Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050426022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905042602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905042602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-26
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis i» »er Hauptexpeditton oder der«, «n«gavs- stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« 3.7Ü. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljührlich ^l 4.K0, sür die übrigen Länder laut ZritunqtpreiSltste. Liese Nummer tostet S/iML aus allen Bahnhöfen und III ^1(1 bei de» ZeUungS-Berkäuser» -I-" s- Nedaktion vntz ExtieDition: 1b3 Fernsprecher 222 Johanni-gafl« L Haupt-Atliale Dre-de«: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CorlDnncker, Herzg t-Bayr^ofbuchhaudlg, Lüyowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4L0S! Abend» Ausgabe. rWMrIaMaü Haudelszeitung. ÄmtsSkatt -es Hönigl. Land- ««- -es Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2ü Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, BeschSsKanzeigen unter Text oder an besonderer Stell» nach Daris. Die 4 gespaltene ReNamezeile 7ü Smrahmcschlutz für Auzelgen. Abend-Au-gabe: vormittag- lO Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen find stet« an di« Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit d« Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Tie Expebttion ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abeud« 7 Uhr. Druck «ud Verlag von E. Pol« in Leipzig (Inh. vr. R. L W. »linkhardtl. Herausgeber: vr. Victor Kliukhardt. Nr. 21«. Mittwoch den 26. April 1905. SS. Jahrgang. Var ivicbtigrte vom lagr. * In BreSlau beginnen beute die Verhandlungen des Kirchlich-sozialen Kongresse«. * Der englische Kreuzer „Leviathan" ist mit vier Torpedobootszerstörern von Malta vor Kreta eingetroffen. (S. Ausland.) * Am russischen Ostermontag wird eine Amnestie für politische Vergeben und die Veröffentlichung eine« Re- formprojektS erwartet. Es heisst, die tlavophile Gruppe habe darin ihren Ideen Geltung verschafft. * DaS dritte baltische Geschwader ist für heute in Pin ang erwartet worden. (S. ruff.-jap. Krieg.) Lum vlttckner velegierlentag. Der letzte allgameine Delogiertentag -er national- liberalen Partei hatte im Jahre 1903 vor den Reichs- tagswahlen stattgefunden. Diese Netzen 'die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten im Rckchs- taa aus über ein Fünftel der Gesamtester an schwellen. Und neben der Sozialdemokratie der feste Turm des Zentrums mit weit über ein Viertel der Reichstags-Mit- gliederzahl! Ein organischer Zusammenhalt und das zielbewußte Vorgehen der bürgerlichen Parteien gagen die destruktiven Elemente der Sozialdemokratie fehlt auch diesem Reichstag. Die durch eine solche Zer- splitterung sich ergebende politische Situation beleuchten die vom Zentralbureau der nationallibervlen Partei berausgegebenen „Mitteilungen für die Vertrauens männer der natnonalliberalen Partei" in einer Vorbe sprechung -er Aufgaben des Dresdner allgemeinen Dele- giertentages durch folgende zutreffende Auslassungen: „So ist die alte Zerfahrenheit des Parteiwesens ge blieben und nur das Uebergewiclst des Klarikallsmus dabei gewachsen. Statt, daff sich die natürlichen Lebens- fräste 'des Verfassungsstaates imriiar klarer zu ihren natürlichen Grundsätzen, zu einfachen, groken und im ge gebenen Augenblick selbständig aktionsfähigen Parteien lx?rausarbeiten könnten, senken sich immer dichtere Schleier über das ganze Verfassungsleben. Zentrum ist Trumpf. Mit der Sozialdemokratie ickxifft es zunächst Situationen, die seine Unentbehrlichkeit stark in Erschei- nung treten lassen. Dann schreitet es den Kreis ab, innerhalb dessen den Interessen des Reiches vorstattet sein soll, sich, trotz der Sozialdemokratie, zu entfalten. Der Regierung bleibt es anheimgestellt, dabei sich zu beruhigen oder — es auf Kraftproben ankommen zu lassen, wozu aber die Regierung se länger, desto weniger den Entschluff findet. Nrm dürfte der Zeitpunkt herankommen, -aff mit solcher Unentschlossenheit und Zaghaftigkeit überhaupt nichts mehr erreicht werden kann, während wichtigste Bedürfnisse des Reiches förmlich nach Befriedigung schreien. Und dazu Stellung zu nehmen, kommt der Parteitag gerade recht: wir verweisen nur auf den be klagenswerten Zustand der Reichsfinanzen und Ae dar aus resultierende Finanznot der Einzelstaaten, auf die Notwendigkeit eines neuen Flottenballplanes, auf die groffe Aufgabe der Zusammenlegung der Arbeiter-Der- sicherungs-Einrichtungen. auf die Umgestaltung der Meistbegünstigung im Handelsverkehr in ein wirkliches Gegenseitigkeitsverhältnis, auf die lang vorbereitete Reform des Strafvollzugs, der Strafkammern und des Zivilprozesses, auf die Erweiterung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, auf den Gssellenprüfungs- zwang für das Handwerk, auf die gesetzliche Regelung der Heimarbeit und sonstige spruchreif werdende Fragen mehr, andererseits auf den Toleranzantrag und die üb rigen Wünsche des Zentrums . . . Die Wünsche in Bezug auf die Fortführung der sozial-, gewerbe- und wirtscliaftspolitvschen Reformen, die auf den Parteitagen in Eisenach und Berlin pro- grammatisch niedergelegt winden, sind im Reichstag zum Gegenstand von Anträgen und Interpellationen gemacht worden. Auch darüber wird in Dresden Reckzenschaft abzulegen sein. Die innerpolitische Situation aber ist soweit geklärt, daß es nicht zu früh, auch keinesfalls zu spät ist. über sie ein freimütiges Wort der Kritik zu sprechen, nachdrück lich die Vorwärtsbewegung zu fordern, wo die neue Zeit neue Aufgaben stellt, uüd rückhaltlos Einspruch zu er heben, wo der innere Kurs das Verfassungsleben dem Verfall überlässt, statt es zu stärken und auf klare Wege zu leiten." Dann schreiben die „Mitteilungen" weiter: „Die Partei selbst mag den Anschluff wahrnehmen, ihre eigene Verfassung, ihre Schaffens- un- ihre Wider standskraft zu prüfen, und, wo es nötig ist. ihrem Zu- sammenhalt neue Stützpunkte zu verleihen. Es mag dieser Prüfung mit aller Ruhe entgegen gesehen werden. Wohl sind von den Führern aus der groffen Zeit fast alle dahingegangen. Neue Männer sind an -ie Stelle getreten. Wie vor der Front, so ist in Reibe -und Glied gar mancher Wechsel der Personen erlebt worden. Aber wenn auch -ie zweite Generation ihre Bedeutung erst noch erproben soll: den Ruhm muff ihr -er Feind lassen, daff sie an redlicher Vaterlandsliebe, an Arbeitsfreudig, keit und gutem Willen hinter -en Vätern nicht zurück steht, und daff sie auf ihrem Posten zu finden ist. wo immer -em Ansehen und der Macht >des Reiches, -er Wohlfahrt und 'dem Mitbestimmungsrecht des Volkes ein Dienst geleistet werden soll. Darauf wird auch -er Parteitag in Dresden 'das .Hauptgewicht legen wollen, wie immer in: einzelnen Beschwarden erhoben werden." Die Nationalliberalen im gesamten Reiche wer den die von dieser Stelle aus gegebenen Anregungen sicherlich mit aufrichtiger Genugtuung begrüffen un- es ihrerseits — trotz inancher zur Sprache zu bringenden Wünsche und Beschwerden — an dem Streben nicht fehlen lassen, -er Partei und ihren einzelnen Organi- sationen jenen festen Zusammenhalt zu geben, -er sie allein befähigen kann, in den Kämpfen gegen zwei poli tische Hauptfronten auch in Zukunft mit Einen zu be stehen. Vie Marobkostsgr. Ku» Reihenfolge -er -iplematlfchen Aneeinandekfetznntzen gibt der marokkanische Korrespondent der „Köln. Ztg." einige neue Beiträge, die, im Verlauf einer Polemik gegen den Ministerpräsidenten Rouvier, Tatsachen von Belang aus dem diplomatischen Korps in Tanger vermelden. Danach hat eS, da keine Anzeichen dafür eintraten, daß Frankreich Deutschland zu konsultieren gedenke, an Warnungen an di« französische Adresse nickt gefehlt. Insbesondere wurde anfangs November dem französischen Gesandten zwar privatim aber eindringlich zu verstehen gegeben, daß eine Fortsetzung der Ignorierung Deutschland« für die französische Politik sehr uner wünschte Folgen haben könnte. Die Tatsache dieser War nung wurde auf den andern Legationen, insbesondere auf der englischen besprochen. Ein weiiere« deutliches Zeichen für die Orientierung der deutschen Politik war die Weigerung der ReichSreaierung, ihren Konsul aus Fez dem französischen Ansinnen entsprechend ab zuberufen, als wegen der Frage der Militärmissionen von Frankreich ein Druck auf Marokko au-geübt werden sollte. DerBesuch deS Schul schiffes „Stein " und die Antwort der ReichSrrgierung auf die Petition der Deutschen Tangers, worin hervor gehoben worden war, daß Deutschland seine Interessen m Marokko selbst schütze, waren ebenfalls Anzeichen für diese Orientierung. „Ich weiß bestimmt," schreibt der Korrespon dent, „daß vaS Oomits äu tluroe seit Monaten hierüber völlig unterrichtet gewesen ist, und es ist kaum anzunehmen, daß man am Quai d'Orsay von alle dem nichts gewußt haben sollte." London und Pari». Der frühere deutsche Botschafter Herr v. Brandts sagt iu einem Artikel, den die „N. Fr. Pr." veröffentlicht: «selbst wenn man bereit ist, jede böse Absicht Englands bei dem Abschluß des Abkommens mit Frankreich auS- zuschalteu, eine Bereitwilligkeit, welche die Haltung der deutschfeindlichen englischen und der anglophilen französischen Presse nicht gerade erleichtert, wird man nicht verkennen können und dürfe», daß England in weitere Verhandlungen über Marokko nicht als unvoreingenommene Partei eintreten kann. Es ist zum mindesten bedauerlich, daß man sich in Loudon so über die Bedeutung Deutschlands im Konzert der Mächte getäuscht bat, wie das der Fall gewesen zu sein scheint; denn daß man dort beabsichtigt baden sollte, die marokkanische Frage als einen Zankapfel zwischen Frankreich und Deutjchiand zu werten, sie mit einem Wort zwischen den beiden Mächten auSzuspielen, wie dies mit der Mantsckurei zwischen Japan und Rußland geschehen ist, und als terftns grmäius zuzuieben, wie der frühere Konkurrent und der jetzige sich ^ersleitchen, würde doch einerseits die Bedeutung König Evuards VII. als Friedensfürst und andererseits die politische Be fähigung der französischen Regierung zu gering einschätzen beißen. In Paris hat man seit Jahrzehnten mehr als einmal Gelegenheit gehabt, sich zu überzeugen, daß man in Berlin an nicht« weniger denkt und wünscht, als aus französischen Verlegenheiten Vorteil zu ziehen. Ich will, um bei Kolooialfragen stehen zu bleiben, nur an die Schwierig keiten mit China wegen AnnamS wie an Tunis er innern — man wird dort auch diesmal auf keine Fordernngen stoßen, die nicht im Recht und der Billigkeit ihren Grund hätten. An der Ueberzeugung wird man sich in Paris hoffent lich nicht irre machen lassen. Der nttZirck-japrmirckr strirg. Die Mörder de» deutsche« «nd französischen Marine-Attach-» in j)ort Arthur. Aus Tschifu, vom 14. März, wird der „Frkf Ztg." ge schrieben: An Bord eines in voriger Woche in Tschifu em- gelaufenen Torpedobootes befand sich Oberleutnant zur See Ritter Hentschel v. Gilgenheimb, der Bruder des ehemaligen deutschen Marineattaches in Port Arthur, der zusammen mit dem französischen Attache v Cuverville während der Ueberfahrt von Port Arthur nach Tschifu auf geheimnisvolle Weise ums Leben gekommen ist. Der deutsche Offizier hatte sich mit Erlaubnis der java nischen Regierung nach Port Arthur begeben, um dortselbft Nachforschungen nach dem Verbleib des Vermißten oder viel mehr nach der Art und Weise seines Tode- anzustellen. In- zwischen sst der Fall in Tschtfu aufgeklärt worden, indem kürzlich bei der hiesigen Firma S. Zimmermann L Co. eine Komvradore-Order für den Betrag der Ueberfahrt und aus gestellt von den beiden umgekommenen Offizieren präsentiert wurde. Die Leute wurden natürlich sofort festgenommen, doch stellte sich bei der Untersuchung heraus, daß nicht sie die betreffenden Dschunkenleute gewesen sind, aber im Stande waren, dieselben ausfindig zu machen. In einem Dorfe in der Umgegend von Tschifu faßte man dann die richtigen Leut« und dies« gestanden auch nach längerem Leugnen vor dem Taotai em, zusammen mit der ganzen Besatzung der Dschunke die Passagier«, zwei Offiziere und eine Zivilperson, über Bord geworfen zu haben. Einige Zeit nachdem sie die Pigeon-Bai verlassen hatten, sei ein solcher Sturm aufge kommen, daß sie sich weigerten, weiterzufahren und umkehren wollten. Tie Offiziere hätten hiergegen ganz energisch pro testiert und es ser schließlich zu Tätigkeit gekommen, wobei die Passagiere von den fünf Chinesen überwältigt wurden. Das Gepäck teilten die Dfchunkenleut« unter sich. Wären di« zwei abgefaßten Leute nicht so unvorsichtig gewesen, jetzt noch das Geld für die Passagiere einzukassieren, so wäre der Hergano des Mordes wohl nie ans Tageslicht gekommen. Die Geschwader. Die „Daily Mail" meidet aus Bangboi vom 24. April, eine Anzahl russischer Kreuzer sei außerhalb der Kamera nhducht angeEom-men, zwei Kreuzer mit drei Schornsteinen längen noch innerhalb der Bucht. Die Russen hätten ihre Basis noch Hainan per- legt. — Aus Tsingtau meldet das „Bureau Reuter": Die russischen Offiziere hier erhielten die Nachricht, daH die russische Flotte die Kamranhbucht mit südlichem Kurs verlassen habe, um sich mit dem dritten Geschwader zu vereinigen. — Nach einer Reuterdepesche aus Pulo- Pinang erwartet man, daß das dritte baltische Geschwader heute Pinang passiere: die Behörden lassen nachts die Zugänge zur Insel bewachen. Lslitftcke Lagerrcka«. * Leipzig 26. April. „<?bsrv kati-te." Zur Zeit, als Herr Bilse sich zum ersten Mal« zu der After weisbeit bekannte: non ölet, hatte ich eine Unterredung mit einem früheren preußischen Offizier. ES war einer von denen, die alle« so verdammt ernst und schwer nehmen und desbaib so leickt scheitern . . . Der Mann mit den bei jungen Jabren ominösen Zeichen a. D. hinter seiner Charge hatte gerade nach ehrlicher Arbeit eine neue Enttäuschung im Berufsleben erlitten, trotz oder wegen hervorragender Begabung. „Wie niedrig hängen doch die Trauben", meinte er mit einem Fingerzeig auf die „Kleine Garnison". Und dann reckte er sich und sprach mit schöner Wärme daS Wort: „Ersticken soll er dran!" Aber wir müssen heute konstatieren, daß Herr Bilse nicht dran erstickt ist, daß er vielmehr Geschmack an den faulen Früchten gefunden hat und einen neuen Roman erscheinen läßt, der in der französischen Uebersetzung den Titel führt „Oders katris". Da mir ein deuffcheS Exemplar oder eine deutsche Ankündigung nickt zu Gesicht gekommen ist, halte ich mich an diese fremden Worte. DaS bat nebenbei noch den Vorteil, daß da- Wort Vaterland wenigstens an dieser Stelle nicht mit dem Geldgeschäft ver- quickt wird. Dem französischen Verleger der Bisseschen „Werke" sind derartige Erwägungen fremd. Mit Reckt, denn waS gebt eS ihn an, wenn ei» Mann vom Stamme des Erbfeindes mit seinem Vaterlande Schacher treibt. Und sür den Autor sich zu schämen, fühlt er keine Verpflichtung. Also rübrt er die Reklametrommel und lanciert-in die fran zösische Presse seine Waschzettel, in denen e« heißt: On n vencku on k'rrmos nu moins «ent eioquaote mille erem- plnires cke l'etits Oarmnso. Oomdien vonär»-t-on ck'ervmplaires cke Obere Patrie... (Liebe- Vaterland), le nouveau ramnn cku Ueutennnt. 8il«e, guo kait paraitro I» lübrairis Universelle? Ja, in wie viel Exemplaren wird Herr Bilse sich wobl verkaufen lassen? Dann heißt eS weiter: Ue eslebre nutenr (gemeint ist tatsächlich immer noch Herr Bilse) äscrit eooors ckan, as noaveeu rolume le« moeure mili- tsires allemnnäes, weis »ves uns origivalits äs pereonnagee et äs Situation« plus remarqundls, plus peseionaote, gne änoe Detite Unrnisoo. Also noch ekliger al« in der „Kleinen Garnison". Und das wird nun den Franzosen vorgesetzt mit der Versicherung: Leouton8 un ^Ilsmnnck gut nous montrs sss oompLtriotes tsls qu'ils ?ovt. Wir können uns nicht dagegen wehren, e- ser denn nach dem Beispiel, das die Bibel gegeben: Als Ham seines Vaters Scham entblößt batte und seine Nach kommenschaft dafür von Noah verflucht wurde. Aber daS Fluchen ist au« der Mode gekommen. Schade. «. „Parität" an »e« Häsen von Berlin un» München. In ihrer Paritätsschnüffelei ist die „Köln. VolkSztg." nun mehr schon bei den Höfen angelangt und sie stellt fest, daß in dem überwiegend protestantischen Staate Preußen der nähere Hofstaat exklusiv protestantisch sei, während in dem überwiegend katholischen Staate Bayern verschiedene bock- Feuilleton. 28, Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf H tr I ch berg-Ju ra. Nachdruck derbsten. Do stiegen sie jetzt die langsam sich emporwindenden Wege des Scherbesberges hinan. Klara war heute von großer Ehrfurcht vor den Gesetzen erfüllt und enthielt sich gewissenhaft allen Abpflückens, und Ewald fühlte sich in ihrer Gegenwart wieder so wohl, daß er über seine Zerfahrenheit und Unsickzerheit in -en letzten Tagen lächelte. Es war nun einmal ein vergebliches Unter fangen, sich seine Zukunft so einrichten zu wollen, daß sie bis auf jede Einzelheit auf lange hinaus glatt, sauber und freundlich vor einem lag. Frisch alles zu genießen, was der Augenblick bringt, das war Lebensklugheit, und zufrieden zu fein, lvenn auch nur die Aussicht in die aller nächste Zukunft von einem Sonnenstrahl erhellt wurde. .Heute nachmittag sollte sein Nnstellungsvertrag für den ersten -Oktober bei der Firma Adolf Emil Mahnert unterschrieben werden. DaS war ein Sonnenstrahl, der noch manches weitere Glück zur Blüte zu bringen ver sprach, wenn er auch noch manche Schwierigkeit der nächsten Zeit unaufgeklärt ließ. Ebenfalls zum ersten Oktober sollte er daS hübsche Zimmer bei Pfeifers be ziehen, also noch öfter und angenehmer in KlaraS Nähe sein, als bisher. Gewiß lag in seiner Freude auf dieses Zusammensein ein Widerspruch mit seiner Hoffnung auf die Hand der reickzen Fabrikantentochter. Aber er hatte in -en letzten Tagen nur deshalb so schwer unter diesem Widerspruch gelitten, weil er sich verpflichtet gefühlt hatte, ihn selbst aufzulösen, statt diese Auflösung der Zeit und allen den Zufällen zu überlassen, die jeder Tag von neuem bringen kann. Jetzt war er mit Flora Mähnert noch nicht einmal öffentlich verlobt. Mit Klara Pfeifer erst recht nicht. Er tat also dieser seiner Freundin kein Unrecht, wenn er die Verlobung mit Flora betrieb, und er verkürzte auch seine künftige Braut nicht in ihren Rechten, wenn er mit seiner Kameradin und Kollegin in aller Ehrbarkeit hin und wieder einen harmlosen Spaziergang unternahm. Daß er diese Spaziergänge nicht auch als junger Ehe mann würde fortsehen können, war selbstverständlich. Leider I Aber jetzt war er noch kein Ehemann, glücklicher Weise, und hatte eS nicht nötig, sich über die Schwierig, keiten und Unannehmlichkeiten der Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Schon standen sie auf dein Gipfel der Anhöhe. Dor ihnen ragte mit seinen schwarzbraunen Balken der Aus- sichtsturm in die Luft und versprach unter dem klaren blauen Herbsthimmel eine prächtige Fernsicht. Als sie rechts die schmale für den Ausstieg bestimmte Treppe be traten, umgab sie der kräftige Duft geteerten Holze«, und als sie die überraschend geräumige Plattform erreicht hatten, blickten sie über daS schon buuter sich färbende Laub deS Rosental» weit hinweg nach den Türmen Leipzigs und seiner näheren und weiteren Vororte. In die Balken der Brüstung waren metallene Orten- tierungsplatten eingelassen, die durch eivgegrabene Linien un- Zahlenangaben den Beschauer über Richtung und Entfernung der hervorragendsten Punkte genau unterrichteten. Klara trat sofort auf die schmale, fuß bankartige Estrade, die, um auch Kindern den Ausblick zu ermöglichen, innen rings an der Brüstung entlang lief, bückte sich vergnügt weit über, lachte zu Ewalds DorsichtSmahnungen. freute sich über die hübschen An lagen und überhaupt über die ansehnliche Höhe des Scherbelbergs, und -aß er doch nur aus der jahrzehnte langen Anfuhr von Schutt und Müll entstanden war, betrachtete dann ernsthaft die Orientierungstafeln und freute sich, daß sie mehrere Kilometer >veit vom Augustus- platz un- auch von der elterlichen Wohnung entfernt war. „Da sind wir also schon ein so gewaltiges Stück marschiert, daß es selbst auf der Landkarte eine sichtbare Strecke ausmacht", rief sie. Mit der Sauberkeit der Platten, denen sie diese Er kenntnis verdankte, war sie jedoch gar nicht zufrieden. Die nach dem Inneren des Turmes zugekehrten Kanten des MetalleS waren von dem täglichen und vieltausend fach wiederholten Begreifen tastender Finger wenn auch nicht blank geputzt, so doch zu gelbem Messingschimmer erhellt, während sich die übrige Fläche mit dem schwärz lich grünlichen Ton -er Bronzepatina überzogen hatte. Klara meinte, es wäre nicht zuviel verlangt und würde bedeutend anständiger und sauberer aussehen, wenn der Turm- und Park-Wärter jeden Morgen das Metall gründlich mit einem Lappen und Pubpomade ab- riebe. Ewald war im Gegenteil der Ansicht, daß das Abgreifen der schönen Patina verboten und verbindert werden müßte. Klara fand -ie Verschiedenheit ihrer Meinungen komisch, ließ den Streitpunkt fallen und fragte nachdenk lich, ob es iu gebirgigen Ländern wohl noch schönere Aussichten gäbe, als Liese hier. „Es gibt schönere", antwortete Ewald sinnend, „viel schönere sogar! Aber keine, -ie mir bedeutsamer sein könnte, als diese." Der neue Rathausturm, dessen dicker Stempel unter all den anderen Turmspitzen am mächtigsten herporstach, erweckte ein ganz anderes Gefühl in ihm, als etwa eine steile Felsenhöbe oder ein stilles Waldtal. Die schäum- gekrönten Wogen des Meeres oder die eisstarrenden Gipfel der Alpen hatten oft mit gewaltiger Sprache von der Erhabenheit der Naturkräfte zu ihm geredet. Die ragenden Spitzen einer Stadt sprechen nicht minder stolz und eindringlich von einer anderen, einer bewußten Kraft, von -er siegreichen Gewalt des menschlichen Willens. Alle diese emporstrcbendcn Gebäude, der ganze ge ordnet aufgetünnte Steinhaufen -er Stadt war ein ge waltiges Denkmal der Arbeit und Willenskraft und bedeutete die Herrschaft des klugen und starken Menschen über die gesamte Natur. Er hatte solche und größere Anblicke schon oft in seinem Leben genossen, und lebhaft kam ihm eben jetzt die Erinnerung, wie oft er vom Mont- martrc ans auf das unendliche Häul'ermeer von Varis herniedergeschaut lwttc. Aber niemals war ihm der tiefere Sinn solch eines steinernen Panorama» bedeut samer zum Bewußtsein gekommen als eben jetzt. Ihm war. als spräche eine nnsicbtbarc Stimme zu ihm: „Dies all«» will ich -ir geben, so du niederfällst und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite