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Dresdner Journal : 29.05.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187005293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-05
- Tag1870-05-29
- Monat1870-05
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 29.05.1870
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W 121 Sonntag, den SV. Mai. IbvAU«»mn<Urtts«i I» »«rit. >»»«- AlkrUcL: i?dlr. — ÜA» 1 ,. 1b „ Itoo»tlick:— „ 1b „ L1»»«I»»K»»»««r»: 1 „ » tritt MrN«k z 1'Ur. 8t«iop«Ixedül»r, »u»»«rd»Id o«» Korää. 8»oä«» ?ott v»ä 8t«wp«iriu>ebl»UkiarA. >»srr»t«»r»tst: INlr ä«o N»oio «iixr <s«»p»It«o«a Lett«: 1 Nssr. v»t«r „Li»E»»»»ät" äi« L«il«: k Kssr. »rschrtnr«: HiE>lek, mit ä«r 8ooo- »oä k«i«rt»I*, Lb«oä» Nir cke» f»!^,»<l«» 1°»U. Nres-nerIomnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. INO. »»strMraaamwmt mwwän«: LsixiiU: t». Nx»xv»^»rT»», 6on>»ui»Io»Rr üe» vre»«In«r ^oaro»l«; »i»«»<i»,.: N Kxai.»», Vi7<?^x ^'our; N»wb«r^ I«rU»- Vi*»-I.«lp»lU->»««>I-rr»llttllrt ». » : ismin-rii» » Voor.«», LsrUu! O»oriv»'»ek» Uuokli., tt»^»»»r»»-» 1ioi>or.rir bto-i«; Lr«w,»: L. 8c»i.orr»; Lr«,I»»:Q. 8^-xr»-»', Xnnoncer^llrv»», Ni»» L ^r»ktart Niickk.; LSI»: Lo. Ltv»»»». k»r»»: 1-trrir», Lvl.i.1»» L6o., (S, kl»e» ck« I» 8our»«); kr»U: 1». L»»i.lc»'» U»el>k.t Nii«»: ^i.. Orritl-r». ^trausaeber: Nöoi^I. 8»p«äitioa 6si Vrsiönvr ^o»r»»I», vr«»6«o, bi»rx»r»tdeoxiu>»« Ko. I. Amtlicher Theil. Dresden, 2t. Mat. Se. Majestät der König haben dem Ktrchenvorstrhrr und Schlachtsteuer - Einnehmer Christian Friedrich Ehregott Trautzsch zu Großolbers- dorf die silberne Verdienst-Medaille zu verleihen geruht. Dresden, 21. Mai. Se. Majestät der König haben dem emeritirten Kirchschullehrrr Johann Samuel Wach tel in Liebethal die goldene Verdienst-Medaille zu ver leihen geruht. Dresden, 28. Mai. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst zu gestatten geruht, daß der Generalmajor z. DiSp. von Brandenstein den ihm verliehenen Königlich Preußischen rothen Adler-Orden 2. Elaste annehme und trage. Nichtamtlicher TheU. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnngsschan. (Journal osficiel. — Times. — Stan dard. — Morntng Post. — Neue Preußische Ztg. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) Tagrsgeschichte. (Berlin. Breslau. Weimar. Lübeck. München. Karlsruhe. Prag. Junabunzlau. Paris. Lissabon. London. Stockholm. St. Petersburg. War schau. New-Aork.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Excurfion deS sächsischen Jngenieurverein« nach Berlin. Statistik und Lolkswirthschaft. (Sitzung der DreSd- ner Handels- u. Gcwerbekammer.) Telegraphische Nachrichten. Triest, Freitag, 27. Mai. (Levantepost.) AuS Athen wird gemr det: Jüngst wurden bei Samia 8 Briganten hlvarrichtet. Der Präfect von Athen unternimmt eine Inspektionsreise durch ganz Attika. Lier Untersuchungsrichter wurden nach Marathon, Megara, Eleufis und Tkeben abgeschickt. Dir Reise des Königs nach Deutschland und Dänemark «n- terbleibt. Desth, Freitag, 27. Mai. (Eorr.-Bür.) Gegen über der Nachricht, daß Avdraffy nach Wien ge- gangen sei, um den Bestrebungen Eszterhazy's ein Gegengewicht zu bieten, wird versichert, der Grund der Reise sei einzig die neue Ministerrrnennung. Paris, Freitag, 27. Mai, AbendS. (W.T.B.) Im gesetzgebenden Körper brachte Bethmont eine Interpellation über die Auflösung deS plebiscita- rische» Camitss ei» (vgl. unter „Tagesgcschichte"). Bethmont und Duvernois kritistrten die Hal tung der Negierung gegenüber dem Bcrcinsrcchte. Der JusiiMinister Ollivier erklärte, die Regierung behalte sich die DiScussion des Art. 291 des Strafgesetzbuchs, dessen Abänderung der Interpellant verlangte, vor; er halte aber die Zeit noch nicht für gekommen, um poli tischen Vereinen uneingeschränkte Freiheit zu gewähren, und beantrage Uebergang zur Tagesordnung. DaS Haus ging über die Interpellation mit großer Majorität zur einfachen Tagesordnung über. Florenz, Freitag, 27. Mai. (W.T.B.) Die Deputirtenkammrr bat heute daS Ausgabebudget mit 216 gegen d3 Stimmen angenommen. Der Finanzminister legte hierauf das Budget für 1871 vor und erklärte dabei, wenn die Anträge der Regierung mit den Vorschlägen der Finanz- commisfion angenommen würden, so werde der Ueber- schuß gegen 1870 wehr al« 2'/d Millionen betragen. Nachdem der Finanzminister sodann noch in einem länger« Exposs die Finanzlage deS Lande« dar- gelegt hatte, wurde der Schluß der Generaldebatte mit 1L5 gegen 167 Stimmen vom Haus« äuge- uommen. Genua, Freitag, 27. Mai. (W.T.B.) Heute früh wurden mehrere Personen verhaftet, welche die Bildung bewaffneter Banden in den ligurischen Apenninen befördert haben sollen. Rom, Freitag, 27. Mai. (Tel. d. Pr.) Rustem Bey verlangt im Namen der Pforte von der päpst- lichen Regierung die Herausgabe de« EigenthumS und deS Besitze« der Antonianermönche- Madrid, Freitag, 27. Mai. (Eorr.-Bür.) Eine Versammlung von Deputirten bei Prim sprach sich gegen die Ernennung Serrano'« zum Könige aus. Lissabon, Freitag, 27. Mai. (Eorr.-Bür.) Der Bruder de« Herzog« v. Saldanha wurde zum por tugiesischen Gesandten in Pari« ernannnt. London, Sonnabend, 28. Mai. (W.T.B.) Die heutigen Morgenblätter veröffentlichen den Pro- spect der durch Glyn Mills aufgelegten rumäni schen StaatSeisenbahnanleihe im Betrage von 666,666 Pfd. St. Der EmissionSprcis ist 72 inclvsive Coupons. Die Subskription findet am 36. Mai statt. London, Freitag, 27.Mai. (TU. d.K.Z.) DaS Colonialamt hat Depeschen aus Toronto vom gestrigen Tage erhalten, denen zufolge die Fenier in der Fronte gänzlich versprengt sind. Die cana- dischen Truppen hielten sich ausgezeichnet. Die feni- schen Vorräthe wurden der Plünderung Preis ge geben. Nach weiteren Depeschen flohen die Fenier demoralisirt, indem sie die Waffen wegwarfen. Sie verloren drei Tadle und zehn Verwundete. New-Dork, Freitag, 27. Mai, Vormittag«. (W.T.B., Kabelielegramm.) Nach Berichten, welche über die gegen die Südgrenze Canadas Vorgehen- den Fenierbanden vorliegen, hat sich die Bande, die unter dem Oberbefehl O'Neil s stand, nach Ma lone zurückgezogen, welches als-Operationsbasis gilt. Die Bande Fleason's, welche nahe am Front- River steht, wird auf 1606 Mann geschätzt. Ein amerikanischer Zollkutter ist bei Ogdensburg sta- tionirt worden. Dresden, 28. Mat. Das amtliche Organ der französischen Regierung constatirt mit Befriedigung den günstigen Eindruck, den die Rede des Kaisers Napoleon bet Gelegenheit der feierlichen Proclamation des Plebiscits überall her- vorgerufen und von dem die einheimische wie die aus wärtige Presse wiederhallt. Es heißt in der Wochen schau des „Journal officicl": „Dieses Programm, welches durch Versöhnung der Ordnung mit der Frei heit den sittlichen und materiellen Interessen die wei teste und herrlichste Entwickelung gewährleistet, ist all seitig als die Bürgschaft einer zugleich kräftigen und gemäßigten Politik begrüßt worden, einer wahrhaft fruchtbaren Politik, welche jeden Erfolg Frankreichs für den Fortschritt der allgemeinen Civilisation gewinnbrin gend macht." — Da daS officiclle Blatt auf die freund liche Haltung der englischen Presse besonder»Nach druck legt, so tragen wir hier noch in Kürze einige Stimmen derselben nach. Die „Times" lobt dasTa» lent deS Kaisers der Franzosen, der „wohl wisse, was er sagen wolle" und es „in der günstigsten Weise vor zubringen" verstehe. „Ende gut, Alles gut" bemerkt das Ettyblatt, nachdem es seine principicUen Bedenken gegen das Plcbiscit wiederum dargelcgt, „der Kaiser hat seine gegenwärtige Stellung entschieden befestigt, wenn auch unserer Meinung nach einigermaßen auf Kosten der Zukunft... Glücklicherweise für Vater und Sohn lebt und regiert noch Napoleon III. und beab sichtigt, weise, fest und vorsichtig die Zügel zu sühren. Es ist ein Fürst nach dem Herzen Carlyle's, „„ein tüchtiger Mann."" Er besitzt unbestreitbares Talent zum Regieren und übt dasselbe zur Förderung Dessen, was ihm das allgemeine Wohl zu erheischen scheint. Das ist übrigens Alles mit Ausrcchthaltung des streng sten persönlichen Regiments vereinbar. Die Franzosen," so schließt der Artikel des weitverbreiteten Londoner Blattes, „haben von der Revolution nichts zu hosten. Ihre Aufgabe besteht in der Förderung ihrer Freihei ten, und diese Freiheiten können, wir sind davon über zeugt, unter jedem denkbaren Regierungssystem errun- FeuiUeton. A. Hoftheater. Freitag, den 27. Mai wurde Shakespcare's Lustspiel „Viel Lärm um Nichts" gegeben, übersetzt vom Grafen W. v. Baudijstn und für die Bühne eingerichtet von Karl v. Holtey. Die hei tere Dichtung kann in ihrer Handlung, Jntrtgue und ganzen Konstruktion allerdings der keltischen Betrachtung keineswegs Stand halten; sie basirt ihr Interesse lediglich auf die frappante, originelle Zeichnung zweier Gestal ten, Benedict und Beatrice, sodaß sogar fast alle an dern Personen zur Staffage werden. Alle Wirkungen und Anregungen darin sind lediglich auf das Reden berechnet und zwar im Sinne de- Titels. Der Ge schmacksrichtung der Shakrsprare'schen Zeit gemäß ha- ben wir ein übermüthtg caprictöse-, brillantes Wort gefecht vor unS. Man attaquirt sich allein um der Lust an der Attaque willen, und der Dialog hält sich immer auf der Mensur. Da aber die- willkürliche Herbetzie- hen und Abhetzen der fernliegrndsten Witze und Wort spiele mit Shakespcare'scher Genialität durchgrsührt ist und ein stetes Zurückweisen auf einen innern, warmen und edlen Kern in den beiden Gestalten Benedict und Beatrice, zugleich daS Paradoxe einer gesunden, voll blütigen Blastrthrtt hinstellt, so lasten wir uns gern des großen Briten launische, in Arabesken sich erge hende Abschweifung von der natürlichen Kunstform deS Lustspiels gefallen und erfreuen un- an der Fülle von Geist und naturwüchsiger Komik aller Art, vom ergötz lichsten Humor bi« zum derb Possenhaften. Die beiden genannten Partien wurden vorzüglich und mit raschem Zusammenspiel auSgeführt. Ganz besonders zeichnete sich Frävlein Ulrich durch fein nüancirteS und frappante« Potnttren au«, und die schalkhafte Laun«, der sprudelnde Witz der Neckerei, daS kecke Herausfordern zum Kampfe, mit graziösem edlcm Wesen vereint, gelangen ihr vortrefflich. D e Künstlerin vergaß nicht, daß der beißendste Witz in dieser Partie fast jederzeit mit einer gewissen Souvc- ränetät weiblicher Gewandtheit und Unantastbarkeit, und mit dem liebenswürdigen, weder heftig gereiztem, noch zu ernstem Ton epigrammatischer Anmuth vor getragen werden muß. Erst mit der wirklichen Liebe tritt Verletzbarkeit des Herzens und reizbare Stimmung rin. Bei Herrn Dettmer (Benedict) waren rin gemüthvoller, warmer Grundton des Humors, ein treffend schattirtes Fallenlassen gewisser Stellen und Uebergänge, und die sehr glücklich nüancirte Motivi- rung des Wechsels vom Ehestandsverächter zum Lieb haber Hauptvorzüge der lobenswerthen Charakteristik. Den Gerichtsmann Ambrosius, der viel Freiheit der Gestaltung und ziemlich starken Farbenauftrag zuläßt, gab als Gast Herr Fr. Dessoir. Seine Jndtvidualt- sirung des altersschwachen Wächters des Gesetzes ergab eine originell gezeichnete Figur, so natürlich als höchst komisch, mit Consequenz und ohne Caricatur durch- geführt. Doch lag in seiner Ausfassung eine Gefahr für da- Beharren der Wirkung, die sich auch geltend machte; denn das starke Lrainiren dcr Rede, mit zu häufigen Wtderholungen der Wortverdrehungrn ver bunden, wird endlich monoton und läßt eine drastische Steigerung vermissen, für welche das Organ Herrn Dessoir« nicht zuretcht. Dir übrige Darstellung war befriedigend, ohne sich durch Belebung, Sicherheit und rasches Ensemble au-zuzetchnen. C. Banck. AuS dem zoologischen Garten. j- Der zoologische Garten ist in den letzten Tagen durch ein paar beachtrnSwerthe Thtere bereichert wor» gen werden, immer vorausgesetzt, daß der Kampf auf dem Boden des Gesetzes ausgefochten werde, und daß der Ausdruck des freien Wor.cs nie ausarte in die Zügellosigkeit der Partctlcidcnschaft; vorausgesetzt end lich, daß die Opposition jeden Verdacht der Theilhaber- schaft an der Revolution vermeide. Graf Daru mit den Constitutionellen gewann vor einigen Monaten das ganze Spiel gegen den Imperialismus, Rochefort und die „Marseillaise" haben es dem Imperialismus mög lich gemacht, die Scharte auszuwetzen." — Der „Stan dard" führt aus, daß die kaiserlichen Worte natürlich die Unversöhnlichen ebensowenig wie die Anhänger der vertriebenen KönigSfamilten befriedigen werden; deren Zahl und Bedeutung sei aber nicht groß, und Frank reich im Allgemeinen sei zufrieden, mit der Napoleon- schen Dynastie Ordnung und Freiheit zu erhalten. „Durch den Entschluß des Kaisers, in der betretenen liberalen Bahn fortzuschreiten, durch die Mäßigung, welche derselbe nach seinem Siege übt, durch daS poli tische Programm, das er entwirft, und die Berufung an alle Parteien werden die Franzosen crmuthigt, zn glauben, daß sic besitzen, was sie so beiß ersehnten und woran sie ost verzweifelten, und dcr kaiserlichen Regie rung ihre aufrichtige Unterstützung zu leihen." — Die „Morning Post" preist den Herrscher, dcr „durch eine so bedeutende Entwickelung der rein materiellen Hilfsquellen seines Landes ein großes Anrecht auf Ver trauen" erworben habe, wenn er ein Regicrungspro- gramm verkünde, welches „die Ergänzung der Vergan genheit und die Fortsetzung der Gegenwart" sein solle. Der Kaiser hat für Frankreich ein großes Eisenbahn netz vervollständigt, dessen Städte glänzend und gesund gemacht, dessen Handelsbeziehungen in so großem und gcwinnreichem Maßstab: erweitert, daß Paris jetzt die zweite Kapitale dcr europäischen Finanzwclt ist, und durch Bewerkstelligung dieser großen Fortschritte die Lage der arbeitenden Klassen wesentlich verbessert. Um dieser Gründe willen spectell setzen wir heute Vertrauen in die Erklärung des Kaisers und in die Zukunft Frankreichs." Zur richtigen Bcurtheilung des Pronunc Lamen tos des Herzogs v. Saldanha (über welches wir unter „Tagesgcschichte" ausführlich berichten) wird der „Neuen Preußischen Zeitung" aus Lissabon geschrieben: „Man wird im Auslande schwerlich be greifen, was eS bedeutet, wenn der Telegraph die Kunde bringt, daß der alte (82jährige) Marschall Herzog v. Saldanha den Herzog v. Loule gestürzt und sich der Regierung bemächtigt habe. Einer wird sagen, Sal danha, habe im Auftrage der Fortschrittspartei gchan- delt^in Anderer wird den Anfang eines Feldzuges für die iberische Idee (Vereinigung Spaniens mit Por tugal) in diesem Pronunciamento sehen; ein Dritter wird meinen, Saldanha habe das Ganze nur gemacht, um Geld sür seine zu höchst gestiegenen Finanznöthe zu erlangen, und ein Vierter, dcr den Gewaltstretch für pure Nothwchr erklärt, wird gerade so viel Recht haben, wie die drei Andern. Dcr unruhige alte Marschall hat wohl nach allen Seiten getastet, nach allen Seiten Ver sprechungen gemacht; seine Gcldnoih war unbestreitbar. Herzog v. Louls kannte seine Pläne und wollte ihn dcpvrtiren lassen; da blieb denn eben nichts Anderes übrig, als ein — Pronunciamento. Es ist Thorhcit, zu behaupten, daß der König Dom Luis im Voraus mit dem Marschall einverstanden gewesen sei. Dcr König ist eiu rccht guter und auch kluger Herr; aber die Hände sind ihm überall gebunden; cs ist für ihn ganz gleichgiltig, ob sein Ministerpräsident Louls oder Saldanha heißt. Wahrscheinlich hielt dcr König die Frage, ob Loul« oder Saldanha? — nicht eines Bluts tropfens werth; Louls behauptete, er sei Herr der Situation, er könne den Aufstand durch seine über legene Macht sofort Niederschlagen u. s. w., aber der König scheint diesen Versicherungen nicht getraut zu haben, und so ging der Herzog zornig von ihm, ohne seine Entlassung nachzusuchcn. Und wenn man nun fragt, was wird daraus? so lautet die Antwort ohne Zögern: gar nichts! denn es ist wirklich ganz gleich- giltig, wer hier Minister ist." Ueber die neueste Bewegung der Fenier in Nordamerika spricht sich die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" in ihrer heutigen Nummer fol gendermaßen aus: „Wie im Circus die Pausen zwischen den ernsteren Productioneu dcr Hauptacteure durch die scherzhaft.» Spiele der Clowns ausgcfüllt werden, so scheinen gewisse revolutionäre Elemente in den verschie denen Ländern den gegenwärtigen Moment, in welchem keine wichtigeren Vorfälle auf dem Gebiete der aus wärtigen Politik stattfinden, für geeignet anzuschcn, mit ihren Leistungen auf der Scene zn erscheinen. Vlach- dem auf diese Weise die revolutionären Banden in Italien in den vorigen Wochen, übrigens mit wenig Glück und Beifall, debuttrt hatten, kommen jetzt die Fenier in Nordamerika an die Reihe. Es zeigte sich unter denselben schon seit einiger Zeit große Regsam keit, und sie waren längs dcr ganzen canadischen Grenze auf den Beinen, Banden von fünfzig bis drei hundert Mann begaben sich auf den verschiedenen Bahn strecken nach dem Norden, bewaffnete Compagnien rückten aus Chicago und Milwaukee aus rc.; in St. Albany, dicht an der canadischen Grenze, hatten sich nach und nach gegen 2000 Mann gesammelt. Endlich nach allen diesen Vorbereitungen hielt man den Moment zur Ac tion für gekommen. Der „General" O'Neil überschritt vorgestern mit seinen Schaarcn die canadische Grenze, um auf diesem Punkte dem gehaßten Britenthum einen empfindlichen Streich zu versetzen. Aber dieser großen Absicht des fenischcn Don Quichote entsprach dcr Er folg nicht. Die canadischen Truppen, Infanterie und Artillerie, welche den Eindringlingen an die Grenze cntgegengcschickt waren, haben dieselben ohne Mühe zurückgetriebcn. Wie energisch dcr Widerstand dcr hero ischen fenischcn Schaar war, beweist die Thatsache, daß dieselben cs sich bei dem Zusammenstöße im Ganzen überhaupt nur 2 Todte und 2 Verwundete haben kosten lassen. Die Uebrigen hielten es sür geeigneter, ihr Leben der fenischcn Sache zu erhallen und ergriffen schleunigst die hierzu nölhigen Maßregeln der Flucht. Dem „General" O'Neil begegnete dabei das Unglück, von den amerikanischen Behörden.festgehalten und wegen Verletzung dcr Neutralität internirt zu werden. Da mit dürfte den fenischcn Aggrcssionspläncn wieder ein mal für einige Zeit der Garaus gemacht sein. Ameri kanische Truppen sino an die Grenze gerückt, um weitere Ueberschreitungcn derselben zu verhüten. Der Präsident dcr Union hat im Uebrigen vor Unterstützung des fenischcn Unternehmens durch eine Proclamation gewarnt (s. di'sclbe unter „Tagesgcschichte^) und fast noch kränkender füv die Fenier ist der Umstand, daß nicht einmal die Aufständischen am Red-River etwas vou ihnen haben wissen wollen; der Führer derselben, Niel, hat jede ^Solidarität mit d n Feniern abgelehnt und einen Oberst Rankin, dcr sich mit den Feniern verständigt und Riel zwei- dis dreihundert der fenischen Schaaren zur Unterstützung angeboten halte, aus Winnepcg vertreiben lassen. Erliegend unt r der Last dieses allgemeinen Mißcredits und Mißgeschicks hat denn dcr Präsident deS Fenicrraths (wie gestern be reits telegraphisch gemeldet) es auch sür das Geeig netste gehalten, das Unternehmen des Generals O'Neil überhaupt zu desavouircn und sür verfrüht zu er klären." Tagesgcschichte. * Berlin, 27. Mai. Der aus Wien hier an wesende königliche GZandte General » i» «uits v. Schweinitz, welcher sich unoerweilt auf scinen Posten zurückbegicbt, wurde heute von Sr. Majestät dem König empfangen. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathcs für das Landhccr und die Festungen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für das Seewesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das See- den. So zunächst durch einen Vogel, dessen wald- frohen Ruf wir als willkommenes Frühlingssignal von unsern Kindertagen an jährlich vernommen, ohne ibn doch je gesehen zu haben, durch einen Kukuk nämlich. Jäger, Holzhauer, Schäfer höchstens kennen den Vo^cl näher, der schlecht zu Fuß, aber ein desto ausgezeich neter Flieger ist und deshalb selten auf die Erde hcrab- kommt. Meist läßt er von den Wipfeln der Bäume herab seinen neckischen Ruf erschallen. In diesem Rufe ist er unermüdlich und schreit dabei so, daß er nicht selten heiser wird, was man sonst bei keinem an dern Vogel beobachtet hat. Ueberaus scheu und flüch tig, traut er keinem Menschen und ebensowenig einem Thiere, wenigstens lebt er mit keinem in Freundschaft. In seiner Ungeselligkcit zieht er auch allein und dul det, nachdem er sich einen Standort gesucht, keinen andern Kukuk in seinem Revier. Nur an solchen Or ten, welche von Raupenfraß heimgesucht waren und ihm Nahrung in Fülle boten, hat man größere Gesell schaften bemerkt. Das Mysteriöse des Vogels regte die VolkSphantaste zu allerhand Märchen an, und selbst der Wissenschaft war das Thier lange rin Räthsel. Sperberähnlichkeit erhielt seit der Zeit dcs Aristoteles den Glauben, daß der Kukuk zur Mauserzeit sich in einen Sperber verwandle. Einige slawische Völker da gegen erzählen, dcr Kukuk sei ehedem ein betrügerischer Müller gewesen, und es verrathe ihn noch immer das mit Mehl gesprenkelte Gefieder. Noch heute gilt der Vogel Verliebten und Kindern als untrügliches Orakel. „Kukuk van Häwen, wie lang schall ick lewen?" An dererseits wird dcr Schrei auch in einigen Sagen als Wehklage aufgcfaßt oder der Vogel wohl gar als eine Jncarnation de» Bösen angesehen. Wie den Griechen das kix xop«»ax, so gilt uns „zum Kukuk" als Ausdruck dcr Verwünschung. Die schlimme Bedeutung, welche man dem Worte Kukuk untergelegt hat, ist in dem synonymen „Gauch" eine stehende geworden. Letz teres Wort gilt nur noch als Schimpf. Zu der Übeln Meinung über den Kukuk scheint der Umstand viel bei- getragen zu hab.n, daß er dcr einzige deutsche Vogel ist, w lcher seine Eier m fremde Nester legt und Pflege und Wartung seiner Spiößliuge andern Vögcln anver traut. Es bleibt eine höchst mcrlwürdige Erscheinung, Laß dieselben Vögel, die bei einer sonstigen Störung oder wohl gar nur Berührung ihres Nestes sofort auf hören zu brüten, das Kukutsei nicht aus dem Neste werfen, wie sie es mit andern untergeschobenen Eiern thun, sondern ruhig im Brüten fortfahren. Auch spä ter ist das Benehmen der Pflegeältcrn wahrhaft groß und edel, indem sie dem Fremdling ganz dieselbe Ltcbe spenden, wie dcr eignen Brut und ihn mit Mühe und Aufopferung groß ziehen. Er frißt nicht nur mehr, er wächst auch schneller als die rechten Kinder des Nestes, die er, wenn er sich aussireckt und bewegt, weist aus dem Neste wirft. Und dennoch müssen wir den Kukuk als rin nützliches Thier amchen; er ist vorzugs weise der Vertilger derjenigen Raupen, mit welchen die andern Vögel nicht fertig werdcn können, dcr be haarten, und fast ist zu glauben, daß er eben deswegen mit dem Nistbauen und Brüten sich nicht befassen kann. Das Erstaunliche, was er in dieser Beziehung leistet, möge eine Beobachtung E- v. Homeyer's belegen: Im Juli dcs Jahres 1848 zeigten sich einem etwa 30 Mogve- burger Morgen großen Kieferngehölze mehrere Kukuke; einige Tage darauf mochten gegen 100 durch da- Ge hölz vertheilt sein. Der Grund dieser ungewöhnlichen Anhäufung fand sich alsbald in der kleinen Kieferraup«, die sich in großer Anzahl in dem Wäldchen cingefunden hatte. Die Kukuke sanden Ueberfluß an Nahrung, sie unterbrachen ihren Zug, der eben begonnen hatte, um
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