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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911214024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-14
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At da i« Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au<« oabrsrellen ab geholt: viertelfährlich^lLLO, bet zweimaliger täglicher Zustellung tat Haus 5H0. Durch dir Post bezogen für Deuischlaud uad Oesterreich: viertel,ührlich ^4 6.—. Direct« tägliche Sreuzba»df»»dultg ins Ausland: monatlich .<4 9.—. Abend-AirsgaVe. Ti«Morgkw-Autgübe erichein» täglich 0,7 Uhr, die Abeud-Autgabe Wochentag« ö Uhr. Redaktion und Expedition: 2-tzanukSgasie 8. Dt« En-ditlon ist ununterbrochen ge» öffnet von früh 8 bi« Lbend« 1 Uhr. Filialen: ttt« Kle»n>'s r«Niui. (Alfred Hahnst Universitütsstrab« 1. Laut« v»sche. talharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. Drack nnd Verlag von E. Pol» in Leipzig. kivMr.TilMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. InfertionSprel- vlorgen.Ausgabe: die 6gelpa>ten« V^N» »eile 20Reclamen unter dein Redaetions» Urich fsgespaiteo) 50^, vor den Famllien- nachrichien (6 gespalten) 40^. Abend-AuSgabe: die Kgespaltene Pettt»eUe 40 4 Reclainen unter dem Redaetionssmch t4geivalten) I -4t. Familiennuchrichlen und Anzeigen verlorener Gegenstände silgeipaltrn) LO Grüsiere Schriiten laut unserein Preis- Verzeichnis Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ansgabe, ohne Postbesürderuug ^ 60.—, mit Postbesorderuag 7V.—. Ännahmrlchlnß für Znserotr: Abend-Ausgabe: Vormittags !0 Uhr. Ptorgen-dluSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüb 9 Uhr. Lei den Filialen und Aiittakmeslelleu je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Er-edtitaa zu richten. Montag dm 14. December 1891. 85. Jahrgang. Die Sladtverordneten-tvahlen. * Wir trachten e- als unsere Pflicht, in letzter Stunde die Bürger unserer Stadt nochmals auf die Wichtigkeit der auf morgen festgesetzten Stadlverordneten-Wahl aufmerksam zu machen. Es gilt in erster Reihe, den fanatischen und, wenn er von Erfolg begleitet wäre, sicher unserer Stadt zum Nachtbcil und zur Schande gereichenden Ansturm der social- demokratischen Partei auf die Gemeindevertretung zurückzu- weisen. Man stelle sich nur für einen Augenblick die Mög lichkeit vor, daß mit einem Mal 27 „Genoffen" von der rolhcn Eoulcur in das Stadtverordnetcn-Collegium cintreten, nnd inan wird ein Bild von dem Zuftand gewinnen, der dann eintreten müßte. Auf die Herbeiführung dieser Möglichkeit haben eS aber allen Ernstes die Socialistcn mit ibrcr Marktkelfcr-, Eigarrenmacher- und Butikerlistc abgesehen, und mit welchen Mitteln für diese Parlciliste gekämpft wird, daS hat das am gestrige» Sonntag verbreitete Flugblatt, ein Schimpf- und Schandblatt im vollendetsten Sinne des Wortes, abermals dargethan. Es wird darin versucht, die Leidenschaften in der tollsten Weise zu entfesseln, den Männern, die lange Jahre bindurch tbre besten Kräfte für taS Gcmeinwobl ein gesetzt haben, wird Alles, Verständniß, Ehre, Moral, ab- gesprvchcn, sie werden auf das Schamloseste beleidigt, und nur allein in de» Reihen der Soeialdcmokratie ist »ach der Meinung des Verfassers jenes Sudelblattcö die Bürgertugend zu finden. Der ganze Wortlaut dcS sauberen Schriftstückes, welches nach unserer Ausfassung den Elassenkampf in einer direct gegen das Gesetz verstoßenden Weise predigt, giebt einen Vorgeschmack davon, waS wir zu gewärtigen haben würden, wenn die „Rothen" ihren Einzug in die Stadt» rcrdnelen Versammlung halten könnten. Nun. die Bürger unserer Stadt haben eö in der Hand, den Versuch dieses frevelhaften Beginnens zu »ichte zu machen, wem sic sich morgen, Dienstag, ihrer Pflicht gegen die Ge- weiude vollbewußt sind und Mann für Mann durch ihr Erscheinen an den Wahlurnen ihren Protest gegen das Gc- bahreu der Socialdemokratie nachdrücklich bekunden. Für Jede«, der die Verhältnisse ruhig und sachlich bcnrtheilt, kann es nicht zweifelhaft sein, daß eS in dem von den Socialistcn heraufbeschworencn Kampfe nur die eine Möglichkeit giebt, den von dem Allgemeinen Wahlcomitü der Ordnungsparteien ausgegebenen Stimmzettel in die Urne zu legen. Jedes Zwischen ding hat absolut keinen Zweck und deshalb hat die von einem „WahlcvmitS unabhängiger Bürger" ausgestellte Candidaten- liste nur den Charakter einer ganz sinn- und zwecklose» Temoustration, an der lediglich Solche Theil nehmen können, die in öffentlichen Dingen nicht praktisch denken gelernt haben. Die Erfahrung wird zeige», daß eS sich in der Hauptsache nur um die OrdnungSparteicn und die Socialdcmokratie handelt; die Liste der „Unabhängigen" oder, wie wir sie wobl auch nennen dürfen, die Liste Melos, wird es auf eine kleine Minderheit von Stimmen bringen, die nicht in das Gewicht fällt. Es ist dieser Liste außer vielen Anderen auch der Vorwurf zu machen, daß sic sechs bewährte bisherige Stadtverordnete, die Herren Maurer meister Backhaus, Kaufmann Dodel, Bankier Mayer, Rechts anwalt vr. Zenker, Steiudruckercibesitzer Süß und Kaufmann Vogel, nicht wieder aufstellt und durch Bürger, die bis jetzt in der Oeffentlichkeit herzlich wenig geleistet haben, zu ersetzen sucht. Es geht daraus mit Gewißheit hervor, daß von Den jenigen, welche die Liste MeloS aufgestellt haben, der Noth- wendigkeit, geschäflScrfahrenc und verdiente Mitbürger dem Stadwcrordnclen-Collegium zu erhalten, nicht Rechnung ge tragen worden ist und daß bei diesem Vorschläge sachliche Interessen nicht allein ausschlaggebend gewesen sind. Wir hoffen bestimmt im Interesse de- guten Rufes unserer Stadt, daß die Liste der Ordnungsparteien, welche, wie wir vernehmen, im Laufe dcS heutigen Tage- jedem Wahlberechtigten durch die Post zugestcllt werden wird, mit großer Mehrheit den Sieg davon trägt. Damit diese Mehr- beit eine wirklich bedeutende sei, dazu ist die allgemeine Wablbethciligung der Bürgerschaft unbedingt nothwendig. Hoffentlich wird die Zahl der Trägen nnd Gleichgiltigeii morgen eine sehr geringe sein; sie trifft unter allen Umständen der berechtigte Vorwurf, daß sie an einem sebr ernsten Tage unsere Stadt und damit auch daS Vaterland im Stiche gelassen haben. Keine Ausrede, wie geschäftliche Behinderung, schlechtes Wetter, der weite Weg zum Wahllocal rc., kann sic von diesem Vorwurf be freien. Die halbe Stunde Zeit, welche die Ausübung deS Wahlrechtes im höchsten Falle erfordert, muß Jedermann, wenn er nur den guten Willen hat, für sich gewinnen können. Und mit dem Wunsche, daß diese Ueberzeugung den morgende» Wahltag, dem einzigen, eine recht allgemeine sei, schließen wir unsere Darlegungen über die Bedeutung der diesmaligen Stadlverorvnetenwahlen. Leipzig, 14. Derember. * In einer dem Kaiser überreichten Denkschrift dcS „Vcr band es deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine", in der auch vergleichsweise auf den Stand der Brieftaubcn- zucht in Frankreich hingewiesen wurde, hatte der Vorstand um den Erlaß eines BrieftaubenschutzgcsctzcS gebeten. Darauf hin ist dem Vorsitzenden dcö Verbandes, Baron von Alten, bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Hannover durch Herrn von Lucanus mitqetheilt worden, daß eS zwar nicht aazebc, dem Verbände die fiöcalischcn Gebäude zur Anlegung von Taudcnichlägcn zu überweisen oder Zuchtmaterial aus den MilltLlr-Briestaubcnstaticnen an Liebhaber abzugcben, daß aber ein Briestaubenschutzgeseh demnächst zur Vor lage gelangen werde.' Nach der Dcukfchrist hat der Verband felgende Verpflichtungen freiwillig übernommen: l) Er stellt sein« Tauben im Kriegsfälle zur Verfügung des Krieg» Ministerium-; 2) die Tauben werden aus den vom Kriegs Ministerium bestimmten Fluglinien auSgebildrt; 3) der Schluß der Ausbildung ist die vorschriftsmäßige Iuternirung von 3"—60 Tagen. Dagegen aewährt da» KriegSmioistcrium Preise für Flug- und IntrrnirungSleistungen, Schuß Prämien für Raubvögel. 1500 -E zur Förderung der Ver baat-bestrebullgen und 1500 zur Deckung der dem Ver band« au< seinen geschäftlichen Beziehungen zu der Militair- Verwaltung entstehenden Kosten; außerdem werden die Taube« in den Festungen unentgeltlich ausgelassen und mit 50 Pro«. Frachtermäßigung als Eilgut befördert. In Frankreich ge nießen die Brieftaubenzuchter folgende Vergünstigungen: 1) Ucberlafsung von Staats- und Gemeindegebäuden an Vereine, 2) unentgeltliche Ueberlaffunz von Brieftauben edler Abstammung, 3) kostenfreie Beförderung der Brieftauben auf der Bahn nnd 4) Prämiirung der besten Tauben. Frankreich besitzt ei» Brieftaubenschutzgesctz. * DaS Submissionswesen, über dessen Mängel in den Fachdlättern immer noch Klage zu führen ist, wird durch die neue sociale Gesetzgebung insofern in Mitleidenschaft gezogen, als viele Unternehmer, die bisher außerhalb der BcrusSgenoffen- sckaften gestanden haben, die Kosten der Arbeitcrverficherung bei ihren Angeboten außer Acht lasten. In dem Organ einer TicfbaubcrufSgcnosscnschaft findet sich nun mit mehreren Beispielen nacbgewicscn, daß die Beiträge der Arbeitgeber zur Krankenversicherung, für Unfallversicherung sowie für die InvalititätS- und Altersversicherung in den »leisten Fällen 4 bis 5 Proc. der ganzen Unternehmen auömachcu. Außer dem aber treten dazu noch die Kosten für vermehrte Schreib» liilsc und höhere Besoldung eines Ucberwachungsbeamten, da kein Unternehmer im Stande ist, selbst die betreffenden Listen regelmäßig zu führen. Bei Anfängern namentlich ist eS in den letzten Jahren vorgekommen, daß sie wegen Ucbrrsehung der oben angeführten Beträge, die je nach der Gcsahrenclaffe l bis 5 Proc. der Lohnsumme auSmacheii, ihre Arbeit nicht vollenden konnten, oder aus Mangel an Gewinn ihre Be- triebSthätigkeit alsbald einstclltcn, was leider nur unerwünscht sein kann. * Man schreibt der „Schles. Ztg.: „Der Siebener- AuS schuß, der zur Berathuug einer Reform deS preußischen oheren UntrrrichtSwescnS bernfenen Commissvn, al von den ihm seiner Zeit vorgclegten Fragen nur noch die Lehrerbildungsfrage zu erledigen. Wie es hrißt, dürste er zur Behandlung derselbe» nach Neujahr zw samnicnberufkn werden. Die Acten über die gcsammte bisherige Thätigkeit des Ausschusses liegen seit ge- Grund derselben eine umfassende Denkschrift (nicht blotz über die neuen Lehrpläne für die höheren UnterrichtSanstalten, wie kürzlich an dieser Stelle mitgethcill wurde) Herstellen neuerliche Aussprache der Vertreter der einzelnen Partei- Verbände nahelegen. Sie könne auch insofern sich nützlich erweisen, als sie der national-liberalen Parteileitung und den Vieser Partei angchörenden Abgeordneten de» Anlaß bieten würde, den stets in der badische» »alional-liberalcn Partei zur Geltung gebrachten und durch die am 0. November 1800 beschlossene Organisation sesigelegtcn Grundsatz der Tecen- tralisation auch jetzt wieder wirksam werden zu lassen. » * « * Die Deratbuna der Handelsverträge hat nun auch im ungarischen Reichstage ihren Anfang genommen. Der volkSwirtbschaftlicke Ausschuß hielt zwei Sitzungen, von denen die erste nahezu fünf Stunden dauerte, um die Vor lagen zu berathen. Die Debatte war sehr inkcrcffant und bewegte sich in folgendem Gedankcngange. DaS Hauptgewicht der jetzigen Vorlage», namentlich des Vertrages mit Deutsch land, sei in den politischen Beziehungen zu suchen. Wieder holt wurde in Worte» wärmster Anerkennnung der Rede Caprivi'S gedacht, vorzüglich jener Stelle, worin der Kanzler sagte, internationale Verträge könnten heutzutage nur mit Zustimmung der Völker erhalten werden. Die Redner be tonten, eS sei widersinnig gewesen, zu verkünden, daß Völker politisch intim sein uno einander doch wirthschastlicb bekämpfen könnten. Die gegenwärtigen Vorlagen bedeuten einen Bruch mit dieser Auffassung. Wirthschasliich befänden sich dieselben allerdings noch ganz im Fahrwaffcr des ZollschuycS; allein die Tbatsachc dürfe dock' nicht unterschätzt werden, daß Tarifver träge überhaupt zu Stande kamen. Mehrere Redner gaben der Ueberzeugung Ausdruck, daß im Laufe der Iadrc »och während der Tauer dieser Verträge die Zollsätze herab gemindert werden würden. Nicht nur bade Deutschland ein Interesse an der wohlfeilen Volksverpflegung, sondern auch andere Verlragsflaatcii würden trachten, die Fesseln dcö Schutz zolles abzuschuttcln. Wenn man die Verträge so betrachte, muffe man billige», daß die ungarische Regierung sie abschtoß, obwohl sie, waö ihren concrctcn Inhalt betreffe, nicht viel An- ur Genuathunng geben. Es sei ein großer Irrtbnin, z» laß zur Genug , , glauben, daß Ungarn durch diese Verträge mehr gewinne al- raumer Zeit dem CultuSminister^ vor, welcher auf jdesterrcich. Denn die Herabsetzung der landwirihschastlicken Zölle sei unbedeutend. Dagegen besitze auch Oeffentlichkeit zu tragen, ohne zugleich Ausgaben zu vcrur sachen, die ans irgend einen neu zu bildende» Titel erst be willigt werden müßten." * Ter Abgeordnete vr. Hammacher ist aus dein Vor stände dcö Vereins für die bergbaulichen Interessen im Ober- BcrgaintSbczirk Dortmund, welchem er 30 Jahre bindurch angchört hat, auSgcschieden, weil er — Hammacher hat seinen Woknsitz jetzt in Berlin — seit langer Zeit den Sitzungen nicht niebr habe beiwohnen können und voraussichtlich auch in diesem Winter in ihnen nicht wieder erscheinen könne. Or. Hammacher führte viele Jahre hindurä, den Vorsitz in jenem Verein, dem die Verwaltungen fast aller Steinkohlcn- grubcn von Westfale» und dem Niederrhcin angchörcn, legte ihn aber vor zwei Jahren nieder, wo die Mehrheit deS Vor standes die von ihm mit den Vertretern der streikenden Berg leute, den sogenannten Kaiserdclcgirten, getroffenen Verein barungen nicht billigte. * Die Handelskammer zu Thorn, welche im Jahre 1885 wegen der vom Deutschen Handelstage damals beliebten Bcbandlung der Getreidezvlle aus dieser Körperschaft aus- geschieden war, ist kürzlich dem Handelstage wieder beigetreten. * Man schreibt nnS auS Weimar vom l3. December: Die Vertheilung der Steuerlasten, der Staats- wie der Gemeinde-Abgaben in unserem Großherzoathum kann eine gereckte durchaus nicht genannt werden und ist deshalb schon seit Jahren Gegenstand lebhafter Erörterung. Jetzt will man nun seitens unserer städtischen Verwaltung den dankenöwcrthcn Versuch machen, die Gemeindesteuern »ach einem anderen System zu erheben. Der bezügliche Antrag lehnt sich im Princip an daS neue preußische Steuergesctz an und bezweckt, daS weniger große Einkommen zu entlasten, daS größere aber mebr zu belasten. Im Weiteren zielt der VerbefferungSantrag dahin, bei den für daS Immobilicnvermögen zu entrichtenden Gemeindesteuern denjenigen Betrag in Abzug zu bringen, der auf die Schuldzinsen entfällt, mit denen der Steuerpflichtige belastet ist. Es ist in der That hob« Zeit, daß nach dieser Richtung etwas geschieht. Einen Besitz von 10VV0 auf dem vielleicht 8000 ^ Schulden ruhen, als einen schulden freien versteuern zu müssen, ist mehr als hart. * Aus Altenburg wird uns vom 13. December ge schrieben: Der Landtag trat gestern zur 4. öffent lichen Sitzung zusammen. Zunächst wurde Vortrag aus der Registrande erstattet, woraus der höchste Erlaß z» erwähne» ist, welcher die Wahl deS Bicevräsidenten Geh RegicrungS- raths, Landraths Gerstenbergk-Roda bestätigt. Bei der Wadl des Ersatzmannes für den LandschaflSvorstand wurde mit allen gegen 7 Stimmen der Abg. Burkhardl-Aliendurg hierzu bestimmt. Der Landtag nahm dann Kenntniß von einem höchsten Erlasse, welcher die Ausführung des Gesetzes über die Invalidität»- und Altersversicherung betraf. Hiernach Kat der Staat für seine Arbeiter bereit- bis zum l. Sep tember 1362 zur VersicherungScaffe gesteuert. Ueber die Petition der Geor. Rinncbach-Altcnburg, um Schutz ihrer verein« „Reform" zu Weimar geschehen, welcher um Errich tung eines MädchengymnasiumS u. A. m. bitte», wenn nicht Abg. Härcher beantragt Kälte, da« Gesuch der Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Infolge dessen ergab sich bei der Abstimmung Stimmengleichbeil und es wird in der nächsten Sitzung noch einmal über diesen Gegenstand ab gestimmt werden muffen. * Wie die „Bad. Nationall. Corresp." vernimmt, ist beabsichtigt, im Lause dcS Monats Januar >892 eine Delc airtenversammlung der badischen national- liberalen Partei einzuberuseu. E» sei nicht zu verkennen, daß die politischen Verhältnisse im Großherzogthum eine — gegen dcfltzc auch Ungarn bereits In dustrien, welche den deutschen Wettbewerb fühlen werden. Außerdem werde die ungarische Hafenstadt Fiume von der bleiben. Allein da dem ungarischen iheit zu fördern, würde eS ihnen schlecht anstebcn, jetzt, wo eine günstige Wendung cintritt, Schwierigkeiten zu bereiten. Derselbe Gedanke wurde der Reihe nach durch den HandclSminislcr und durch die Redner der Regierungspartei, der gemäßigten Opposition »»d der äußersten Linien erörtert, woraus die Vorlage einstimmig angenommcil wurde. * Die jungczcchischcn „MoravSke Lisly" melden, der Abg. Vaschaty habe sich dahin geäußert, daß die Rede, welche er Freitag im Abgeorbiiclenhausc dielt, seine letzte Partamentsrede war. Im Sommer werde er sein Mandat »icdcrlcgcn, da eine Acndcrung in seinen Familirn-Vcrhältnisscn devorstche. * Wie man a»S Nom meldet, hat Naö Mangascha, der Gouverneur deS Tigrö-GebicteS, der mit dem General Gandolsi im Name» König Mcnclik's ei» Uebercinkoniinen zur Sicherung friedlicher Zustände im genannten Gebiete, sowie des Handelsverkehrs zwischen dcmsclbe» und den ita lienischen Besitzungen abgefchlofsen bat, dem italienischen General den Titel eines RaS dcö Tigrv und dem Gencral- stabSchef Oberstlicutenant Nava de» Rang eines Tcgiaschmak verliehen. General Gandolsi nnd Lberstliculciiant Nava wurden sofort mit den Insignien ihrer Würde bekleidet und verließen unter bohen militairischcn Ehrenbezeigungen baS Lager Mangascha'S. * Während der fra »zö fische Conseil-Präsident v. Frey cinet noch am Mittwoch im Senate einen große» rednerischen Erfolg erzielt hatte, ist dem Akademiker v. Frcycinct das Unglück widerfahren, in der sranzvsischcn Akademie alö Redner ein vollständiges Fiaöco zu machen. Als Nachfolger Emile Augier'S in die Acadömic Frantzaise gewählt, war es bei seiner Ausnabinc in diesen berühmten Verband der sranzösischcn Berühmtheiten die Aufgabe deS Herrn v. Frcycinct, eine Lobrede aus seinen Vor aänacr, den berühmten dramatischen Dichter zu halten. Dieser Ausgabe hat er sich in einer Weise erledigt, daß dadurch in den akademischen Kreisen ein form licheS Entsetzen entstanden ist. Die Rede de« neue» Akademiker- wird in einer äußerst abfälligen Weise bc urtheilt, und es wird Herrn von Frcycinct vorgeworsen, nicht die blasse Ahnung von den Erfordernissen einer i.IinrAoguo ncackemilfuc;" zu haben. Er habe gesprochen wie ein parlamentarischer Redner, von dein man keinen „Styl" verlangen und dem alle Gemeinplätze gestattet seien. Auch seine ganze Bcurtheilung dcS Dichters Augicr wird für vollständig verfehlt erklärt. Kurz, ein literarisches FiaSco sonder Gleichen. * In Kurzem wird der schwedische Reichstag zu sammcntreten und als eine der Hauxtausgadcn sich mit den Getreidezöllcn zu beschäftigen habe», deren Herabsetzung die Neaierung dem Reichstage vorzuschlagcn gedenkt. Wobt mehr der Noth gehorchend als dem eignen Drang sicht sich da» Ministerium angesichts der in den massenhaft >m Lande abgc haltenen Protestvcrsainnilungen zum AuStrucke gelangten Eni rüstung gegen die Nabrungsmittelzölle und angesichts der Tkat sache, daß die Getrcitcpreisc seit Beginn der Schutzzölle böber sind als vorher, zu einem solchen Schritte genöthigt StaatS- ministcr Boström, der Ehcf dcS schwedischen Ministeriums, war bekanntlich vor seiner am 10. Jul! d. I. erfolgte» Berufung auf den Ministerposlen das Haupt der Protec tionisten in der zweiten Kammer, und die Sckutzzöllncr sehen natürlich in ihm die Verkörperung ihrer Wünsche Es entbehrt einen Abtrünnigen nennen. Daß aber auck König Oskar selbst die augenbticklicke Lage zu würdigen weiß und «in starre« Festhalten an den Getreidezöllcn nickt billigt, ging auS der s. Z. einer Deputation der Arbeitslosen gegebenen Antwort, in welcher er sich gewissermaßen als Freihändler bekannte, hervor. * DaS Petersburger lutherische Gcneralcon- istorium batte die Ertanbniß erhalten, Spende» für die Nothlcideiiden in Rußland zu sammeln und durch tie lulycri- scken Geistlichen in den Provinzen, wo jene zu den Noth- slantSauSschüsscn gehörten, vcrlhcilcn zu lasse». Da diese Pastoren vprtraucnSwcrthc Persönlichkeiten waren, so stoffen die Spenden gerade nack dieser Seite bin reichlich. Jetzt ist dcnsclbcn, wie der „K. Z." auS Petersburg tclcgrapbirt wird, diese Thätigkeit verböte». Spenden dürfen nur noch durch die CeuIralregicrungScomiiiission zur Vertheilung gebracht werden. * AuS Sbangbai wirk gemeldet, daß der Hasen von Tientsin zugefroren ist. — Wie ferner gcinclkel wird, dringen die kaiserliche» Truppe» siegreich vor, doch solle» noch Ver stärkungen nackgesandl werten. Die Missionen socken außer Gefahr sein. Wie eS beißt, bat General Tfao eine Truppe von 5000 Rebellen geschlagen und deren Anführer, einen Lainapricstcr, gefangen genommen. Die Rebellen prcclamircu die Wictcrciiiictznng der Ming-Dynastie. einst so eifrig für besten Durchführung gekämpft hat Denn der Plan einer Herabsetzung der Zolle dürste Boström zuzuschrccben sein, der bei der gegenwärtigen Lage der Sache einen Frontwechsel sllrö Klügste halt; die Ullraprotectionisten freilich werden möglicherweise den Chrs de- Ministerium» Mlitairisches. »15. Wie a»S dem Militair-Etot hervoraeht, ist die Festung Rastakt zur Auslassung bestimmt worden. Seit dem Jahre besaß Preußen das Kesatz»»gsrecht der in Folge der sranzosischen Kriegsdrohungen in de» Jahren Ik!40 -1848 vom Teulichen Bunde errichlele» Festung und üble dasselbe bis mit dem Jahre I8«h> aus, von weichem Ieilpunci ab Rastalt durch badische Truppe» besetzt wurde. Im November 187«> „ach Abschluß der Pülitair-llvuveiitivn i»it Bade» übernahm Preuße» wieder die Fürsorge sur die Festung Rastatt »ater Vorbehalt der badischen Laudeshvheit. Ter urfprüug. liche Zweck Rastatt«, dessen Beseitigung gleichzeitig mit der von Nim aus der im Jahre >815 von Frankreich gezahlten Kriegsentschädigung bestritte» wurde, war der einer sich bei dem nur 6 Meilen enisernleu Slraßburg, dem damalige» AussailSthor Frankreichs gegen Deutschland sammelnden und in der oberen Rhein- ebene nach Norde» vvrdringendcn sraiizöstschcn Armee den Weg nach dein Main zu verlegen, wie auch im Vereine mit der benachbarten Festung KcrmerShcim einem den Rhein zwischen beide» Festungen überschreitenden sranzösischeu Heere ein Vordringen durch die Schwarz- walds-Plisjc in der Gegend von Psorzhclm zu erschweren. Ferner besaß Rastatt eine erhebliche Bedeutung als Tcpvtplatz für eine offensiv gegen Frankreich operirende Armee. Durch die immer mehr wachlende LeistniigSsähigkeit der Artillerie ist aber der mili- tairische Wenh Rastatts, da von mehreren Seiten bcträchlliche Waldungen und aus der Oslleile die Abhänge deS EchwarzwalbeS an de» Platz heranirelen, wesentlich heraogemiudert worden. Auch alS Tepolplatz hat eS seine Wichtigkeit verlöre», seitdem daS in deutsche Hände ubergegangene Slrnßbur g z» einem Wasse»- platze erste» Ranges erweitert und verstärkt wurde und damit die früher Raslall zugetheilte Rolle, ein Vordringen iranzvsischer Heeres- inaffen über de» Rhein z» hindern. we>e»IIich besser auszu>..l,re» im Stande ist. Tie Festung Rastatt ist somit heule für das deutsche Reich ohne Werlh nnd es eruheutt weil vorlheihaster, die au» ibren Umcr- hall verwandlcn Mittel tuiislig aus de» tti der Verstärlung und Erweiterung begriffene» Rhen,schütz „Neu-Brcisach " zu verwende», ui» gegenüber Belsort, dem Aussallslhor Frankreichs gegen Süd- Teullchlaiid i» der Nähe der Grenze einen genügend geräumige» und gesicherten UebergangSpunct über de» Rl>ei» siir die süddeutschen Truppe» zu gewinne», welche im Falle eines Krieges aus den süd lichen Bahnstrecken hier versammelt, daS User zu wechseln haben würden. Neu-Breisach liegt nur 3 Tageinärsche vvn Brlsvrt entfernt und in nächster Nähe einer beträchtlichen Anzahl sranzvsiicher Gar nisonen. Da eö selbst bisher nicht besonders stark bescstigt und besetzt war, mußte eS bei Ausbruch eines Krieges zu einem raschen Anfall heraussordern. Ei» solcher wäre »ock, unterstützt worden durch die in letzter Zeit fortgeschrittene Etttwickelung des südstaiizö- sischen Eisenbahnnetzes, in Folge deren z. Z. nicht weniger wie sechs zweigleisige und zwei der Vollendung sich nähernde eingleisige aus dem Innern Frankreichs komiuende Bahnlinien i» dem Gelände zwischen Belsort, Besvul und Epinal ausmüiide». Tie in der Ictzten Zeit anaeordiiete Erweiterung der Befestigungen vo» Belsort in offensivem Sinne, läßt daraus schließen, daß Frankreich im Falle eines Krieges, beschützt durch den Vertheidigungs-Wall der Bogest» und seiner zahlreichen Sperr- und Lagcrdesestigungen an der Ostgrenze, »inen Vorstoß vo» Belsort auS über den oberen Rhein gegen Süddeutschland plane. In diesem Falle mußte es aber sur die sranzösijchc Heeresleitung vo» höchstem Werthe sein, möglichst rasch in den Besitz eines verhättnißmäßig leicht zu nehmenden, befestigten Rheinübergaiige« zu gelange., und als solcher konitte in erster Linie bei seiner bisherigen Beschaffenheit derienige von Neu-Breisach erscheine». Mit der in Angriff genommenen Verstärkung dieser Festung durch die Forts bei Abgosheim und Biesdeim wird die Festung Neu-Brcisach in den Sland gesetzt, allen Niiforderungen zu ent spreche», die an einen geräumige» und starken Strombrückenkopf z» stelle» sind. Tie Nähe der starken Garnison vo» Belsort und der französischen Bogestn-Garnlsone», wird hinsichtlich der nur ein Infanterie Bataillons eine Fufi-Ariillerie-Eompagnie und eine Feld Ariillerie-Ablhcituiig zählende» Besatzung Neu-BreisachS, sowie der schwächeren deutsche» Truppen-TiSlocation an dieser Stelle der Grenze, da die Werke von Breisach so wesentlich verstärkt werden, keine Besorgni'iie »lehr zu erregen vermögen. Um sv.mcniger alS wie in wohluiilerrichtcle» Kreisen verlautet, die Absicht einer t heilrveisen Verschiebung der seit I. AprillkitO nachEolmar verlegten Iäaer- bataillone »Nr. 4, 10, 14» nach Münster, dicht a» der fran zösische» Grenze, und zwar zwischen letzterem und Breisach gelegenen vorliegt. Dieser Plan dürste durch den Umstand eine Be schleunigung erfahren, daß sttt dem 5. November ein französisches Balalllon von Epinal nach den bekannte», bei Gerardmer vo» Bonlanger erbauten Baracke«, vorgeschoben worden ist und sich letzt also ln nächster Nähe der „Schlucht", eines der wichtigsten nach Breisach führenden Bvgestn-Posse, befindet. Ncu-Breijach wird künftighin nächst Straßburg den kräftigsten Schutz- und Stützpunct Süd- Deutschlands bilden. * TaS Postenstehen mit Lein Tornister auf dem Rücken in Frankreich, welches durch die neu ausgegedenc Garnison- Tieiislvorschnst von Neuem zur allgemeine» Regel ge,nacht worden, ist ein im sranzösischeu Heere altherkömmlicher Brauch. Alle Schild- wachen unier Napoleon l., unter der Restauration und sogar unter der nachsichtigen Regierung Ludwig Philipp S standen so, ohne das, die betreffende Anordnung aus reglemenlarilcher Festsetzung beruht hätte. Letztere erging erst unter Napoleon III. im Jahre 1863 durch den KriegSminisler Marschall Randon. Ausgenommen von der Regel waren die kaiserliche Garde, die Ehrenposten »nd die osten in den Tuilerien. des Senates und des gesetzgebenden Körpers, ach dem Kriege von 1870/71 gericth die Vorschrift »ach unv nach
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