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Dresdner neueste Nachrichten : 23.08.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194008236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19400823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19400823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1940
- Monat1940-08
- Tag1940-08-23
- Monat1940-08
- Jahr1940
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 23.08.1940
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» Dresdner Neueste Nachrichten »e,u,«»e,kl: A«tst«t««SufieNu»,ln«»au«etnsch1.rrk!,«rk»hn m»naN.r.-NM. ,» », »ni«I,«»»rels«: Snmdprels: dl« IspaMge mm-Z-ll« km «n,«kgenkelk 14 71pf^ Postbezug 2.- NM. ielnschlle-l. ZI,VS rips. Postgebühren) hierzu ZO Tips, restellgeld. tHHßU Stellengesuche und privol« Aamillenan,eigen 11 Rps., die lSmm breite mm-Zeile im tzaldmona«. 1. - NM.«reuzbondsendun,:Inland71 R»s.,«uchand 1.-RM.wSchentl. GGGGG TVGGV ^IGGVT4sVG Tv " OPvGßTllGßHU Tegtteil 1.10RM. Nachlaß nach Malstaffel I oder Liengenstaffel 0. Srtesgebühr ain,«l»rel«! außerhalb arot-Vresden« «i «,»„ in Broß.Ore<din ll) «»«. sür Zifferanzeigen ZO Nps. ausschl. Porto. Zur Zeit ist Anzeigenprci-iliste Nr. 10 gülti» Verlag an» Schrifilettuag: Dresden V, Ferdlnan-Ara-e i * postanschrt-: Dresden A i, Postfach * Fernruf: vrisvettedr Sammelnummer 24601, zernvettebr 27981 * Telegramme: neueste Dresden« Postscheck: Dresden 2oso Nichtverlangte Einsendungen an -I« Gchrlstlrltung ohne Nück»orto werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. - 2m Falle HSHerer Gewalt oder LetriebMrung haben unsre Lezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts S»fk MV «r Tag! arnvers. ! Hcrtha eines si.' 8.M. - «b nben- . - «b It Paul «7884: l". Der - Dam :t ins a t e t" ndltchel Ver'iL!! raus R.t,° r f l r>". 0 Uhr: m im rlaubtl I Ha rt- nkchau- Taa: i-sZtlm keuekte ebe". mann, vier törbei Bor- cettaa: t" mit citaa: s<Se" IIP nN»I- >»»»« elilii. Iren >«t>ür. k«a«-i ilNII leide) L 4 An- Hn. etzen neü- Nr. 197 " Freitag, 23. August 1940 48. Jahrgang Bomben auf zwei Geleitzüge Mehreinkommensteuer wir- ab 1940 nicht mehr erhoben — Britisches Alexandrien-Geschwader in Rot Et« Jahr Russenpakt Je mehr das Gesicht Europas sich wandelt, sc schärfer sein neues Profil in den Umrissen sichtbar wird, desto klarer wird anch unsere Vorstellung von den Ursachen, die zu dem revolutionären Umsturz führten. Nachdem seine Folgen in weiten Bereichen sich darstellten, lässt sich die Bedeutung des deutsch russischen Nichtangriffspaktes heute am ersten Jahrestag seines Abschlusses noch gewisser er messen, als am Tage seines Abschlusses selbst. Dieser Abschluss ivar eine der grössten Ueberraühungen der politischen Geschichte dieses Jahrhunderts. Den Mcst- müchten war ihr ganzes politisches Konzept verdorben worden.'Man rechnete in London und Paris mit einer deutsch-russischen Spannung als eine Art Erbfeindschaft, die man durch die Gegensätze beS inneren Regimes der beiden Staaten noch dazu für alle Ewigkeit gesichert glaubte. Man verharrte in -er Befangenheit über kommener Borstellungen, ans denen sich radikal befreit zu haben, das entscheidende Verdienst der deutschen und russischen Staatsführung war. Daß der W e lt krie g Russland an der Seite der Weltmächte sah, war allein die Folge versagender und irrender politischer Leitung. Die Triple-Entente verpflichtete Russland, auf alle natürlichen Aspirationen, auf den Drang nach dem warmen Meere zu verzichten, Englands List lenkte damals Russlands Energien in eine Richtung, die von dem Ziel seines natürlichen Verlangens hinwcgführtc. Es war ein großer Augenblick der europäischen Ge schichte, in dem diese Sinnlosigkeit der Parteinahme, von 1914 durchschaut wurde. Nach dem 28. August 1939 sprach man mit Recht von einer neuen Aeradereuropäischen Politik und stellte im Ostranm eine Umwertung aller Werte schlechthin fest. Polen besaß durch die Garantie erklärungen Englands und Frankreichs eine Blankovoll macht, aber was gab man noch für Polens Zukunft, als in Moskau der Pakt abgeschlossen war. Polen war verloren. Das aber war nur das unmittelbare, sofort greifbare Ergebnis der Neuordnung in den deutsch-russischen Beziehungen. Ihre umgcstaltende Kraft reifte weiter. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Mächte die neue Basis ihres Verhältnisses durch den Grenz- und F r e u.n d s ch a ft S v e r-- trag und durch wirtschaftliche Abmachun- g c n verbreiterten und verstärkten, und die deutsch russische Freundschaft wirkte gerade in jenen Bezirken am nachhaltigsten, die England zum Schauplatz seiner Kriegsausweitungspläne gewählt hatte, so daß diese Bestrebungen scheiterten. Die Enwicklung vollzog sich in ruhiger Stetigkeit. Die Versuche, Mißtrauen zwischen den beiden Mächten zu säen, waren ohne Erfolg. Der Wert Ihrer Zusam menarbeit bestätigte sich mit jedem neuen politischen Ereignis. Der Iührerhat in seiner Reichstagsrede noch einmal erläutert, was das deutsch-russische Ver hältnis jetzt und in Zukunft für uns und für die anderen bedeutet. „Auf der klaren Abgrenzung der beiderseitigen Interessengebiete erfolgte die Neurege lung des deutsch-russischen Verhältnisses. Jede Hoff nung, daß im Vollzug dessen nun eine neue deutsch russische Spannung eintrcten könnte, ist kindisch. Weder hat Deutschland einen Schritt, der es außerhalb seiner Interessengebiete geführt hätte, getan, noch hat Ruß land einen solchen getan. Die Hoffnung Englands aber, durch Herbeiführung irgendeines neuen euro päischen Krieges eine Entlastung seiner eigenen Situa tion erreichen zu können, ist, insoweit es sich um das Verhältnis Deutschlands zu Rußland handelt, ein Trugschluß." Mit diesem Satz ist erschöpfend die Bilanz gegeben, die wir an dem Tage ziehen dürfen, an dem der Abschluß des deutsch-russischen Nichtangriffspaktes sich jährt. Wir buchen einen wesentlichen Aktiv posten unserer politischen Rechnung, die zusammen mit der Gewalt unserer Waffen den deut schen Sieg verbürgt. K. R. Vichy antwortet Churchill Britische Frankreich-Blockade unmenschlich X Gens, 23. August Der französische Außenminister Baudouin ant wortete am Donnerstag im Rundfunk auf die letzte Rede von Churchill, soweit diese sich auf Frankreich be zog. Der Minister bemerkte, daß er sich nicht mehr mit den alten Vorwürfen Churchills, daß Frankreich Eng land im Stich gelassen habe, guseinandersetzen werbe. Der französische Ministerpräsident habe dies bereits zu- rückgcwiesen. Baudouin ironisierte dann den Versuch Churchills, die englische Niederlage in Somaliland auf das Ausfallen der französischen Kolonialstreitkräfte zu rückzuführen, und erklärte, daß das „Verbrechen -er Männer in Vichy" in Churchill- Augen sei, daß sie Frankreich nicht verlassen hätten,^um den Krieg in den Kolonien fortzusetzen. Wenn sUU'abcr die Regierung von Vichy vor jemandem zu verantworten habe, so seien dies die französischen Frontkämpfer. Der französische Außenminister kam dann aus di« englische Blockade gegen Frankreich zu sprechen und de. zeichnete sie als einen seindselige« Akt. Di« französisch« Regierung würde sich vor dieser Entscheidung nicht beu gen. Baudouin bezeichnete die Blockade als unmensch lich und in ihren Weiterungen hauptsächlich gegen Iran«« und Kinder ««richtet «ud -ls unheilvoll siir die« icnigen, die sie anwendeten. - Der ehemalige französische UnterrichtSminister, der Jude Jean Zay, der aus Befehl der Militärbehörden in Rabat fcstgenommen wurde, ist, wie das „Journal" meldet, wegen Fahnenflucht in Haft genommen worden. Die französische Regierung hat über 15» Generale i: !s dem aktiven Dienst verabschiedet. /ti/ckkc'sesravim «Jk.ycviok?» »fa/ik-nixa/te» ccu/ üc-rbc-rcc Li» sf«/se«ssc/it't- 8'vfcicrk icvck c>iu d>o/ck«k c/cr Liu/7<-bc>rk>ttc-v truppe» p^cinrc-n a»/ cke/n «'ittc/k>nc)»i>»c>»c>tt /'ort r'u ürski«v/i-8'oniu/r cli's /'cc/inv» ckes F'azv/issmtt« eitere Verminung britischer Häfen Wirkungsvolle Angriffe auf Flugplätze und Rüstungswerke — Oer Feind verlor 11 Flugzeuge X Rcrli«, LS. August Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Kampsverbände der Vnstwasse grifse« gestern im Rahmen der bewafsnetn Ansklärung je eine« Geleit- z « g im Seegcbiet von Berwick und in den Downs au und erzielte« aus vier Handelsschisse« mehrere Tresser. Außerdem wurde der Flugplatz Mauston mit guter Wirkung mit Bomben belegt. Im Lause des Tages kam es über Südostengland zu einigen siir unsere Jagd flieger ersolreichen Lustkämpfen. Bei Nachtangriffe« aus mehrere Flugplätze 'm Cornwall «nd Wales, pus eine Flugzeugfabrik in Ncadinq und ein Flugmotorcnwcrk in Rochester zeig ten Brände und Erplosionen die Wirkung der ab- geworsencn Bombe». Die Verminung britischer Häse« wurde fortgesetzt. Britische Flugzeuge warfen in der Nacht zum 28. August in Westdeutschland ohne besondere Wirkung Bomben. In einer Stadt wurde ein Wohnhaus zer stört» mehrere beschädigt und einige Zivilpersonen verletzt. Der Feind verlor gestern in Lustkämpscn elf Flug zeuge sowie zwei Sperrballonc, zwei deutsche Flugzeuge werden vermißt. Hafen von Alexandrien angegriffen Geleitzug im östlichen Mittelmeer durch italienische Flieger bombardiert X Rom, 23. August Der italicuische Wehrmachtsbericht vom Freitag hat solgendchi Wortlaut: Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: „Das im gestrigen Heeresbericht erwähnte englische U- Boot ist von dem italienischen Torpedoboot ,Papa' ver senkt worden. . Das englische U-Boot hatte ohne jeden Erfolg drei Torpedos gegen das italienische Torpedoboot ab geschossen, das sofort zum Angriff gegen das U-Boot überging, um es zu rammen und sodann zahlreiche Unterwasserbomben auszuwersen. DaS entscheidend ge troffene U-Boot kam kieloben nochmals an die Wasser oberfläche «nd versank kurz daraus. Der Hasen von Alexandrien sA c gypten) ist neuerdings von einer nnserer Flngzengsormatione« bombardiert worden. Ein« andere Flugzeugsormatio« hat eine« feind lichen, von zwei Torpedobooten geschützten Geleit zug im östlichen Mittelmrcr sestgcstellt und einem leb» hasten Bombardement unterzogen. Bei beiden Aktionen sind alle unsere Flngzeuge zurückgekehrt. Feindliche Luftangriffe von geringer Wirkung sind in Rordasrika auf Bomba und Derna durchgeführt worden, wo ein Toter und süns Verwun dete zu beklagen sind. Bei anderen Angriffen in Ost afrika aus MogadiSco wurden süus ASkaris «ud süns Eingeborene verwundet sowie zwei Flugzeugschuppen getrofsen, in denen vier Srastwagen untergestellt waren. In Massaua und aus der Insel Harmil sMasfauaj wurden weder Schäden noch Verluste ver ursacht." Beträchtlicher Schaden auf Malta Widerspruchsvolles Eingeständnis Reniers , X Gens, 23. August Der italienische Wchrmachtshericht vom Mittwoch hatte gemeldet, daß italienische Bomber die Luftbascn von Malta angegriffen und mit Erfolg bombardiert hätten. Das amtliche britische Lügcnbüro Reuter gibt hierüber einen Bericht heraus, der in seinen Wider sprüchen bezeichnend ist für die Methoden, die R» er anwendet, um der englischen Oeffcntlichkeit und beson ders auch dem Ausland gegenüber die Wahrheit über die Angriffswirkung der Luftwaffen der Achsenmächte zu verbergen. Reuter meldet wörtlich: „Feindliche Flugzeuge überflogen gestern nachmittag Malta in großer Höhe. Sie wurden von Flakfeuer empfangen, und Jäger stiegen auf. Die Angreifer kehrten um, ohne Bomben abgeworfen zu haben. Aus ergänzenden Einzelheiten über den Luftangriff auf Malta am Dienstag geht her vor, daß einiger Schaden an Rcgicrungseigentum und dem Flugplatz der Royal Air Force angcrichtct worden ist." Also doch! „Einiger Schaden." Wenn selbst Reuter das zugibt, nachdem man in -er gleichen Meldung vor her den Abwurf von Bomben bestritten hatte, muß schon beträchtlicher Schaden durch italienische Bomben entstanden sein. Somali-Gieg beunruhigt Indien Telegramm unseres Korrespondenten Rom, 23. August Die Besetzung der Tomaliküste durch die Italiener hat die indischen Behörden dazu veranlaßt, in größter Eile Maßnahmen zu treffen, um die indischen Häfen und die in ihnen liegenden britischen Handels schisse vor feindlichen Angriffen zu schützen. Alle Han delsschiffe, die aus Indien auslausen, sollen so rasch wie möglich mit Kanonen und Apparaten zum Schutz gegen magnetische Minen ausgerüstet werden. Auch der Ausrüstungs- und Ausbildunasstand der indischen Kriegsmarine soll verbessert werden. Argentiniens Staatspräsident zurückgetreten , X Buenos Aires, 23. August , Wie in einer offiziellen Rundfunkmeldunsj bekannt gegeben wird, hat der argentinische Staatspräsident, Dr. Roberto M. Ortiz, seinen Rücktritt erklärt. Nach der Verfassung müssen zu dem Rücktrittsgcsuch erst Kammer und Senat Stellung nehmen. Wie es in der Runbfunkmcldung weiter heißt, ist der Entscheidung des Präsidenten eine mehrstündige Beratung mit den Ministern und anderen politischen Persönlichkeiten vorausgegangen. Die argentinischen Zeitungen ver öffentlichen ein Schreiben, in dem Staatspräsident Dr. Ortiz seinen Entschluß zur Amtsniederlegung mitteilt: Fessel sür die Völker Englands Willkür am Suezkanal Von unserem Korrespondenten Rom, Ende August 1940 Als Italien in den Krieg einirat, erschienen in den Straßen der Städte Plakate, ans denen ein italienischer Soldat abgebildet war, der eine Kette zerreißt. Dies hatte die Fesseln symbolisiert, mit denen sich Italien im Mittelmeer gebunden stihlt. Ihre wichtigsten Glieder heißen: Suez und G ibralt a r. Durch den Suezkanal verschlossen die Wcstmächte der italienischen Schissahrt die Ausfahrt in das Rote Meer und den Indischen Ozean, durch Gibraltar die Ausfahrt in den Atlantischen Ozean. Solange diese Sperren aufrechicrhaltcn bleiben, ist Italien in seinem eigenen Meere der Gefangene der Weslmüchte. Die Beseitigung des jetzigen Regimes nm Snezkanal und der englischen Zwangsherrschaft über Gibraltar gehören daher zu den wichtigsten Zielen der faschistischen Politik. Die praktischen Pläne zum Bau des SuczknnalS stammen von dem Attöslerreicher Ncgrctli. Mit diplo matischem Geschick, keinesfalls einwandfreien Mitteln und unleugbarem Organisationstalent verstand es jedoch der Franzose Lesseps, der lange Jahre Konsul in Kairo gewesen war und die dortigen Verhältnisse kannte, sich vom ägyptischen Vizckvnig die Erlaubnis zur Durch stechung des Landes, das Suez mit Asien verbindet, zu verschaffen. Lesseps erhielt 1851, ein Mandat sür den Ban nnd das Gelände nud gründete die „Compagnie universelle du eanal maritime de Suez". Das Mandat erlischt 9!) Jahre nach der Vollcndnng des Baues: da der Kanal 1809 feierlich eröffnet wurde, also im Jahre 1968. Tic Kosten wurden durch Akticnzcichnnng, au der sich fast ausschließlich französisches nnd ägyptisches Kapital beteiligte, nicht vollständig gedeckt nnd Lesseps überschrieb die nichtgedecktcn Aktien aus das Konto des Vizckönigs. Es sah also zunächst so auS, als ob das gewaltige Unternehmen im wesentlichen eine französische Ange legenheit werden würde. Die englische Regierung hatte sich anfänglich äußerst zurückhaltend gegen den Plan verhalten. Als sic aber die ungeheure Bedeutung des Kanals sür die Lccverbindnngcn des Empires erkannte, nutzte sie den günstigen Augenblick einer Geldverlegen heit des Vizckönigs aus und kaufte ihm 1875 sein Aktienpaket ab, so daß sich heute das Kapital der Gesell schaft fast ausschließlich in sranzösi s ch e n und eng lischen Händen befindet. Die französischen Aktien sind zumeist in Privatbcsitz, die englischen dagegen im Staatsbesitz. Die Verwaltung des Kanals wird von dem Vcrwaltungsrat geführt. In ihm sind die Natio nen nach dem Schlüssel der Akticnvertcilung vertreten: 19 Franzosen, 10 Engländer, 2 Acgyptcr nnd seit einigen Jahren ein Holländer. Die Verwal tung wird nach ausschließlich kapitalistischen Gesichts punkten geführt. Ihre Dividenden sind von 1932 bis 1937 von 510 auf 820 Franken gestiegen, der Börscnwert der Aktien betrug 1937 25 258 Franken, so hohe Ge winne erzielte die Gesellschaft- durch die starke Be nutzung des Kanals. Der Dnrchfahrtspreis pro Person betrug io Goldfraukcn, pro Nettotonnc Güter seit 1935 5,75 Goldfranken. Es liegt auf der Hand, daß durch dieses System die Völker benachteiligt werden, die durch besonders starke Beteiligung an der Kanalbenntzung z» dem Gewinn der Gesellschaft beitragen, deren Schiffahrt aber durch die hohen Gebühren stark belastet wird. Zu den so geschädigten Völkern gehört in erster Linie Italien. Bis 1934 befand sich Italien stets unter den fünf an der Durchfahrt am stärksten betei ligten Völkern. Seit Beginn des Abessinischen Krieges rückte es mit einem gewaltigen Sprung an die zweite Stelle hinter Großbritannien, die es bis zum Beginn des jetzigen Krieges beibehalten hat. An dritter Stelle, folgte Deutschland, dann die Niederlande und dann erst Frankreich. Es ist klar, daß die Durchführung des vstasrikanischcn Krieges, die riesigen Truppen- nnd Matcrialtransporte und später die intensive Koloni sierung des Imperiums den Suczkanal sür Italien z» einer lebenswichtigen Verkehrsader ge macht haben. Daher hat Rom auch immer drängender die Abschaffung -er kapitalistischen Kanalverwaltung gefordert. Tic italienischen Wünschen waren im wesent lichen wirtschaftlicher Art: Der Verwaltungsrat sollte nicht mehr aus den Vertretern der Aktionäre, sondern ans den Vertretern derjenigen Staaten zusammengesetzt werden, die an der Kanalschifsahrt hauptsächlich beteiligt waren. Tic D u r ch f a h r t o g c b ü h r c n sollten soweit gesenkt werden, wie es zuk Erhaltung des Kanals notwendig ist. Diese wirtschaftlichen Wünsche sind seit Kriegsausbruch überholt worden. Das ist um so verständlicher, als der Suezkanal nie ausschließlich ein Wirtschaftsobjekt war, sondern infolge seiner außer ordentlichen strategischen und wirtschaftspolitischen Be deutung stets auch in der großen Politik eine Rolle gespielt hat. Der Suezkanal war ausschlaggebend sür die Be ziehungen Englands zu Aegypten: denn wenn England Aegypten beherrscht, beherrscht es auch den Kanal und damit die südliche Aus- und Einfahrt in das Mittel meer. Die völkerrechtliche Stellung des Kanals beruht auch heute noch aus der 1888 in Konstantinopel unter zeichneten Suezkanal-Konvention. Tie wich tigste Bestimmung dieser Konvention stellt den Grund satz der Schiffahrtssreihcit im Kanal für Schiffe jeder Art im Krieg nnd Frieden -fest. An diese Bestimmung hat sich England, Herr Aegyptens und damit auch Herr des Kanals, nie gehalten. Im Weltkrieg war der Kanal für die Schiffe der Mittelmächte gesperrt. Als der Abessinische Krieg ausbrach, versuchte Eng-
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