Suche löschen...
Feierabend : 20.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190906201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19090620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19090620
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-20
- Monat1909-06
- Jahr1909
- Titel
- Feierabend : 20.06.1909
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Unterhaltung«-Kkilayr der Sachs. Volkszeitung M ÄS Sonntag den 2V. Jnni »vor» Her?enskünlpfe. Roman von M. Gräfin o. Bünau. E hlutz. Nachdruck verboten. „Ja, mein armer Pater liegt im Grabe. Er kann mich nicht mehr in Schutz nehmen," sagte Freda tonlos. „Teilt auch Hoheit Ihren Glauben, Erzellenz, trotzdem sie längst durch mich weiß, wie sich alles in Wahrheit zutrug?" „Ich kann Ihnen nur sagen, daß Hoheit natürlich sehr ungehalten ist, weil ihr diese kompromittierenden Vorgänge im Leben ihrer Hofdame verschwiegen oder falsch dargestellt wurden. Es ist also begreiflich, wenn —" „Wenn gewünscht wird, daß ich meine Stellung auf- gebe?" Das schöne junge Gesicht erschien wie versteinert vor Schmerz und Empörung. „Nun, die Prinzeß kommt meinem Wunsche zuvor. Ich merke längst, auf was dies alles hinausläuft. Taß man zu solchen Gewaltmitteln, zu ehrenrührigen Anklagen greifen würde, glaubte ich aller dings nicht. Ich gehe — heute noch — zu meiner Mutter zurück." „Erst müsseir Sie doch Ihren Abschied erbitten." „Das tue ich hiermit durch Sie, Exzellenz. Wollen Sie das weitere veranlassen." Tie Oberhofmeisterin schlug unwillkürlich vor dem zornsprühendcn Blick der großen, empörten Mädchenaugen die ihren nieder. Sie wollte ein paar begütigende Worte sagen, aber ehe sie noch eine Silbe herausbrachte, verließ Freda schon das Zimmer. Das war zu viel! Sie wischte sich die funkelnden Trä nen der Empörung aus den Augen. Weinen? Nein — das waren sie hier nicht wert! Rotenburg hatte nur zu recht gehabt — auch darin. Sie rief sich seine Ratschläge, seine Warnungen zurück buchstäblich traf alles ein, wie er es prophezeit. Ohne Hut und Mantel lief Freda in den Park. Sie wollte eigentlich Anordnungen für ihre Abreise treffen, packen, ihrer Mutter telegraphieren, aber es wirrte sich alles in ihrem Kopfe zusammen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Erst mußte sie ruhiger werden. Einige Minuten still Nachdenken über das Unerhörte, das man ihr angetan hatte. Sie setzte sich auf eine Bank. Durch die noch kahlen Bäume konnte sie deutlich das Schloß sehen. Tie Mor gensonne nmwob !.s mit goldenem Lichte, lieber den jungen Birken hing der erste grünliche Schleier. Die Luft roch nach feuchter Erde und keimenden Blüten. Alles so hoff- nungs- und zukunstsfroh! Freda legte die Hand über die Augen. Sonnenglanz und Blütendüfte taten ihr weh. Wie fest sie sich hier ein gewurzelt hatte, das merkte sic erst reckst deutlich, wo es ans Scheiden ging. Das Rollen eines Wagens erschreckte sie. Eine Equi page fuhr die Rampe vor dem Schlosse hinauf. Ein Herr sprang heraus. Es mußte Rotenburg sein, der wollte ja heute wiederkommen. Apathisch blieb sie auf der Bank sitzen. Die Zeit drängte '.mar, aber sie mochte Rotenburg jetzt nicht begegnen. Nach wenigen Ministen sah sie den Kammerherrn wie der das Schloß verlassen. Er schlug den Weg zum Park ein und steuerte direkt auf ihre Bank zu. Freda sprang auf. Sie wollte entfliehen, aber in ihrer Verwirrung lief sie Rotenburg entgegen. Er vertrat ihr lächelnd den Weg. „Sie kommen nicht an mir vorbei. Ich will niit Ihnen sprechen, Freda. Es muß endlich klar zwisckxm uns werden." Er legte ihren Arm in den seinen und führte sie zur Bank zurück. Das junge Mädchen rang nach Atem. Rotenburg er schrak, als er ihre blassen, verstörten Züge ansah. „Ich fahre noch heute nach Berlin zu meiner Mutter zurück," stieß sie mit Anstregung hervor. „Am liebsten liefe ich sofort zum Bahnhofe und setzte keinen Fuß mehr in das Schloß!" „Was ist geschehen?" „O, nicht viel. Tie Oberhofmeisterin hat erfahren, daß ich damals, als Hohendorf nach Amerika ging, ihm nachgereist bin nach Hamburg, um ihm Lebewohl zu sagen. Mein Pater kam nach einigen Stunden nach — das will sie nicht glauben. Sie sagt, sie denkt —" „Was denn nur?" Freda schlug die Hände vor das Gesicht. „Es ist zu schmachvoll! Ich soll tagelang allein mit Hohendorf in Hamburg geblieben sein." Rotenburg fuhr auf. „Wagt die Laroche das zu bc- haupten?" „Sie hat es durch Fräulein Hartung gehört. Sie glaubt mir nicht, wenn ich es bestreite. Sie sagt, ein un parteiischer Zeuge müsse es ihr bestätigen." „Wann waren Sie in Hamburg? Wissen Sie noch ge nau das Datum?" „O gewiß. Den Tag vergesse ich nicht? Es war der 7. Juni vor zwei Jahren." „Ganz richtig," bestätigte Rotenburg. „Nun, der un parteiische Zeuge ist hiermit für die ungläubige Oberhof- nieisterin gefunden. Ich selbst war an dem Tage in Ham burg und habe Sie und Ihren Vater dort gesehen, Freda." „Mich?" „Jawohl, nicht nur gesehen, sogar in den Armen ge halten ... so wie jetzt!" Er legte den Arm um ihre zit ternde Gestalt und zog sie sanft an sich. „So wie jetzt lag das Köpfchen an meiner Schulter. Nur daß ich damals die süßen Augen, die fest geschlossen blieben, nicht küssen konnte, weil der Herr Vater dabei stand. Ich hätte es damals auch schon gern getan." Freda war wie im Traum. Sie richtete sich nicht auf. Ein himmlisches Gefühl des Geborgenseins überkam sie in seinen Armen. „Wo das war? Im Hotel. Ich trat aus meiner Zim- mertür und sah ein junges Mädchen halb ohnmächtig auf dem Flur liegen. Ich half dem alten Herrn, der sich um sie bemühte, und trug sie auf ihr Bett. Der Vater stellte sich mir vor. Ten Namen verstand ich freilich nur halb. Da ich das Zimmer nebenan bewohnte und das arme Kind die ganze Nacht weinen, den Vater sie trösten hörte, so kann ich als Zeuge für die Wahrheit eintreten. Aber auch ohne den glücklichen Zufall meiner Anwesenheit würde ich die Läster zungen bald zum Schweigen bringen. Gib mir endlich dal» Recht, für dich einzutreten, Freda! DaS heißt, ob du ...m
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite