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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040224015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-24
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Morgen-Ausgabe Nr. SS Jahrgang. Mittwoch den 24. Februar 1904. E- S- k-k- e- <-K. Drittens hab' ich bei 'nem Gläschen Sekt Kürzlich mein agrarisch Herz entdeckt. Mertens sag' ich noch ganz obenhin, Daß ich ein gcschmeid'ger Hofmann bin. Fünftens . . . fünftens ... ja, was war es doch? Irgend etwas bin ich sicher noch. Fällt mir's gar nicht ein, potz Clement? Richtig! Ich bin Reichstagspräsident. >.088 >. o " TL l.0. t-v. >.o. Der vielseitige. Liebe Leute, erstens seht in mir Einen äußerst schneid'gcn Kürassier. Zweitens bin ich in Gefahr und Sturm Unerschütterlich als ZentrumSturm. >l,70 4 1 Ndt. 2<1u>»v der Untersuchung auch ausfallen möge, es wird die sozial demokratische Doktrin als solche nicht belasten können. Denn daß Sozialdemokratie und Anarchismus nicht allein nicht dieselben, sondern sogar völlig entgegengesetzte Tok- trinen sind, das läßt sich in jedem Augenblick authentisch nachweisen, und es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dies unumwunden auszusprechen. Diejenigen Sozialdemo kraten, die eine Propaganda der Tat begünstigen, haben jedenfalls vom Gehalt ihrer Lehre etwa so viel Ahnung, wie eine Stiftsdame vom Trapezturnen. Mit den Aufklärungen, die der Minister gegeben hat, ist die Angelegenheit für die weiteren Kreise des Volkes erledigt. Die Begeisterung für die bombenschleudernden Adelsmenschen überlassen wir den femininen Naturen, denen jeder Willensakt, auch der verbrecherische, impo niert, weil sie selbst gänzlich erschlafft sind. Der Deutsche hat nun einmal — oft mutz man es ja bedauern — eine Neigung zum just« wilisu, obwohl er das Wort nicht er- funden hat. Die Extreme bleiben uns fremd. Es ist eitie Neigung der Neuzeit, unerhörte Sensationen zu suchen und Greueltaten zu bewundern, lediglich pour später ls bourgeois, wie man in Paris, um den Philister zu „giften", wie man in Wien sagt. Ist es nicht lächer lich, wenn in Berlin eine Volksversammlung eine Reso lution annimmt, die den Satz enthält: „Die Versamm lung protestiert dagegen, dah deutsche Staatsbürger in Deutschland verfolgt werden, weil sie an der Aufklärung des russischen Volkes arbeiten"? Angesichts der drastischen Mittel, die die zitierten Broschüren empfehlen, erscheint diese Entrüstung als ein geradezu grotesker Irrtum. Wir wiederholen es, die Würde des Staates mutz gewahrt, das Rechtsgefühl des Volkes darf nicht verletzt werden, aber eine Begünstigung der anarchistischen Bestrebungen rönnen wir den Behörden wirklich nicht zumuten, und nichts anderes wäre es gewesen, hätte man die Schriften- schmuggler in Königsberg anstandslos gewähren lassen. Alles in allem kann man ohne Uebertreibung sagen, daß die Sozialdemokratie zu den vielen Blamagen der letzten Zeit noch eine neue hinzugefügt hat und daß vom Regierungstisch endlich einmal ein erlösendes Wort ge sprochen worden ist. Es war hohe Zeit und unzähligen Deutschen ist damit ein Stein vom Herzen gefallen. 6. Männer als Ignoranten hinzustellen sucht, -ie „Gewand häusler" mit Zuchthäuslern" in Parallele setzt, ja, selbst körperliche Gclbrechen der Mitmenschen witz- und zu- sammenhanglos verhöhnt und nur verglichen werden kann mit nächtlichen Ueberfällen in Rixdorf oder tm Grünewald von Seiten garstiger, mit Knüppeln und Gummischläuchen roohlbowaffneter Stromer. ^ckolk Rutüarät. i-v. 1.0. * Pariser Meldungen zufolge hat ein neuer japa nischer Torpedoangriff vor Port Arthur stattgefunden, dem ein > Bombardement der Flotte folgte. in ihre verbrecherische Auffassung fast hineingedrängt werden: wir wissen wohl, daß die Motive der politischen Verbrecher Rußlands eine wunderliche Mischung von Seelenadel und Perversität aufweisen, aber sie bleiben uns Verbrecher. Der Psycholog darf sie interessant fin den, der Politiker nicht. Sobald der Regierung der Nach weis gelang, datz sie gegen die Propaganda der Tat ein schritt, daß es sich keineswegs um Spekulationen des „Edelanarchismus", sondern um Aufreizung zum Mord handelte, war ihre Haltung gerechtfertigt und die öffent liche Meinung mußte sie von jedem Vorwurf entlasten. Dieser Nachweis ist den Ministern gelungen, die konfis zierten Broschüren empfehlen unzweideutig den Kampf mit allen Mitteln. „Der Kampf muß gipfeln im Zaren mord und, wenn nötig, in einer ganzen Reihe von Zaren morden". Tas genügt, um das Vorgehen der preußischen Negierung von jedem Makel zu reinigen. Ob die juristi schen Formalitäten etwas mehr oder weniger abgekürzt sind, ob der Justizjminster ein wenig mehr dreht und deutelt, um sein Verhalten als völlig korrekt hinzustellen, ist uns — offen gestanden — ganz gleichgültig. Die Anarchisten und die, die ihre Lehre verbreiten, können auf allzu zarte Rücksicht keinen Anspruch erheben. Tyrannenmord konnte einst als patriotische Tat gefeiert werden, aber selbst Wilhelm Tell würde sich nicht ge wundert haben, wenn man ihm im fünften Akt den Prozeß gemacht hätte. la guerro oomme a la guorDk, Krieg ist Krieg, und der Minister hat ganz recht, wenn er den Kampf gegen den Anarchismus als eine gemein same Angelegenheit aller civilisierten Staaten bezeichnet. Dem historisch geschulten Sinn der Gegenwart erscheint der Fürstenmord nicht allein als ein Verbrechen, sondern auch als eine unverzeihliche Torheit. Wir wissen, daß die Ausschaltung eines Einzelnen — und sei es der mächtigste Herrscher — den Gang der Entwickelung nicht in eine andere Richtung zu zwängen vermag. Der Minister vr. Schönstedt ging aber im Sinne des Satzes, daß der Hieb die beste Deckung sei, bald zur Offen sive über. Er hob hervor, daß die sämtlichen Personen, gegen welche sich die Untersuchung richtet, der sozialdemo kratischen Bewegung angchören: er behauptete, daß der Schriftenschmuggel nach Rußland von der Sozialdemo kratie als Parteisache behandelt werde und daß sogar die Zentralleitung in Berlin der Angelegenheit nicht völlig fern stehe. Nun ist es seit langem ein bei den rechts stehenden Parteien beliebter taktischer Kniff, Sozialdemo kratie und Anarchismus zu identifizieren oder auch die Sozialdemokratie als die Vorfrucht des Anarchismus zu bezeichnen. Häufig wird auf dem leider nicht mehr un gewöhnlichen Wege dieser Genealogie der Liberalismus gewissermaßen zum Großvater des Anarchismus gestem pelt. Tas ist begreiflich; es wäre manchen Kreisen er wünscht, einen solchen Zusammenhang festzustellen, um den liberalen Gedanken im Volke zu diskreditieren und den Boden für eine gesetzgeberische Repressiv-Aktion zu ebnen. Hoffentlich hat sich der Justizminister nicht durch die Autosuggestion solcher geheimer Wünsche verleiten lassen, Spuren zu entdecken, wo keine sind, Zusammen hänge zu gewahren, die nicht bestehen. Wie das Ergebnis Var Aichtigrtr vom Lage. * Offiziell wird angekündigt, Haß der demnächst dem Reichstage zugehende Ergänzungsetat zum Etat für 1904 einen ausreichenden Betrag zur Entschädigung der in Südafrika erlittenen Vermögensoer lu st e fordern wird. 1.0. l.v. 1.0. 1.0. 1.0. 1.0. u o. 1.0. uo. l.0. I. o. I.V. UV. UV. .n«t-v. 1. o. 1.0. Itsrk: UV. UV. Mustk. V. Aammerinusik-Abenv irn Gewan-Hause. Der spärliche Besuch am vorigen Sonntag mochte dem schlechten Wetter zuzuschreiben sein, beeinträchtigte aber keineswegs -ie Beifallsfreudigkeit der Zuhörer. Diese äußerte sich schon recht warm bei der Wiedergabe der ersten Nummer: Quartett für Streichinstrumente op. 84 in v ckur von Haydn. Die engere Fühlung, di« die Herren Konzertmeister E. Wollgand t, Erhard Heyde, A. Sebald und Professor I. K l e n g e l untereinander gewinnen, ihr ernstes Streben und 'Mühen, sich zu einem ungesonderten Körper zu verschmelzen, trat hier sichtlich zu Tage. Dies ist vor allem der Stütze und Säule un serer Quartett-Genossenschaft, nämlich Herrn Professor I. Klengelzu verdanken. Es fohlte nicht viel, und der virtuos ausgeführte letzte Satz, ein flottes korpotuum mobil«, hätte wiederholt werden müssen. An der lebhaf ten Zustimmung, die Kranz Schuberts O moll-Quartett zum Beschluß fand, vermochte ich mich freilich nicht fort- gesetzt zu beteiligen. Vielleicht beeinflußte mich zu sehr die Erinnerung an frühere unvergeßliche Darstellungen des selben Streichquartettes an derselben Stätte. Abgesehen davon erschien auch die Intonation und die technische Aus arbeitung nicht ganz ungetrübt, die Auffassung und Durch dringung des poetischen Inhalts nicht immer erschöpft. In der letzten Variation des Amiant« con moto kam es sogar zu einer lzwar nach ein paar Takten wieder aufge hobenen) Entgleisung. Die warme, farbenreiche und dich terisch erfüllte Melodiesprache Schuberts, die in dem ge nannten Werke teil- den ungestümen Aufruhr einer leidenschaftlichen Seele, teils die sttllbetrachtende, mildver- i. o. >.o. 1.0. i.v. ».v. uo. ».o. w.6p.8S wl.6p.37 1.0. 1.0. 1.0. 1.0. 1.0.ISA 1.0. Der russisch-japanische Krieg. Von, Arteg»schanplatz«. * Wei-hat-wei, 23. Februar. (Tel.) (Reuter.) Der in Wei- hai-wei von Dalny angekommene englische Dampfer „Ching- ping" berichtet, daß er von Russen beschossen und sieben Mal gegen die Wasserlinie getroffen sei. Das russische Lootsenboot, das den „Chingping" herausbrachte, sei aus eine Mine gestoßen und in die Luft gesprengt worden. * London, 23. Februar. (Tel.) Die Morgenblätter veröffent- lichen ein Telegramm aus Paris, demzufolge dort aus Peters burg eine Meldung angelangt sei, daß die Japaner am Sonn tag einen neuen Torpedoangriff vor Port Arthur ge macht haben, dem ein Bombardement der Flotte folgte. 6» eNözenaes Aon. Die Montags-Debatte im preußischen Abge ordnetenhausehat gewiß Tausende von patriotisch empfindenden Männern von einer schweren Sorge be freit. Am 19. Januar war im Reichstage eine Verhand lung gepflogen worden, in der der Staatssekretär des Auswärtigen, Frhr. v. Richthofen, den Vorwurf, die preußische Regierung verrichte Schergendienste für Rußland, nicht hinfällig zu machen vermochte. Eine tiefe Verstimmung bemächtigte sich gerade derjenigen Volks kreise, in denen ein warmes Gefühl für die Ehre des deutschen Namens lebt; mit Bitterkeit erinnerten sich Viele der Zeiten, in denen Preußen wie ein russisches Anhängsel behandelt oder mißhandelt worden war, und die bittere Frage wurde laut, ob denn die Traditionen der großen Zeit schon ganz vergessen seien, ob das mäch tige geeinte Deutschland wirklich darauf angewiesen sei, mit so niedrigen Mitteln um die Gunst des Nachbarn zu werben. Wir wollen nicht verhehlen, daß auch wir die Besorgnis hegten, die preußische Regierung nehme den ungerechtfertigten Uebereifer allzu strebsamer Unter beamten in Schutz, um nicht werdende politische Kombi nationen zu gefährden. Nun hat aber der nationallibcrale Abgeordnete Friedberg die preußische Staatsregierung wegen des Königsberger Geheimbundprozesses interpelliert, lin der Justizminister I>r. Schönstedt und nach ihm der Minister des Innern v. Hammerstein haben die Inter pellation beantwortet. Wir brauchen den Sachverhalt nicht darzulegen, unsere Leser kennen ihn aus dem parla mentarischen Bericht. Aber die Ergebnisse sind so wichtig, daß es sich doch empfiehlt,»sie einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. Es wird nicht viele Deutsche geben, die dem russischen Regierungssystem Sympathien entgegenbringen, wenn gleich kein Einsichtiger die ungeheuren Schwierigkeiten verkennen kann, die in Rußland den auf die Dauer un vermeidlichen Uebergang zur konstitutionellen Staats form verzögern müssen. Aber selbst wenn wir die Regie rungsmaximen der -arischen Regierung auf das Schroffste mißbilligen, diese abfällige Kritik darf niemals unsere Beziehungen zu Rußland gefährden. Wir können uns im Stillen wohl bekennen, daß die Nihilisten und Anarchisten durch die geradezu tragische Lage des Volkes >il.- 1.0. 1.0. i-v. ripMer. TaMlüt Anzeiger. Amtsblatt -es Hönigtichen Land- und -es Höniglichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. BezugS-PreiS 1» der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abqeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung iuS Haus ^l 3.7b. Durch die Post bezogen für Deulich- land u. Oesterreich vierteljährlich >1 4.bO, für die übrigen Länder laut ZeituugspreiSliste. Nedatttou und Expedition: Johanntsgasse 8. Fernsprecher 153 u. 222. Filialexpe-ittonen: Alfredtzahu, Buchbandlg., Univrrfitätsstr.3 (Frrnspr. Nr. 4016), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König-- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(Fern)precherAmtV1 Nr.4603.) AuS eiuer Gosenftube. A. : ,Zöas sagst du denn dazu, daß die Freisinnigen den Herrn v. Gerlach abschütteln wollten?" B. : „Das ist ganz schön, aber er ist doch noch nicht abgefalle n." A. : „Na, wie erklärst du dir denn das ? Kopsch hat doch lange genug geschüttelt." B. : „Hat er auch, aber wenn der Herr v. Gerlach nun noch nichtganzreif ist!" Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne PoslbefSrderung >1 60.—, mit Postbesörderung >1 70.—. Anuatzmefchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Dr. V., R. L W. Klinlhardt). LX. Abonnementr-A-nzert. LiSztS Faust-Sinfonie ist eins jener Urwerke, die im Anfänge nicht selten auf erstaunliche Verständnißlosigkeit und Gleichgültigkeit stoßen. Das Publikum pflegt nur zu häufig das Gebot Goethes unbeachtet zu lassen, daß man alles, was man nicht erwartet, beiseite bringen müsse, um in einem zu beurteilenden Kunstwerke nur den Gedanken des Künstlers die erste Ausführung und das Leben der Zeit rein in seine Seele zu bringen. Und LiSzt selbst litt viel unter diesem Unbeachtetsein. „Aber es wird die Zeit kommen, in welcher man meine Werke anerkennen wird", sagte er einmal. Der Meister ist nicht mebr unter den Lebenden, aber diese Zeit ist da. Dies bewies die begeisterte Aufnahme seiner musikalischen Faust-Dichtung seitens des Publikums am gestrigen Abende. Längst hatte man eS unternommen, die Sage von Faust in Form von Melodram, Oratorium und Oper musikalisch zu verwerten, aber nirgends haben sich Genie und Schaffenskraft so unlöslich mit Sicherheit der Charakterisierung und Tiefe deS geistigen Erfassens enger verbunden als im vorliegenden Falle. Wunderbar ist die Grundstimmung der drei Charaktere getroffen und fest gehalten. Im ersten Satze herrscht das tragische Moment beinahe ausschließlich vor — Faust, mit all seiner Sehn sucht nach wirklichem Leben und seinem prometheischen Ringen nach reiner Erkenntnis, ferner der Gretchen-Satz, wo „Glück, Herz, Liebe, Gott!" alles ein« ist und sich in Musik umsetzt. „Gefühl ist alles" und selten bat wohl einem Komponisten die Empfindung so reiche Ausbeute gewährt al lster, wo LiSzt dieses Charakterbild entwarf und au-sührte. Als der Meister sein Werk in jener glücklichen Weimar- Periode schuf, umgab ihn der Zauber einer unendlich tiefen, großen und reinen Frauenseele und Wahrheit und Dichtung Baron v. Rosen über die Eröffnung der Feindseligkeiten. Der abberufene russische Gesandte in Tokio Baron v. Rosen traf, wie der „Voss. Ztg." aus Hongkong ge meldet wird, mit seinen Militär- und Marineattachss auf dem Wege nach Rußland hier ein. Er erklärte in einer Unterredung, der Angriff auf die russischen Schiffe vor Tschemulpo sei ein Bruch der Neutralität und eine feige Tat gewesen. Die Japaner hatten vor der Kriegserklärung bereits das genaue Datum des Angriffs und der Landung bei Tschemulpo gewußt. Es sei wichtig, die Tatsache festzulegcn, daß die Japaner viele Monate lang die Telegraphenlinien in Korea in Händen hatten, obgleich das Land neutral war. Der Statt halter Alexejew habe den Japanern mißtraut und ein chiffriertes Telegramm an den Kapitän des „Warjag" gesandt, das Schiff solle Tschemulpo verlassen und nach Port Arthur zurückkehren. DaS Telegramm sei niemals an gekommen. Die Japaner hätten eS abgefangen und dechiffriert. Der „Warjag" sei in Unkenntnis gewesen, bis die japanischen Schiffe eintrafen. Die Japaner hätten die NeutralitätSrechte durch den Angriff in den territorialen Gewässern Koreas verletzt. Baron v. Rosen schloß mit den Worten: Nichts an dieser Handlung Japans könne als ehrlich betrachtet werden. Das ist alles ganz einwandfrei, nur hätte man erwarten sollen, daß die Russen über die Charaktereigenschaften ihrer geborenen Gegner genügend unterrichtet waren und ihr prophylaktisches Handeln danach eingerichtet hätten. Dann wären ihnen die Fatalitäten von Port Arthur ni.d Tschemulpo nicht passiert. Das gilt auch in bezug auf die folgende Nachricht: * Washington, 23. Februar. (Tel.) Rußland beschuldigt in einer Note an die Mächte Japan der Verletzung de- Völkerrechts bei Port Arthur und Tschemulpo. weitere Meldungen. * Port Tai-, 23 Februar. (Tel.) Die russischen Lraur- portschiffe „Orel" mit 1227 Mann an Bord und „Smolensk" mit Munition sind heute um 5 resp. um 8 Uhr morgen- von Suez hier angekommen uud wollen tu 24 Stuudeu uach Odessa weitergehrn. * Petersburg, 23. Februar. (Tel.) Die Dame« der deutschen Kolonie versammeln sich von heute ab jeden Dienstag in der deutschen Botschaft, um unter Leitung der Gräfin v. AlvenS- leben die für die Pflege der Verwundeten notwendigen Gegen stände zu beschaffen, zu arbeiten oder entgegenzunehmen. «««erat Auropatkin. Der Kriegsminister General Kuropatkin ist zum Ober befehlshaber der russischen Armee in der Mandschurei ernannt worden. Man darf aber wohl vermuten, daß General Kuropatkin dem Statthalter Alexejew unterstellt wird und den Befehl über alle Truppen vor dem Feinde übernimmt. General Kuropatkin gilt als einer der her vorragendsten russischen Heerführer und ist durch seine kriegsgeschichtlichen Arbeiten, die General Krahmer über setzte, auch in Deutschland sehr geschätzt. 1848 geboren, trat er in das erste turkestanische Linienbataillon und focht mit Auszeichnung in den Feldzügen des Generals Kauf mann. Er besuchte dann die Generalstabsakademte, die er 1874 als Bester seines Jahrganges verließ. Kuropatkin wurde darauf nach Algier geschickt, und nahm an der Niederwerfung eines Aufstandes teil. Nach seiner Heim kehr wurde er wieder nach Turkestan geschickt, und erwarb sich als junger Hauptmann den St.-Georgs-Orden. Hier lernte er Skobelcw kennen, der ihn sich 1877 zum Chef des Stabes erbat, als er die 16. Infanteriedivision erhielt. Skobelew verdankte seine Erfolge bei Plewna, Lowtscha und dem Balkanübergange ganz wesentlich dem klugen Rate seines Generalstabsofftziers. Kuropatkin stieg wäh rend des Krieges nach kaum zwölfjähriger Dienstzeit als Offizier zum Obersten auf und wurde verwundet. Später erhielt er die turkestanische Schützenbrigaüe und führte in I klärte Trauer über die frühe irdische Auflösung einer hol den und reinen Erscheinung schildert, erklang nicht innig und herzbewegend genug. Und dennoch — wer fühlte sich nicht gerührt bei den Variationen über das Lied: „Der Tod und das Mädchen"? Wen fesselten nicht die beiden Ecksätze und das liebe Trio des Scherzos, die uns die ur sprüngliche Eigenart, die unerschöpfliche Erfindungskraft des ewig jugendlichen Tondichters in ihrer wollen Un mittelbarkeit bis zur letzten Note kundtun? Schuberts Werk schwächte denn auch erheblich -en Eindruck, den mir vorher eine Sonate für Klavier und Violoncell op. 41 in moll von Herrn Professor Julius Röntgen.aus Amsterdam gemacht. Der Komponist ist bekanntlich als Sohn des verstorbenen Konzertmeisters Röntgen in Leip zig geboren, und die hohen Erwartungen, die er schon in seinen Knabenjahren erregte, haben sich nach der Seite unbedingter musikalischer Tüchtigkeit ohne Zweifel erfüllt. Der holde Wahnsinn des schöpferischen, dichterisch erregte» Genius hat ihn gnädigst verschont. Einer alten Herzens, neigung nämlich zu Brahms, ist er nicht untreu geworden, immerhin -hat et an Selbständigkeit in der klaren un sicheren, wohlklingenden und harmonisch öfters inter essanten Ausgestaltung gowonnen. Als Spieler — sein weicher Anschlag machte sich auf dem schönen Blüthner an genehm bemerkbar — legte er gleichfalls, von Klengel meisterhaft unterstützt, Proben seiner unantastbaren Tüchtigkeit ab. Die Sonate fand reichlichen Beifall und das Vivace, MN non Troppo presto (2. Satz) hätten die Künstler, die zum Schluffe mehrere Male hervorgerufen wurden, ohne Bedenken wiederholen dürfen. Man kann demnach kaum behaupten, -aß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt. Freilich, der verstorbene metapher gespickte, aber geistvolle Musikkritiker Bernhard Bogel ließ diesen Propheten durchaus nicht gelten. Vielleicht nahm er Anstoß an seiner pastorenhaften äußeren Erscheinung. Das hatte allerdings wenig zu sagen, denn Bogel konnte sich unter Umständen über die elegante Frisur eines Geigers oder den hohen frischgewaschcnen Hemdekragcn eines Pianisten ärgern, und dann bekam der Arme eine schlechte Zensur, Aber er würde sicherlich sein wirres Haupthaar heftig geschüttelt haben zu den gegenwärtigen grovrn unr- rrinr» uno a^npiuag Auswüchsen einer tief gesunkenen Kritik, welche die besten , förderten hier eins der wundersamsten Tongedichte zu Feuilleton. Glossen. Jaurds a« Delcaffö. Ich kann Sie nicht mehr wie bisher Mit lauer Höflichkeit befehden. Nein, lieber Freund, das geht nicht mehr: Ich muß jetzt deutsch mit Ihnen reden. Denn ich verliere den Humor, Seh' ich die Lage, die Sie schufen. Die Sache kommt mir spanisch vor Und «S ist Zeit, jetzt Halt zu rufen. Woll'n Sie sich nun, Herr Mandarin, Zu einer Aeußerung bequemen? Die passen selbst nach Peking hin, Chinesisch scheint mir Ihr Benehme». Und was Ihr Bündnis auch verspricht, Ich hoffe doch, es soll uns glücken, Um diese läst'ge Bündnispflicht Auf gut Französisch uns zu drücken.
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