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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192603221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-03
- Tag1926-03-22
- Monat1926-03
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1926
- Autor
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5^."°.'s Es,«», »atz ich Lies leide. Der »nim^ ?>-a Riesaer G Tageblatt «nd Aureiaer lLtbeblatt und ÄnitiaM. Postscheckkonto: Dresden 1530 Girokaffe Nie?» Nr. L2. «nd Anzeiger «kldedlatt und Anzeiger». Drahtanschrift: Lageviatt Riesa. Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekchmtmachangen der AmtShau-tmannschaft Srohenhaiv. des Amtsgerichts, der AmtSanwattschaft beim Amtsgerichte «nd des Rates der Stadt Riesa, des gixamim'tt Rieio und des HauvtzoUamtS Meitze«. 68. Montag, 22. MSrz lN26, abends. 79. Ialirg. ^Da«E^ie>a«r^ägevlöl7^rschE^eÜeü^Iaü^äbends^^«^hr^mll^ülenähme^er"^önn- und if«firäg«^?ei»«»prei»^rgri^ö>ümts»ayüt«^Nt-^l<l-.l Munai. L Mare durch Boren. Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialirnprcise behalten wir uns da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: sür Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich. Riesa. Vie velreiuiMleier in AM. Der Reichspräsident in Köln. )s Köln, 21. Mürz. Ein strahlender Vorsrlihlingstag, wenn auch kalt, aber klar und sonnig, ist über dem heiligen Köln am deutschen Rhein aufgegangcn. Frühlingsanfang, Befreiungsfcier, Reichspräsidentenbesuch — kein Wunder, daß seit den frühesten Morgenstunden die Strahen der Stadt von tausenden und abertausende« festlich gestimmter Men schen belebt sind. Bereits in der siebente» Stunde zogen Gruppen der spalicrbildrnden Vereine mit Musik und zahl reichen Fahnen durch die Stadt zu ihren Standplätzen. Hunderte und Tausende von Fahnen und Flaggen flattern an den Häusern, von allen Zinne» der vielen Kirchen wehen Fahne». Besonders in der Nähe des Bahnhofs und in den Strahen, durch die Reichspräsident v. Hindenburg auf seiner Fahrt durch die Stadt komme» wird, herrscht eine beäng stigende Fülle. Pünktlich um 9 Uhr 4 Minuten vormittags traf der Svuderzng mit dem Reichspräsidenten auf dem Hauptbahn hof ein. Zn diesen: Augenblick lieh von den Domtürmen die Deutsche Glocke am Rhein, die Petersglocke, ihre eherne Stimme erschallen und kündete weithin der Stadt und der Bevölkerung die Ankunft des hohen Gastes an. In Be gleitung des Reichspräsidenten befanden sich Staatssekretär Dr. Meißner und der Adjutant, Major v. Hindenburg. Gleichzeitig trafen ein: Rcichöjustizmimster und Minister sür die besetzten Gebiete Dr. Marx, RcichswirtschaftSmini- stcr Dr. Curtius, Reichsarbeitsminister Brauns, der preu ßische Ministerpräsident Braun und der preußische Minister für Volkswohlfahrt Hirtsieser. Nach kurzer Begrüßung und nachdem b;r Reichspräsi dent aus den Sünden des Töchterchens des Oberbürger meisters einen Blumenstrauß emgegengenommen hatte, bc- zab sich Reichspräsident von Hindenburg nach dem AuSgange des Bahnhofs, wo ihn die auf dem Domplatz versammelte Menge begeistert zufubelte und spontan das Deutschlandlied anstimmte, dessen erste Strophe der Reichspräsident ent blößten Hauptes anhörte. Dann bestieg der Reichspräsident den Kraftwagen und fuhr unter den brausenden Hochrufen der Menge znm Rcgierungsgcbäude in der Zeughausstraße, wo er Wohnung nahm. Um 9 Uhr 55 begab sich der Herr Reichspräsident, über all wieder lebhaft begrüßt, ins Rathaus, wo er sich in daS Goldene Buch der Stadt Köln cintrug. Hier wurden ihm auch durch den Oberbürgermeister die Mitglieder der Ver waltung und der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt. Um 10 Uhr 41 Min. erfolgte eine Rundfahrt durch die Stadt. Aus den Straßen bildeten das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, die vaterländischen Verbände, die Kriegervereine, dir Beamtenvereine, die Jugendverbände, die Innungen, die Sport- und Turnvcrbände, die Studen tenschaft und die Schnljngend Spalier. Hinter ihnen drängten sich Zehntausend:, die überall dem Reichspräsiden ten stürmisch zujubclten. Die Fahrt ging sodann zu den großen Messehallen im Rheinpark, wo in der Großen Salle um 11 Uhr 15 Min. die vaterländische Kundgebung begann, die gleichzeitig durch Lautsprecher in die Osthalle und in das Freigelände der Messe vermittelt wurde, wo sich au 100 OVO Menschen eingefunden hatten. Der Festakt in der großen Festhalte begann mit einem Orgelvortrag des Domorganistcn Bachem. Sodann trugen der Männergesangvcrein und der Gürzenich-Chor unter Leitung von Professor Abendroth die Bach'sche Kantate «Nun ist das Heil und di« Kraft" vor. Darauf ergriff Oberbürgermeister Dr. Adenauer das Wort zu einer Rede, in der er u. a. folgendes ausführte: Dezember 1918! — Es rieselt vom grauen Himmel! Still hängen die Fahnen in der nassen Luft, Stille liegt auf der am Dome versammelten Menge, ernst und strasf sind die Gesichter der Feldgrauen, Wehmut und Tränen stehen in den Augen der sich um sie Drängenden. Dank- und Ab- schiedSredeu werden gewechselt, das Deutschlandlied ertönt. Dann setzt sich das 371. Regiment in Bewegung: das letzte deutsche Regiment marschiert über den Rhein. Zum Himmel -ringt — Sang und Gebet zugleich —r »Herr mach uns frei!" Am folgenden Tage begann unsere Gefangenschaft, unsere LeidenSzeit: die Engländer kamen. Sie rückten ein mit schmetterndem Spiel, mit wehenden Jahnen — vor denen der Deutsche den Hut zu ziehe» gezwungen wurde —, mit blitzenden Geschützen, mit wundervollen Pferden, sich brüstend in Ueberfülle von Mensch und Material. Uner träglich war der stolze Einzug der Sieger, unerträglich der triumphierende Klang ihrer Musik. Unser Herz krampfte sich zusammen: unser Köln, das heilige Köln war vom Feinde besetzt, auf unserem Rhein, dem deutschen Rhein, die deutsche Flagge gestrichen! , Wir wollen der ehrenhafte» Gesinnung vieler unserer Gegner, dem Versuche manchen Befehlshabers, die Besetzung milder zu gestalten, unsere Anerkennung nicht versagen. Aber: das englische Heer kam aus der Feldschlacht in feind liches Land, verhetzt von einer jahrelangen Propaganda, erstaunt, verwirrt und unsicher durch den so plötzlich einge tretenen, nicht für wahr gehaltenen Zusammenbruch der deutschen Macht. Schwer, unendlich schwer haben wir daher den Jabren 1919 «nd 1929 unter der barten Fanst deS Siegers gelitten: ungezählten Familien bracht« die Unter bringung des 55 Ol« Mann starken Heeres, das die Be satzung allein der Stadt Köln bildete, unerträgliche Last. In Trauer und Treue aber wolle» wir in dieser Stunde vor allem der nicht geringen Zahl von Männern, Frauen und Kinder» gedenken, die ihr Lebe» gelassen habe« unter britischer Besatzung; auch sie sind sür das Vaterland ge storben. Erst als im Lause der Jahre der Engländer uns kennen gelernt hatte, änderten sich langsam und allmählich diese Verhältnisse, aber sie blieben schwer genug. Der Mai 1924 brachte in Frankreich den Umschwung. Es folgten London, Locarno, Genf. Ob der Weg über London, Locarno, Genf zum Wieder aufstieg Deutschlands, ob er zur Befriedung und Wohlfahrt Europas führen wird, nur die Zukunft kann es erweisen. So weit auch die Rückwirkungen von Locarno auf das besetzte Gebiet hinter unfern berechtigten Erwartungen zurückgeblieben sind, das eine steht fest: ohne London, ohne Locarno würden wir diese Feier noch nicht begehen können! Die Räumung der Kölner Zone ist ei« Ereignis von historischer Tragweite. Sie bedeutet die endgültige Ver neinung jener Nheinlaudpläue, die über unser Land unsäg liches Elend gebracht und Europa im Laufe der Zeit mit absoluter Notwendigkeit iu einen neue» Krieg gestürzt haben würde«. Auch an diesem Freudentage vergessen wir nicht, daß so viele Deutsche das köstliche Gut der Freiheit entbehren müssen. Seid versichert, rheinische Landsleute, daß wir Be wohner des befreiten Gebiets uns immer so eng mit Euch verbunden fühlen werden, wie in den vergangenen, gemein sam durchkämpften Jahren, wir werden zu Euch stehen, komme, was kommen mag! Den Vertretern Preußens und des Reiche, den Mit gliedern der Regierungen und der Parlamente, rufe ich ein herzliches, dankerfülltes Willkommen zu. Herrn Reichsministcr Marx insbesondere wird im Rheinland«: die Aufopferung und Sorge, die er als Reichs kanzler der Lage des besetzten Gebiets gerade in dessen schwierigster Zeit bewiesen hat, unvergessen bleiben. Bor allem aber begrübe ich mit ehrerbietiger Freude den erste« Vertreter des deutschen Volkes. I« dankbarer Verehrung heiße ich Sie, Herr Reichspräsident, im Name« der ganzen Bürgerschaft, im Name» des ganze« Rheiulaudes willkommen im freien Köln. Schmerzlich hab«, wir Ihre Anwesenheit entbehre« müsse» bei ««serer Jahrta»seadseier, nm so froher begrüben wir Sie am heutige« Tage in unserer Mitte. Der iubelnde Willkomm»«?, der Jh»e« ans dem Munde ungezählter Tausender heute entgegeuscholl, sagt mehr, als meine Worte vermöge». Er galt nicht allein Ihrer hohe« Würde, er galt auch dem Manne, dem Treue «nd Hingabe an Vaterland «nd Volk i» gute« «»- i» schlechte« Taae« die erste und vornehmste Pflicht ist, dem Herold «nd Künder wahrer Vaterlandsliebe, wahrer Volks gemeinschaft. Hierauf sprach der Preutzische Minister des Innern severiug. Der Minister führte u. a. aus: Der Oberbürgermeister hat eben darauf verwiesen, daß Treue sich nicht nur in guten Tagen zu zeigen hat. Treue zum Lande» zum Reich ist m solchen Tagen keine besondere Tugend. Im Unglück erst erprobt sich der Kämp fer, und die Rheinländer waren Kämpfer. Von 1918 an bis zum 31. Januar 1926, und ich füge hinzu, wenn, was der Himmel verhüten möge, nochmals Prüfungen dem Rheinlande auserlegt werden sollten, die Rheinländer werden auch in Zukunft Kampfer sein, wie sie es bisher waren. Die Rheinländer haben erkannt» daß eine Ab trennung ihrer Provinz von Preußen der erste Schritt der Lösung aus dem deutschen Staatsverband überhaupt wäre. Diese Erkenntnis hat sich ausgewirkt in der tap feren Verteidigung der öffentlichen Gebäude und in der tapferen Verteidigung preußischen und deutschen Bodens gegenüber den Separatisten. Wir wollen den Völkersric- den. Und wenn der Eintritt Deutschlands in den Völker bund dazu notwendig ist, dann wollen wir cintreten. Daß es noch nicht gelungen ist, braucht uns nicht zu bekümmern. Auch der Weg zum Vülkerjrieden und zu einem wahren Völkerbund ist nicht ohne Etappe zu erreichen. Es gibt unter uns viele, die gegen den Völkerbund sind und die ihn bekämpfen, die ihn als unvollkommenes Instrument hinstellcn. Da möchte ich doch sagen: sie haben heute noch recht. Wir könnten uns ui Deutschland heute mit einem viel größeren Neckt über die Vorgänge in Genf mokrcren, wen» wir es sertiggcbracht hätten, die Voraussetzungen sür einen Völkerbund zu schaffen. Der Reichspräsident d. Hindenburg hielt hiernach folgende Ansprache: Hochansehnlichc Festvcrsammlnng! Lassen Sie mich zunächst Ihnen, Herr Oberbürger meister, herzlichst danken für die srcnndlichen Worte des Willkommens, die Sie namens der Stadt Köln an mich ge richtet haben. Ebenso danke ich von Herzen für die warme Begrüßung, die mir auf dem Wege hierher von allen Teilen der Bevölkerung in so reichem Maße zuteil geworden ist. Ich empfinde in de« sreadigc« Zurufen der Kölner Bevöl, kcrnng nnd des Volkes am Rhein nickt ko sehr die Ehrnng meiner Persou als vielmehr das jubelnde uud laute Be kenntnis znm Reich und die Acußcrung der Genugtuung darüber, daß die Rückkehr in die Freiheit hcuie gemeinsam mit de« Vertretern des Reiches und des preußischen Staates, Bayerns, Badens und Otdeudnrgs iu vaterländi- fcher Feier begangen werven kann. To grüße ich denn in dankender Erwiderung für dies Willkommen das Rheinland und insbesondere das »große heilige Köln", die altehrwür dige und machtvolle Stadt, die io viel geschichtliche Erinne rung, so viel Kunst und so viel tarirüftiaen Bürgcrsinn in sich vereint, mit dem Wunsche, daß ihr nach den Jahren der Not und des Niedergangs eine Zurunst beichicöcn sei, die den ruhmreichen Jahren ihrer Vergangenheit ebenbürtig ist. Für jedes Deutschen Herz war cs ein bitteres Gefühl, das urdcutsche Land am Rhein, diese Wiege deutscher Ge schichte und deutschen Volkstums, durch künstliche Schranken körperlich und geistig von uns getrennt in Händen fremder Besatzung zu wisse». Uns allen iss der Nhe^r ein Sinnbild großer deutscher Vergangenheit, ereignisreicher dcurichcr Geschichte. In dem Lande, Las er durchstießt, sehen wir in Erinnerungen aller Art das Spiegelbild des Werdeganges unseres Volke»: Hier wurden die deui'chen .Könige und Kaiser gekürr und gekrönt; hier lebten und wirkten die ersten großen deutschen Meister der Tich.ung, der Malerei und der Baukunst, hier zuerst entfaltete sich freier Bürger sinn zu Selbstverwaltung und Selbstbehauptung im Wirr warr der Zeit. Tieier nalurbegünstigke und kulturgeiät- tigte Boden hat auch der Kämpfe gar viele gesellen: kein Stromgebiet ist mehr umstritten worden als das des Rheines, und mehr als einmal llai dieser Kamps um den Rhein den Werdegang unserer 'Nation beeinflußt. Im Rahmen der Geschickte erscheint der Rhein uns als unser Schicksalsstrom; oft ist er ein leuchtendes Sinnbild deutscher Kraft uud Größe, vir aber auch ein duutlcs Bild deutschen Leides, dann nämlich, wenn unser alter Erbfehler, die Un einigkeit, die deutsche Stärke lähmte. So fühlt sich jeder Deutsche, welchen Stammes er auch «ein mag, in Herz und Gemüt mit dem Rheine eng verbupdcn, und was Ihnen in den letzten Jahren hier geschah, haben wir alle als natio nales Unglück mir Ihnen getragen und in tiefster S«ele mir Ihnen empfunden. Wenn wir, die berufenen Vertreter des Reiches, des preußischen Staates und anderer deutscher Länder mit Ihnen, den Bürgern der Stadt Köln und ihren Güsten auS dem Lande heute hier gemeinsam unsere Freude darüber bekunden wollen, daß nun einem Teile des Rheinlandcs die Freiheit wiedergewonnen wurde, so fordert dock zugleich iu uns mahnend die Erinnerung an das deutsche Leid jüngster Vergangenheit ihr Recht. Schmerzlich bewegt gedenken wir «nserer Brüder im übrigen Teile dieses sonst eine stolze Einheit bildenden Landes, die noch weiterhin die Last fremder Besatzung tragen müssen; wir grüßen sie treuen und dankbaren Herzens in der Hoffnung, auch mit ihnen bald in Freiheit wieder vereint zu sein. Warmen Herzens und in unanölöschlicher Dankbarkeit gedenken wir rn dieser Stunde aller, die in der schwere« Rot der vergangene« Jahre Lebe», Freiheit «»d Heimat Hingaben oder aufS Spiel setzte«, «m nicht dem Vaterland nnd seiner Ehre «ntren zn werden. Auch das soll unvergessen bleiben, daß das Rheinland in Stunden eigener bitterster Not die Reichörcgierung immer wieder gebeten hat, die politischen Entscheidungen ohne Rücksichr auf das besetzte Gebiet nur nach Maßgabe -er Gesamtinteressen des Reiches und im Hinblick auf Deutschlands Zukunft zu treffen. Alle diese Opfer find nicht vergeblich gebracht worden; sie haben der Welt gezeigt, daß das Volk am Rhein fest und unbeugsam seine Volksgemeinschaft behauptet; sic haben die Vater landsliebe deS ganzen Rheinlandes im Feuer der Rot ge stählt und gehärtet, nnd sie haben durch ihre vorbildliche Geschlossenheit in Kampf nnd Gefahr die Einigkeit, die unS allen so not tut, gefördert und gestärkt. In dem schweren Erleben der letzten Jahre hat uns der waffenlose Kamps, den deutsche Männer und Frauen an der Ruhr wie am Rhein um ihr Deutschtum, um ihr Recht und ihre Freiheit kämpften, die tiefe Ilebcrzeugung gegeben, daß Deutschlands Sendung noch nicht erfüllt ist und sei« Weg nicht im Niedergang endet. Wie sie, die diesen Kampf so tapfer bestanden, wollen wir uns alle zu diesem Glauben an deutsche Zukunft bekennen, die das Land am Rhein wieder in Freiheit mit dem übrigen Deutschland kraftvoll vereint. Und weiter lassen Sie uns hoffen, daß das deutsche Volk auch über den inneren Zwist und die Fehde deS Tages hinweg durch einen neuen Geist brüderlichen Verstehens cmporgetragcn werde zur Einigkeit und zu starkem gemein samen Empfinden seines Volkstums. Hierzu beizntrageit wollen wir geloben, indem wir rufen: Deutschland, unser teures Vaterland, es lebe! Hurra! Hurra! Hurra! Im Anschluß hieran sang die Versammlung stehend das Deutschlandlied, woraus von Estor und Orchester oaS Finale mit dem Schlußchor aus Beethovens Neunter Symphonie vorgctragcn wurde. Nach Schluß der Vater- ländische» Kundgebung begab sich der Reichspräsident mit seiner Begleitung nach der Osthalle, wo der Rheinische Sängerbund mehrere Männcrchöre nun Vortrag brachte. Hier hatten sich inzwischen fast 40000 Menschen einge sunken, die durch Uebcrniittlnug eine:- Lautsprechers die in der Großen Halle. abgehaltene vaterländische Kund-- gebung miterlebt hatten. Auch hier wurden die einzelne« Stellen der Reden mit stürmischem Beifall ausgenommen.
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