MW Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt Les Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtraihes zu Pischosswer- 11866 Sonnabend, den 8 Deeember Sinundzwanzigster Jahrgang. Diese Jeltschrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabends, und kostet vierteriShrlich l2j Ngr. Inserate werden nur bi« Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. Die gegenwärtigen Verhandlungen unserer Kam mern lenken unsere Blicke jetzt wieder speciell nach Dresden. So reichhaltig und weittragend der Haupt stoss ist, welcher einer Berathung unterzogen wird und worden ist, so wenig kann doch das Resultat derselben Spannung erzeugen. Das Hauptsächlichste, das Reichswahlgesetz, ist von beiden Kammern an genommen worden. Wäre dies nicht der Fall ge wesen, so hätte dies durchaus keine besondere Be deutung, da jedenfalls auch ohne Zustimmung der sächsischen Kammern Setten Preußens mit Zusammen berufung deS Parlaments vorgegangen sein würde. Jedenfalls bat dies jedes Mitglied der beiden Kam mern im Stillen gefühlt und den Vorschlag zum Reichswahlgesetz angenommen. Es war sicher vor- auSzusehen, daß Einige, welche vor dem Kriege durchaus vollen Anschluß an Preußen wollten, sich* Rennomage einiger preußischer Zeitungen, welche nunmehr öffentlich daran weiden würden, daß ihre Idee die beste gewesen sei. Wir können nicht um hin, zu bemerken, daß diese Seifenblasen-Triumphe sehr wohlfeiler Natur find, denn Keiner jener über klugen Propheten hat gewußt, wie die Sachen kommen würden. Damals mußte nach allen Regeln der Ueberlegung und Erfahrung gegangen werden. Hinterher nun mit einem schadenfrohen: „ätsch!" zu kommen, gehört zur Politik der Feigen. ES handelte sich nicht darum, aus welcher Seite am meisten profitirt und Geschäfte gemacht würden, sondern darum, daß daS damals als Recht Gel tende vertheidigt.würde. Wer um materieller Vor theile willen aber sein gutes Recht aufgeben kann, gleicht einer jüdischen Schachcrseele, welche sich um ein paar Thaler ProfitchenS willen recht gern ohrfeigen läßt. — Alle ähnlich handelnden Stimmen blieben zum Glück sehr vereinzelt in den Kammern und wurde ihnen, wie z. B. dem Bürgermeister Koch aus Leipzig, der sein« alten Reben wieder hervorholte, gehörig erwidert. — Wie man hört, ist Preußen nicht für Gewährung von Diäten an die in das ReichSparlament Gewählten; hoffentlich besinnt es sich aber, daß diese Entziehung der UnterhaltSmittel von großem Nachtheil für die VolkS-Jntereffen sein muß. Werden keine Diäten gewährt, so folgt daraus, daß nur Reiche tn'S Parlament kommen können; daß aber die größte Klugheit und Weisheit nicht allein auf Seiten der Reichen ist, wird Jeder zugestehen, eS kann als» Vorkommen, daß mancher Helle und ehrlich deutsch gesinnte Kopf zurücktrelen muß, da ihm die Mittel fehlen. — DaS preußische Abgeordnetenhaus be schäftigt sich ernstlich mit der Aufbesserung der Lehrergehalte. ES mag dort sehr nothwendig sein, denn wenn ein preußischer Abgeordneter, ohne Widerspruch zu erfahren, selbst von wachsender Arbeit und Roth der Lehrer, vom Verfall (II) der Volksschule, Mangel an tüchtigen und fähigen Leh rern re. spricht, so muß eS doch wahr sein. DaS ist freilich ein fauler Punkt. Von jedem boch- cultivirten Staate verlangt man doch allemal als erste Grundbedingung: gute Volksschulen. Die daS vortreffliche Heerwesen bis zum Ueberdruß immer und immer wieder bervorheben und sogar so unklug sind, zu erzählen, daß die Leute beim Militär tüchtig schreiben und rechnen lernten, wird geradezu als Blamage entpuppt; in Sachsen können eS die jungen Leute schon, ehe sie zum Militärdienst gelangen. Gegenwärtig wird viel gelandiagt, auch in Oester reich, nur mit dem Unterschied, daß, wo wir einer, wenn gleich partiellen, doch immer kräftigen Einigung entgcgengehen, dort die Elemente fein auseinander gehalten werden. Die Oesterreich« verlangen einen baldigen Anschluß an Deutschland und Einberufung deS ReichSralhS. Der RegierungS-Vertreter dagegen sagt, daß daS Letztere jetzt unmöglich sei, da alSdann die Verhandlungen mit Ungarn abgebrochen werden müßten. Geduld, Geduld, wenn'S Herz auch bricht l — Man liest wiederholt, daß die österreichische Re gierung Truppen nach Galizien schicke, da man an nimmt, die russische Regierung sei feindselig gesinnt. Das „Wiener Journal* widerstreitet die» jedoch ent, entschieden. Auf welche Weise im österreichischen Katserstaate einmal eine Einigung der Interessen statthaben wird, ist und bleibt für einige Zeit ei» Räthsel. Richt minder aber auch, was noch au«