Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.10.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261012020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926101202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926101202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-10
- Tag1926-10-12
- Monat1926-10
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Gegensätze im Kabinett Polncatt! Der Kampf um die Ratifizierung des Schuidenabkommens von Washington. AM« k«mm«nistische Aadauszenen im Preußische» Landtag. - Die Koalilivusbemühuugen in Preußen.-Neuer Eisenbnhnsrevel oersuchi. Marin und Maqinot gegen Poincarö. Paris, 12. Okt. Ucbcr die Meinnngsgegensätze inner- halb der französischen Negierung teilt die ..Volonte" mit. daß trotz der offiziellen Kommuniques die Frage der Ratifizie rung der Schnldcnabkommcn seit II Tagen in den Sitzungen der Regierung ,n den heftigsten Diskussionen führte. Der Pcnsionsminister Marin blieb ans seiner Ansicht bestehen, dass. falls nicht die Vorbehalte über die Sicherheitsklausel in das Abkommen selbst ausgenommen würden, er kein Porte feuille aufgcbe» würde, um die Ratifizierung i» der Kammer zu bekämpfen. Marin kei hierin einer Ansicht mit seinem Parteigenossen, dem früheren Kricgsministcr M a g i n o t. Poincars wollte den Widerstand Maginots gegen die Rati fizierung dadurch bekämpfen, das, er ihn zum Gouverneur von Algerien zn ernennen beabsichtigte. Maainat indessen habe abgelchnt und fei von Marin znm Präsidenten dcs Nationalamtcs für die Kriegsbeschädigten ernannt worben. Man gebe PoincarS innerhalb des Kabinetts den Rat. die Ratifizierung bis nach den Werten zn vertagen, d. h. bis zur ordentliche» Tagung des Parlaments im Januar. Auch von anderer Seite wird bestätigt, dass die französische Negie rung die Frage der Ratikiziernng zn vertagen beabsichtiqe Es wird erklärt dass die Negierung Voincars zwar ihre An sicht in dieser Frage nicht geändert habe, aber daß sie setzt ent schlossen sei. bis nach den amerikanischen Wahlen zu warten. Das Gesetz über die etnsShrtge Dienstzeit Paris, 12. Oktober. Kriegsminister Painlev^ hat dem Vorsitzende» der HecreSkommission der Kammer. General Girod, mitgcteilt. bak> die GelehcSvorlage über die ein- sährige Dienstzeit in den nächsten Tagen fertigge stellt und zunächst dem Ministerrat und dem Obersten Kriegsrat zn- gehcn würden. sTU.) Gin amerikanisches Urleii über Frankreichs Finanzlage. Paris. 12 Oktober. Die gesamte Pariser Presse nimmt in ausführlicher Weise und mit gemischten Gefühlen von einer Rede Kenntnis, die der NntcritaatSkekretär im Schatzamt der Bereinigten Staaten. W i n s» o n , bet einem Bankett des BankcrS-Club in CaniaS City hielt und in der er sich ausgiebig mit der Finanz, und WährungSlage der europäi schen Nationen beschäftigte Die französische Presse gibt den Ansiiihrnngen WinstonS programmatischen Anstrich wen» sie seine Worte zitiert: „Wenn Kredite gefordert werden, ist cs offenbar im amerikanische» Interesse, sie zu gewähren. Nichts ist produktiver, als Geld, bas man verdient, herzugeben, »m ein Land wieder ansznrichten. Amerika habe genügend Geld, und sein Anfienhandrl werde von der Stabilisierung der europäischen Währungen Nutzen haben. Die gegenwärtige französische Negierung basiert ans einer breiten Koalition, die den wirtschaftlichen Interessen entspricht, aber nicht genügend sicher ist. Die wirtschaftliche Lage ist aus- geze>^ -et. die Handelsbilanz nicht ungünstig. Frankreich hat Vermögen im AnSlande. Die Stabili» sicruna ist durchführbar. „GauloiS" legt die Worte WinstonS so a»S, man beginne fetzt in dem amerikanischen Spiel klar zu sehen. Washington biete Europa Ratschläge, aber kein Gelb, um eS a»S seinen Schwierigkeiten heranSziniehen Nach WinstonS Ansicht müsse die Stabilisierung ciner Kreditgewährung vorausgehen, wäh rend die europäischen Länder gerade Kredite zur Stabilisierung benötigen Man wisse fa, was eS Belgien gekostet habe, aus die englische und amerikanische Mitwirkung bei seiner Stabilisie rung rechnen zn können. iTU.f Die englische Aallung zur Obllgakionensrage. London, 12. Okt. Wie der diplomatische Korrespondent des ..Dailn Telegraph" berichtet hofft man. das, Washington mit Stillschweigen über die formalen Vorbehalte hin- Weggehen werde, die PoincarS bei der Ratifizierung des sran'iiss'ch-amerikaniichen TchuI-enabkommenS machen werde. In London lei man davon unterrichtet, das,, bevor die fran zösische und die belgische Negierung einen endgültigen Schritt unternahmen würden sie durch ihre diplomati'chen Vertreter beim StaatSdevartement ansraacn lassen würden, ob die amerikanische Regierung gewilli wäre, die Auslegung der TaweS-Obliaationen bis zn ciner Höhe von IW Millionen Pfund zu erleichtern um Deutschland in die Lag« zu ver setzen für eine frühzeitige Räumung des besetzte» Gebietes durch die interalliierten Truppen entsprechende finanzielle Kompensationen z» bieten. Ans Grund der in Londoner siinen,kreisen vorliegenden 'Berichte werde angenommen, das, die Antwort der Vereinigten Staaten folgende Punkte um fasse» werde: 1. Wen» Frankreich daS Mellon - Beranger - Abkommen ratifiziert hat. wird Washington den Bankiers keine Hinder nisse in den Weg legen, die DaweS-Obligationen auf den Markt zu bringen. Eine Aede Tardieus über den Wiederaufbau -er Kampfgebiete. Paris, 1l. Oktober. Der Minister für öffentliche Arbeiten Tardieu. der auch das Ministerium für den Wiederaufbau leitet, hielt heute i» Laon bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals eine Rede, in der er sich ausschliesslich mit Fragen dcs Wiederaufbaues der ehemaligen Kampfgebiete beschäftigte. Nus seinen Mitteilungen er gibt sich, dass von 138 lim zerstörten und beschädigten Gebäuden im Aisncgebtet gegen IlllMO wiedcrhergcsicllt wurden, und dass von 490 990 Hektar anbaufähiger Fläche 99 099 Hektar un produktiv sind. Der Bichbestand ist um ein Drittel geringer als In der Vorkriegszeit. Von 96l industriellen Anlagen der Vorkriegszeit sind 81g wieder in Betrieb genommen. Die Zahl der ln ihnen beschäftigten Arbeiter ist fast um die Hälfte geringer als die von 1914. Die Besetzung besteh! zu Recht. Der „TcmpS" pfeift aus Locarno nnd Tboiry. Paris. 12. Okt. Der ..Tempo" erklärt zu dem Ausspruch des Reichskanzlers ln Essen, dass Zwischenfälle im Rheinland solange Vorkommen würden, wie die Belebung dauern werde, dass die Beletzuna eine noch dem Vertrag von Versailles fest stehende Tatsache sei, mtt der>-bic Deutschen sich ab find e n müsste» <S-rmershel«i-Brozest au« IS November. Paris, 12. Okt. Die Agentur HavaS berichtet, dass der zum Untersuchungsrichter in der Angelegenheit des Leutnants Rouzicr ernannt« Hauptmann Trops sich nunmehr nach Landon begeben Hobe, um an Ort nnd Stelle die Untersuchung fortznsetzen. Die Verhandlung des Germerßhcimer Zwischen falles vor dem Kriegsgericht in Lg» Lau soll am 15. November stattsiiiden. 2. Die ganze Frage erhält einen rein bankmäßigen Charakter, womit das amerikanische Schatzamt nichts zn tun hat. ausser in der Hinsicht, dass eS den amerikanischen An teil an den Bcsatzungskosten auf Grund des Pariser Ab kommens gesichert wissen will. g. Nach amerikanischer Ansicht ist der gegenwärtige Zeit punkt für eine Auslegung einer solchen Anleihe nicht geeignet. Diese Auffassung stimmt mit der der britischen Sachverstän digen vollkommen überein. In englischen Kreise» ist man der Ansfassung. dass die vorzeitige Auslegung der BonS eine ungünstige Wirkung haben »nd den Gesamtwert der Obliga- tionen vermindern würde. DaS britische und das amerika nische Schatzamt sehen keinen Grund, warum ans politischen Gründen der Wert der Dawcs - Obligationen vermindert werden solle, nnr um einem anderen Lande Sondcrvorteilc zu schaffen. lT °U.) Der „Daily Telegraph" zu den Ergebnifsen von Aomfey. London. 12. Okt Der diplomattsche Korresvondent des „Datln Telegraph" befasst sich beute mit den deutsch-englischen Indnstricllen-Berhandlniigcn und betont, dass angesichts der russischen Frage diesen Verhandlungen auch eine ge wisse politische Vcdcniiing zukomme. Während Dr. Strcle- mann wiederholt für die engere Zusammenarbeit mit Nuss- land eingctrcten sei, seien die deutschen Bankiers und In dustriellen der Auffassung, dass ausser der deutschen auch die britische Finanz an den an sich zweifelhaften russische» Unter nehmungen tcilhaben müsse. Ob der deutsche Handel durch seine Aktivität oder der britische durch seine Zurückhaltung gewinne, sei aber heute noch nickt klar. .Krassin hege auf Grund der deutsch-englischen Industricllcn-Vcrhandlungcn die Hoffnung, dass sich die Aussichten für eine russische An leihe verbessern würden. Es bleibe iedoch abznwarte». ob die britischen Delegierten die deutsche» Delegierten in Nomscy davon überzeugt worden seien, dass England Moskau schon heute helfen müsse. Der Korrespondent erklärt weiter, dass die deutschen In dustriellen Wert daraus gelegt hätten. Englands Teilnahme an dem deutsch-französischen Stahlkartcll zu sichern. Einer ihrer Hauptgründe für diesen Wunsch sei ihre Befürchtung, dass die Abwesenheit Großbritanniens Frankreich in die Lage »ersetze, in wirtschaftlichen Fragen einen politischen Druck ans Deutschland anSznüben. Die Deutschen Hütten aber ae- irlien. dass die britische Stahlindustrie alS Ganzes noch nicht ansreichend organisiert sei. nm dem Siahltrnst bclzntrcten. Die deutschen Industriellen seien zwar davon überzeugt, dass Deutschland der unnermeldlichc Verlierer sein würde, ivenn die kontinentale Wirtschaftspolitik gegen die Vereinigten Staaten gerichtet würde, »nd würden dabor eine solche Politik vermeide», aber trotzd m wtinschc Großbritannien sich nickt irgendeinem Abkommen der europäischen Schuldner Amerikas anznschliesten. das anch nnr z« einem Teile gegen die Bereinigten Staaten gerichtet lei. lT.»U.) Aufmarsch im MMelmeer. (Bon unserem römischen Korrespondenten.) Nom, den 8. Oktober. Die von Mussolini gewünschte Begegnung mtt Chamberlatn in Livorno wurde von der faschistischen Presse als Ereignis erste» Ranges, von der englischen als solches dritten Ranges bezeichnet: einig waren beide nur darin, dass Livorno keine Spitze gegen Thoiry sei. Also war cs eine Spitze gegen Thoiry, sicherlich für Italien, dessen letzte Erfahrungen auf dem Balkan cs lehren, auch für i.ine verme-intlichc Mitteleuropa-Position vor dem Quai d'Orsay aus der Hut zu sein: daher das laute Geschrei nm die drohende Abbröckelung von Versailles, zugleich aber das stillschweigende Zuiammeiizichcn aller irgend verfügbaren Kräfte für die letzte Entscheidung, die — wenn auch noch nicht morgen — im Mittelmeer fallen muss. Sind Griechen land nnd Jugoslawien mehr oder weniger Hilfsvölker des Gegners, so sind Spanten und England nun Steine im Spiel Italiens, während es unermüdlich um die Versöhnung mit der Kurie ringt und eben wieder ans diesem dornen vollen Wege einen wesentlichen Schritt meitergekoinmen ist. Die Reise des die Perlon des Papstes vertretenden Kar- dtnallegaten Merry del Val nach Assisi und die Haltung, die das offizielle Italien dazu etnnahm, zeigt das in aller wünschenswerten Klarheit: auch hier wieder lwie bei dem Spiel von Livorno) höchste Ekstase der faschistischen Presse, die die „römische Frage" morgen gelöst steht, — wohlwollende Zurückhaltung in den Kommentaren dcs Vatikans. Aber anch hier, wenn auch ganz im Hintergrund, der Untertvn, den Hanptgegncr. Frankreich, zu treffen, ihn auszustcchen bet dem mächtigen Stellvertreter Christi auf Erden: und der kluge Merry del Val tat den Gefallen, von dem zu sprechen, „der die Geschicke Italiens weise lenkt und sein Ansehen grösser gemacht hat"I Scho» am Tage nach diesen Worten, die zu Ehren und in der Stadt des „heiligsten der Italiener und dcs italie nischsten der Heiligen" gesprochen wurden, sprach Benito Mussolini, eine Wegstunde davon im hochgelegenen Perugia andere Worte von grösserer Deutlichkeit: er 'prach erst eine gute Stunde vor den Hörern der Universttätskurse für Ausländer, eine richtige Vorlesung über „Seemacht des alte» Rom", »nd dann trat er hinaus auf den Balkon dcs alten Rathauses und sprach, wie er io gerne tut, die aus alle» Teilen Umbriens herbeigeeilte Menge an: „Alle Kämpfe, alle Widerstände machen mich nur immer härter; gegen mich, gegen euch gibt es keinen Widerstand!" Drinnen wie draußen endloser Beifall: sie alle fühlen sich la heute als Enkel der alten Römer, und wenn denen Seefahrt nottat, dann jetzt erst recht! Sie alle verstehen den inneren Zusammenhang livischen dieser Vorlesung, die io gar nichts KathcdermässigcS hatte, nnd dem Erleben der Nation: cs kommt der Tag trotz Völkerbund und Pazifismus, da cs nm die Herrschaft im blauen Mittelmccrc gehen wird, das fruchtbare, genügsame, aciun-de italische Volk gegen das in überreichem Besitz er stickende. erschreckend zurückgchende gallische. Frankreich hat sich endlich zum Handeln aufgerafst: eS lendet einen neuen Mann in den Palazzo Farnese, seinen besten, sagen manche. Der Gras von St. A» lat re ist Poincarös intimer Freund, der ihn an der Therme in der kritischen Zeit Macdonalds und der Ruhr wirken ließ: unter Herrlot nahm er den Abschied. Nun sendet ihn PoincarS zum anderen Male aus nach Rom, bas jetzt der heißeste Posten der französischen Diplomatie geworden ist. Sic Hit dort etwas gutlumachcn, seit der alternde Barröre sein zwanzig- iährtges Renommee am Faschismus über Nacht cingeblisst und Herrlots Freund Beönard schon nach ein paar Monaten gesehen hatte, dass hier mit Logcnbcziehungcn nnd der offenen Hand für die Presse nichts mehr zu machen sei. Ti. Anlaire, heisst cs, ist auch zn icharien Worten fähig »nd nicht ge wohnt, die albernen Karikaturen des „Tcvcrc" wortlos e>n- lnstccken, geschweige denn Beschimpfungen seiner Konsulate. Wie wird er die TuntS-Vcrhandlnngcn wcttcriührcn? UnS gehen dieic Fragen im einzelnen nichts an, in der Gesamtheit berühren sie uns sehr: liegt cs wirklich nur an Tüdtirol und der Abneigung nnicrcr verschiedenen Scvcring« »nd Dernburgs gegen das Rntenbeil. dass wir uns nicht mit Mussolini Uber die Behandlung des mnrdn, pnllioinc ver ständigen können? Aber wir stecken noch Im neuen Sonnlags- rock der Demokratie und glauben, wir könnten durch die Freundschaft von Thotrn womöglich Danzig, den Korridor »nd Eupen locker machen: wüssten wir mehr von den Methoden des Faschismus, namentlich von denen, die das Volk von den Seuchen des Marxismus »nd Parlamentaris mus kuriert und es zur nationalen Selbstbesinnung geführt lxrbcn. wir trügen de» französischen Maulkorb nickt einen Tag länger, »iS unbedingt nötig ist. linier Platz ist am Tische der jungen Völker und nicht a» dem der satten: die faschistische Politik und — in allcrjüngstcr Zeit — anch ihre Presse zeige» Ansätze endlich keimenden Verständnisscs für Deutschland und eine» wesentlich anständigere» Ton gegen früher. Dagegen dürfen wir nicht die Angen vcr- ''chlicsscn: io wenig wir den italienische» Faschismus auf unser ganz anders geartetes VolkSInm übertragen lönncn, io wenig dürfen wir dasjenige von seiner Struktur über sehen, wa» zu unserer Gesundung beitrage» kann Lässt er aber ernstlich von seiner früher ausgesprochen deutschfeindlichen Ein- Washington und die französischen Schulden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite