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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071019011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-19
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Ausgabe Bezug-Preis Anzeigen Preis Mp.;igtrTagtl>lM Handelszeitung Amtsblatt des Nates und des Nakizeiamtes -er Ltadt Leipzig Nr. 2S0 Sonnabend 19. Oktober 1907. 101. Jahrgang Haupr «tttalr Berlin Earl Dunck: , Herzog!. Bat». Hosbuch- handlung, Lützowstraßc 10. lT-lrph-n VI, Nr. 4600). lür Leipzig und Bororte durch unsere Lrtger und Spediteur« in» Hau« gebracht: Ausgabe 4 (nur morgen») vierleljthrlich .1 M monatlich I M. Äutgabe N (morgen» und abend») vlertel- jLhrlich 4.50 M. monatlich 1.50 M. Durch di« Poft bejoaen (2 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien vierteljabrltch 5.25 M. monatlich 1,75 M. autschl. Post- oestellgeld <ür Oesterreich I» K 66 d, Ungarn 8 L. vierteljährlich. Abonnement-Annahme. Uuguftuäplatz ft, bet unseren Drägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet -0 stlfg. Redaktion und Expedition: Johannirgasse 8. Tele-Kan Nr. 14692 Nr. 14695. Nr. 14694. Berliner Redaktion« Bureau: Berlin di V. 7 Prinz Loui» Ferdinand» Straße 1. Telephon I, Nr 9275. ibr Inserate au» Lewzig und Umgebung oi« «gespaltene Petiizeile 2b Ps., ftnanzielle Anzeigen 80 Ps.. Reklamen 1 M.; von aiiäwärt» 30 Ps., Reklamen 1.20 M. vo n Autland bOPs., finanz. Anzeigen 75 Ps. Reklamen 1.50 M. Inserate « Behärden im amtlichen Teil 40 PK Beilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Post- gcdühr. (»elchäft»anzeigen au bevorzugter Ltellc im Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Festerteilte Austräge können nicht zurück gezogen werben. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustugplatz ft bei sämtlichen Filialen u. alle» Annoncen- Sxpeditionen des In- und A.'»lande» Das wichtigste vom Tage. * Der Deutsche Schulschiffvercin hielt gestern in Dresden unter Vorsitz des Großherzogs von Oldenburg und in Anwesenheit des Königs Friedrich August und des Prinzen Johann Georg eine Versammlung ab. (S. Dtschs. R) * Das hessische Unterrichtsministerium hat die Ausnahme bestimmungen für russische Studenten am Darmstädter Polytechnikum verschärft. (S. Dtschs. R.) * Das morgens verschlimmerte Befinden Kaiser Fran- Jo sefsbessertesich im Laufe des Tages. (S. Ausl.) * Italien hat einen budgetären Ueberschuß nicht unter 75 Millionen aufzuweisen. * Das Zentralkomitee der Oktobristen lehnte ein Wahl- bündnis mit den Kadetten ab. Historischer Dogmatismus. Ter kranke Kaiser Franz Josef? dessen baldige Genesung zu wün schen uns menschliche Sympathie und nationales Interesse gleicher maßen nahelegen, ist ein überaus lehrreiches Beispiel sür die Bedeutung der Persönlichkeit in der Geschichte. Zwei extreme Auffassungen der welt geschichtlichen Vorgänge gibt es. Uno von den beiden ist eine so anmaß- lich und falsch wie die andere Die rein materialistische oder historisch ökonomische, man kann auch sagen sozialdemokratische, sieht alles Ge schehen als Zwangsprodukt der Verhältnisse an. Daß schon die Voraus- sitzung widerspruchsvoll ist, daß die Verhältnisse ebenfalls zum großen Dnl durch eine Summe von Persönlichkeiten beeinflußt werden, küm mert diese Art Historiker nicht. Sie halten es sür verdienstlich, dem Volte den Respekt vor der persönlichen Leistung zu nehmen. Und das Ergebnis ihrer Bemühungen ist, bewußt oder nicht, eine arge Geschrchts- fälichung. Aber noch weit schädlicher als diese Irreführung unselbst ständiger Köpfe ist eine andere Wirkung: Dem Volke wird systematisch die Lust zur Initiative genommen Ökonomischer Fatalismus wird gezüchtet, wobei zu beachten ist, daß so schon durch andere Umstände, durch hie Wirkungen des Gewerkschaftswesens, durch die Lohntarif gemeinschaften, überhaupt durch die Entwickelung der modernen Groß industrie gerade zur Genüge Fatalismus in unser Volk hereingebracht worden ist. Ein Mensch, der alles vom Gesichtspunkte ökonomischen Zwanges aus zu sehen gewöhnt worden ist, wird sehr leicht auf den Ge danken kommen, daß alles persönliche Streben fruchtlos und deshalb unnütz bleiben muß. Das aber ist gerade das, was der Sozialdemo, lratie erstrebenswert scheint. Es ist die Ucbertreibung des an sich löblichen Solidaritätsgefühls, dessen Betätigung schon die Gefahr der schrecklichen Egalisierung in sich trägt. Gewiß liegt auch in diesem Streben ein ethisches Moment. Im Interesse der Klasse soll der ein- zelnc zurückstehen. Aber die Uebertreibung führt zur Unnatur. Sie schlägt der höchsten wissenschaftlichen Errungenschaft unserer Zeit, der Erkenntnis der Entwickelung, ins Gesicht. Das Wohl des Ganzen ist wertvoller als das des einzelnen. Aber unter der Verkümmerung ge rade der tüchtigsten Einzelwesen muß auch das Ganze wieder leiden. Am letzten Ende ist das auch der Grund, der den sich wissenschaftlich gebenden Dogmen der Sozialdemokratie den Boden entzieht. Es ist in der Tat nur durch den der katholischen Kirche entlehnten Zweckmißbrauch der Wissenschaft möglich, in der Geschichte die Pecsön- lichteiten als negligeable hinzustellen. Um drei Herrscher herauszu greifen und von Bismarck zu schweigen: Napoleon T, Wilhelm I., Franz Josef. Es ist ja heute sehr einfach, vom Degen Bonapartes als von einer geschichtlichen Notwendigkeit zu sprechen. Und sicher Ot ein Säbel regiment niemals wahrscheinlicher als noch einer Revolution. Aber war es wirklich so ganz gleichgültig, ob die säbclführende Jaust einem Na- oolcon oder etwa einem Boulangcr gehörte? Gerade das ökonomische Gebiet bietet in diesem Falle ein klassisches Beweismaterial. Wohl durch keine andere Maßnahme einer einzelnen Person, durch kein Naturereignis, durch keinen Ernteausfall sind die wirtschaftlichen Ver- bälinisse Mitteleuropas so von Grund aus umgestaltet worden, wie durch die Kontinentalsperre Napoleons. Sie hat eine industrielle Ent wickelung hervorgebracht, die in wenigen Jahren das Versäumnis eines Jahrhunderts wettgemacht hat. Sie hat uns zum Zuckerrübenbau ge zwungen und Europa von England unabhängig gemacht. Ohne eie geradlinige Tapferkeit Wilhelms I., ohne seine Zuverlässigkeit und leine rührende persönliche Bescheidenheit kann man sich bei einiger Kenntnis von den Schwierigkeiten der Reichsgründung gar nicht vorstellen, wie das nationale Einiaungswerk hätte gelingen können. Und ist etwa die Neucrrichtung des Deutschen Reiches so ganz ohne Einfluß auf unseren wirtschaftlichen Aufschwung gewesen? Eine Antwort ist überflüssig. Auch ein Sozialdemokrat wird die Frage nicht zu bejahen wagen. Und nun Kaiser Franz Josef. Es ist keine rhetorische Floskel, wenn schon ungezählte Male das Schicksal der völkerreichsten Doppelmonarchie Europas als abhängig von der Lebenslänge ihres Herrschers bezeichnet worden ist. Und weit über die nationalen Grenzen hinaus wird der Existenz des ehrwürdigen Herrn die größte politische Bedeutung zu gemessen. Ter Abschluß von Bündnissen ist auch in unserem demokrati schen Zeitalter meistens noch ein Vorrecht der Monarchen, wenn man auch sagen darf, daß der Wert solcher Bündnisse wesentlich bedingt w'rd von der Stimmung der Völker. Auf den österreichischen Thronfolger können wir wohl Hoffnungen setzen — was Kaiser Franz Josef uns ist, wissen wir. Doch auch die Bedeutung des persönlichen Einflusses auf die Be gebenheiten und die Gestaltung der Zustände kann übertrieben werden. Leider wird sie sogar täglich übertrieben und liefert greuliche historische Zerrbilder. Was erfahren zum Beispiel unsere Volksschüler von der Weltgeschichte viel mehr als Taten? Wissen sie etwas vom Bauern- elend des gepriesenen Mittelalters, von der Blüte der Städte zur Zeit der Hansa, von dem rigorosen Absperrungssystem der Innungen, vom Entstehen unserer Verfassung, von der Bedeutung des Parlaments? Ach nein. Davon erfahren sie nichts. Kaum daß ihnen die Gründung des neuen Deutschen Reiches als ein wirtschaftlicher Segen gepr.escn werden dürfte. Viel zu viel wird aus den Einfluß von Personen, auf Heldentaten, und was man so nennt, zurückaesübrt. Die gleichgültigsten Ding, müssen die Kinder lernen. Ihr Gedächtnis wird vollgepfropft mit dem wertlosesten Ballast, so daß kein Raum bleibt für den kullu- rellen und wirtschaftlichen Inhalt der Epochen. Und auch hier alles aus einem dogmatischen Grunde, um die Bedeutung der Regierenden als der allein maßgebenden Faktoren zu verherrlichen, das heißt zu verzerren. EinS so falsch und schädlich wie das andere. Beide» Zweck- Übertreibungen, die den Sinn des Volkes irreleiten. Wo ist die Wahrheit? In der Individualisierung, in der Do- sieruna der Einflüsse. Jede Persönlichkeit ist zum Teil ein Produkt ihrer Verhältnisse, und die Verhältnisse werden wieder beeinflußt von den Persönlichkeiten. Eine ewige Wechselwirkung, auch insofern, als immer der Grad deS Einflusses der Potenzen geschwankt hat und schwanken wird. In einer Epoche scheint der Geist einzelner ullem den Stempel zu geben. Zu anderen Zeiten scheint wieder alle Well von einem unpersönlichen Zuge erfaßt zu sein. Man denke an die Ver ¬ flachung durch den Rationalismus. Aber immer hat die Persönlichkeit ihren Wert gehabt, und wer es mit unserem Volke gut meint, kann nur wünschen und daran mitarbeiten, daß die richtige Schätzung des ein zelnen im Rahmen der Verhältnisse nationales Gemeingut werde. Nm das zu erreichen, müßte unsere Jugend freilich erst eine gut liberale Erziehung genießen. Inzwischen wünschen wir dem kaiserlichen Patienten in Wien Ge sundheit und langes Leben. Die Sehulvorlagen des sächsischen Landtags. Das neue Besoldungsgesetz sür die Volksschullehrcr. Wie schon in der Thronrede angelündigt wurde, befindet sich unler den dem Landtage zugegaugenen Dekreten auch der Gesetzentwurf, be treffend die GebaltSverhaltnisse der Lehrer an den Volks schulen und die Gewährung von StaatSbeibilfen zu ihren Alters zulag en. Die gegenwärtigen Gehaltssätze (Mindestsätze) unv die in dem Gesetzentwurf in Aussicht genommenen künftigen Gehallsiätze lassen sich am besten erkennen, wenn wir sie, wie es nachstehend geschieht, übersichtlich nebeneinandcrstellen: I.. Schuldirektoren (in Schulen mit mehr als 10 Lehrkräften) 17. Juni 1598 15. Oliover 1907 AnfangSgehalt 3000 -E 3300 nach 5» Jahren 3300 - 3700 - - 10 - 3600 - 4100 - - 15 . 3900 - 4500 - tt. Ständige Lehrer AnsangSgebalt 1200 ./L 1300 .-6 nach 5 Jahren 1400 - 1600 » . 10 - 1600 - 1900 - - 15 - 1750 - 2150 - - 20 - 1900 - 2400 - - 25 - 2000 - 2600 - - 30 - 2l00 - 2300 - 6. Hilfslehrer Anfangsgehalt ..... l 900 nach 1 Jahr 850 950 - - 2 Jahren s 1000 - Neben den hier aufgesührten Gehaltssätzen ist allenthalben freie Wohnung zu gewähren. Was Direktoren an Schulen mit weniger als 11 Lebrkräiteu betrifft, so beträgt der vorgesehene Mindest gehalt gegenwärtig 2600 und toll sich künitig auf 3000 .»L belaufen. Die Zulagen werden in gleicher Weile wie oben angeführt gewährt. In den Kreisen der sächsischen Lehrerschaft wird man über die neuen Gehaltssätze sehr enttäuscht sein. Die dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts unterbreiteten Wünsche gingen dahin, daß der Ansangsgehalt 1600 und der Endgehalt, mit dem 50. Lebensjahre erreichbar, 3600 betragen möge. Hiervon sind die Gebaltösätze des Gesetzentwurfs weit entfernt. Wenn nun auch bei der Finanzlage des Landes die Wünsche der Lehrer in ihrer Gesamtheit nicht erfüllbar waren, so ist doch sicherlich der Anfangsgebalt mit 1300 entschieden zn niedrig bemessen worben. Ter Landtag wirv in diesem Pun'te unbedingt cin übriges tun müssen. WaS nun die Staatsbeihilfen zu den Alterszulagen der Lehrer betrifft, so sollen sie nach wie vor in den Schulgemeinden mit nicht mehr als 8 ständigen Schulstellen die volle Höhe der DicnstalterS- zulagen betragen, in den Schulgemeinden mir mehr als 8 ständigen Schulstellen aber sür das 1. und 2. Tausend der Schulkinder 6 pro Kind (jetzt 4 ^2), sür daS 3. und 4. Tausend 3 pro Kind (letzt 2 .^) und sür jedes weitere Kind 1,50 (jetzt 1 4!) betragen. Das entspricht einer Erhöhung der Sätze um 50 Proz. Für Leipzig, das im Jabre 1906 eine Beihilfe von 79 223 erhielt, tvürde also der Mehrbezug rund 10000 betragen. Für den Staat ist der gesamte Mehraufwand, wie schon mitgeleilt, auf jährlich 1210000 ^ berechnet. Hierunter befinden sich jedoch 103 000 ->! Mehraufwand, der durch die regelmäßige Zunahme der Schulkinder :c. erforderlich gewesen sein würde. Es verbleibt also ein reiner Mehraufwand von 1 107 000 Oberrealschnlen. Nachdem in den größeren Staaten des Deutschen Reiches, abgesehen von Bayern nnd Sachsen, zahlreiche Oberrealschulen errichtet worden sind und neuerdings Bayern ihre Einrichtung in Angriff genommen hat, erscheint nach Ansicht der sächsischen Negierung auch für Sachsen der Zeitpunkt gekommen, der Einführung dieser Schulgattung die Wege zu ebnen. Wenn die zahlreichen Realgymnasien und die in fast allen größeren Städten bestehenden Realschulen das Bedürfnis nach Oberreal, schulen bisher wenig haben hervortreten lassen, so läßt sich doch neuer dings ein solches Bedürfnis nicht mehr verkennen, nachdem der Neber- tritt von Rcalschnlabiturienten auf Realgymnasien und der Besuch nicht- sächsischer Oberrealschulen durch sächsische Schüler in den letzten Jahren größeren Umfang angenommen hat. Auch der letzte Landtag hat dieses Bedürfnis bereits anerkannt. Da die Verhältnisse der jetzt bestehenden höheren Lehranstalten gesetzlich geregelt sind, hat die Regierung es sür angezeigt gehalten, auch der neu hinzutrctcnden Schulgattung eine gesetz liche Grundlage zu geben und deshalb dem Landtage in einem Dekret eine Gesetzesvorlage gemacht. In der Hauptsache werden damit die für Gymnasien und Realgymnasien geltenden allgemeinen Bestimmungen auch auf die Oberrealschulen angewandt und im übrigen nur die wich tigsten Besonderheiten der Oberrealschnlen hervorgehoben. 8 1 des Ge setzes erklärt demnach, daß die Oberrealschnlen zu den höheren Lehr- anstalten im Sinne des Gesetzes vom 22. August 1876 geboren und daß die allgemeinen Bestimmungen der 88 1 bis 35 dieses Gesetzes auch für die Oberrealschnlen gelten. Ebenso gelten die für die Lehrer an Gym- nassen und Realgymnasien und deren Hinterlassenen bestehenden geseh- lichen Bestimmungen in gleicher Weist für die Lehrer an den Obcrreal- schulen. 8 2 regelt die Ausgabe der Oberrealschulen dahin, daß sie, wie die Gymnasien und Realgymnasien, ihre Schüler zu einer höheren allge meinen Bildung führen wollen. Das Hauptgewicht aber ist vornehmlich auf den Unterricht in der deutschen und den neueren Sprachen, sowie in Mathematik nnd Naturwissenschaften gelegt, unter Ausschluß der alten Sprachen. Nach 8 3 teilen sich die Lehrgcgenstände in wissenschaftliche Fächer, die die deutsche, französische und englische Sprache, Religion, Ge schichte, Erdkunde. Naturwissenschaften, Mathematik, und die Künste und Fertigkeiten, wie Schreiben, Zeichnen. Stenographie, Singen und Turnen in sich begreifen. Nach 8 4 soll die oberste Schulbehörde die Ver teilung des Unterrichtsstoffes ans die einzelnen Klassen nnd die Lehr ziele in den einzelnen Unterrichtsgegenständen bestimmen. Der Stunden plan in einer Klasse darf ohne Berücksichtigung des Unterrichts in Stenographie, Turnen und Gesang 32 Stunden nicht übersteigen. 8 5 besagt, daß zede Obcrrealschule ans 9 aussteigenden Klassen, von Sexta bis Oberprima, bestehen soll und daß die Aufnahme in die unterste Klasse nicht vor dem erfüllten 9. Lebensjahre erfolgen darf. Nach 8 0 soll der Unterrichtskursus mit einer Reifeprüfung abschließen, deren Ein. richtung ebenfalls die oberste Schulbehörde zu bestimmen hat. Tie Rechte, die das in dieser Prüfung erworbene Zeugnis der Reist gewähr:, werden durch die zuständige Behörde festgesetzt. 8 " gibt dem Ministe rium des Kultus und des öffentlichen Unterrichts den Auftrag der Aus- sührung des gegenwärtigen Gesetzes und gibt ihm auch den Zeitpunkt an- heim, mit dem das Gesetz in Kraft treten soll. Aus der Begründung zu den einzelnen Paragraphen ist folgendes hcrvorzuheben: Nach rcichsrechtlichen Bestimmungen sind die Inhaber von Reife- Zeugnissen von Oberrealschulen zugelassen zum Studium der Tierarznei kunde, zur Prüfung als Nahrungsmittelchemikcr, zum Eintritt in den höheren Post- und Telegraphendienst und in den Offiziers- und Marine- osfizicrsdienst, zur Prüsuug und Anstellung im höheren Schiffs- und Maschinenbaufach der Kaiserlichen Marine, zum Studium der Medizin beim Nachweis der Kenntnisse in der lateinischen Sprache, die für die Versetzung in die Oberseknnda eines deutschen Realgymnasiums gcsorden werden. Endlich befähigt das Reifezeugnis einer Oberrealschule, dez. das Zeugnis der Reife für die Prima einer solchen zur Apothekerprüfung, wenn außerdem ein Zeugnis eines Gymnasiums oder Realgymnasiums über die zum Eintritt in die Oberseknnda dieser Anstalten erforderlichen Kenntnisse in der lateinischen Sprache beim Eintritt in die Apotheker laufbahn beigebracht wird. Von landesrechtlichen Bestimmungen sind folgende hervorzuheben' Es werden zugelasscn die Abiturienten der Oberrealschnlen als Studierende der Handelshochschule und zur Sekretärprüfung, ferner zur Anstellung im höheren Staats-Forstdienst, zur Ausnahme als Studierende an der Bergakademie mit Zulassung zur Diplomprüfung und zur Prüfung für den höheren technischen Staatsdienst in den Rcrg- und Hütienverwältungen, zur Prüfung für die nicht juristisch gebildeten Beamten bei den unteren Behörden und für den Aufsichtsdicnst der Zoll- und Steuerverwaltung: ferner als Studierende an der Technischen Hoch schule mit Zulassung zur Prüsuug für Diplomingenieure und zur Er- langung der Würde eines Dr. ing.. sowie nach Ermessen des Ministeriums zur Prüfung sür das höhere Schulamt sür die mathematisch-naturwissen schaftlichen Fächer, zur Prüfung für Kandidaten des Höheren Lehramts der mathematisch-physikalischen nnd chemischen Richtung an der Tech- nischen Hochschule Dresden. Das Ministerium ist seinerseits gewillt, künftig Abiturienten der Oberrcalschulen im allgemeinen zu der Prüfung für das höhere Schulamt in Mathematik, den Naturwissen schaften nnd der Erdkunde, sowie zur pädagogischen Prüfung an der Universität Lcipzia. Ebenso zn der Prüfung sür dgs höhere Schulamt in beiden neueren Sprachen, sofern die Abiturienten an einem Real gymnasium die Ergänzungsprüsung in der lateinischen Sprache bestanden haben. Ferner ist zwilchen den Ministerien vereinbart worden: Die Schüler der Oberrealschnlen sollen in allen Ministerien bezüglich der Zulassung zur Anstellung und Prüfung für den Br.reaubeamtendienst und den Dienst der technischen Unterbeamten den Schülern der Gymnasien und Realgymnasien gleich behandelt werden. Es wird also auch das Zeugnis über den erfolgreichen Besuch der Untersekunda einer Oberrealschule dem Reifezeugnis einer Realschule gleichsteben. Das Reifezeugnis einer Oberrealschnle soll gleich dem Reifezeugnis der Gymnasien nnd Realgymnasien für die Zulassung zur Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Baufach (Hochbau, Ingenieurbau und Maschinenbau) genügen. Das Reifezeugnis einer Oberrealschule soll zum juristischen Studium uud zur ersten juristischen Staatsprüfung unter der Voraus setzung berechtigen, daß zugleich ein Zeugnis über eine an einem Real gymnasium bestandene Ergänzungsprüfung in der lateinischen Sprache, bei der mindestens die Zensur „gut" erlangt wurde, bcigebracht wird. Deutsches Reich. Leipzig, 19. Oktober. * TeS Kaisers Danktelegramm. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" stellt irrtümlichen Annahmen gegenüber iest, daß der an den Kaiser gerichtete Huldigungsgruß des 10. Allgemeinen Vcr- tretertages der Nationalliberalen Partei bereits am 7. Oktober auf Allerhöchsten Befehl aus dem geheimen Zivilkabinett beantwortet worden ist. * Konfirmation des Prinzen Joachim. Gestern vormittag 11 Nbr sand in der Kapelle des Königlichen Schlosses (Berlin) die Einsegnung des Prinzen Joachim von Preußen statt, der zwischen dem Kaffer und der Kaiserin die Kapelle betrat. Der Kronprinz führte die Grosi- berzogin Wera von Württemberg, Print Eitel Friedrich die Brinteisin Friedrich Leopold, Prinz Friedrich Leopold die Prinzessin Atel Friedrich, Prinz Adalbert die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Asinz August Wilhelm seine Braut Prinzessin Alexandra Victoria von Holstein- Glücksburg, der Erbzroßberzog von Mecklenburg-Strelitz die Prinzessin Victoria Margarete von Preußen. Prinz Joachim nahm dem Altäre gegenüber Platz, hinter ihm der Kaiser und die Kaiserin, neben und hinter den Maiestäten die genannten Fürstlichkeiten, ferner die Primesliu Victoria Luist, Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, Prin, Fridrich Karl von Hessen, Prinz Karl von Hohen,ollern, Prinz Albert von Schleswig-Holstein, die drei Söhne des Prinzen Friedrich Leopold und die sechs Söbne des Prinzen Friedrich Karl von Hessen. Die Feier eröffnete der Dourchor mit dem Gesang „Komm heiliger Geist, erfülle die Herzen". Darauf kielt Oberhosprediger v. Dryander die Konfirmationsrede über das Wort der Schrift: „Denn alles, was von Gott geboren, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Weg, der die Welt überwunden Kat." Nach dem Gffana des DomchorS „Hebe deine Augen auf zu den Bergen" verlas der Prinz das von ihm verfaßte Glaubensbekenntnis, das cr an Psalm 143, 10 ankniipste, mit lauter Stimme. ES folgte die Einsegnung durch den Oberhosprediger. Die Gemeinde sang: „So nimm meine Hände". Nach dem Geber deS Vaterunser und dem Segen schloß ein Ehorgcsang die Feier. Die geladenen Gäste verließen die Kapelle. Die kaiserliche Familie blieb und nahm das Heilige Abendmahl. * Tcr Tentsche Schnlschiffvcrein hlelt gestern in Dresden seine dies jährige ordentliche Mitgliederversammlung unter dem Ebrenvorsitze deS Königs Friedrich August ab. Die Versammlung leitete der Großherzog von Oldenburg, der in seiner Ansprache dcr Freude über das Erscheinen deS Königs und des Prinzen Johann Georg Ausdruck gab und sodann die erschienenen Vertreter des Reichs und der Bundesstaaien begrüßte. Weiter gedachte dcr Großkerzog der verstorbenen Mitglieder, insbesondere des Heimganges des GroßherzogS von Baren, der stets ein eifriger und hvchberziger Förderer des Vereins gewesen sei. Redner Kob dann bcrvor, daß sich endlich auch im Binnenlande immer mehr die Erkenntnis Babn breche, von welch großer Bedeutung die Bestrebungen des Vereins sür daS deutsche Vaterland sind. Diese Erkenntnis dokumentiere sich be sonders auch in Sachsen wieder vuich den Beitritt von 50 Mit gliedern. Nach den Ausführungen des GroßherzogS erstattete Pro fessor Schilling den Jahresbericht, der rin erfreuliches Bild von der Entwickelung des SchulschiffoereinS auswcist. Redner gab u. a.
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