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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19101005023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910100502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19101005
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910100502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-10
- Tag1910-10-05
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»lest» »lat« wir» den Leser» von Dre»t>e« und Umgebung a« Lage vorher deretl« als -Ibena-Mrgade »ngestellt, während es die Posl-Sbonnenie» am Morgen in einer SesamtauSgabe erhalten. 55. Jahrzmrg. 27S. vezugsgebütr vl«t«l!»dri Mr »r«»> r>» tx> »««ich »wkt. malig« Zutragungl»» Sann. und Moniagrn nur »lnmal l lt u« SU, »us» auaivarttgrSom. miliiondre S.M Wk. Nrt «inmdligrr Au ll,gun» durch di« Polt Sviuodn« Bctlrllg»ld>. kl« drn llrkrn von g r«d»n u, Umgebung ,a> Luge «orher gu- grslelllen Nlxnd.Nu»- palxnrrddltendieou«- wanlgrn S« ,iedrr mit der Morgen. Luigob« .ulammen jUgesmlli. -lachdruck nur mil deut licher Qii»IIen0i>g«d» l.li^ Nachr."» pl- lalsig. - Unoerlangi« ManuiwiU« werde» mcht Luldeunchrt. Mittwgch, S. LNaber 1»1«. Telegraunn-Adresie: Nachrichten Dresden. s> 18SS Druck und Verlag von Liepsch Lc Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrafte 28/40. Fernsprecher: 11 » 20V« . .t«01 Anzeige«-Talckf Annahme von Anvin> digunge» b»4 nachm, n Ui,r. ^sonttroa^ nur Rorit'nftraße 38 von I I bi- »/U Uhr Dir Oo. 3 Lildeu) 23 Pi., Aauritten« ^lachriLte,» au-o Dresden 20 Ps ^ Geschilsltz Anzeigen o.is der Pnvarjeiii 30 Pf.: dre j,vci,p«lttge Zelle a.rei-tseitcüOP, — In Nummern nach Soun " ^eierta-en die einspaltige Grund- zeile 3ÜPf.arlfPrwar- sene 4V Ps.. Familien- Nachrichten a. TreSoeu die lUrnndzeile L3Pf.— ÄuSwärtiiie Aufträge nur gegen Lorausbe. -ahLulig. — Jedes Be. legblon tostet 10 Pf vresöner Lank ^lttiönkspilsl unä llsgsrvsn 260 ^ill. owptwdit idr«. iWlä-Ii«» »ul WMM: Orerckea-Z,., Lünig öokunn-8trs»se 3 „ „ p »ger 8trs.se 34 :: :: „ ,. 8triesener 8trs.se 44 :: Orerckea-lii., Lsutraer 8trs.se 3 :: x Lurort iVeisser Nir.ek ;; :: Meissen uncl tLütrsckendroäs. LarejalLAell, ^.Qrmdmtz rur Vsr-/in8uvx. :.: :.: Lcdeclc-VerlLetlr, ^röklnung ron Lodsc^oatsn. Wertpapiere, -ro- rmä Vsricunf, 8eleidur»§ Loupons, t'-inläsullj; urick Vorzvsrttm^. Depots, ^utbovsdrun^ osiousr u. versokUsssbsrer XrecUtdriete suk »IIs Usuptplstrs cksr VVoit. Mül? srNgs Lofev. Ter Verein für S ä ch s i s ch e B o l k s k « n d c hält leine U Hauptversammlung am 15. und 16. Oktober ln Franken berg ab. Wegen der Moabiter Unruhen sind bis heute 5 2 Personen verhaftet worden. Das belgische Königspaar ist zum Besuch des Kai sers Kranz Joseph in Wien cingetrossen. Auf dem Bahnhofe in Brest fanden anläßlich der Ab fahrt der Rekruten a n t i m t 1 i l a r i st i s ch e Kund- gedungen statt. Das englische Kriegsminisleriiim plant die Bildung eines besonderen Fliegerkorps an der militäri schen Lustschisferschnle zu Faruborough. Fm russischen tHrenzorte Ktelceklow sind 111 (He tz ö s t e n i e d e r g e b r a n n t. Bei Garschtne iPanama) in der Dampfer „Ehirigui" infolge einer Kesselcxplosion mit 5ü Personen u n t e r g e g a n g e n. Neueste vrabtmeläunge» vom 4. Oktober. Berbaudotag der Ticrschutzvereine Deutschlands. Berlin. Ter Verband der T t e r s ch u tz v e r c i n e des Deutschen Reiches ist heute hier zu seinem 12. Berbanüstagc zusammciigctrete». Auf der Tagesordnung der, bis zum Freitag währenden Verhand lungen steht u. a. ein Antrag aus -Herbeiführung gesetzlicher Bestimmungen über die Größe von Vogelkäfigen und ein Antrag auf Maßnahmen, um den im Interesse des Tier- ichuycs erlassenen Verordnungen eine größere gesetzliche Wirkung zu verschaffen. Weiter wird man sich mit der Frage beschäftigen, welche Grenzen der Vivisektion zu ziehen seien. Zur Krisis in der Metallindustrie. Berlin lPriv.-Tel.i Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der M c t a l l i n d u st r t c l l e n und den 'lrbeiterdelegierten in -Hamburg werden heute fortgesetzt. Es ist also die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daß es nvch zu einer Beilegung der Differenzen kommen kann. Die Streikuuruheu in Deutz. (Bergt, »ragesgeichtchre'.i Köln. sPrtv.-Tel.) Bei den gestrigen Exzessen wurden, wie nunmehr feststeht, gegen 3N Personen verletzt. Der Zustand eines Schutzmannes ist sehr be denklich, er erlitt schwere Kopfverletzungen und einen Schul- ierbruch. Die Exzedenten suchten sogar einen bereits in seiner Wohnung befindlichen Familienvater auf und ver wundeten ihn angesichts seiner Familie. Auch ein Lauf bursche wurde schwer verletzt, der für die Arbeitswilligen Frühstück holte. Der Unternehmer erklärt, daß er von der Sperre völlig überrascht wurde. Die Arbeiter legten die Arbeit nieder und verständigten ihn erst dann von ihren Forderungen. Köln. iPriv.-Tel.i Zu den gestrigen Ausschrei tungen an der Mülheimer Straße wird noch gemeldet: Es handelt sich um jene Baustelle, aus der eine neue Pvst- vcrladestelle großen Umfangs errichtet werden soll. Der Privatunternehmer hatte die mit den Ausjchachtnngs- arbciten beschäftigten Leute in Akkordlohn engagiert. Tic Arbeiter wvllten Stundcnlohn durchsetzen, worauf es zur Sperre über die Baustelle kam. Der Unternehmer fand Arbeitswillige genug, um die Arbeiten fortsetzen zu kön nen: indessen wurden seit dem Augenblicke, wo die Ar beitseinstellung erfolgte, die arbeitenden Leute schikaniert und bedroht. Als gestern abend eine Versammlung der Streikenden beendet war, zogen diese mehrere 166 Mann stark zur Arbeitsstelle und attackierten die Ar beitswilligen mit Baumstämmen, schweren Steinen und sonstigen Wurfgeschossen. Die fünf Schutzleute waren gegenüber dem gewaltsamen Bordrnnge» der ständig slär ker werdenden Massen machtlos, sie wurden hart bedrängt, so daß sie mit blanker Wasse Vorgehen mußten. Fetzt noch verraten Blutspnren an den Bretterzäunen und Baumen die Gewalt des gestrigen Kampfes. Drei Schutzleute sind schwer, mehrere Exzedenten ebenfalls schwer verletzt. Gegenwärtig halt ein Polizeiaufgebot zum Schutze der Ar beitswilligen Wache. Für heute abend sind die umfang reichsten Maßnahmen getroffen, um weitere Exzesse ener gisch zu unterbinden. "Die Baustelle liegt an einer Land straße, die von Tausenden von Arbeitern benützt wird, welche aus den umliegenden Fabriken abends nach Hause zurückkehren. Zu be« Moabiter Krawallen. Berlin. iPriv.-Tel.i Wegen der Moabiter Un ruhen sind bis heute 5 2 Personen verhaftet und dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Die meisten werden deS Landfriedcnsbruchs beschuldigt, mehrere der Veamtrnbelcidigung und der Widersetzlichkeit. Heute vor mittag erfolgten wieder zwei Verhaftungen. Weitere Fest nahmen stehen bevor. Die Leitung der Charit,', verweigerte dm, Polizeibehörden Auskunft über jene Personen, die dort hin wahrend der Moabiter Unruhen mit Verletzungen ein gebracht worden sind. Die Weigerung erfolgt unter Be rufung auf das Amtsgeheimnis. Besuch des belgischen Köuigspaares l« Wie». iBcrglcichc Tagesgeschichte.i Wien. Der König der Belgier hat heute früh an den Särgen der Kaiserin und des Kronprinzen Kränze niedergelegt. Er stattete sodann mit der Königin den Mitgliedern des Kaiserhauses Besuche ab. Mittags fand beim Thronfolger ein Frühstück statt, woran auch der Kaiser teilnahm. Die Cholera Paris. sPriv.-Tel.s «Petit Journal" meldet aus Marseille, daß dort drei Cholerafällc konstatiert worden seien. Seffelex»losto« auf einem amerikanische« Dampfer. Newnork. Die «Sun" erfährt aus Panama, daß wahrscheinlich 5 6 Menschen bet der Kesselexplosion auf dem Dampfer „Cirtani" umgc kommen sind. Breme n. Die Rettungsstation Norderney der Deut schen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger meldet: Von dem hier gestrandeten deutschen Schoner „Adolf", Kapitän Schulte, von Leith nach Nordenham bestimmt, wurden heute vier Personen durch das Rettungsboot „Fürst Bis marck" der Station gerettet. Breslau. Im russischen Grenzorte Kiele eklow hat eine furchtbare F c ii e r s b r n n st lil Gehöfte eingeäschert. München. Der bayrische Senatspräsidcnt a. D. Ferdinand Ritter v. Vogt ist im Alter von 66 Jahren in Bad Tölz in Oberbayeru gestorben. Stuttgart. Der frühere nationalliberale Reichs tagsabgeordnete jür den I. württeinbergischcu Wahlkreis Rcichsgcrichtsrat a. D. v. M e n z ist gestorben. Metz. Zur diesjährigen Generalversammlung der örrc s G e sell s ch a f t hat sich eine große Zahl von Teilnehmern eingefunden. Gestern war Begrüßnngsabend. Der Voisivende Fiiliiis Bachem legte u. a. dar, daß die Oiesellschasi bis jetzt 1266 666 Marl für wissenschaftliche Zwecke ausgewendet habe. Paris. Der Minister der öffentlichen Arbeiten M i l l c r a n d, der infolge der letzten Eiscnbahnunsälle eine Reise zur Besichtigung des Bahnnctzcs der Westbahn unternommen hatte, hielt in Sainte in einer Versamm lung, der auch über tausend Eisenbahnbedtensicte beiwohn ten, eine Rede, in der er u. a. sagte: Ich klage niemanden an: aber richtig ist, daß wir die Westbnhn in einem jammervollen Zustande übernommen haben. ES wird viel Geld und Feit erforderlich sein, um alles in Ord nung zn bringen. Vorerst müssen die Anfsichtsbeamten eine allgemeine Revision der Bahngleise vornehmen nnd nötigensalls eine Bermindernng der Augsgeschwindigkeit, sowie entsprechende Aendcrnngen des Fahrplanes veran lassen. Ich will eine scharfe Kontrolle und studiere die sichersten Lchiitzvorrichtiingen. Ich will alle? tun, damit dir Balm eine Mnsterbahn werde. Paris. In einem Tunnel der im Bau befindlichen Nord-Lüd-Untergriiiidbahii griffen ausständige Ar beiter einen Arbeitswilligen an und mißhandel ten ihn in rohester Weise. Ans seine Hilferufe eilte ein S^'iitzmann herbei, woraus die Ausständigen die elek trischen Drähte durchschnitten und in der Dunkelheit mehrere Revvlvcrschttsse abgabc». Schließlich entflohen sie. Brest. Aus dem diesigen Bahnhose fanden anläßlich der Abfahrt der Rekruten a n t i m i l i t a r i st is ch c K n n d- gedungen statt. Mehrere Hundert Rekruten sangen vor Abgang des Zuges die Fnternationalc und riesen: „Nieder mit der Armee! Die Fahne ans den Düngerhaufen!" Die Polizei, die eiuschrcitcn wollte, wurde verhöhnt. Ein Matrose der Kriegsflotte, der angeblich an den Kundgebun gen tcilgeiiommen hatte, wurde verhaftet. Belsort. Infolge eines Wortwechsels bedrohte ein gewisser Göpfert seine Söhne mit dem Messer. Diese stürz ten sich auf ihren Vater und erwürgten ihn. Die Mörder stellten sich hierauf freiwillig dem Gericht. Lissabon. iPriv.-Tel.s Ter antiklerikale Abgeord nctc Professor Bombarda, der Direktor des Irrenhauses ist, erhielt gestern in seinem Privatkabinett den Besuch von einem Leutnant, der nach kurzer Unterhaltung einen Revolver zvg und vier Schüsse auf den Pro fefsor abgab. die Bombardas unmittelbaren Tod zur siitim »int lilkrenrclM. f* Mitteilung an« dem Bnrea« der Svuigl. Hoftheater. Tie nächsten Wiederholungen von JDsens Schauspiel „Tic Stützen der Gesellschaft" in der neuen Einstudie rung mit Herrn Mehnert als Konsul Bernick und Frau Salbach als Lona Hesiel finden Freitag, 7. Oktober, und Sonntag, den st. Oktober lauster Abonnements statt. Don nerstag, den 6. Oktober, wird die Posse „Robert und Bertram" mit den Herren Fischer und Wicrth in den Hauptrollen zum 2st. Male wiedcrbolt. Die folgenden Noileu sind neubesctzt: Rösel: Fräulein Verden, Frau Forchhcimer: Frau Bardvu-Müllci, Strainbach: Herr Meyer, Jack: Herr Jaedicke. so Kammersänger Georg Lederer, der den Bühnen in -Hamburg, Bremen, Leipzig, sowie der Königs. Oper in Berlin »nd dem Hofthegter Schwerin gngehörtc, ist in Lchsgchtensee im Alter von 67 Fuhren gestorben. Der Verstorbene, ein vortrefflicher Künstler, Hut sich nament lich als einer der ersten Darsteller »nd Sänger von Richard Wagners Heldengestalten sowie als Orntoricnsänger einen ausgezeichneten Namen in der Knnstwelt gemacht. Der Streik der Innsbrucker Theaterkritiker gegen den Direktor deS dortigen Staüttheatcrs, Leopold Thur- uer, über den wir berichteten, hat nicht lange gedauert. Tie Theaterrefercnten hoben den Boykott unter Hinweis aus die gegen Thurner beantragte gerichtliche Verfolgung und im Interesse des Publikums aus. Berliner Eindrücke nnd Erinnerungen. v»a Sag«» Zabel. Seit einer Reihe von Jahren vollzieht sich mit der Straße Unter den Linden, die bet den Berlinern mehr als irgendeine andere stolze Erinnerung erweckt, insofern eine merkwürdige Wandlung, als sie sich auf ihren beiden Seiten mit einem Btlderstreifen im Zeichen des Weltver kehrs bedeckt. Seitdem des Großen Kurfürsten Gattin, die Holsteinerin Dorothea, im Jahre 168N aus dem mageren Viesen- und Sandgrunde das erste Bäumchen pflanzte, wurde diese Strecke vom Brandenburger Tore zum alten Hohcnzollernschloß allmählich zu einem prunkvollen Rah men für Königsschlösser, Botschaften, Ministerien, Denk mäler und glänzend eingerichtet? Geschäftshäuser. Eine bemerkenswerte Neuerung bezeichnet«: die Anlage präch tiger Hotels, wie Bristol und Adlon, die auf der alten Etnziigsstraße an Stelle der früheren bescheidenen Gebäude traten und den Fremden als Heim und Zuschaucrtribüiic dienten. Jetzt hat man auf diesem Straßenzug mehr als einen Kilometer lang überall in die Augen fallende Wahr zeichen dafür anfgcpslanzt, daß Berlin eine der gastlichsten Städte der Welt geworden ist und seinen Verkehr in einem unübersehbaren Strahlcnbündcl über die ganze Erde ans- brcitet. Die Internationale TchlafwagengcseNschast ans der Nordseitc versorgt uns mit Billetts in ihren prächtig eingerichteten DurchgangSzügen nach allen Hauptstädten Europas und gebietet unseren Schritten mit der verlocken den Vorstellung Halt, daß wir ans dem. Schienenwege in neun Tugen die Grenze Ehings sowie in 12 Tagen die Tore Pekings erreichen können. Ans der gegenüberliegen den Leite der Linden ladet »ns das Bureau der Ham burg—Amerika-Linie ein, wo wir Anweisungen für alle nur denkbaren Reiseziele zu Land und zn Wasser erhalten. Wenige Schritte davon öffnen sich die Fenster des Nord deutschen Lloyds mit ihren Schiffspalästen in genau auS- geführten Modellen, ihrer Weltkarte, die den jedesmaligen Stand der Dampfer veranschaulicht und den Ankündigun gen von immer weiter gehenden Reiseplänen bis an die User deS Stillen Ozeans. Die bevorstehende Reise des deutschen Kronprinzen nach dem „fernen Osten" mit dein Wasserwege auf der Hin- und der sibirischen Eisenbahn auf der Rückfahrt wird dabet in allen Teilen vor dem Auge deS Spaziergängers lebendig. Ebenso haben alle anderen großen LchiffahrtSlinien hier ihre Geschäftsräume ein gerichtet, in denen sie sich mit verlockenden Riesenplakaten zu überbteten suchen. Man glaubt die ungeheueren Ma schinen der Schnelldampfer stampfen zu hören und den Rauch aus den drei oder vier Schornsteinen auswirbcln zu sehen, als ob sich der AbfahrtSftafen zu entlegenen Zonen und Ländern unmittelbar hinter dem Brandenburger Tor befinde. Durch riesige Spiegelscheiben glotzen uns ferner ln den Schaufenstern die blitzblankgcputztcn, gewal- > tigcn Leiber von Automobilen entgegen, die schon in der nächsten Stunde mit der Geschwindigkeit von Schnellzügen über die Landstraße dahinflicgcn können. Große Ge schäftshäiiscr hänfen in ihren Ladenräiimcn nur Gegen stände auf, die dem Reisenden je nach dem Umfang seiner Börse unentbehrlich oder wünschenswert sind. Fn einem besonderen Auskunftsbilreaii, das ans jede noch so unklare Frage eine Antwort gibt, erhält man kostenlos eine kleine Bibliothek von Fahrplänen, Prospekten und Reiseführern. Gegenüber dem früheren stolzen Hciinatsgesühl, das sich unter den Linden ausdrücktc, sind fetzt der Drang in die Ferne, die Eroberung früher nie betretener Länder durch die Eisenbahn und die Besiegung des Weltmeeres durch unsere schwimmenden Hotels zur Anschauung getvmmcn. Das wachsende Vcrlchrsbedürsnis hat uralte Geschäfte auS ihren Läden vertrieben, ganze Hänscr niedrrgerisscn und wieder aufgcbaiit und verschluckt immer mehr von früher licbgcwoiincnen Wohnstätten. Wie die Leipziger Straße den Warenhäuser» gehört, ist die Promenade Unter den Linden schon jetzt zu einem große» Teil vom Völker verkehr und seinem Betrieb gepachtet worden als fort laufende Illustration des Goetbcschen Wortes: „Daß wir uns in ibr zerstreuen, darum ist die Wett so groß". Zn den geschichtlich berühmten Stätten, die vom moder nen Leben hiiiiveggeschwemmt werden, hat sich nun auch das Hotel de Rome an der Ecke der Linden- und Chor lottcnstraße gesellt. Schon im Jahre >77st stand dort ein Gasthof „Zur Stadt Rom", der einer Witwe Ditrich gehörte. Er blieb lange Zeit eine der feinsten und vor nehmsten „Fnbaigan" von Berlin »nd machte bis in die neueste Zeit immer wieder gelungene Vcrjüngnngsprozcssc durch. Aber die Runzeln waren von dem Gesicht des alten Gebäudes trotz der geschickt ausgctragcncn Schminke doch nicht mehr zu beseitigen, und nun wird cs vom Erdboden ganz verschwinden. Eine Menge literarischer und künst lerischer Erinnerungen haben an den Wänden seiner Zimmer ihre Schristzügc zurückgclasscn. Während der letzten 86 Jahre hat es wohl keine Musik- oder Schau spiclergröße gegeben, die nicht im Hotel de Rome abzu steigen pflegte. Ich entsinne mich nvch der Ecke, wo Adelinn Patti ihren Goldregen köstlicher Passagen auöstreute, nnd Adolf Sonncnthal mit der unwiderstehliche»
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