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Sächsische Dorfzeitung : 18.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188409184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840918
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-18
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 18.09.1884
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». M«b»ktto» Ire»»«» »Neustadt st Reihnrr Gaste 1. Ite -ritu», erscheint rte»st«G, »»«»erst«, «ck Gßuuadeutz f-^ Ur»,ue»eut»> PretSr ^rttljthr^M g» Erziehen durch i »u lästerlichen P»ft- uß»lt«» und durch »nier, Voten. Jet freier Lieferun, di» Han« erhebt di» Jep n»ch ewe G- Är »»n Sb Pf,. älhsische DochckuG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amt-Hauptmarmschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstreutämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. 8»fer«te »«rdm bi» Nom», Mittwoch ». Freit», Mit», »ngenomme» und kosten: dielspalt.ZeilrU-Pf- Unter Lin gesandt: so Pf. zuserateu- Nauatzmestclleur Die «rnoldische Buchhandlung Invalide» dank, Haasensteiu Lvogl«, Rudolf Moste, G. L. Laube L T». in Lre»den, Leipzist Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. ». f. w. V«a»tw örtlicher Redakteur «rd Verleger Aerr««»« Mittler tu Dresden. Ar. 11t. Donnerstag, den 18. September 1884. . 46. Jahrgang. Politische Welrschau. DeutfckeS Reick. Kaiser Wilhelm wurde bei seiner am Montag Nachmittag erfolgten Ankunft in Skiernie- wice von dem russischen Kaiserpaare, dem >Grvßfürst- Thronsolger und den übrigen Großfürsten, sowie von dem Kaiser Franz Josef, welcher wenige Stunden früher einge troffen war, auf dem Bahnhofe empfangen. Die Räum lichkeiten, welche der deutsche Kaiser bewohnte, lagen direkt neben denen der Kaiserin von Rußland und waren die prächtigsten deS ganzen Schlosses. Um 7 Uhr abrndS wurde in dem als Bahnhof für das Palais dienen den Gebäude daS Hofdiner servirt, zu dem etwa 90 Personen geladen waren. Kaiser Wilhelm bot der Szann den Arm und führte dieselbe mit allgemein be merkter Elasticität die Estrade hinauf, welche den Vor raum bildet, während der Kaiser Franz Josef und der Kaiser Alexander, letzterer in österreichischer Uniform, folgten. Die Kaiserin nahm Platz in der Mitte der Breitseite, zu ihrer Rechten saß Kaiser Franz Josef, zur Linken Kaiser Wilhelm, dann je eine Hofdame; die beiden Kaiser trugen russische Uniform. Gegenüber der Kaiserin war deren Gemahl placirt, rechts von demselben die Großfürstin Maria Pawlowna, dann Fürst Bismarck; links saß die Fürstin Kolschubei und Gras Kalnoky. Fürst Bismarck trug preußische Kürassier-, Graf Kalnoky österreichische Husaren - Uni form. Toaste wurden nicht ausgebracht, aber auf Anregung deS deutschen Kaisers tranken die drei Kaiser einander zu. — Was die Vorsichtsmaaß- regeln betrifft, welche zur Sicherheit des Kaiser Wilhelm während seiner Fahrt auf russischem Ge biete getroffen waren, so weiß darüber ein Korrespondent § aus Skierniewice Folgendes zu berichten: „Die Bahn war in ihrer ganzen Länge von Infanterie besetzt; dahinter auf etwa 300 Schritt Entfernung stand eine ununterbrochene Bauern-Chaine, hinter welcher wiederum auf 4 — 5,00 Schritt Entfernung Kosaken hielten, während außerdem noch Kosaken-Patrouillen beständig die Strecke abritten. In den kleinen Stationen waren die Bahnhöfe durch Militär für daS große Publikum abgesperrt und in den Dörfern, die an die Bahnhöfe stoßen, alle Zugänge militärisch besetzt. Das Publikum, welches nicht in den Zug einstieg, wurde durch Militärposten und Gorodowois (Gendarmen) auf 200 Schritt Entfernung zurückgehalten. Die Posten hatten Befehl, auf Alle, die ihnen nickt gehorchen und gewaltsam die gesperrten Zugänge durchbrechen wollten, zu schießen. So legte m der Station Ruda, gerade als der kaiserliche Zug hielt, ein Posten in einem Garten auf eine Frau, die sich nähern wollte, daß Gewehr an, dieselbe riß natürlich eilendS aus. — Wie vorauszusehen war, ver sieht die gesammte europäische Presse die „Drei-Kaiser- Entrevue" mit mehr oder minder wahrscheinlichen Kom mentaren, die alle wiederzugeben, unS zu weit führen würde. Wir begnügen unS daher, einen Artikel deS „Journals de St.PSteröbourg", welcher uns die Situation am Richtigsten zu beurtheilen scheint, im AuSzuge mitzu- theilen. „Der Besuch der Souveräne von Deutschland und Oesterreich-Ungarn bei unserem Kaiser" — schreibt daS genannte Blatt u. A. — „kennzeichnet sich als die Begegnung dreier Monarchen, die rng verbunden sind durch die Bande der Freundschaft und einer gemeinsamen Politik, einer Politik des Friedens nach Innen und nach Außen, einer Politik der allgemeinen Beruhigung. Die Zusammenkunft wird nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt als daS begrüßt werden, waS sie in Wirklichkeit ist, nicht als der Ausgangspunkt einer neuen Situation, sondern als die Weihe eines glücklicherweise bereits bestehenden Zustandes, als die Bezeugung voll ständigen Einvernehmens in Bezug auf alle großen Fragen, welche die öffentliche Meinung beschäftigen und als eine neue Garantie deS allgemeinen Friedens. Cs handelt sich weder um formelle Allianzen, noch selbst um Specialabmachungen im Hinblicke auf bestimmte Ziele, sondern — wir wiederholen es — um die Weihe eineS bereits zwischen den drei Höfen bestehenden Einver nehmens, damit fortan jede Frage, welche sick außerhalb des gegenwärtigen slatus quo erhebt, die Monarchen nicht isolirt und von einander getrennt findet, sondern vereinigt in dem Entschlusse, gemeinsam zu handeln, wo ihre Interessen übereinstimmen und ihre Interessen in Einklang zu bringen, wo dieselben divergiren, dergestalt, daß der hohe Begriff der Ordnung, des Rechtes und deS Friedens in solidarischer Weise gewahrt wird. Dank der Eintracht, die basirt ist auf der Achtung vor den Verträgen und der Aufrechterhaltung des europäischen Status quo, jener Eintracht, welche Friede und Versöhnung zum Zwecke hat, als bestes Mittel für das Wohlergehen der drei Nationen, welche nur verlangen, in den Kämpfen für die moralische und materielle Entwickelung zu wett eifern — Dank der Uebereinstimmung zwischen den drei Völkern, welche in Skierniewice in der Person ihrer Souveräne vertreten sind — tauschen diese Völker unter einander die Pfänder der Sicherheit und des Gedeihens aus, welche die Eintracht der Monarchen und die herzlichen Beziehungen der Freundschaft und guten Nachbarschaft, die in so erfreulicher Weise zwischen den drei Reichen bestehen, ihnen gewahren. Infolge dieser Eintracht und diesem Einvernehmen werden auch die anderen Völker Europas und der ganzen civilisirten Welt in der Be gegnung der drei Kaiser ein neues, kostbares Zeugniß dieser Politik des Friedens sehen, welche in gewissen hafter Weise die Rechte Anderer anerkennt und nur verlangt, daß sich eine vollständige Gegenseitigkeit überall im Sinne der Versöhnung und Beruhigung befestige, einer Politik, welche gleichzeitig ein wachsames Auge hat aus die im Verborgenen schleichend« Arbeit der Verächter der bestehenden öffentlichen Ordnung, auf jene Störenfriede der Ruhe, für welche Anarchie und Vernichtung aller Institutionen, die seit Jahrhunderten mit Ehrfurcht betrachtet werden, das letzte Wort sind. Mit diesen Gefühlen wird die russische Nation, werden die beiden benachbarten Reiche und die gesammte Welt die Begegnung der drei Kaiser begrüßen." Gerade in diesem Augenblicke, da die drei Kaiser gemeinsam in Skierniewice tagten und ihre leitenden Minister inmitten der Feste und höfischen Ceremvnien Gelegenheit nahmen, sich über die Ruhe und den Frieden Europas zu verständigen, erschien eine anonyme Bro schüre unter dem Titel „Die französisch-russische Allianz", welche unter den obwaltenden Umständen eine gewisse Sensation hervorzurufen nickt verfehlen wird. Dieses Schriftstück rührt ersichtlich von einem russischen StaatS- manne her, welcher von den intimsten Regungen der Petersburger Diplomatie volle Kenntniß besitzt. Der Verfasser setzt darin mit vielem Geschicke alle die Gründe auseinander, welche eme Allianz Rußlands mit Frank reich zur Unmöglichkeit machen und einen kriegerischen Zusammenstoß deö Czarenreichs mit Deutschland und Oesterreick-Ungarn als sehr unwahrscheinlick erscheinen lassen. Dagegen wird unverblümt als nächstes Ziel der russischen Aktion die Eroberung PersienS hingestellt und auSgeführt. daß England keinen ernstlichen Widerstand leisten könne auf einem Gebiete, wo, wie hier, Rußland seine Landmacht zu entfalten im Stande sei. Danach wäre eS nicht unmöglich, daß Großbritannien in Mittel asien die Kosten des deutsch-österreich-russischen Friedens bundes wird tragen müssen. Zur Motivirung deö nahe bevorstehenden Rück tritts des deutschen Botschafters in London, Graf Münster, von seinem lange Jahre inuegehabten Posten werden, außer den früher von uns schon mitgetheilten Gründen, noch folgende angeführt: In diplomatischen Kreisen war es seit Monaten offenes Geheimniß, daß man im deutschen Auswärtigen Amte der nicht genug energischen Haltung des Botschafters die Schuld zuschreibt an dem langsamen und, trotz aller gegentheiligen englischen Versicherungen, Deutschland nicht zufriedenstellenden Fortgange schwebender Fragen. Graf Münster war mit den britischen Verhältnissen einestheils durch seine zweite Ehe mit einer durch Geist ausgezeichneten englischen Dame, dann durch seinen lang jährigen ununterbrochenen Aufenthalt in England und vielleicht auch durch seine hannöversche Vergangenheit schließlich derart verwachsen, daß es nicht zu ver- Feuilleton. Tas Grab an der Kirchbossmauer. Eine Erzählung von Wilhelm Appelt. 14. Fortsetzung. Ach wie gern hätte sie weiter gelebt, aber eS mußte ja fein! — Ihr armer Vater — ihr lieber, lieber Vater! Wie hat er sie gehegt und gepflegt?! In Noth und Sorge ist er alt geworden, in Ehren ist sein Haar ergraut! — Und jetzt?! Durch ihren Tod will sie seine Verzeihung erkaufen! Lange schaute sie hinaus, zum letzten Male in die schöne Gotteöwelt; da klangen rein und klar elf Schläge der Thurmuhr durch die stille Nacht. Nun sank sie auf die Knie, faltete fromm die Hände und heiß und inbrünstig betete sie. AlS sie zu Ende, bekreuzte sie sich, dann stand sie aus. Einen letzten Blick warf sie noch auf ihr Zimmer; eS war ein Lebewohl auf ewig. Welch' schöne Stunden hatte sie darin verlebt! Dann ergriff sie das Lickt, schloß leiS die Thür und behutsam stieg sie die Treppe hinunter. Im Hausflure stand sie lange und kämpfte einen schweren Kampf. Nur ein einziges Mal noch wollte sie ihren Vater sehen und doch fürchtete sie, ihn zu erwecken. Nur noch einen Kuß wollte sie auf seine treue Vaterhand drücken, sie glaubte, der Tod müsse ihr dann leichter werden. Wie zog und zog eS sie mit den Banden der mächtigsten Liebe hinein und schon hatte sie die Thür geöffnet und gleich darauf stand sie im Zimmer, wo er schlief. Friedlich schlummerte er, die rechte Hand hing an dem Bette herunter. Behutsam trat sie näher, dann hielt sie die ' Lampe empor, damit sie ihn noch einmal sehen könne. Wie gut und lieb war sein Gesicht; welche Milde, welche HerzenSgüte sprachen daraus! — Was bewegte ihr Herz bei seinem Anblicke; gerade hinauSschreien hätte sie mögen. Sie stellte die Lampe auf den Tisch und leise kniete sie j bei ihrem Vater nieder, ergriff seine Hand und hauchte - einen Kuß darauf, dann hob sie dieselbe langsam, ganz ' vorsichtig empor und legte sie sich auf daS Haupt: es j sollte sein letzter Segen auf ihrem schweren Wege sein. ' Gewaltsam mußte sie sich loöreißen. Dann verlöschte sie die Lampe und wie ein Geist huschte sie zur Thür hinaus. Draußen angekommen aber war ihre Kraft zu Ende; an der Thürschwelle brach sie zusammen und eine lange Weile blieb sie leise weinend dort liegen. Dann raffte sie sich auf, öffnete die HauSthür und draußen stand sie in der Hellen Mondennacht und vor ihr lag das Vaterhaus, aus dem sie schied auf Nimmerwieder sehen. Wenn sonst ein liebeS Kind aus demselben scheidet, da wird geweint, Vater, Mutter und Geschwister geben demselben daS Geleite; da wird geküßt, die Hand ge drückt und heiße Segenswünscke werden noch ertheilt. ! Und diese- arme, unglückliche Mädchen ziehet einsam daraus fort in später, stiller Nacht und gehet doch so ! weit, so endloS weit und kehret nimmer wieder. Bringt i man sie aber zurück, so geschieht es nur unter Thränen und Wehklagen der Ihren; stumm ist dann ihr Mund, gebrochen daS schöne Auge und ruhig ihr Herz auf immer, daS so viel gelitten. Durch den Hohlweg hinunter ging sie eiligen Schritte-, vom vollen Silberlichte deS MondeS umflossen. Plötzlich drang ihr alles Blut zum Herzen und ihre Knie knickten zusammen: dort saß eine Frau am Wege, stumm und regungslos, den einen Arm weit ausgestreckt, als wollte sie ihr gebieterisch zurückwinken. Zitternd blieb Anna stehen und wagte sich nicht vorwärts. Endlich raffte sie sich zusammen und eilte weiter, mußte sie dock daran vorüber. Es war ein alter Weidenstamm, der diese gespenstische Form angenommen. Nun ging's geflügelten Laufes hinunter, weiter, immer weiter. Da drang ein fernes Brausen und Tosen an ihr Ohr, wie das dumpfe Rollen deS Donners; eS war das Wasser, daS über daS Mühlenwehr schäumte. Sie mußte einen Augenblick einhalten, der Athem versagte ihr. Jetzt bog sie von dem Wege ab und seitwärts durch die Büsche ging sie, sie wußte eine einsame, tiefe Stelle deS FluffeS, die weit ober der Mühle lag. Nun hatte sie sie erreicht; eS war der Mühlentump. In großen Wirbeln drehte sich das Wasser und gurgelnd zog eS trichterförmig hinab, um in einiger Entfernung sprudelnd wieder empor zu kommen; dann war auf Augenblicke die Oberfläche ruhig und spiegelglatt, doch gleich wieder begann daö alte Spiel von Neuem. AuS engeren Kreisen ging'S in immer weitere, bis das Wasser endlich in trägem Laufe abwärts floß, um dann donnernd über daS Wehr zu stürzen. Wo die Wirbel am stärksten, bildete da- Ufer eine erhöhter« Stelle. Als sie das Wasser zu ihren Füßen erblickte, kämpfte sie den letzten schweren Kampf mit der neuerwachten Lebenslust — aber hinunter mußte sie, es blieb ihr keine Wahl. Sie löste die Kette mit dem Kreuze von dem Halse, umwand daS Papier mit den
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