das Schweizer Volk im Berliner Protokoll mit dem einseitigen Bedauern übergenug bat. Es will nichts wissen von der rechtlichen Anerkennung des bolschewistischen Sowjetstaates nnd der Errichtung einer Gesandtschaft. Ueber diese Anerkennung könnte es zwischen Sowictrnsslan- und der Schweiz z» Meinungsverschiedenheiten kommen." Mit dieser Ansicht sicht das Züricher Blatt in der Schweiz keineswegs allein. Auch der Staatsrat des KantvnS Fretburg ver langt in seinem Protcstschrctbcn an den Bundcsrat wegen des Berliner Protokolls Zusicherungen darüber, dass die Ver treter der Sowjetunion bei der Genfer Konferenz sich strikte in den Grenzen ihrer Mission entsprechend den diplomatischen Traditionen krallen, * Genf, 6. Mat. In der heutigen Bormittagssitzung der Weltmirtschtftskonferenz gab Sir Norman Hill, der Leiter der Schtffahrtsabteilung des englischen Handelsministeriums, der Meinung Ausdruck, dass die Anpassung der Schiffsfrachten, insbesondere für industrielle und landwirtschaftliche Erzeug nisse, bereits in erheblicher Weise zur Lösung der Weltwirt schaftskrise beigctragen habe. (WDV.) Berlin, 5. Mal. Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, wird die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Handelsvertragsbesprechungen voraussichtlich gegen Ende des Monats erfolgen.
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