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Dresdner Journal : 13.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-13
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1884
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1t ^»2 tUUA" Jnnerchadt, er fl roov l Oetonomie. tat, 1 deut, 00 — u l i briefl. «». tarn. »kuokcn bsrlslQ >iß» ,v» «lie»«r Nin. Inka»: »bkucde», rkuob«», ltt-cd«», o«t. >NiN. tndsii !«»I. Ulste^ >>—»- , >b«»»p—«» l» ^'lleii loek, 10. «u »fach von ffe nnern dazu lS72 und 00 Thlr. - stlMMUNgtN 72 und 1874 abgehaltene beschlossen » «vir die ihlung am Ablicserung >. No. 2-20 ensalls die Utz mit der haben. irn unserer hen wollen -20 in der »a, gemeldeten Weise um- keu emnitz. W WI. Sonnabend, dal Deimber. 1884. 4 dv»av»»v»l»pral,, 1» x»»»»« S»ot»«L,» L«ioL«; Htürtioü: .... IS bleu-le ^MrUok: 4 Hark »0 kk. Linnalu« biuiuraorui lokL Laaaardald äs, clsutacdao kaiod«, tritt?o,t- onei 8tarnpa1»uacdll»b bü»«u. I»»ae»t«»pe«l»at äsv Kaurn sinor ^snp^ltsusn ?«Utr«il« 20 vntar „Lin^vE»ät" äi« 2«ilo KO Lai ^adsUan- unä Litkornudt» SV ^h ^ukicll»^. AreMmImrnal. Li-»cll«tnen > VS^Ueb mit ^uinnkma ä«r 8ono- unä ^«iorta^a Adovä, für 6«o kol^anäsn 1»^. Beraatwortliche Redaetton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inaeraltuauuntdme »u»ddi»rt»r l-alpitU: F>. Lranäntette«', Oomminiiookr äs, Drssäusr äournni»; S^ndur, Sarlt» -Vwa laipit^ >»»,I Lr„I»a rrankMrt ». A.: //aei,«^te»»« Vogler/ L«rUn-Vl,n Lawdar^ ?r»^ - l.«jp,tx krimktiur «. H-USnekon: fiuä Af.„«e, L,rl!n: Sr-mea L' 8c/i/otte,' »r«,I»ni L StanAen', Li^eau Labat/»),' kr»n>lk»rt » H : L ^aeAe^ nck« Luokdauäluvx; vbrUt,: t-, Afütter; ll«»aov«r: fl. §c/>ü««/er, k»rt» Sartin kranllkurt ». H i Da«-« <k 6o, SnmdnrU: Act. Lteinee. Uerausxvdvrr LSniel. Lr;>eäiiinn äs, l>rs,äuer ävurnnl^ liraaäsu, ^«indksrxtrnsx« klo 20. A»ki»dig»-e» für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journ^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- »nd Gewerd- treibende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung anherardentliche Berginftignage» geivährt werden. üomgl. Expedition des Dresdner Jouruats. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Theil. IkkamitmaPung, die Abhaltung der Candidaten-Prüfungen an den Lehrerseminaren des Landes und am Lehrerinnen - Seminar zu Dresden, sowie der Wahlfähigkeitsprüfung am Lehrerinnen- Semmar zu CaUnberg Ostern 1885 betreffend. Die Schulamtscandidaten - Prüfungen au sämmt- Uchen evangelischen Lehrerseminaren des Landes und am Lehrerinnen-Seminar zu Dresden, sowie die Prü fung von Lehrerinnen, welche nicht auf einem Se minar vorgebildet worden sind, finden in Ge mäßheit des 8 4 der Prüfungsordnung vom 1. No vember 1877 m den letzten Wochen vor Beendigung des Schuljahres statt. Es werden daher diejenigen, welche zu diesen Prüfungen jugelassen zu werden wünschen, soweit die selben nicht nach 8 3 Absatz 1 der allegirten Prü fungsordnung von Einreichung be,anderer Anmeldung befreit sind, hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 8. Februar 1885 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der in 8 3 der Prüfungsordnung (Seite 307 des Gesetz- und VerordnungS-BlatteS vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse pp. anzumeldev, eventuell auch die nach 8 3 Absatz 4 der vorgedachten Prü fungsordnung vorgeschriebenen Angaben zu machen. Die Waylfähtgkeits-Prüfungen am Lehre rinnen-Seminar zu Lallnberg finden um Osteru 1885 zunächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Candldatinnen, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens b»S zum 16. Februar 1885 ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschulinspec- tor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der mebrgedachten Prüfungs-Ordnung vorgeschriebenen Zeugnisse emzurelchen, worauf sodann seitens der Be- »rksschulinspectoren die Anmeldung bei dem Commissar für diese Prüfung unter der Adresse der Lultus- Ministerial - Canzlei bis spätestens zum 20. desselben MonatS zu bewirken ist. Dresden, am 8. December 1884. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Leipzig, Freitag, 12. December, Mittags. (Privat-Tel. d. DreSdn. Journ.) Ihre Majestät die Königin hat gestern im kövigl. Palais Ihre kaiserl. Hoheit dir Großfürstin Katharina von Rußland empfangen. Das königl. Conservatorium für Musik hat von einem ungenannt sei» wollenden Freunde gestern 306V00 Mark zum Baue des neuen In stituts erhalten. Wien, Donnerstag, 11. December, Abends. (Tel. d. Boh.) Der zwischen den Medicinrrn aus gebrochene Confiict (vgl. die „TageSgeschichte") ist in erster Linie nicht antisemitischer Natur, sondern dreht sich um die Krage, ob Studenten aus Un garn, nachdem dieses Land keine Subventionen dem Unterstützungsvereine, wie die» andere Län- der, wie Böhmen, Galizien, Steiermark u. s. w. thun, gewähren will, aus dem von österreichischen Geldmitteln erhaltenen Fond unterstützt werden sollen oder nicht. Da aber dir meisten Studenten au» Ungarn Israeliten sind, so verquickt sich diese Rechtsfrage mit dem Antisemitismus. Paris, Donnerstag, 11. December, Abends. (W. T. B ) Der Senat berieth in seiner heutigen Sitzung die für Tonkin geforderten Credite. Der Herzog v. Broglie sprach sich mißbilligend über die Politik der Regierung aus und machte die selbe für die Verschlimmerung der Lage verantwort lich. Die Rechte werde nicht für die Ereditforderungen stimmen. Der Ministerpräsident Ferry erwiderte, es sei die Pflicht der Regierung, eine gemäßigte Politik zu befolgen; er müsse hoffen, ohne große Opfer ein Re sultat zu erreichen; er übernehme aber, wenn die Mäßigung der Regierung unfruchtbar bleiben sollte, die feierliche Verpflichtung, zu energischen Maßregeln zu schreiten. Man werde bald sehen, wie die Regie rung ihre Pflichten auffasse und wie sie verstehen werde, der berechtigten Ungeduld des Landes zu ent sprechen. Er (Ferry) erkenne die Berechtigung dieser Ungeduld in vollem Maße an, aber an der Haltung Chinas seien bisher alle Bemühungen gescheitert. Der Earl Granville habe der französischen Regierung die Vorschläge Chinas gar nicht officiell mitgetheilt, denn er habe dieselben für unannehmbar gehalten; in Wirk lichkeit seien es die nämlichen Vorschläge gewesen, die Frankreich bereit« im October 1883 zurückgewiesen habe. Die Zeit der Verhandlungen sei daher vorüber; der Augenblick zum Handeln sei gekommen. Ferry widerlegte hiernächst die Behauptung Broglie'S, daß Frankreich isolirt sei, und wieS auf die intimen Be ziehungen der Regierung zu allen Großmächten und auf die mit den drei Kaisermächten bestehende Gemein samkeit der Ansichten in Bezug auf die ägyptische Frage hin. Frankreich habe die Lonferenz in Berlin beschickt, es habe sehr wohl gewußt, was es wolle, cS sei den alten Traditionen der Freundschaft mit Eng land so treu geblieben, daß England von freien Stücken seine guten Dienste in dem Conflicte mit China angeboten habe. Der Marschall Canrobert erklärte, er werde, ob schon er ein Gegner kriegerischer Expeditionen in fer nen Ländern sei, für die Bewilligung der Credite stimmen. Der Marineminister Peyron constatirte aus den vom General Briere de l'Jsle und vom Admiral Courbet eingegangenen Depeschen, daß sich das Expe ditionskorps in vollster Sicherheit befinde. Der Ministerpräsident Ferry fügte der Mit- theilung Peyron's hinzu, wenn das ExpeditionScorps nicht vorrücke, so sei das die Folge der für dasselbe ertheilten Befehle; der Vormarsch werde aber erfolgen, sobald die geforderten Credite bewilligt seien. Die Ereditforderungen wurden hierauf mit 191 Stimmen gegen 1 Stimme genehmigt; die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Die Deputirtenkammer führte heute die Be« rathung des CultuSbudgets zu Ende. Auf den Antrag der Regierung wurden mehrere kleine Ereditforderungen, welche die Budgetcommisfion gestrichen harte, wiederdergrstellt. Rom, Donnerstag, 11. December, AbendS. (W. T. B.) Dem ..Diritto" zufolge hätte der Latican dir italienischen Missionäre in Asien er mächtigt, den Schutz der italienische» Consuln nachzusuchrn und da» Vorgehen der Missionäre, welche sich jüngst an den italienischen Vertreter in Shanghai gewendet hatten, gebilligt. Dresden, 12. December. Der sranzösische Senat hat in seiner gestrigen Sitzung die Ereditforderungen für Tonkin mit 191 Stimmen gegen 1 Stimme genehmigt. Die franzö sisch-chinesische Streitfrage hat inzwischen insofern eine wesentliche Veränderung erfahren, als die englischen VermittelungSversuche als gescheitert betrachtet werden müssen. Die „Times* bezeichnen als die Ursache dieses Mißerfolges die Weigerung Frankreichs, die von China gestellte Bedingung für einen Friedensschluß anzuneh men, nach welcher Tan-schui auf der Insel Formosa, sowie die in Tonkin gelegenen Grenzsestungen Lang- son, Lao-bang und Lao-kai in chinesischem Besitze bleiben sollen. Auffallend erscheint es, wenn die „Times" einen französischen Marsch gegen Peking als Eventualitäten ins Auge fassen. Allerdings fügt das Cityblatt hinzu, daß ein derartiger Plan, den Conflict mit China zum Abschlusse zu bringen, in der Depu tirtenkammer von Neuem heftige Debatten entfesseln und das Cabinet Jules Ferry gefährden würde. Die „Times" erklären deshalb das Scheitern der Unter handlungen als eine sowohl für die Kriegführenden, als auch für Europa im Allgemeinen ernste Thatsache. Unter diesen Umständen dürfte eine Charakterschilderung der Chinesen der Neuzeit, wie sie der „St. Janies Gazette" von einem gut unterrichteten Berichterstatter zugeht, welcher längere Zeit in amtlicher Eigenschaft bei dem Arsenal in Futschu beschäftigt war, nicht un interessant sein. Der Correspondent schreibt: Während der 3 Jahre, welche ich als Professor an der zu dem Arsenal in Futschu gehörigen Militärschule zubrachte, hatte ich reich liche Gelegeheit, den chinesischen Charakter gründlich zu studiren. Die darüber im AuSlande herrschenden Ansichten sind allgemein ganz irrige. So glaubt man u. A., daß die Chinesen auf die „Barbaren des Westens" mit gründlicher, aus Unkenntniß basirter Geringschätzung herabblickten. Dies ist ein vollständiger Jrrthum. Sie verachten nur unsere politischen Systeme und unsere demokratischen Einrichtungen. In Allem, was die Wissenschaft betrifft, und insbesondere die auf die Kriegskunst anwendbare Wissenschaft, erkennen sie nicht nur willig unsere Ueberlegenheit an, sondern sie machen auch die größten Anstrengungen, uns zu er reichen. Was Arbeit und Ausdauer betrifft, so stehen sie einfach ohne Gleichen da. Ich habe zu ver schiedenen Zeiten zwischen 500 dis 600 chinesische Schüler gehabt. Unter dieser Anzahl machten sich selbstverständlich verschiedene Grade geistiger Begabung bemerkbar; aber ich habe niemals einen Schüler ge habt, der nicht die eifrigste Lernbegierde bekundete und sich nicht der Arbeit mit der autzerordentlichsten Hin gebung widmete. Ich kann mit Sicherheit jagen, daß ich 3 Dutzend Schüler zurückließ, die sich ganz so viele theoretische Kenntnisse von der Artillerie angeeignet hatten, wie ich sie selber besaß; und bei dem Erz- und Kohlenreichthume des Landes ist mit Gewißheit anzunehmen, daß die Chinesen sehr bald, soweit dies Kanonen und Schußwaffen aller Art betrifft, von Europa absolut unabhängig sein werden. Die Krupp'jchen und anderen Geschütze, welche sie gegenwärtig vom Auslande beziehen, werden hauptsächlich als Modelle gebraucht. Es wird oft gejagt: „Es giebt in China keine öffent liche Meinung." Dies ist ein anderer Jrrthum. Die hiesigen gebildeten Klassen haben im Gegentheile eine sehr ausgeprägte Meinung m allen Dingen, die mit der auswärtigen Politik des Landes in Zusammen hänge stehen; und ihre Meinung, die in Regierungs- kreijen in Peking großes Gewicht hat, ist durchaus gegen jedwede Gebietsabtretung. Die französischen politischen und finanziellen Schwierigkeiten sind in China ganz gut bekannt und werden nach ihrem wahren Werthe gewürdigt. Die Ernennung des Marquis Tseng, der unter einem höflichen Aeußern eine starke Abneigung gegen Frankreich verbirgt, ist ein äußerst ungünstiges Symptom für die Aussichten auf einen baldigen Frieden. Weder er, noch die auf geklärteren Mandarinen hoffen zu sehen, daß die chine sischen Truppen die französischen in einer regelrechten Schlacht besiegen werden; aber sie sind vollständig überzeugt, daß Vie Franzosen, finanziell und politisch, nicht in einer Lage sind, Hunderte von Millionen zu opfern, oder aus Frankreich 50 000 blS 6000o Mann für eine Expedition in Peking zu entsenden, welche» durch ein ausgezeichnetes System von Befestigungs werken (ich spreche als Augenzeuge) und eine mächtige Artillerie vertheidigt wird. Und doch würde dies der einzige Weg sein, die Schwierigkeit zu lösen, wenn nicht Ferry, was mir fast unmöglich scheint, sich zu Zugeständnissen bequemen sollte, die mit seinen früheren Prätensionen in peinlichem Contraste stehen würden. Kurz gejagt, die Lage ist niemals verwickelter gewejen, als in diesem Augen blicke. Da die Zerstörung des Arsenals China nicht eingeschüchtert hat, so wird alles Andere, was an der Küste geschehen kann, keine bessere Wirkung haben. Wenn nicht die anderen Mächte sich entschließen, in Paris oder Peking, oder in beiden Hauptstädten einen unwiderstehlichen Druck auszuüben, dann dürfte der Krieg, den Ferry einen Krieg zu nennen ablehnt, sich Jahre lang hinjchleppen. Lagesgeschichte. Dresden, 12. December. Ihre Majestäten der König und die Königin begeben Sich heute Nach mittag 5 Uhr mit Extrazug vi» Röderau nach Berlin. In der allerhöchsten Begleitung befinden sich Hof dame Gräfin Einsiedel, der Oberhofmeister v. Lüttichau und der Flügeladjutaut Ma;or v. Schimpfs. Dresden, 12 December. Ueber den Aufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Leipzig gehen uns von dort nachstehende Mltthei- lungen zu: <A Leipzig, ll. December. Se. Majestät der König begab Sich heute früh 7 Uhr zur Jagd auf Ehrenberger Revier. Bei der heutigen Jagd wurden 1 Fasan, 83 Stück Rehwild, 71 Haien und 9 Kanin chen zur Strecke gebracht. Se. Majestät der König Kat heute 16 und gestern 33 Stück Rehwild erlegt. Ihre Majestät die Königin wohnte Vormittags der heiligen Messe in der katholischen Kirche bei und be suchte dann im Lause des Tages das Vincentlusstift und das Albertstift, sowie die Frau Generallieutenant v. Montbö Exc. Nachmittags >46 Uhr fand un kömgl. PalmS Tafel Statt, zu welchem der Generallieutenant v. Montb« Exc. und der Kreishauptmalln Graf zu Münster geladen waren. Abends H8 Uhr fuhren Ihre Majestäten nach dem neuen Gewandhause, um ckt. Lunelt- msicht. !5. e. ckt. kig- en. kig. a ständig'« ig- Lem- gerändert, sonnig. a. )- vre»en. 4-1»» -^11» Feuilleton. Redigiri von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 11. December gastirte in Mozart'S „Figaro's Hoch zeit" Frl. Aussenegg vom königl. Theater in Han nover als Cherubin. Ihre hohe Mezzosopranstlinme ist von frischem, angenehmem Klange, leidet aber in der Brustlage noch am Gaumenton und ist hinsicht lich der Technik und Vortragsbehandlung noch sehr unfertig geschult. Die Ausführung der leichtern ö-äur-Arie Lherubin'S gelang am löblichsten. Diesen jugendlichen Don Juan charakteristisch dar- zusteklcn — und nicht mit den Manieren einer Soubrettenpartie der Operette — seine schwärmerisch sehnsuchtsvollen, peinlich bewegten Gefühle reizvoll zum Ausdruck zu bringen, ist Frl. Auffenegg vorerst noch unmöglich. Sie gehört noch zu jenen mehr oder weniger Hoffnung erweckenden und in verschiedenen Graden der Ausbildung begriffenen Anfängerinnen, wie sie unserm Opernpersonal jetzt in reicher Zahl zu gehören. Die Gesammtvorstellung des Mozart'schen Meisterwerks, die nicht zu den guten unserer Bühne gehört, ist bekannt. L. B. Einweihung des neuen Gewandhause-. Leipzig, 11. December. Die Einweihung des neuen Leipziger Gewandhauses nahm im ersten der 3 großen Festconcerte in jeder Hinsicht einen glänzenden Verlauf. Schon lauge vor Beginn desselben wogte eine reich geschmückte Menge durch die verschiedenen Räume, die in ihrer festlichen Beleuchtung einen im posanten Eindruck machten. Das Erscheinen Ihrer Maje stäten des Königs und der Königin, AUerhöchstwelche mit einem dreifachen Hoch und Tusch empfangen wurden, verlieh dem Feste noch einen bejondern Glanz. Nach dem die Allerhöchsten Herrschaften Ihre Plätze einge nommen hatten, begann das Concert, das nicht wür diger, als mit der vom Gewaudhausorchester geradezu meisterhaft ausgeführten Beethoven'schen Ouvertüre zur „Weihe des Hauses" eröffnet werden konnte. Der Ouvertüre folgte ein Prolog, gedichtet von Rud. v. Gottschall, von der Heroine de« Leipziger Stadt theaters, Frau LewinSki-Precheißen, schwunghaft vorgetragen. Sehr stimmungsvoll wirkte das leise Hinzutreten der Orgel am Schluffe desselben. Fast unmittelbar daran schloß sich die Toccata und Fuge v-moll von Seb. Bach, von dem ausgezeichneten Leip ziger Orgelvirtuosen Paul Homeyer gespielt, wobei die treffliche Orgel, die auch äußerlich zur Verschöne rung des prächtigen, höchst geschmackvoll ausgestatteten LoncertsaaleS wesentlich beiträgt, einen mächtigen Eindruck hinterließ. Mendelsjohn'S 114. Psalm: „Da Israel aus Aegypten zog", von Orchester und Chor in gleich guter Weise wiedergegeben, bildete den Schluß de« ersten Theiles. Nach der Pause, in der sich abermals im Foyer ein bewegtes Treiben entfaltete, wobei viele diesige und auswärtige Vertreter der Kunst und Wissenschaft zu bemerken waren, folgte als 2. Theil Beethoven'S 9. Symphonie in vortrefflichster Ausführung. DaS Orchester machte seinem alten Rufe alle Ehre und bot die ersten 3 Sätze in mustergiltiger Weise; ihm schlossen sich im letzten Satze Lhor und Solistea (Frau Otto-Alv-leben aus Dresden, Frau Metzler-Löwy und die Herren Lederer und Schelper, außer der Erstern jämmt- lich Mitglieder des Leipziger Stadttheaters) würdig an. Ganz besondere Anerkennung gebührt dem hoch verdienten Leiter der Gewandhausconcerte, Hrn. Kapell meister Karl Reinecke, der in der letzten Zeit sich mit wahrhaft aufopfernder Hingabe seinem anstrengen den Berufe gewidmet hatte und die Würdigung seiner Thätigkeit durch die Ausstellung seiner Marmorbüste im Foyer, sowie durch den Empfang eine- riesenhaften LorbeerkranzeS beim Auftreten in reichstem Maße ver diente. In gehobenster Stimmung verließen sämmt- liche Festtheilnehmer das Concert, dessen günstiger Verlauf durch den kleinen Uebelstand, daß das Gas seine Functionen noch nicht ganz in Wünschenswerther Weise verrichtete, kaum gestört werden konnte. P. U. Refidenztheater. Am 11. December wurde von dem gastspielendrn Herzog!. Meiningenschen Hof theater Kleist'» „Das Käthchen von Heil bronn" oder „Die Feuerprobe" nach langer Vor bereitung und zahlreichen Studien gegeben. Wie sehr die Verarbeitung des hochpoetijchen Werker zu einer modernen Oper der Theilnahme für das Original Abbruch gethan hat, zeigte sich schon mehrfach wie andernorts so auch in Dresden und wurde gleichfalls für diese Vorstellung fühlbar. Die Meininger haben bekanntlich dieser uns theuern Schöpfung des unglücklichen und lange schnöde ver kannten Dramatiker« zuerst wieder neues Leben ein- aehaucht, ihm scemsck und schauspielerisch die alte Unbefangenheit und Ursprünglichkeit, zugleich auch den markigen Ton des romantischen R'tterstücks zurück gegeben Nach ihrem bahnbrechenden Beispiel trat eine löbliche Reform auf vielen Bühnen für diese Poesie ein. Dessen wird man sich immer dankbarer zu er innern haben, sobald die Gesellschaft das Stück wieder vorführt, dem im Laufe der Zeit noch mancherlei Ver deutlichungen in der Zusammenwirkung der Compar- serie u. s. w. zu Theil geworden sind. Auch wird der Brand der Burg jetzt in seiner fast noch täuschendern Art ganz ohne Feuer, nur durch farbige elektrische Beleuchtung von Wasserdämpfen hergestellt. Für die neu besetzte Titelrolle bieten die anziehen den Stimmmittel und die Individualität von Frl. Bartoscheck eine durch Innigkeit und Wahrheit reiz volle Leistung dar, welche befähigt ist die entsprechende Stimmung im Hause zu bereiten und den geheimniß- vollen LiebeSbann dieser Mädchenseele begreiflich zu machen. Hr. Göbel eignet sich mehr für Wetter vom Strahl, als für Wallenstein, und sein Streben, eine männliche Heldengestalt voll Kern und Kraft hinzu- stellen, wird von vielem Erfolg gekrönt. Wohl aber wünschte ich für diesen immerhin gebildeten und seelisch edel besaiteten Ritter ein minder lautes und rauhes Herausgehen in Sprache und Spiel, eine Mäßigung, die man auch auf andere Ritterjcenen iin Stück aus dehnen möchte. Sehr treffend sand ich Frl. Habel mann al» Kunigunde. O. B.
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