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Dresdner Nachrichten : 07.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187704074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-07
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.04.1877
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Sine waraulte für da» NLchjlli>«i»e ErschkAe» drr Jnierule utrd nicht gegede». «urwärlige Annoncen» Aullrägc von mi« unhe» lanmcn girmen und Per- lonen inserire» wir nur gige» !vrüuun,cra»da> Zahlmig durch Brief» Marlen oder Poileinjih« lung. Acht Silbe» lalle» >ä Plae. Inicrale tür die Monta«r>Nu»,mer «der nach einem Jestia»» die Pel!lzcj,e 2» Plge. MItredatteur: vr Lmtl Für baS Feuilleton: L>»«iWiL Politische». ? Ergeht, ergeht. Das ist das Thema, welches in unzähligen Variationen aus den Spalten aller Zeitungen ertönt. Nichts ist auch natürlicher. Der Rücktritt eines Mannes von der Bedeutung des Fürsten-ReichSkanzler greift zu tief in die allgemeine europäische Politik, in das Verfassungsleben Deutschlands und die ganze Ent wickelung der Nation ein, als daß er nicht alle Gemüther erregen, alle Federn in Bewegung setzen sollte. Daher fluthet auch der Strom der ErklärungSgrüyde für seinen Rücktritt in voller Höhe fort, neue Bäche nähren diesen Strom, und munter treiben auf ihm die Namen seiner eventuellen Nachfolger dahin. Delbrück's halb ver schollener Name taucht wieder auf, Graf Stollberg's Adelswappen leuchtet hervor und Manteuffel'S Feldmarschallstab wird schon zu einer, Reichskanzler-Schreibfeder verarbeitet. Müßige Conjecturen besitzen heutigen Tages die Brombeerennkhlfeilheit des August. Noch immer steht jedoch nichts Bestimmtes über die Frage: Vice- kanzler oder Reichskanzler? fest. Fürst Bismarck drängt ungeduldig auf eine Entscheidung. Er möchte abreisen. Fort von Berlin! ist seine Loosung. Wer sollte e« ihm verargen, wenn er die Stätte sei ner Triumphe nicht verlassen will ohne die Gewißheit, ob er nach einem Jahre wiederkommen wird? Ja, man darf ihn sogar für ver pflichtet erachten, vor seiner Verabschiedung das Haus wohl zu be stellen. Dem Kaiser wird der Rath und Beistand seines obersten Beamten gerade in der wichtigen Stunde der Entscheidung über die Neugestaltung aller dieser Verhältnisse doppelt werthvoll sein. Noch vor dem Wiederzusammentritt des Reichstages müssen diese Fragen ihre Entscheidung gefunden haben. Der Reichstag selbst wird die kaiserliche Entschließung über diese Personenfragen entgegennehmen. Eine einjährige Nichtbesetzung des Reichskanzler- Postens wäre, das bedarf keiner Ausführung, mit der bestehenden Reichs-Verfassung in allewege nicht zu vereinigen. Aber wer sich über dieses bedeutsame Verfassungs-Bedenken hinwegsetzen wollte, der findet sich vis-L-vis der Erwägung, daß in den allgemeinen europäischen Wirren Deutschland, um seine Interessen wirksam ver treten zu können, eines festen, leitenden Mannes an seiner Spitze be darf. Gerade jetzt, in der Orientfrage, ist es unfaßbar, daß ein bloßer Unter-StaatSsecretär die Politik des deutschen Reiches erfolg reich führen könnte. Der feste Arm, der starke Wille, die Klugheit des Fürsten Bismarck werden sich auch bet dem begabtesten Nachfolger gerade in großen europäischen Fragen schwer vermissen lasten. Nicht nrinder, daS wiederholen wir, ist es bedeutsam, daß Fürst Bismarck in das Privatleben in einem Augenblicke tritt, da eine Menge der wichtigsten volkSwirthschaftlichen Fragen der Neuordnung harren. Fast könnte man dm Fürsten beneiden um die Ruhe, mit welcher er eS ansehen kann, wie die Nation im Schweiße ihres Angesichts zu arbeiten hat, um in einigermaßen erträglichere Erwerbs-Verhält nisse zu kommen. Einer späteren, freieren Geschichtsschreibung wird es aller dings leichter fallen, als der Gegenwart, die Bilanz über die Wirk samkeit de« Fürsten Bismarck zu ziehen. Die Mitlebmdm beein flussen Zu- und Abneigungen, Vorurtheile oder Voreingenommen heiten zu sehr, sie stehen den Dingen zu nahe, um einen unbefange neren Ueberblick zu gewinnm. Neben der Trauer in Sack und Asche, als ob die Sonne am Himmel verschwunden sei, stellt sich der aufathmende Jubel und die Schadenfreude über den Rücktritt Bismarcks. Lasten wir jedoch Sym- und Antipathien und halten wir uns an die Thatsachen, so sollte man den Um stand wohl erwägen, daß der Rücktritt des jetzigen Reichs kanzlers zusammenfällt — wir sagm nicht ursächlich, sondern nur thatsächlich — mit einem noch nicht erlebten Rückgänge des Volkswohlstandes. Wie viel volksivirthschaftliche Ruinm liegen ringsum im Vaterlands zerstreut? Wohin sind wir mit unserer Ge setzgebung gekommen? Warum verschließt sich der Weltmarkt deut schem Gewerbefleiße? Woher die allgemeine Vertrauenslosigkeit? Seit wann die unglaubliche Steigerung der Militärlasten? So lange Fürst Bismarck Glück in seiner Laufbahn hatte, half er der Nation über diese Fragezeichen hinweg. Seitdem in seinen Er folgen eine mehrjährige Pause eingetreten ist, fallen diese Frage zeichen dem Volke in verstärkter Fühlbarkeit aufs Herz. Aber daö Glück verläßt seinen Liebling auch jetzt nicht. Er darf sich zurück ziehen. Er wird unbetheiligter Zuschauer sein dürfen, wenn das aus vielen Wunden blutende Vaterland Anstrengungen über An strengungen macht, um sich aus der mißlichen Lage zu gesünderen Verhältnissen emporzuarbeiten. ' Möge der Kaiser die zu diesem Werke nothwendigen geeigneten Männer finden! Es wäre ein ArmuthSzcugniß unseres Volkes, wenn eS seine Zukunft auf zwei Augen gestellt hätte. Der Nach folger Bismarck s warten schwierige, unendlich schwierige, aber auch dankbare Aufgaben. Ihnen wird cs vergönnt sein, zu friedlichem Werke die Erwerbskräfte deS deutschen Volkes aufzurufen, die Dutzendfabrikate der modernen Gesetzgebungsmaschinen zu ver abschieden und der redlichen Arbeit ihren sicheren Verdienst zu ge währleisten. Die Nation wird die künftigen Rathgeber des Kaisers, wenn sie ihre Aufgabe in diesem Sinne ausfassen, vertrauensvoll unterstützen. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, 6. April. In der heutigen Bundesraths-Sitzung wurde das Gesetz betreffs des Sitzes des Reichsgerichts in Leipzig angenommen. Berlin, den 6. April, Abends. Vis heute Mittag ist die kaiserliche Entschließung in der Angelegenheit des Reichskanzlers noch nicht ergangen. Die „Nordd. Allg. Zeitung" bezeichnet die Mitthcilungen der Zeitungen, daß die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Bismarck durch Graf Eulcnburg als Vertrauensmann geführt würden, als irrthümlick. Der Kaiser habe über das Ent lastungsgesuch nur mit dem Kanzler selbst gesprochen, auch sei da» Gerücht von einer Differenz zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck über das Maß der an Ruß land üdn Deutschland zu gewährenden Unterstützung als eine willkürliche Erfindung zu bezeichnen. Ebenso sei das Ge rücht von einem Einlenken Deutschlands dem römischen Stuhl gegen über eine durchaus müßige Conjectur, sowie denn auch der Stosch'- schen Angelegenheit irrtümlicherweise ein Einfluß zugeschriebcn werde, den dieselbe nach Mittheilungen von kundiger Seite gar nicht habe. Die Rational-Zeitung berichtigt ihre Mittheilung, daß der Reichskanzler die Geschäfte bereits abgegeben habe. Derselbe er ledige vielmehr die laufenden Angelegenheiten fortwährend und nähme Vorträge entgegen. , Locale» a«d Sächsisches. — Die Prinzen Ernst und Friedrich von Sachsen- Meiningon, welche seither das hiesige gräfliche Bitzthum'sche Gymnasium besucht haben, verlassen dasselbe, um auf dem Gym nasium zu Hildburghausen ihre weitere Ausbildung zu erhalten. Vor Kurzem waren sie in Berlin, um der Verlobung ihres älteren Bruders mit einer preußischen Prinzessin beizuwohncn. Jetzt haben sie sich, nach ihrer Rückkunft von Berlin, von Sr. Maj. unserem König verabschiedet. — Nachdem bei den jüngsten Prüfungen am hiesigen königl. Cadettenhause von 31Cadctten nur einer nicht bestanden hatte, ist eine der bewährtesten Lehrkräfte dieser militärischen Bildungs anstalt, Herr Prof. Berndt zum „Studien-Dircctor" ernannt worden, um an der Seite des Commandeurs des Cadettenhauses, Herrn Oberst v. Welck, eine ähnliche Stellung einzunehmen, wie sie auf preußischen Cadettenhäusern organisirt ist. Hingegen zählt eine andere sehr tüchtige Kraft, Herr Leutnant Preu Sk er, von Beginn deS neuen Semesters an nicht mehr zu dem Lehrerkollegium des Cadettenhauses, da er sich der Leitung der von ihm gegründeten renommirten Militärbildungsanstalt, einer Art Privat-Cadetten- haus, ausschließlich zu widmen gedenkt. Er erhielt bei seiner Pen- sionirung den Rang eines Premierleutnants. — Es ist nahe daran gewesen, daß einige Flügel der Jnfan- teriekasernen in Neustadt für Straf-Anstalts-Zwecke Ver wendung gefunden hätten. Schließlich hat man sich aber von der Unzweckmäßigkeit dieses Projektes umsomehr überzeugt, als der Strafanstaltsdirector von Zwickau, Geh. RegicrungLrath d'Alinge bei einer Local Besichtigung das Bedenkliche dieser Verwendung im Hinblick auf die Besserungszwecke einer Straf-Anstalt hervorhob. Vermuthlich benutzt nunmehr der Staat das Schloß in Nossen zu Strafanstalts-Zwecken. Zwickau, ursprünglich auf eine Belegung von 700 Sträflingen berechnet, ist mit 1100 jetzt überfüllt. Darunter befinden sich unverhältnißmäßig viel jener Unglücklichen, die als „Landarme" heimathlos sind, von Gemeinde zu Gemeinde geschoben werdm und in dieser Noth schwere Verbrechen begehen. Sachsen mit seiner dichten industriellen Bevölkerung zieht ungewöhnlich viele Landarme an. Früher, als wir noch das Unterstützungs Wohnsitz- Gesetz nicht hatten, blieben diese Subjekte uns fern, jetzt strömen sie aus den dünner bevölkerten und ärmeren Gegenden Deutschlands massenhaft zu uns. Daher das Anwachsen der Verbrecherzahl in Zwickau und anderen Straf-Anstalten. — Dem Waldarbeiter Karl Gottlob MöbiuS in Schmal- bach lst baS allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. - — Bei der Anerkennung, welche der Wichtigkeit deS Zeichen unterrichtes von den Behörden mehr und mehr zu Thcil wird, darf einer Ausstellung erwähnt werden, die, wenn auch beschränkt, doch von allgemeinem Interesse ist: Die Ausstellung der Schülerzctchnunaen von den 18 Seminaren Sachsens im K. Seminare zu Friedrich st adt vom 8. bis <>. April. Gleich am ersten Tage besuchte Se. Excell. GtaatSmlnlster von Gerber in Begleitung deö Hrn.ScbulratheS vr. Borne mann die Ausstellung. In allen ausgestellten Arbeiten ist ein durch- geslwrteö Princip, man möchte sagen, eine soldatische Uniformität nicht zu verkennen. Uebcrall wird mit guadratlschen Mustern be gonnen, mit Copiren Herdtle'scher Flachornamente lortgesahren; beide werden in größerem Format geübt und leicht gefärbt. Die Umrlßzeichnungen sind last alle sauber und eorrect. doch Ist meist Verstärkung der Schattencontoure zu tadeln. Die Farbengebung ist oft unharmonisch. Die Behandlung der Gypse ist zum Theil wirkungsvoll, zum Theil noch schwerfällig. Die vorzüglichsten Leistungen, namentlich nach Gypsen, bieten die Seminare zu Annaberg, Borna. Löbau, Waldenburg, denen sich andere mehr oder weniger anschlicßen. Exaete Kopien nachHerdtie mutz schon die Volksschule erreichen. Noch sind zwei Reiben von Arbeiten ausgestellt, welche den Bildungsgang eines Zeichenlehrers dar- strllen sollen. Zu bedauern ist, datz die Arbeiten in Hefte ver bunden und diese angesteckt sind, so daß man nur die oberste Zeichnung sieht. — Die erste Vortragöversammlnng deö DresdnerKun st- gewerbe Vereins sand am Mittwoch Abend in der Aula der Königlichen Kunstaewerbeschule statt. AuiAntiag deS Vorsitzen de», Herrn Professor Grast, ehrte die Versammlung den ersten Verlust eines VereinSmitgllebeS, Herrn Oberbürgermeister Pfo- tenhauer, durch Erheben von den Sitzen. Der Vorsitzende bittet nach Verlesung einer Reihe von Beitrittserklärungen, fernere Anmeldungen direkt an seine Person gelangen zu lassen. Auö Vercinsmitteln werben vier Schüler der Kunstaewerbeschule Unterstützungen erhalten und haben die Herren Vorstandsmit glieder Grast, Hanschild, Weitzbach und Beck die Ausarbeitung kunstgewerblicher PrciSaufgaben ln die Hand genommen. Hier aus ergriff Herr vr. von Eye daS Wort in längerer und fesseln der Rede, die hohe Bedeutung der modernen kunst gewerblichen Bewegung auseinander zu setzen. Eine Reihe historischer Thatsachen belebte den Vortrag. Redner schloß nntcr dem Beifall der Versammlung mit dem Wunsche, daß der Kunstgewerbc-Vercin zur Hebung und Förderung der sächsischen Industrie thatkräftta Mitwirken möge und sprach die Hoffnung ans, datz die Neuzeit ohne in die Klippen sowohl der Uebcrstyll- sirnng als auch des Naturalismus zu gerathcn, ciu neues und nationales Gewand erringen möge. — Drr nächste Vereinöabend ist am II. April. ,., : i — Der General-Arzt vr. Roth, Korps-Arzt des 12. <kgl. sächsischen» Armee-Korpö und der OberstabS - Arzt vr. Payer, Negimentö-Arzt dcö Schützen- <Füsilier-> Regiments PrinzGeorg Nr. ll>8 sind zu einem von, 4. biö 8. b. M. i» Berlin tagenden Chlrurgen-Kongretz kommandirt worden und daselbst eingetroilen. - Im Laufe deö gestrigen Vormittags hielten die Kantoren und Organisten der Dresdner Krcishnuptmannichaft ihre erste Generalversammlung mit Vouührung von Orgel- »nd GesangScomvositione» auS älterer und neuerer Zeit in der Kreuz kirche ab. Unter den zahlreich erschienenen Fachgcnossen und Vereinsmilgliedern hatten sich auch die Herren Hoforganist Merkel. Musikdirector Pfretzschner und Organist Höp »er (Frauenkirche» ungesunden. Was geboten wurde, zeugte von seinem Vcrständnitz und die lebhafte Bcthciligung ließ die Be geisterung für die kirchllch-musikalische Kunst erkennen. Heute Sonnabend Vormittag findet noch eine 2. ähnliche Ausführung In der Frauenkirche statt und beginnt um '/-!«> Uhr. »Auch beute werden instrumentale Leistungen vorgckührt, woran sich auch die Damen Miß Trougbton und Frl. Lco » hardi bctheiligcn werden. Der Eintritt ist Jedem unentgeltlich gestattet. — Am vergangenen Dienstag und Mittwoch fand in Auerbach i. V. eine gleiche Versammlung der Kantoren und Organisten der Zwlckauer KrelShauptmannschast statt. — Zur wiederholten Warnung für alle Dienstmädchen, nicht mit Petroleum Feuer anzumachen, diene folgender Vorfall. In einem Hause der Blochmannstratzc ertönte gestern sinh in der siebenten Stunde ein entsetzliches Iammcrgeschrel. Ein Dienst mädchen, in vollen Flammen, eilte die Treppe auö der zweiten Etage hinab, ohne in ihrer Angst zu wissen, wo sic Rettung suchen wollte. Schnell herbeicilcnde Leute singen sic im Parterre auf und erstickten mit großer Mühe die Flammen. Röcke, Jacke und Hemd waren zum größten Thcil schon verbrannt und die Aermste trug furchtbare Brandwunden am linken Arm, der ganzen linken Brustfelle und Rücken davon. Sie hatte, als daö Feuer nicht brennen wollte, in bekannter leichtsinniger Weise Petroleum biiieingeschüttet, und die sofort ausschlagcndc Flamme hatte ihre Zacke ergriffen. Nachdem ihr die erste Hilsc zu Thcil geworden war, wurde sie in einer Droschke zum Krankcnhause gebracht. — Vor ca. 4 biö 5 Wochen genoß ein uns bekannter hiesiger Bürger in Gemeinschaft mit seiner Frau hier gekaufte Appetits- würstchen, er selbst ein und ein halbes, seine Frau nur ein halbes und bei beiden brach mit gleichen Symptomen eine Krank heit aus, die der Slrzt als Trichinose bezeichnete, an welcher der Mann noel) setzt laborirt, während seine Frau nach wenigen Tagen wieder hcrgcsteUt war. Sollte die Krankheit, deren Symptome wir nach den Auszeichnungen des bctr. Herrn schildern wollen, wirklich diese AppctiiSwürstcben verschuldet haben, so müßten um dieselbe Zeit auch mehrere Personen davon befallen worden sei», was zu erfahren diese Notiz namentlich bezweckt. Ungefähr drei VIS vier Lage nach dem Genüsse tcS Fleisches stellte sich An schwellung der Augenlider und hestiger brennender Kopfschmerz ein. acht bis zehn Tage anhaltendes Fieber, anfangs mit Schültci- rost; dabei Appetitlosigkeit und belegte Zunge. Dann zeigten sich heiße, krampfartige Schmerzen in den Hüsten und Oberschen keln und Waden, sowie in den Ober- und Unterarmen, die sich nach jeder Bewegung. z.B. nach dem Sitzen beim Aufstchcn, im Bett bei Einnahme einer anderen Lage von den Hüften nach den Oberschenkeln, sowie bei Bewegung der Arme verschlimmerten, sehr ermatten und große Schwäche mit Kurzathmigkeit hintcr- lassen. In der vierten Woche, in der sich der Kranke gegenwärtig befindet, ist zwar der Appetit so ziemlich zurückgekehrt, nach dem Ausstehen und beim Gehe» aber immer noch daö heiße, kramps artige Gefühl in den Oberschenkeln und eine große Schwäche in den Armen und Beinen vorhanden, so daß das Gehen ein Schlei chen genannt werden kann. — Eine hiesige, sehr geachtete Dame erzählt und folgende kleine, für die gegenwärtige Zeit bezeichnende Geschichte. Die Dame geht einige Tage vor dem Chanreitagc mit einer Freundin durch die Promenade als ein junges, anständig gekleidetes, ihr aber ganz fremdes Frauenzimmer an! sie zukonnnt und sie.um einige Worte unter vier Augen bittet. Die Dame tritt mit "ihr bei Seite und die Fremde sagt, cö treibe sie die größte Noth, sie habe Nichts zu lebe» und appellire an ein gutes Herz um ein kleines Geschenk. Die so angesprochencDame ist natürlich ctwaö überrascht über diese Art deö „AnspoechenS", giebt aber doch 2 Mark, für welche sich die Empfängerin bedankt und schließlich noch nach der Wohnung der Dame tragt, die ihr auch gesagt wird. Am Ebarirritag sitzt die Dame am Fenster ihrer Wodmmg in der Pragerstraße und unter den Passanten fällt ihr auch daö junge Frauenzimmer wieder auf, dessen Züge sie sich lcbhast ein- geprägt hatte, nur geht dasselbe letzt nicht in der bescheidenen Haltung einer Person, welche die „größte Roth" zum Ansprcchen fremder Menschen drängt, tondern sic sitzt tcin in einer - Egui- pagr. Wie rasch doch die Geschicke der Menschen manchmal wechseln! — Endlich gelangen die bevölkertsten Vororte der Residenz — Striesen und Blasewitz — zu der Wohlthat einer telegraphischen Verbindung. Seit gestern ist die Errich tung brr Telegraphcnstangcn von Dresden längst der Ptllnitzer Chaussee nach Altsiricsen und von kort über Neustriesen, Forst- hanS, Waldpark nach Postamt Blascwitz im Gange. Letzteres bittere Locat ist tür nur noch 2 Jahre im Pacht der Post und kann unmöglich späterhin noch benutzt werden. ES wäre also rationeller gewesen, die kostspielige Leitung nicht erst L tonä porciu in dies HauS zu legen, sondern jetzt sckwn ein anständiges Local zu suchen. Bei der ZeltnngS- und Briefausgabe stoßen die Be amten stets a» einander an, so enge geht's zu, und das Publikum muß warten. Hier beißt cs, nun noch die Telegraphie dazu kommt: heiliger Stephan, steh' uns bei! - Alö vor circa zwei Jahren ein hiesiger Hotelbesitzer seine regelmäßige Morgcnpronicnate in den, Königl. Großen Garten machte und die Fische dcö Teiches fütterte, sprang auö seinem Oberhemde ein k ost b a re r B ri l l a n t kn o p t unmittelbar inö Wasser. Trotz aller soiortangcstelltcn Wicdcrsindungsvcrsuche war und blieb das Kleinod verloren. Die Annahme lag nicht fern, da>, dasselbe wohl von einem der zahlreich nachFutt'cr schnappen den Fische L 1a Ring dcö Polykratcö verschluckt worden sei. Gestern, wo der Teich dcö Königl. Großen Gartens wegen Reparatur Melassen wurde, sand der Gartcnarbcitcr Gvpscrt. der von Herrn Fischcrmcistcr Pollmer aus die eventuelle Wieder erlangung dcö fraglichen Knopfes besonders aufmerksam ge macht worden war, denselben aus dein Grunde am Rande des Teiches unversehrt vor und konnte ihn gegen splendides Finber- iohn dem erfreuten Besitzer wieder einhändigen. — Abermals wird ein großartiger Wohlthätigkettöact des Herrn de Wilde bekannt. Durch Legat hat derselbe dem Pestalozzistlst hier 30.(XX> Mark zufltcf-en lassen. - — Auf den Loschwitzer Weinbergen und in sonstige» geschützten Lagen blüht seit vorgestern die grüngelbe Cornel! uSkirsche. ES ist dies die erste Banmblüthe und zugleich die zuletzt reffende Frucht des Jahres.
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