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Sächsische Dorfzeitung : 11.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189907112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-11
- Monat1899-07
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 11.07.1899
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Hptd. «. Redaktion Pn-Den-Neustadt I. Ptetßner Gasse 4. «i Zeitung erscheint Ltenstag, Svanrrstaa und Lonnabcud früh. Vldonnements- Preis: MnrljLhrl. M. 1,50. Ku beziehen durch W kaiserlichen Post- «stalten und durch miere Boten. -ei freier Lieferung ai« HauS erhebt die -ost noch eine Ge bühr von 25 Ps. äliMlhk D orh MG Lin unterhalteiides Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neusta t, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharand^und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diel spalt. Zeile 15 Ps. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten- PnunhttlkfteUcn: Tie Arnoldische Buchhandlung, Iiwalidendank, Haaiemtem L Bögler, 3>usols Mosse, G. L. Taube L Co. in Treten, Leipzig, Jraiiksurt a M., G. Kohl, Kesjelsdors u. s. w. Ar. 80. Dienstag, den 11. Juli 1800. 61. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Unser Kais er hat auf seiner Nordlandsreise am Donnerstag vor Bergen in Nor wegen das französische Schulschiff „Iphigenie" aus Einladung der französischen Regierung, die der Kommandant des Schiffes wiederholte, besichtigt, wobei am Großmast die deutsche Kaiserstandarte gebißl wurde. Darauf richtete der Monarch an den Präsidenten der französischen Republik, Loubet, ein Telegramm folgen den Wortlautes: „Bergen, den 6. Juli. Ich habe die Freude gehabt, auf dem Schulschiff „Iphigenie" junge französische Seeleute zu sehen, deren militärische und sympathische, ihres edlen Vaterlandes würdige Haltung auf mich einen lebhaften Eindruck gemacht hat. Mein Herz als Seemann und Kamerad freut sich des liebens würdigen Empfange-, welcher mir vom Kommandanten, den Osficieren und der Besatzung zu theil wurde und ich beglückwünsche mich, Herr Präsident, zu dieser glück lichen Gelegenheit, der „Iphigenie" und Ihren liebens würdigen Landsleuten zu begegnen. Wilhelm." Präsident Loubet antwortete unverzüglich, wie folgt: „Paris, den 6. Juli. Ich bin sehr gerührt von dem Telegramm, welches Ew. kaiserliche Majestät im Verfolg Ihres Besuches an Bord des Schulschiffe- „Iphigenie" an mich gerichtet haben und es drängt mich, Ew. Majestät sür die Ehre, welche Sie unseren Seeleuten erwiesen haben und sür die Worte zu danken, in welchen Sie die Güte hatten, mir den Eindruck zu schildern, den dieser Besuch bei Ihnen hinterlassen hat. Loubet." — Für den Freitag Abend wurden die Osficiere und einige sechzig Kadetten des französischen Schulschiffes mit den deutschen Kadetten zu einem gemeinsamen Fest auf die „Hohenzollern" cingeladen. — Diese Annäherung beider Regierungen ist sicher mit hoher Freude zu begrüßen, denn sie gewährleistet nach jahrelangen gespannten Stimmungen für die Zukunft friedliche und freund schaftliche Beziehungen. Jedenfalls hat die Erkenntniß, daß in allen internationalen Fragen der letzten Jahre die deutschen Interessen mit den französischen niemals kollidirten, während England die Pariser Negierung benachtheiligte und Rußland nur platonisches Mitgefühl äußerte, zu solchem Umschwünge der Beziehungen zwischen Berlin und Paris wesentlich beigelragen. Nicht den geringsten Einfluß hat aber auch die Empfindung deS französischen Volksgeistes für interessante und imponirende Persönlichkeiten auf diese Besserung aus geübt. Unser Kaiser interessirt die Franzosen und er imponirt ihnen. — Natürlich giebt diese Sache der französischen Presse wieder Anlaß und Stoff zu den eingehendsten Kommentaren. Im Allgemeinen wird darin die neueste Entwickelung des deutsch-französischen Verhältnisses sympathisch begrüßt. Zu den Blättern dieser Anschauungsweise gehört vor Allen der „Figaro", in dem „Whist", der frühere Diplomat Valfrey, seine Genugthuung ausspricht über das Verhalten des Kaisers Wilhelm bei seinem Besuche an Bord der „Iphigenie", besonders über die Auswechselung der Telegramme zwischen dem Kaiser und dem Präsidenten Loubet. Eine Annäherung zwischen den Kabinetten von Paris und Berlin auf kolonialem Gebiete sei wünschenswerth. Alles, was hierzu beitragen könne, müsse von Frankreich günstig ausgenommen werden. Die Telegramme seien ein neuer Beweis der friedlichen Gesinnung des Kaisers. Gegen über diesem wohlwollenden, wenn auch praktisch- nüch ternen Standpunkt können die überspannten Aeuße- rungen der Chauvinistenblätter vom Schlage des „Jntransigeant" nur ein mitleidiges Lächeln erregen. Dieses Blatt kündigte in Sperrdruck die „Demüthigung der französischen Flagge in Bergen" an und schrieb: „Der Feind, der durch den Verrath von Dreyfus in den Platz eingedrungen ist, setzt seinen Weg fort. Dank den Reinach, Jaurös und Clemenceau hat England die Eroberung Aegyptens vervollständigen können. Heute darf Wilhelm II. unser Schulschiff „Iphigenie" unge hindert betreten und muß dieses auf seiner Fahrt längs der norwegischen Küsten die kaiserlichen Farben und die Flagge des deutschen Sieges aushiffen, welche die schmerzliche Jahreszahl 1870 aufweist. Die Söhne der Besiegten haben den Besieger auf Befehl grüßen müssen und dieser hat eine Revue über sie abgenommen, als ob sie seine Soldaten wären. Nächstes Jahr will ! Wilhelm II. in Paris empfangen werden und Gallifet hat ihm schon versprochen, ihm unsere Fahnen vor die Füße zu legen und das Standbild der Stadt Straß- bürg zu stürzen." — Die durch die wiederholt bewiesene politesse 6u eoeur deS Kaisers angebahnte und durch ! die neuesten Vorgänge officiell gestärkte deutsch, sran- zösische Annäherung wird durch solche alberne Wuth- ausbrüche sicher keinen Stoß erleiden. Charakteristisch ist übrigens, daß die Chauvinistenblätter auch die DreyfuS-Affäre in die Debatte über die Höflichkeits- i austauschungen von Bergen hineinwerfen, indem sie auf den angeblich aus Kiel adressirten Brief deS Fürsten von Monaco an Madame Dreyfus Hinweisen und ebenso die Absetzung des Generals Zurlinden als Gouverneur ! von Paris mit dem Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und Loubet zusammcnbringen. Mehrere Blätter, zu denen der „Gaulois" und der „Eclair" gehören, fragen, ob der Depeschenwechsel der Vorläufer einer Wendung der internationalen Politik sei und verlangen „Aufklärungen" von der Regierung. Ein gewisser Judet im „Pelit Journal" schreibt: „Die heißeste Sehnsucht des iN erfüllt Er wagt noch nicht, bet uns zu Lande kin üdttna.» aber ,u W°ff-r ->ng-,chlich-n - Biele Blätter enlhallm sich Variiren" alaubt, der Kaiser werde auf der „Hohen- »ollern" am 4 August von Cowes aus die französische Küste besuchen DaS klingt umso weniger Wahlschein- ttL als Ar Mluch mit dem Dreyfus-Processe zu- ^^^Weaen' mehrerwähnten „Korrektur" der ^^s-strem über die Erörlerbarkert von Reden deS Kai er/im Reich -g- ist. 1-°- °i- .Neue Hamb. Z.g - des LandaerichtS l in Berlm berertS die Untersuchung wkder Unbekannt wegen Urkundenfälschung eröffnet worden und infolge dessen seien bereits Vernehmungen angeordnet. Das Blatt macht auch Mit Heilungen darüber, in welcher Richtung ver Thäter nicht zu suchen sei indem es schreibt: „Graf Ballestrem hat bereits erklärt daß er die eingeschalteten Worte des Berichtes nicht gesprochen habe. Auch im Ortginalstenozramm stehen sie nicht. Dagegen finden sie sich als Zusatz am Rande der Umschrift des Stenogramms in gewöhnlicher Schrift und zwar von anderer Hand hinzugesügt. Diese Hand ist weder die des betreffenden Stenographen, noch die des Beamten, welcher die Umschrift mit der Urschrift zu vergleichen hatte, noch die des Leiters deS stenographischen Bureaus vr. Eduard Engel (des be kannten Literarhistorikers und Zonentarisagitators), noch endlich die des stellvertretenden Direktors deS Reichs tagsbureaus, Jungheim." Dagegen habe die Schrift „einige entfernte Sehnlichkeit" mit der des vor einigen Tagen ertrunkenen Redakteurs Homann vom Preß- bureau im Ministerium deS Innern. Diese Angabe mag man nur mit Widerstreben vernehmen und weiter geben, denn sie enthält eine — vielleicht ungerecht fertigte Verdächtigung eines Mannes, dessen Mund für immer geschlossen ist. Umsomehr aber hat nunmehr die Staatsanwaltschaft alle Ursache, der Sache nach zuspüren, gerade schon, damit nicht der Verdacht auf einer Person haften bleibe, die nicht mehr in der Lage ist, sich zu Vertheidigen. Dabei heißt es auch noch, daß Homann, um seine Berichte sür den Kaiser rascher erledigen zu können, Zutritt zum Reichstagsbureau und die Erlaubniß gehabt habe, die amtlichen Stenogramme zu benutzen. Von anderer Seite wird dagegen Homann sehr energisch in Schutz genommen. Cs schreibt den „Leipz. N. N." ihr Berliner Korrespondent: „Allerdings erhält der Monarch kurze telegraphische Berichte auS dem Reichstage. Sie werden während der Sitzung verfaßt und stückweise abgesandt. Beauftragt mit dieser Thätigkeit war seit Langem der treffliche Karl Homann, Keuikleton. Die Sünden der Väter. Roman von Osterloh. (Nachdruck verboten.) (4. Fortsetzung.) 5. Die Frage nach dem Bewegrunde der unseligen Thai, die sich allen Betheiligten aufdrängle, sollte bald M werden; eine Lösung freilich, die ihrerseits Mn eine Reihe neuer Räthsel nach sich zog. Die Möglichkeit, daß Geldsorgen dabei im Spiele gewesen Sören, erschien ausgeschlossen. Die Rechtsanwälte Mr« und Ziel zählten zu den geachtetsten und ge- luchtesten der Stadt. Ihre Thätigkeit war vorzugsweise administrativer Natur. Sle verwalteten Häuser, sie setzten Testamente auf, sie protestirten Wechsel und standen den großen Handelsfirmen mit ihrem Rathe bei. DaS Letztere war hauptsächlich Ziel'S Bereich, »ährend Andree zunächst durch seine disttngnirten Um- gangisormen besonders bei der Aristokratie beliebt war, der er in schwierigen Erbschaftsangelegenheiten und bei der Entwirrung kowplicirter TestamentSbestimwungen M Seite stand. So hatte zwar Jeder von ihnen sein«!, eigenen Stamm von Klienten, der mehr zu dem Einem oder zu dem Anderen hielt; die Geschäfte selbst wurden aber gemeinschasilich geführt und auch der Ge- »wn ward nach festgeregelten Sätzen zwischen den Heiden vercheilt. Andree hatte von HauS aus etwa- Privatvermögen gehabt, während Ziel sozusagen mit nichts angefangen hatte; ja, man erzählte sich sogar, ! daß dieser als junger Anfänger mit viel Ansprüchen ! und wenig Einnahmen sich in einer recht mißlichen , Lage befunden habe, als ihn der um einige Jahre ! ältere Andree in die Firma ausgenommen und ihm zu einer gesicherten Existenz verholfen habe. Ziel war dann mit der Zeit ein reicher Mann geworden, der sich als Junggeselle ohne Skrupel alle seine kleinen und großen Passionen leisten konnte. Seine Woh nung war luxuriös eingerichtet, sein Kcller und seine Küche waren berühmt; er galt als hervorragender Feinschmecker und daß er kein Weiberfeind war, wußte die Stadt. ES gab kaum eine junge Sängerin oder eine hübsche Tänrerin, die er nicht kannte und prote- girte oder protegirt hatte, denn seine Verehrung pflegte nicht von langer Dauer zu sein. — Beständiger war er in der Freundschaft. Alle seine Bekannten wußten, daß Ziel ein Mann sei, auf den man sich verlassen könne. Seinem Herzcn am nächsten stand Andree. Und selbst die kühle Zurückhaltung Frau Dorothea'-, die nach der Art strenge denkender Frauen eine tief gewurzelte Abneigung gegen Junggesellen mit leicht fertiger LebenSausfassung hatte, vermochte nicht daS FreundschastSband zu lockern. Sie wußte zu ver- hmdern, daß Ziel in ihrem eigenen Hause zu heimisch werde. Sie behandelte ihn mit immer gleicher Höflich keit, aber ohne Herzlichkeit, nach fast zwanzigjähriger Bekanntschaft noch nicht viel ander-, als am Tage, wo er ihr vorgestellt worden war. Sie verbot ihren Kindern, ihn Onkel zu nennen, wie er eS gewünscht hätte: sie möge eine derartige Intimität unter Leuten, die nicht blutsverwandt seien, nicht leiden. Er sahte daS nicht als persönliche Zurücksetzung auf. Dorothea war eben eine kalte Natur: sie hatte nicht eine einzige Freundin, in ihrem ganzen Bekanntenkreise nicht einen Menschen, der sich rühmen durste, ihr näher zu stehen. Er hatte daher ohne Empfindelei Andree daS Ver sprechen gegeben, im Falle seines TodeS der Vormund seiner Familie zu werden. Schon vor Jahren halb im «scherze hatte er ihn darum gebeten; in den letzten Monaten war er wiederholt darauf zurückgekommen mit einer gewissen Dringlichkeit, die Ziel damals gar nicht beachtet hatte, die ihm aber jetzt wieder einge fallen war. Die ganze Sache war ihm einfach selbst, verständlich erschienen und er glaubte auch nicht eine besonders schwierige Verpflichtung damit übernommen zu haben. War er doch in Andree'S Verhältnisse ein geweiht, wußte, bei welcher Bank Andree seine Ge schäfte zu machen, in welcher Kassette er seine Papiere aufzubewahren pflege; auch ein Testament hatte Andree an GerichtSstelle niedergelegt. Nun war der Augenblick gekommen, wo Ziel sein Versprechen einlösen mußte und mit grerzenloser Be stürzung nahm er wahr, daß die Verhältnisse ganz anders lagen, als er angenommen hatte. Andree hatte mchtS, gar nicht- hinterlassen. Die Kassette war leer; m der Bank bestätigte man 'auf Befragen, daß Andree in den letzten Jahren wiederholt große Posten Papiere verkauft habe, ohne andere dafür zu erwerben. DaS »I. Mückgenommen worden. Tine Ueber- sicht über ferne Buchführung ließ sich nicht gewinnen. Da- einzige Buch, in dem sich Einnahmen und Aus gaben medergefchrieben vorfanden, war nur bi- zum vergangenen Winter geführt worden, dann hörten die
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