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Dresdner Nachrichten : 10.11.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187111107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18711110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18711110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-11
- Tag1871-11-10
- Monat1871-11
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.11.1871
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Anserat, »lt Abends a. G-nntaqSk »«« Mittags 12 Udr M«rtenftra4el2; t« Nrii^adk »l» Abend« 3 Uör v»ch» ru ck«r«i —' L." L « ätzler. «r. »»ostergasse ». Luf1aj,e, Epemplare. Auswärtige Annonccn-Auflräge Nr. 314. Stchszehnter Jahrgang. von uns unbekannten Firmen und Personen nebmen wir nur gegen »Bränumerando-Zahlung durch Briesmcirkcn oder Posteinzahlung, au'. I>> Silben kosten > »Ngr. Auswärtige können die .Zahlung auch aus eine Dresdner Firma anweiscn. Dlxp.«l. Mitredaetenr: Theodor Drobisch. »»» Dresden, Freitag, 19. November 1871: Dreöden. 10. November. — Frau Marie Simon zu Dresden ist der Königs. »Kürt- tembcrgische Qlga-Qrken verliehen norden. — Der Soldat der 2. Eompaanic deö 8. Ersatzbataillons vom ffiegimcnt »Nr. 107 Friedrich Heinrich Ludwig hat die Lc- venörettungsmcdaillc in Silber mit der Erlaubnis, zum Tragen am weihen Bande erhalten. — Nachgeiiaunte Oberbeainten und Beamten der Lelpzig- DrcStner C stenbahn-Compagnie l»abcn folgende Decorationen cr- halten: das Nittcrkreuz des AlbrcchtsortcnS: der Bevollmäch tigte und Ldetriebödirettor Gehler, der Qberingenicur Poege. der Ober - BetricbSinivector Schulze, der Maschincnkircetor Nagel; das Ehrcnkreuz desselben QrkcnS: der Maschincnineistcr Pagcnstecher. die BahnboiSinspectoren: Diese, Hcder, Slndrce und Eonrad: die Goldene Medaille des Albrechtöordens: die Babnho'oinsvccliono-Assistcntcn: von Brantcnstcin, Griinbauni. Heise und Gebauer; die silberne Medaille desselben QrdenS: die Schirrmeister: Kästner, Shmangk und Taschcnberger, die Oberschaffner: Hüttig und ÄEilhelm, die Wcrksübrer und Hciz- hanSvorstände: Polier und Kimmei, die Loconwtimührer: Hcd wig. Täuvner. Kirsten und Halbe, die Wageiuncister: Dietricl) und Lommatzsch. und die Telegraphisten : Freund und Süßlind. — Der bairische Gesandte am konigl. sächs. Hose, Herr von Baumgart, bat sich i» diesen Tagen mit einer vier seit lanacr Zeit aufhältlichen Dame aus Schlesien, einer Gräfin Koöpoth, verlobt. — Dcsfentiichc Sitzung der Stadtverordnete», um 8. November. Die hiesige russisch griechische Kirchgemeinde beabsichtigt, an der verlängerten Prager-, jetzigen RcichSstraßc eine Kirche zu bauen. Die hierzu wegen der Vage des Platzes innerhalb deö SchaiucnvczirkS erforderliche Dispensation ist uuSlmhliiSweise crtbcilt worden. Zur Zeit hantelt cö sich nun um Bcschlcusiung deö Platzes, wozu der Stattrath nach dem vom Vorsitzenden Adv. Krippcnton vorgetragenen Eommunicatc zu Gunsten dieser Gemeinde seines QrkS lim» Thlr. unter der Bedingung bewilligen will, das, hiervon im Falle späteren Bauens looo Tblr. zurückgerablk werten. Ein am Nosenwcg gelegenes städtisches Grundstück will der Stabtrath verkaufen und er-bittet hierzu Genehmigung. Bekanntlich sollten die Gas zähler bis Ende dicieö FahrcS leiten der Eensumenten in Me- termas, umgeändcrt werden. Dieser Termin ist zu kurz und soll die Frist deshalb bis Ende >872 verlängert, auch die z» zahlende Vergütung bis dahin gewährt werden. Die Koste» für den Umbau des Schall-Riancourt scheu Grundstücks an der Seestraße betrage» nach statträthlichcr Mitthcilung 110.883 Tbaicr, die aus den Verinictbungcn ui crueleutcn jährlichen Einnahme» sind aus mindestens IO,230 THaler veranschlagt, ja der Stadtrath glaubt durch Vcrmicthung der Eocalikätea auf dem Wege der Versteigerung noch wc t höhere Eitr ige zu er langen. Fm Stadtkrankenhanse soll der bis jetzt üblich ge wesene Eurkostensatz von l<» »Ngr. erhöht werden. Der Prü- fungöausichuh schlägt''dic Fustistcation bez. Kenntnisniahinc einer »Anzahl Recl'nmrgSwerte aus den Fahren ! -»i8 und lmv.» vor und bcscl'licüt das Eellegirun deingcmäß.— Fn die Tages ordnung eintrctend, will das Eollcgiui» in »Bema au: die Ent schädigungssätze rür die Massciigiiarticrwlllhe den Stadtrath ersuche», summarisch sestslcilen zu lasten: >a, für wicr icl Köpic von »Woche zu »Woche und von welchen Quarlierwirtben Quar tiere ä 4 und ä :r »'!gr. zur DiSpvsitien gestanden, unk l>, »ie- viel davon i» Wirklichkeit belegt worden wie». Elle'. Stadlv. Blev.l — Der nächste »Vortrag bchl'ä'kigt sicl> mit den Be schwerden mehrerer Maffeiiguartierwirthe lvcgen unalcichinäüi gcr Vergütungösätze. DaS Eollegimn stimmt dem stadträtl» liche» Bcschlusic bei, das, den betreffenden Pcientcn aus Monat März d. F. pro Kops und Tag > Ngr. nachgcwährt und dam die Lumme von 2t>:, Tblr. 28 rllgr. verausgabt werde. Eine tangere Debatte cntspinnt sig» geica.cnttict, der skadträlhlichen Vorlage über die Henorirung der Srakträthe Leuci'er und Gottschalk für geleistete Stellvertretung i» mei rercn ieincr-cit vacant gewesenen Ratl'Sstclle». Die Blalerltät der Deputation Eller. Stadw. Gcbl» will au dem früheren Beschlüsse sesihaltcn, unbesoldeten Stadträtbcn keinerlei »4lc;at»!n»g an gewähren, obwohl sic im vorliegenden Falke die alilErorkcnlliche Mül» waltung des unbcso,tctcr> Stadtraths Gottschalk bei intcrimini scher Leitung der Einguarticrungöbebördc rühmend anerkeimi. Die Minorität wendet dagegen ein, das Eodegim» habe seiner zeit bei Mittbcilung des StadtrathS, welll'cr de» Sradtraih Gottschalk mit dielen Geschäften betraut habe, will geschwiegen und sich ein gcuncS Vierteljahr die ton sann: tlichc» Sprechern anerkannte ausgezelchnetc Verwaltung deö Stellvertretern rul'ig gefallen lassen und müsse schon deshalb auch die Eonieaucnz ziehen, solche, ausiergewöbuliche Qpier an Muhe und »eil rer langende Dienste zu gratineircu. Das Eollcgimn beschließt. die stadträthlicheVorlage abzulchncn und sich wicdrrhelt princshiell dagegen auözusprcchen, das, unbesoldeten Mitglietcr» dcS stlaibS Eollcgiums gegen Geival rung von ülcmimerationea Functionen übertragen werten, welche zu de» Rcssottgcschäiten besoldeter Ratbsmitgiieder geboren, den Ltadtratb aber ui ersuchen, das durch Rücktritt des einen und bez. durch »Ableben eines zweite» RathSmitglietcö nicht verausgabte Gchallsauantui» von .'Mi Tblr. lO Sigr. unter die Stadlrätbr Tciichtr und Gotlschalk unter vorzngSwciscr Berücksichtigung des »Setzte, cn^z» vcrthcilcn. .»llücksichtlich der für Zwcae der ASastcrleittmg bewilligten ttt.tloo Tblr., sowie kor nachgewiesenen Ueberschreltung von 834 Tblr. 14 Ngr. zu gleichem Zwcllc wi,d veichlosicn, diese Ausgaben insgeiammt aus dein Fond der neuen »Anleihe zu genehmigen, auch sein Einverständnis, damit anSzu'prcclen. das: für die bis jetzt genehmigte» »Ausiühumgsai beiten ei» Berech- nungvgcld von 20/>,,o Tbalcrn nrirt werke, enklicl' aber ans Grund der vom Stadtratb gegebene» Eriänternng die »Vcr- öncnllichimg deS Saalbach'schcn »BcricbleS an, sich beruhen zn lassen lMcs. Stadtv. Jordans. Die dritte und letzte Beilragö rate von lO,oo>i Thlr. zum »Ban der Schützcntascriie wird jetzt fällig. Der Stadtratb nwtivirt seine Forderung damit, das, die Stadt alle Ursache habe, für die bcschleimiatc »Vollendung des Baurv der Kaserne dem k. KriegSminillcrium dankbar zu lein, da hierdurch vie Stadt vor Naturatticierung der Friedeuscinguar' timmg bewahrt werte. Der Stadtratb bälr sich daher um so mehr für verpflichtet, sofort und ohne Zeitverlust nach empfange ner »Anzeige von Vollendung deö Baues die letzte »late zu be zahlen. Das Eollegium bewilligt die Verausgabung dieicr Summe. »Nach längerer Debatte erklärt mau sich auch mit der Gewährung deS für die »Aitstätler Speiieanstalt bereits bewil ligte» hhpotlxkarlschen Darlcbnö von llttttO Tbirn. einverstanden, verlangt jedoch eine lünsproccntige Verzinsung dieses DarlcbiiS, giebt übrigens aber dein Stadtratbc anheim, der genannten »Anstatt einen Zuschus, zunächst aus die Jahre 1872. I87:i und 1874 im Betrage von jährlich 130 Thlrn. zn gewähren Eitel. Stadtv. Dir. Fröhncrs. Die »Altstädtcr Speiscaiiskalt hat nach vertraulich initgetheilten Belege» im vorigen Jahre :,32,407 Portionen ü 12 Pieunige verabreicht, aiio beinahe >t>oo »Por tionen pro Tag. Diese Form der Unterstützung der anertann- tcrmasjc» höchst scgcmkeich ivirkenden »Anstalt ist gewählt wor den, riin zinsfreie Darlehen möglichst zu vermeiden. Während der Debatte hcmcrkl Stadtv. Fortan, das, seines Wissens die Lpeiscanstalt einen groben »Absatz an die Gerichte kür die Ge- Penssoiiirung des Fahre im städtischen Schuldienst tbätigen Zeiclnienlchrcrö Kaul wird genehmigt und dem stadträthliche» »Anträge wegen Gewährung einer jährlichen Unterstützung von :!E0 Thlrn. hcigctrctcn Ellen Stadtv. Schulze). Schlichlich wird au Stelle tcü Stellvertreters »Pros. Wigard, welcher sich in Berlin befindet, Stadtv. »Adv.Krippenden in die für illcgu- lirung der Frage wegen Mitbenutzung deö Fricdrichstättcr Kirchhoieö iür Nichtparochianc» uicdergcictzte Deputation ge- ivählt und hiermit die Sitzung ' ,0 Uhr »Abends beendigt. — Berlincr Br! efe. Heute spricht er. Kommen Sie schnell, das, wir noch eine» guten Platz erwischen. — Gr hat am Sonnabend gesprochen. Zweimal redet er über dieselbe Sache nicht. — »Na, dann redet vielleicht Roon. — Fällt ihm nicht ei»; der weis,, dah der KriezSscl'atz bewilligt wird, was soll er da noch gute Worte geben c — Oder vielleicht Moltkc s — Wo denken Sie hin? Der Schweiger, der für die mcctlen- bnrgischew Ritter gestimmt hat. sagt zum KriegSscliatz nicht Meff, sondern giebt ihn höchstens aus. — Also wandelten, Ihre Fdecn auStanschend, der kundige »Berliner und der ncugierig- bidcrbe Provinziale die Stuken zu den allgemeinen Tribünen am Montag hinan. Für eine» Fremden gehört jetzt der Reichs tag zu den Sehenswürdigkeiten, wie daS Opernhaus und wenn man sicher wüsste, das, Bismarck sprechen würde, zahlte Mancher Preist' für ein RcichotagSbillct nie für einen Lucca-Klappsitz. Die schwarze Kürassienniliorm mit dem schwefelgelben Kragen erschien richtig nicht; der Kanzler bestattet die irdische Hülle seines, von labrelaiigeii beiden erlösten Schwiegervaters in Pommern, zur Erde. »Auch Roon nahm nicht das Wort. Seltsam! lieber eine militärische Einrichtung erste» »Hanges, eine» KriegSist atz, spricht nicht im deutschen Reich der Militär, soli de!» der Diplomat und der Finanzmlluster! Sanergenng tarn eS den Vcitretcr» nlststpreusiistchcr Eänkcr an. 40 Millionen Thaler für einen tüiniigc» Krieg todt in den Kasten zu legen, und der einzige Dcgcuswunsch, den man innen mltgcbc» tan», ist der, das, sic recht lange dort unbeweglich liegen mögen! Mildere Sitten, ein sanstcrcS Zcilalttr. eine höhere Kultur als die nnsrigc. nicht der rauhe Krieg, mimen sic lebendig machen, um zur Wohlfahrt des »Volts zu dienen: Für altprcnsststl'c »Ab geordnete bal ein KrstgSschatz nicht den ungewohnten Klang, wie iür andere. Da sie de» :,o Millionen-.Vicgsschatz ihres »SandeS nistst beseitigen kennen. wenn nicht ein RcichStriegs- scbatz aegründet wird, so machen sic mit letzterem geradezu ein brillantes Geschält. Sic verbessern ihre Emamen um volle :>o Millionen' Grund genug, iür den !,» Millionenschatz zu si!»n»en. Selbst die Fvttict'iitisrcntci niit ibrcm Fübrcr v. »»rvcrbect trat inr seine »Vcwiüignng ein. Die Grünte, die gegen eine solche »Ansammlung von Baargcld splechc», wem läge» sie nicht cstli der Hand ? Selbst wer nicht so weit gebt, wie Ewald ans Göttinnen, das, an den» prenbischen KriegSschatz das »Blut vieler mörderischer Schlachten unk der ganze Faiiimcr deutscher Zwietracht llcvc, weil die Eristcnz einesKriegSschatzcS stets zu Krstge» gereizt habe — wem entginge» nicht dicvolts- wirthschastliche» Bedenke». 4l> »stiillionen Thaler Fahre lang todt I» der Trube liege» zu lasten ? Dem gegenüber weist mail aus den voltswirtbichailliche» »Vortbcit hi», dcn es habe, wenn nach »Ausbruch des Krieges das Kapital scheu sich zurückzicht und aus der KricaStassc 40 Millionen baar in den »Verkebr strönicn, tlnd »Bicii'arst behauptet geradezu, obnc den prcns;. KrieaSist'atz wäre es >87,»Biicl't möalicb gewesen, so schnell inobil zu maci'c» und die LEasteu in des FcindeS stand zu tragen. Der Krieg wäre auf dciltschem »Boden geführt worden, wählend doch die ..Bertbcidignng durch den Verstosj" die wirk samste KricgSiühilNig sei Dem gegenüber war an eine »Ab lehnung des KricgSschatztS nicht zu denken. Umsomehr hätte der Reichstag daraus haltc» rolle», das-, nachdem er von dem »Volle da» Erlragc» der schweren Kricgcrüstung eines 40 Mil- lioncnscl'atzcs nicht abwciitcn komitc, sei» Budgeireeht dahin gtivabrl bleibt, dast dieser Schatz nicl't elme Genehmigung des Reichstags vermehrt werde. Der Fjiia»z»imi>icr Egiiiv>'a»scn rordertc »Namens des BimkeSratbS die Eunächstgruig, im Fall einer Enttccrmig des Schatzes selbigen durch allcrbaiid >'in iiahineu wieder zu sülle». auch ol'ne den Reichstag darum zu iraacu. Dabei rühmten er und die »Natioiialllberalen In wiiu-. derschönen Worte», welcher gewaltige Fortschritt im »Vcr sanmigsichc» in dieser Forderung liege. »Während nämlich nach preuüischcm Rechte alle Staates,berrcl'üs'c und iiiivclbclgcsebcnc Einnahine» in den prelstgsci eu Schatz ancl' ohne Benagen des preilststanttags fliehen müssen, istdaS iii Zlstmiit heimRciche'schatz nur bei einigen soic>»en Eziiiiahmcgucücn der Fall. Dieser co»- stllistioiiellr Fortschritt ist aber doch selbst nir den, der keine spningwcist Eiilwicfeluiig im StaatSIcbc» liebt, io Inpcnmähig irinstg, das »Bukgettecht des prenhisä'cn Volts ist in ticiein Punkt so mcsticnbnrglsch nirüctgeblieben. dah daS Durchsetzen des »Verlangens: de» Staaisichatz nnr lnit «"cucl'migmig der Voittzvcrttclung zu lülic», eine gewih bcicheidcnc Ferkeruiig ivar. »Aber Ean'pbalist» setzte dem Reichstag die »Vistelc am dir Bnift: entweder untcrdrüett Fdr '.»ure eonstitutienclicn Begierden, oder Ihr bekommt keinen Reichöschatz. Und der be kannte Prolessor Gneist crschövste seinen reichen Geist, um dem ungläubig drcinscl aucnkcn Reichstag zn beweisen, wie uner messlich gross die Güte Eamphcmsenö sei. Diese sich selbst ent mannende Unterwürfigkeit eines deutschen Professors war so gar dem eigenen Parteigenossen staökcr zuwider. Er verthei- tigte daö »Butgct'.cc1't des Reichstag» mit den schärfsten An griffen aus Gneist, den prosessionöinWgcn Todtengräber ver fassungsmäßiger Freiheiten — was jedoch keinen von Beiden hindert, nach wie vor tonangebende Führer derselben Partei, der Nationallibcralen. zu sein. AIS mit 170 gegen 121 Stim men der »Bundedrath seinen Willen tnrchgesetzt, herrschte aus seinem Tische Heller Jubel. Eainphauscn strich sich behaglich dcn Bürgerineisterbauch. Delbrück rieb sich vergnügt die Hände und der Geb. Regicnnigörath Michaelis trippelte lustig hin und her; Moltkc aber verzog keine Miene und Roon verlieh ruhig dcn Saal. Fa, lieb Vaterland magst ruhig sein, wie die 40 Millionen in den Kellern der königlichen Bant. „Hurrjöhl" sagte neulich cln Maurergeselle beim Bau zu seinem Hand langer. ES war bei dein Durchbruchöba» zwilchen den Linden und der Bcbrclistvahe, wo jetzt nächtlicherweile bei Kienkörbcn. Pechsackcln und Gaömnien biberartig gearbeitet wird, um einen Fntustriepalast mit glänzenden Gewölben cinporzuzanbern und wo allabendlich Hunderte von Menschen dem interessanten Schauspiel dieser nächtlichen »Arbeit zuschen. „Hnrrjöh!" meinte er, „laß tat man int sind, Willem, dat se die 40 Mil lionen in die Kellers rinbukdeln. Wenn wir ecmal erst obrn- drus hier in Berlin sind, denn wccß man doch, wo dat Feld zu holen is." Willem nickte verständnißinnig. Vor der Hand und zwar auf lange Zeit ist daran glücklicherweise nicht zu denken, daß die Socialdcmokratcn daö Regiment erhalten wer ten. aber wer die socialen Erscheinungen hier in Berlin nur ein Wenig ansnierkiam verfolgt, dem drängen sich doch Be obachtungen aut, die ibn mit schweren Sorge» erfülle». Vor »Allem macht sich eine »Verwilderung der Sitten, eine Rohheit inr Umgang und ein Mangel an Sicherheit geltend, wie ich ihn, als mich die bewegte »Welle des stcbenö nach New - »Bork warf, nicht in den Stadttbeilen deS East-River, noch später in den Quartieren von Whitcheapel in London gesunden habe. Die LoafcrS uno Rowdieö von New-Nork, diesem „Spuctnaps der neuen Welt" können etwas lernen von dcn — Verzeihung, wenn ich diesen widrigen Ausdruck auS dem Tintensatz ziehe - - Louis »Berlins. Die „Tribüne" hatte Recht, wenn sie sagte, daß in keiner Stadt der Welt die verruchteste Sorte von Mer: schcn gerate in dem feinste» Stadttheil ibr Wesen treibe. Zwi schen dem kaiserlichen Schloß unv den Ministerien, mitten iu der glänzenden Friedrichstadl herrscht jetzt nächtlich ein Treiben. daS man auöwärtS kaum glauben wird. Vor einiger Zeit wurde sogar ein Prinz in Qssizierölnusori» von de» verlorene» Geschöpfen und ihren Helscröhclscrn attaguirt, und wer um mitternächtiger Stunde allein seinen Heimweg anzutreten hat. kann de» Abend roth anstrci'chcn wenn er ohne alle Gefährde nach Hause kommt. Da reden diese verworfenen Geschöpfe den einsamen Wanderer an, hänge» sich an seinen »Arm. ziehen ihn hier oder kcrr hin; weder Abwehr, noch Gleichgiltigkeit, noch List, nnr die entschiedenste Gewalt befreit von ihnen, und die Gewalt ist nicht ebne Gefahr. »An dcn Ecken stehen Kerle, z» tritt und viert; ans ein Signal siebt man sie ott irgendwohin stürzen und hört dann von fern den Hilferuf eines Mannes. Webe, wenn Du folgest. Du erlittest daS Schicksal kessen, der ibn ausstieß. »Nachtwächter und Polizei sind natür licl' nicht zu sehen. Zwei Tage später berichten die Zeitungen, daß der Kaustiiaun so und so am' dein Heimwege von einem Unbctämllcn in Streit verwickelt und in eine Schlägerei gc ratl'cn ici, wobei man ii»n um Ubr, Kette, Portemonnaie und »Brieftasche erleichtert habe; oder daß eine Dirne dcn Geheim- rath F. gewaltsam unter dcn »Arm gefaßt, er sic abgcwchrt habe, ihr „Freund" dazu gekommen sei und ibn wegen Beleidigung scincr „Braut" um Ringe, Uhr und Geld bestraft habe. Vor vergangene Woche hat sich mm hier eine LouiSfchlägerci ereig net, welche hoffentlich das Signal zur Schaffung besserer Si- cl'crheitoiiiaßrcgcln geben wird. »Nein guter Stern bewahrt mich davor, Zeuge deö unerhörten Skandals zu werden. In einer jener gcmüthlicl'en rheinischen Weinstuben Berlins, dr: seinen abscheulichen Bieretablissements so sehr vorznzieben sind, ans tcr Fägklstraßc, saß wie gewöbnlich daö iniliitcrc Corps der »Berliner Preise, die Redakteure deö Kladderadatsches, der WeS pcn, der unabhängigen Zeitungen, Künstler und Gelehrte bei einem Schoppe» Moselweins. Ein Tbcateragcnt machte der: Vorschlag, in den Keller von Kiebnclt aus der Friedrichsstraße zu gehen, dort sei cine EonpIettäiigei'ii. deren Ltimmc im Ta- vaksgualiii und dcm Zotcnlied unlcrgche, Er wolle daö Urtheit »Anderer hören, rl»e er sie für eine Bühne cngagirc. ES war nach Mitternacht, eine lange RcichütagSsitzlmg lag hinter mir ich kanltc zu meinem Heil für die freundliche Einladung zun: Mitgeben. »Als ich am nächsten »Abend wieder an den trauten Stammtisch trete, trägt der eine der Eolicgcn eine »Binde ums Auge und der andere tan» nur hinkend geben. Die Herren waren nämlich kam» in dcn Keller getreten, io waren mir nichts, dir nichts gegen 20 solcher Lonis, die über irgend einer', unbekannten »Vorfall ergrimm! waren, wie wahnsinnig über Fcne vergeiallen und l allen sie mit Messerstichen, »Bicrkrügeln. Schcmclbemcn und Stühlen förmlich zugedeckt. Zwei Rcdac teure des Bazars waren am übelsten wcggekcmmc», der eine liegt an 3 Messerstichen darnieder, einem ankern ist daö ganze Gesicht blutig geschlagen Sobald die rasenden Böscwichter iure »Wnll' gelühlt hatten, waren sic vom »Wirthc zn einer ge heimen P'ortc hm.ansgclai'cn werden, daraus war pflichtschul digst daS EeipS dev Nachtwächter erschienen, um die Stätte zu beaugtiiicheinlgcn wo das »Blut geflohen war. »Wenn so etwas an! der FricdrichS'traße geschieht wie mag cö aus der Hasen 'ein »Voigtlande, dem Köpnictcrfcldc u. s. w. zugeheu' Präsident p.Wurmb, wo siegst Du? Sichst Du nicht. Haide, in dem Q Pelizeipräs . daß »Berlin, das »Weltstadt werten will und Kaiserstatt wurde, ans dem besten »Wege ist, unter die »Botmäßigkeit einer Rotte »Verbrecher zu sa .cn ' »An dem lebendigen Leibe der Reichs »aupt'iatr »»erden wir zwar am besten die Entwickelung der ocia'.en F-raae stucircn, aber ierge dafür, daß die Glieder dieES Leibes nicht brandig werdend >> ,h ui l „S! ^ - 1. .
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