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Dresdner Journal : 02.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188011028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-02
- Monat1880-11
- Jahr1880
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- Dresdner Journal : 02.11.1880
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188U DIcnStag, den S. November. l» U»»»»» t<«r»ek« UoteU«! ^kbrliab: . . I» Nord ^Mrlivk: 1 tlor^ -O pt. Wa»»lv« ltuwwvr»: 10 pt L«»»«rd»Id ü«ü«ot>eti«> keiob« tritt ko»t- mut 8t«op«i»u»ot»t»ff biwtir. l»»»r»te»pr«l»«: psr 6»» Homo «»« ff»p«ütoi»«i> kvtitr«!« i0 ?t. votor „LivffEiutr' üio L«1« dü kt. Nr»«d«t»«», Unlieb »it AainoNw« 6«r So»», avä kmettoff» ^boaü» Mr ä«o tolffsnit« 1»ff Drcs-mrMunml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In»«r»t<>n»»n»k»« »«,vLrt»i I^tpitff: H Commi»«onkr äo» l>r«üovr ^ouroot,; >o»d«ff-»«rU» Vis» L»„-Ir»^»u-rr»oll»^ ». N.! po-i«', >»rll» Vt«»-L»wdarff «roff-l^tpiiff-ViNOkIvrl ». N. Nd»«L»a: ÄMt L«rUo: S. /toro-et, lovatKientkaoL, Ur«»«»: L Schotte >r»»I»a: I,. Stuo-e«'» Liirsou; 0L»»uUt, />. po»Ft; Vr»»kdlrl ». ».: L a. 6. »et»« vuckkknölnoffi 0d-Uti: v. »Sutten, «»»»»,«: 6 ?»rt» Lirlt»-rnu^torl ». U. M»Uff»i<r Sa«-« « L-u»d»i-ff. S ^s. St«««'. S«rRu»ff«d»r t Lvoiul. Lrpsüitiov äe» l)re«to«r loanurl», Dr»«iei>, No. A>. Amtlicher Theil. Dresden, 29. October. Er. Majestät der König hat Allrrhöcdstseinen Flügel-Adjutanten, Oberstkeute- nant von Minckwitz und Major von Ehrenstein die Erlaubniß zur Annahme und Anlegung de» ihnen von Gr. Königlichen Hoheit dem Fürsten von Rumä nien verliehenen Comthurkeuze» deS Orden- „Stern von Rumänien- allergnädigst zu ertheilen geruh« Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, den Regierung-assessor bei der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt, Curt von der Mosel, unter Ver setzung derselben al- Hilfsarbeiter zur Kreishauptmann- schäft Zwickau, zum Regierung-rath zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. u e t e r n »«. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Bund.) Taaesgesckichte. (Berlin. Metz. München. Buda- Pest. Pari-. London. Kopenhagen. St. Petersburg. New-Uork. AuS Mexico ) Zur orientalischen Krage. Dresdner Nachrichten. Proniazialnachrichten. (Leipzig Chemnitz.) vermischtes. Statistik «ud »olksmirthschast. Etugrsaudtes. Lotteriegewinvlistr vom SV. October d. I. Lageskalender Inserate. Beilage. Vsrsrvuachrichteu. Trtegrup bische Sitteruugsbrrichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 31. October, Abends. (W. T. B.) Ja dem Eircus ans den Champs-Elysäes fand heute eine Versammlung von Besitzern tür kischer Staatsschuldobligationen Statt, an welcher mehrere Lausend Personen Theil nahmen, welche zusammen gegen 3V VVV Besitzer türkischer Staats- schnldobligatioven vertraten. Die Versammlung nahm einstimmig mehrere Re solutionen an, in welchen die Vollmacht deS TomitöS ratificirt und die von dem Comits bisher gethanen Schritte, sowie die Ernennung Tocqueville"» zum Delegieren mit der Vollmacht, die Versammlung in Konstantinopel zu vertreten, genehmigt werden. Ferner wird da- Vertrauen der Versammlung zu den Prä sidenten de- Lomits» englischer Besitzer türkischer Staat-obligationen, Hodgsen und Guadalla, ausge sprochen. Ja Marseille begab sich gestern eine Depu tation angesehener Katholiken zu dem Präfecten, um demselbeu einen gegen die Ausführung der MLrzdecrete gerichtete» Protest zu überreichen. Der PrLfect lehnte den Empfang der Deputation ab und erklärte, er betrachte Alle als Rebellen, welche dem Gesetze nicht gehorchten. Der Führer der Deputation wies die Bezeichnung Rebellen mit Entschiedenheit zurück und erklärte: „Wir protestiren nicht gegen das Gesetz, sondern gegen die Dekrete." Die Deputation ließ darauf den Protest im Bureau des Präfecteu zurück. Letz terer aber hat denselben an die Unterzeichner zu- rückgesendet. Bern, Montag, 1. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach den bisher vorliegenden, aber noch nicht ganz vollständigen Ergebnissen der gestrigen Volksabstimmung ist die Revision der Bundesver fassung mit 247 788 gegen 119 2V5 Stimmen ver worfen worden. London, Montag, 1. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) lieber den angeblichen, durch ein Wiener Blatt gemeldeten Rücktritt Gladftone's von der Premierschaft zu Gunsten deS MarquiS v. Partington ist hier durchaus uichtS bekannt; selbst gerüchtweise hat von einer derartigen Lende- rung deS CabinetS nichts verlautet. Die Wiener Meldung ist daher alS gänzlich unbegründet an- zuseheu. „Reuter s Office" geht auS Teheran von gestern die amtliche Meldung zu, daß dir durch die Kurden belagerte Stadt Urumiah von dem General Taimur Khan mit 4VVV Mann besetzt worden ist und daß sich die Kurden in südlicher Richtung zurückgezogen haben. Dagegen würde» i» mehrere» aaderen Theilen PerfienS von zahl- reichen Kurdenschaare» die Räubereien wie bisher fortgesetzt. Belgrad, Montag, 1. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS neue Cabinet hat fich wie folgt constituirt: Pirotschanak, Präsidium und Justiz; Miatowic, AeußerrS und Finanzen; Ga- raschania, Inneres: Gudovic, Baute»; Leschjaniu, Krieg; Makovic, EaltaS. Dresden, 1. November. In der Schweiz hat gestern eine allgemeine Volksabstimmung stattgefunden. Durch emen An ttag mit über 50000 Unterschriften war eine Revi sion des Art. 39 der Bundesverfassung verlangt wor den in dem Sinne, daß die Emission von Banknoten Bunde-monopol werden solle. Der BundeSrath prüfte diese Eingabe und machte unter Bezugnahme auf Art. 120 der Verfassung geltend, daß dem Schweizervolke nur das Recht zusteht, darüber zu entscheiden, ob über haupt eine Revision der Verfassung statifinden solle, oder nicht, daß eS jedoch ein Eingriff in die Rechte der Bundesversammlung sei, den Theil der Verfassung, welcher einer Revision unterzogen werden soll, sprciell zu bezeichnen. Demgemäß stellte der BundeSrath an die Bundesversammlung den Antrag, dem Volk die Frage zur Entscheidung vorzulegen: „Soll die be stehende Bundesverfassung einer Revision umerzogen werden, Ja oder Nern?- Nationalrath und Stände- rath acceptirten den Antrag deS BundeSrathS. Die Revisionspartei empfahl in ihrem Programm Bejahung der Frage, doch mit der Beschränkung, daß die Revi- fion nur stattzufinden habe für diejenigen Artikel, welche da- Bantnotenwesen betreffen, und für den Art. 120, d. h. daß in der Folge dem Schweizervolke das Recht zur Initiative für partielle Revisionen zu gesprochen würde. Revisionisten und Antirevisionisten standen sich schroff gegenüber. Die letzteren haben, wie ein Telegramm auS Bern berichtet, mit glänzen der Majorität gesiegt. Wie wichtig diese Volksabstimmung für das Brr« saffungSleben der Schweiz war, ergiebt ein Artikel deS Berner „Bund-, welcher die Folgen des bejahenden und deS verneinenden Votum» in der Abstimmung einander gegenaberstellt und also lautet: Wird morgen die Revision»frage bejaht, so wird damit die ganze eidgenössische StaatSmaschine auf Einen Schlag still gestellt. Die Verfassung, welche die Grundlage unser» StaatSwesenS bildet, tritt in» Pro visorium über; die bi»herige Bunde»versammlung ist abberufen, und e» müssen für den Nationalrath und für den Ständerath Neuwahlen vorgenommen werden; die gesetzgeberische Thätigkrit geräth in» Stocken, bi» eine neue Verfassung geschaffen ist, welche wieder für den Erlaß von Gesetzen eine sichere Basi» bieten kann; auch die Bundesverwaltung wird gelähmt, das nächst jährige Budget kann nicht mehr vor Neujahr von den eidgenössischen Kammern erledigt werden, und die Fortexistenz deS BundeSrathe» ist in Frage gestellt. DaS Erste, wa» dann zu geschehen hat, ist die Total erneuerung der eidgenössischen Räthe; bi- diese- Ge schäft, welche» die politischen Leidenschaften in jedem Wahlkreis bi» auf den Grund aufregen wird, erledigt ist, wird der Rest de» laufenden Jahre» vergehen. Alsdann treten die neuen Räthe zusammen, wählen einen neuen BundeSrath, bewilligen da» Budget und beginnen die große Revision»arbeit. Wa» bei der selben herauskommen wird, wissen die Götter. Gehr leicht möglich, ja sogar wahrscheinlich ist eS, daß ein erster Berfassungtentwurf vom Volke und von den eidgenössischen Ständen verworfen werden wird. Als dann hat die Arbeit von Neuem zu beginnen. Schließlich wird man nach jahrelangen Kämpfen au» bloser Ermüdung und nur, um wieder im Staat»- leben auf einen festen Boden zu gelangen, eine Ver fassung annehmen, welche den heutigen Revisionisten vielleicht noch weniger gefällt, al» die vielgeschmähte Lompromlßverfassung vom Jahre 1874. Da» wird voraussichtlich der sehr prosaische Verlauf der gegen wärtigen hehren Volksbewegung sein, von welcher ein Revision-Haupt mit gewohnter Bescheidenheit gesagt hat, gegen sie sei die Revision von 1870 bi- 1874 uur em Kinderspiel gewesen. Was speciell die beiden Postulate der Revisionisten betrifft, so werden sie auch in einer neuen Bundes- -ersammlung kau« großen Anklang finden. Das Bank- notenmonopol deS Bunde-, welche- den Au-gang-punkt der Revisionsbewegung bildete, wird in den beiden neuen Käthen wieder, wie in den abgetretenen, auf den entschlossenen Widerstand der ganzen französischen Schweiz und aller deutsch-schweizerischen Föderalisten stoßen, welche von der daherigen wirthschaftlichen Lentralisation nicht» wissen wollen. Ferner werden gegen da» eidgenössische Monopol stimmen die zahl reichen Freunde der Lantonaldanken, welche diese blühen den cantonalen Institute in ihrer Selbständigkeit er halten und nicht zu blosen Filialen einer großen Tentralbank herat-gedrückt sehen möchten. Gegen da» Notenmonopol de» Bunde» werden endlich auftteten alle Diejenigen, welche weder die Finanzwitthschast de» Bunde», noch die Gold- und Silberwährung de» Lan des durch Papiergeldschwindel corrumpiren und ruiniren lassen wollen. Die Bereinigung dieser Elemente ist stark genug, um nicht bloS im Ständerathe, sondern auch im Nationalrath« jede Mehrheit für Einführung deS eidgenössischen Banknoten Monopols auch in Zu kunft unmöglich zu machen. Wer da» nicht einsieht, der ist blind oder steckt den Kopf in den Sand. Ab gesehen von einigen socialistisch angehauchten Demokaten, wird da» Notenmonopol de» Bundes auch in der neuen Bundesversammlung keine Anhänger finden. Feuilleton. «edigitt von Ott» Bouck. K. Poftheater. — Altstadt. — Sonntag, den 31. October gastirte in Meyerbeer'S Oper „Robert der Teufel- Frl. Biazzt vom Hostheater zu Kassel als Isabella. Der Eindruck ihrer Leistung war kein günstiger, denn Frl. Biazzi hat leider jugendliche Frische und möglichen Klangreiz der Stimme bereit« eingebüßt und fich eine gute technische Ausbildung für den To- loraturgesang nie angeeignet. Wohl aber besitzt sie dafür sene sichere, kundige GesangSroutine, um den einzelnen musikalischen Lfsectstellen eine gewisse Wir kung de» vorttaae» zu geben und die Jncorreetheitrn und Tonlücken m ihrer Ausführung für ungeübtere Ohren möglichst zu verdecken. Bereinigt mit einem fertigen Rollenrepertoire wird die» für manche Provin zialbühnen sehr brauchbare Leistungen des Gastes er geben. Wenn indeß Frl Biazzi die Aussicht auf ein Engagement an unserm Hoftheater mit ihrem Gastspiel verbunden haben sollte, so deutet da» auf eine irrthüm- liche Borstellung vom hiesigen musikalischen Geschmack. Der übrige Theil der trefflichen Vorstellung ist wohlbekannt, C B K. Postheater. — Neustadt. — Am 31. October: „Nathan der Weise-, dramatische» Gedicht in 5 Acten von G. E. Lessing. Die Wahl dieser Dichtung zum ResormatwnSfeste erwie» sich al» eine sehr günstige. Da» vollbesetzte Hau« constatirte wohl nicht nur, daß unser sächsische» Publicum dem berühmtesten und begabtesten Geniu» seine» Vaterlande» in dessen Meisterwerken zu schützen weiß, sondern auch, daß e» die Gelegenheit mit Ent gegenkommen ergreift, im Neustädter Theater ein clas- sische» Drama genießen zu können. Vielleicht empfiehlt e» sich, wenn man wieder den Versuch erneut (der schon früher ohne gewünschten Erfolg gemacht worden ist), für die Neustadt rin wenig öfter zur wirklichen Poesie zu greifen. Doch kann allerdings unfere Regie die Antwort auf diese Frage nur von der Praxis, keineswegs von theoretischen Ansichten erhalten. Im Grunde weist da« kleinere Theater auf die vollendetere Erscheinung von Aufführungen ernster und feiner Produktionen hin und erleichtert dieselben. Man sollte auch annehmen, daß den Bewohnern der Neustadt nicht nur da« Bedürfniß nach modernen No vitäten und oberflächlichen Unterhaltungsstücken ein warme« wäre. Die Darstellung, deren zweiter Hälfte ich beiwohnte und in welcher dies Mal die Titelrolle von Hrn. Jaffä mit treuer Hingabe und sinnvoller Auffasfiing d«S hohen Gegenstandes gespielt wurde, war eine er freuliche Leistung. Roch besonder« wird dieselbe bei uns durch Frl. Ulrich'« und Frau Ellmenreich'» Sittah und Recha gehoben, Verwirklichungen, von denen die Letztere durch ihre Forderung de« sehr jugendlichen Elemente» manche Schwierigkeit darbietet und dabei doch nur durch ein Uebergewicht der geistigen Charakteristik veredelt wer den kann. Hr. Matkow»ky sah al» Tempelherr vorzüglich au» und er hat in dieser Partie sehr bemerkbare Fort schritte nach der Sette de» Lharaneristischen gemacht. Ich würde rathen, die Scene mit dem Pattiarchen, der immer eine hohe RcspectSperson bleibt, nicht mit zu markirtem jugendlichen Kriegerübermuth zu ironisiren. Weit mehr gelang ihm da» Gespräch mit Saladin, den Hr. Koberstein vorführte. Frl. Berg ist al» Daja stet» eine charakteristische Stütze der Vorstellung und ihren Reden lauscht man mit Wohlgefallen. O. B. Literarische Revue. Theatralische Schriften. (Fortsetzung zu Nr. LL4.) Nachdem im Allgemeinen von den Rachtheilen ge sprochen ist, die dem Theater al» Kunstinstttut und al» Künstlercorporation, sowie zugleich dem theaterliebenden Publicum durch die indifferente literarische Besprechung dieser hochwichtigen Bildung»factoren seiten der Presse zugefügt werden, sei auf da» gleich anfang» erwähnte Erscheinen zahlreicher, dem Personencultu» gewidmeter Bücher zurückgegriffen. Auch sie werden durch den Mangel de» sittlichen Rigori»mu» innerhalb der deutschen Presse ermuthigt, wenn nicht überhaupt rn» Leben gerufen. E» genügt eine solche Editton statt vieler z» er wähnen, zumal dieselbe noch nicht einmal den bedenk lichsten Grad der Absassung erreicht hat und vielleicht sogar in wohlmeinender und harmloser Theaterfreund lichkeit geschrieben ist. „Theatralische Carriären.- Biographische Skizzen von Joseph Lewin»ky in Berlin sind in der I. B. Klein'schen Buchhandlung in Leipzig erschienen. Da» Buch enthält di« biographischen Schilderungen von 25 Bühnenkünstlern und Künstlerinnen der Gegen wart und al» Beigabe von jeder Persönlichkeit ein Handschriftsacfimile und eine Porttaitdarstellung. Derartige Bücher könnten nun eine ganz nützliche Ergänzung der unabwendlichen Lücken in den Lexica sein, wenn sie von jetzt lebenden, zum Theil noch gar nicht lange in Fach oder ost nur in Localkreisen be kannt gewordenen Theaterkrästen den Leben»lauf in genauer, gewissenhafter und ungeschminkter Weise dar- brächten. Zugleich müßte e» den geistigen Fähigkeiten ihrer Herren Verfasser möglich sein, zu diese« That- sachenbericht auch eine überzeugung»tteue knnche Charakteristik von den bi»herigen künstlerischen Leist« ungen der Betreffenden hinzuzufügen. Die stolzesten Bäume dürfen getrost fortblühen und nach besten Kräften Früchte tragen, auch wenn constatirt wird, daß zur Zeit ihre Gipfel noch nicht in den Himmel gewachsen sind. So läßt fich auch ohne au»drückli«he Polemik unv Bitterniß von den glänzendsten Mimen die Begrenzung ihrer Mittel und ihre» Können» be zeichnen. Sir sollen nur beherzt weiter streben. Leo pold Schefer sagte einst sehr treffend zu einem unbe friedigten Dichter: Plätschern Sie in Ihrem Lebens wasser getrost fort, die Unsterblichkeit schwimmt keinem Genius davon. Solche Bücher würden auch den darin Besprochenen von moralischem und künstlerischem Gewinn sei«, zu nächst schon durch die aufs Reue dadurch ihnen ein- gestützte Ueberzeugung, daß die Literatur wohl ihre Lehrerin, niemals aber ihre Dienerin sein darf. Das Theater und dessen Kräfte haben, sehr ver- zeihllch, ihrem Wesen and ihrer Beschäftigung nach voa je her so viel Neigung für den äußerlichen Schein. Mehr Aussicht hat in den neuen Käthen die Ein führung des RotenmDuopols der Cantone. Damit ist aber die einheitliche schweizerisch« Rote, nach welcher man ruft, nicht gewonnen. Auch den Cantonaluoten gegenüber wird der Schwerpunkt der Reform de» Banknotenwesens wieder in der eidgenössischen Gesetz gebung zu suchen sein, vor welcher die heutigen Ke- visionisten da» Kreuz schlagen und gegen welche vr. Joos noch soeben eine Flugschrift unter das Volk ge worfen hat mit der seemännischen Ueberschrift „Bank- notengesetz, ein haltloser Rettungsanker- Dieser halt lose Rettungsanker bleibt schließlich auch beim kan tonalen Notenmonopol doch daS einzige Mittel, um Ordnung und Sicherheit im Banknotenverkehr herzu stellen. Die Bundesgesetzgebung kann fich daher leicht trösten über den fast persönlichen Haß, den ihr die Monopolfanatiker entgegentragen. Am Ende wird ihr doch da« letzte Wort bleiben, wenn einmal die Ke« visionSwogen sich gelegt haben und man in den weitesten Kreisen zu der Einsicht gelangt ist, daß für die Schä den im Banknotenwesen te n anderes Kraut gewachse« ist, als ein gute» Banknotengefetz. Da» zweite Revision»postulat, die Volk»iuitiattve für Verfassungsänderungen, wird in der neue» Bundes versammlung noch weniger Anklang finden, als das eidgenössische Banknolenmonopol. Wenn man fich klar macht, wa» diese» BolkSrecht im bundesstaatlichen Or» ganiSmuS unser» Lande» bedeutet, so kann man hier über nicht im Mindesten im Zweifel sein. Die Re visionisten streben die Volk»lnitiative für partiell« B rfassunz»revisionen an, um mit Volk»mehrh«iteu nach Belieben einzelne Verfassungsänderungen durch setzen zu können. Nach dem bestehenden Bundesstaats- recht ist nun aber da- Abändern vom Verfassung-recht nicht Sache de« Schweizervolke« allein, sondern Gache de« Volke« und der mitsouveränen eidgenössische« Stände; ohne Zustimmung der Ständeverttetuvg kan« die Bunde«verfassung weder ganz, noch theilweise ge ändert werden; da« ist der Sinn der Versassungsbe- stimmung, daß jede Bundesrevision auf dem Wege der Bundesgesetzgebung vor fich gehen muß. Die Revi sionisten wollen nun, daß daS Schweizervolk vorgängig jeder Berathung in der dualistisch zusammengesetzte« Bundesversammlung über die Adänderuna einzelner VerfassungSartttel ««gefragt werden soll, sofern KO000 Schweizerbürger dies verlangen. Diese Anfrage hat nur dann einen Sinn, wenn der Volksentscheid als dann nicht blot für die Volksvertretung maßgebend sm« soll. Damit aber wird der Ständerath unter das Dictat der Bolksmehrheit gebeugt, und er verliert de« besten Theil seiner staatsrechtlichen Bedeutung. Glaubt man nun, daß fich im Ständerathe jemals ein« Mehr heit für eine solche Neuerung finden werde? Ohne Zustimmung deS Ständerathe» kann aber ein bezüg licher RevisionSbeschluß in der Bundesversammlung nicht zu Stand« kommen. Man kann daher mit mathematischer Sicherheit annehmen, daß die anae» strebte Volk-initiative auch nach Bejahung der Re visionsfrage in der neugewählten Bundesversammlung ins Wasser fallen wird In socialdemokrainchen Versammlungen hat man di« BersassungSinittative d«S Schweizervolk» gefeiert al» die Bresche, durch wclche die socialifttschen Be strebungen siegreich in die feste Burg de» Bundes staate» eindringen werden. Auf diesem Wege hofft man, heute den Staat zum Banker, morgen zum Ge- treidehändler, übermorgen zum Arzt der Sesammtheit zu machen und ihn so allmählich dem Ideal näher zu bringen, da» sich die Socialisten al» den Socialstaat der Zukunft in den hellsten Farben au»malen. Dies« Perspective liegt Kar vor Aller Augen, und sie wird nicht wenig dazu beitragen, auch eine neue Bunde»- versammlung unempfänglich zu machen für die Seg nungen de» neuen socialifttschen Volk-rechte». Die
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