Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.07.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050702013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-02
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.07.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugzgkdUdn Utentiumi «ä «t»»2 «»»».»»»» »»»trtt»»««. MMl,»«,.»».,«, ,»«. t ünGiDmß dur» M ««MI. I^«8e«ell,eli>. tm«»»- » »tt »<1»r«d»,d«m Sulchta»«. l,O»r»S M« «ttüel«. ortetMil- gNteUmi«« nnr »« d«»«Uch,r v«» > >»» a » , « t »<»D««d. NaLr.') ^»W«. «a»»r«,»M «„»rar. »»!«»>«» Urtb«« «brrüMaN,!: W»»>M»n»t« Mim wärt« »«M» MM aa>»r>»al«. Lrlr»ra««>»dr«ll»: »«chaichla« Gßrlu»el 18k«. «». »a»«»»« M, »»M«» »»->>»«». <7Lo«o^»L»Z», L»n»«lr«r>l»a1 Xltwartt L Hauptgtfchästssttlle: «artenftr. »8/4». -inreigen-kack. Lniabme vm, >ukü»«t,»,,«a bt» »aLmitta,» » Udr E»«u. «riertaa« nur Maririckr»«« » vr» n bt» '/,l Utr Li« l «dalli» «rund- »eil« <«». » Gilb«» « Nt«. >». kündi«un,en aut der VnvaKrne S«t>» « Bla : di« etvalti,« Afft« aal L«t- leil« «o vt» . »I« ikiaaelaadt 3«tl« « Ll». In «»»»,«» »,ch r»m>. und Fit«««,«« l ivallta« Grund»eil« « Ls». aal lvrivatleil« « Vf,. »Ipaltt,« SeN« aul lertlel»« »ad al« lkina^andt »o «l». «u»wLrtt,r«us. trü,« nar ,«a«n vorau»be«adlun^ N«l«»tlän,r »verdea «it lo vta- dereckm«. ««rnlyreLanlchla«: «na I «r. U und «r.«»»» C»rl rtednnamr, Lackfabrik, gegr. 18»» «,it.u«f».M»^» »M, l«d a.«. MM, 1»«t: ,»»«« ai«lech.. «»«M.. «aaarr.S-M. «lceativ« '»« »md «dirlm» > Lais», sowie al« Srqlalitüten: ivernttetn-iiaitr und ««alllrnlasar-LnikllN'den. « » Altstadt: VlarienstraHe l« und «maltenftratze 18. Neustadt: Heinrichslrast» lSladl Görlitz». LaArrlin vi»<»r«iklii«r liuicickeiitrterl stail« »tz»e N,«s,«,. n, Naliat» iiiülilox«. kefü-lleNiliM Optliol» - meodnn. lnitltnt «rata» L«»««». sfelinl- o. Ilskliiiiltl'i'-klsiiEiiW. Uspar»tur6n von »usvttrt» »w «sldsn l'^o rnrüelc. KLt»Io^xrk1l8u. tl'LNkn. VallMiuIix« V««n8ien-kekieitliinx »n«I -^«8i'ü8timx kür vnmen «nü Herren in xrösetvr ^usvalll empkielüt 6»8 St,»vrI»l8«»vI>Ltt von »ns Ural, 8vI>I«»8»tn»8,« SS. Iwll'kkrditjs NIustnerLer It»r«Io8 Mk 1 ^ Z«t Lage in Rußland. Sängerovatian in Wachwitz. FleischpreiSsrage. Gerichtsverhandlungen viiltlitl. Marolko, Schweden und Norwegen. Graphische Kunst. Börsenwochcubericht. Mutiuaßlicht Witterung Schwül, Gewitternei Sonntag, 2. Juli LWS. In Rutzland nOhem sich die Zustände mit erschreckender Unerbittlichkeit dem Punkte, wo auch der letzte Rest des Beharrungsvermögens in dem Organismus des Riesenreiches dahinschwindet und, wie Hernklit, der Dunkle, sagt, alles im Jlusse sich befindet. Es trifft alles zu sammen, waS bei derartigen gewaltigen Katastrophen in der ge schichtlichen und kulturellen Entwicklung der Staaten und Völker die Triebkräfte der Revolution zu fördern pflegt: neben gründlich verrotteten und verfahrenen Zuständen in der Negierung und Ver waltung ein allgemeiner Mangel an festen, zielbewußten Ent schlüssen an der leitenden Stelle, ein unseliges und verhängnis volle- Hinundherschwanken zwischen extremer Reaktion und konsti tutionelle« Gedanken, Proiekten und Versprechungen. Dazu in den Kreisen des „Tschin", eben jene- Beamtentums, dessen Un fähigkeit und Bestechlichkeit das Nebel so tief an die Wurzel des Hundertmillionenreiches greifen ließ, ein unbelehrbarer, frivoler Geist, der ausschließlich aus die Aufrechterhaltnng des alten AuS- beutungSprivilegs seiner Kaste bedacht ist und die Zeichen der Zeit mit ihrem fürchterlich drohenden Emst so wenig versteht, wie un mittelbar vor der großen französischen Revolution die Königin Marie Antoinette, die, als man ihr einmal von dein namenlosen Hungerelend des Volkes zu berichten wagte, lächelnd erwiderte: „Wenn die armen Leute kein Brot haben, warum essen sie dann nicht Kuchen?- ES scheint in der Tat, daß auch für gewisse unverbesserliche Elemente der gegenwärtigen russischen Machthaber das Wort gilt: „Wen die Götter verderben wollen, den verblenden sie vorher." Noch sieht man nirgends den Rettungsanker einer wirklich erlösen den Tat. nirgends die erfolgversprechenden Ansätze einer ehrlichen loyalen Erfüllung der gegebenen konstitutionellen Zusagen, so daß die Semstwos von Petersburg und Moskau bereits die für das alte zarische Rußland wahrhaft unerhörte und alle gewohnten Be griffe auf den Kopf stellende Ankündigung erlassen haben, sie würden, falls die versprochene Reform nicht bis Mitte Juli in Kraft trete, in ihren beiden Gouvernements aus eigener Macht vollkommenheit eine konstitutionelle Negierung einsetzen! Inzwischen branden die Wogen des Aufruhrs höher und höher empor und bespritzen mit ihrem blutigen Gischt eine Stadt, eine Provinz des gewaltigen Länderkolosses nach der anderen- ziehen immer mehr Kreise auf den Höhen und in den Tiefen der Gesellschaft in ihren verderblichen Strudel, und die revolutionären Geheimbünde aller Art blasen den Sturm dazu und Hetzen und schüren aus dem Hintergründe mit unheimlicher Energie. Das schlimmste Moment aber, das bisher hervorgctreten ist, bildet ohne Frage das nunmehr zweifellos feststehende Uebergreisen der revo lutionären Bewegung aus daS Heer und die Flotte. Während in Polen und im Kaukasus schon lange ein erbitterter Kamps tobt, der kaum minder verlustreich ist als das Morden in Ostasien, hat sich nunmehr auch der russische Süden erhoben. Auch dort, in Odessa, fallen jetzt „Menschenopfer, unerhörtaber nicht die zivile Bevölkerung hat sich hier empört, nicht dir Arbeiter, nicht die Bauern sind eS. die in Odessa die Fahne des Aufruhrs auf gepflanzt haben, sondem Angehörige der kaiserlichen Marine, Matrose» im »arischen Dienste, die aus einem Panzer ihre Offizte« ermordet, den roten Wimpel an Stelle der kaiserlichen Krirgsflagge gehißt und in der Stadt Odessa die Arbeiter zum Ausstande gezwungen haben! Doch damit nicht genug, werden Nachrichten verbreitet, die besagen, daß noch weitere Meutereien auf den Schiffen der Schwarzen Meer- Flott« stattgefunden hätten, ja, daß das ganze Geschwader, da von Sebastopol nach Odessa gegen den meuterischen „Knjäs Potemkin" gesandt wurde, sich im Aufruhr befinde. ES läßt sich im Augenblick nicht kontrollieren, inwieweit diese Meldungen den Tatsachen entsprechen. Als direkt unwahrscheinlich muß es jedenfalls bezeichnet werden, wenn in einer Washingtoner Mel dung behauptet wird, die Besatzung des „Knjäs Potemkin" habe sich sang- und klanglos dem wider sie ausgesandtcn Geschwader auf Gnade und Ungnade ergeben. Die Leute wissen nur zu wohl, daß ihrer unfehlbar der Tod durch den Strang wartet, wenn sie in die Gewalt der Behörden kommen. Man sollte also meinen, sie hätten alle Ursache, ihr Leben so teuer wie möglich zu ver- kaufen und sich nicht freiwillig der Kricgsjustiz in die Hände zu liefern. Unmöglich ist eS übrigen« bei den in der russischen Marine herrschenden Zuständen keineswegs, daß der meuterische Geist noch weitere gefährliche Ausbreitung findet. Wie es insbesondere in der Schwarzen Meer-Flott« aussieht, dafür ist ein klassischer Zeuge in der Person ihres Oberbefehlshabers selbst, des Vize admirals Tschuschin, vorhanden, der sich in einem Tagesbefehl dahin geäußert hat: „Alle svon ihm vorher aufgeführtenj Bei- spiele zeigen, daß jede Aufsicht über di« unteren Chargen fehlt daß sich niemand mit ihrer militärischen Erziehung befaßt und daß den unteren Chargen jede Leitung mangelt. Daß derartige Vorfälle kein« Seltenheit sind, unterliegt keinem Zweifel. Zu meinen Ohren kommen nur Fälle, die ein trauriges Ergebnis haben. Wie viele Fälle gelangen aber nicht nur nicht zu meiner Kenntnis, sondern nicht einmal zu der des nächsten Vorgesetzten." »a» der « ein« Trupp« berrjcheud« «eil» i» so jchonungSloS abfälliger Weise von ihrem Oberbefehlshaber selbst beurteilt wird, kann sich der Fernstehende ein Bild davon machen, wie es in Wirklichkeit damit bestellt sein muß. Dann begreift -s sich auch, warum die russische Flotte gegen die Japaner keine Er folge zu erzielen vermochte. Es fehlt eben an der obersten Voraussetzung militärischer Tüchtigkeit, einer strammen Mannes zucht, die ihrerseits wiederum von der gegenseitigen persönlichen Achtung zwischen Vorgesetzten und Untergebenen bedingt und sehr wesentlich beeinflußt wird. Das schönste Beispiel eines solchen Verhältnisses bietet jedenfalls unser deutsches Heer. Wo soll aber in Rußland der Geist der freiwilligen Hingabe und Unterordnung Herkommen, wenn, wie unparteiische Renner von Land und Leuten schon lange versicherten und wie es jetzt die Ereignisse in so tragischer Weise bestätigen, gerade das russische Osfizierkorps im allgemeinen ein nichts weniger als vorbildliches Leben führt und nichts tut, um den Mannschaften das dumpfe, aufreizende Empfinden zu ersparen, daß sie nichts weiter als elende Sklaven sind, deren Los der mit der Knute erzwungene Mameluckengehorsam ist? Als Beweis, wie durchaus russen- sreundliche deutsche Blätter über die Mängel des russischen Offizierkorps und die daraus begründete Lockerung der Disziplin in Heer und Marine denken, mag eine Auslastung der konser vativen „Schles. Ztg.", die über ausgezeichnete Quellen verfügt, initgeteilt sein. Es heißt darin u. a.: „Der russische Offizier ist, von einzelnen AuSnahu.cn abgesehen, lediglich aus sein eigenes Wohlergehen bedacht und kümmert sich um seinen Dienst und das Wohl seiner Untergebenen nur so weit, als er dies unbedingt muh. Reicht sein Gehalt zur Bestreitung seiner oft kostspieligen Liebhabereien nicht aus. so greift er skrupellos da» ihm anvertraute BerpflegungSgeld für seinen Truppenteil an. und da das Beispiel van oben die unteren Chargen zu gleichem Vorgehen ermuntert, so kann man sich vorstellen, wie- viel von den zum Unterhalt der Armee und Marine ausgeworse- nen Summen schließlich für die Bedürfnisse des gemeinen Mannes übrig bleibt." Beschwert sich dann einmal ein Mann, so wird er, wie auf dem „Knjäs Potomkin", einfach nieder geknallt. Wie darf man sich da noch Wundern, wenn «s unter solchen Verhältnissen zu derartigen fürchterlichen meuterischen Aussckneitungen wie in Odessa kommt? Während in der Marine die offene Auflehnung wider den militärischen Gehorsam bis jetzt hauptsächlich die Mannschaften ergriffen hat und unter diesen der elektrische Funke des Aufruhrs von Bord zu Bord überspringt, zeigt sich im Landheere die umgekehrte Erscheinung, daß die Offiziere die Disziplin verlieren und sich mit dem Volke verbrüdern. Zwischen dem verräterischen Schuss« bei der Petersburger Wasscrwerhe und der Osfiziersversammlung in KraSnojc-Selo, die gegen die Verwendung des Militärs zur Unterdrückung innerer Unruhen protestierte, besteht eine verhäng nisvolle Wechselwirkung, deren Konsequenzen nicht abzusehen sind. Wohin das Auge auch blickt, nirgends zeigt sich vorläufig ein Lichtpunkt, überall herrscht der Blutschrecken, der erbarmungs los Hekatomben von Menschen dahinmäht und Dinge voll- sührt, angesichts deren die zivilisierte Welt der Worte des melancholischen Dänenprinzen gedenken muß: „Schaudervoll höchst schaudervoll!" So hat in der Tat die allgemeine Unsicherheit im Aaren- reiche schon nahezu ihren Gipfelpunkt erreicht, und zwar in einem solchen Grade, daß jetzt sogar di« internationale Hoch- sinanz sich veranlaßt gesehen hat, ihr erstes Warnungssignal nach Petersburg zu richten in Gestalt eines erheblichen Kurs rückganges der russischen Papiere an der Pariser Börse. Das bedeutet, aus der finanziellen in die politische Sprache über- setzt, einen sehr deutlichen Wink an die Adresse des Zaren, nun mehr endlich in Ostasien Frieden zu schließen und sich ganz dem inneren Reformwerke zu widmen. Neueste Drahtmeldungen vom 1. Juli. Die Eisenbahnpersonentarif-Reform im prenftischen Abgeordnetenhaufe. Berlin. sPriv.-Tel.) Abgeordnetenhaus. sFort- sctzung.) Der Eilenbahnminister v. Budde fährt iu der He antwortung der Interpellation des Freiherrn v. Zedlitz, betreffend die Eisenbahn-Personentarisreform, fort: Wir konstruieren die Fahrpläne im Gegensätze zum Auslände so, daß auch die dritte Klasse fast durchgängig gute Verbindungen hat Das ist nicht fiskalisch, liegt aber im Berkehrsintercssc, im Interesse des durchgehenden Reiseverkehrs. Aus betrieblichen und verkehrlichen Gründen halten wir an den Schnellzugs-Zu schlägen fest. Ich kann Ihnen nur sagen, wenn ich dem Finanz^ miüister mitteilte, die ganze Tarifreform sei gescheitert, er würde mir die Hand drücken und glücklich sein, daß er sie loS ist lHeiterkeit.j Die Rundreijebillett» sollen bestehen bleiben, aber eS wäre bei ihnen schwierig, die SchnellzugS-Zuschläge etwa iw Zu« selbst zu erheben. Deshalb haben wir den einfachen Normal preis der Rückfahrkarten um 0,3 bis 0,2 Pfg. erhöht. Trotzdem werden die NundreisebillettS 3. Klasse noch etwas billiger seiv als bisher, in 1. und 2 Klaffe nur minimal teurer. Durch diese beiden Konzessionen soll ein große« Ziel erreicht werden, da« bisher noch nicht erreicht werden konnte, nämlich, sämtlich« StooHülegbohavertvaltunaen zu einem einheitlichen Ganze» zusammenzuschweißen. In Betracht kommt hier an erster Stelle für die süddeutschen Staaten das Zustandekommen der Betriebs mittelgeineinschaft, da die!« Staaten durch die Betriebsmittel- gemeinschaft den Ausfall zu decken glauben, den sie im übrigen aus der Tarisresorm haben werden. Es ist aber, wie ich be merken muß, noch nicht mit Sicherheit zu ersehen, ob die Be- triebsmittelgemeinsclwff überhaupt gegründet werden kann, da die politische» und sinanziellcn Schwierigkeiten sehr groß sind. Im allgemeinen macken die Verhandlungen gute Fortschritte, aber das Ende ist noch immer nicht abzusehen. Eine Betriebs- mittelgemeinschast ohne gleichzeitige Personentarifreform ist über haupt nicht denkbar, wohl aber eine Personentarifreform obne Betriebsmittelgemeinschaft. Die Schlußzahlen aus meinen Be rechnungen ergeben für sämtliche 16 Milliarden Fahrkilometcr, daß 80 Prozent zu gleichem Preise fahren, 12 Prozent zu er mäßigtem Preise und 8 Prozent unter Umständen etwas teurer. Wie steht es mit der sogen. Plusmacherci der Staatsbahnver waltung? Seit der Verstaatlichung der Eise:.bahnen im Jahre 1879 haben wir in Preußen eine durchschnittliche Untereinnahme auf den Personenkilometer von 2,62 Pfg Wenn wir jetzt noch zu den Sätzen von 1879 fahren würden, so würde die preußisch« Staatsbahn aus dem Personenverkehr ein« Mehrcinnahme von fast 168 Millionen haben. sHört, hört!) Die Einnahmen haben sich vermindert durch die verständige Sozialreform des Verkehrs wesens, dadurch, daß wir die Wagen der 3. Klasse so gut ous- gestattct haben, daß viele Reisende, die in anderen Ländern in 2. Klasse fahren müssen, in Preußen 3. Klasse fahren können. Lokomotiven und Wagen sind teurer geworden, die Besoldung des Personals höher, trotzdem sind wir bei der Beförderung der Personen billiger geworden. Da kann man doch nicht von einer Plusmacherei reden! Wir erhalten durch die Reform einen einheitlichen Daris für das Deutsche Reich, es wird die Buntscheckigkeit der Tarife beseitigt, di« unserer Stellung dem Auslande gegenüber nicht entspricht. Es werden weiter viele Bestimmungen aufgehoben, die den Reisenden belästigen und eine Verkehrsvcrteuerung bewirken. Es wird viel über die Bureau- kratie geklagt. Ich verzichte ober aus die 120 000 Beschwerden, die aus Grund der Rückfahrt erhoben werden, und aus di« Rückfahrkarten. lHeiterkeit.j Alle Bequemlichkeiten, die verständig sind, sollen beibehalten, alle Unbequemlichkeiten beseitigt wer den. Die späteren Karlen werden 48 Stunden Gültigkeit haben, und es wird eine Fahrtunterbrechung fortsallen, die vielfach zu Betrügereien führte. Der Wert der Uebersichtlichkeit, die imPerso- nen-und Gcpäckverkchr gewonnen wird, ist noch gar nicht abzu- schätzen. Sollte dieResorm scheitern,so ziehe ich mich auf meineVor- gänger v. Maybach und v. Thielen zurück, die es auch ausqegeben haben, eine Personentarifreform zu stände zu bringen. All« deutschen Eisenbahnverwaltungen und ich sind bei der Reform von nationalen Gesichtspunkten ausgegongen, und wir haben uns vom Gesichtspunkte der weiteren praktische» Entwicklung des Verkehrs leiten lassen. lBcifall.) — Abg. Dr. Wi einer lsrcis. Volksp.) bemängelt die Reform als eine fiskalische wegen der Zuschläge für die Schnellzüge. Ob der Ausfall vo» 16>/2 Millionen wirklich eintretrn werde, steh« noch sehr dahin. Sonst seien seine Freunde mit den Grundzügen der Reform im großen und ganzen einverstanden, bedauerten jedoch, daß für die vierte Wagenklasse keine Ermäßigung stattsinden solle. Dies gebe der ganzen Reform etwas Unsoziales, lieber solle man die vierte Klaffe überhaupt ausgebcn. — Abg. Gamp ffreikons.) ist mir einen Freunden mit den Ausführungen des Ministers einver- tanden. Ohne Konzessionen sei es mcht möglich, oen Anschluß rer süddeutschen Staaten zu erreichen. Redner wünscht aber dringend die Ausdehnung des Sonntagsverkehrs auf das platte Land. Weshalb solle er nur den großen Städten zu gute kmn- men? Beim Gepäcktarif sei das Prinzip der vollendeten Skala das einzig Richtige. — Abg. Fried b erg snat.-lib.) hat Be denken gegenüber dem geplanten Schnellzugs-Zuschlag und dir Aufhebung des Freigepäcks. Die Gepäcktarise müßten dann wenigstens billiger werden. Angesichts der bestehenden Bedenken könne er noch nicht sagen, ob seine Freunde für die Reform würden stimmen können. — Aba. Graf Praschma lZentr.j erklärt das Einverständnis seiner Freunde mit den vom Minister dargelcgten Grundsätzen einer vereinfachten Reform, die weder den Fahrpreis verbillige, noch verteuere. Nur die Tarife für das Gepäck schienen vielleicht zu hock, und die Gepäckatzertigung sei zu kompliziert. — Abg. Münsterbcrg sfreis. Bereinig.) äußert seine Genugtiiiiiig über die Vereinheitlichung, wünscht aber Beibehaltung des Freigepäcks. — ALg. Freiherr v. Erfsa skons.) erklärt, daß seine Freunde noch immer aus dem Stand punkte stünden, den er am 8. März beim Eisenbahnetat dar gelegt habe: Vereinfachung ohne wesentlich« finanzielle Ein- büßen. Heute wünsche Dr. Wiemcr, daß dre dritte Klasse um sonst sein, und die Passagiere der vierten Klasse noch etwas dazu bekommen sollten. s.Heiterkeil.l Ja, wie soll« denn da der Einnahme-Ausfall gedeckt werden? Der Schnellzugs-Zuschlag und die Aushebung dcS Freigepäcks seien durchaus gerechtsertigt. — Minister v. Budde wiederholt, daß von einer allgemeinen Verteuerung der Fahrpreise und von der Absicht einer Plus- macherei absolut gor nicht die Rede sein könnte. 'Das Freigepäck habe er selbst nur schweren Herzens geopfert, aber das Opfer war notwendig. Er hoffe, daß an kleinen Unstimmigkeiten^ an kleinen Schönheitsfehlern, die ganze Reform nicht scheitern werde. sBeifall.) — Die Besprechung der Interpellation wird hierauf geschlossen. — Nach Erledigung einiger Petitionen dankt Abg. Hobrecht snat.-lib.) dem Präsidenten v. Kröcher für die umsichtige Leitung der Geschäfte. Mit einem vom Präsidenten ausgebrachten dreimaligen Hoch aus den Kaiser und König schließt die Sitzung. — In gleicher Weise schließt die Sitzung des Herrenhauses, das sich nur mit RechnungSsachcn be saßt hat Um 5 Uhr fand eine gemeinsame Sitzung beider Häuser unter Vorsitz des Herrenhaus-Präsidenten, Fürsten zu Inn- und Knyvbousen, statt, in der Ministerpräsident Fürst Bülo w die königlich« Botschaft verlas, durch Hie die Session des Landtags für geschlossen erklärt wird. Unter einem vom Herrenhaus-Präsidenten auSaebrachten dreifache» Hoch auf de» Kaiser und König trennte fich di« Verjommluuo
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite