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Dresdner Journal : 21.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-05
- Tag1887-05-21
- Monat1887-05
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1887
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V115 I» ! TLKrUol»; .... 1» Sävk. L KO kk. Lü»«Io« ^lmuii«rv: IV kk. L»»»«rk«lk ä» ä«v licken Lslek«, tritt ko«-- ooä 8towp«l,o»ekl»8 kioru. ^Lltüoälxoox»x«dktkr«o r kür äso L»an> einer sE«P^It«llSv 2«il« kleiner Sekritt SO kk. Unter „L»n^«e»n6t" äis 2ells bv kk. Lei D»k«U«o- nnä 2iSorn»«tr entepr. ^ukickl»^. Lrivkolneor Hillel» mit itnmmtune äer 8onn- rmä keierls^o »d-nä«. korn«prvck-^n»cklu«»r Xr. 12-S. 1887 Sonnabend, den 21. Mai, abends. DreMerMmnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Runstgeschichte. L-neNm» ro» Lnk0nätUMi»x«» «lUM-rt», I.«lp»ix: H. Lrart^tetetier-, OoinlnieeionLr äs« Dreeclner ^oorrmle; Nemdnr^ - LerUn -Vien - I^1p»iA Leeel-Lreelen-rrenkNtrt ». U.: //aaeeruit«»«, <k ko-t«',' LerUn-Vien-Semdnrx- kr»^ - l,«»i>»i^ - rrenkknrt e. U.-ULnek«n: äckoE,- r»ri, -L<>näo»-L«rUo -er»nLfllrt ». M. - »tntt^erl: Do«k« F Co.LerUn: SvrUte: äkMer« ^«ck/otAer/ Uennoeer: t,'. Lc^Seet«',- LeU» ». >.: F. Laheit <e LÄ. llentu^ebor r Lorüsl. kipectttion äs« Oroeäoor ^onrruü», Oreetien, ^vinjseretr. tio. SO. kerneprvck-^Lseklu«: lir. 12Sb. Amtlicher Leit Dresden, 16. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den KreiShauptmann von Koppenfels zu Dresden mit dem Vorsitze in dem LentralauSschusse des unter Allerhöchstem Protektorate stehenden Vereins zur Fürsorge für die auS den Straf« und Besserungsanstalten Entlassenen zu beauf tragen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Wien, 2V. Mai. <W. T. B.) Der Prinz- Regent Luitpold von Bayern stattete im Laufe deS heutigen Vormittags sämtlichen hier weilenden Erzherzogen Besuche ab, welche dieselben nach mittags erwiderten. Um 1 Uhr wurde der Prinz- Regent vom Kaiser empfangen. Paris, 21. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Mehrere Munizipslräte, darunter der von Lyon, RenueS, Montpellier und Puy beschlossen, Grevy zu ersuchen, Boulanger beizubehalten. Gr^vy konferierte gestern abend mit Ferry und Raynal. Er wird bente mit mehreren anderen Persönlich keiten konferieren, bevor er jemand mit der Ka binettsbildung beauftragt. Die „R^publique fran- ^aise" tadelt Clemenceau, daß er durch seine Hal tung Freycivet von der Kabinettsbildung abgebalten habe und hofft, Areycinet werde seinen Entschluß zurücknehmen. Rom, 21. Mai 1887. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern früh fand in Ventimiglia (italienischer Hafenort an der Riviera) rin heftiges, wellen förmiges Erdbeben statt. Die Bevölkerung flüch tete in dir während deS letzten Erdbebens errich- teten Baracken. London, 21.Mai 1887. (Tel.d.DreSdn.Journ) Die gestern abgehaltene Konferenz der liberal-uvio- uistischen Abgeordneten ermächtigte Hartingtov, die Regierung zu verständigen, daß die liberal-unio- nistrsche Partei sich einllimmig gegen jenen Artikel der irischen StrafrechtSvill entschieden habe, wonach die Verlegung gewisser Prozesse von Irland nach England erfolgen kann. St. Petersburg, 21. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Regierungsanzeiger meldet, daß gestern daS Todesurteil an Generaloff, Andrejusch- koff, Osfipanoff, Schewyreff und Uljaneff vollzogen worden ist. Bukarest, 20. Mai. (W.T.B.) Der König und die Königin find heute nachmittags von Si- naja hier eingetroffen, um der Frier deS Jahres tages der Krönung beizuwohuev. Dresden, 21. Mai. Zur Arbeiterbewegung in Belgien. Drahtnachrichten und Briefe bestätigen, daß der Strike der belgischen Kohlenarbeiter große Verhältnisse angenommen hat. Selbst die fleißigen, einsichtsvollen m.d friedlichen Arbeiter des Mittelbeckens (centre) haben sich der Bewegung angeschlossen. Versamm lungen, in welchen leidenschaftliche, mit Gewalt droh ende Reden gehalten werden, finden statt, Fenster scheiben werden eingeworfen und bereits ist, wo die Bürgergarden nicht ausreichen, Linienmilitär zur Wiederherstellung der gestörten Ruhe zu Hilfe gerufen worden. Man braucht nicht nach den Urhebern dieser Un ruhen zu suchen. Die Ursache der Friedensstörungen liegt in den Verhältnissen selbst. Belgien ist daS am dichtesten bevölkerte Land Europas. In Folge dieser immer mehr wachsenden Bevölkerung giebt sich ein immer größeres Sinken der Löhne zu erkennen. Man machte daher schon die verschiedensten Vorschläge zu einer Besserung; man hat z. B. die Auswanderung vorgeschlagen, aber mit Recht wendet man dagegen ein, daß an Stelle der ausgewanderten Proletarier andere und zwar schlimmere sich ansiedeln werden. Die Arbeiter unruhen in Belgien liegen in den Verhältnissen, da her kehren sie in beinahe regelmäßigen Zeiträumen wieder. Daß bei einem täglichen Lohn von 2 Frcs. 25 Centimes und einer gewissenlosen Ausbeutuna der Arbeitskraft von Frauen und Kindern vielfacher Zünd stoff vorhanden ist, durch welchen die Anstifter von Unruhen leichtes Spiel haben, muß jedermann ein leuchten. Die Brüder DäSfuisseaux, welche die Seele der Bewegung sind, hatten daher leichtes Spiel. Er freulich ist nur das Eine, daß die gegenwärtige Be wegung nicht von der gesamten Arbeiterschaft ausgeht. Daß eine Spaltung besteht, ersieht man daraus, daß derjenige Arbeiterführer, welchem die belgischen Arbeiter wirklich zweckmäßige Umgestaltungen ihrer Verhältnisse, Errichtung gemeinsamer Speisehäuser, Konsumvereinen und Krankenkassen verdanken, Anseele, sich von der Be wegung zurückhält. Besonders große Bedenken erwecken die jetzigen Ereignisse, wenn man die Zusammensetzung der bel gischen Armee prüft. Belgien hat keine allgemeine Wehrpflicht, seine Armee ergänzt sich aus Proletariern. Die Rekrutierung in Belgien beruht auf der Los ziehung. Wer eine hohe Nummer zieht, ist dauernd frei, wer eine niedere Nummer zieht, kann sich durch Erlegung von 1600 Frcs. loskaufen. Infolge dieses Umstandes fehlen die intelligenten und besitzenden Kreise im belgischen Heere gänzlich. „Die Armee", sagt das „Deutsche Tagbl.", „ist nicht die Waffenschule der Nation, sondern des Proletariats, und sie kennt nichts von jener Annäherung der Stände, wie sie z. B. in Deutschland durch das Heer und durch den gemeinsamen Ehrendienst für das Vaterland herbei geführt wird. König Leopold hat infolge dessen wie derholt dringend tue Einführung der allgemeinen Wehrpflicht befürwortet, aber die beiden großen poli tischen Parteien, in deren Widerspirl das politische Leben des Landes bisher aufgeht, die Klerikalen und die Liberalen wollen nichts davon wissen. Die Kle rikalen nicht, weil durch die allgemeine Wehrpflicht der Staat zu viel Macht über die Gemüter gewinnen könnte, namentlich wenn, wie vorauszusehen, die all gemeine Schulpflicht alsbald darauf folgte; die Libe ralen, wenigstens zum großen Teil, nicht, weil sie die Unpopularität einer solchen Maßregel nicht auf sich nehmen, nicht ihre politischen Gegner dadurch stärken wollen." „Diesen Patteiinteressen ist und bleibt die Existenz frage Belgiens untergeordnet, denn um nichts Ge ringeres handelt eS sich. Nach außen wie nach innen. Nach außen — hat Hr. Thiers schon im Jahre 1872, als er eben die französische Armee aus der Hand Deutschlands zurückempfangen hatte, bei der Begrün dung seines Militärgesetzes auf der Tribüne der Nationalversammlung erklärt, „daß im nächsten Kriege der Weg der französischen Heere durch Belgien führen werde;" die heute in Frankreich leitende Strömung steht solchem Gedanken sicherlich noch näher. Was die innere Seite der Frage anbelangt, so genügt der Bericht des Generals van der Smissen und der Vor gang in Charleroi. Trotzdem hat die Kammer im Dezember einen Antrag auf den allgemeinen Militär dienst wieder abgelehnt." „Die Kammern waren am 9. November eröffnet worden. Die Thronrede verhieß eine Reihe sozialer Reformen, bis heute ist noch nicht einmal ein Gesetz entwurf vorgelegt, ja, wie man behauptet, noch nicht einmal mit der Ausarbeitung eines solchen begonnen worden! Budgetdebatten und Parteikämpfe über die Maasbefestigung und die Heeresverstärkung haben die seitdem verflossenen sechs Monate ausgefüllt. Kem Wunder, wenn da die sozialistische Flut höher und höher steigt und die Votierung des Gesetzes über die Vieh- und Fleischzölle den Agitatoren einen ergiebigen Anlaß zu einer neuen allgemeinen Streikebewegungbietet. Für jedermann erkennbar war die Leitung der Mafien ohnehin in den letzten Monaten aus den Händen des sozialistischen „Generalrats" in die einiger anarchisti scher Führer hinübergeglitten, welche, wie Defuisseaux, Nalders, Anseele u. s. w. offen an die Gewalt appe- lieren, während die Liberalen nichts Besseres zu thun wissen, als auS Parteihaß gegen die Klerikalen zur Erschütterung deSKönigtumS,welches dochauch in Belgien der feste Punkt der öffentlichen Ordnung sein sollte, auch ihrerseits nach Möglichkeit beizutragen. So ist dies noch am 3. Oktober von Seiten fast aller libe ralen Vereine des Landes zu Namur geschehen, wo sie dem wegen einer den König verhöhnenden Rede abgesetzten Schöffen Rouvaux großartige Huldigungen darbrachten. (Rouvaux hatte auf einen, „Bankett der liberalen Elementarschullehrer" in beißenden, Spott und unter lebhaftestem Beifall der. Könige die Schuld an der massenhaften Lehrerabsetzung, auf Grund des klerikalen Schulgesetzes beigemessen.)" „Die Situation für Belgien ist nicht ohne Gefahr, es befindet sich in einer Lage, die leicht zu einer Probe für seine Existenz werden kann. Von Seiten der Kirche ist, obwohl das Ministerium klerikal ist und in der Kammer 98 klerikale Deputierte 40 liberalen gegen überstehen, bisher so gut wie nichts geschehen, um einen mäßigenden Einfluß auf die Massen zu gewinnen oder zu üben; jetzt möchte es dazu zu spät sein. Auch nach dieser Seite hin sind die belgischen Vorgänge lehrreich und zu ernsten Betrachtungen auffordernd." Tagtsgeschlchte. Dresden, 21. Mai. Der Geh Rat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten v. Watzdorf ist nach beendigter Kur auS Karlsbad wieder hier eingetroffen. * Berlin, 20. Mai. Se. Majestät der Kaiser derrkvte den gestrigen HimmelfahrtStag in stiller Zu- rückgerogenheit. Am heutigen Vormittage ließ Se. Majestät sich die regelmäßigen Vorträge halten und begab sich darauf in Begleitung des Flügeladjutanten Major- v. Bülow in einer vierspännigen Hofequipage nach dem Kreuzberge und besichtigte die kombinierte 4. Gardeinfanteriebrigade, bestehend aus dem Kaiser Franz Gardegrenadierregiment Nr. 2 und dem 3. Garderegiment zu Fuß, unter Kommando des Generalmajors v. Kropff. Nach der Besichtigung nahm Se. Majestät der Kaiser auf dem Exerzierplatz militärische Meldungen entgegen und kehrte darauf wieder nach dem König!. Palais zurück. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin von Baden wohnte gestern vormittag dem Gottesdienste in der Kapelle der Diakonissenanstalt „Bethanien" bei. Nach der Rückkehr erteilte dieselbe im Königl. Palais einige Audienzen. Wie die „N. Pr. Ztg." vernimmt, ist Kontre- admiral v. Blanc, unter Beförderung zum Vice admiral, zum Ches der Marinestation der Ostsee er nannt, Kapitän z. S v. Kall zum Kontreadmiral und Korvettenkapitän Barandon zum Kapitän z. S. befördert worden. Der Bundesrat stimmte in feiner heutigen Sitzung dem Anträge Preußens, betreffend die Anord ¬ nungen auf Grund des 8 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemo kratie für die Stadt Spremberg zu und genehmigte den Ausschußbericht, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung des Zuckers. Nach den „Berl. Pol. Nachr." gelangte die letztere Vorlage im Plenum unverändert zur Annahme. Die Vorlage geht noch heute abend an den Reichstag und dieser wird somit sicherlich in der Lage sein, noch bevor er Pfingstferien macht, die erste Lesung vorzunehmen. Die Kommission des Herrenhauses, welcher der die evangelische Landeskirche betreffende Antrag des Hrn. v. Kleist-Retzow überwiesen war, hat ihre Arbeiten am 26. März begonnen, den Bericht jedoch erst am 13. Mai, einen Tag vor dem Schlüsse deS Landtags, festgestellt, so daß derselbe im Plenum zur Beratung nicht mehr gelangen konnte. Die Kommission beschloß, dem Hause die Annahme eines Gesetzentwurfs zu empfehlen, der im wesentlichen den von Hrn. v. Kleist- Retzow gemachten Vorschlägen entspricht und schlug bezüglich der DotationSfrage dem Hause folgende Resolution vor: „Die Königl. Staatsregierung zu ersuchen, sie möge da hin wirken, daß der evangelischen Kirche die für ihre dringen den Bedürfnisse, namentlich zur Begründung neuer Parochien und zum Baue neuer Kirchen, zur Herstellung kirchlicher Seminare und zur Einführung von Vikariaten, zur Ablösung der Stolgebühren, zur entsprechenden Ausübung dct Kirchen regiments und zur dauernden Bestreitung eines ausreichenden Einkommens, sowie einer entsprechenden Unterstützung der Geistlichen und nach deren Tode zur Unterstützung ihrer An gehörigen notwendigen Mittel gewährt werden und zwar in dem Matze, datz die zu gewährenden Mittel zu denen, welche die römisch-katholische Kirche vom Staate empfängt, fortan etwa in dem Verhältnisse der Seelenzahl beider Kirchen stehen, und daß sie nicht blos durch jährliche Etatsbewillia- ungen, sondern auf Grundlage eines Staatsgesetzes festgestellt werden." S. M. Fahrzeug „Loreley", Kommandant Kapitän lieutenant Frhr. v. Lyncker, ist am 17. Mai im Piräus eingetroffen und beabsichtigt jetzt wieder in See zu gehen. S. M. Kreuzer „Nautilus", Kommandant Kapitän lieutenant v. Hoven, ist am 18. Mai in Hongkong eingetroffen und beabsichtigte gestern in See zu gehen. Wien, 20. Mai. Heute früh traf hier der Prinzregent Luitpold von Bayern ein und wurde auf dem Bahnhofe durch den eben auS Ischl an gekommenen Kaiser, welcher die bayerische Uniform trug, und durch seine Schwester, die Großherzogin Adelgunde von Toscana, empfangen. Eine offizielle Begrüßung war auf besonderen Wunsch des Gaste- unterblieben — Fast um dieselbe Zeit traf die Kö nigin von Dänemark hier ein. Ihre Majestät reist im strengsten Inkognito, weshalb jeder Empfang und jede Begrüßung unterblieb. Die Reife der Königin hängt bekanntlich mit der Erkrankung ihrer Tochter, der Herzogin Thyra v. Cumberland, zusammen. — Der Tschechenklub des Reichsrates ist wieder auferstanden. Am gestrigen Feiertage fand die Ver sammlung statt, in welcher vr. Rieger die neuen Statuten vorlas, welche insgesamt angenommen wur den. Zum Vorstande wurden vr. Rieger, Richard Graf Clam Martinis und l)r. v. Meznik bestellt. Die ganze Aktion stellt sich immer deutlicher als eine Maß regelung des Or. Gregr heraus; denn von den aus geschlossenen 5 jungtschechischen Mitgliedern dürften alle mit Ausnahme Gregr- wieder in den Klubverband ausgenommen werden, und Gregr selbst wird unter solchen Umständen früher oder später klein beigeben. Die Rekonstruktion des Tschechenklub vertiert demnach fast alle politische Bedeutung. — Heute beriet da- Abgeordnetenhaus den Etat des Handelsmini steriums. Handelsminister Marquis v. Bacquehem beantwortete eine Interpellation über die Vertrags verhandlungen mit Rumänien dahin, daß dieselben einerseits durch die Forderungen Rumäniens in der Veterinärfrage und andererseits durch die von Öfter« Feuilleton. Im Urwald. Drnsilianifche Erzählung von B Riedel-Ahrens. (Fortfetzung.) „Nun ich denke, wenn nicht Naturgewalten es ver hindern, werden wir heute über vier Wochen in der Kirche Virgem Santa zu S. Anna getraut; Sie ver lassen sicherlich auch ber dieser Gelegenheit Ihre Ein samkeit, und kommen zu unserem Feste, Senhor 7" „Vielleicht! Ich gestehe, diese Verbindung mit Ihnen, Senhor, würde meiner Nichte sehr zur Ehre gereichen; es ist, wie man so sagt, eine ausgezeichnete Partie, den äußeren Verhältnissen nach. Aber, und hier komme ich auf den Punkt, um dessen willen ich mit Ihnen zu reden wünschte, Serena steht meinem Herzen sehr nahe, ich möchte sie vor allem glücklich wissen; darum bitte ich Nachsicht zu üben, wenn ich Ihrer Ansicht nach in der Sorge für meine Nichte ein wenig weit zu gehen scheine.- Vizente suchte die innere Ungeduld zu verbergen, indem er eifrig an der Spitze seine- glänzend schwar zen Schnurrbartes drehte „Bitte, sagen Sie mir offen Ihre Meinung", bemerkte er kalt. „Sie wissen, Senhor, ich lebte viele Jahre in der Hauptstadt. Da erfuhr ich, daß wir Leute des Ur walds aar manches lernen können von den Fremden; eine- aber hat mir ganz besonders gefallen! Näm lich, wenn e- sich um die entscheidende Frage der Heirat eine- jungen Mädchens handelt, läßt man auch ihre Wahl und Stimme gelten, man bindet sie nicht ungefragt an einen Mann, der ihr unbekannt ist, von dem sie gar nicht weiß, ob er jemals im stände fein wird, ihre Liebe und Achtung zu erwerben, wo von doch das wahre Glück der Ehe abhängt!" Vizente Barroso rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her; von Zeit zu Zeit ließ er einen raschen, stechenden Blick über daS ruhige Antlitz RamiroS gleiten, und zwischen den schwarzen Brauen, auf der kühn zurückweichenden Stirn zeigte sich eine finstere Falte, welche anzudeuten schien, daß er dieser Ein leitung seines Wittes keineswegs zustimme. „Hm", entgegnete er mit einer jener brüsken Hand bewegungen, voll Anmut und Selbstbewußtsein, die seine lebhafte Sprechweise zu begleiten pflegten, „allen Respekt vor den Erfahrungen Ihres Alters, Senhor, ich meine indessen, was wir Jüngern von unsern braven Vorfahren ererbt an Sitten und Gesetz, daS können wir auf Treu und Glauben auch für uns an wenden Wie ich gesehen, haben bis dahin die Frem den unsern Landsleuten sehr viel Gutes, aber auch manches Schlechte gebracht! Wa» mich betrifft, so bin und bleibe ich von ganzer Seele ein Mineiro, ich bin stolz, ein solcher zu sein, mögen die Fremden mit ihrem weiten Gewissen und ihrer schlaffen, verkom menen Moral mir vom Leibe bleiben! Aber", unter brach er sich kurz, „waS haben diese Sachen mit dem, was Sie mir mitteilen wollten, zu thun, Senhor Ra miro? Sie werden mir verzechen, w«n ich etwa- ungeduldig bin, den Weg nach MattinoS Hause fott- zusetzen." „Das verstehe ich, doch die Frage, um welche es sich hier handelt, Ist so wichtig, daß Sie sich schon ein wenig gedulden müssen. Sie wissen, als der Onkel und einziger näherer Verwandter Serenas, steht mir das Recht zu, mich ein wenig um die Angelegenheiten meiner Nichte zu kümmern " Vizente verneigte sich zustimmend „Sie sehen mich äußerst gespannt! Ist etwas vorgefallen in dem Hause meiner Braut?" „Ehe ich antworte, sagen Sie mir das Eine, Senhor Vizente. Haben Sie, nachdem Ihnen Mar tinos die Hand Serenas zugesprochen, dieselbe gefragt, ob sie Neigung für Sie empfindet und mit Freudig keit in Ihnen den künftigen Gatten begrüßt?" Senhor Vizente fuhr empor, als habe ihn eine Schlange gestochen. „Was bedeutet daS?^ fragte er heftig. Hierauf sich besinnend, zu wem er spreche, fügte er ruhiger hinzu: „Dazu kam es nicht. Auf einer längern Tour nach Santa Rosa ruhte ich einige Tage in Senhor Martinos Hause aus und sah Serena, die mir gleich beim ersten Anblick ausnehmend gefiel. Sie hatte es mir förmlich angethan mit ihrem bild hübschen Gesichtchen, ich mußte sie mein nennen auf alle Fälle. Da meine Absichten selbstverständlich die eines rechtschaffenen Mannes waren , sprach ich gleich darauf mit ihrem Vater; er hieß mich als Schwieger sohn willkommen, warum auch nicht? Ich bin der Erbe eines ansehnlichen Vermögens, stehe bereits auf eigenen Füßen, auch ist mein Ruf tadellos." „Und Serena, war sagte sie?" fragte Ramiro ge lassen. „Senhor," fuhr Vizente mit sichtbar zunehmender Ungeduld fott, „wenn Ich dem Vater willkommen war, mußte ich e» wohl auch der Tochter sein, wenigstens ist eS von jeher so gewesen, daß die Töchter sich in schweigendem Gehorsam den verständigen Anforderungen der Eltern fügen! In der That, es kommt mir vor, al- hielten Sie es für ein Unglück, wenn Ihre Nichte meine Gattin wird!" „Durchaus nicht," erwiderte Ramiro. „Ich würde es nur dann für ein Unglück halten, wenn Serena Sie nicht liebte!" In diesem Augenblick entstellte jenes häßliche, fri- vole Lächeln, das auf Serena so abstoßend gewirkt, die Züge des jungen Mineiro. Ramiro gewahrte es und wandte sich, unangenehm berührt, von ihm ab. Er hatte von neuem einen Einblick in das verwilderte Innere Vizente Barrosos gethan. „Verzeihung," bemerkte dieser, während ein cyni- sches Lächeln der Verachtung um seine vollen Lippen schwebte, „Sie scheinen die Weiber schlecht zu kennen, die haben alle, ohne Ausnahme, nur das Ziel im Auge, einen Mann zu erwischen; ob jung oder alt, häßlich oder hübsch, das ist ganz egal! Ich kann na türlich nicht von Serena Martinos verlangen, daß sie mich heute schon liebt, aber, mein Wort darauf, sie wird mich lieben, sobald wir verheiratet sind, und..." „Und," unterbrach ihn Ramiro scharf, ,wenn es nun nicht so ist, wenn zufällig eine Ausnahme von Ihrer Regel statrfände, wenn Serena nicht glücklich würde; wenn in dem Herzen dieses Mädchens, viel leicht lange ehe Sie gekommen, die Liebe zu einem andern erwacht wäre?" Uber Vizentes Antlitz flog ein fahler Schatten und aus den dunkeln Augen flammte ein Blitz deS Zorne». „Sie haben da etwas geäußert, das mir das Blut in den Kopf treibt," sagte er, sich rasch erhebend. „Ich
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