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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050725024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905072502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905072502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-25
- Monat1905-07
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Abend-Ausgabe Nr. 374. Dienstag 25. Juli 1905. - BezugS-PrelS in d« HanptexpedUtim »der der« Ausgabe» stelle» «bgeholt: viertrljLyrlich L—, bat zweimaliger tüglicher gastelluag t»» Hau« L.7Ü. Durch dir Post bezog« für Deutsch land a. Oesterreich vtrrtrljLhrltch >tl 4^0, für die übrig« Länder laut geitungsprrrsltste. ArdaMun uu» GMetztttuar LÜS Funsprech» ÜW Johauutsgasse 8. Haupl-FUtale DreSSeei Martenstrabt Ü4 (Fernsprecher Aurt I Nr. I7IE- HauHt-KUtuk Berttn: LarlDuucker, Herza l.Bar»rHofbnchbaudtz, Lüsowstraß« 10 Dernsprech« Amt VI Nr. 4S0S1 rWigerTaMatt Handelszeitung. Amtsblatt -es Äönigk. Land- ««- -es HSrngl. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipsig. Diese Num»« taftet AH »k ans all« Badnhvf« aud I »I i bei den geitongs-BerkSasern f Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 ^f. Finanzielle Anzeigen. GeschLftSauzrig« unter Text oder an besonderer Stelle nach Laris. Die -gespaltene Reklamezeile 7S Anaahmeschtutz für Anzeigen: Abeud«Ausgabe vormittag» >0 Uhr. Marge u-«u«gabe: nachmMag» » Uhr. Anzeigen find stet« au die Expedition zu richt«. Ertra-veUage» «ur mit der Marge» Ausgab«) nach besonderer Vereinbarung. Die Or»edU1»u ist Wochentag» ununterbrochen «öffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und vertag von 8. Volz tu Leipzig (Inh. vr. R. L W. Kiiakhardt!. Herau-gtberr vr. «ictor Minkhardt. 88. Jahrgang. Var Wchtigrte vsm Lage. * Der Kaiser wird voraussichtlich morgen, bei schönem Wetter von Pillau aus zu Wasser, bei ungünstiger Witterung mit der Bahn über Königsberg in Eadrneu eiatreffen. * Eduard VII. trifft am Freitag nachmittag an Bord der Jacht „Viktoria" in Cowes ein. An demselben Tage wird auch da« französische Geschwader erwartet. * In Luxemburg kam es nach dem beim Geburtstag des Großherzog» abgehaltrnen Zapfenstreiche zwischen dem Militär und Publikum zu Tumultszeueu. Die Gendarmerie war machtlos. * Die schwedische Unionskommission lehnte den Vorschlag des Königs, daß die Regierung mit Norwegen unterhandeln sollte, ab und will die Unterhandlungen dem Reichstage übertragen. * Bei den serbischen Wahlen errang die Regierungs partei der selbständigen Radikalen 78 Mandate. Am nächsten Sonntage finden in 11 Städten die nachträglichen Wahlen für die neue, am 7. August zu eröffnende Skupschtina statt. vrr vrribunä UNO Oie polmrche Politik. Bekanntlich hat schon Fürst Bismarck wiederholt darauf aufmerksam gemacht, welche Rolle polnische Federn bei der deutsch-feindlichen Hetze de» Auslandes nicht nur in Lemberg und Krakau, sondern auch an der Newa, an der Seine und an der Themse spielen. Diese Geschäftigkeit polnischer Literaten genügte Herrn v. Koscielski nicht: auf seine Initiative hat sich in Posen ein polnischer Preßverein gebildet, der ein förmliches Preßbureau organisierte, um den groß-polnischen Preßkrieg gegen Deutschland ins Werk zu setzen. Als eine der ersten Leistungen dieses Bureaus ist ein im Lemberger „S l o v o P o I s k i" ver öffentlichter Artikel „Die polnische Politik und der Dreibund" zu betrachten, dessen wesent licher Inhalt lautet: „Die österreichischen Polen haben bis jetzt die Dreibundpolitik unterstützt. Alle Verfolgungen der Polen in Posen und Schlesien durch die preußische Re gierung haben die polnischen Politiker in Oesterreich nicht bestimmen können, gegen den Bund Oesterreichs mit Deutschland Stellung zu nehmen. Jetzt aber, wo durch den Niedergang Rußlands eine neue politische Konstellation in Europa geschaffen wurde und sich gegen die Uebermacht Deutschlands eine Koalitionzu bilden anfängt, ist der Augenblick gekommen, da auch die Polen in Oesterreich ihre Haltung ändern und sich von der Lreibundpolitik lossagen müssen. Jetzt ist eS Pflicht der Polen, eine Aktion in der Richtung einzuleiten, daß Oesterreich sich dem englisch-französischen Ein vernehmen anschließe. Oesterreich ist durch Preußen zur Ohnmacht verurteilt worden. Nun ist vielleicht die letzte Gelegenheit gekommen, wo die habsburgische Monarchie das preußische Joch abschüt teln kann. Von der Furcht vor Rußland befreit, kann Oesterreich um so leichter den Versuch machen, auch gegen seinen bisherigen deutschen Bundesgenossen Bürgschaften zu erlangen. Die österreichischen Polen brauchen ihren Einfluß nicht zu überschätzen, aber sie werden unter Len anderen Völkern und Parteien in Oesterreich-Ungarn genug Verbündete finden, welche bereit sein werden, mit ihnen solidarisch im gemein- samen Interesse auf einen derartigen Systemwechsel in der auswärtigen Politik der habsburgischen Monarchie hinzuarbeiten." Dieser Ebenso plumpe wie dreiste Einschüchterungs versuch gegenüber Preußen und seiner Polenpolitik mutet unter den obwaltenden Verhältnissen geradezu lächerlich an. Solange Herr Delcasss die k'atu morgana einer Koalition gegen Deutschland auch den großpolnischen Politikern vorführte, mochten derartige Vorstöße des Allpolentums verzeihlich erscheinen. Seit dem jedoch Herrn Telrasss die Felle fortgeschwommen sind, sollten seine großpolnrschen Freunde eine andere Tonart anschlagen und einen anderen Text wählen. WaS aber die habsburgische Monarchie anbetrifft, so haben ihre gegenwärtig zweifellos vorhandenen schwe ren Sorgen mit der deutschen „Uebermacht" und dem preußischen „Joch" nicht das mindeste zu tun. Da» Ge- spenst einer deutschen „Uebermacht" muß seiner wahren Natur nach von jedem österreichischen Staotslenker ei> kannt werden, dem handgreifliche Tatsachen vor Augen führen, wie sehr — von den sonstigen Nationalitäten kämpfen zu schweigen — die ungarische Auflehnung die habsburgische Monarchie mit der Gefahr des Zerfalles bedroht. Schmeicheln sich die großvolnischen Politiker etwa mit der Hoffnung auf ungarische Beihülfe gegen das Deutsche Reich? Da werden sie desto gründlicher enttäuscht werden, je naiver sie spezifisch polnische Inter essen mit denen Oesterreichs und Ungarns verwechseln. Allenfalls bei den Tschechen und den Kroaten mag die allvolnische Parole „Gegen Deutschland!" einen Wieder hall wecken. Aber die 10 Millionen Deutsche Cisleita- niens genügen vollständig, um dgs Polentum mit seiner etwaigen slawischen Gefolgschaft in Schach zu halten. Beim Hinarbeiten auf einen Gvstemwechsel in der aus wärtigen Politik Oesterreich-Ungarns können sich also die österreichischen Polen „im Ernstfälle" arg die Köpfe einrennen. So wenig wir deshalb glauben, daß den großen Worten des „Slovo Polski" Taten folgen wer den, so kennzeichnend bleibt es für die Gründung des Herrn von Koscielski, für das Posener polnische Preß- bureau, mit Hülfe des österreichischen Polentum» den Dreibund sprengen und die habsburgische Monarchie in eine Koalition gegen da» Deutsche Reich hineintreiben zu wollen. ' ver rurrircb-japanircbe Krieg. Die Vorbereitungen für j-ortsm-«th. Aus Washington wird halboffiriell gemeldet, daß die ersten Verhandlungen in PorlSmouth dem Waffenstill stand gelten werden. Japan sei einem solchen nicht ab- aenrigt, fall« fein« Dauer kurz, etwa auf einen Monat bemessen würde. — Der japanische Unter händler, Baron Komura, äußerte sich in St. Paul über den Krieg. Er schreibt die japanischen Erfolge drei Ursachen zu, der gerechten Sache, der Abwesenheit aller Korruption und der einfachen Lebensweise de« Volkes. Er schließt, Japan verdanke keinem Lande so viel wie Amerika, dessen Interessen e« darum auch nie entgegen treten werde. Die Delegierten sind io Portsmouth Gäste deS StaateSNewHampshire. DieUnion richtet aufihreKosten die Konferenzräume ein. Die Schiffe „Mavflower" und „Delphin" mit den russischen und japanischen Gasten werden am ö. August erwartet. — Nach einer umfanareichen Korrr- sponvea» der „Köln. VolkSzta." au» Tokio scheint sich die japanische Regierung im Gegensatz zu den übertriebenen Forderungen weiter Kreis« de« Volke» mit ziemlich mäßigen Forderungen zu begnügen. Sie läßt aber vorerst nicht« be kannt werde«. E» ist uazweifeldast große Gefahr vor handen, daß eine frühzeitige Veröffentlichung der Frieden«- brdiogungen eine heftige Erörterung in der japanischen Presse und damit eine große VolkSerreguna zur Folge haben kann. Die Aufgabe der Regierung ist sehr schwierrg. Sie scheint entschlossen zu sein, jede scharfe Erörterung in der Presse mit starker Hand zu unterdrücken. Die Vorgänge während des ganzen Kriege» mußten aus vie Welt den Ein- vruck machen, daß in Japan Volk und Regierung dastehen wie eia Mann. Die Regierung konnte auch tatsächlich fest darauf rechnen, daß alle Lasten an Gut und Blut anstandslos eiastiinmig vom Volke getragen , werden. E» darf aber nicht übersehen werden, daß diese Einigkeit zwischen ver japani'chen Regierung und dem Volke erst erzielt wurde, als die diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Rußland abgebrochen waren. Vor diesem Zeitpunkte wurde unaufhörlich vom Volke Kritik au der „Schwäche und Unfähigkeit der Regierung" geübt. V*rn Lestnenpatz. Au» Wladiwostok in Petersburg eiugetroffen« Tele gramme melden, daß heftige Kämpfe um den Besitz de« Tumenpasse» im Gange sind. General Hasegawa» Armee greife mit Ungestüm die russischen Stellungen an, aber die Russen, heißt e», behaupten da» Gelände hartnäckig. Viermal schon wären die Japaner zum Sturmangriff mit gefälltem Bajonett geschritten, aber jedesmal seien sie mit ungeheuren Verlusten zurückgeworfen worden. Dir Japaner seien 30 000 Manu stark. fsMircbe Lagerrcha«. Lechzt«, LS. Juli. Die Katserbegcgnung. Von russischer Seite wird jetzt Über Wien bestätigt, daß Vie Zusammenkunft der berdeir Kaiser auf Wunsch de» Zaren erfolgt ist. Wenn übrigen» namentlich von Pari» aus die Auffassung verbreitet wurde, Kaiser Wilhelm sei ebenso ein Gegner der russisch-japanischen FriedenSverhaad- jungen, wie der mnerrussischen Reformen, so ist dem gegen über auf Grund zuverlässigster Information festzustelleu, daß Kaiser Wilhelm au der Annahme der ameri kanischen FriedenSvermitteluag durch den Zaren einen größeren Anteil hat, als bisher bekannt geworden ist, und daß Kaiser Wilhelm gegenüber der russischen Resormsrage lediglich die Stellung einuimmt, die bestimmt wird durch Deutschland» Interesse, im östlichen Nachbarstaat« dauernd geordnete Zustande aufrecht erhalten zu sehen. OsfüM wird die Begegnung iu der „K. Ztg." mit folgenden Worten kommentiert: Bet der Begegnung de» Zaren mit Kaiser Wilhelm hat jeden falls eine Aussprache stattgefuadea. Sie wird zweifellos unter vier Augen erfolgt jein, und «S ist ihrer ganzen Natur nach anzuuehm«, daß nähere» über sie wohl kaum au die Orssentltchkeit gelangen wird. Es handelt sich in erster Linie um die Begegnung zweier befreundeter Verwandten, die ja allerdings insoweit keinen rein familiären Tharaktrr behalten haben wird, als die beiden Herrscher selbstverständlich auch über die Fragen der hohen Politik gesprochen baden, die heute das Leben Rußland» be herrschen. Man kann e« nur verstehen, wenn der Zar in der schwierigen Lage, in der er sich augenblicklich befindet, da« Be dürfnis hatte, sich mit einer Persönlichkeit autzusprechen, die ihrer Stellung nach den vorzüglichsten Ueberblick über di« gesamte Politik besitzt und an deren freundschaftlicher Teilnahme für da» russische Herrscherhaus nicht zu zweifeln ist. Da Kaiser Wilhelm bet seiner Nordland-reise diesmal ganz in die Nähe der russischen Gewässer gekommen war, so lag eS nah«, daß ein« Zusammenkunft zwischen den beiden Herrschern statlfand. Nach Depeschen, die au» ausländischen Hauptstädten vorliegen, ist man dort von der Begegnung sehr überrascht oder stellt sich wenigsten» so, es zu sein, nachdem aber einmal der Plan einer Begegnung in Frage gekommen mar, mußte die Entscheidung natur gemäß auch sehr rasch erfolgen, da sonst der Reifeplan des deutschen Kaiser» dir „tzohenzollern' sehr bald aus der Nähe der russischen Gewässer sortgeführt haben würde. Die Schnelligkeit und das Uebrrraschende der Begegnung erklären sich also ohne jeden Zwang, lieber die Tragweite dieses Ereignisses sind zurzeit ja nur Ver mutungen möglich Man kann aber jedenfalls annehmcn, das; von deutscher Seite keinerlei Einmischung iu die schwebenden politischen Fragen zu erwarten ist. Es ist töricht, wenn in ein zelnen Blättern behauptet wird, daß Deutschland bezw. der Kai er seinen ganzen Einfluß Ansehen werde, um Rußland zur Fort- setzung de» Kriege» aufzureizen oder zu einer reaktionären Politik im Innern zu ermuntern. Darüber muß der Zar selbst ent scheiden. Wir würden es nur mit Befriedigung begrüßen können, wenn Japan» Bedingungen solcher Art wären, daß >ie Rußland ge statteten, mit Ehren Frieden zu schließen, und nicht weniger würden wir un» freuen, wenn e» einer klugen Rrformpolitik in Rußland gelänge, die innere Krisis zu überwinden und da« Laod aui gesunde Bahnen zu lenken. Weder der Krieg, noch die inneren Unruhen sind unser« wirtschaftlichen Verhältnissen günstig, und schon die Milliarden russischer Werte, die sich in deutschem Besitz befinden, weisen un» darauf hin, nicht- zu unternehmen oder zu fördern, was diesen Besitz schädigen könnte. Da» sind Regeln einfacher uud klarer Jnteressenpoltlik, die in diesem Falle um so leichter befolgt werden können, al» sie mit d« wohlwollenden Gesinnungen zusammenfall«, di« der deutsche Kaiser dem russischen Herrscher hause eutgegrnbringt. Ueberde« Eindruck, d«a die Kaiserbeaeavung in Peters burg gemacht hat, wird dem „B. T." von dort tele graphiert: Der Begegnung Kaiser Wilhelm» uud de» Zar« Nikolau» wird von den hiesig« Regierung»kreisen und der Presse große politisch« Bedeutung deigrlegt. Die „Nowoje Wremja" sagt: Wenn auch der Bestand der deu Zar« begleitend« Personen gleichsam d« Privatcharaktrr der Zusammenkunft an- deuteh so kann der persönliche Meinung»au»tausch der beiden Monarchen bedeutend di» Lag« Deutschland» i« d«r verwickelten ostasiatischra Frage klären, die nachgerade eine für Europa unlieb« same Form anuimmt. Maa darf nicht außer Acht lass«, daß Wil helm II. einer der erste« war^ der auf die Gelbe Gefahr hiuwte», so daß Deutschlandgegenwärtig kaum al» teilnahmsloser Zuschauer aeg«über den Vorgäug« iu Ostafleu verharr« kann. Wen« ab« die Kaiser- zusammrnkonst den Begin» «in« bewußte« Stellungnahme der Souveräne der rnropäilch« Staate« « de« schweren Kampf Rußland» gegen die ans Europa aurückeud« Gefahr darstellt, so ist r» um so höh« anzuschlagen, daß die Initiative hier« von dem vertret« eine« uns benachbarten Volke» anSgetft, daß un« durch Freundschaft längst verbnndea ist. Natürlich ist e« i« «st« Linie di« -stafiatisch« Frag«, die die beiden Monarch« beschäftigt hat, doch handelt e« sich auch, wie »«lautet, um Frankreich. Ma« spricht davon, daß bet der Zusammenkunft der Anfang za «wem dentsch- franzdstsch - russischen Bündnis gemacht worden sei. dessen Ausgaben sich nicht nur ans Asten, sondern auch auf Europa erstrecke nnd eine wichtige Noll« bei d« bevorstehend« FriedrnS- uattrhandllluaen spiel« werd«. Ob da« nicht »u wett geartffru ist, werden die nächsten Monat« lehre»; doch sei hervorarhobrn, daß der Zusammenkunft et» äußerst reg« Briefwechsel Kais« Wilhelm» mit dem Zar« vorauSgegaag« ist. Wine KwmztuerpreptOt. Der AuSgang der baverfcheu Wahl« gibt der „Kreuzztg." Veranlassung, gege« die Popularisierung der Kunst scharf Stellung zu nehme«. Nach ihrer Meinung wird „da» verständige Publikum" durch da» Eintreten de» Liberalismus ür Wissenschaft und Kunst gerader» abgefchreckt. Da» ton- ervative Blatt geht soweit, zu behaupten, gerade diese Tat sche habe den Ausfall der bayerschen Wahlen ver- chuldet. Wenn die baherschen Wähler sich wirklich de»- >alb vom Liberalismus abgeweudet hätten, warum haben dann die Sozialdemokraten, die doch noch viel schärfer für die Popularisierung von Wissenschaft und Kunst eintreten, rwar nicht an Mandaten, aber doch an Stimmen gewonnen? Und warum hat dann, al» sich vor zwei Jahren in Bayern ei» Sturm wegen der Ablehnung der Kunstforderung im Landtage erhob, das bayrische Zentrum sich so beeilt, zu versichern, daß ihm jede Kunstseindlichkeit sern sei? Mir ver Behauptung der „Kreuzztg." wird nichts bewiesen, als daß diese» Blatt alle höheren Interessen und Lebensgenüsse nur einem beschränkten Kreise Vorbehalten jehen möchte. Feuilleton. Die beiden Hallernmvds. Stacvdruck Verbot«. Ein Schatten flog über Lonis Gesicht. Ja sie erinnerte sich gerade dieses Burschen, er war ja im Haufe als o, Loni wußte nur zu wohl, daß die Dienst- boten Augen und Ohren offen haben, natürlich hatten Auguste und der Bursche von ihrem Liebesleid gewußt. — Sie faltete die Schürze zus»mmen und fragte gleich- gültig: „Hören Sie von dem noch manchmal?" „O ja, der Müller schreibt öfter. E» chgeht ihm näm lich sehr chgut. Er hat in einem chgrohen, vornehmen Hause eine Portierstelle mit n'er chgonz feinen Wohnung für sich und seine Mutter. Müller ist chgelernter Schuh- wacher und wartet auch nebenbei al» Lohndieuer auf!" „Mn vielseitiger Mensch, Auguste, da haben Sie sich doch am Ende eine gute Partie entgehen lassen?" „Hm, ja wenn Buntehund nicht chgewesen wäre, hätte ich „Müllern" chgenvWmen", meint« Auguste nachdenklich. „Aber WaS ich noch sagen wollte, in Müllern seinem vornehmen Hause wohnen nämlich die jungen Herrschaften, der Herr Prgmierleutnant von Bü low und WaS die geborene Merkern war. „Pik", sagt Müller!" „So?" Loni» Hand zitterte ein wenig mit der sie glättend über die gefaltete Schürze strich. Aber in ihrem für gewöhnlich blassen Gesicht verzog sich keine Linie, nur in den Augen lag ein fragender flimmender Mick. Auguste ließ sich nicht irre machen. „Ja — und Müller schreibt, die machten so viel mit, und wenn keine Gesellschaft bei ihnen ist, sind sie irgendwo einchgeladen, das chginge man immer so zu. — Und denken Sie mal, chgnädiges Fräulein, da muß eines Abend» der Müller aufwarten, er ist immer bei Bülow» mit dabei, — — ja und hat einen Teller mit Ananasbowl« umher- zureichen. Da sieht er eine Dame am Klavier stehen, die chgrade singen wollte, und Müller hätte ja bald Teller und Ehgläser Ihnen vor die Füße fallen lassen, so ist ihm daS Erstaunen in die Thglieder gefahren!" „Mir Auguste? was reden Sie denn?" „Na ja doch, natürlich nicht, Ihnen, sondern n'er anderen, die Ihnen aber so ähnlich -gesehen wie 'n Zwilling!" Auguste fuhr sich verlegen mit -er Hand übers Gesicht, so von einem Ohr zum anderen über den Mund weg —— Loni kombinierte sich sofort da» Richtig« zusammen. „Also so ähnlich, daß mich Müller wirklich dafür hielt?" fragte sie. Auguste nickte mit dem Kopf und Schultern. „Ja, ja doch! Ehgradezu -großartig meint Müller, vi» auf di« Frisur, wie chgeiagt von Kopf bi» zu den Füßen!" — — „Nur stärker, wissen Sie so 'n bißchen mehr in» Volle!" „Nun und wie hieß denn mein Doppelgänger, hat Müller da» nicht geschrieben?" „O, doch, sogar mit lateinischen Buchstaben, weil's so schön klingt: „Nora Viola" heißt sie!" Jetzt lachte Loni laut auf. „Also bereits einen Künstlernamen hat sie sich zugelegt. Das muß man sagen, Veilchen, Viola, und Aron Nora, der Name macht sich ganz gut auS dem Jüdischen ins Künstlerische übersetzt. Ja, denken Sie, Äuguste, ich kenne die Sänge rin, habe mich sogar von der Aehnlichkeit selber über zeugen können. Daß ich nun just einem Judenmädchen so ähnlich sehe na, der Zufall ist ja oft komisch!" Auguste schlug die Hände zusammen. „Nein aber so was! Na aber, daß e» so WaS gibt! " Loni wollte der neugierigen Auguste noch etwas mehr von Fräulein Aron erzählen, indessen sie kam nicht mehr dazu, e» klingelte draußen, und der Major un- seine Frau kamen heim. Während der Major sich in sein Zimmer begab, zog die Fvau Majorin Loni sofort in das Wohnzimmer und ging auch ohne weitere Einleitung auf da», was ihr auf der Seele lag, über.« Loni bekam erst einmal ein« so an- haltende Tiraspredigt zu hören, daß daS Mädchen halb erstaunt, halb ärgerlich gar nicht dazu kam, den Mund aufzumachen. Die Frau Majorin faßte die Sache ganz persönlich auf. und fühlte sich zunächst einmal be leidigt darüber, daß die Tochter bi» beute so beharrlich den Eltern gegenüber geschwiegen hatte. Gott mochte wissen, wie der Major sdiner Ehehälfte die Geschichte vor getragen, jeden fall» bereute Loni, «» nicht selber über- Kommen zu haben. Tie Schlußfolgerungen ihrer carfge- regten Mutter klangen so unlogisch al» möglich und hatten den richtigen, kleinstädtischen Anklang ihrer heimatlichen Umgebung. Als nun aber die Mutter zu letzt auf das Bestimmteste verbot, Laß die Tochter wieder in die Familie des Grasen zurückkehren sollte, wurde auch Loni heftig und erklärte rund heraus, daß auch uiä't der Schatten eines Grundes vorliege, um aus ihrer Stellung zu treten. „Der Grund eines elterlichen Verbotes isl gcmigend! denke ich", grollte die Majorin. „Außerdem Liebigs reffen in einem Monat in ein Bad. Sie werden nur zu froh sein, dich mitzunehnien, du kannst Gerda nützen!" „So — —recht gnädig! Soll ich viel leicht den Kinderwagen schieben?" ries Loni nun auch aus geregt. Und al» die Mutter erst einmal aus lauter Er staunen schwieg, fuhr Loni fort: „Mein Gott. Maina, alles dies, worüber du dich so erregst, ist über ein Jahr her, ich denke schon gar nicht mehr daran. Und ich hier bleiben? WaS soll ich denn hier? In der kleinen Wirt- schäft bin ich doch nicht gerade notwendig! Nein, Mama, ich nicht, aber du bist es. Der Papa entbehrt dich furchtbar, er erträgt es, daS ist alle». Karl, der Bengel, verwildert ganz und gar ohne dich. Er gehorcht mir doch nicht, und bummelt den ganzen Tag. LiebigS sind wohl habende Leute un) können sich genügend Dienftboten Halden, überdies ist Gerda nicht die erste und auch nicht die einzige junge Frau, die 'mal ein bißchen piepsig und schwach nach einem Wochenbett ist. Da» kommt ja doch alle» wieder in die Reih«, du machst dir nur immerfort Sorgen, Mama. und warum muß ich denn immer
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